Kitabı oku: «Maritime E-Bibliothek: Sammelband Abenteuer und Segeln»
In diesem Werk sind die folgenden Bücher enthalten:
Hannes Lindemann, Ein Mann, ein Boot, zwei Kontinente
Ernst-Jürgen Koch, Hundeleben in Herrlichkeit
(© by Ernst-Jürgen Koch, 1968 / Fotos: Elga Koch, Zeichnungen: Ernst-Jürgen Koch)
Karl Vettermann, Barawitzka – Lauter Kapitäne, keine Matrosen
(Zeichnungen: Karl Vettermann)
Burghard Pieske, Shangri-La
(Fotos: Burghard Pieske)
Arved Fuchs, Abenteuer zwischen Tropen und ewigem Eis
(Fotos: Arved Fuchs und Till Gottbrath, Karten: Karin Buschhorn)
1. Auflage
© Delius Klasing & Co. KG, Bielefeld
Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:
ISBN 978-3-667-10407-6 (PDF)
ISBN 978-3-667-10408-3 (E-Pub)
Umschlaggestaltung: Felix Kempf, www.fx68.de
Datenkonvertierung E-Book: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice, München
Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Verlages darf das
Werk, auch Teile daraus, nicht vervielfältigt oder an Dritte weitergegeben werden.
INHALT
Hannes Lindemann EIN MANN, EIN BOOT, ZWEI KONTINENTE
Flitterwochen im Zyklon
Auf den Inseln der Glückseligen
Aufruhr in der Sahara
Von der Wüste in den Regenwald
Liberia: Können Afrikaner kolonisieren?
Der weiße „Ju-Ju-Mann“
Im Einbaum zu Albert Schweitzer
Zum dritten Mal allein über den Atlantik
Inseln unserer Träume
Es geht um Kopf und Kragen
Der Laie fragt
Boot und Ausrüstung
Ernst-Jürgen Koch HUNDELEBEN IN HERRLICHKEIT
Im Nordatlantik
Im Großen Ozean
Im Indischen Ozean
Im Südatlantik
Weltumsegelung des Kielschwertkreuzers der Delphin-Klasse »Kairos«, Blankenese
Kielschwertkreuzer der Delphin-Klasse (6KR) »Kairosa«, Blankeneser Segel-Club
Karl Vettermann BARAWITZKA / LAUTER KAPITÄNE – KEINE MATROSEN
Vorsicht, Schulschiffe!
Die Marx Brothers im Kaufhaus — oder wie man Schiffsproviant auch stauen kann · Luciano Pavarottis Ausbildungsmethode · Die Kunst, eine Yacht aus dem Hafen zu bringen · Kursdreiecke, Rollreffs und andere heimtückische Fallen
Wie Barawitzka Admiral wurde
Wenn die Prüfungskommission ans Ufer schwimmen muß, sind alle durchgefallen · Eine Flautenregatta mit überraschendem Ausgang · Das Österreichische Institut für Navigation · Schenkt dem Prüfer nur tüchtig ein, dann sieht er nichts mehr!
Fast wie der Postdampfer
Wer mag gesunde Vollwertkost? · Willis Kabellänge · Groll und Ärger · Hygienetüchlein und das Bord-WC · Die verdammte Palmeninsel · Nachtgewitter · Barawitzkas Führungskrise
Admiral in Nöten
Der Geheymrat mit Ypsilon · Eine Seeschlacht im Hotel · „Warum gehst du eigentlich segeln?“ · Wenn der Skipper zu gelassen wirkt, kann er auch besoffen sein · Die Dieselmafia · Hexen, gibt’s die? · Verführt die Prüfer, damit sie uns gut bewerten!
Kurs Afrika
Die bürgerliche Methode, eine Frau zu vergessen — und was dabei schiefgehen kann · Gicht an Bord · Der bibelfeste Feuerbill · Turteltauben sind schlechte Wachführer · Lampedusa ist keine Reise wert · Attentat auf den Chefprüfer · Hitziges Bordklima · Die erste der arabischen Nächte
Sahara-Navigation
Das tunesische Amtskamel · Laqbi, der Dattelwein mit Spätzünder · Ein Satnav ohne Nautiker ist nicht viel wert · Was haben Sanddünen und die Riesenseen der Brüllenden Vierziger gemeinsam? · „Sag Escamillo zu mir!“ Die Kreditkarte als Geheimwaffe · Sextourismus ist gefährlich
Golf der Stürme
Wettergeschehen aus der Sicht des Börsenfachmanns · Der kleinste Sandsturm der Welt · Boucha und Berberhochzeit · Der Nordwest schlägt nochmals zu und zerstreut die Flottille in alle Himmelsrichtungen
Lauter Kapitäne — keine Matrosen
Ehre, wem Ehre gebührt · „Rettet die Frauen!“ · Die Deserteure · Das Fähnlein der sieben Aufrechten · Hafenmanöver im Adamskostüm · Eine Party für die ganze Marina · Bis nächstes Jahr in Barbados!
