Kitabı oku: «Besser hören - leichter leben - eBook», sayfa 2

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BUCH I: DIE GRUNDLAGEN BIS ZUM BASISVERFAHREN

1. Es ist ein guter Anfang, wenn man weiß, wo man hinwill

Jedem biologischen Lebewesen ist die Fähigkeit in die Wiege gelegt worden, sich selbst zu heilen. Wir alle erleben das Tag für Tag. Wir stoßen uns mit dem Fuß am Tischbein, schneiden uns in den Finger oder schürfen uns die Knöchel an der Wand auf. Es schmerzt, es blutet vielleicht, doch sofort fängt unser Körper an, sich zu heilen: Nach einer Verletzung beginnt sofort eine Regulation und Regeneration aus den naturgegebenen Fähigkeiten des Körpers heraus. Diese Fähigkeit gehört zu allem Lebendigen. Eine Maschine hat sie nicht. Manchmal erleben wir jedoch, dass dieser Heilungsprozess nicht oder nur sehr langsam in Gang kommt oder die Heilung nicht vollständig ist.

Wir merken dann, dass unser Körper nicht mehr so funktioniert wie vor der Verletzung.

Regulation, regulieren: regeln; ordnen; gleichmäßig machen; nach einer Norm, einem Maß einrichten (lat. regula [Maßstab, Regel]). – Ich verwende diesen Begriff im Zusammenhang mit der selbsttätigen Anpassung eines Lebewesens an eine natürliche Ordnung infolge eines Ordnungsimpulses. Die Regulation ist ein Prozess. Am Beginn steht die Stabilisierung der vorhandenen Symptome, in erster Linie die Herstellung eines Gleichgewichts, von der aus dann der weitere Aufbau der körperlichen und geistigen Fähigkeiten stattfindet.

Regeneration: Wiederherstellung, Erneuerung, (Biol.) natürliches Ersetzen verlorengegangener organischer Teile (lat. regeneratio [Wiedererzeugung]). – Regeneration ist die grundsätzliche Fähigkeit jedes lebendigen Organismus, organische Teile und Funktionen seines Körpers wiederherzustellen: sich selbst zu heilen.

In diesem Buch betrachten wir jenen Vorgang unter dem besonderen Blickwinkel des Hörens: warum wir schlechter hören, warum wir nicht mehr so hören wie früher. Was sind die Ursachen für Hörminderung? Wie können wir die Fähigkeit zur Regeneration und Regulation unseres gesamten Systems – dazu gehört unser Körper mit all seinen Funktionen, unsere Seele und unser Geist mit seinem Verstand – stärken und aktivieren, um Fähigkeiten wiederherzustellen oder neue zu gewinnen? Ein System reagiert und arbeitet immer als Ganzes. Werden Teile beeinflusst, wirkt sich das auf das Gesamte aus.

Auch wenn wir nicht sichtbare und unmittelbar berührbare Aspekte unseres Seins dabei einbeziehen wie zum Beispiel den »Geist«, ist es mir wichtig, dass wir immer auf der Ebene bleiben, auf der die dargestellten Gedanken, Zusammenhänge und Übungen für jeden überprüfbar sind – und damit meine ich auch die Menschen, für die eine geistige Welt oder Seele, Schwingungen und Energiequalitäten, Informationen und Informationsfelder nicht real oder reine Glaubenssache sind. Die tatsächliche Erfahrung in unserer realen Welt, in unserem Körper, reicht vollkommen aus und ist am Ende auch der Prüfstein, ob eine Idee oder ein Konzept funktioniert und die gewünschte Wirkung hat.

Wissen und Bewusstsein sind gefragt, um die Strukturen für das Hören aufzubauen und die uns innewohnenden Heilungskräfte fließen zu lassen, damit wir uns selbst und die Stimmen der Menschen um uns herum wieder entspannt hören können.

Die Fähigkeit zur Selbstheilung ist eine Grundfähigkeit des Lebendigen, und auf dieser bauen wir auf. Sie gilt für das Hören genauso wie alle anderen Funktionen unseres Körpers.

In diesem Buch zeichne ich die theoretischen Grundlagen für die Regeneration des Hörvermögens auf. Ich erläutere das »Basisverfahren zur Hörregeneration«, das seit 2009 praktisch angewendet wird. Ergänzt werden Theorie und Basisverfahren durch praktische Übungen, die Sie – genau wie das Basisverfahren – allein oder mit Unterstützung eines Begleiters zu Hause problemlos umsetzen können.

