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Kitabı oku: «Wie Satan starb », sayfa 14

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Dritter Teil

XIX

»Es krieselt,« sagte der königlich preußische Kommerzienrat Rosen und legte die Zeitung auf den Teetisch, an dem außer ihm seine Frau Fanni und Herr Priester, in Firma A. W. Priester Leder engros, saßen.

»Wenn schon,« erwiderte Fanni, und zu Herrn Priester gewandt sagte sie: »Also, nicht wahr, Sie sagen es Ihrem Sohn: zum Cutaway gehört ein hoher Hut.«

Priester nickte und trug es in sein Notizbuch ein, das aufgeschlagen vor ihm auf dem Tische lag.

»Ein Glück, daß meine Tochter neulich noch in Engelberg war. Hätte sie Ihren Sohn zum Tee im Esplanade gesehen, im Cut mit weichem Hut und – ich will nicht indiskret sein, Herr Kommerzienrat, aber das muß ich Ihnen doch sagen: einem Mann, der Strümpfe aus grauer Wolle trägt, wird meine Tochter niemals ihr Herz schenken.«

Priester notierte: »Wollene Strümpfe sind unmöglich« und unterstrich es.

»Merkwürdig,« sagte Herr Rosen, wieder über die Zeitung gebeugt, »daß trotz der Unterseeboote die amerikanischen Transporte unbehelligt nach Europa kommen.«

»Glauben Sie doch das nicht!« erwiderte Priester. »Bluff, nichts als Bluff. Tirpitz hat noch dieser Tage erklärt, die amerikanische Hilfe sei ein Phantom. Und wenn der Mann das sagt, dann stimmt’s!«

»Ich begreife auch nicht,« sagte Frau Fanni zu ihrem Manne, »daß du dich nach vier Jahren noch immer nicht mit diesem Kriege abgefunden hast. Er is nu mal da, und wir können’s nicht ändern.«

»Und Ludendorf«, fuhr Herr Priester fort, »hat die ganze amerikanische Aktion für einen Barnumrummel erklärt.«

Frau Fanni schlug die Augen auf und sagte pathetisch:

»Ueberhaupt: Ludendorf!« – Dann wandte sie sich wieder zu Priester und sagte: »Da fällt mir ein, daß für die Ludendorf-Spende im Zoo ein Wohltätigkeitsfest stattfindet. Ich habe für die Tombola tausend Postkarten mit dem Bildnis Ludendorfs und der Unterschrift: ›Zur freundlichen Erinnerung an den Weltkrieg‹ gestiftet. Sie sollten etwas Aehnliches stiften, Herr Priester, das fällt auf und man spricht von Ihnen.«

»Vielleicht eine Riesen-Ludendorf-Statue aus Leder,« schlug Priester vor, und Fanni erwiderte:

»Ausgezeichnet! Bei den heutigen Lederpreisen wäre das eine Sensation.« – Gleich aber kamen ihr Bedenken: »Das heißt,« fuhr sie fort: »Wozu den Leuten zeigen, womit Sie Ihre Millionen verdienten? Sie müssen sich daran gewöhnen, Herr Priester, im gesellschaftlichen Verkehr alles Geschäftliche zu eliminieren – wenigstens, solange Sie mit Leder handeln. Ist man ein berühmter Künstler oder Direktor einer Großbank, so ist das etwas anderes.«

Und Herr Priester, dessen Daumen deutlich sein früheres Handwerk verrieten, sah das ein und nickte verlegen.

»Diesmal wird es mit einem Reichskanzlerwechsel nicht getan sein,« sagte Herr Rosen in die Zeitung vertieft.

»Schon wieder?« rief Frau Fanni. »Unser armer Kaiser! Ich weiß, was das heißt, alle paar Wochen seine Leute zu wechseln.«

Und Herr Rosen las den letzten Satz des Artikels laut: »Hoffen wir, daß der neue Kanzler uns den Frieden bringt.«

Priester erschrak.

»Wa . . .?« fragte er. »Den Frieden? – Glauben Sie wirklich?«

»Wir halten durch,« erwiderte Fanni, bestrich sich den Zwieback mit Butter und legte eine Schicht Honig auf. Und Herr Priester, in Firma A. W. Priester Leder engros, fügte pathetisch hinzu:

»Das deutsche Volk steht treu zu seinem Kaiser.« Worauf Fanni die Augen aufschlug und sagte:

»Ueberhaupt: unser Kaiser!« —

Nach einer Weile fragte Herr Rosen:

»Wie steht es denn mit den Sanatoriumsplänen Ihres Sohnes?«

»Sie wissen ja, das hängt von Ihnen und Ihrer Tochter ab.«

»Nun, ich denke, das wird sich heut abend beim Diner entscheiden,« sagte Fanni. »Sie wissen, meine Tochter ist unberechenbar. Und seitdem sie aus Engelberg zurück ist, wie umgewandelt. Ideen, wie ein Proletarierkind: man muß sich schämen.«