Burghard Pieske SHANGRI-LA / MIT DEM WIND UM DIE WELT
Ausstieg und Einstieg
Von der Brücke zum Lehrerpult
„For Biscay Make West“
Die rote Wolke
Kleine Ursache, große Wirkung
La Palma, Sprungbrett über den Atlantik
Ein Seeschlitten für Weltenbummler
Der Katamaran, das logische Boot
SHANGRI-LA entsteht
Gruppenprobleme
Sicherheit und Ausrüstung
Gastfreundliches Südamerika
Mit „Stiefeln“ über den Atlantik
Die Neun von den Kapverden
Ein Brief aus Salvador
Diva Bahia
Jahreswechsel in Rio
Die Hölle im Bertioga-Kanal
Prominenz in Santos
Die Mercedes-Meier-Story
Punta del Este ohne Luggi
60 Knoten Sturm
Im Schatten der Anden
Comodoro Rivadavia
Die Don-Carlos-Festwoche
„Ums Kap natürlich!“
In der Le-Maire-Straße
Tauchgang am Hoorn
Verhaftung
In der südlichsten Stadt der Welt
Durch die Kanäle Patagoniens
Schwarzer Diesel, weißes Eis
Havarie im Golf der Leiden
Ein Seemann im Sattel
Da, wo die Witwe heult
Die Freunde von Imasi
Hauptverkehrsstraße der Südsee
Pazifisches Tagebuch
Bittersüßes Tahiti
Das Mekka der Seezigeuner
In den Tuamotus
Marion heuert an
Hühner für Suworow
Vollpension zum Nulltarif
„Nur eine Schachtel Streichhölzer“
Zweimal Samoa
Ciguatera, das Gift aus dem Meer
Fidschi
Der Schiffbruch der TEHANI
SHANGRI-LAS Ahnen
Olympia im Pazifik
Auf neuen Kursen
Mit dem Kran nach Raoul Island
Neuseeland, God’s Own Country
Im größten Dorf der Welt
Unter Schneckentauchern und Goldwäschern
Bulldogging im Fjordland
Holprige Cook-Straße
Paramata, Schlüssel zum Paradies
Seppl, der Schweineschreck
Mit Poststempel Wellington
Wunder, Wracks und Widersprüche
Wer schaltet heut’ den Leuchtturm ein?
TAGEDIEB und Taugenichts
Abschied von Luggi
Die Straße der Monster
Der Indik – unser dunkler Ozean
Ein Parasit an Bord
Das Rätsel vom Ashmore-Riff
Christmas Island und Cocos Keeling
Mordgedanken
Aldabra, ein kleines Galapagos
Handel und Wandel auf den Komoren
Leiche längsseits
„Laßt sie brennen, die Hure!“
Kontraste zur Weihnachtszeit
02.00 Uhr: Kap Agulhas querab
Ausgangskurs gekreuzt – Welt umsegelt
Auf verwehten Spuren
Katastrophen-Rudi
Wale hautnah
Alô, Salvador!
Der Weg ist das Ziel
Arved Fuchs ABENTEUER ZWISCHEN TROPEN UND EWIGEM EIS
Prolog
Auf Messers Schneide
Der Rückzug
Zwischenspiel
Port Townsend
Aufbruch nach San Francisco
San Francisco
Hawaii
Die Südsee
Ein Verwaltungsakt
Mopelia
Das polynesische Trauma
Pitcairn
Rapa Nui
Zwischenspiel
Sturmland
Der Jorge Montt-Gletscher
Der Aufstieg
Das Inlandeis
Sea, Ice & Mountains
Die Falla de Reichert
Der Peel-Fjord
Eine patagonische Kraftfahrt
Kap Hoorn
Staateninsel
Epilog
Anhang
HANNES LINDEMANN
Ein Mann,
ein Boot,
zwei Kontinente
Delius Klasing Verlag
(Lindemann, Ein Mann, ein Boot,)
2. Auflage
© Delius Klasing & Co. KG, Bielefeld
Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:
ISBN 978-3-667-10340-6 (PDF)
ISBN 978-3-667-10403-8 (E-Pub)
Umschlaggestaltung: Felix Kempf, www.fx68.de
Datenkonvertierung E-Book: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice, München
Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Verlages darf das Werk,
auch Teile daraus, nicht vervielfältigt oder an Dritte weitergegeben werden.
