Kitabı oku: «Norwegische Volksmährchen I.», sayfa 11
28.
Der Herr Peter
Es waren einmal ein Paar arme Eheleute, die hatten drei Söhne. Wie die beiden ältesten hießen, weiß ich nicht; aber der jüngste hieß Peter. Als die Ältern gestorben waren, und die Kinder sich in die Erbschaft theilen wollten, war Nichts da, als ein Grapen, eine Brodplatte und eine Katze. Der älteste, welcher das Beste haben sollte, nahm den Grapen. »Wenn ich den ausleihe, bleibt doch immer Etwas für mich auszuschrapen drin,« sagte er. Der zweite nahm die Brodplatte: »Wenn ich die ausleihe, bleibt doch immer Etwas für mich abzukratzen dran,« sagte er. Für den jüngsten blieb nichts Anders übrig, als die Katze. »Wenn ich die ausleihe, bekomm' ich Nichts dafür,« sagte er: »giebt man ihr auch ein wenig Milch, so schleckt sie sie selbst.« Gleichwohl nahm er doch die Katze; denn es jammerte ihn, sie umkommen zu lassen.
Hierauf wanderten die Brüder fort in die Welt, um ihr Glück zu versuchen, und jeder zog seine Straße. Als der jüngste eine Weile fortgegangen war, sagte die Katze: »Es soll Dir nicht leid sein, daß Du mich nicht in der alten Hütte hast umkommen lassen, sondern mich mit Dir genommen. Ich werde in den Wald gehen und allerlei Gethier greifen, das sollst Du zu dem König auf das Schloß tragen, das Du dort siehst, und sagen, Du brächtest ihm ein kleines Geschenk. Wenn er Dich dann fragt, von Wem das ist, sollst Du sagen: 'Das ist von dem Herrn Peter.'« Hierauf lief die Katze in den Wald, und kam bald mit einem lebendigen Rennthier zurück; dem war sie auf den Kopf gesprungen, hatte sich zwischen die Hörner gesetzt und gesagt: »Gehst Du nicht gradesweges zu des Königs Schloß, so kratze ich Dir die Augen aus,« darum wagte das Rennthier auch nicht, anders zu thun, als die Katze ihm gesagt hatte. Wie Halvor nun zum Schloß kam, ging er mit seinem Thier in die Küche und sagte: »Ich komme, um dem König ein kleines Geschenk zu überbringen, wenn er es nicht verschmähen wollte.« Als man dem König das anmeldete, kam er sogleich in die Küche, und wie er das große schöne Rennthier erblickte, war er darüber außerordentlich erfreu't. »Mein lieber Freund,« sagte er zu Halvor: »Wer ist es, der mir ein so schönes Geschenk sendet?« – »O, das ist der Herr Peter,« sagte der Bursch. »Der Herr Peter?« sagte der König: »wo wohnt er doch noch, dieser Herr Peter?« denn es däuchte ihm eine Schande, daß er einen solchen Mann nicht kennen sollte. Aber der Bursch wollt' es ihm nicht sagen; er dürfe es nicht wegen seines Herrn, sagte er. Darauf gab der König ihm ein gutes Trinkgeld und bat ihn, seinen Herrn von ihm zu grüßen, und er ließe sich auch vielmal bedanken.
Den andern Tag lief die Katze wieder in den Wald, sprang einem Hirsch auf den Kopf, setzte sich ihm zwischen die Augen und nöthigte ihn ebenfalls durch Drohungen, nach des Königs Schloß zu gehen. Als Peter in die Küche eintrat, sagte er wieder, er käme, um dem König ein kleines Geschenk zu überbringen, wenn er es nicht verschmähen wolle. Der König freu'te sich über den Hirsch noch mehr, als über das Rennthier, und fragte, Wer es denn wäre, der ihm ein so schönes Geschenk sende. »Das ist der Herr Peter,« sagte der Bursch. Als aber der König wissen wollte, wo der Herr Peter wohne, bekam er wieder dieselbe Antwort, wie den vorigen Tag, und diesmal gab er Petern ein noch größeres Trinkgeld.
