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Kitabı oku: «Casanovas Heimfahrt», sayfa 7

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Durch einen schmalen Spalt zwischen Vorhang und Fensterrand war ein Strahl der Dämmerung hereingebrochen. Marcolina, in ihr weißes Nachtgewand gehüllt, das sie mit beiden Händen über der Brust zusammenhielt, stand am Fußende des Bettes und betrachtete Casanova mit einem Blick unnennbaren Grauens, der ihn sofort und völlig wach machte. Unwillkürlich, wie mit einer Gebärde des Flehens, streckte er die Arme nach ihr aus. Marcolina, wie zur Erwiderung, wehrte mit einer Bewegung ihrer Linken ab, während sie mit der Rechten ihr Gewand über der Brust noch krampfhafter zusammenfaßte. Casanova erhob sich halb, sich mit beiden Händen auf das Lager stützend, und starrte sie an. Er vermochte den Blick von ihr so wenig abzuwenden als sie von ihm. Wut und Scham war in dem seinen, in dem ihren Scham und Entsetzen. Und Casanova wußte, wie sie ihn sah; denn er sah sich selbst gleichsam im Spiegel der Luft und erblickte sich so, wie er sich gestern in dem Spiegel gesehen, der, im Turmgemach gehangen: ein gelbes böses Antlitz mit tiefgegrabenen Falten, schmalen Lippen, stechenden Augen – und überdies von den Ausschweifungen der verflossenen Nacht, dem gehetzten Traum des Morgens, der furchtbaren Erkenntnis des Erwachens dreifach verwüstet. Und was er in Marcolinens Blick las, war nicht, was er tausendmal lieber darin gelesen: Dieb – Wüstling – Schurke —; er las nur dies eine —, das ihn schmachvoller zu Boden schlug als alle andern Beschimpfungen vermocht hätten – er las das Wort, das ihm von allen das furchtbarste war, da es sein endgültiges Urteil sprach: Alter Mann. – Wäre es in diesem Augenblick in seiner Macht gestanden, sich selbst durch ein Zauberwort zu vernichten – er hätte es getan, nur um nicht unter der Decke hervorkriechen und sich Marcolinen in seiner Blöße zeigen zu müssen, die ihr verabscheuungswürdiger dünken mußte als der Anblick eines ekelhaften Tieres. – Sie aber, wie allmählich zur Besinnung kommend, und offenbar in dem Bedürfnis, ihm möglichst rasch zu dem Gelegenheit zu geben, was doch unerläßlich war, kehrte ihr Gesicht nach der Wand, und er benutzte die Zeit, um aus dem Bette zu steigen, den Mantel vom Boden aufzunehmen und sich darein zu hüllen. Auch seines Degens versicherte er sich sofort, und nun, da er sich zum mindesten der schlimmsten Schmach, der Lächerlichkeit entronnen dünkte, dachte er schon daran, ob er nicht etwa die ganze, für ihn so klägliche Angelegenheit durch wohlgesetzte Worte, um die er ja sonst nicht verlegen war, in ein andres Licht rücken, ja irgendwie zu seinen Gunsten wenden könnte. Daß Lorenzi Marcolina an ihn verkauft hatte, daran konnte nach der Lage der Dinge kein Zweifel für sie sein; – aber wie tief sie den Elenden in diesem Augenblick auch hassen mochte, Casanova fühlte, daß er, der feige Dieb, ihr noch tausendmal hassenswerter erscheinen mußte. Etwas andres verhieß vielleicht eher Genugtuung: Marcolina mit anspielungsreicher, mit höhnisch-lüsterner Rede zu erniedrigen: – doch auch dieser tückische Einfall schwand dahin vor einem Blick, dessen entsetzensvoller Ausdruck sich allmählich in eine unendliche Traurigkeit gewandelt hatte, als wäre es nicht nur Marcolinens Weiblichkeit, die Casanova geschändet – nein, als hätte in dieser Nacht List gegen Vertrauen, Lust gegen Liebe, Alter gegen Jugend sich namenlos und unsühnbar vergangen. Unter diesem Blick, der zu Casanovas schlimmster Qual alles, was noch gut in ihm war, für eine kurze Weile neu entzündete, wandte er sich ab; – ohne sich noch einmal nach Marcolinen umzusehen, ging er ans Fenster, raffte den Vorhang zur Seite, öffnete Fenster und Gitter, warf einen Blick in den dämmernden Garten, der noch zu schlummern schien, und schwang sich über die Brüstung ins Freie. Da er die Möglichkeit erwog, daß irgendwer im Hause schon erwacht sein und ihn von einem Fenster aus erblicken könnte, vermied er die Wiese und ließ sich von der Allee in ihren schützenden Schatten aufnehmen. Er trat durch die Gartentür ins Freie hinaus und hatte kaum hinter sich