Kitabı oku: «Celsissimus: Salzburger Roman», sayfa 16

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Das Kapitel erhob nun im schriftlichen Wege Beschwerde zum Herzog nach München. Die lange Zwischenzeit bis zur Antwort blieb Wolf Dietrich ohne Zuspruch gefangen in Hohenwerfen.

Endlich kam von Maximilian die Erlaubnis zum Beginn der Unterhandlungen mit Wolf Dietrich, dem aber zu bedeuten sei, daß der Erzbischof Gefangener Bayerns(!) sei; auch dürfen die Güterwagen, welche man der Frau v. Altenau abgenommen habe, unverletzt nach Salzburg zurückgebracht und dem Kapitel ausgefolgt werden.

Zu den Verhandlungen mit Wolf Dietrich wurden die Kapitulare v. Törring, v. Wolkenstein, Graf Paris Lodron und Untermarschall Perger abgeordnet, die alsbald – es war der November ins erregte Land gezogen – nach Werfen übersiedelten.

Das Kapitel beauftragte auch den Pfleger von Radstadt, Frau v. Altenau und ihre Kinder freizulassen, sofern sie das eiserne Kistchen mit Juwelen samt Schlüssel an das Kapitel schicke. Ihr Eigentum werde nach vorgenommener Besichtigung wieder ausgefolgt werden.

Salome gehorchte und reiste alsbald mit den Kindern nach Steiermark ab; später übersiedelte sie nach Wels, wo sie lebenslang in Trauerkleidern blieb, viel weinte und ihr Leben in verhältnismäßig jungen Jahren beschloß20, ohne je ihren geliebten Herrn wiederzusehen.

Im Kerker fand Wolf Dietrich mählich seinen alten Stolz und Trotz wieder, besonders trug zu seiner Erbitterung der Wechsel in der Burgkommandantur bei, indem der ohnehin brüske Liegeois durch den rauhen Obristleutnant Hannibal von Herleberg ersetzt wurde, welcher spezielle Befehle direkt vom Herzog Max bekommen hatte.

An einem trüben Novembertag begann die Kommission des Kapitels im Burgsaale, wohin Wolf Dietrich geführt wurde, die Verhandlung. Die Herren erschraken ob des üblen Aussehens des Erzbischofs, dessen Antlitz totenbleich und, seit langem der Pflege entbehrend, von wirrem Bart umwuchert war. Gerötet schienen die Augen, doch funkelten sie im alten Feuer, trotzig klang die Stimme, aufrecht stand der Erzbischof und begrüßte die Gesandten wie im Vollbesitz seiner Macht durch hoheitsvolles Kopfnicken. Nur Perger sprach er freundlich an, wenn auch nur mit wenigen Worten.

Als man Platz in den hohen Stühlen genommen und Graf Lodron das Wort nehmen wollte, fuhr Wolf Dietrich auf und rief heftig: „Ein Wort zuvor! Wie lange soll meine Haft auf meiner Burg währen?“

Lodron räusperte sich verlegen, die Kapitulare zuckten die Achseln.

„Eh' ich nicht weiß vom baldigen Ende widerrechtlicher Haft, will von Resignation ich nimmer hören!“

Zögernd sprach Graf Lodron: „In Freiheit, so glaubt das Kapitel, werden Euer Gnaden nicht nach Wunsch die nötige Urkund' unterzeichnen, daher muß die Haft bis dahin währen!“

Wolf Dietrich sprang auf und rief grollend: „Nimmer werd' ich einwilligen! Nur wenn frei, setz' meinen Namen ich darunter! Sagt das den undankbaren Herren! Gewalt zwingt keinen Raittenau!“

Der Obristleutnant Herleberg trat in den Saal, angelockt von dem Lärm der Stimme des Gefangenen.

Erbost darob protestierte Wolf Dietrich energisch gegen die Einmischung eines bayerischen Büttels.

