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Kitabı oku: «Norwegische Volksmährchen vol. 2», sayfa 10

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20.
Die Mühle, die auf dem Meergrunde mahlt

Es waren mal in uralter Zeit zwei Brüder, der eine war reich, und der andre war arm. Als nun das Weihnachtsfest herankam, hatte der arme keinen Bissen Fleisch, noch Brod im Hause, ging darum zu seinem Bruder und bat ihn um eine Kleinigkeit in Gottes Namen. Nun war es aber nicht das erste Mal, daß der reiche Bruder dem armen Etwas gegeben hatte, und er war daher eben nicht sonderlich froh, als er ihn kommen sah. »Willst Du thun, Was ich Dir sage,« sprach er: »so sollst Du einen ganzen Schinken haben, so wie er im Rauch hangt.« Ja, das wollte der Arme gern und bedankte sich. »Da hast Du ihn!« sagte der Reiche, indem er ihm den Schinken zuwarf: »und geh nun zur Hölle!« – »Hab' ich es versprochen, so muß ich es thun,« sagte der Andre, nahm den Schinken und ging fort. Er wanderte wohl den ganzen Tag, und als es dunkel wurde, erblickte er vor sich einen hellen Lichtschimmer. »Hier muß es sein!« dachte er. Etwas weiter hin im Walde aber stand ein alter Mann mit einem langen weißen Bart und hau'te Holz. »Guten Abend!« sagte Der mit dem Rauchschinken. »Guten Abend! Wo willst Du hin?« sagte der Mann. »O, ich wollte nur zur Hölle, aber ich weiß nicht, ob ich recht gegangen bin,« versetzte der Arme. »Ja, Du bist ganz recht,« sagte der alte Mann: »denn das hier ist die Hölle,« und weiter sagte er: »Wenn Du nun hineinkommst, dann werden sie Dir wohl alle Deinen Schinken abkaufen wollen, denn Schweinfleisch ist ein seltnes Gericht in der Hölle; aber Du sollst ihn für kein Geld verkaufen, sondern sollst dafür die alte Handmühle verlangen, die hinter der Thür steht. Wenn Du dann wieder herauskommst, will ich Dir auch lehren, wie Du sie stellen musst; denn die Mühle ist zu Etwas gut, musst Du wissen.« Der Mann mit dem Schinken dankte für guten Bescheid und klopfte beim Teufel an.

Als er hineintrat, geschah es, wie der Alte ihm gesagt hatte: alle Teufel, groß und klein, kamen um ihn herum, und der eine überbot immer den andern auf den Rauchschinken. »Es war freilich meine Absicht, ihn zum Weihnachts-Heiligen-Abend mit meinem Weib zu verschmausen;« sagte der Mann: »aber weil Ihr alle so erpicht darauf seid, will ich ihn Euch wohl überlassen; aber ich verkaufe ihn für keinen andern Preis, als für die alte Handmühle, die da hinter der Thür steht.« Damit wollte aber der Teufel nicht gern heraus, und er dung und feilschte mit dem Mann; aber der blieb bei Dem, was er gesagt hatte, und da mußte ihm denn der Teufel endlich die Mühle überlassen. Als der Mann nun wieder aus der Hölle herausgekommen war, fragte er den alten Holzhauer, wie er denn die Mühle stellen müsse, und als der es ihm gesagt hatte, bedankte er sich und machte sich wieder auf den Heimweg; aber wie sehr er auch ausholte, so kam er doch nicht eher, als nachts um zwölf Uhr zu Hause an.