zugeschlossen, als ihm jemand entgegentrat und den Weg verstellte. Der Ruderer… war sein erster Gedanke. Denn nun wußte er plötzlich, daß der Gondelführer in seinem Traum niemand andres gewesen war als Lorenzi. Da stand er. Sein roter Waffenrock mit der silbernen Verschnürung brannte durch den Morgen. Welche prächtige Uniform, dachte Casanova in seinem verwirrten und ermüdeten Gehirn, sieht sie nicht aus wie neu? – Und ist sicher nicht bezahlt… Diese nüchternen Erwägungen brachten ihn völlig zur Besinnung, und sobald er sich der Lage bewußt war, fühlte er sich froh. Er nahm seine stolzeste Haltung an, faßte den Degengriff unter dem hüllenden Mantel fester und sagte im liebenswürdigsten Ton: »Finden Sie nicht, Herr Leutnant Lorenzi, daß Ihnen dieser Einfall etwas verspätet kommt?« – »Doch nicht«, erwiderte Lorenzi – und er war schöner in diesem Augenblick als irgendein Mensch, den Casanova je gesehen —, »da doch nur einer von uns den Platz lebend verlassen wird.« – »Sie haben es eilig, Lorenzi«, sagte Casanova in einem fast weichen Ton. »Wollen wir die Sache nicht wenigstens bis Mantua aufschieben? Es wird mir eine Ehre sein, Sie in meinem Wagen mitzunehmen. Er wartet an der Straßenbiegung. Auch hätte es manches für sich, wenn die Formen gewahrt würden… gerade in unserm Fall.« – »Es bedarf keiner Formen. Sie, Casanova, oder ich, – und noch in dieser Stunde.« Er zog den Degen. Casanova zuckte die Achseln. »Wie Sie wünschen, Lorenzi. Aber ich möchte Ihnen doch zu bedenken geben, daß ich leider gezwungen wäre, in einem völlig unangemessenen Kostüm anzutreten.« Er schlug den Mantel auseinander und stand nackt da, den Degen wie spielend in der Hand. In Lorenzis Augen stieg eine Welle von Haß. »Sie sollen nicht im Nachteil mir gegenüber sein«, sagte er und begann mit großer Geschwindigkeit, sich all seiner Kleidungsstücke zu entledigen. Casanova wandte sich ab und hüllte sich solange wieder in seinen Mantel, da es trotz der allmählich durch den Morgendunst brechenden Sonne nun empfindlich kühl geworden war. Von den Bäumen, die spärlich auf der Höhe des Hügels standen, fielen lange Schatten über den Rasen hin. Einen Moment lang dachte Casanova, ob nicht am Ende jemand hier vorbeikommen könnte? Doch der Pfad, der längs der Mauer zur rückwärtigen Gartentür lief, wurde wohl nur von Olivo und den Seinen benutzt. Es fiel Casanova ein, daß er nun vielleicht die letzten Minuten seines Daseins durchlebte, und er wunderte sich, daß er vollkommen ruhig war. Herr Voltaire hat Glück, dachte er flüchtig; aber im Grunde war ihm Voltaire höchst gleichgültig, und er hätte gewünscht, in dieser Stunde holdere Bilder vor seine Seele zaubern zu können als das widerliche Vogelgesicht des alten Literaten. War es übrigens nicht sonderbar, daß jenseits der Mauer in den Wipfeln der Bäume keine Vögel sangen? Das Wetter würde sich wohl ändern. Doch was ging ihn das Wetter an? Er wollte lieber Marcolinens gedenken, der Wonnen, die er in ihren Armen genossen, und die er nun teuer bezahlen sollte. Teuer? – Wohlfeil genug! Ein paar Greisenjahre – in Elend und Nichtigkeit… Was hatte er noch zu tun auf der Welt?… Herrn Bragadino vergiften? – War es der Mühe wert? Nichts war der Mühe wert… Wie dünn dort oben die Bäume standen! Er begann sie zu zählen. Fünf… sieben… zehn. – Sollte ich nichts Wichtigeres zu tun haben?… – »Ich bin bereit, Herr Chevalier!« Rasch wandte sich Casanova um. Lorenzi stand ihm gegenüber, herrlich in seiner Nacktheit wie ein junger Gott. Alles Gemeine war aus seinem Antlitz weggelöscht; er schien so bereit, zu töten als zu sterben. – Wenn ich meinen Degen hinwürfe? dachte Casanova. Wenn ich ihn umarmte? Er ließ den Mantel von seinen Schultern gleiten und stand nun da wie Lorenzi, schlank und nackt. Lorenzi senkte den Degen zum Gruß nach den Regeln der Fechtkunst, Casanova gab den Gruß zurück; im nächsten Augenblick kreuzten sie die Klingen, und silbernes Morgenlicht spielte glitzernd von Stahl zu Stahl. Wie lang ist es nun her, dachte Casanova, seit ich zum letztenmal einem Gegner mit dem Degen gegenübergestanden bin? Doch keines seiner ernsthafteren Duelle wollte ihm jetzt einfallen, sondern