Nun machte der Offizier ein rasches Ende, erklärte mit zornbebender Stimme, daß die Haft verschärft werde durch Entzug von allem Schreibmaterial und künftig niemand außer den Kapitularen zugelassen werden würde.

Hochfahrend höhnte Wolf Dietrich: „Wollt selbst die Büttelwach' Ihr halten, sei's drum, nur bleibet außen und verschont mich vor Eurem Anblick!“

Soldaten traten ein, um den Gefangenen in den Kerker zurückzuführen. Wolf Dietrich wandte sich schnell zu Perger und fragte ihn, wo Lamberg weile.

Die Auskunft, daß der Getreue nach Gurk verzogen sei, stimmte den Erzbischof ersichtlich trübe, ruhig ließ er sich hinwegführen.

Mit größter Strenge, die sich zu raffinierter Grausamkeit steigerte, ward Wolf Dietrich auf Hohenwerfen gefangen gehalten; das Fenster seines Kerkers wurde mit einem Brett verschalt, so daß nur gedämpft in mattem Strahl das Tageslicht eindringen konnte; alle Schreibmaterialien blieben dem an geistige Thätigkeit gewöhnten Fürsten entzogen, und Obristleutnant Herleberg wachte darüber, daß niemand Zutritt zum Gefangenen erhielt.

Vergeblich wandte Wolf Dietrich sich an den Diener, der stumm zu bestimmten Tageszeiten die Speisen brachte, um Auskunft über den mitgefangenen Bruder Rudolf v. Raittenau zu erhalten. Es nützte ein zorniger Befehl so wenig wie die rührende Bitte des gestürzten Landesherrn.

Oft war Wolf Dietrich daran zu verzweifeln; auf den Knieen flehte er zum Allmächtigen um Beistand und verrichtete inbrünstig die Gebete. Mählich ward der Erzbischof ruhiger, damit aber auch hoffnungslos und kleinmütig.

Wieder verging eine Woche, bis die Gesandten des Kapitels auf Hohenwerfen erschienen. Auf Verlangen wurde Untermarschall Perger zunächst allein in den Kerker geführt. Erschüttert stand Perger vor seinem gedemütigten Herrn und Fürsten und weinte bittere Thränen beim Anblick Wolf Dietrichs, der ihn mit schier gebrochener Stimme begrüßte und nach Rudolf und Salome fragte.

Perger vermeldete die Befreiung Salomes und ihre Abreise nach Steiermark; bezüglich des Vizedoms Rudolf v. Raittenau werde die Freilassung erfolgen, sobald die Verzichtsurkunde unterzeichnet sein wird.

Ängstlich fragte Wolf Dietrich, wie es mit der Dotation Salomes und der Kinder gehalten werden solle.

Perger konnte nur sagen, daß auch hierfür Sorge getragen werde, nur bestünde das Kapitel zunächst auf der Resignation.

In Thränen ausbrechend schlug der Fürst die Hände vor das Antlitz und schluchzte.

Nach einer Weile erhob sich Wolf Dietrich, er hatte den schweren Entschluß gefaßt und sprach: „Wohlan! Ich will die Urkund' unterzeichnen! Führe mich!“

Der Kerker wurde geöffnet; von Perger geleitet und von bayerischen Soldaten gefolgt, schritt der Erzbischof durch die Burgräume zum großen Saal, wo die Kapitulare versammelt waren, die sich beim Eintritt des Fürsten achtungsvoll erhoben und stumm durch Verbeugungen grüßten.

Kühl richtete Graf Lodron an Wolf Dietrich die Frage, ob dieser bereit sei zur Anhörung der Urkunde.

Der Fürst nickte und ließ sich dann seufzend in einen Stuhl sinken.

