Kitabı oku: «Francisco Pizarro», sayfa 5
XI
Pizarro hatte während all dieser Tätigkeit neue Nachrichten über das Reich der Inka eingezogen. So war ihm der kaum beendete Brüderkrieg nicht mehr ganz unbekannt. Auch erfuhr er, daß der Sieger, König Atahuallpa, nur zwölf bis fünfzehn Tagesmärsche von San Miguel entfernt lagere, in Kaxamalká. Der Ort liegt im Gebirge, 350 km (in der Luftlinie) südwestlich von San Miguel.
Er entschloß sich, nach Kaxamalká zu marschieren und sich nach dem Vorbilde des Generals Cortes der Person des Inkakönigs zu bemächtigen. Dieser Plan war ebenso vag wie kühn. Pizarro vertraute auf sein Glück und überließ alles andere der natürlichen Entwickelung. Am Dienstag den 24. September 1532 begann er den Vormarsch. Seine Streitmacht belief sich auf:
87 Mann zu Fuß, bewaffnet mit Lanze und Schwert,
67 Reiter,
20 Bogenschützen (als besondre Abteilung unter dem Befehl eines Offiziers),
3 Büchsenschützen,
dazu etwa 25 Indianer als Diener und Träger,
insgesamt etwa 200 Köpfe.
An Artillerie hatte er zwei kleine Feldschlangen (Falkonette).
In San Miguel blieben etwa 50 Spanier zurück, unter dem Befehl von Antonio Navarro. Bei ihm weilte der von der Regierung jüngst nachgesandte kaiserliche Schatzmeister nebst seinem Stabe.
Der Übergang über den Piura ward auf zwei Flößen bewerkstelligt. Die Pferde schwammen zur Seite. Die erste Nacht verbrachte man am jenseitigen Ufer in einem Dorfe. Eine Offizierspatrouille ging in Richtung auf Kaxamalka voraus.
Nach drei Tagesmärschen, auf der vorhandenen guten Straße im Piuratale, gelangte man am 27. September nach einem größeren befestigten Dorfe, in dem ein Kazike seine Burg hatte. Bis hierher war die Patrouille gelangt, deren Führer es bereits gelungen war, mit dem Kaziken ein Bündnis zu schließen. Pizarro verblieb hier vom 27. September bis zum 7. Oktober. Da der Kommandant von San Miguel in einem Briefe um Verstärkung bat, sandte Pizarro 3 Reiter und 4 Mann zu Fuß zurück. Die Rasttage wurden benutzt, Zucht und Ordnung in das kleine Heer zu bringen.
Am 7. Oktober brach man wieder auf und erreichte am Mittag das befestigte Dorf eines Kaziken namens Pabor. Der war ehedem ein mächtiger Mann gewesen, aber König Huayna Kapak, der Vater Atahuallpas, hatte ihm zwanzig Ortschaften zerstört und viele seiner Krieger getötet. Voller Rachsucht und als fanatischer Anhänger des Königs Huaskar, erfüllte ihn Pizarros Erscheinen mit neuen Hoffnungen. Er gab ihm allerlei Auskünfte über das Land, sein Staatswesen, seine Straßen und seine Hilfsquellen.
XII
Es ist hier wohl angebracht, einiges Wenige über Land und Leute im alten Peru zu sagen.
Wie gelegentlich bereits erwähnt, haben dreizehn Inkakönige geherrscht, ehe Huaskar und Atahuallpa an die Herrschaft in Kuzko und Quito kamen. Diese dreizehn Inkas füllen die Zeit von etwa 1150 bis 1525. Der erste Fürst hieß Inka Manko Kapak. Der mächtigste und berühmteste ist wohl Inka Topak Yupanki, genannt der Große, gewesen, der von etwa 1450 bis 1480 regiert haben mag. Vor den Inkas soll es in Peru neunzig Könige aus einem andern Herrscherhause gegeben haben. So viel ist gewiß, daß vor der Kultur der Inka eine viel ältere bestanden und geblüht hat. Dies bezeugen monumentale Trümmer von Palästen, Tempeln und Festungswerken im Lande, die nach übereinstimmender Überlieferung zum mindesten ein Jahrtausend älter als die Bauten der Inkakönige sind. Was wir hiervon wissen, verdanken wir den Memorias antiguas historiales y politicas del Pirú (vollendet im Jahre 1642, gedruckt 1882) des Fernando Montesinos, die bis auf die Sintflut zurückgehen. Vieles, was er berichtet, ist Fabelei; hinwiederum hat er während seiner fünzehnjährigen Arbeit die besten Quellen benutzt, die heutzutage zum Teil verschüttet sind. Der älteste Chronist ist Pedro de Cieza de Leon; sein Werk ist bereits 1553 in Sevilla erschienen; ein Nachtrag kam erst 1880 zutage. Wichtig sind die Comentarios Reales de los Incas (Sevilla 1609) von Garcilasso de la Vega (geboren 1539 zu Kuzko; er war der Sohn eines Conquistadors und einer Inka-Prinzessin, einer Schwester vom König Huaskar). Erwähnt sei noch der Bericht von den Altertümern des Reiches Peru (1613) von Juan de Santacruz Pachacuti Yamqui, einem Ureingeborenen aus dem alten Geschlechte der Kollahua, einer durch die Inka entthronten Herrscherfamilie eines Indianerstammes in der Cordillera.