nur die Fechtübungen, die er vor zehn Jahren noch mit Costa, seinem Kammerdiener, abzuhalten pflegte, dem Lumpen, der ihm später mit hundertfünfzigtausend Lire durchgegangen war. Immerhin, dachte Casanova, er war ein tüchtiger Fechter; – und auch ich habe nichts verlernt! Sein Arm war sicher, seine Hand war leicht, sein Auge blickte so scharf wie je. Eine Fabel ist Jugend und Alter, dachte er… Bin ich nicht ein Gott? Wir beide nicht Götter? Wer uns jetzt sähe! – Es gäbe Damen, die sich›s was kosten ließen. Die Schneiden bogen sich, die Spitzen flirrten; nach jeder Berührung der Klingen sang es leise in der Morgenluft nach. Ein Kampf? Nein, ein Turnier… Warum dieser Blick des Entsetzens, Marcolina? Sind wir nicht beide deiner Liebe wert? Er ist nur jung, ich aber bin Casanova!… Da sank Lorenzi hin, mit einem Stich mitten ins Herz. Der Degen entfiel seiner Hand, er riß die Augen weit auf, wie im höchsten Erstaunen, hob noch einmal das Haupt, seine Lippen verzogen sich schmerzlich, er ließ das Haupt sinken, seine Nasenflügel öffneten sich weit, ein leises Röcheln, er starb. – Casanova beugte sich zu ihm hinab, kniete neben ihm nieder, sah ein paar Blutstropfen aus der Wunde sickern, führte die Hand ganz nahe an des Gefallenen Mund; kein Hauch des Lebens berührte sie. Ein kühler Schauer floß durch Casanovas Glieder. Er erhob sich und nahm seinen Mantel um. Dann trat er wieder an die Leiche und blickte auf den Jünglingsleib hinab, der in unvergleichlicher Schönheit auf dem Rasen hingestreckt lag. Ein leises Rauschen ging durch die Stille; es war der Morgenwind, der durch die Wipfel jenseits der Gartenmauer strich. Was tun? fragte sich Casanova. Leute rufen? Olivo? Amalia? Marcolina? – Wozu? Lebendig macht ihn keiner mehr! – Er überlegte mit der kalten Ruhe, die ihm in den gefährlichsten Momenten seines Daseins immer eigen gewesen war. – Bis man ihn findet, kann es viele Stunden dauern, vielleicht bis zum Abend, auch länger. Bis dahin hab› ich Zeit gewonnen, und darauf allein kommt es an. – Er hielt immer noch seinen Degen in der Hand, er sah Blut daran schimmern und wischte es im Grase ab. Der Einfall kam ihm, die Leiche anzukleiden, aber das hätte ihn Minuten verlieren lassen, die kostbar und unwiederbringlich waren. Wie zu einem letzten Opfer beugte er sich nochmals nieder und drückte dem Toten die Augen zu. »Glücklicher«, sagte er vor sich hin, und, wie in traumhafter Benommenheit, küßte er den Ermordeten auf die Stirn. Dann erhob er sich rasch und eilte, der Mauer entlang, um die Ecke, nach abwärts biegend, der Straße zu. Der Wagen stand an der Kreuzung, wo er ihn verlassen, der Kutscher war auf dem Bock fest eingeschlafen. Casanova hatte acht, ihn nicht aufzuwecken, stieg mit äußerster Vorsicht ein, und jetzt erst rief er ihn an. »He! Wird›s bald?« und puffte ihn in den Rücken. Der Kutscher schrak auf, schaute um sich, staunte, daß es schon ganz licht war, dann hieb er auf die Rosse ein und fuhr davon. Casanova lehnte sich tief zurück, in den Mantel gehüllt, der einmal Lorenzi gehört hatte. Im Dorf waren nur ein paar Kinder auf der Straße zu sehen; die Männer und Weiber offenbar schon alle bei der Arbeit auf dem Feld. Als die Häuser hinter ihnen lagen, atmete Casanova auf; er öffnete den Reisesack, nahm seine Sachen heraus und begann sich unter dem Schutz des Mantels anzukleiden, nicht ohne Sorge, daß der Kutscher sich umdrehen und ihm seines Fahrgastes sonderbares Gebaren auffallen könnte. Doch nichts dergleichen geschah; Casanova konnte sich ungestört fertigmachen, brachte Lorenzis Mantel im Sack unter und nahm wieder den seinen um. Er blickte nach dem Himmel, der sich indes getrübt hatte. Er fühlte sich nicht müde, vielmehr aufs höchste angespannt und überwach. Er überdachte seine Lage und kam, wie immer er sie betrachtete, zu dem Schluß, daß sie wohl einigermaßen bedenklich war, aber nicht so gefährlich, wie sie ängstlichern Gemütern vielleicht erschienen wäre. Daß man ihn sofort verdächtigen würde, Lorenzi getötet zu haben, war freilich wahrscheinlich; aber keiner konnte zweifeln, daß es im ehrlichen Zweikampf geschehen war, und besser noch: er war von Lorenzi überfallen, zum