Laut und deutlich verlas Graf Lodron das lange Schriftstück, dessen Hauptpunkte lauteten: 1. Wolle Erzbischof Wolf Dietrich von Raittenau freiwillig resignieren und dem Papst um die Einwilligung schreiben; 2. soll der Erzbischof in des Domkapitels Verwahrung seinem Stande gemäß gehalten werden, jedoch stehe es ihm frei, beim Papst und Herzog Max von Bayern um die Entlassung anzusuchen; 3. dem Erzbischof sollen zu einer jährlichen Pension 20000 Gulden bezahlt werden; 4. sollen demselben noch besonders 10000 Gulden zu einer Abfertigung erstattet werden; 5. anstatt des Silbergeschirres gebe man ihm 5000 Gulden und eine standesgemäße Fahrnis; 6. alle ausstehenden Gelder und Schuldverschreibungen sollen dem Erzbischof zur freien Verfügung eingehändigt werden; 7. sollen demselben alle seine Kleider, Kleinodien &c. zugestellt werden nach des Domkapitels Befinden; 8. alle bei dem Erzstift vorhandenen Schulden sollen ohne Entgeld des Erzbischofs bezahlt werden; 9. gleichwie das Domkapitel an den Erzbischof weiter nichts zu suchen habe, also soll auch dieser solches zu thun nicht Macht haben; sondern das, was vorgefallen, soll beiderseits ganz vergessen sein; jedoch soll alles dieses erst nach eingelangter päpstlicher Bestätigung in seine Wirkung kommen; 10. soll des Erzbischofes Bruder Rudolf, Vizedom zu Friesach, bei allen seinen Gütern ruhig verbleiben und die Versicherung dessen durch das Domkapitel auch bei dem Herzog von Bayern ausgewirkt werden; 11. soll sich das Kapitel bei dem Herzog von Bayern dahin verwenden, daß dem Erzbischof bis zu völliger Entledigung eine größere Freiheit als bisher gestattet werde; 12. weil dann, was die Bewilligung der Freiheit und die Versicherung der Pension betrifft, an dem Herzog von Bayern vorzüglich ist, so soll dieser von beiden Teilen um Bewilligung ersucht werden.

Mit keinem Laut hatte Wolf Dietrich die Verlesung dieser inhaltsschweren Urkunde unterbrochen; als Graf Lodron geendigt, rief der Fürst wehmutsvoll. „Und was wird aus meiner Gemahlin?“

Kalt erwiderte Lodron: „Für Frau v. Altenau wird das Kapitel Sorge tragen, sofern die Urkunde ohne Weigern unterzeichnet ist.“

Wolf Dietrich kämpfte den letzten Kampf, ein Zittern lief durch seinen Körper, er rang nach Atem und Entschluß.

Still war es im Saale, die Kapitulare saßen wie zu Stein erstarrt. Perger hatte Thränen in den Augen und fühlte sich versucht, dem entthronten Gebieter einige Trostworte zuzuflüstern, doch als er sich hierzu erheben wollte, schreckte ihn ein strenger Blick Lodrons zurück.

Ächzend erhob sich Wolf Dietrich und bat mit leisen Worten um Tinte und Feder.

Das Schreibzeug lag auf dem langen Tisch bereit; Lodron deutete darauf und trat an des Erzbischofes Seite.

Flüchtig las Wolf Dietrich die Einleitung der Urkunde, deren Text dem verlesenen Wortlaut völlig entsprach. Ein tiefer Seufzer – dann ergriff der Fürst die Feder und schrieb seinen Namen darunter.

Es war geschehen. Eine tiefe Bewegung erfaßte die Versammlung.

Ergriffen trat Wolf Dietrich zurück und bat in erschütternden Worten um Mitleid für Salome und die unschuldigen Kinder.

Kühl erwiderte Graf Lodron: „Es wird nach Möglichkeit dafür gesorgt werden!“ Zu den Kapitularen gewendet rief der Graf: „Die Kommission hat zum Zeugnis die Urkund' mit zu unterfertigen.“

Schon wollte der Fürst sich entfernen, da ersuchte ihn Lodron, einen Augenblick zu verweilen.