Zur Zeit des Einfalles der Spanier war das Reich Peru ein festgefügter kommunistischer Staat mit einem absolutistisch herrschenden Königshause. Heer, Priesterschaft und Beamtentum bildeten drei Pyramiden, die den Thron stützten. Jeder Privilegierte tat seine Pflicht wie eine gutgehende Uhr. Die Masse des Volkes arbeitete ebenso prompt und gewissenhaft, ohne irgendwelchen Druck zu empfinden. Je älter eine Kultur ist, um so mehr sind alle politischen Begriffe in Fleisch und Blut übergegangen. Jeder leistete, was er konnte, willig, froh und behaglich. Keiner mutete dem Andern etwas zu, was über dessen Kräfte gegangen wäre. Von einer gewissen Altersgrenze an hörte die Pflicht der Arbeit eines Jeden auf. Es bestand die allgemeine Wehrpflicht; das Heer ward von Berufsoffizieren geführt. Privateigentum gab es im Volke nicht. Was man erntete oder schaffte, ging zu bestimmten Teilen in die Vorratshäuser des Landes, Der Adel, sowohl der eingeborene, in seinen alten Rechten belassene, wie der eingewanderte höhere der Inkas, setzte seine Ehre darein, nach den Gesetzen und Bräuchen vorbildlich zu leben. Der König galt als ein höheres Wesen.
Die Inkas (König und Adel) bildeten eine dünne, aber gesunde und kraftvolle Oberschicht über eine Menge von allmählich unterjochten Stämmen, die, in den zahlreichen Tälern und Hochebenen lebend, ehedem nebeneinander bestanden hatten, vielfach ohne viel Berührung miteinander zu haben. Erst die Inkas verbanden die Stämme zu einem Volke, bauten die großen Heeresstraßen samt einem Netz von Nebenwegen, richteten die großartige Kanalisation ein, die selbst das ehedem unfruchtbare Küstenland in ein Paradies verwandelte. (Nach dem Einbruch der Spanier sind diese Verkehrs- wie Wasserwege nach und nach wieder verfallen; heute ist der Landstrich längs der Küste zumeist Einöde.)
Cieza de Leon erzählt: »Wenn ein Inka in Friedenszeiten sein Reich bereiste, so geschah dies unter Prunk und Pracht in einer kostbaren Sänfte. Um sie marschierte die Leibgarde, Bogenschützen und Lanzenträger, ihr voraus gegen 500 Schleuderer; ebensoviel bildeten die Nachhut. Die Offiziere waren bei ihren Truppen. Weit vorweg, auf den Haupt- wie auf den Seitenstraßen, eilten tüchtige und zuverlässige Läufer, die des Herrschers Ankunft verkündeten und diesem ihre Berichte über alles Nötige zurücksandten. Um den Inka zu sehen, strömte das Volk von überall her. Es sammelte sich auf den nahen Hügeln und Höhen. Beim Erscheinen des Königs begrüßte man ihn laut als Sohn der Sonne. Ehe der Zug kam, säuberte man die wohlgepflegte große Heeresstraße von allem, was der Zufall hingestreut hatte. Es durfte kein Strohhalm liegen bleiben. Der Inka legte täglich vier Leguas (etwa 25 km) zurück, selten mehr. An passenden Stellen ließ er halten, um sich über die Zustände des Landes zu vergewissern. Er hörte jeden freundlich an, der ihm in sauberer Kleidung irgendwelche Not und Klage vorbrachte. Jede Sache ward untersucht, der Übelstand beseitigt und der Schuldige bestraft. Die Soldaten des Zuges verließen niemals die Straße; sie betraten kein fremdes Haus. Nachtquartier fanden alle in den Tombas, in denen reichliche Vorräte ruhten. Dazu brachten die Bewohner naher Städte und Dörfer allerlei frische Nahrungsmittel. Männer, Weiber und Jünglinge standen überall in Menge bereit, den Dienst als Träger zu tun. In regelmäßigen Abständen warteten andre Trupps zur Ablösung. Man rechnete sich diese Leistung zur Ehre an.«
XIII
Da der Kazike Pabor öfters von einem Orte Kaxas redete, der ein paar Tagesmärsche entfernt läge und der Standort der Vortruppen Atahuallpas wäre, schickte Pizarro heimlich den Hauptmann Soto mit einer starken Patrouille (Reiter und Fußvolk) aus, um den Tatbestand festzustellen, und falls er Inkatruppen begegne, sich mit ihnen friedlich zu verständigen.