INHALT
Flitterwochen im Zyklon
Auf den Inseln der Glückseligen
Aufruhr in der Sahara
Von der Wüste in den Regenwald
Liberia: Können Afrikaner kolonisieren?
Der weiße „Ju-Ju-Mann“
Im Einbaum zu Albert Schweitzer
Zum dritten Mal allein über den Atlantik
Inseln unserer Träume
Es geht um Kopf und Kragen
Der Laie fragt
Boot und Ausrüstung
VORWORT
Wenn ein Buch nach jahrzehntelanger Pause wieder neu aufgelegt wird, so zeugt das von entsprechend großem Interesse der Leserschaft. In der Tat, damals, vor nunmehr rund 30 Jahren, erhielt ich viele Briefe von Lesern, die sich über die bunte Mischung von Segelabenteuern und Länderberichten, spannenden und wissenswerten Erlebnissen, Begegnungen und Beobachtungen in diesem Buch freuten, und auch in der Zwischenzeit wurde aus Segler- und Laienkreisen immer wieder nach dem auch in die Blindenschrift übertragenen Buch gefragt.
Denn meine 14.000 Seemeilen lange Fahrt entlang der westafrikanischen Küste, durch den Golf von Guinea, über den Südatlantik und durch die Karibik war so ganz anders als heutige Langstreckentörns in modernen, technisch perfekt ausgerüsteten Booten. Sie erfolgte in einem zwar sicheren und stabilen, aber doch sehr einfachen Kutter mit ständig streikendem Hilfsmotor und ohne Autopilot oder anderem Gerät, über das die meisten Yachten heute verfügen. Komfort war – sehr zum Leidwesen meiner Frau, die streckenweise mitsegelte – ein Fremdwort. Dabei war die LIBERIA IV mit ihren rund 9 m Länge, 3,20 m Breite und 1,65 m Tiefgang bei weitem das größte der drei Boote, mit denen ich den Atlantik allein überquert habe. Ihre unmittelbaren Vorgänger waren ein liberianischer Einbaum und ein Serienfaltboot, bis heute das kleinste Fahrzeug, das je über den Atlantik gesegelt ist.
Seit meiner Schulzeit in Ratzeburg bin ich mit dem Wasser vertraut, aber Boote waren nie Selbstzweck für mich; sie halfen mir immer nur, Ideen zu verwirklichen. Einbaum und Faltboot dienten mir zur Erforschung von Überlebensfragen auf hoher See; die Yacht setzte ich für weniger waghalsige wissenschaftliche Aufgaben im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres 1957/58 ein, wenn mich auch Schiffbrüchigenprobleme weiterhin beschäftigten.
Eines habe ich in Büchern und Publikationen immer wieder herauszustellen versucht: die nachdrückliche Warnung vor einer leichtsinnigen Nachahmung meiner Fahrten in Einbaum und Faltboot. Es war kein Zufall, daß diese unmöglich scheinenden Fahrten gerade einem Arzt und Segler glückten, nach Jahren intensiver seelischer und körperlicher Vorbereitung.
Eine Fahrt in einem sicheren und soliden Boot, wie es die LIBERIA IV hingegen war, ist durchaus für jeden realisierbar, der sich verantwortungsbewußt um gründliche Kenntnisse von Meer und Boot bemüht. Und diese Fahrt zeigte, daß selbst kleine, einfache Yachten ohne Unfall durch Stürme und Tornados segeln und einen Fahrplan einhalten können, wenn die Regeln der Seemannschaft beachtet werden. Ich glaube, vor mir hatten erst fünf andere deutsche Segler den Atlantik überquert; heute, im Zeitalter computerisierter Navigation, ist ihre Zahl Legion geworden.
