Kitabı oku: «Teeträume», sayfa 2

Yazı tipi:

»Na, vielleicht brauchst du einfach jemanden, der dir das öfter sagt.«

Ich nickte und spielte an meiner Kaffeetasse herum. »Warum?«, platzte es aus mir heraus.

»Warum was?«

Noch mehr Röte. »Warum ich?«

Er lachte – nicht über mich, es klang nicht bösartig, aber beinahe so, als würde er meine Naivität verspotten. »Du bist interessant«, begann er und stützte sich nach vorne auf seinen Ellenbogen ab. »Ich muss zugeben, dass ich den Akzent sehr sexy finde. Du siehst… solide aus. Beherrscht. Das gefällt mir.«

Niemand hatte mich je derart auseinandergenommen und das hervorgehoben, von dem ich immer geglaubt hatte, es wären meine Fehler, und sie in Komplimente umgewandelt.

»Und es stört dich nicht, dass ich… älter bin?«

»Was, die neun Jahre? Das ist doch nichts.«

»Wirklich?«

»Na klar. Pass auf, Rob, ich mag dich, aber ich glaube, du hast ein Problem mit mir, aber das ist okay, versprochen.«

»Nein, nein.« Ich rang um so etwas wie Kontrolle über die Unterhaltung. Hatte ich die überhaupt jemals gehabt? »Ich auch, ich meine… ich mag dich auch, aber ich bin nur… ich weiß nicht, wie… Oh, Scheiße.«

Chris' Stirnrunzeln wurde weicher. Ein Grinsen zog an seinen Mundwinkeln. »Du bist wirklich nicht besonders gut in so was, oder?«

Ich nahm meine Hände von meinem Gesicht. »Nein, das bin ich nicht.«

»Ich würde dich gerne wiedersehen.«

»Ich würde dich auch gerne wiedersehen. Würdest du Freitag mit mir zusammen abends was essen?«

Erneut lächelte er und kratzte sich hinterm Ohr, wobei er eine lange Linie farbenfroher Tätowierungen auf der Innenseite seines Arms entblößte, die unter dem Rand seines T-Shirts verschwand. »Na klar. Klingt gut.«

»Perfekt.« Ich lächelte und stieß einen langen, erleichterten Atemzug aus. »Ich ruf dich an, wenn ich reserviert habe.«

»Reserviert man heutzutage noch?«, fragte er. »Ich dachte, das machen die nur im Film.«

Es dauerte einen Augenblick, bis mir bewusst wurde, dass er mich aufzog. »Idiot«, sagte ich und überraschte mich selbst damit. »Du brauchst eine Reservierung, wenn du in ein schickes Restaurant gehen willst. Ich werde dich nicht zu Wendy's einladen.«

»Idiot«, schoss er sogleich zurück und lachte ebenfalls. »Ich bin schon mal in einem schicken Restaurant gewesen. Muss ich mich rausputzen?«

»Nein«, sagte ich, während ich gedanklich verzweifelt nach einem netten Lokal suchte, in das ich ihn mitnehmen konnte. »Sei einfach du selbst.«

»Mein normales Selbst wird in so exquisiten Läden nicht bedient«, sagte er.

»Das bekommen wir schon hin.« Ich erhob mich, streckte mich und lächelte. »Es war schön, dich wiederzusehen, Chris.«

Er stand ebenfalls auf. »Dich auch. Wir sehen uns.«

Es war zu früh für Küsse oder auch nur eine kurze Umarmung und der niedrige Tisch stand zwischen uns, sodass es ohnehin schwer war, sich darüber zu beugen. Ein Handschlag war zu förmlich. Am Ende lächelte ich wieder und verließ dann den Coffeeshop. Der Knoten in meinem Bauch begann ein weiteres Mal, auf sich aufmerksam zu machen.

Kapitel 2

Ich entschied mich für ein chinesisches Restaurant für unsere Verabredung, hauptsächlich, weil es eines meiner bevorzugten Lokale war. Außerdem, wer mag kein chinesisches Essen? Ich war nervöser, als ich es in vielen Jahren gewesen war, möglicherweise, weil ich viele Jahre lang keine Verabredung gehabt hatte.