»Gestern abend bei Tisch zum Beispiel«, bestätigte Rosen, »hat sie meiner Frau Vorwürfe über unsre luxuriöse Art, zu essen, gemacht.«

»Ja, wer soll denn die Poularden und Gänse essen, wenn nicht wir?« erwiderte Priester. »Durch etwas müssen wir uns doch schließlich von der Masse unterscheiden.«

»Aber! aber!« tadelte Fanni und dozierte: »Ich gebe ja zu, daß eine exquisite Küche für eine Familie mit gesellschaftlichen Ambitionen durchaus selbstverständlich ist. Aber mit dem Magen erschöpft sich die Vornehmheit denn doch nicht. Auch nicht mit der Kleidung, so sehr sie natürlich dazu gehört. Aber das Wesentliche, mein lieber Herr Priester, ist die Kunst! Sinn und Verständnis für Höheres!« Und dabei legte sie ihre Hand, deren starke Gelenke ein Platinarmband von unschätzbarem Werte umschloß, mütterlich auf Priesters breite Arbeiterhand und wiederholte mit jenem eigentümlichen Augenaufschlag, in dem Hingabe und Verehrung lag: »Ueberhaupt: Kunst!«

Voll Interesse betrachtete Priester Fannis Hand, dann sagte er, die Augen noch immer auf das Armband gerichtet:

»Sie haben recht! Für so ein Armband kann man sich eine ganze Poulardenzucht anlegen.«

Fanni schüttelte den Kopf.

»Nein, Priester, Sie begreifen es noch immer nicht. Gewiß ist das Kunst!« – Und sie ließ ihn das Armband von allen Seiten betrachten. »Aber es gibt noch Höheres. Etwas, was man nicht sieht. So wie man Gott nicht sieht, der doch das Höchste ist.«

»Ja, aber was ist denn das?« fragte Priester beinahe ängstlich.

Fanni schlug die Augen auf und sagte mit kaum geöffneten Lippen.

»Man empfindet es.«

Priester setzte sich ein wenig zurück und sah Fannis Mann an. Der erriet seine Gedanken und sagte:

»I Gott bewahre! Die Liebe meint meine Frau nicht.«

Fanni schüttelte den Kopf und sagte:

»Etwas Höheres. Die Liebe, sehen Sie, flaut ab und geht vorüber: Kunst aber bleibt und steigt im Wert!« – Priester spitzte, wie immer, wenn von Geldwert die Rede war, die Ohren. Frau Fanni wies auf die Wand, an der ein Lenbach hing und sagte: »Sehen Sie, das ist Kunst! Das fühlt man bis in die Fingerspitzen hinein, daß das Kunst ist. Wenn ich dies Bild ansehe, habe ich das Gefühl, als wenn ich so einen Stoß brauner Banknoten in den Händen hielte!« – Sie verbesserte schnell und sagte: »Das heißt, ich hatte es vor Jahren, als ich noch nicht wußte, was Kunst ist. Heut, da bin ich mit meinen Bildern sozusagen verwachsen. Wenn ich Lenbach heute bei einem Diner begegnen würde, ich glaube, ich würde ihn duzen.«

Priester starrte verständnislos auf das Bild, dann sagte er:

»Das also nennt man Kunst. – Einfach ist das nicht.«

»Geld verdienen ist jedenfalls einfacher,« erwiderte Rosen.

»Aber gemein,« erklärte Fanni.

Rosen und Priester sagten entsetzt, wie aus einem Munde:

»Was?«

»Gott, das ist so eine Redensart,« erwiderte Fanni.

»Wenn man genug hat, während andre noch immer verdienen müssen, dann kann man sich den Luxus eben gestatten und es so nennen.«

»Wir sprachen, wenn ich nicht irre, von Ihrer Tochter,« lenkte Priester ein, der diese Erklärung persönlich nahm.

»Richtig, ja!« erwiderte Fanni. »Also denken Sie, Margot ist gradezu als ein andrer Mensch aus Engelberg zurückgekommen.«

»Ja, inwiefern denn?« fragte Priester.