Basisverfahren zur Hörregeneration: Bezeichnung für den definierten Prozess des Trainings in einzelnen aufeinander aufbauenden Schritten für die Verbesserung der Hörfähigkeiten. Die Bezeichnung »MUNDUS Basisverfahren zur Hörregeneration« ist als Wortmarke in Deutschland geschützt beim Deutschen Patent- und Markenamt. Kurzbezeichnung: »Basisverfahren«.

Der praktische Ansatz, den dieses Buch vorstellt, ist neu, unkonventionell und verbindet verschiedene Wissensgebiete aus den Bereichen von Physiologie, Biologie, Anatomie, Physik, Psychologie, Traumatherapie, Feldtheorie und Gehirnforschung. Der Ansatz geht über die rein mechanische Vorstellung hinaus, dass Schädigungen der Mechanik im Ohr, zum Beispiel geknickte Härchen im Innenohr, verantwortlich für den Hörverlust sind und diese Schädigung eine Hörverbesserung unmöglich macht.

Feldtheorie: Modell zur Beschreibung der physikalischen Realität mittels Feldern, wodurch die Wechselwirkung der Teilchen durch Nahwirkung erklärt werden kann. – Die klassische Feldtheorie arbeitet insbesondere mit Mathematik, um die physikalischen Kräfte und ihre Wechselwirkungen zu beschreiben. Der englische Forscher Rupert Sheldrake hat einen neuen wissenschaftlichen Ansatz der sogenannten morphogenetischen (gestaltgebenden) Felder entwickelt, wobei überlebensbezogene Informationen von Lebewesen in nichtmaterielle sogenannte »Informationsfelder« eingespeist werden und dadurch für alle Wesen, insbesondere derselben Spezies, verfügbar sind und abgerufen werden können.5

Ich bitte Sie zu prüfen, ob dieser Ansatz eine reale Wirkung hat, ob er Ihre Welt und Ihr Hören am Ende verbessert. Ob das hier vorgestellte Denkmodell die Erklärung für die Resultate ist, wird nicht entscheidend sein. Am Ende geht es nur darum: Hören wir einander wieder besser? Wenn Sie nur Inspirationen in diesem Buch finden – ist auch das wunderbar!

Sollten Sie an einen Punkt kommen, an dem Sie aufhören, weiter an der Verbesserung Ihres Hörvermögens zu arbeiten, dann finden Sie heraus, ob und wo genau es Verständnisschwierigkeiten gab. Gern können Sie mir dann auch Ihre Fragen schreiben.

Jeder Mensch hört

»Nicht sehen können trennt uns von den Dingen,

nicht hören können trennt uns von den Menschen.«

Helen Keller

Wir sind nicht schwerhörig – wir hören nur nicht, wo der andere ist.

Kennen Sie diese Situation? Sie sprechen mit jemandem allein in einem ruhigen Raum. Sie unterhalten sich in normaler Lautstärke, vielleicht sogar leise, und Sie verstehen gut, was Ihr Gesprächspartner sagt. Ganz anders wird es jedoch, wenn Sie sich mit jemandem unterhalten und es um Sie herum etwas lauter ist, zum Beispiel im Restaurant. Von überall her kommen Geräusche, allenthalben wird geredet, vielleicht tönt noch Musik aus kleinen Lautsprecherboxen oben an der Decke und an der Wand. Jetzt haben Sie ein Problem: Sie können dem Gespräch an Ihrem Tisch kaum mehr folgen, und die Unterhaltung wird sehr schwierig.

Sitzen wir an einem großen Tisch, vielleicht bei einem Konferenzgespräch, einem Meeting, an dem mehrere Leute teilnehmen und das Gespräch hin und her geht, ist es natürlich besonders wichtig zu hören, wer gerade spricht. Ansonsten können wir nicht miteinander kommunizieren, können nicht mitreden, sind viel zu langsam. Bevor Sie realisiert haben, was die eine gesagt hat, hat schon der nächste begonnen zu sprechen, und Sie verlieren immer mehr den Faden. Und den Anschluss.

Fazit: Im Einzelgespräch kann ich mein Gegenüber verstehen. Kommen weitere Geräuschquellen hinzu, verstehe ich sie oder ihn nicht mehr.

Das zeigt uns zweierlei:

• Im Grunde können wir hören, denn sonst könnten wir den anderen ja auch im Einzelgespräch nicht verstehen.