Den dritten Tag kam die Katze mit einem Elenthier an. Als Peter in die Küche auf dem Schloß trat und sagte, er brächte dem König ein kleines Geschenk, ward es dem König sogleich angesagt. Wie dieser nun herauskam und das große schöne Elenthier erblickte, war er darüber so voller Freude, daß er nicht wußte, »auf welchem Bein er stehen wollte,« und das Mal gab er Petern ein noch weit größeres Trinkgeld, es waren gewiß hundert Thaler. Nun wollte aber der König durchaus wissen, wo der Herr Peter wohnte, und forschte und fragte auf alle mögliche Weise; aber Peter sagte, er dürfe es nicht sagen von wegen seines Herrn, denn der hätte es ihm so strenge verboten. »So sage denn dem Herrn Peter, ich ließe ihn bitten, mich zu besuchen,« sagte der König. Ja, sagte der Bursch, er wollt's wohl bestellen. Als Peter darauf zu der Katze kam, sagte er: »Na, Du hast mich in eine schöne Patsche gebracht! Nun will der König, ich soll ihn besuchen, und ich habe ja nichts Anders auf den Leib zu ziehen, als die Lumpen, worin ich gehe und stehe.« – »O, sei deßwegen nicht bekümmert!« sagte die Katze: »um drei Tage sollst Du Pferde und Wagen und so schöne Kleider bekommen, daß das Gold heruntertröpfelt; dann kannst Du den König besuchen. Aber Was Du auch beim König siehst, so musst Du immer sagen, Du hättest es noch weit schöner und prächtiger zu Hause; das musst Du nicht vergessen.« Nein, Peter wollt's nicht vergessen. – Als nun die drei Tage um waren, kam die Katze mit Wagen und Pferden und Kleidern und Allem, was Peter gebrauchte. Das Alles aber war so prächtig, wie Niemand Dergleichen noch gesehen hatte. Nun fuhr Peter nach dem Schloß, und die Katze lief hinterher. Der König empfing den Burschen sehr freundlich; aber Was er ihm auch zeigen und anbieten mochte, so sagte Peter immer, ja, das wäre Alles recht gut, aber er hätt's doch noch weit schöner und prächtiger zu Hause. Das wollte nun dem König gar nicht anstehen, aber Peter blieb immer beim Alten. Zuletzt ward der König so verdrießlich, daß er sich nicht länger halten konnte. »Nun will ich mit Dir reisen,« sagte er: »und sehen, ob es wahr ist, daß Du Alles so viel besser und schöner hast, als ich. Aber Gnade Dir Gott, wenn Du lügst! Ich sage nicht mehr.« – »Ja, nun hast Du mich schön in die Tinte gebracht!« sagte Peter zu der Katze: »nun will der König mit mir reisen nach meinem Hause, aber das ist wohl nicht gut zu finden.« – »Laß Dich das nicht kümmern!« sagte die Katze: »ich werde voranlaufen, und folge Du mir dann nur immer nach.« Darauf reis'ten sie fort: die Katze voran, darnach Peter, welcher hinter ihr her fuhr, und dann der König mit seinem ganzen Hofstaat.
Als sie nun ein gutes Ende gefahren waren, kamen sie zu einer großen Heerde Schafe, die hatte Wolle, so lang, daß sie an der Erde schleppte. »Willst Du sagen, daß diese Schafheerde dem Herrn Peter gehört, so gebe ich Dir diesen silbernen Löffel,« sagte die Katze zum Hirten – den Löffel aber hatte sie mit aus dem Königsschloß genommen – . Ja, das wollte der Hirte wohl sagen. Als nun der König gefahren kam, rief er: »Ei! ei! hab' ich doch nie eine so große schöne Schafheerde gesehen! Wem gehört die, mein kleiner Bursch?« – »Die gehört dem Herrn Peter,« sagte der Bursch.