»Ich kann Ihnen das schwer deutlich machen. Später, da werden Sie es vielleicht einmal verstehn. Grade das, womit ich mir Jahre hindurch bei ihr und bei meinem Manne und schließlich auch mit mir selbst soviel Mühe gegeben habe, so wie ich es jetzt auch mit Ihnen tue, Sie sozusagen auf Ihrer Klein-Leute-Vergangenheit gesellschaftlich emporzuentwickeln.« – Sie sah, daß Priester ihr nicht zu folgen vermochte und verlor die Geduld. »Daß Sie das nicht fühlen,« schalt sie ihn. »Also, um es Ihnen klar zu machen, lieber Herr Priester! Damit, daß Sie Ihre Gartenhauswohnung im wildesten Westen mit einer Beletage in der Tiergartenstraße vertauscht und Ihren Sohn, statt ihn nach der Familientradition Schuster werden zu lassen, Medizin studieren ließen, damit ist Ihre Wandlung nur äußerlich vollzogen. Um gesellschaftliche Vollwertigkeit zu erlangen, dazu bedarf es vor allem einer inneren Wandlung. Die aber ist erst vollzogen, wenn Sie rein gefühlsmäßig die Distanz zwischen sich und denen da unten empfinden.«

Priester sah verständnislos zu Frau Fanni auf. Und die fuhr fort:

»Höhenmenschen nennen wir das in unserer Gesellschaftssprache. Für uns, denen allein der Gedanke an eine Berührung mit der Masse physisches Unbehagen bereitet, sind die Luxusrestaurants, die Logen, die Autos, die Abteile erster Klasse da. Kultur – notieren Sie das« – trieb sie den schon völlig verwirrten Priester an und wiederholte: »Kultur äußert sich in erster Linie in der durch verfeinerten Geruchsinn und verfeinerte Gefühlsnerven bedingten Emanzipation von der Masse. Solange Sie noch den Geruch der armen Leute ertragen, ohne ohnmächtig zu werden, solange ist Ihre gesellschaftliche Entwicklung noch nicht abgeschlossen.«

Priester sah jetzt von seinem Notizbuch auf, hob den Kopf und strahlte über das ganze Gesicht.

»Meine Frau,« rief er stolz, »die ist so weit. Die betritt schon seit ein paar Monaten die Stuben der Dienstboten nicht mehr, weil sie den Geruch nicht verträgt.«

Frau Fanni schloß die Augen und wandte sich ab.

»Pfui dond!« rief sie und erklärte breit: »In einem wirklich vornehmen Hause riecht die Dienerschaft wie die Herrschaft. Sie hat ihre eignen Bäder und auf dem Toilettentisch jeder Zofe, die auf sich hält, steht ein Fläschchen Quelques Fleurs – natürlich mit Wasser verdünnt.«

»Du kommst immer wieder von Margot ab.« mahnte Rosen seine Frau. Die widersprach und sagte:

»Aber nein! Durchaus nicht! Ich kenne doch mein Kind! Und wenn Margot auch äußerlich noch eine Dame ist, so fühle ich doch, daß sie sich für die Schicksale von Menschen interessiert, die sozial tief unter ihr stehen.«

»Das ist der Blödsinn, den der Krieg mit sich gebracht hat,« suchte Rosen sie zu beruhigen. »Es gilt für junge Mädchen aus guten Häusern für schick, in sozialer Fürsorge zu machen, und daher betreiben sie’s als Sport: genau wie jeden andern. Heut spielen sie Tennis, morgen spielen sie Krankenpflege und soziale Fürsorge und übermorgen waschen sie, wenn irgendeine schwachsinnige Prinzessin es ihnen vormacht, mit demselben Enthusiasmus die schmutzige Wäsche kriegsgefangener Soldaten.«

»Wenn es das wäre,« widersprach Frau Fanni. »Wenn es aus Mode oder Sport geschähe, ich würde es billigen und fände es natürlich. Bei ihr aber entspringt das Mitgefühl mit Menschen, die so tief unter ihr stehen, innerer Ueberzeugung.«

»Dann ist sie am Ende krank,« erklärte Priester.

»Das ist sie bestimmt!« erwiderte Frau Fanni. »Eine andre Erklärung dafür gibt es nicht.«

»Ich glaube immer, daß die Enttäuschung, die sie in Engelberg erlebt hat, schuld an dieser hoffentlich vorübergehenden geistigen Erkrankung ist,« sagte Rosen.

»Und was, meinen Sie, ist da vorgegangen?« fragte Priester.

»Darüber eben spricht sie sich nicht aus,« erwiderte Fanni.

»So groß war doch, wie Sie sagten, ihre Liebe zu diesem Dr. von Reinhart gar nicht, daß sie darüber den Verstand verloren haben könnte.«

»Eben! eben!« bestätigte Rosen. »Und eben darum nehme ich an, daß etwas ganz Besonderes geschehen ist.«

»Im übrigen,« suchte Frau Fanni abzuschwächen, »wenn sie gewiß auch krank und eine andre ist, so kann man doch nicht sagen, daß sie den Verstand verloren hat.«

Priester richtete sich auf, drückte den Rücken durch, sah forschend erst Rosen, dann Frau Fanni an und sagte bestimmt und nicht ohne Vorwurf:

»Herr Rosen! Gnädige Frau! Da scheint man mir doch etwas zu verbergen!«

»Aber nein!« widersprach Fanni. »Ich sagte Ihnen ja, wir wissen es selbst nicht.«

»Ich glaube Ihnen,« konzedierte Priester. »Aber das hilft über die Tatsache nicht hinweg.«

»Welche Tatsache?« fragte Rosen arglos, während in Fanni bereits eine Ahnung aufstieg.