• Wir haben Schwierigkeiten, uns dort, wo mehrere Geräuschquellen gleichzeitig vorhanden sind, auf eine Quelle auszurichten, uns im sogenannten »Störgeräusch« zu fokussieren. (Warum das so ist und wie wir wieder lernen, unsere Mitmenschen besser zu hören, erkläre ich in diesem Buch.)

Indem wir hören, wollen wir verstehen – was hören wir da? Wir hören einander zu, wir hören uns selbst zu. Wir wollen in uns nachvollziehen, was die Welt »da draußen« uns mitteilt. Das ist ein sehr komplexer Vorgang, in dem viele Aspekte unserer Sinne zusammenwirken und -arbeiten. Stellen wir den Hörvorgang im Folgenden kurz zusammengefasst dar.

Aspekt: Blickrichtung, Ansicht, Gesichtspunkt (lat. aspectus [eigtl. »das Hinsehen«]). – Wesentliche Elemente einer Sache, eines Themas, die sich immer auf dasselbe Subjekt beziehen, es jedoch von verschiedenen Seiten beleuchten. Damit können auch verschiedene Ebenen der Beschreibung gemeint sein, zum Beispiel ein Mensch mit seinen Emotionen, seinem körperlichen Zustand, seinen erworbenen Fähigkeiten.


Anatomische Übersicht des menschlichen Ohrs.

Informationen (Schallwellen und Schwingungen) von außen treffen auf unseren anatomischen Hörsinn. Die Ohren wirken wie eine Schale, die Schallwellen empfängt und diese nach innen in den Gehörgang leitet. Dort treffen sie auf das Trommelfell und bringen es in Bewegung. Direkt mit dem Trommelfell verbunden sind die 3 kleinsten und härtesten Knöchelchen – Hammer, Amboss und Steigbügel genannt – in unserem Körper, die, angeregt durch das Trommelfell, die Bewegung durch das Innenohr hindurch an die Gehörschnecke weitergeben. Hier werden über Druckänderungen Wellen ausgelöst, die ihrerseits die Haarzellen in Bewegung versetzen, so wie der Wind die Wipfel der Bäume im Wald bewegt.

Jede einzelne dieser etwa 20 000 bis 30 000 Haarzellen (die Angaben schwanken sehr stark) in der Gehörschnecke (Cochlea) ist mit einer Nervenzelle verbunden, und diese Nervenzellen geben die erhaltene Anregung als elektrischen Impuls über den Hörnerv ans Gehirn weiter. Erste Station ist das Stammhirn, um notfalls blitzschnell reagieren zu können. Von dort geht es weiter in verschiedene Bereiche des Gehirns.6

Cochlea: Teil des Innenohrs (gr. kochlías [Schnecke, schneckenförmiges Gebilde]).

Ebenfalls beteiligt am Hören ist unser Gleichgewichtsorgan (die 3 Bogengänge), das auch im Ohr sitzt und feinste Steuerimpulse über den Gleichgewichtsnerv in unsere Muskulatur gibt. Zudem ist jedes Ohr mit beiden Gehirnhälften verbunden, technisch gesprochen kreuzverschaltet, und beeinflusst die elektrische Grundschwingung unseres Gehirns, die bei einem EEG sichtbar gemacht werden kann. Der Hörvorgang beeinflusst also, wie die beiden Gehirnhälften zusammenwirken und dadurch optimal miteinander arbeiten können.

EEG: Abkürzung für »Elektroenzephalogramm« oder »Elektroenzephalografie«. Ableitung und Aufzeichnung der durch die Tätigkeit der Hirnrinde entstehenden feinen Ströme und Auswertung der Unterschiede gegenüber den normalen Kurven zur Krankheitserkennung (gr. egképhalon [Gehirn]).


Weg des Schalls (der Information) vom Ohr bis zum Gehirn.7 Die Grafik zeigt uns den komplexen Weg der Signalweiterleitung aus dem Innenohr ins Gehirn. Die Kreise mit den Punkten stehen für Ansammlungen von Nervenzellen, eine Art Rechenzentren, wo die Informationen eine erste Bewertung und Verarbeitung erfahren. Die gelben Linien stehen für die Nervenfasern, die auf der rechten Seite zahlreicher sind. Dieser gesamte Weg wird »Hörbahn« genannt. Wir wissen einiges über die Anatomie, doch längst verstehen wir noch nicht, wie alles zusammenspielt und es offensichtlich möglich ist, diese Vielzahl von beteiligten Nerven und Nervenleitungen miteinander abzugleichen und dabei noch in Bruchteilen von Sekunden eine Information zu verarbeiten.