Soto ritt noch am selben Tage ab, während Pizarro erst am Morgen des 8. Oktober weitermarschierte und bis zu einem Dorfe namens Saran gelangte.
Es sei hier eingefügt, daß sich an der großen Heeresstraße, die Kuzko mit Quito (1600 km) ver- band, immer etwa 25 km voneinander entfernt, sogenannte Tambos befanden. Das waren größere oder kleinere Kastelle mit einem steinernen Herrenhause für durchreisende Edelleute und höhere Beamte nebst einer kleinen Kaserne und allerhand Vorratsschuppen, einem geräumigem Hofe und einer Umwallung. Die Straße selbst war vorzüglich gepflegt. Da Pizarro diese Tambos natürlich benutzte, so darf man annehmen, daß er täglich etwa 25 km vorwärtskam.
In Saran wartete Pizarro auf Sotos Rückkehr. Aber erst nach acht Tagen stellte er sich ein, am 16. Oktober. Diese Zeit wurde benutzt, um das Heer gefechtsfähig zu machen.
Soto hatte zwei Tage (den 7. und 8. Oktober) gebraucht, um nach Kaxas zu gelangen. Er rastete nur zu den Mahlzeiten. Man hatte hohe Berge zu übersteigen, da man den Ort überrumpeln wollte. Aber bei aller Vorsicht und obgleich man gute einheimische Führer hatte, stellten feindliche Späher die Annäherung der Spanier fest. Ein paar davon nahm man fest. Hierdurch unterrichtete man sich über die Zustände und die Zahl der Einwohner in Kaxas. Der Ort lag in einem tiefen und engen Tale. Die Spanier näherten sich der Stadt in Gefechtsordnung und zogen unbehelligt ein. Da Soto sah, wie beunruhigt die Kaxaner waren, tat er ihnen kund, er käme im Auftrage des Statthalters in friedlichster Absicht.
Alsbald stellte sich ein königlicher Beamter ein, bei dem sich Soto nach dem weiteren Wege erkundigte sowie über die vermutliche Aufnahme der Spanier in Kaxamalka durch den König Atahuallpa und über die Lage der Hauptstadt. Er erfuhr, Kuzko sei noch dreißig Tagreisen entfernt. Die Stadt sei groß, eine Tagreise im Umfang. Das Königsschloß sei vier Armbrustschüsse lang. Der Prunksaal darin habe einen Fußboden mit Silberbelag, Wände und Decken aus Silber- und Goldplatten. Nach dem unglücklichen Ausfall, des Bruderkrieges herrsche Atahuallpa und bedrücke das Reich durch große Steuern und schreckliche Grausamkeiten. Der Tyrann habe vor wenigen Tagen noch im Lager bei Kaxamalka verweilt.
Am 9. Oktober kam Soto nach Guakamba, einem Orte an einem Flusse, etwas größer als Kaxas, mit einer stattlichen Burg. Kaxas wie Guakamba lagen seitwärts der großen Heeresstraße Kuzko-Quito.