»Mir persönlich«, fuhr Priester fort, »liegt es nicht, den Dingen nachzuforschen.«

Frau Fanni war nachdenklich und wunderte sich über sich selbst, daß sie noch niemals auf diesen Gedanken gekommen war.

»Ich würde sogar sagen,« fuhr Priester fort, »setzen wir uns darüber hinweg, decken wir ein Blatt Papier darüber. Wenn diese Reinharts wirklich so feine Leute sind, wie Sie immer sagen, so wird es geheim bleiben und nicht an die große Glocke kommen.«

»Was?« fragte Rosen ungeduldig, während sich Fanni immer mehr in den Gedanken hineinlebte.

»Aber mein Sohn!« rief Priester. »Bedenken Sie, er ist Arzt! Ihn täuscht man nicht.«

Jetzt begriff auch Rosen, faßte sich an die Stirn und rief:

»Großer Gott!«

Und als Frau Fanni das Spitzentuch hervorzog, es sich vors Gesicht hielt und mit weinerlicher Stimme sagte:

»Unser armes Kind!« da war es für ihn nicht mehr zweifelhaft, was mit Margot in Engelberg geschehen war.

Priester, der mit diesem Trumpf in der Hand die von ihm ersehnte eheliche Verbindung seines Sohnes mit Margot Rosen gesichert glaubte, sagte:

»Unter diesen Umständen müßte man die Hochzeit nach Möglichkeit beschleunigen.«

Frau Fanni lächelte und sagte:

»Gewiß!« und war beglückt in dem Gedanken, daß ihre Tochter nun doch ihr Kind, statt von diesem Schustersohn, von jenem gesellschaftlich über ihr stehenden Peter von Reinhart empfangen werde.

»Aber Sie sagten doch,« wandte Rosen ein, »daß Ihr Sohn, da er Arzt sei . . .«

»Das laß meine Sorge sein,« fiel ihm Fanni ins Wort.

»Darüber werde ich Margot schon aufklären.«

»Margot?« fragten beide erstaunt.

»Nun ja! Meint ihr etwa, man sollte es ihm erzählen! Und ihm für die Dauer der Ehe diesen Trumpf in die Hand spielen?«

»Ja . . . aber . . .« brachte Priester zögernd hervor. »Sie wird es ja doch wohl wissen.«

»Das ist wohl anzunehmen,« erwiderte Fanni spöttisch.

»Aber, daß es Ihr Sohn erfährt, das ist am Ende doch zu verhindern.«

Rosen mußte bei diesen Worten unwillkürlich weit – weit zurückdenken und konnte ein unangenehmes Gefühl seiner Frau gegenüber nicht unterdrücken.

»Dann sage ich meinem Sohne also nichts?« fragte Priester.

»Auf keinen Fall,« erwiderte Fanni.

»Und er kann es heute abend wagen, offiziell um Ihre Tochter anzuhalten?«

»Unter diesen Umständen bleibt Margot ja gar nichts anderes übrig, als ›ja‹ zu sagen. – Und es wird einen ausgezeichneten Eindruck machen, wenn es heißt, der junge Priester hat seiner Braut, die an den Nerven leidet, ein eigenes Sanatorium in Baden-Baden errichtet.«

»Vom geschäftlichen Standpunkt aus, als Reklame, leuchtet mir das ein,« erwiderte Priester.

»Und mir vom gesellschaftlichen,« sagte Fanni. »Perlen schenkt heute jeder Parvenü seiner Braut. Aber ein Sanatorium, das wirkt gradezu amerikanisch.«

Priester stand auf und verabschiedete sich.

»Ich werde sofort mit Margot sprechen,« sagte Fanni. Und Herrn Priester rief sie, als er bereits in der Tür stand, nach:

»Vor allem sorgen Sie dafür, daß Ihr Sohn nicht wieder eine genähte Krawatte zum Frack trägt; sonst kann ich für die Verlobung nicht garantieren.«

XX

Priester bestieg sein Auto, das ihm vom Kriegsamt aus dunklen Gründen zur Verfügung gestellt war, und fuhr, um mit seinem Sohn zu sprechen und sich für das Rosensche Diner umzukleiden, nach Haus. Inzwischen stieg Frau Fanni in den zweiten Stock ihrer Villa, in dem die Zimmer ihrer Tochter lagen.