Zusätzlich hören wir auch über unsere Knochen, die sogenannte Knochenleitung, tiefe Frequenzen. Hohe Schwingungen, insbesondere Luftdruckschwankungen, nehmen wir mit unserem Körpergewebe, vor allem der Haut wahr. Auch taube Menschen, die den gesprochenen Schall nicht oder nicht mehr bewusst wahrnehmen, empfinden Schwingungen und verarbeiten sie.

Alle Lebewesen, von der kleinsten Mikrobe bis zum größten Wal, hören. Das heißt, sie nehmen Schwingungen wahr, verarbeiten diese, reagieren darauf und geben selbst ihre spezifische Schwingung, ihre Worte, ihr Singen, ihr Blubbern, ihr Bellen wieder in die Welt hinaus.

Hören ist untrennbar mit dem Sprechen verbunden, mit der Wahrnehmung unseres Umfelds und unserer Information, unserer Schwingung, unserer Mitteilung an die Welt. Höre ich das freudige Lachen meines Kindes, entspanne ich mich. Höre ich das durchdringende »Tatütata« des Feuerwehrautos, steigen meine Aufmerksamkeit und meine Spannung unmittelbar. In der einen Situation verlangsamt sich mein Herzschlag, und mein Blutdruck sinkt; in der anderen pocht mein Herz kräftiger, und mein Blutdruck steigt, um notfalls handeln zu können.

Geräusche beeinflussen und verändern ständig unser Leben. Sie bestimmen mit, wie wir uns fühlen, ob wir uns entspannen oder in Alarmbereitschaft gehen. Immer ist unser ganzes Wahrnehmungssystem einbezogen und beteiligt. Immer und zu jeder Zeit ist auch mein Hörsinn eingeschaltet. Auch wenn ich schlafe, reagiere ich auf Geräusche. Wir hören nicht auf zu hören. Sobald es ein ungewöhnliches Geräusch gibt, sind wir schon wach. Unser Bewusstsein scannt ständig über das Hören die Umgebung – das Hören schläft nie.

Ohne Unterlass verarbeitet unser Hörsinn also die Geräusche in der näheren und weiteren Umgebung und prüft dabei unter anderem immer: Ist alles in Ordnung? Deshalb ist unser Hören auch für unser Körpergefühl der Sicherheit zuständig, weil wir so Dinge wahrnehmen, die wir nicht sehen.

Unser Hören ist ein 360-Grad-, also ein Rundum-Sinn und geht in alle Richtungen. Wir können, wenn wir in einem Zimmer sind, durch die Fenster schauen. Das ist jedoch nur eine begrenzte Wahrnehmung unserer Umgebung. Hören können wir jedoch sogar durch Wände. Wir wissen dadurch, was um uns herum los ist. Ich kann hören, wenn im anderen Zimmer gesprochen wird, der Fernseher läuft oder vor der Tür jemand ruft: »Wo bist du?«, auch wenn ich das alles nicht sehe.

Wie schnell wir von Entspannung auf höchste Spannung und Wachheit umschalten, ist in vielen alten Western zu sehen. Die guten Indianer sitzen des Abends um das Lagerfeuer, die bösen Gauner schleichen sich an. Da knackt der dürre Ast, und alle Indianer springen auf … Oder etwas weniger dramatisch: Bei unserem Wecker ist der klassische Klingelton in der Tonhöhe so abgestimmt, dass unser Wahrnehmungssystem uns alarmiert und uns am Verstand vorbei direkt aus dem Schlaf in den Wachzustand holt.

Der Vorgang des Hörens

Ein gesunder Hörsinn führt also über die akustische Wahrnehmung zu einer umfassenden und korrekten eigenen Orientierung im Raum. Die Nähe und Distanz des eigenen Körpers zu statischen oder sich bewegenden anderen Körpern in der gesamten nahen und weiten Umgebung muss über den Hörsinn geortet und nahezu gleichzeitig im Gehirn berechnet und zugeortet, das heißt im Raum positioniert werden. Damit werden die eigene Position, der eigene Standpunkt im dreidmensionalen Raum und die zeitliche Zuordnung möglichst präzise definiert. Die zeitliche Abfolge – welches Geräusch folgt auf welches andere, welche Zeit braucht ein Objekt, um zu mir zu gelangen oder sich an mir vorbeizubewegen – ist eine wichtige Information, die ich auch über den Hörsinn erhalte.