»Aber wo in aller Welt bist Du denn eigentlich gewesen?« sagte seine Frau, als er eintrat: »Ich hab' hier gesessen und gewartet von einer Stunde zur andern und habe nicht einmal zwei Holzsplitter kreuzweis über einander unter den Grützkessel zu legen, damit ich uns ein Weihnachtsessen koche.« – »O,« sagte der Mann: »ich konnte nicht gut eher kommen, denn ich hatte ein Geschäft zu besorgen und mußte deßhalb einen weiten Weg machen; aber nun sollst Du mal sehen, Was ich uns mitgebracht habe!« und damit stellte er die Mühle auf den Tisch hin und ließ sie mahlen, erst Lichter, dann ein Tischtuch, und darnach Essen und Bier und Alles, was zu einem guten Weihnachtsschmaus gehört; und so wie er es der Mühle befahl, so mahlte sie. Seine Frau stand da und kreuzte sich das eine Mal über das andre und wollte durchaus wissen, wo der Mann die Mühle herbekommen hätte; aber damit wollte er nicht heraus: »Es kann ganz einerlei sein, woher ich sie habe, Frau,« sagte er: »Du siehst, daß die Mühle gut ist, und daß das Mahlwasser nicht all wird, und das ist Genug,« und er mahlte Essen und Trinken und Alles, was gut schmeckt, für das ganze Weihnachtsfest, und am dritten Tag bat er seine Freunde zu sich, denn er wollte ihnen einen Gastschmaus geben. Als der reiche Bruder sah, Was da alles zum Schmaus bereit stand, lief es ihm heiß und kalt über die Haut, weil er seinem Bruder durchaus Nichts gönnte. »Am Weihnachts-Abend,« sagte er zu den Andern: »war er noch so bettelarm, daß er zu mir kam und mich um eine Kleinigkeit in Gottes Namen bat, und nun auf einmal lässt er's drauf gehen, als wenn er Graf, oder König geworden wäre. – Wo zum ewigen Satan! hast Du all den Reichthum herbekommen?« fragte er den Bruder. »Hinter der Thür,« sagte der, denn er hatte keine Lust, ihm zu beichten; aber gegen Abend, als er ein wenig in den Krüsel bekommen hatte, konnte er sich nicht länger halten, sondern kam mit der Mühle zum Vorschein. »Da siehst Du die Gans, die mir all den Reichthum gebracht hat,« sagte er und ließ die Mühle bald Dies, bald Jenes mahlen. Als der Bruder das sah, wollte er ihm die Mühle durchaus abkaufen; aber der Andre wollte sich anfangs gar nicht dazu verstehen; endlich aber, wie der Bruder so sehr darum anhielt, sollte er sie denn für dreihundert Thaler haben; aber bis zum Heumonat, das bedung er sich aus, wollte er sie noch behalten; »denn,« dachte er: »hab' ich sie noch so lange, kann ich mir Essen damit mahlen für manches liebe Jahr.« In dieser Zeit nun wurde die Mühle, wie man sich wohl denken kann, nicht rostig, und als der Heumonat herankam, erhielt der Bruder sie; aber der Andre hatte sich wohl gehütet, ihm zu sagen, wie er sie stellen müßte. Es war am Abend, als der Reiche die Mühle nach Hause brachte, und am Morgen sagte er zu seiner Frau, sie sollte mit den Schnittern ins Feld gehen und das Heu hinter ihnen kehren, er wolle derweile das Mittagsessen bereiten. Als es nun so gegen Mittag war, stellte er die Mühle auf den Küchentisch hin. »Mahl Hering und Milchsuppe, daß es Art hat!« sprach er. Da fing die Mühle an zu mahlen Hering und Milchsuppe, erst alle Schüsseln und Grapen voll, und nachher so viel, daß die ganze Küche davon schwamm. Der Mann stellte und dreh'te die Mühle; aber wie er sie auch handthieren mochte, so hielt die Mühle nicht auf, zu mahlen, und zuletzt stand die Milchsuppe schon so hoch, daß der Mann nahe daran war, zu ertrinken. Nun riß er die Stubenthür auf; aber es dauerte nicht lange, so hatte die Mühle auch die Stube vollgemahlt, und nur mit genauer Noth konnte der Mann noch die Thürklinke in der Fluth von lauter Milchsuppe erfassen. Wie er nun die Thür aufgemacht hatte, stürzte er hinaus ins Freie, und Hering und Milchsuppe immer hinter ihn drein, so daß der ganze Hof und das Feld davon strömte.