„Was soll noch geschehen?“ rief schmerzbewegt Wolf Dietrich aus.

„Euer Gnaden wollen noch eine Vollmacht unterzeichnen, zur Vertretung Eurer Hochfürstlichen Person am päpstlichen Hofe! Die Urkund' ad hoc liegt bereit! Ich bitte um Unterfertigung!“

Wolf Dietrich unterschrieb nach flüchtiger Durchlesung auch dieses Schriftstück und sprach dann kurz mit Perger, den er bat, sich um Salome zu sorgen Mit keinem Wort gedachte der Fürst seiner selbst, seine Fürsorge galt nur Salome und den Kindern.

Schluchzend gelobte Perger, nach Kräften einzustehen und eine finanzielle Sicherstellung der Frau v. Altenau zu erwirken.

Herleberg trat in den Saal und fragte: „Sind die Herren fertig?“

Als Lodron bejahte, befahl der Burgkommandant die Verbringung des Gefangenen in den Kerker.

Wolf Dietrich reichte Perger die Hand, die dieser unter Thränen küßte, nickte den Kommissaren zu und schritt aus dem Saal, begleitet von gleichmütigen bayerischen Soldaten.

Trübe Tage ohne Sonnenlicht folgten diesem 17. November. Der Gefangene harrte der ersehnten Befreiung; in düsteren, langen, qualvollen Stunden malte sich Wolf Dietrich aus, wie er, in Freiheit gesetzt, zu Salome und den Kindern eilen, ein neues Leben beginnen werde. Und auch Rachegedanken keimten auf in der verbitterten Brust; die Reichsstände, der Kaiser sollen aufgerufen werden, auf daß die Gewaltthat gepönt werde an den falschen Kapitularen und am Bayern-Herzog.

Am 22. November zu später Abendstunde ward der Kerker geöffnet, der Eisenmeister von Hohenwerfen verkündete dem Erzbischof, daß dieser sogleich in verschlossener Kutsche und unter Bedeckung bayerischer Reiter die Reise nach Salzburg anzutreten habe.

Wolf Dietrich zuckte zusammen; das Ziel Salzburg hatte er nicht erwartet, eher auf Verbringung über die Landesgrenze nach Kärnten gehofft. Doch willig ließ sich der Fürst bei Fackelschein den Steilberg hinabführen, und unten bestieg er die harrende Kutsche, in welcher ein bayerischer Offizier bereits saß.

Die Nacht wurde durchgefahren. Früh morgens gegen fünf Uhr hielt der Wagen am Fuße des Nonnbergs, Wolf Dietrich mußte aussteigen. Eine Anzahl bayerischer Fußsoldaten unter Kommando eines Leutnants nahm den Gefangenen in die Mitte und eskortierte ihn hinauf zur Veste Hohensalzburg.

Wie das breite Thor hinter dem Fürsten geschlossen ward, ächzte Wolf Dietrich in einer bitteren Vorahnung.

Gefangen in seinem Hauptschloß der Erzbischof von Salzburg, einer der ersten Reichsfürsten.

Ohne Verzug unternahm das Domkapitel nach Internierung seines abgesetzten Oberherrn die nötigen Schritte, um sich vor Kaiser und Papst zu rechtfertigen. Deputationen des Kapitels reisten nach Rom und Prag, die besten Redner waren zu Sprechern auserwählt.

Beim Kaiser hatte es Schwierigkeiten, denn Seine Majestät verwies Graf Lodron und dem Kapitel ernstlich das Vorgehen gegen den Erzbischof. Durch kluges Benehmen und wohlbedachte Reden gelang es aber, den Kaiser umzustimmen, ja zu einem Schreiben an den Papst zu veranlagen, wonach der Kaiser bat, es möge Se. Heiligkeit die Sache auf sich beruhen lassen und dem Salzburger Domkapitel erlauben, zur Wahl eines neuen Erzbischofes zu schreiten.