Orientierung: die Feststellung eines Standorts nach der Himmelsrichtung, das Sichzurechtfinden, die Bestimmung der eigenen Lage (gleichbedeutend frz. [s’]orienter [eigtl. »sich gegen Osten wenden«]). – In Bezug auf das Hören: die exakte Positionierung einer Geräuschquelle und seiner selbst im Raum.

Raum: 1. Weite, Ausdehnung; Länge, Breite und Höhe; Platz, Möglichkeit etwas unterzubringen; Weltall, Weltraum. 2. Bedeutung nach Zusammenhang: Erlebnisraum; realer Raum; Zimmer, Wohnraum; Zeitraum; geistiger Raum und so weiter.

Eigene und fremde Bewegungen, Annäherungen, Stillstand, Geschwindigkeiten müssen über den Hörsinn aufgenommen, über das zentrale Nervensystem an das Hörzentrum im Gehirn weitergeleitet, dort bewertet, eingeschätzt und berechnet werden.

Wir haben gesehen, dass jedes Innenohr mit beiden Gehirnhälften verbunden ist. So können zum Beispiel akustische Signale, die von beiden Ohren kommen, im Gehirn miteinander verglichen werden. Zeitliche Unterschiede der Ankunft des gleichen Signals auf dem linken und dem rechten Ohr werden analysiert, und daraus berechnet unser Gehirn die Bewegung des Objekts, welches das Geräusch erzeugt. Gleichzeitig wird auch der Inhalt des Lauts bewertet: Was erzeugt das Signal, ist es zum Beispiel ein Feuerwehrauto?

Ortung, Orientierung und Ordnung sind also aufs Engste miteinander verknüpft. Die akustische Ortung erfolgt über ein dreidimensionales Achsenkreuz, das unterscheidet zwischen:


vornehinten=horizontale Achse
obenunten=vertikale Achse
rechtslinks=seitliche Achse

Damit das Gehirn die Position und die Bewegung eines Objekts richtig berechnen kann, benötigt es solche physikalisch korrekten und akustisch eindeutigen Informationen über den Hörsinn. Ist der Hörsinn gestört oder liefert er verwirrende Informationen an das Gehirn, wird eine korrekte und eindeutige Berechnung des akustischen Geschehens der Umgebung beeinträchtigt und eine klare Orientierung und damit Verarbeitung der Hörinformationen behindert. Dies erleben wir subjektiv als »schlechter hören«.

Schlechter zu hören ist aber nicht normal – auch nicht, wenn man älter wird. Für viele Menschen ist dies jedoch zuerst einmal Realität. Es geht dabei nicht um ganz feine oder sehr leise Geräusche, zum Beispiel das Summen einer Fliege im Zimmer oder das sanfte Blätterrauschen im Wind. Es ist zwar nicht schön, wenn ich das nicht mehr höre, für unsere Hauptkommunikation von Mensch zu Mensch jedoch ist es nicht entscheidend, denn physikalisch bleibt die Kommunikation zwischen Menschen angesichts der enormen Empfindlichkeit unseres Gehörs relativ laut.

Hierzu folgen jetzt einige vertiefende Hintergrundinformationen für Fachleute und besonders interessierte Laien. Ich stelle Ihnen eine Tabelle mit verschiedenen Messwerten und Erklärungen zur Messtechnik vor. Diese Werte und ihre Ermittlung sind für das grundlegende Verständnis des hier Gesagten jedoch nicht erforderlich.

Die Tabelle verdeutlicht mit einer Übersicht von Geräuschen und ihrer Lautstärke, gemessen in Dezibel (dB), über welches große Spektrum unser Hörsinn verfügt. Diese Maßeinheit erhielt ihren Namen »Bel« zu Ehren von Alexander Graham Bell (1847–1922), der Ideen für das Telefon zur Marktreife weiterentwickelte.8 Bei dieser Maßeinheit geht es nicht um absolute Werte, sondern um das Verhältnis zweier gemessener Werte zueinander, zum Beispiel des auf Zimmerlautstärke (= 60 dB) eingestellten Fernsehers im Vergleich zum Lärm von starkem Straßenverkehr (= 70 dB). Selbstverständlich ist dabei immer auch der Abstand zur Geräuschquelle wesentlich. Deshalb sind gemessene Werte stets in Abhängigkeit davon zu betrachten.