Indessen däuchte es der Frau, die das Heu auf dem Felde kehrte, es daure ziemlich lange, eh' der Mann käme und sie zum Mittag abriefe. »Wir wollen nur nach Hause gehen,« sagte sie zu den Schnittern: »denn ich kann es mir wohl denken, er kann mit der Milchsuppe nicht allein fertig werden, und ich muß ihm nur helfen.« Sie machten sich also auf und gingen nach Hause. Wie sie aber hinter den Berg kamen, schwamm ihnen Hering und Milchsuppe und Brod entgegen, alles durch einander, und der Mann lief immer voran. »Gott gebe, daß Jeder von Euch hundert Bäuche hätte, um in sich zu schlingen!« rief er: »Nehmt Euch aber in Acht, daß Ihr nicht in meinem Mittagsessen ersauft!« und damit fuhr er ihnen vorbei, als wär' der Teufel hinter ihm her, und hinüber zu seinem Bruder; den bat er nun um Gottes willen, er möchte doch sogleich die Mühle wiedernehmen; »denn mahlt sie noch eine Stunde dazu,« sprach er: »so vergeht das ganze Dorf in lauter Hering und Milchsuppe.« Der Bruder aber wollte die Mühle nicht wiedernehmen, wenn der Andre ihm nicht noch dreihundert Thaler dazu bezahlte. Weil nun durchaus kein andrer Rath war, so mußte der Reiche mit dem Gelde heraus. Nun hatte der Arme sowohl Geld, als die Mühle, und da dauerte es denn nicht lange, so hatte er sich ein Haus gebau't, noch weit prächtiger, als das, worin der Bruder wohnte. Mit der Mühle mahlte er so viel Gold zusammen, daß er die Wände mit lauter Goldplatten bekleiden konnte, und das Haus lag so nahe am Strande, daß man den Glanz davon schon von weitem auf dem Meer sah. Alle, die da vorbeisegelten, hielten dort an, um den reichen Mann in dem goldnen Hause zu besuchen und die wunderbare Mühle zu sehen; denn es ging davon ein Gerede weit und breit.

Einmal kam auch ein Schiffer dort vorbei, der wollte ebenfalls die Mühle sehen, und als er sie gesehen hatte, fragte er, ob sie auch wohl Salz mahlen könne. »Ja, Salz kann sie auch mahlen,« sagte der Mann; und nun wollte der Schiffer sie ihm durchaus abkaufen, sie möchte kosten, Was sie wolle; »denn habe ich die,« dachte er: »dann brauch' ich nicht immer so weit über's wilde Meer zu segeln, um Salz zu holen; sondern kann mir einen guten Tag pflegen.« Anfangs aber wollte der Mann sie durchaus nicht losschlagen; aber der Schiffer bat ihn so lange und so flehend, bis er sie ihm endlich für viele tausend Thaler verkaufte. Als nun der Schiffer die Mühle bekommen hatte, blieb er nicht lange in der Gegend; denn er dachte, dem Mann könne der Handel nachher wieder leid werden; er ließ sich auch nicht einmal so viel Zeit, daß er ihn fragte, wie er die Mühle stellen müßte, sondern ging schnell auf sein Schiff und stieß von Land. Als er ein Ende hinausgekommen war in die große See, nahm er seine Mühle hervor. »Mahl Salz, daß es Art hat!« rief er. Da fing die Mühle an und mahlte Salz, daß es knisterte und sprüh'te. Als der Schiffer sein Schiff voll hatte, wollte er die Mühle stopfen, aber wie er's auch anfing und sie stellen und drehen mochte, die Mühle mahlte immer fort, und der Salzhaufen wuchs höher und immer höher, und zuletzt versank das ganze Schiff ins Meer. Da steht nun die Mühle auf dem Meergrunde und mahlt noch den heutigen Tag, und daher kommt es, daß das Meerwasser salzig ist.