Selbst die normalerweise langweilige Aufgabe mich anzuziehen, wurde zu etwas Nervenaufreibendem. Ich zog beinahe jedes Kleidungsstück aus meinem Kleiderschrank und verwarf es eins nach dem anderen, ehe ich mich für ein Paar abgetragener Jeans, ein weißes Hemd und bequeme Stiefel entschied. Ich wollte meine Brille absetzen, mir die Haare schneiden lassen und alle möglichen Dinge an meinem Aussehen verändern. Ein verzweifeltes Telefonat mit Marley beruhigte meinen nervösen Magen, ihre Beschwichtigung, dass Chris bereits mochte, wer ich war, und dass ich mich für ihn nicht verändern musste.

Obwohl ich Chris anbot, ihn abzuholen, fragte er nur nach der Adresse des Restaurants und sagte, dass er mich dort treffen würde. Trotzdem war ich früh dran und parkte etwa einen Block entfernt, ehe ich beim Eingang des Restaurants herumlungerte und verzweifelt versuchte, nicht wie jemand auszusehen, der gerade versetzt worden war.

Ich hätte nicht erwartet, dass Chris auf einem Motorrad vorfuhr. Die rationale Hälfte meines Gehirns – bis zu diesem Punkt der dominante Teil, da ich nicht einmal gewusst hatte, dass ich überhaupt eine irrationale Hälfte besaß – missbilligte das. Die neu entdeckte irrationale Seite schoss einen heißen Schauer der Erregung über meine Wirbelsäule.

»Hey«, rief ich, als er den Helm absetzte. Gott sei Dank trug er einen Helm.

Ich war nicht sicher, ob Chris sich für das Treffen herausgeputzt oder herabgesetzt hatte. Offenbar hatte ich noch nicht genug von ihm gesehen. Es war das noch, das einen weiteren, erregenden Schauder durch mich hindurchjagte. Er trug eine dunkelgraue, fast schwarze Stoffhose und ein weiches, hellblaues Hemd aus Baumwolle, das nicht bis oben zugeknöpft war und dessen Ärmel hochgerollt waren, sodass seine farbenprächtigen, tätowierten Unterarme zum Vorschein kamen. Sein Aufzug bewegte sich irgendwo zwischen förmlich und lässig und ich wollte die Hand nach ihm ausstrecken und ihn berühren.

»Rob«, sagte er mit dem lässigen, zufriedenen Grinsen von jemandem, der wusste, wie umwerfend er aussah. Er schlenderte mit langen, lockeren Schritten über den Bürgersteig und trat dicht an mich heran, beugte sich vor und streifte mit seinen Lippen über meinen Mundwinkel. Blind griff ich nach ihm und packte seinen Oberarm. Mir gefiel die spürbare Kraft in seinen schlanken Muskeln.

Als wir das Restaurant betraten, wollte ich verzweifelt seine Hand nehmen, aber ich wusste nicht, wie offen er mit seiner Sexualität umging, und ich wollte nicht, dass er sich unwohl fühlte. Allerdings wurde sehr schnell klar, dass es ihm Spaß machte, in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten auszutauschen.

Während ich dem Empfangskellner meinen Namen nannte, platzierte er seine Hand auf meinem unteren Rücken, ganz leicht nur, aber fest genug, dass ich ihre Wärme durch mein Hemd hindurch wahrnehmen konnte. Ich spürte den unregelmäßigen Herzschlag in meiner Brust und wusste, dass ich schon eine ganze Weile nicht mehr so etwas gespürt hatte. Und das letzte Mal hatte es Monate gedauert, bis ich an einem Punkt angelangt war, an dem ich mich in der Gegenwart eines anderen wohlgefühlt hatte.

Ich spürte, wie er hinter mir tief Luft holte und den Geruch meines Aftershaves einatmete. Scheiße, dieser Mann würde mich noch in den Wahnsinn treiben. Aber als wir zu unserem Tisch geführt wurden, hielt er Abstand. Ich konnte nicht sagen, ob aus Respekt vor den anderen Gästen oder damit ich mich wohler fühlte. Ich fragte nicht nach.

Ich überlegte, ob Chris die Art Mensch war, die erwartete, dass ich für ihn mitbestellte, da dies immerhin unsere erste offizielle Verabredung war, aber er schien freudig die Speisekarte von unserem Kellner anzunehmen, ehe er mich fragte, was hier gut schmeckte. Ich nahm also an, dass er selbstständig genug war, um seine eigenen Entscheidungen zu fällen – zumindest, wenn es darum ging, was er essen wollte.

»Bist du Vegetarier?«, fragte ich.