Sehnsüchtig erwartet, traf Soto am 16. Oktober wieder bei Pizarro ein. Noch zwei Tage (den 17. und 18. Oktober) verblieb das kleine Heer in Saran, weil die Sotosche Patrouille einiger Rast bedurfte. Der Statthalter benutzte diese Tage, um einen ausführlichen Bericht über den bisherigen Verlauf des Feldzuges und von den neuen Nachrichten über Peru für die Kolonisten von San Miguel zu diktieren. Der Bericht ging nebst Proben der Wollstoffe aus Kaxas und Guakamba sofort ab. Xerez fügt hier hinzu; »In Spanien später wußte man diese Gewebe nicht genüg zu rühmen und zu schätzen, weil man sie eher für Seide denn für Wolle hielt, und auch wegen der ungeheuren Arbeit und der aus Gold geschlagenen Figuren, die kunstreich in den Stoff eingewirkt waren.«
Der 19., 20. und 21. Oktober waren Marschtage. Man kam durch kein Dorf, auch an keinen Brunnen, so daß man Mangel an Wasser hatte. Am Abend des 21. erreichte man ein Kastell, das aber verlassen war. Nahe im Tale lag ein Dorf namens Kopiz, in dem der Kazike der Gegend wohnte.
Am Morgen des 22. brach man früh auf, bei Mondenschein. Gegen Mittag kam man in das nächste Kastell. Es hatte prächtige Gemächer, aber keinerlei Mundvorräte und kein Wasser. Ein paar Indianer waren da und vermeldeten, zwei Wegstunden weiter wohne ein Kazike. Der Marsch ward fortgesetzt. Das Dorf hieß Motux. Hier berichtete man dem General, Atahuallpa habe vor kurzem in der Gegend Aushebungen machen lassen. Dreihundert Mann seien rekrutiert worden, und der Kazike habe sich wegen dieser Angelegenheit nach dem Kriegslager zu Kaxamalka begeben.
Pizarro rastete vier Tage (vom 23. bis zum 26. Oktober). Dann kamen wieder zwei Marschtage (27. und 28. Oktober) durch stark bevölkerte Täler. Quartier ward immer in den Tambos genommen. Nirgends geschahen Feindseligkeiten.
Der Marsch am 29. Oktober führte durch sandiges Gelände. Darauf kam man in ein bevölkertes Tal, durch das ein reißender Fluß strömte. Da er angeschwollen war, schlag man das Nachtlager am diesseitigen Ufer auf. Pizarro entsandte einen Offizier und ein paar schwimmkundige Leute, die sich am andern Ufer festsetzen sollten, um den Obergang zu decken. Diesen Auftrag übernahm der Obrist Hernando Pizarro. Als er drüben war, kamen ihm Indianer aus einem der jenseitigen Dörfer entgegen und empfingen ihn freundlich. Er nahm Quartier in einer Burg. Obwohl ihm die Eingeborenen keinerlei Mißlichkeiten bereiteten, nahm er doch wahr, daß sie den Spaniern nicht wohlgesinnt waren. In allen umliegenden Dörfern waren die Indianer im Auszuge begriffen, offenbar auf höheren Befehl. Man schaffte alle bewegliche Habe fort. Vergeblich fragte Hernando, was dies bedeute. Ob König Atahuallpa die Spanier friedlich oder feindselig erwarte? Wohl aus Furcht vor dem Inka wagte niemand Bescheid zu geben. Da ließ Hernando einen der Häuptlinge ergreifen und foltern. So erfuhr er, daß Atahuallpa die Spanier mit einem Heere erwarte. Vortruppen ständen am Fuße der Höhe, ein Korps auf der Höhe, und die Hauptmacht lagere bei Kaxamalka. Der Häuptling gab ferner an, er sei Ohrenzeuge gewesen, wie der Inka höhnisch ausgerufen habe, kein Spanier solle je mehr das Meer wiedersehen.
Am Morgen des 30. Oktober traf Hernandos Meldung ein. Der Statthalter befahl, Bäume zu fällen und drei Flöße zu bauen. Es geschah. Der Übergang währte bis zum späten Nachmittag. Die Pferde schwammen. Pizarro verließ keinen Augenblick seinen Standort am Ufer, und als der letzte Mann über das Wasser war, setzte auch er hinüber.