Duell gezwungen worden, und niemand durfte es ihm als Verbrechen anrechnen, daß er sich zur Wehr gesetzt hatte. Aber warum hatte er ihn auf dem Rasen liegen lassen wie einen toten Hund? Auch das durfte ihm niemand zum Vorwurf machen: rasche Flucht war sein gutes Recht, beinahe seine Pflicht gewesen. Lorenzi hätte es nicht anders gemacht. Aber konnte ihn Venedig nicht ausliefern? Sofort nach seiner Ankunft wollte er sich in den Schutz seines Gönners Bragadino stellen. Aber bezichtigte er sich so nicht selbst einer Tat, die am Ende unentdeckt bleiben oder doch nicht ihm zur Last gelegt werden würde? Gab es überhaupt einen Beweis gegen ihn? War er nicht nach Venedig berufen? Wer durfte sagen, daß es eine Flucht war? Der Kutscher etwa, der die halbe Nacht an der Straße gewartet? Mit noch ein paar Goldstücken war ihm das Maul gestopft. So liefen seine Gedanken im Kreise. Plötzlich war ihm, als hörte er hinter seinem Rücken das Getrabe von Pferden. Schon? war sein erster Gedanke. Er steckte den Kopf zum Wagenfenster hinaus, sah nach rückwärts, die Straße war leer. Sie waren an einem Gehöft vorbeigefahren; es war der Widerhall vom Hufschlag seiner eignen Pferde gewesen. Daß er sich getäuscht hatte, beruhigte ihn für eine Weile so sehr, als wäre nun jede Gefahr für allemal vorüber. Dort ragten die Türme von Mantua… »Vorwärts, vorwärts«, sagte er vor sich hin; denn er wollte gar nicht, daß es der Kutscher hörte. Der aber, in der Nähe des Ziels, ließ die Rosse aus eignem Antrieb immer rascher laufen; bald waren sie am Tor, durch das Casanova vor noch nicht zweimal vierundzwanzig Stunden mit Olivo die Stadt verlassen; er gab dem Kutscher den Namen des Gasthofs an, vor dem er zu halten hätte; nach wenigen Minuten zeigte sich das Schild mit dem goldenen Löwen, und Casanova sprang aus dem Wagen. In der Tür stand die Wirtin; frisch, mit lachendem Gesicht, und schien nicht übel gelaunt, Casanova zu empfangen, wie man eben einen Geliebten empfängt, der nach unerwünschter Abwesenheit als ein Heißersehnter wiederkehrt; er aber wies mit einem ärgerlichen Blick auf den Kutscher wie auf einen lästigen Zeugen und hieß ihn dann, sich an Speise und Trank nach Herzenslust gütlich tun. »Ein Brief aus Venedig ist gestern abend für Sie angekommen, Herr Chevalier«, sagte die Wirtin. – »Noch einer?« fragte Casanova und lief die Treppen hinauf in sein Zimmer. Die Wirtin folgte ihm. Auf dem Tisch lag ein versiegeltes Schreiben. In höchster Erregung öffnete es Casanova. – Ein Widerruf? dachte er in Angst. Doch als er gelesen, erheiterte sich sein Gesicht. Es waren ein paar Zeilen von Bragadino mit einer Anweisung auf zweihundertfünfzig Lire, die beilag, damit er seine Reise, wenn er etwa dazu entschlossen, auch nicht einen Tag länger aufzuschieben genötigt sei. Casanova wandte sich zu der Wirtin und erklärte ihr mit einer angenommenen verdrießlichen Miene, daß er leider gezwungen sei, schon in dieser selben Stunde seine Reise fortzusetzen, wenn er nicht Gefahr laufen wolle, die Stelle zu verlieren, die ihm sein Freund Bragadino in Venedig verschafft habe, und um die hundert Bewerber da seien. Aber, setzte er gleich hinzu, als er bedrohliche Wolken auf der Wirtin Stirn aufziehen sah, er wolle sich die Stelle nur erst einmal sichern, sein Dekret – nämlich als Sekretär des Hohen Rats von Venedig – in Empfang nehmen, dann, wenn er einmal in Amt und Würden sei, werde er sofort einen Urlaub verlangen, um seine Angelegenheiten in Mantua zu ordnen, den könne man ihm natürlich nicht verweigern; er lasse ja sogar seine meisten Habseligkeiten hier zurück – und dann, dann hänge es nur von seiner teuern, von seiner entzückenden Freundin ab, ob sie nicht ihr Wirtsgeschäft hier aufgeben und ihm als seine Gattin nach Venedig folgen wolle… Sie fiel ihm um den Hals und fragte ihn mit schwimmenden Augen, ob sie ihm nicht vor seiner Abfahrt wenigstens ein tüchtiges Frühstück ins Zimmer bringen dürfe. Er wußte, daß es auf eine Abschiedsfeier abgesehen war, zu der er nicht das geringste Verlangen verspürte, doch er erklärte sich einverstanden, um sie nur endlich einmal los zu sein; als sie die Treppe hinunter war, packte er