»Margotchen,« sagte Frau Fanni, als sie in die Stube trat, »bist du heute besserer Laune?«

Margot, die grade Hut und Mantel aus dem Schrank nahm und im Begriff stand, auszugehen, wandte sich um, sah in das zaghafte Gesicht ihrer Mutter, lächelte und fragte:

»War ich schlechter Laune in den letzten Tagen?«

»Aber ja, Herzenskind, nicht wieder zu erkennen warst du.«

»Dann lag mir wohl die Reise noch in den Gliedern,« log Margot. »Und die Luftveränderung!«

»Das wird es gewesen sein!« stimmte Fanni freudig bei, trat nahe an sie heran und flötete: »Aber nicht wahr, mein Goldfasänchen, nun ist es vorüber, nun bist du wieder meine schöne, übermütige Margot, der Stolz deiner Mutter – und der Clou aller Wohltätigkeitsfeste.«

»Ja, Mama,« erwiderte Margot, »der Wohltätigkeit, so wie ich und er sie auffassen, will ich mein Leben weihen.«

»Wa . . . wa . . . wa . . .?« rief Frau Fanni. »Leben weihn? Was für ’n Leben? Doch nicht etwa deins? Das wäre noch schöner! Das heißt, in der Form schon. Warum nicht? Feste feiern im Dienste der Wohltätigkeit, so wie bisher, ordentlich austoben und dich umschwärmen lassen, warum nicht? Zu welchem Zweck, das ist dabei Nebensache. Hauptsache: du genießt dein Leben und spielst eine Rolle.«

»Aber nein, Mama,« widersprach Margot. »Ich sagte dir ja: so wie ich und er sie auffassen.«

»Er? Wer ist er? Und dann überhaupt: Was heißt auffassen? Auf die Wirkung kommt es an. Daß man gefällt; das ist für eine Frau in deinen Jahren die Hauptsache.«

»Wem gefällt?« fragte Margot.

»Der Gesellschaft.«

»Die sich jeder nach seinem Geschmack wählen kann,« sagte Margot.

»Gesellschaft ist ein Begriff,« belehrte sie Fanni. »Gesellschaft bedeutet den Zusammenschluß aller Kulturmenschen.«

»Wo hast du denn das her, Mama?«

»Aus mir selbst.«

»Ich bewundere dich!«

»Wenn du das tust, dann lebe mir nach.«

»Und der Gegensatz zur Gesellschaft?« fragte Margot. »Was ist das?«

»Die Masse!« erwiderte Fanni und hielt den Atem an.

»Und Masse?« wiederholte Margot ihre Frage, »was ist das?«

»Das Gegenteil von dem, was wir sind.«

»Herrlich!« erwiderte Margot. »Nun weiß ich es ganz genau.«

»Und je mehr wir alle die Merkmale ablegen, die den Massen eigentümlich sind, um so mehr befestigt sich unsere gesellschaftliche Position. Die Emanzipation von der Masse, das ist des Rätsels Lösung für allen gesellschaftlichen Aufstieg. Die Kunst, Distanz zu wahren und sich Leuten gegenüber, die sozial unter einem stehen, nichts zu vergeben, darauf kommt es an.«

»Bis da hinauf steht mir das!« wehrte Margot ab. »Diese Affenkomödie! Dieser miserable Selbstbetrug! Die Mauer, die ihr zwischen euch und der Masse errichtet, diese Emanzipation aus Angst, ist nichts anderes als die euch dämmernde Erkenntnis, daß eure ganze innere Leere und Hohlheit zum Vorschein käme, wenn man euch das protzige Gewand, mit dem ihr euch behängt, vom Leibe risse!«

»Margot!« rief Frau Fanni entsetzt. »Ketzerin! Weißt du denn, was du sprichst? Willst du abtrünnig werden und den ehrbaren Namen deines Vaters verleugnen?«

»Ich bitte dich, rede nicht so geschwollen, Mama!« bat Margot. »Bei mir wirkt das nicht. Ich weiß, wie Papa von seinem Lederfauteuil aus, die Havanna im Mund, seine Millionen erworben hat.«

»Margot! Du lästerst deinen Vater!«

»Fällt mir nicht ein. – Wenn die anderen es sich gefallen lassen, so hat er recht. Nur kannst du von mir nicht verlangen, daß ich darum einen Höhenmenschen in ihm sehe.«

»Wie kann ein Kind so pietätlos von seinem Vater sprechen!«

»Das sind Schlagworte, Mama!«

»Dann bin ich am Ende auch ein Schlagwort?« brüllte Frau Fanni.

»Nein, Mama, aber ein Produkt deiner Zeit.