Weniger glatt wickelte sich die Angelegenheit bei Papst Paul V. ab, der bei aller Wertschätzung des Herzogs Max und Hochhaltung seiner Verdienste um die katholische Kirche doch das direkte Mißfallen über des Herzogs rasches Verfahren gegen Wolf Dietrich zum Ausdruck brachte.

Dieser Tadel veranlaßte den Herzog, durch seine Räte eine Anklageschrift gegen den gehaßten Erzbischof aufsetzen zu lassen, in welcher alles Material, auch haltlose Verleumdungen, aus der langen Regierungszeit Wolf Dietrichs zusammen getragen wurde. Als Hauptverbrechen wurde das Verhältnis des Erzbischofs zu Salome Alt hingestellt und behauptet, Wolf Dietrich sei trotz des Zölibatsgebotes mit Salome verheiratet gewesen. Ein ungeheures Sündenregister, auch die Behauptung vom Abfall von der katholischen Kirche, Verbindung mit der Union, beabsichtigtet Säkularisation des Erzstiftes, Konspiration mit Christian von Anhalt, dem Oberhaupt der protestantischen Union u.s.w. war enthalten, wanderte mit einer eigenen Gesandtschaft nach Rom, und der Herzog betrieb die Exkommunikation und öffentliche Absetzung Wolf Dietrichs als Ketzer und Apostaten.

Dem Papst war aber nicht darum zu thun, diese Angelegenheit, welche durch die bayerische Anklageschrift einen gehässigen Charakter bekommen hatte, zur öffentlichen Diskussion Europas zu stellen; Paul V. ließ die Sache vielmehr von einer Kardinalskongregation in aller Stille untersuchen.

Das Ergebnis lautete nach monatelanger Untersuchung: 1. Der Verdacht, Wolf Dietrich habe Ketzer begünstigt, konnte nicht bewiesen werden; 2. die Resignation ist solange ungültig, bis Wolf Dietrich den Verzicht vor einem päpstlichen Nuntius abgegeben habe.

Der Herzog mochte vielleicht solch milde Auffassung in Rom befürchtet haben, weswegen seine Gesandten Auftrag hatten, in diesem Falle rundweg zu erklären, daß der Herzog von Bayern die Verantwortung für alle daraus entspringenden Gefahren auf das Reich und die katholische Religion ablehne und von neuem das Äußerste versuchen werde, um „diesen Mann“ beiseite zu schaffen.

Diese Erklärung unter erneutem Hinweis für die Kardinäle, daß Wolf Dietrich Protestant werden wollte, sowie das Drängen des Kapitels verfehlte die beabsichtigte Wirkung nicht, die Stimmung im Vatikan schlug zu Ungunsten Wolf Dietrichs um. Der Papst delegierte den in Graz regierenden Nuntius, Anton Diaz, zur Abnahme der Resignation wie zur Erklärung, daß Wolf Dietrich nun päpstlicher Gefangener sei.

Der Winter wich zögernd aus Salzburgs Bergen, der Vorfrühling setzte ein mit Sturm und Regen. Wolf Dietrich saß noch immer auf Hohensalzburg gefangen, abgeschlossen von der Außenwelt, und genoß bei erträglicher Verpflegung nur die minimale Begünstigung, an regenlosen Tagen einige Stunden lang im Burghofe sich ergehen zu dürfen.

Im März endlich traf der Nuntius Diaz in Salzburg ein und wurde nun ein Tag zur Abnahme der Resignation bestimmt. Als Ort hierzu wurde die Klosterkirche auf dem Nonnberg ausersehen und diese von Soldaten ringsum dicht besetzt.

Unter militärischer Eskorte kam Wolf Dietrich von der Veste herab in diese Kirche und wurde in die Sakristei geführt, wo der Nuntius nebst drei Dienern harrte. Sofort wurde die Sakristei verriegelt.