noch von Wäsche und Büchern, was er am dringendsten benötigte, in seine Tasche, begab sich in die Wirtsstube, wo er den Kutscher bei einem reichlichen Mahle fand, und fragte ihn, ob er – gegen eine Summe, die den gewöhnlichen Preis um das Doppelte überstieg – bereit wäre, sofort mit den gleichen Pferden in der Richtung gegen Venedig zu fahren, bis zur nächsten Poststation. Der Kutscher schlug ohne weiteres ein, und so war Casanova für den Augenblick die schlimmste Sorge los. Die Wirtin trat ein, zornrot im Gesicht, und fragte ihn, ob er vergessen habe, daß sein Frühstück ihn auf dem Zimmer erwarte. Casanova erwiderte ihr in der unbefangensten Weise, er habe es keineswegs vergessen, und bat sie zugleich, da es ihm an Zeit mangle, das Bankhaus aufzusuchen, auf das sein Wechsel ausgestellt war, ihm gegen die Anweisung, die er ihr überreichte, zweihundertfünfzig Lire auszuhändigen. Während sie lief, das Geld zu holen, ging Casanova auf sein Zimmer und begann mit einer wahrhaft tierischen Gier das Essen hinunterzuschlingen, das bereitgestellt war. Er ließ sich nicht stören, da die Wirtin erschien, steckte nur rasch das Geld ein, das sie ihm gebracht hatte; – als er fertig war, wandte er sich der Frau zu, die zärtlich an seine Seite gerückt war, nun endlich ihre Stunde für gekommen hielt und in nicht mißzuverstehender Weise ihre Arme gegen ihn ausbreitete, – er umschlang sie heftig, küßte sie auf beide Wangen, drückte sie an sich, und als sie bereit schien, ihm nichts mehr zu versagen, riß er sich mit den Worten: »Ich muß fort… auf Wiedersehen!« so heftig von ihr los, daß sie nach rückwärts in die Ecke des Sofas fiel. Der Ausdruck ihrer Mienen, in seiner Mischung von Enttäuschung, Zorn, Ohnmacht, hatte etwas so unwiderstehlich Komisches, daß Casanova, während er die Tür hinter sich zuschloß, sich nicht enthalten konnte, laut auszulachen.

Daß sein Fahrgast es eilig hatte, konnte dem Kutscher nicht entgangen sein; sich über die Gründe Gedanken zu machen, war er nicht verpflichtet; jedenfalls saß er fahrtbereit auf dem Bock, als Casanova aus der Tür des Gasthofs trat, und hieb mächtig auf die Pferde ein, sobald jener eingestiegen war. Auch hielt er es für richtig, nicht mitten durch die Stadt zu fahren, sondern umkreiste sie, um an ihrem andern Ende wieder auf die Landstraße zu geraten. Noch stand die Sonne nicht hoch, es fehlten drei Stunden auf Mittag. Casanova dachte: Es ist sehr wohl möglich, daß man den toten Lorenzi noch nicht einmal gefunden hat. Daß er selbst Lorenzi umgebracht hatte, kam ihm kaum recht zu Bewußtsein; er war nur froh, daß er sich immer weiter von Mantua entfernte, daß ihm endlich für eine Weile Ruhe gegönnt war… Er verfiel in den tiefsten Schlaf seines Lebens, der gewissermaßen zwei Tage und zwei Nächte dauerte; denn die kurzen Unterbrechungen, die das Wechseln der Pferde notwendig machte, und während deren er in Wirtsstuben saß, vor Posthäusern auf und ab ging, mit Postmeistern, Wirten, Zollwächtern, Reisenden gleichgültige Zufallsworte tauschte, hatte er als Einzelvorfälle nicht im Gedächtnis zu bewahren vermocht. So floß später die Erinnerung dieser zwei Tage und Nächte mit dem Traum zusammen, den er in Marcolinens Bett geträumt, und auch der Zweikampf der zwei nackten Menschen auf einem grünen Rasen im Frühsonnenschein gehörte irgendwie zu diesem Traum, in dem er manchmal in einer rätselhaften Weise nicht Casanova, sondern Lorenzi, nicht der Sieger, sondern der Gefallene, nicht der Entfliehende, sondern der Tote war, um dessen blassen Jünglingsleib einsamer Morgenwind spielte; und beide, er selbst und Lorenzi, waren nicht wirklicher als die Senatoren in den roten Purpurmänteln, die als Bettler vor ihm auf den Knien herumgerutscht waren, und nicht weniger wirklich als jener ans Geländer irgendeiner Brücke gelehnte Alte, dem er in der Abenddämmerung aus dem Wagen ein Almosen zugeworfen hatte. Hätte Casanova nicht mittels seiner Urteilskraft das Erlebte und Geträumte auseinanderzuhalten vermocht, so hätte er sich einbilden können, daß er in Marcolinens Armen in einen wirren Traum verfallen war, aus dem er erst beim Anblick des Campanile von Venedig erwachte.