»Ein Produkt! Du weißt nicht, was du sprichst. Du bist krank, Margot.«

»Wir sind es alle.«

»Ich nicht. Mir ging es nie besser. Meine einzige Sorge bist du.«

»Mutter!« sagte Margot. »Wenn du wirklich noch imstande bist, zu fühlen, wenn in diesem Wust von Formen, Aeußerlichkeiten und gesellschaftlichen Phrasen dein Herz noch nicht aufgehört hat, auch für etwas anderes zu empfinden, dann wende es denen zu, die da unten ohne Sonne leben, hilf den Millionen von Müttern, die von früh bis in die Nacht hinein die schwieligen Hände rühren und ihre Kinder doch nicht satt bekommen.«

»Du scheinst nicht zu wissen,« erwiderte Fanni stolz, »daß ich Ehrendame der Berliner Volksspeiseanstalten bin und daß dein Herr Papa, über den du so respektlos die Nase rümpfst, mit tausend Mark jährlich unter den vielen Hunderten von Wohltätern an erster Stelle steht.«

»Und wieviel Tausende gibst du jährlich zur Pflege deines sogenannten gesellschaftlichen Verkehrs aus? Menschen, die ihr Fett jährlich nach Karlsbad und Marienbad schleppen, fütterst du aus Eitelkeit und gesellschaftlichem Ehrgeiz zu deinen Diners ab.«

»Willst du mir etwa meinen Freundeskreis verbieten?« fragte Frau Fanni entrüstet.

»Mißbrauche das Wort Freund nicht!« erwiderte Margot. »Diese perlen- und ordengeschmückten Menschen, von denen du kaum mehr als Namen und Stellung kennst, fühlen für dich auch nicht das! So wenig, wie du etwas für sie fühlst! Euer ganzes Gefühl erschöpft sich darin, eine Rolle zu spielen und euch gegenseitig zu überbieten. Siehst du denn wirklich nicht, wie schamlos flach das ist? Kann das einen Menschen, der sich auch nur so viel Gefühl für die Armen bewahrt hat, die ja schließlich doch auch Menschen sind, auf die Dauer befriedigen?«

»Du hast den Arme-Leute-Fimmel!« rief Frau Fanni. »Die Krankheit grassiert jetzt in der guten Gesellschaft. Ich weiß es! Glaube mir, Margot, du bist krank.«

»Nein! Nein!« widersprach Margot lebhaft. »Ich bitte dich, Mama, du hast ja doch auch ein Herz für deine Kinder, und sieh mal, wenn ich schwer krank läge, dann würde dir doch gewiß alles, was jetzt gradezu dein Leben ausmacht, lächerlich, klein und gleichgültig erscheinen. Du würdest nicht mehr an deine Feste und an deinen Verkehr denken, du hättest nur noch den einen Gedanken: mich! dein Kind! Und sieh, so denken und fühlen tagaus tagein Millionen von Müttern, die nichts haben als ihre Arbeit und ihr Kind. Für das quälen und um das sorgen sie sich, dafür arbeiten sie! Verdienen denn die nicht tausendmal mehr, daß man sich um sie kümmert und ihnen hilft, als diese aufgeblasene, lieblose Gesellschaft, der du deine Zeit, dein Geld und all deine Gedanken opferst! Glaube mir doch, daß auch du das alles empfinden, dich innerlich wandeln und deinem Leben einen Inhalt geben würdest, den es jetzt nicht hat, daß du tausendmal glücklicher und mit dir selbst zufriedener wärest, wenn du all das dumme, seelenlose Zeug, mit dem du dein Leben beschwert hast, abwürfst und nur noch für die Armen da unten lebtest.«

Fanni sah ihr Kind, das bittend, fast flehend vor ihr stand, entsetzt an.

»Margot!« rief sie und wich ein paar Schritte zurück.

»Das ist ja furchtbar! Grauenhaft ist das!«

»Was?« fragte Margot.

»Du!« rief Frau Fanni und zitterte am ganzen Körper – »du bist ja eine Sozialistin!«

»Nenn’s wie du willst,« erwiderte Margot. »Ich habe ein Herz für die Unterdrückten.«

»Du solltest ein Herz für deine Eltern und für alles Schöne haben. Das ist ja deine Krankheit! daß du es für Fremde hast, die dich nichts angehn, und für Häßliches, dem ein Mensch mit Kultur und Geschmack aus dem Wege geht.«  Margot ließ den Kopf hängen und resignierte.