Dezibel: auf dem dekadischen Logarithmus beruhendes Maß für die Dämpfung von Schwingungen (keine Maßeinheit, sondern nur ein Hinweiswort für die Verwendung des dekadischen Logarithmus). »Dezi-« bezeichnet dabei den zehnten Teil eines Bels (lat. decem [zehn]).

Diese Werteskala ist eine logarithmische Funktion, das bedeutet, dass sich alle 10 dB der Wert verdoppelt. Ein Wert von 40 dB ist also gegenüber dem Ausgangswert von 10 dB nicht 4-mal, sondern 8-mal lauter.

Logarithmische Funktion, Logarithmus: diejenige Zahl b, mit der man in der Gleichung ab = c die Zahl a potenzieren muss, um die Zahl c zu erhalten (gr. lógos [Vernunft, Verhältnis] und árithmos [Zahl]).

Noch einmal anders ist es bei der Intensität, man könnte auch »empfundene Lautstärke« sagen. Dabei gilt für eine Kugelwelle (natürliche Welle), dass bei einer Verdopplung des Abstands der Schallintensitätspegel um –6 dB abnimmt. Die Intensität fällt also auf das 1/4-Fache (25 Prozent) des Vergleichswerts (Anfangswert). Die Schallintensität nimmt dabei im Verhältnis von 1/r2 zum Abstand ab.9

Diese Ausführungen zeigen, dass Schall zu messen ganz schön kompliziert ist, und die Werte sind nicht so objektiv, wie wir uns das vielleicht wünschen würden. Ein Akustikmeister sagte mir einmal: »Mit unseren ganzen Programmen und den daraus hervorgehenden Kurven und Messwerten stellen wir hauptsächlich fest, ob jemand gut oder schlecht hört. Alles andere ist so veränderlich und im Fluss, dass wir oft schon bei der nächsten Messung ganz andere Werte erhalten.«

Beispiele für Geräusche und ihre Lautstärke in dB (Dezibel) 10


*Der Messwert für den Schalldruckpegel dB mit der Ergänzung (A) stellt eine Frequenzbewertung dar.11 Das ist ein Verfahren zur frequenzabhängigen Anpassung von Schalldruckpegeln in der Akustik. Hierbei werden die Messgrößen durch einen bewertenden Filter gewichtet, der den Frequenzgang des menschlichen Gehörs berücksichtigt und somit die Messwerte dem menschlichen Hörempfinden anpasst. Die Frequenzbewertung ist ein frequenzabhängiger Abzug beziehungsweise Zuschlag von ermittelten Pegeln und wird »bewerteter Schalldruckpegel« genannt, welcher als dB(X) oder dBX angegeben wird. Das Symbol X steht dabei für den im jeweiligen Fall konkret eingesetzten Bewertungsfilter. In praktischen Anwendungen üblich sind die A-Bewertung, ausgedrückt in dB(A), und bei hohen Schalldruckpegeln eine C-Bewertung in dB(C).

Näherungen über den Zusammenhang der Empfindung der Lautstärke und der technisch erzeugten, vorwiegend gemessenen Werte 12

+10 dB ist der Pegel der zweifach wahrgenommenen Lautstärke in der Psychoakustik (die die menschlichen Empfindungen bei Schallereignissen und deren Beziehung zu tatsächlich gemessenen Werten – ungefähr empfunden – beschreibt). Je geringer die Lautstärke, desto feiner nehmen wir Unterschiede wahr.

+6 dB entspricht der Verdopplung beim Schalldruck (Spannung) bei der gemessenen Pegeländerung von +6 dB.

+3 dB Pegelerhöhung bedarf der zweifachen Energie, also der Verstärkerleistung, überwiegend berechnet.

Die Tabelle zeigt, dass wir auch trotz einer Schwächung des Gehörs (Hörschwelle bei 30 dB) ein in normaler Lautstärke geführtes Gespräch eigentlich hören müssten, da dieses immer noch 8-mal lauter ist als unser Atemgeräusch. Selbst bei einer schon fortgeschrittenen Hörschwäche, wenn wir erst ab 40 dB eine Hörwahrnehmung haben, wäre ein Gespräch immer noch 4-mal lauter als die Geräusche, die wir gerade noch hören können.