Einer der Diener mußte die Stelle des Notars, die übrigen Dienste als Zeuge leisten. Dem Erzbischof wurde die päpstliche Verzichturkunde vorgelesen und befohlen, zum Zeichen seiner Einwilligung die Hand auf die Brust zu legen.

Wolf Dietrich protestierte gegen einige Stellen, die zu ändern der Nuntius gelobte.

Nun in die von Soldaten gefüllte Kirche gebracht, wurde der Erzbischof nochmals aufgefordert, das Zeichen zur Resignation zu geben.

Mit einem verzweiflungsvollen Blick übersah Wolf Dietrich seine waffenstarrende Umgebung. Hilfe kann es nimmer geben, es ist alles verloren. So legte denn der Erzbischof die Rechte auf die Brust, die Resignation vor dem Nuntius war dadurch rechtskräftig geworden.

Eine militärische Eskorte brachte den Entthronten wieder hinauf zur Veste.

Nun lebte Wolf Dietrich der Hoffnung, daß der Papst ihn vielleicht zum Sommer freilassen werde.

Allein der zum Nachfolger im Erzstift designierte Marcus Sitticus hetzte in Rom gegen Wolf Dietrich, den er einen höchst gefährlichen Menschen nannte, und Herzog Max ließ an den Vatikan berichten, daß Wolf Dietrich zweifellos im Falle einer Freilassung sofort die Union zur Hilfe ausrufen werde, wodurch die katholische Religion in die größte Gefahr kommen müßte.

Rom konnte sich solcher Einwirkung nicht verschließen, der Befehl zur Freilassung kam nicht.

Zehn Monate schon harrte und hoffte Wolf Dietrich in strengster Gefangenschaft, ohne Schreibzeug, ohne Lektüre; man hatte ihm nur die heilige Schrift und das Brevier gelassen.

Von den bewachenden Soldaten fühlte im Laufe der Zeit einer ein menschlich Rühren, der Bayer empfand Mitleid für den gestürzten Fürsten und zeigte sich für dessen Bitten um Schreibzeug zugänglich.

In einer Nacht brachte der bayerische Soldat das Gewünschte, und im Morgengrauen schrieb Wolf Dietrich an den Papst in lateinischer Sprache eine Vorstellung, in welcher er die bisher erlittene schmähliche Behandlung schilderte, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe und Verdächtigungen zurückwies und gegen den Nuntius Diaz bittere Klage erhob. Sein Verhältnis zu Salome gab er unumwunden zu. Er bat zum Schlusse um Abberufung des ihm gehässigen Nuntius und um eine Untersuchung durch die Bischöfe von Seckau und Lavant.

Dieses Schreiben verbarg Wolf Dietrich sorgsam des Tages über vor den Augen des inspizierenden Kerkermeisters. Als in der Nacht der bayerische Soldat wieder die Wache hatte, gab er diesem den Brief mit der Bitte um Beförderung zur Post.

Am nächsten Tage erbat der Soldat Erlaubnis zu einem Gang in die Stadt, die anfangs ohne Argwohn gegeben wurde. Der Mann lieferte das Schreiben Wolf Dietrichs zur Post und leistete sich hierauf mit dem vom Erzbischof erhaltenen Lohn eine Stärkung in der Trinkstube. Die Ausgabe eines größeren Geldstückes wie die Bestellung einer für einen Soldaten üppigen Mahlzeit erweckten Verdacht, man schickte um die Ronde, und vor dem Offizier gestand der eingeschüchterte Soldat die Briefbeförderung. Sofort wurde die Post militärisch besetzt und das leicht herausgefundene Schreiben an den Papst konfisziert und an das Kapitel ausgeliefert.

Die Folge dieser Entdeckung war eine Auswechslung der Wachen in der Veste und Androhung schwerster Strafen für den geringsten Verkehr mit dem Gefangenen.

Im Juli 1612 wurde die bayerische Militärbesatzung von Hohensalzburg abberufen, dafür kam eine salzburgische Söldnerwache auf die Veste.