Es war am dritten Tag seiner Reise, daß er, von Mestre aus, den Glockenturm nach mehr als zwanzig Jahren der Sehnsucht zum erstenmal wieder erschaute, – ein graues Steingebilde, das einsam ragend aus der Dämmerung wie aus weiter Ferne vor ihm auftauchte. Aber er wußte, daß ihn jetzt nur mehr eine Fahrt von zwei Stunden von der geliebten Stadt trennte, in der er jung gewesen war. Er entlohnte den Kutscher, ohne zu wissen, ob es der vierte, fünfte oder sechste war, mit dem er seit Mantua abzurechnen hatte, und eilte, von einem Jungen gefolgt, der ihm das Gepäck nachtrug, durch die armseligen Straßen zum Hafen, um das Marktschiff zu erreichen, das heute noch, wie vor fünfundzwanzig Jahren, um sechs Uhr nach Venedig abging. Es schien nur noch auf ihn gewartet zu haben; kaum hatte er unter Weibern, die ihre Ware zur Stadt brachten, kleinen Geschäftsleuten, Handwerkern auf einer schmalen Bank seinen Platz eingenommen, als sich das Schiff in Bewegung setzte. Der Himmel war trüb; Dunst lag auf den Lagunen; es roch nach faulem Wasser, nach feuchtem Holz, nach Fischen und nach frischem Obst. Immer höher ragte der Campanile, andre Türme zeichneten sich in der Luft ab, Kirchenkuppeln wurden sichtbar; von irgendeinem Dach, von zweien, von vielen glänzte der Strahl der Morgensonne ihm entgegen; – Häuser rückten auseinander, wuchsen in die Höhe; Schiffe, größere und kleinere, tauchten aus dem Nebel; Grüße von einem zum andern wurden getauscht. Das Geschwätz rings um ihn wurde lauter; ein kleines Mädchen bot ihm Trauben zum Kauf; er verzehrte die blauen Beeren, spuckte die Schalen nach der Art seiner Landsleute hinter sich über Bord und ließ sich in ein Gespräch mit irgendeinem Menschen ein, der seine Befriedigung darüber äußerte, daß nun endlich schönes Wetter anzubrechen scheine. Wie, es hatte hier drei Tage lang geregnet? Er wußte nichts davon; er kam aus dem Süden, aus Neapel, aus Rom… Schon fuhr das Schiff durch die Kanäle der Vorstadt; schmutzige Häuser starrten ihn aus trüben Fenstern wie mit blöden fremden Augen an, zwei-, dreimal hielt das Schiff an, ein paar junge Leute, einer mit einer großen Mappe unterm Arm, Weiber mit Körben stiegen aus; – nun kam man in freundlichere Bezirke. War dies nicht die Kirche, in der Martina zur Beichte gegangen war? – Und dies nicht das Haus, in dem er die blasse, todkranke Agathe auf seine Weise wieder rot und gesund gemacht hatte? – Und hatte er in jenem nicht den schuftigen Bruder der reizenden Silvia braun und blau geprügelt? Und in jenem Seitenkanal das kleine gelbliche Haus, auf dessen wasserbespülten Stufen ein dickes Frauenzimmer mit nackten Füßen stand… Ehe er sich noch zu besinnen vermochte, welche Erscheinung aus fernen Jugendtagen er dahin zu versetzen hatte, war das Schiff in den großen Kanal eingelenkt und fuhr nun auf der breiten Wasserstraße langsam zwischen Palästen weiter. Es war Casanova, von seinem Traume her, als wär› er erst tags vorher denselben Weg gefahren. An der Rialtobrücke stieg er aus; denn eh› er sich zu Herrn Bragadino begab, wollte er in einem nahen kleinen wohlfeilen Gasthof, dessen er sich der Lage, aber nicht dem Namen nach erinnerte, sein Gepäck unterbringen und sich eines Zimmers versichern. Er fand das Haus verfallener, oder mindestens vernachlässigter, als er es im Gedächtnis bewahrt hatte; ein verdrossener unrasierter Kellner wies ihm einen wenig freundlichen Raum mit der Aussicht auf die fensterlose Mauer eines gegenüberliegenden Hauses an. Doch Casanova wollte keine Zeit verlieren; auch war ihm, da sich seine Barschaft auf der Reise beinahe gänzlich erschöpft hatte, der niedrige Preis des Zimmers sehr erwünscht; so beschloß er, vorläufig hier zu bleiben, befreite sich vom Staub und Schmutz der langen Reise, überlegte eine Weile, ob er sich in sein Prachtgewand werfen sollte, fand es dann