Was ich damit noch einmal deutlich machen möchte: Wenn ich meinen Gesprächspartner nicht verstehe, weil ich ihn nicht mehr richtig höre – das heißt, wenn selbst ein in normaler Lautstärke geführtes Gespräch für meinen Hörsinn nicht mehr laut genug ist –, dann hat das nur sehr selten mit »Schwerhörigkeit« zu tun. Und doch geschieht es oft, dass ich »schwer höre«. Wir verlernen durch Belastungen, durch bestimmte Ereignisse des Lebens, richtig zu hören.

Unsere Aufgabe ist also, wieder hören zu lernen. Wir können den Hörsinn wieder aufbauen, indem wir die akustische Ortung und Verarbeitung der Hörinformationen im Gehirn trainieren. Hierfür müssen wir nichts nachwachsen lassen oder ersetzen. Die Hardware beziehungsweise die physischen Komponenten unseres Hörsinns sind, wie sie eben gerade sind. Unsere Aufgabe ist, diese vorhandene Hardware wieder vollständig und korrekt zu nutzen. Wie und warum das geht, ist mit seinen verschiedenen Aspekten in diesem Buch erklärt, eine genaue Anleitung für das Training finden Sie in Kapitel I.5 (Das MUNDUS-Basisverfahren zur Hörregeneration®), weitere ergänzende und stärkende Übungen in den folgenden Kapiteln.

Auf Altbewährtes setzen – Unsere Steuerung

Die gesamte Wahrnehmung unserer individuellen Welt, sowohl der Welt »da draußen« als auch der in unserem Inneren, ist immer geprägt von unserem Bewusstsein. Das ist die Instanz in uns, die wahrnimmt, vergleicht und unterscheidet. Immer lernen wir dabei oder greifen auf bereits Erlerntes zurück. Dabei ist die Verarbeitung von bereits bekannten und sich wiederholenden Informationen automatisiert und bedarf kaum unserer Aufmerksamkeit, wie zum Beispiel das Schalten der Gänge beim Autofahren. Haben wir es einmal erlernt und oft genug wiederholt, können wir es nebenbei ausführen, ohne darüber nachzudenken.

Im Vorgang des Lernens werden überlastende Informationen und Schwierigkeiten ganz oder teilweise ausgeklammert, zum Beispiel wenn wir als kleine Kinder gerade dabei sind, lesen zu lernen und dabei unter enormen Druck gesetzt oder sogar abgewertet werden (Du bist aber langsam! Du lernst das nie!). Das, was für unser Erleben zu viel ist, wird in einen Bereich unseres Bewusstseins eingeordnet, der nicht mehr unmittelbar zugänglich ist, das sogenannte Unterbewusstsein.

Grundsätzlich sind wir für den Lernprozess bestens ausgestattet. Wir tragen dafür ausgereifte Strukturen in uns, die sich im Laufe der Evolution über Millionen von Jahren entwickelt und bewährt haben. Diese Fähigkeit zu lernen ist wunderbar geeignet, sich auf Veränderungen einzustellen, sich anzupassen und sich selbst zu regulieren.

Alles, was wir heute beherrschen – sowohl als Menschheit insgesamt wie auch als individuelle Wesen –, konnten wir nicht auf Anhieb. Schauen wir ein Kind an, das gerade die ersten Schritte gehen möchte. Wie viele Stufen müssen gemeistert werden, wie oft fällt es hin und steht immer wieder auf? So lange, bis es die feine Regulation und Ausrichtung und gezielte Steuerung der einzelnen Muskeln gelernt hat, um gehen zu können. Ähnlich verhält es sich mit dem Hören.

Wir kommen in der Regel mit einem sehr feinen Gehör zur Welt, müssen jedoch die Verarbeitung und Zuordnung der Geräusche erst erlernen. Das machen Kinder ganz automatisch. Und wie? Mit einem ihrer Lieblingsspiele zum Beispiel: Verstecken! Dies ist nebenbei bemerkt schon eine sehr gute Übung auch für Erwachsene …

ÜBUNG: VERSTECKEN SPIELEN

Diese Übung macht richtig Spaß und kann bei jedem Wetter drinnen oder draußen gespielt werden: »Wo bist du? Ich höre dich – ich komme!« So lernt man spielerisch, Geräusche im Raum zu orten. Eine Auflistung aller Übungen mit einigen Hinweisen finden Sie im Anhang.

Haben wir eine Fähigkeit »verloren« oder haben wir etwas bisher überhaupt noch nicht gelernt, können wir uns das wieder aneignen, Schritt für Schritt. Wir können trainieren. Entscheidend ist hier ein folgerichtiges Vorgehen, das in aufeinanderfolgenden und aufeinander aufbauenden Schritten die gewünschte Fähigkeit entwickelt.