Er lachte kurz auf. »Nein. Glaubst du, ein Körper wie meiner entwickelt sich ohne ein gesundes Maß an Proteinen in meinem Ernährungsplan?«

Der kleine Wink am Ende seines Satzes brachte mich dazu, sein Grinsen direkt zu erwidern, und ich fragte mich, was wohl die Hauptquelle seiner Proteine war. Ich hatte das Gefühl, dass er mit ziemlicher Sicherheit Fleisch sagen würde, wenn ich ihn danach fragte.

»Magst du süß-sauer?«

»Hm.«

Die Frau, die unsere Bestellung aufnahm, war winzig und ihre glänzenden, dunklen Haare fielen ihr in einem glatten Kurzhaarschnitt bis zum Kinn. Als sich Chris ein Bier bestellte, folgte ich dieses Mal seinem Beispiel und hoffte, dass der Alkohol meine Nerven ein wenig beruhigen würde. Normalerweise hätte ich Wein getrunken, aber ich war etwas besorgt, dadurch zimperlich zu erscheinen. Und Bier war in Ordnung.

»Wie lange bist du schon in Boston?«, fragte ich, nachdem unsere Getränke gebracht worden waren.

»Ähm«, sagte er, »so etwa zehn Tage?«

»Tatsächlich?«, sagte ich mit einem Lachen.

»Jep. Lexi – Alexis ist Background-Sängerin und spielt Gitarre – kümmert sich darum, wo wir in der jeweiligen Stadt übernachten. Da wir vorhaben, ein bisschen länger als sonst hierzubleiben, haben wir dieses Mal ein Haus für uns, drüben in Mansfield.«

»Das kenne ich«, sagte ich.

»Ja. Ich hab dir ja schon erzählt, dass John hier aufs College gegangen ist, also wussten wir, dass wir eine Weile bleiben würden. Seine Großeltern leben auch hier, also hab ich mich auf eine Aushilfsstelle bei der Sinfonie beworben und sie bekommen.«

»Das ist großartig.«

»Danke.«

»Also, Alexis und John sind mit dir zusammen in der Band?«

»Ja. Und ein Typ namens Danny auch noch. Wir treten unter verschiedenen Namen auf. Ice on the Tracks für unseren eigenen Kram und manchmal Dark Side of the Spoon.«

»Pink Floyd?«, sagte ich lachend.

»Jep. Wir spielen nicht nur Floyd-Songs, aber dieser Song von ihnen war der erste, den wir als Gruppe zusammen einstudiert haben. John ist auf den Namen gekommen und irgendwie ist er hängen geblieben.«

»Seid ihr gut?«

Die Servierplatte mit Vorspeisen wurde zusammen mit der Suppe gereicht und wir brauchten einen Augenblick, um die Dinge auf dem Tisch neu anzuordnen, sodass für alles Platz war.

»Wir haben übernächstes Wochenende einen Gig«, sagte Chris und sah mich unter seinen hübschen, blonden Wimpern hervor an. »Du solltest vorbeischauen.«

»Das würde ich gern«, sagte ich.

Unsere Unterhaltung plätscherte ungezwungen dahin, als wir über die Gegend und diverse Dinge sprachen, die es für einen Neuankömmling zu erkunden gab. Wir stellten sie den wunderschönen natürlichen Sehenswürdigkeiten gegenüber, die man auf diesem Fleckchen Erde sehen konnte, und den Städten entlang der Ostküste, die wir beide bereits besucht hatten. Ich genoss jede noch so kleine Einzelheit, die er über sich erzählte, und setzte die einzelnen Fakten zu einem dreidimensionaleren Bild dieses höchst interessanten Mannes zusammen.

»Erzähl mir was über deine Familie«, bat ich, nachdem die Vorspeisen abgeräumt und durch unsere Hauptspeise ersetzt worden waren.

»Ich bin das mittlere von fünf Kindern«, sagte er mit einem schiefen Grinsen. »Zwei ältere Brüder und zwei jüngere Schwestern.«

»Wow.«

»Ja. Und meine jüngste Schwester ist erst neun. Molly war eine Überraschung für meine Mom und meinen Dad, weil ich schon zwölf war, als sie geboren wurde. Dann bekamen sie zwei Jahre später Brianna.«

»Sie wissen, dass du schwul bist?«

Er hob eine Augenbraue und grinste mich an. Ich fing an zu erkennen, dass das eine oft benutzte Geste von ihm war. »Meine Mutter mag es, die Story zu erzählen, als ich ihr mit acht Jahren gesagt habe, dass ich einen Jungen heiraten werde, weil Mädchen ekelhaft sind. Wahrscheinlich war ich ein bisschen jung, um mich zu outen, und keiner von uns hat es je wieder erwähnt. Aber seit ich acht war, war es in meinem Zuhause irgendwie klar, dass ich nicht hetero bin.«

»Das ist erstaunlich«, sagte ich leise.