Auch Abenteuer können nur vor dem Hintergrund des Zeitgeschehens richtig gewürdigt werden. Ich hatte das Glück, die meisten westafrikanischen Länder, die damals „Entwicklungsländer“ genannt wurden, im Stadium ihres frisch erwachten Unabhängigkeitsgefühls oder aber ihrer gerade erlangten Selbständigkeit zu sehen oder wiederzusehen und mich mit ihren Oberhäuptern über ihre Zukunft zu unterhalten. Es brodelte zu jener Zeit in Westafrika: Freiheit von den Kolonialländern – welch ungeheures Ziel! Alle waren sich wohl der Bedeutung der Stunde bewußt, aber kaum einer erkannte, wie kompliziert ein freies Staatswesen ist und wieviel harte Arbeit und Versöhnungsbereitschaft zur Verwirklichung des Freiheitsgedankens nötig sind. So ist inzwischen das eingetreten, was viele befürchtet haben. Nach kurzem Aufblühen, nach dem Rausch der gewonnenen Freiheit, kam es zu Ernüchterung und Enttäuschung, zu erneuten Unruhen, wirtschaftlichen Zusammenbrüchen, Diktaturen, Aufständen und Revolutionen mit überfüllten Gefängnissen. Der Sprung aus der Stammesgeschichte in die bindungsarme Neuzeit ist in den meisten Fällen nicht geglückt.
Rückblickend läßt sich sagen, daß in ganz Westafrika nur ein Stern leuchtete: Albert Schweitzer. Wer kennt noch die Namen der Präsidenten der „ersten Stunde“? Albert Schweitzer dagegen ist auch heute noch, Jahrzehnte nach seinem Tode, vielen ein Vorbild. Sein Motto: „Leben ist Leben inmitten von Leben, das leben will“ ist immer noch eine Richtschnur im Bereich der sozialen Gesundheit; das gleiche gilt für den von ihm geprägten Begriff von der „Ehrfurcht vor dem Leben“ als Richtmaß für moralische Gesundheit. Freuen Sie sich auf die Begegnung mit ihm, dem Leitstern seiner Zeit.
Ich habe mich um eine ungeschminkte, aber doch tolerante Schilderung alles Gesehenen und Erlebten bemüht, ob es sich dabei um Begegnungen mit Hafenarbeitern oder Präsidenten handelte, um Abenteuer in Diktaturen oder Republiken, um Betrachtungen über Inseln und Häfen, Tiere und Pflanzen. So hoffe ich, daß das Buch für den Leser heute genauso interessant ist wie vor 30 Jahren – vielleicht sogar aufgrund seiner Zeitbezüge noch interessanter.
Mein Dank gilt allen, die mir vor und auch während der Fahrt – die ich ebenso wie alle anderen Fahrten selbst finanzieren mußte – halfen, Schönheit und Eigenart der verschiedenen Länder kennenzulernen. Mein größter Dank aber gilt meiner Frau. Erst heute weiß ich, wie ihr zumute gewesen sein muß, wenn der Wetterbericht Stürme im Atlantik meldete und sie ihren Mann allein in einem kleinen Boot wußte. Niña hat nicht nur die langen Monate der Trennung auf sich genommen, ohne zu klagen; sie hat mich auch zu Beginn und am Ende der Fahrt begleitet, hat als Nichtseglerin tapfer Stürme und Nachtwachen durchgestanden und mich nie im Stich gelassen. Nicht zuletzt hat sie an diesem Buch ganz wesentlich mitgearbeitet.
Bonn, im Januar 1992 | Dr. Hannes Lindemann |
Dreißig Jahre leben Hannes und Niña Lindemann jetzt bereits in Bonn. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben hatte der Autor unter anderem einen Lehrauftrag an der Bonner Universität und war Leiter einer Bundesschule. Hannes und Niña Lindemann haben mehrere Bücher geschrieben wie „Autogenes Training“, „Antistreßprogramm“, „Einfach entspannen, Psychohygiene-Training“ und, natürlich, das Buch über die Einbaum- und Faltbootfahrt „Allein über den Ozean“.
ERSTES KAPITEL
FLITTERWOCHEN IM ZYKLON
Schlafwagen Madrid – Vigo.
Durch eine kahle, karstige und öde Landschaft brauste breitspurig der Expreß.
Plötzlich klopfte es an die Tür unseres Abteils.
„Pasaportes!“ forderte eine Stimme im Amtston. Meinen Paß bewahrte in Vigo die Hafenpolizei auf, die mir indessen eine Genehmigung für die Reise nach Madrid ausgestellt hatte. Der Grund war auch aufgeführt: zwecks Heirat. Als der Hüter der Ordnung das las, zwinkerte er mir verständnisvoll zu und verschwand.
Mir fiel ein Schild ein, das ich einmal in den USA an einem Schlafwagenabteil gesehen hatte: „Frisch verheiratet.“ Auch hier wäre es am Platze gewesen.
Ilse und ich waren vor wenigen Stunden getraut worden, nachdem wir ein Labyrinth von Amts wegen passiert hatten. Und nun wartete in Vigo eine schwere Aufgabe auf meine frischgebackene Frau: sich mit meiner zweiten großen Liebe anzufreunden.