»Hoffnungslos, Peter,« sagte sie leise und ohne die Lippen zu bewegen, vor sich hin. »Sie hat kein Herz und begreift dich nicht.«

»Was brabbelst du da vor dich hin?« fragte Frau Fanni. Und als sie Margot, den Kopf gesenkt, mit geschlossenen Augen, die Hände ineinander gelegt, dastehen sah, sagte sie sich: es war nicht ihr freier Wille! Dieser Herr von Reinhart hat sie gezwungen; und darüber ist sie nun schwermütig geworden. – Sie trat auf sie zu und nahm ihre Hand, was Margot, die es kaum fühlte, auch geschehen ließ. – »Margot, mein Kind,« flötete sie und suchte Gefühl in ihre Stimme zu legen, obschon auch jetzt alles, was sie sagte, nur von Zweckmäßigkeit diktiert war. Und so traf es denn auch nicht Margots Herz. »Nimm’s nicht so schwer, Kind! Wenn man eine Mutter hat wie du, dann kommt man über alles hinweg. – Vertrau dich mir an! Ich hab’s auch durchgemacht, genau wie du. Vor dreiundzwanzig Jahren. Ich war jung und eben nicht so unter Aufsicht. Wir hatten unsern Kreis noch von der Schule her. Jungen und Mädchen. Man wuchs zusammen auf und blieb zusammen. Auch später, als man erwachsen und die Jungen Studenten waren. Liebe war nicht dabei. Aber das Gefühl war nun mal erwacht. Auf beiden Seiten. Und so blieb’s denn bald nicht mehr dabei, daß man sich küßte und die Knie aneinander schob. Das Gefühl forderte mehr. Na, und so kam’s. Niemand sprach davon. Man war ja kein Kind mehr; man war klug und reif und beugte vor. Aber, daß man sich darum das Herz beschwerte wie du, das fiel uns nicht ein. Keinem! Und es waren alles Mädchen aus guten Familien. Wer denkt heute noch daran! Und damals? Nun ja, der Mann, den die Eltern einem dann zur Ehe bestimmten oder den man sich hin und wieder wohl auch selbst wählte, der durfte natürlich nichts davon erfahren. Siehst du, darauf allein kommt es an, daß man dem Scheine nach rein in die Ehe geht.«

Frau Fanni sah das Entsetzen nicht, das deutlich für jeden, der Gefühl für andre hatte, in Margots Gesicht stand.

»Und daß dieser Priester Arzt ist – du lieber Gott! – in der Beziehung sind alle Männer gleich dumm! Wenn du dich durch dein Wesen nicht verrätst – und darin allein sehe ich eine Gefahr  – er wird’s nicht merken.«

»Mutter!« schrie Margot, die sich nicht mehr beherrschen konnte, so schrill und laut, daß Frau Fanni erschrocken zusammenfuhr. »Schämst du dich nicht?«

Fanni sah sie groß an und sagte:

»Ja, was ist dir, Kind? Warum immer um die Dinge herumreden? Sollen Mutter und Kind sich nicht einmal offen aussprechen dürfen?«

»Aussprechen nennst du das? Bis da hinauf steht mir der Ekel. – Und da wollte ich an dein Herz appellieren, wollte dein Mitgefühl für andre wecken, ich einfältige Person! Wo du selbst in deinem eignen Hause bis da hinauf im Schmutz sitzt!«

»Exaltierte Person!« erwiderte Frau Fanni. »Oder leugnest du etwa, daß du und dieser Peter von Rein . . .«

Margot fiel ihr ins Wort:

»Sprich den Namen nicht aus! Entweih meine Liebe nicht! – Was weißt denn du von uns und unserer Liebe?«

»Was wird da viel zu wissen sein,« erwiderte Frau Fanni.

»Solange die Welt steht, hat sich darin nichts geändert.«

»Freilich! Ihr seid die Gleichen geblieben. Ihr seid der Macht und dem Gelde nachgejagt, und was ihr Liebe nanntet, das war im besten Falle ein Gesellschaftsspiel und reizvoller Zeitvertreib. Was mich und Peter verbindet, zeitlebens verbinden wird, auch wenn wir uns nie mehr sehen, das ist die gemeinsame Liebe zu den Menschen und das Mitleid mit den Armen und Unterdrückten.«

»Margot, mein Kind,« rief Fanni und breitete wie zur Abwehr die Arme vor ihr aus.