doch angemessen, wieder das bescheidenere anzulegen, und verließ endlich den Gasthof. Nur hundert Schritte waren es, durch ein schmales Gäßchen und über eine Brücke, zu dem kleinen vornehmen Palazzo, in dem Bragadino wohnte. Ein junger Bedienter mit einem ziemlich unverschämten Gesicht nahm Casanovas Anmeldung entgegen, tat, als wenn er den berühmten Namen niemals gehört hätte, kam aber mit einer etwas freundlicheren Miene aus den Gemächern seines Herrn wieder und ließ den Gast eintreten. Bragadino saß an einem nah ans offene Fenster gerückten Tisch beim Frühstück; er wollte sich erheben, was Casanova nicht zuließ. – »Mein teuerer Casanova«, rief Bragadino aus, »wie glücklich bin ich, Sie wiederzusehen! Ja, wer hätte gedacht, daß wir uns überhaupt jemals wiedersehen würden?« Und er streckte ihm beide Hände entgegen. Casanova ergriff sie, als wenn er sie küssen wollte, tat es aber nicht und erwiderte die herzliche Begrüßung mit Worten heißen Dankes in der etwas hochtrabenden Art, von der seine Ausdrucksweise bei solchen Gelegenheiten nicht frei war. Bragadino forderte ihn auf, Platz zu nehmen, und er fragte ihn vor allem, ob er schon gefrühstückt habe. Als Casanova verneinte, klingelte Bragadino dem Diener und gab ihm die entsprechende Weisung. Als der Diener sich entfernt hatte, äußerte Bragadino seine Befriedigung darüber, daß Casanova das Anerbieten des Hohen Rats ohne Vorbehalt angenommen; es werde ihm gewiß nicht zum Nachteil gereichen, daß er sich entschlossen habe, dem Vaterland seine Dienste zu widmen. Casanova erklärte, daß er sich glücklich schätzen werde, die Zufriedenheit des Hohen Rats zu erwerben. – So sprach er und dachte sich sein Teil dabei. Freilich von irgendwelchem Haß gegen Bragadino verspürte er nichts mehr in sich; eher eine gewisse Rührung über den einfältig gewordenen uralten Mann, der ihm da gegenübersaß mit dünngewordenem weißen Bart und rotgeränderten Augen, und dem die Tasse in der mageren Hand zitterte. Als Casanova ihn zum letztenmal gesehen hatte, mochte Bragadino etwa so viele Jahre zählen als Casanova heute; freilich war er ihm schon damals wie ein Greis erschienen.

Nun brachte der Diener das Frühstück für Casanova, der sich›s, ohne sich viel zureden zu lassen, vortrefflich schmecken ließ, da er auf seiner Reise nur hier und da einen spärlichen Imbiß in Hast zu sich genommen. – Ja, Tag und Nacht war er von Mantua bis hierher gereist; – so eilig hatte er›s, dem Hohen Rat seine Bereitwilligkeit, dem edlen Gönner seine unauslöschliche Dankbarkeit zu beweisen: dies brachte er zur Entschuldigung vor für die beinahe unanständige Gier, mit der er die dampfende Schokolade schlürfte. Durchs Fenster drangen die tausendfältigen Geräusche des Lebens von den großen und kleinen Kanälen; die Rufe der Gondelführer schwebten eintönig über alle andern hin; irgendwo, nicht zu weit, vielleicht in dem Palast gegenüber – war es nicht der des Fogazzari? – sang eine schöne, ziemlich hohe Frauenstimme Koloraturen; sie gehörte offenbar einem sehr jungen Wesen, einem Wesen, das noch nicht einmal geboren war zur Zeit, da Casanova aus den Bleikammern entflohen war. – Er aß Zwieback und Butter, Eier, kaltes Fleisch; und entschuldigte sich immer wieder ob seiner Unersättlichkeit bei Bragadino, der ihm vergnügt zusah. »Ich liebe es«, sagte er, »wenn junge Leute Appetit haben! Und soviel ich mich erinnere, mein teuerer Casanova, hat es ihnen daran nie gefehlt!« Und er entsann sich eines Mahls, das er in den ersten Tagen ihrer Bekanntschaft gemeinsam mit Casanova genossen – vielmehr, bei dem er seinem jungen Freunde bewundernd zugeschaut hatte – wie heute; denn er selbst war damals noch nicht so weit gewesen, es war nämlich, kurz nachdem Casanova den Arzt hinausgeworfen, der den armen Bragadino durch die ewigen Aderlässe fast ins Grab gebracht hatte… Sie redeten von vergangenen Zeiten; ja – damals war das Leben in Venedig schöner gewesen als heute. – »Nicht überall«, sagte Casanova und spielte durch ein feines Lächeln auf die Bleidächer an. Bragadino wehrte mit einer Handbewegung ab, als wäre nun nicht die Stunde, sich solcher kleiner Unannehmlichkeiten zu erinnern. Übrigens, er, Bragadino, hatte auch damals alles mögliche versucht, um Casanova vor der Strafe zu retten, wenn auch leider vergeblich. Ja, wenn er schon damals dem Rat der Zehn angehört hätte! —