Nach einer Weile kamen sie zu einer schönen großen Heerde scheckiger Kühe, die waren so fett, daß sie glänzten. »Willst Du sagen, daß diese Heerde dem Herrn Peter gehört, wenn der König Dich fragt, so gebe ich Dir diesen silbernen Handzuber,« sagte die Katze zu der Dirn, die das Vieh trieb – den Zuber aber hatte sie auch aus dem Schloß mitgenommen – . »Ja, recht gern!« sagte die Dirn. Als nun der König gefahren kam, wunderte er sich sehr über die große schöne Heerde; eine so schöne Viehheerde, meinte er, hätte er noch nie gesehen; und als er die Dirn fragte, Wem das Vieh gehöre, sagte sie: »O, das gehört alles dem Herrn Peter.«
Ein Ende weiter hin trafen sie eine große schöne Koppel Pferde an, es waren die schönsten Pferde, die man sehen konnte; alle waren sie groß und fett, und von jeder Farbe waren sechs: rothe, fahle und blaue. »Willst Du sagen, daß diese Pferdetrift dem Herrn Peter gehört, wenn der König Dich fragt, so geb' ich Dir diesen silbernen Abguß,« sagte die Katze zum Hirten – den Abguß hatte sie auch aus dem Schloß mitgenommen – . Ja, der Bursch wollt's wohl sagen. Als nun der König ankam, war er ganz verwundert über die große schöne Pferdetrift; denn solche Pferde hätte er noch nie gesehen, sagte er, und als er den Burschen fragte, Wem alle die rothen und fahlen und blauen Pferde gehörten, sagte der: »Die gehören alle dem Herrn Peter.«
Als sie nun ein gutes Ende weiter gereis't waren, kamen sie zu einem Schloß. Die erste Pforte war von Messing, die zweite von Silber, und die dritte von Gold. Das Schloß selbst war von Silber und so blank, daß es Einem in den Augen weh that, wenn man es ansah; denn es schien grade die Sonne darauf, wie sie ankamen. Die Katze hatte die Gelegenheit ersehen, dem Burschen unbemerkt ins Ohr zu flüstern, er solle sagen, das wäre sein Schloß. Drinnen im Schloß aber war's noch viel prächtiger, als außen: Alles war hier von Gold, sowohl die Stühle, als die Tische und die Bänke. Als nun der König rings umhergegangen war und Alles genau betrachtet hatte, von unten und von oben, da ward er ganz beschämt. »Ja, der Herr Peter hat Alles weit prächtiger, als ich,« sagte er: »es hilft nicht, daß man es leugnet,« und damit wollte er wieder fortreisen. Aber Peter bat ihn, er möchte doch bleiben und bei ihm zu Abend essen. Na, das that denn der König auch; aber sauer sah er die ganze Zeit. – Während sie nun bei Tische saßen, kam der Troll gegangen, dem das Schloß gehörte, und klopfte an die Pforte. »Wer ist es, der mein Essen verzehrt und meinen Meth trinkt, als wären Schweine drinnen?« rief er. Als die Katze das hörte, lief sie sogleich hinaus, trat an die Pforte und sprach: »Wart einmal! ich will Dir erzählen, wie der Bauer es mit dem Winterkorn macht,« und darauf erzählte sie dem Trollen sehr weitläufig vom Winterkorn: wie zuerst der Bauer seinen Acker pflüge, darnach ihn dünge, und dann wieder pflüge u. s. w., bis plötzlich die Sonne aufging7. »Sieh Dich mal um, dann wirst Du hinter Dir die schöne herrliche Jungfrau erblicken!« sagte die Katze zum Trollen. Da sah dieser sich um, erblickte die Sonne und barst mitten von einander8.
»Nun gehört Alles Dir,« sagte darauf die Katze zu Petern: »Jetzt aber sollst Du mir den Kopf abschlagen, das ist der einzige Lohn, den ich für die Dienste verlange, die ich Dir gethan habe.« Das wollte aber Peter durchaus nicht. »Wenn Du es nicht thust,« sagte die Katze: »so kratze ich Dir die Augen aus.« Da konnte Peter nicht anders, sondern mußte thun, wie die Katze wollte, so sauer es ihm auch ankam: mit einem Streich hatte er ihr den Kopf vom Rumpf abgehau't. Da stand aber plötzlich vor ihm die schönste Prinzessinn, die man je gesehen hat, und Peter wurde augenblicklich ganz in sie verliebt. »Alle diese Herrlichkeit gehörte früher mir,« sagte die Prinzessinn: »aber der Troll hatte mich verzaubert, so daß ich als Katze in dem Hause Deiner Ältern sein mußte. Nun kannst Du thun, Was Du willst, mich zu Deiner Gemahlinn nehmen, oder nicht; denn nun bist Du König über das ganze Reich.« – Der nicht nein sagte, das war Peter, und es ward eine Hochzeit gehalten und ein Gastmahl, das dauerte ganze acht Tage lang. Nun war ich aber nicht länger bei dem Herrn Peter und der jungen Königinn.
29.