»Und es ist,« fuhr Margot fort, »der Ekel vor euch! Ihr lauft in die Kirchen und haltet euch auf euer Christentum etwas zugute! Ihr alle! Geborne und getaufte Christen! Aber was betet ihr in Wirklichkeit an? Wovor rutscht ihr auf den Knien? Was ist in Wahrheit euer Streben und Ziel? Macht und Geld! Und was ihr auf dem Wege dahin zertretet, das kümmert euch wenig. Wenn ihr noch ehrlich wäret! Wenn ihr offen bekennen würdet: die Lehre Christi ist Unsinn! Denn die Armut ist ein Laster und die Liebe der Menschen untereinander eine abgestandene Phrase, ein durch Jahrhunderte lange Erfahrungen widerlegter Bluff, auf den niemand mehr fliegt! Also kehren wir die Lehre Christi ins Gegenteil und bekennen: Wir beten die Macht an und das Geld! Wir verachten die Armut und verwerfen die Liebe als eine für das Zeitalter der Macht und des Geldes hemmende und unzeitgemäße Lehre! Wenn ihr wenigstens diesen Mut zur Wahrheit aufbrächtet! Dies Zeitalter der rohen Gewalt wäre dann weniger verächtlich. Aber die Heuchelei, die ihr zum Prinzip erhebt, der falsche Heiligenschein, mit dem ihr euch umgebt, der drückt euch und die ganze Gesellschaft tief unter das Niveau der öffentlichen Dirne, die sich mutig zu ihrem Metier bekennt.«

»Bist du verrückt?« rief Fanni. »Deine Mutter schimpfst du eine öffentliche Dirne, weil sie sich aus Mitleid mit dir und um dir zu helfen, offen zu einer Jugendtorheit bekennt? Und du fühlst nicht, wie du dich vor Gott damit versündigst, wenn du dich als Kind so zu deiner Mutter stellst?«

Margot, mit der das Gefühl durchgegangen war, erschrak. Erst jetzt sah sie, wie sich ihre Mutter vor Zorn und Schreck völlig verändert hatte. Und aus ihren Worten entnahm sie, daß Frau Fanni von dem, was sie im Ueberschwang ihres Gefühls unbeherrscht vorbrachte, nichts, aber auch nichts begriffen hatte. Und darin allein schon lag zum mindesten eine verminderte Schuld und Verantwortung. All der Dinge, deren Margot sie anklagte, war sie sich gar nicht bewußt; ja, sie verstand sie nicht einmal. Sie waren ihr wie ein natürliches Erbe überkommen, bei dem man nicht danach fragte: Warum und wieso? – Und dann: hatte sie selbst nicht in diesem Geiste gelebt? Bis sich dann plötzlich beim Anblick Peters die große Lüge ihr offenbarte und hinter einem Schleier, der ihr von den Augen fiel, die Wahrheit stand und ihr Herz traf? – Sie mußte an das Wort der Schrift denken: Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.

So trat Margot denn an ihre Mutter heran, legte die Hand auf ihre Schulter und sagte:

»Es war nicht meine Absicht, dich zu kränken.«

Fanni lenkte sofort ein:

»Du hast mir sehr weh getan, Kind. Aber ich trage deinem Zustand Rechnung und vergebe dir.«

»Du irrst. Ich bin aus der Schweiz zurückgekehrt, wie ich hingefahren bin. Kein Mensch ist mir zu nahe getreten.«

»Auch er nicht?« fragte Frau Fanni enttäuscht.

»Wie kannst du das denken?« erwiderte Margot verletzt.

»Nun, er ist kein Heiliger.«

»Er ist ein Mensch

Fanni verstand sie nicht und sagte:

»Eben darum. Wir alle sind Menschen.«

»Wären wir’s nur!« erwiderte Margot. »Aber wir sind es nicht. Geschöpfe sind wir, die von ihren Launen und Leidenschaften hin und her getrieben werden. Wären wir Menschen, wir dächten nicht nur an uns; und besännen uns, daß wir alle den gleichen Anspruch auf ein Glück haben.«

»Er ist auch kein Engel,« sagte Frau Fanni. »Und wenn ihr euch gefunden hättet, so oder so, die Erste wärst du nicht gewesen.«

»Laß das!« befahl Margot.

»Er hat dir scheint’s gründlich den Kopf verdreht.«

»Wir alle sind schuldig. Auch er!«

»Nun also.«

»Aber wie er sehend wurde, so hat er auch mich sehend gemacht. Und daher muß ich nun in allem meinem Herzen folgen.«

»Und das bedeutet?« fragte Frau Fanni.

»Daß ich das Leben mit euch nicht weiter führen kann.«

Frau Fanni erschrak.

»Was willst du tun? – Deine Eltern verleugnen?«

»Das ist wieder so ein Wort!« erwiderte Margot. »Ihr seid, wie ihr seid. Und ich mache euch keinen Vorwurf. Ich aber kann dies Leben nicht länger führen. Nenn’s wie du willst; meinetwegen Krankheit. Es ist in Wahrheit nichts anderes als das erwachte Gewissen. Ich kann in dem Ueberfluß nicht leben. Mich beschämt’s und erdrückt’s. Ich muß heraus.«

»Wo willst du hin?« fragte Frau Fanni, die jetzt nicht mehr daran zweifelte, daß ihr Kind krank war.

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