»Sind deine Leute nicht so cool?«

»Nicht wirklich.«

»Das ist beschissen«, sagte er einfühlsam. »Na los, ich hab die Fakten über meine Familie auf den Tisch gelegt. Spuck's aus.«

»Nun«, sagte ich und nahm eine Gabel voll wirklich gutem gebratenen Reis. »Ich habe eine Schwester. Sie heißt Jillian, aber wir nennen sie Jilly. Sie ist zwei Jahre jünger als ich.«

»Verheiratet?«

»Nein, sie sagt, dass sie keine Zeit für einen Freund hat. Sie arbeitet in der Werbebranche. Meine Eltern sind mit uns hergezogen, als ich sechzehn war. Mein Vater arbeitete für ein internationales Transportunternehmen in Edinburgh, das auch hier Büros hat. Mein Mutter hat nie gearbeitet.«

Ich fingerte an einer Serviette auf dem Tisch herum, während Chris seinen Kopf zur Seite neigte, sichtbar interessiert an meiner Geschichte.

»Meine Mutter … äh, sie ist eine komplizierte Frau. Sie akzeptieren mich nicht wirklich.«

Er zuckte mit den Schultern. »Also vergiss sie«, sagte er. »Meine Band ist meine Familie. Auch wenn meine Leute damit zurechtkommen, wer ich bin, würde das vermutlich anders aussehen, wenn ich ihr einziger Sohn wäre. Aber da meine beiden älteren Brüder verheiratet sind und Kinder haben, können sie es sich leisten, einen Sohn zu haben, der aus der Reihe tanzt.«

Als sich unser Essen dem Ende zuneigte, wandte sich unser Gespräch der Musik zu und wir überraschten uns selbst und vor allem gegenseitig, da wir einen ähnlichen Geschmack hatten. Es bereitete mir großes Vergnügen, ihn damit zu beeindrucken, dass ich einige seiner Lieblingsbands bereits live gesehen hatte, und wurde im Gegenzug mit seinem umfangreichen und breit gefächerten Musikwissen belohnt, obwohl ich das eigentlich hätte erwarten müssen.

Als Chris kurz auf der Toilette war, beglich ich ohne sein Wissen die Rechnung, sodass er nicht versuchen konnte, sie zwischen uns aufzuteilen. Ich hatte keine Schwierigkeiten mit Gleichberechtigung. In der Tat konnte ich mir eine Beziehung ohne sie nicht vorstellen. Ich war lediglich der Meinung, dass ich derjenige sein sollte, der zahlte, da ich auch derjenige gewesen war, der ihn zum Abendessen eingeladen hatte.

Als er zurückkehrte, war der Tisch bereits abgeräumt und ich hielt ihm seine Jacke entgegen, die ich für ihn von der Garderobe geholt hatte.

»Danke«, sagte er mit leiser Stimme, als er hineinschlüpfte.

Ich verließ zuerst das Restaurant und wandte mich ihm in der kühlen Nachtluft zu, während ich nach Worten suchte, um das hier nur ein klein wenig in die Länge zu ziehen.

Aber Chris sprach als Erster. »Ich hatte heute Abend wirklich viel Spaß.«

Irgendwie musste ich ihn aufhalten, also platzte ich mit dem Ersten heraus, das mir in den Sinn kam.

»Würdest du gerne mit zu mir kommen?«, fragte ich verzweifelt nervös. »Um dir mein Apartment anzuschauen?«

Er lächelte warm und gelassen. »Natürlich. Ich fahr dir mit dem Bike hinterher.«

Ich nickte und knabberte an meiner Unterlippe. »Gut.«

»Hey. Rob.« Ich begegnete seinem Blick und beobachtete, wie er eine Hand ausstreckte und meine Unterlippe zwischen meinen Zähnen hervorzog. »Wenn du dich damit nicht wohlfühlst, ist das okay, versprochen. Ich kann ein anderes Mal mitkommen.«

»Nein, nein«, sagte ich. »Ich möchte, dass du mitkommst.«

Ich versuchte, langsam zu fahren, um ihm die Möglichkeit zu geben, mir zu folgen, aber nicht so langsam, dass er mich für einen kompletten Idioten hielt. Es war schwer, die Balance dazwischen zu finden und zu halten. Er parkte unter dem Strahl einer Straßenlampe und ich bewunderte seine Umsicht.