Man nahm Unterkunft in der Burg. Abermals wurde ein Kazike hochnotpeinlich vernommen. Er sagte aus, der Inka läge mit 50000 Mann bei Guamachuko, an der Straße von Kaxamalka,
Vier Tage rastete man (vom 31. Oktober bis zum 3. November). Am Tage vor dem Weitermarsche hatte Pizarro eine Unterredung mit einem Kaziken, den er fragte, ob er sich getraue, als Spion der Spanier nach Kaxamalka zu gehen und Nachrichten über die Zustände daselbst einzuziehen und ihm zu überbringen. Der Indianer erwiderte, als Spion könne er nicht hingehen, wohl aber als ordentlicher Abgesandter. Dabei könne er das Nötige feststellen, vor allem Atahuallpas Gesinnung den Spaniern gegenüber und ob Truppen in den Bergen ständen.
Pizarro war damit einverstanden. Er entsandte den Kaziken. Er solle sich nach eigenem Gutdünken verhalten und, falls er Truppen bemerke, sofort einen der ihm mitgegebenen Indianer zurückschicken. Ferner solle er mit Atahuallpa und seinen Generalen sprechen und ihnen versichern, daß die Spanier niemandem Leid zufügten, sobald sie friedlich und freundlich empfangen würden. Wenn er diesen Auftrag gut ausführe, über alles die Wahrheit berichte und den König willig mache, werde ihn Pizarro als seinen Freund und Bruder behandeln, ihm Vorteile verschaffen und im Krieg und Frieden auf seiner Seite stehen.
Der Indianer gelobte es und machte sich auf den Weg. Pizarro setzte seinen Marsch durch das Tal fort und lagerte nach drei Tagesmärschen jedesmal in einem Kastell. Das war am 4., 5. und 6. November. Am zuletzt erreichten Ort mußte Pizarro die bisher benutzte schöne breite Heeresstraße verlassen und rechts die minderwertige Straße nach Kaxamalka einschlagen.
Man machte den Statthalter aufmerksam, daß dieser Weg über schwieriges Gebirge führe, das Atahuallpa mit Truppen besetzt habe. Pizarro blieb bei seinem Vorhaben. Der Inka wisse, sagte er, daß die Spanier bisher schnurstracks wider ihn marschiert wären. Wenn sie jetzt abschwenkten, müsse der Feind dies als Wankelmut und Feigheit ansehen und seinerseits an Zuversicht und Hochmut gewinnen. Der gerade Weg auf Kaxamalka sei der einzig richtige. Man solle ihm vertrauen und sich nicht schrecken lassen durch übertriebene Nachrichten über das Heer des Atahuallpa. Die gute Sache werde siegen!
Man gab dem Führer recht. Am Fuße des Gebirges angelangt, rastete man einen Tag (am 7. November), um die nötigen Vorkehrungen zum Aufstieg in die Sierra zu treffen. Pizarro hielt einen Kriegsrat ab und beschloß, mit 60 Mann zu Fuß und 40 Reitern unter seinem Kommando einen allezeit gefechtsfähigen Vortrupp zu bilden und den Rest des Heeres nebst der Bagage unter dem Befehl eines Hauptmannes in bestimmter, immer einzuhaltender Entfernung und in steter Verbindung mit dem Vortrupp nachfolgen zu lassen.
So begann am 8. November der Aufstieg. Die Pferde am Zügel, erreichte man gegen Mittag eine Burg, die den Paß beherrschte. Mit wenigen Truppen hätte man den Spaniern hier den ungemein steilen Weg verlegen können. Einen zweiten Paß aber gab es weit und breit nicht. Es zeigte sich kein Verteidiger. Offenbar hatte Atahuallpa eine ganz andre Absicht; er wollte die weißen Männer in das Innere seines Landes verlocken und dort vernichten.
In der Burg, die von einer starken Steinmauer umgeben war, nahm Pizarro sein Mittagsmahl ein. Es war bitterlich kalt. Die Pferde, an die heiße Luft der Täler gewöhnt, husteten. Nach Tisch ging der Vortrupp weiter. Ein Meldegänger überbrachte der Nachhut den Befehl, unverzüglich den vom Feind freien Paß zu durchziehen und die Nacht in der Burg zu verbringen.
Pizarro und seine hundert Mann erreichten am Nachmittag eine andre Burg, die der Hochebene näher lag. Es fanden sich daselbst ein paar Indianer und Indianerinnen. Die Einwohner des nahen Dorfes waren geflohen. Man erfuhr, Atahuallpa befände sich seit drei Tagen in Kaxamalka. Es sei viel Kriegsvolk bei ihm. Soweit man es wisse, erwarte er die Spanier in friedlicher Absicht.