Aase, 9 das kleine Gänsemädchen
Es war einmal ein König, der hatte so viele Gänse, daß er eigens eine Dirn halten mußte, sie zu hüten; diese Dirn hieß Aase, und darum nannten die Leute sie Aase, das Gänsemädchen. Nun traf es sich, daß der Königssohn von England aufs Freien ausreis'te, dem setzte Aase sich in den Weg. »Was sitzest Du da, Du kleine Aase?« sagte der Königssohn. »Ich sitze hier und flicke das Zeug und setze Lappen auf Lappen,« sagte Aase: »denn ich warte auf den Königssohn von England.« – »Den kannst Du nicht bekommen,« sagte der Prinz. »Wenn ich ihn haben soll, dann werd' ich ihn wohl kriegen,« sagte die kleine Aase. – Es wurden nun Maler ausgesandt nach allen Ländern und Reichen, die sollten die schönsten Prinzessinnen abmalen, und dann wollte der Königssohn sich eine zur Gemahlinn aussuchen. Eine von ihnen gefiel ihm auch so gut, daß er sogleich zu ihr reis'te und um sie frei'te; sie sagte auch Ja und ward seine Braut, und darüber war der Prinz außerordentlich vergnügt. Nun hatte aber der Prinz einen Stein, und wenn er den vor sein Bett hinlegte, sagte der ihm Alles, worüber er ihn befragte. Als daher die Prinzessinn angereis't kam, sagte Aase, das Gänsemädchen, zu ihr, wenn sie schon früher einen Liebsten gehabt hätte, oder sich wegen einer gewissen Sache, wovon der Prinz Nichts wissen solle, etwa nicht frei fühle, so müsse sie sich in Acht nehmen, daß sie nicht über den Stein trete, den der Prinz vor sein Bett hingelegt hätte, denn der sage ihm Alles. Als die Prinzessinn das hörte, ward sie sehr angst und bat die kleine Aase, daß sie sich am Abend an ihrer Stelle zu dem Prinzen ins Bett legen möchte, und wenn er dann eingeschlafen sei, wollten sie wieder umtauschen, so daß er am Morgen, wenn es hell würde, die Rechte bei sich hätte. Das thaten sie denn auch. Als Aase, das Gänsemädchen, über den Stein trat, fragte der Prinz: »Wer ist es, der in mein Bett steigt?« – »Reine und keusche Jungfrau,« sagte der Stein, und darauf legten sie sich schlafen. In der Nacht aber kam die Prinzessinn und legte sich an Aase's Stelle. Als sie aber am andern Morgen aufstanden, fragte der Prinz den Stein wieder: »Wer ist es, der aus meinem Bett steigt?« – »Eine, die schon drei Kinder gehabt hat,« sagte der Stein. Wie der Prinz das hörte, wollte er sie nicht haben, sondern schickte sie wieder nach Hause und nahm sich eine andre Braut.
Als er nun die neue Braut besuchen wollte, hatte Aase, das kleine Gänsemädchen, sich wieder vor ihm in den Weg hingesetzt. »Was sitzest Du hier, Du kleine Aase?« sagte der Prinz. »Ich sitze hier und flicke das Zeug und setze Lappen auf Lappen, denn ich warte auf den Königssohn von England,« sagte Aase. »Den kannst Du nicht bekommen,« sagte der Königssohn. »Wenn ich ihn haben soll, dann werd' ich ihn wohl kriegen,« sagte Aase.
Mit dieser Prinzessinn ging es nun eben so, wie mit der vorigen, nur mit dem Unterschied, daß der Stein, als sie am Morgen aufstand, sagte, sie hätte schon sechs Kinder gehabt. Nun wollte der Prinz auch sie nicht haben, sondern jagte sie wieder aus dem Hause; aber einmal, meinte er, wollt' er's noch versuchen, ob er nicht Eine finden könne, die noch eine reine und keusche Jungfrau sei. Er reis'te nun weit umher durch viele Länder, bis er endlich Eine fand, die er leiden mochte. Als er sie darauf einmal besuchte, hatte Aase, das Gänsemädchen, sich wieder in den Weg hingesetzt. »Was sitzest Du hier, Du kleine Aase?« fragte der Prinz. »Ich sitze hier und flicke das Zeug und setze Lappen auf Lappen, denn ich warte auf den Königssohn von England,« sagte Aase. »Den kannst Du nicht bekommen,« sagte der Prinz. »Wenn ich ihn haben soll, dann werd' ich ihn wohl kriegen,« versetzte die kleine Aase.