So kamen sie auf politische Angelegenheiten zu reden, und Casanova erfuhr von dem alten Mann, der, von seinem Thema entzündet, den Witz und die ganze Lebendigkeit seiner jüngeren Jahre wiederzufinden schien, gar vieles und merkwürdiges über die bedenkliche Geistesrichtung, der ein Teil der Venezianer Jugend neuerdings anzuhängen, und über die gefährlichen Umtriebe, die sich in unverkennbaren Zeichen anzukündigen begännen; und er war gar nicht übel vorbereitet, als er sich noch am Abend desselben Tages, den er, in sein trübseliges Gasthofzimmer eingeschlossen, nur zur Beschwichtigung seiner vielfach aufgestörten Seele mit dem Ordnen und teilweisen Verbrennen von Papieren verbracht hatte, in das Café Quadri am Markusplatz verfügte, das als Hauptversammlungsort der Freidenker und Umstürzler galt. Durch einen alten Musiker, der ihn sofort wiedererkannte, den einstigen Kapellmeister des Theaters San Samuele, desselben, in dem Casanova vor dreißig Jahren Geige gespielt hatte, wurde er auf die ungezwungenste Weise in eine Gesellschaft von meist jüngern Leuten eingeführt, deren Namen ihm von seinem Morgengespräch mit Bragadino her als besonders verdächtige in Erinnerung verblieben waren. Sein eigener Name aber schien auf die andern keineswegs in der Art zu wirken, die zu erwarten er berechtigt gewesen wäre; ja die meisten wußten offenbar nicht mehr von Casanova, als daß er vor langer Zeit aus irgendeinem Grunde oder vielleicht auch ganz unschuldig in den Bleikammern gefangen gesessen und unter allerlei Fährlichkeiten von dort entkommen war. Das Büchlein, in dem er schon vor Jahren seine Flucht so lebendig geschildert hatte, war zwar nicht unbekannt geblieben, doch mit der gebührenden Aufmerksamkeit schien es niemand gelesen zu haben. Es machte Casanova einigen Spaß, zu denken, daß es nur von ihm abhinge, jedem dieser jungen Herrn baldigst zu persönlichen Erfahrungen über die Lebensbedingungen unter den Bleidächern von Venedig und über die Schwierigkeiten des Entkommens zu verhelfen; aber fern davon, einen so boshaften Einfall durchschimmern oder gar erraten zu lassen, verstand er es vielmehr, auch hier den Harmlosen und Liebenswürdigen zu spielen, und unterhielt bald die Gesellschaft nach seiner Art mit der Erzählung von allerlei heitern Abenteuern, die ihm auf seiner letzten Reise von Rom hierher begegnet waren; – Geschichten, die, wenn auch im ganzen ziemlich wahr, in Wirklichkeit immerhin fünfzehn bis zwanzig Jahre zurücklagen. Während man ihm noch angeregt zuhörte, brachte irgendwer mit andern Neuigkeiten die Kunde, daß ein Offizier aus Mantua in der Nähe des Landguts eines Freundes, wo er zu Besuch geweilt, umgebracht und die Leiche von den Räubern bis aufs Hemd ausgeplündert worden wäre. Da dergleichen Überfälle und Mordtaten zu jener Zeit nicht gerade selten vorkamen, erregte der Fall auch in diesem Kreise kein sonderliches Aufsehen, und Casanova fuhr in seiner Erzählung fort, wo man ihn unterbrochen hatte – als ginge ihn die Sache so wenig an wie die übrigen; ja von einer Unruhe befreit, die er sich nur nicht recht eingestanden hatte, fand er noch lustigere und frechere Worte als vorher.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
150 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain

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