Bei Sonnenuntergang traf ein Indianer ein aus dem Gefolge des Kaziken, den Pizarro nach Kaxamalka abgeschickt hatte, mit der Meldung, es seien zwei Gesandte des Königs auf dem Wege zu Pizarro. Atahuallpa befände sich in Kaxamalka. Unterwegs habe man kein Kriegsvolk angetroffen.
Der Statthalter teilte dem Führer der Nachhut dieses mit und ließ ihn wissen, daß er am kommenden Tage nur noch wenig vorrücken und die Nachhut erwarten werde, um dann wieder geschlossen weiterzumarschieren.
Am Morgen des 9. November erstieg die Vorhut die Hochebene und erwartete in der Nähe einiger Bäche die Nachhut. Man schlug die baumwollenen Zelte auf, die man bei sich hatte, und zündete Feuer an, da es auf der Höhe unerträglich kalt war. Den Boden bedeckte dürres gelbes Gras (Pajonal). Sonst wuchs hier nichts.
Gleichzeitig mit der Nachhut traf von der andern Seite her die Gesandtschaft ein, die der Inka abgeschickt hatte. Sie brachte zehn Lamas mit. Nach der feierlichen Begrüßung vermeldeten diese Boten, Inka Atahuallpa begehre zu wissen, an welchem Tage die weißen Männer in Kaxamalka einträfen, damit er ihnen Lebensmittel entgegenschicken könne.
Der Statthalter erkundigte sich eingehend nach dem Fürsten, insbesondre nach dem Stande des Krieges, den er gegen seinen Bruder führe, wie er wisse. Man erwiderte ihm, der König residiere seit fünf Tagen in Kaxamalka und habe nur eine geringe Streitmacht um sich, da seine Haupttruppen noch in Kuzko ständen. Der Krieg sei beendet, der Feind geschlagen, der Bruder in des Siegers Hand.
Pizarro hielt es für angebracht, die große Macht seines Gebieters anzudeuten. Atahuallpa sei gewiß ein mächtiger König und ein großer und glücklicher Feldherr, aber der Kaiser habe noch größere Herren zu Vasallen als Atahuallpa, und seine Generale hätten die halbe Welt besiegt. Er selbst suche des Königs Freundschaft. Er sei gekommen, sein Reich zu durchziehen, um ans andre Weltmeer zu gelangen. Wenn der Inka sein getreuer Bundesgenosse sein wolle, werde er ihm helfen, die Herrschaft in seinem Reiche zu befestigen. Wolle er aber Krieg mit ihm, so solle er ihn haben. Es werde ihm ergehen wie allen, die Pizarro vor ihm bekämpft und besiegt habe. Niemand aber erleide Leid und Unrecht von ihm, und mit niemandem begänne er Krieg, der ihn nicht dazu nötige.
Als die indianischen Botschafter solches hörten, standen sie eine Weile stumm da. Sodann erklärten sie, sie würden ihrem Könige vermelden, daß die weißen Männer alsbald nach Kaxamalka kämen. Man werde ihnen Lebensmittel entgegensenden.
Am 10. November zog Pizarro weiter, immer noch durch das Gebirge dem jenseitigen Tale zu. Während der Nacht kam man in Hütten unter. Am 11. vollendete man den Abstieg und rastete am 12. in einem Tambo. Daselbst traf der nach Kaxamalka abgesandte Kazike wieder ein. Er hatte nichts ausrichten können und berichtete, in der Ebene von Kaxamalka rüste man sich zum Kampf. Zahlreiches Kriegsvolk sei um den Inka. Er selber sei nicht vorgelassen worden. Man habe ihn schlecht behandelt und geradezu bedroht. Die Stadt sei von den Bewohnern auf Befehl des Herrschers geräumt.
Pizarro wußte genug. Er hatte auf der Hut zu sein.
Am nächsten Tage (am 14. November) wurde der Marsch fortgesetzt. Man nächtigte in der Prärie. Es kamen abermals Abgesandte des Inka mit Lebensmitteln.
Am 15. November, an einem Freitage, brach Pizarro bei Morgengrauen auf. Eine Wegstunde vor Kaxamalka macht er Halt und erwartete die Nachhut. Er teilte seine Truppen in drei Abteilungen und richtete alles zum Einzug in die Stadt her. In Reih und Glied zogen die Spanier um die Vesperzeit ein. Es war ein ungewöhnlich kalter Tag, und scharfer Ostwind ging.