Impulsiv griff ich nach seiner Hand, als wir schweigend auf mein Wohnhaus zugingen. Chris sagte nichts, sondern drückte lediglich seine warme, trockene Handfläche gegen meine und verschränkte unsere Finger miteinander.

Ich wohnte im zweiten Stock und hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, die Treppe zu nehmen, weil der Fahrstuhl so oft nach ungewaschenen Körpern und saurer Milch roch, auch wenn ich die Gründe dafür noch nie hatte herausfinden können. Chris überließ mir die Führung und ich hatte den Eindruck, er würde meinen Hintern mustern. Nicht, dass mich das gestört hätte. Nicht im Geringsten.

»Hier«, sagte ich und hielt ihm die Tür auf, sodass er das Apartment betreten konnte. Ich beeilte mich, die Lampen im Hauptraum einzuschalten, in den man von der Eingangstür aus trat, da ich ihr weiches Licht gegenüber dem harten Industrielicht der Oberleuchten bevorzugte.

»Schöne Wohnung«, sagte Chris und zog seine Jacke aus. Ich hatte das Gefühl, dass er das tatsächlich ernst meinte und nicht nur versuchte, höflich zu sein.

Flea sprang vom oberen Brett eines Bücherregals, auf dem er sich versteckt hatte, schnurrte laut und schlängelte sich um meine Beine.

»Du hast Hunger, hm?«, sagte ich an den Kater gewandt, als Chris sich nach unten beugte und ihn unterm Kinn kraulte.

»Wie heißt er?«

Ich grinste. »Flea. Wie der Floh.«

Er hob eine Augenbraue an. »Ernsthaft?«

»Ja. Findest du das blöd?«

Chris lachte. »Ich find's cool.«

»Danke«, sagte ich auf meinem Weg durch die Küche. Wie ich vermutet hatte, folgte Flea mir, immer noch miauend. Chris kam uns ebenfalls nach.

»Stört es ihn, dass du im zweiten Stock wohnst?«

»Nein«, sagte ich, füllte Trockenfutter und Wasser in seine Näpfe und überließ Flea sich selbst. »Er kann durch das Küchenfenster rein und raus. Ich könnte ihn nicht einmal drin behalten, wenn ich es versuchen würde. Zu meinem Glück ist er kein großer Mäusefänger.«

Als ich mich vom Schrank umdrehte, stand Chris so dicht bei mir, dass ich beinahe zusammengefahren wäre. Beinahe. Er hatte das inzwischen vertraute Grinsen auf seinem Gesicht, als er noch einen Schritt näherkam und mich mit je einer Hand, die er rechts und links von mir auf der Anrichte abstützte, effektiv in meiner eigenen Küche einfing.

Der Größenunterschied zwischen uns betrug lediglich ein paar Zentimeter, wenn überhaupt. Nichtsdestotrotz gefiel mir die Art, wie er mir seinen Kopf entgegenneigte, als er mit der Nase über meinen Kiefer strich.

»Ich will dich küssen«, sagte er mit leiser Stimme, die die Anspannung im Rest seines Körpers Lügen strafte. In seinen Armen! Seine Arme waren komplett angespannt, da er sich an der Anrichte abstützte, und… oh, Scheiße.

Ich nickte und Chris überwand die kurze Distanz und drückte seine Lippen auf meine. Ich hatte erwartet, dass er grob sein würde, dass er fordernd sein und sich dann einfach nehmen würde, was er wollte; aber seine weichen Lippen strichen federleicht über meine und fingen schließlich meine Unterlippe ein.

Ich war sicher, dass er meinen rasenden Herzschlag spüren konnte, als ich den Kuss vertiefte und die Arme um seine Hüfte schlang, um ihn dicht an mich gedrückt festzuhalten. Tastende Zungen glitten hervor, um einander zu schmecken, und ich fühlte, wie Chris lächelte. Er verspottete mich nicht, sondern genoss lediglich diesen langsamen, ungezwungenen Kuss.

Das sah mir absolut nicht ähnlich, aber Chris sah mir generell nicht ähnlich, also kam ich zu dem Schluss, dass ich mich einfach meinen Instinkten überlassen sollte. Vorsichtig schob ich meine Hände unter den Saum seines losen Hemds, um über die heiße, weiche Haut seines unteren Rückens zu streichen. Daraufhin löste sich eine seiner Hände vom Tresen und legte sich an meinen Hinterkopf, um durch mein Haar zu kämmen und unsere Köpfe weiter zu neigen, sodass er tiefer vordringen konnte. Mehr finden konnte.