Als die Prinzessinn ankam, sagte Aase, das Gänsemädchen, zu ihr eben so, wie zu den beiden ersten, wenn sie schon einen Liebsten gehabt hätte, oder sonst Etwas im Wege wäre, das der Prinz nicht wissen solle, so müsse sie nicht über den Stein treten, den der Prinz vor sein Bett hingelegt hätte, denn der sage ihm Alles. Wie die Prinzessinn das hörte, ward sie sehr ängstlich; aber sie war eben so verschlagen, wie die beiden andern, und bat Aase, daß sie sich am Abend an ihrer Stelle zu dem Prinzen ins Bett legen möchte, und wenn er eingeschlafen sei, wollten sie wieder umtauschen, so daß er am Morgen, wenn's hell würde, die Rechte bei sich hätte. Das thaten sie denn auch. Als Aase, das Gänsemädchen, über den Stein trat, fragte der Prinz wieder: »Wer ist es, der in mein Bett steigt?« – »Reine und keusche Jungfrau,» sagte der Stein, und darauf legten sie sich schlafen. In der Nacht aber steckte der Prinz einen Ring an Aase's Finger, der war aber so drange, daß sie ihn nicht wieder abkriegen konnte; denn der Prinz hatte nachgerade wohl gemerkt, daß es nicht ganz richtig zuging, und darum wollt' er ein Zeichen haben, woran er die Rechte wieder erkennen könnte. Als der Prinz eingeschlafen war, kam die Prinzessinn und jagte Aase in den Gänsestall und legte sich selbst an ihre Stelle ins Bett. Wie sie nun am Morgen aufstanden, und der Prinz fragte: »Wer ist es, der aus meinem Bett steigt?« sagte der Stein wieder: »Eine, die schon drei Kinder gehabt hat;« und als der Prinz das hörte, ward er so böse, daß er sie augenblicklich aus dem Hause jagte. Darauf fragte er den Stein, wie es denn mit diesen drei Prinzessinnen zusammenhinge, die über ihn gestiegen wären. Da erzählte ihm der Stein, wie die Sache sich verhielt, und daß die Prinzessinnen ihn betrogen und Aase, das kleine Gänsemädchen, an ihre Stelle gelegt hätten. Das wollte der Prinz erst nicht glauben und ging daher aufs Feld, wo Aase saß und die Gänse hütete; denn er wollte sehen, ob sie wohl den Ring hätte. »Hat sie den, so ist es wohl am besten, daß ich sie zur Gemahlinn nehme,« dachte er. Als er nun zu ihr auf's Feld kam, sah er, daß sie einen Lappen um ihren Finger gebunden hatte. Er fragte sie, warum sie das gethan hätte. »Ach,« sagte sie: »ich habe mich so arg geschnitten.« Der Prinz wollte nun durchaus den Finger sehen; aber Aase wollte den Lappen nicht abnehmen. Da ergriff er ihren Finger und hielt ihn fest, und wie Aase ihn zurückziehen wollte, ging der Lappen ab, und nun erkannte der Prinz sogleich seinen Ring. Da nahm er sie mit sich auf's Schloß und gab ihr viele schöne Kleider und herrlichen Schmuck; und darauf hielten sie Hochzeit. So bekam nun Aase, das kleine Gänsemädchen, den Königssohn von England, bloß weil es so bestimmt war, daß sie ihn haben sollte.
30.
Der Bursch und der Teufel
Es war einmal ein Bursch, der ging auf einem Wege und knackte Nüsse; da fand er eine, die war wurmstichig, und im selben Augenblick begegnete ihm der Teufel. »Ist es wahr,« sagte der Bursch: »was man sagt, daß der Teufel sich so klein machen kann, als er will, und sich durch ein Nadelöhr zwängen?« – »Ja,« antwortete der Teufel. »Oh! laß mich einmal sehen und kriech in diese Nuß!« sagte der Bursch wieder; und das that der Teufel. Als er durch das Loch gekrochen war, schlug der Bursch einen Pflock hinein. »Nun hab' ich Dich!« sagte er und steckte die Nuß in die Tasche. Wie er nun ein Ende gegangen war, kam er zu einer Schmiede, da ging er hinein und bat den Schmied, er möchte ihm doch die Nuß entzwei schlagen. »Ja, das soll leicht gethan sein,« antwortete der Schmied und nahm seinen kleinsten Hammer, legte die Nuß auf den Amboß und schlug zu; aber sie wollte nicht entzwei. Da nahm er einen etwas größeren Hammer, aber der war auch noch nicht schwer genug; er nahm nun einen noch größeren, aber der that's auch noch nicht. Da wurde der Schmied verdrießlich und nahm den großen Hammer: »Ich werde dich gleichwohl entzwei kriegen,« sagte er und schlug zu, all was er konnte. Da zerplatzte die Nuß, daß das ganze Schmiededach abflog, und es krachte, als ob die Hütte umstürzen wollte. »Ich glaube, der Teufel war in der Nuß!« sagte der Schmied. »Ja, er war drin,« sagte der Bursch.