Vom Einbaum zur Yacht
Diese Liebe war die LIBERIA IV, eine kleine rote Yacht und mein viertes Boot, das den Namen LIBERIA trug.
Liberia erhebt den Anspruch, ein „Land der Freiheit“ zu sein; dort hatte ich einige Jahre als Arzt gearbeitet und geschwitzt, dort hatte ich mir die beiden ersten Boote selbst gebaut. Die Geschichte Liberias heißt Kampf mit den Elementen, heißt Urtümlichkeit und Härte.
Eine Ausnahme hatte die erste LIBERIA gemacht, ein liberianischer Einbaum. Sie war weich wie Butter gewesen; die Insekten hatten sie im Dschungel vor meinen Augen verzehrt, zum Hohn der Chemie mit ihren schädlingsbekämpfenden Produkten. Meinem Hausboy war die brillante Idee gekommen, die Schädlinge auszuräuchern. Er ließ das Feuer schwelen, und diese anstrengende Arbeit setzte ihm so zu, daß er schläfrig wurde. Als ich abends nach Hause kam, stand das Boot lichterloh in Flammen. Und der Boy schnarchte dazu in seiner Kammer – – –
Die LIBERIA II hatte anfangs ähnliche Neigungen gehabt. Da aber war mein Zorn erwacht, und ich hatte sie über den Atlantik geknüppelt.
Auch dieses Boot war ein Einbaum gewesen, das schmalste Schiff der Geschichte, das je ein Meer bezwang. In ihm wollte ich als Arzt brennende Seenotfragen lösen; unter extremsten Bedingungen am eigenen Leib erproben, wie sich ein Schiffbrüchiger physiologisch und psychisch verhalten muß, wenn er überleben will.
Der Einbaum legte 5000 Seemeilen zurück, ohne Unfall. Er erreichte sein Endziel Haïti – was will der Mensch noch mehr?
Man kann nie wissen, was er will. Zu meiner eigenen Überraschung entschloß ich mich, den gleichen Versuch noch einmal zu unternehmen, dieses Mal in einem Serienfaltboot, einem Klepperboot, der LIBERIA III.
Diese zweite Atlantiküberquerung war ebenfalls kein Segelabenteuer, sie war ein medizinisches und darüber hinaus ein psychologisches Wagnis: zum ersten Mal hatte sich hier ein Mensch mit Hilfe des Autogenen Trainings, einer Art Selbsthypnose, auf ein normalerweise undurchführbares Unternehmen vorbereitet, um zu beweisen, daß im Unterbewußtsein ungeheure Kraftreserven schlummern, die bei übermenschlichen Anstrengungen sinnvoll genutzt werden können und zu ganz außergewöhnlichen Leistungen befähigen.
Nach 76 Tagen war ich an meinem Endziel eingetroffen, St. Thomas in der Karibischen See. Fünfzig Pfund hatte ich abgenommen, der Puls war bis auf 32 gesunken, die Gelenke waren etwas versteift, doch konnte ich gehen: ich kletterte allein aus meinem Boot. Erwartet man einen Freudentanz nach diesem grausamsten aller Selbstversuche?
Die Fahrt war ein großer Erfolg – heute werden in den Vereinigten Staaten und in Rußland die Shephards und Gagarins auf ähnliche Weise vorbereitet.
Die LIBERIA III kann sich rühmen, das kleinste Boot zu sein, das je über einen Ozean segelte. Aber ich möchte jeden davor warnen, etwas Ähnliches zu unternehmen. Die Aussichten, lebend drüben anzukommen, sind minimal. Mehr als zehn Jahre hatte ich mich auf diese Fahrt vorbereitet, zweimal zuvor war ich gestartet und wieder umgekehrt. Weltrekorde kann man heute nicht mehr auf Anhieb erringen. Man braucht viel mehr dazu als Mut und guten Willen.
Jetzt lag in Vigo die LIBERIA IV, das seefeste, rundliche Gegenstück ihrer zwei winzigen Vorgänger. Sie war neun Meter lang, 3,20 Meter breit und besaß bei vollen Tanks einen Tiefgang von 1,80 Meter.
Die Bootswerft Heinrich Hatecke in Freiburg an der Niederelbe hatte sie für mich gebaut, die Güldnerwerke versahen sie mit einem Motor. Verschiedene Firmen, das Hydrographische Institut in Hamburg, das Amt für Seeverkehr, das Meteorologische Institut, das Institut für Netz- und Materialforschung, der Germanische Lloyd und nicht zuletzt meine Freunde von der „Seglervereinigung Freiburg“ halfen sie ausrüsten.