Chris summte und fuhr mit seiner Hand meinen Körper entlang, um ungeniert meinen Hintern zu umfassen, aber das störte mich nicht. Er bewegte seine Hüften gegen meine und auch das störte mich nicht. Noch nie zuvor war da dieser Funke bei jemandem übergesprungen und so klischeehaft es auch klingen mochte, aber er entzündete etwas in mir und ließ mich etwas fühlen, von dem ich nicht sicher gewesen war, dass ich es überhaupt zu fühlen fähig war.

Als er sich bewegte und feuchte, zärtliche Küsse über meinen Hals verteilte, hatte ich wahrscheinlich gewimmert. Als seine Hand die Schnalle meines Gürtels erreichte, zögerte ich zum ersten Mal, seit er mich geküsst hatte.

»Lass mich«, flüsterte er.

Es war ziemlich erschreckend, ihn Leder durch Metall und Metall durch Jeansstoff ziehen zu lassen, so lange, bis meine Jeans offen war und seine Hand – wärmer, als ich angenommen hatte – in meine Boxershorts glitt.

Meine Finger verkrampften sich um die Kante der Anrichte hinter mir, als er meinen Penis mit festem Griff umschloss und mit kräftigen, gleichmäßigen Strichen daran entlangfuhr.

»Du bist nicht beschnitten«, sagte er, als er seinen Daumen über meine Spitze zog.

»Nein«, krächzte ich und dann wieder: »Nein. Das… ah… das war in den Siebzigern in Großbritannien nicht üblich. Ist es immer noch nicht, soweit ich weiß. Stört es dich?«

Es war so gut wie unmöglich, eine wirkliche Unterhaltung aufrechtzuerhalten, während er das mit mir machte, und ich war angemessen stolz auf mein Ergebnis.

»Überhaupt nicht«, sagte er. »Ich werde mir das später genauer ansehen.«

Seine Lippen, Zunge und Zähne attackierten meinen Hals und meine Kehle, während er mich mit abwechselnder Sanftheit und Härte streichelte, neckte, quälte. Verlangen, Macht, Unterwerfung. Ich begehrte ihn. Ich brauchte ihn.

Dann schoben sich seine Finger tiefer in meine Boxershorts und strichen zärtlich über meine Hoden.

Meine Hand schoss vor und packte seinen Unterarm. »Nicht«, sagte ich.

Ich war nicht bereit, mich zu erklären, und mein Gesichtsausdruck musste ihm das mitgeteilt haben. Chris löste meine Hand von seinem Arm, der noch immer zur Hälfte in meiner Unterwäsche steckte, platzierte sie auf seinem eigenen Rücken, nahm meinen Penis in einen besseren Griff und legte seine Lippen auf meine.

Meine Fingerspitzen strichen über seinen Nacken, als unsere Küsse süßer wurden. Noch immer streichelte er mich auf den Orgasmus zu, daran gab es keinen Zweifel, aber jetzt schien es dafür einen anderen Grund zu geben.

Als ich ein Gleich! ächzte, schien er zu verstehen, denn die Bewegungen seiner Hand wurden schneller, bis ich aufschrie und mich über seine Hand und in meine Unterwäsche ergoss. Chris war ebenfalls hart, das konnte ich an meinem Oberschenkel fühlen, aber er trat einen Schritt zurück und schüttelte seinen Kopf, als ich nach ihm griff.

»Beim nächsten Mal«, sagte er leise und verband unsere Lippen miteinander.

In der darauffolgenden Stille machten sich kleine Geräusche bemerkbar: Der Kater an seinem Kratzbaum, der Fernseher aus dem Apartment über meinem, das Rauschen des Wassers in den alten Rohren.

»Ich glaube, ich bin seit Jahren nicht in meiner eigenen Unterwäsche gekommen«, murmelte ich an seinem Hals.

Er lachte, ein leises, kehliges Geräusch. »Das ist eine sehr unterschätzte Aktivität, in der eigenen Unterwäsche zu kommen.«

Und als er den Blick hob und mich ansah, fing mein Herz heftig zu schlagen an.

»Kannst du einen Tag in der Woche freimachen?«, fragte Chris und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.