Die von P. Asbjörnsen und Jörgen Moe gesammelten norwegischen Volksmährchen, welche hier dem Publicum in zwei Bänden vorliegen, erschienen in der Originalsprache in einzeln Heften, wovon das 4te (das letzte bis jetzt erschienene Heft) als »des zweiten Bandes erstes Heft« bezeichnet ist; die Sammlung ist also noch nicht als abgeschlossen anzusehen, ungeachtet seit dem Erscheinen des letzten Heftes bereits drei Jahre verflossen sind, wogegen die drei ersten Hefte im Verlauf eines einzigen Jahrs erschienen. Möge es den geehrten Herausgebern dieser Mährchen nicht an Aufmunterung fehlen, ihre schätzenswerthe Sammlung fortzusetzen, in der das nordische Element so frisch und kräftig bewahrt, und der Volkston so gut gehalten ist, so daß diese Sammlung sich, nach dem Urtheile gründlicher Kritiker, als eine der würdigsten an die der Brüder Grimm anschließt.
Daß alle diese Mährchen aus dem Munde des norwegischen Volkes selbst gesammelt, und nicht etwa neuere Dichtungen sind, bemerkt ausdrücklich einer der Herausgeber, der Herr P. Asbjörnsen, in der Einleitung zu seinen »Huldre-Eventyr,« eine Sammlung norwegischer Volksmährchen, worin die neckischen Huldregeister, wie in den vorliegenden die ungeschlachten Trollen, die wichtigste Rolle spielen, welche Mährchen jedoch im Ganzen mehr den Charakter örtlicher Sagen an sich tragen. Sobald diese Sammlung zu einem Bändchen herangewachsen ist, werden wir nicht unterlassen, auch diese dem deutschen Publicum mitzutheilen.
Was die Übersetzung der vorliegenden Mährchen betrifft, so habe ich mich, so weit es der Genius der Sprache nur erlaubte, genau an den Originaltext gehalten. Einzelne unbedeutende Abänderungen wurden jedoch nothwendig, wenn ich nicht zu schleppenden und allzu ermüdenden Umschreibungen meine Zuflucht nehmen wollte. So ist z. B. in dem Mährchen: »Der Gertrudsvogel« der Ausdruck Levse auf deutsch bloß durch Brod wiedergegeben, obgleich das nordische Levse sonst eine Art weiches mit einem runden Holze flach gerolltes Gebäck bezeichnet. – Die sehr oft vorkommende Redensart bei den Trollen: »Her lugter saa christen Mands Been« habe ich durch die in deutschen Mährchen sehr übliche Redensart im Munde der Riesen: »Es riecht hier so nach Menschenfleisch« wiedergegeben; vielleicht wäre es jedoch in diesem Falle richtiger gewesen, dem nordischen Charakter getreu, zu sagen: »Es riecht hier so nach Christenfleisch,« weil eben dadurch der unversöhnliche Haß der Trollen gegen das Christenthum sich ausspricht, obwohl sie überdies auch oft als Menschenfresser erscheinen. Diese Bemerkung drängte sich mir jedoch erst auf, nachdem meine Übersetzung schon gedruckt war, und es bleibt mir daher nur übrig, falls ich hiedurch einen wirklichen Fehler begangen haben sollte, um gütige Nachsicht zu bitten. – Einzelne nordische Ausdrücke, die sich durchaus nicht übersetzen ließen, wenn nicht das nordische Element gänzlich verwischt werden sollte, habe ich unverändert beibehalten und in einer unten beigefügten Note die Erklärung davon gegeben.
Schließlich noch meinen innigsten Dank den in Kopenhagen lebenden Normännern, welche mir über die so häufig in dem Originaltexte vorkommenden norwegischen Provinzialismen die nöthige Aufklärung gegeben haben. Den größten Theil dieser Provinzialismen habe ich durch deutsche Provinzialismen wiederzugeben gesucht, weil eben dadurch das Naive in der Volkserzählung so charakteristisch hervortritt.
F. Bresemann.
Berlin im October. 1846.