Als Gefangener des Papstes mußte Wolf Dietrich nun dem Nuntius den Treueid schwören und geloben, dessen Befehle zu befolgen. Die Gefangenschaft wurde nun – verschärft.

Wiewohl doch in der Verzichturkunde ausdrücklich die Freilassung gewährleistet war, Wolf Dietrich blieb gefangen. Fruchtlos waren die Gesuche mehrerer deutscher Fürsten, die empört über den Wortbruch und die schimpfliche Behandlung eines hohen Kirchenfürsten sich für den Unglücklichen verwendeten. Selbst Kaiser Mathias schrieb an den Papst und legte Fürbitte für Wolf Dietrich ein, ohne den geringsten Erfolg. Zum Erzbischof wurde Marcus Sitticus gewählt und der neue Kirchenfürst wußte dem Papst begreiflich zu machen, daß es eine Schande für den apostolischen Stuhl sei, wenn Wolf Dietrich zu seinem früheren sündhaften Leben zurückkehren würde; auch wies der neue Herr auf die großen Gefahren hin, welche durch eine Verbindung dieses unruhigen Kopfes mit den Ketzern für ganz Deutschland entstehen könnten.

So ward denn in Rom beschlossen, die Angelegenheit in die Länge zu ziehen, bis der ohnehin kränkliche depossedierte Erzbischof vollends apathisch gemacht oder aufgerieben sei.

Damit hatte es aber lange Zeit. Wolf Dietrich, der von Zeit zu Zeit Besuch von Kapitularen wie ja auch von seinem Leibarzt bekam, machte eines Tages geltend, daß er allerdings seine geistlichen Befugnisse und Würden an den Papst zurückgegeben, nicht aber zugleich auf seine Stellung als deutscher Reichsfürst verzichtet habe.

Dies schreckte das Kapitel für die ersten Tage, dann blieb alles beim Alten.

Drei Jahre vergingen in solcher schmählichen Gefangenschaft. Einen letzten Versuch machte 1615 die Raittenausche Familie in Rom, und nun befahl der Papst, es solle Wolf Dietrich freigelassen oder wenigstens die Pension bei einigen Augsburger Kaufleuten hinterlegt werden.

Der neue Erzbischof fragte Herzog Max um Rat, dieser stellte die Gefährlichkeit einer Freilassung vor, und in diesem Sinne ward nach Rom geschrieben. Und der Papst wurde der Salzburger Sache endlich überdrüssig und ließ sie ruhen, wie sie eben lag.

Trotz aller Verträge und Versprechungen blieb Wolf Dietrich gefangen; man zuckte, wenn von solcher Treulosigkeit gesprochen wurde, die Achseln und suchte den Wortbruch mit politischen Rücksichten zu rechtfertigen.

Von allem Verkehr abgeschnitten, krank, verlor Wolf Dietrich mit den Jahren alle Energie, ein völlig gebrochener Mann begann er seine Gefangenschaft als sichtbare Strafe Gottes anzusehen. Er beschäftigte sich mit Bibelstudien und widmete seine besondere Aufmerksamkeit den Paulinischen Briefen.

Ein Schlagfluß lähmte seine ganze linke Seite, dazu kam Wassersucht und ein Steinleiden.

Als am 16. Januar 1617 der Burgkommandant, sein ehemaliger Kriegsobrist Leonhard Ehrgott, in die Wohnung Wolf Dietrichs trat, fand er den Gefangenen entseelt auf dem Bette liegen.

Es hatte ausgelitten Celsissimus!

20.Einer ihrer Söhne, der im Jahre 1605 geborene Johann Georg Eberhard von Raittenau trat 1623 unter dem Klosternamen Egidius in den Benediktinerorden zu Kremsmünster und zeichnete sich durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit, insonders in der Baukunst und mathematischen Wissenschaften aus. Als berühmter Architekt starb er 1675.
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