Ich schüttelte den Kopf. »Wenn ich keine Vorlesungen halte, habe ich Seminare und außerdem noch einen Kurs für kreatives Schreiben. Und ich habe einen sehr engen Lehrplan.«

»Warum?«

»Weil ich gut bin?«, sagte ich mit einem Lächeln und einem Schulterzucken. »Ich unterrichte, weil ich es liebe«, fügte ich hinzu und er drehte seinen Kopf, um mich seitlich am Hals zu küssen. »Ich will nicht in einer Highschool arbeiten, in der die Hälfte der Schüler gar nicht sein will. Alle meine Studenten suchen sich meine Kurse aus und ich liebe es, sie zu betreuen.«

»Ich wette, du bist ein toller Lehrer.«

»Allerdings höre ich freitags früh auf«, sagte ich, ohne auf sein Kompliment einzugehen. »Wenn du vorbeikommen willst, könnte ich was zum Abendessen kochen.«

»Hört sich gut an.«

Mir war bewusst, dass es spät war, dass er nicht über Nacht bleiben würde und dass die Pläne, die wir schmiedeten, um uns in weniger als einer Woche wiederzusehen, wahrscheinlich sein Wink zum Gehen waren. Allerdings wollte ich nicht, dass er ging. Einen Moment lang dachte ich darüber nach, ihn zum Bleiben zu bitten, aber das erschien mir irgendwie unangebracht.

»Kann ich dir eine SMS schreiben?«, fragte er, als ich ihn zurück in den Eingangsflur schob.

»Ja«, sagte ich. »Dann muss ich ab jetzt nur daran denken, mein Handy während meiner Vorlesungen auf stumm zu schalten.«

Er lachte und griff nach der Türklinke. »Ich hatte wirklich viel Spaß heute Abend«, sagte er und nahm meine Hand. Ich ließ mich näher an ihn heranziehen und mich sanft küssen. Dann, während meine Augen noch geschlossen waren, ließ er mich los. Ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel und ein paar Minuten später das Röhren des Motorrads.

Als mir bewusst wurde, dass ich sehen wollte, wie er wegfuhr, rannte ich gerade noch rechtzeitig zum Fenster hinüber, um ihn die Straße hinunterfahren zu sehen.

Noch nie zuvor war ich so nah dran gewesen, so etwas mit jemandem zu haben. Chris war so anders als ich, in jeder erdenklichen Hinsicht. Und trotz der Handvoll Beziehungen, die ich zuvor gehabt hatte, war Chris auch ganz anders als alle davon.

***

»Bis jetzt gibt es noch nicht viel zu erzählen«, sagte ich zu Marley und log das Blaue vom Himmel herunter, in der Hoffnung, dass die Distanz, die der Telefonanruf kreierte, ausreichend war, damit sie das nicht mitbekam.

Ich wählte einen nussbraunen Kürbis aus und legte ihn in meinen Einkaufswagen.

»Das glaube ich dir nicht«, sagte sie frei heraus. »Habt ihr schon miteinander geschlafen?«

»Nicht, dass dich das irgendetwas angehen würde, aber nein.«

Zwei rote Peperoni.

»Ich glaube dir immer noch nicht«, sagte sie. Ich musste ihre Hartnäckigkeit bewundern, aber andererseits, wenn es um Klatsch und Tratsch ging, war Marley eine Expertin darin, Informationen aus mir herauszupressen.

»Dann glaub mir nicht«, sagte ich mit erzwungener Lässigkeit, als ein Sack Kartoffeln das Ende der Gemüseabteilung markierte.

»Wie ist er so?«, wollte sie in forschem, sachlichem Tonfall wissen und ich kam nicht umhin zu lächeln. Ihre Methode könnte ein wenig Feinschliff vertragen, aber es bestand kein Zweifel daran, wie viel ihr das Thema bedeutete.

»Jung«, sagte ich mit einem Hauch von Schuldbewusstsein.

»Das weiß ich schon«, sagte sie seufzend. »Erzähl mir was Neues.«

»Er ist intelligent«, meinte ich. »Intelligenter, als ich ihm zugetraut hätte. Und er hat ein verblüffendes Selbstbewusstsein, als ob er sich in seiner Haut rundum wohlfühlen und keine Bestätigung von anderen brauchen würde. Das gefällt mir an ihm.«

»Wie groß ist sein Schwanz?«

»Marlene«, sagte ich. »Ich bin entsetzt. Ich habe keine Ahnung. Und selbst wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen.«

»Lügner.«

»Ziemlich groß«, gab ich zu. »Allerdings habe ich ihn noch nicht richtig angefasst, also steht das offizielle Urteil noch aus.«

Eine kleine, blauhaarige Frau blinzelte mich im Gang mit den Gebäckwaren mit mörderischem Gesichtsausdruck an, also änderte ich schnell die Richtung, ein Brot in der Hand, und steuerte die Feinkostabteilung an. Das erschien nur logisch.