Das Training ist einer der Schlüssel für die Arbeit an der Regeneration unseres Hörsinns. Sie denken jetzt vielleicht: »Ich höre doch ständig, dann bin ich doch auch immer im Training?« Nein. Wenn wir nicht mehr gut hören, sind wir nicht im Training, sondern in der Belastung.

Ein Beispiel: Wenn ich mir meinen Rücken verrenkt habe oder mit der Zeit aus meiner Mitte gekommen bin, entsteht Schmerz. Es tut weh – dem versuche ich auszuweichen und stehe durch diese Schonhaltung oft noch schiefer in der Welt. Nun sage ich mir: »Ich muss trotzdem etwas tun und meinen Körper trainieren, laufen gehen, joggen, rennen.« Schreite ich vom Vorsatz zur Tat, dann ist das in Wirklichkeit eine Belastung, weil mein System das Training gar nicht umsetzen kann. Erst wenn mein Rücken wieder eingerenkt ist, wenn ich wieder in meine Mitte, in meine Balance gefunden habe, ist es sinnvoll, spazieren zu gehen oder zu joggen. Dann tut es meinem Körper gut und stärkt ihn.


Beispiel für die Folgen einer Schonhaltung. Vertikale Achse: Der Kopf ist nach rechts verschoben. Die rechte Schulter hängt, dadurch ist der Oberkörper insgesamt verschoben und in Spannung (Schulterblätter und Arme sind nicht auf gleicher Höhe). Die 34-jährige Mutter von 3 Kindern hat oft Rückenschmerzen und Verspannungen. Wahrscheinlich erfolgte dadurch eine Verstärkung des beidseitigen Tinnitus und der Hörschwäche.

Tinnitus: allgemeine Bezeichnung für subjektiv wahrgenommenes Rauschen, Klingeln und Pfeifen aller Art in den Ohren (lat. tinnitus [Klingeln, Geklirr]).

Genauso ist es mit dem Hören. Bin ich aus der Mitte (der Zusammenhang wird am Ende dieses Kapitels erläutert), dann ist Hören eine Belastung und kein Training. Ich merke es daran, dass Hören für mich anstrengend ist und längeres Zuhören mich ermüdet – auch wenn das, was ich höre, mich interessiert.

Unsere Aufgabe ist also, wieder eine natürliche Ordnung aufzubauen, das heißt, einen gesunden Impuls in ein vorhandenes Ungleichgewicht einzubringen mit dem Ziel, unsere natürliche Wahrnehmung wiederherzustellen.

Die übergeordnete Steuerung für unseren Körper – Die 3 Säulen

Unsere Wahrnehmungsfähigkeit ist verbunden mit einer zentralen Steuerung, die alle Vorgänge der Wahrnehmung, der Verarbeitung und Ausführung der körperlichen Funktionen koordiniert. Diese zentrale Steuerung ist unser bewusstes Sein.

Auf der körperlichen Ebene ist dieses Bewusstsein in unserem Gehirn und Nervensystem repräsentiert, die aus einzelnen Zellen aufgebaut sind. Das Körperbewusstsein arbeitet zum Beispiel auch dann, wenn wir schlafen. Der körperliche Aspekt unseres Gesamtbewusstseins funktioniert weitgehend autonom und instinktiv mit Informationen, die in unseren Genen verankert sind und in erster Linie das Überleben des Organismus sichern sollen.

Unser Bewusstsein besteht auch aus einem weiteren Aspekt, den wir mit Begriffen wie »Seele«, »Geist« und »Verstand« beschreiben. Er ist nicht an den Körper gebunden und kann auch unabhängig vom Körper Erfahrungen machen, wie das zum Beispiel geschieht, wenn wir uns etwas gedanklich vorstellen und ausmalen.

Beide Aspekte des Bewusstseins stehen immer im Austausch und lernen voneinander. Dabei arbeitet unser Bewusstsein ähnlich wie ein Computer mit Programmen (dem Vorgang des Gehens zum Beispiel), um Prozesse zu automatisieren und Informationen zu verarbeiten. Diese Programme können von unserem Bewusstsein neu geschrieben (Neues lernen), umgeschrieben (bestehende Fähigkeiten verändern) oder auch gelöscht werden (eine Fähigkeit nicht mehr beherrschen oder vergessen).

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9783038001683
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