Über das Telefon hörte ich Marley glücklich aufseufzen. »Ich liebe es, einen schwulen besten Freund zu haben«, sagte sie. »Und endlich streckst du dich den hohen Maßstäben entgegen, die ich für dich festgelegt habe.«

»Ich bin so froh, dass du es endlich geschafft hast, mich in eine Schublade zu stecken«, sagte ich sarkastisch.

»Oh, mach doch nicht so ein Theater«, sagte sie leichthin. »Wann lerne ich ihn kennen?«

»Wenn er mehr ist als ein netter Mann, den ich zwei Mal gesehen habe? Ich habe auch noch keinen seiner Freunde kennengelernt, Marley. Wir gehen die Sache langsam an.«

»Warum zum Teufel das denn?«

»Weil… weil ich ihn tatsächlich mag, okay? Ich will nicht, dass das eine weitere einmalige Verabredung ist.«

Sie schwieg einen Herzschlag zu lang und seufzte dann verträumt. »Du bist so ein Romantiker. Wann siehst du ihn wieder?«

»Freitagabend«, gab ich zu. »Ich hab versprochen, was zu kochen, also versuche ich, ein bisschen was einzukaufen.«

»Und Wein«, fügte sie hinzu. »Vergiss den Wein nicht.«

»Jede Menge Wein.«

»Genau. Und falls das ganze Date den Bach runtergeht, kannst du dich einfach betrinken, dich ausziehen und dir einen runterholen.«

»Ein ganz gewöhnlicher Freitagabend!«, meinte ich flapsig.

»Pass auf, dass er gut zu dir ist, Robert«, sagte sie plötzlich ernst. »Ich will nicht, dass du verletzt wirst.«

»Werde ich nicht«, sagte ich. Ich wusste ihre Sorge zu schätzen, aber sie machte sich unnötig Gedanken. »Ich erzähl es dir, sobald es was Neues gibt.«

»Nett von dir.«

»Richte den Mädchen Grüße von mir aus.«

»Mach ich. Bis bald dann.«

Bis zum Donnerstag gelang es mir, mich in einen Zustand ähnlich einer blinden, atemlosen Panik zu bringen.

Das Apartment – und der Kater – wurden in meinem Bemühen, mich von meinen Gedanken abzulenken, einem beispiellosen Frühjahrsputz unterzogen, auch wenn es September war. Die Wohnung war… bescheiden. Sie war nie dazu bestimmt gewesen, mein Zuhause zu sein; ich hatte sie aus der Notwendigkeit heraus gekauft. Da sie nah an der Universität lag, war die Anfahrt herrlich kurz und sie hatte die perfekte Größe für einen allein lebenden Mann wie mich. Der Immobilienmakler hatte die Küche als idyllisch und gemütlich bezeichnet, ein echtes Juwel – natürlich völliger Blödsinn. Sie war winzig. Sie bot gerade genug Platz, um gegen den Kühlschrank zurückgedrängt zu werden und einen Blowjob zu bekommen, wie mein Gehirn hilfreich ausführte. Um gegen die Erinnerung von vor zwei Nächten anzukämpfen, zwang ich mich dazu, in dem kleinen Juwel zu bleiben und es aufzuräumen, indem ich meine Schränke umsortierte und mein Gemüsefach säuberte. Das Gefrierfach abtaute. Eine neue Einkaufsliste schrieb. Katzenfutter. Milch, Brot, Bohnen. Kondome.

Scheiße!

Mit dem Staubsauger fuhr ich über die Teppiche und über das Sofa, saugte herumfliegende Katzenhaare auf und verbannte sie in die wirbelnden Tiefen der von Dyson hergestellten Verdammnis. Angst ließ mich poetisch werden. Ich räumte mein Bücherreal um (zweimal). Ich zog das Dewey-System in Betracht und verwarf es dann zu Gunsten der guten, alten alphabetischen Reihenfolge. Nach Autor und Genre. Deshalb begann meine Sammlung mit Anthropologie von Darren Abraham. Ich gab auf, als mein Gehirn mir sagte, Kipling als Einheit stehen zu lassen, aber mein neues System erforderte, dass Lyrik, Romane und Kurzgeschichten voneinander getrennt stehen mussten.

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304 s. 7 illüstrasyon
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9783958235199
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