21.
Die Prinzessinn auf dem gläsernen Berg

Es war einmal ein Mann, der hatte eine Heuwiese, die lag auf einem Berg, und auf der Wiese stand ein Schoppen, worin er das Futter aufbewahrte. In den letzten Jahren aber war der Schoppen immer ziemlich leer gewesen; denn allemal in der St. Johannisnacht, wenn das Gras am schönsten und üppigsten stand, wurde die Wiese ganz kahl, als ob eine Viehheerde da gegangen und das Gras abgefressen hätte. So geschah es das eine Jahr, und so geschah es das andre. Das verdroß endlich den Mann, und er sagte zu seinen Söhnen – er hatte drei, und der dritte hieß Aschenbrödel, musst Du wissen – es solle einer von ihnen in der St. Johannisnacht im Heuschoppen liegen und Acht geben, wie das Ding zusammenhinge; denn es könne nicht angehen, daß jedes Jahr das Gras mit Stumpf und Stiel abgefressen würde, sagte er. Nun machte zuerst der älteste Sohn sich auf; er wollte schon aufpassen, sagte er, und es sollten ihm weder Menschen, noch Vieh, noch der Teufel selbst das Gras von der Wiese stehlen. Darauf ging er hin und legte sich in dem Heuschoppen schlafen. Wie es aber auf die Nacht kam, entstand plötzlich ein solches Getöse und ein Erdbeben, daß Dach und Wände krachten. Dem Burschen ward angst und bange, und er sprang auf und lief davon, ohne sich umzusehen, und die Wiese wurde in dieser Nacht wieder eben so kahl, als in den beiden letzten Jahren.

Den nächsten St. Johannis-Abend sagte der Mann wieder, es könne nicht angehen, daß sie jedes Jahr ihr Heu auf der Wiese einbüßen sollten, es müsse einer von den Söhnen die Nacht über im Schoppen schlafen und gut aufpassen. Da machte sich denn der zweite Sohn auf; aber es ging ihm nicht besser, als seinem Bruder; denn in der Nacht entstand wieder ein Getöse und ein Erdbeben, noch weit furchtbarer, als in der vorigen Johannis-Nacht. Dem Burschen ward angst und bange, und er sprang auf und schwang die Fersen, als ob's für Geld ginge.

Das Jahr darauf kam die Reihe an Aschenbrödel. Als er sich aber anschickte, nach der Wiese zu gehen, fingen die andern Beiden an zu lachen und machten sich über ihn lustig. »Ja, Du bist eben der Rechte, um das Heu zu hüten,« sagten sie: »Du, der Du nichts Anders gelernt hast, als in der Asche zu sitzen und Dich zu braten.« Aber Aschenbrödel bekümmerte sich nicht um ihr Geschwätz, sondern als es Abend wurde, ging er gradezu nach der Wiese. Als er eine Weile im Schoppen gelegen hatte, fing es an zu donnern und zu krachen. »O, wenn's nicht schlimmer wird, so kann ich's aushalten,« dachte Aschenbrödel. Als er noch eine Weile gelegen hatte, entstand ein Krachen und ein Erdbeben, daß die Heuhalme umherstoben. »O, wenn's nicht schlimmer wird, so halt ich's aus,« dachte Aschenbrödel. Bald darauf kam ein drittes Krachen und Erdbeben, so daß der Bursch glaubte, Dach und Wände würden zusammenstürzen; als das aber vorbei war, wurde es mäuschenstill. »Ob's wohl wiederkommt?« dachte Aschenbrödel; aber es kam nicht wieder. Nach einer Weile däuchte es dem Burschen, als ob draußen vor dem Schoppen ein Pferd stände und gras'te. Er schlich sich daher an die Thür und guckte durch die Ritze, und da sah er denn ein Pferd stehen, welches das Gras abbiß; aber ein so großes und stattliches Pferd hatte Aschenbrödel noch nie gesehen, und auf dem Rücken trug es Sattel und Gebiß und eine vollständige Rüstung für einen Ritter. Alles aber war von Kupfer, und so blank, daß es glitzerte. »Haha! bist Du es, der uns immer das Gras abfrisst?« dachte der Bursch: »aber das will ich Dir schon verbieten.« Er nahm darauf schnell sein Feuerstahl aus der Tasche und warf es über das Pferd; da konnte es sich nicht vom Fleck rühren, sondern war so zahm, daß der Bursch mit ihm machen konnte, Was er wollte. Er setzte sich nun darauf und ritt damit nach einem Ort hin, den Niemand kannte, als er allein, und da brachte er es in Verwahrsam. Als er wieder nach Hause kam, fingen seine Brüder an zu lachen und fragten ihn, wie es denn gegangen sei. »Du bliebst wohl nicht lange in dem Schoppen liegen,« sagten sie: »wenn Du sonst überhaupt nach der Wiese gekommen bist.« – »Ich habe so lange in dem Schoppen gelegen, bis die Sonne aufging,« sagte der Bursch: »aber ich habe Nichts gehört, noch gesehen. Gott mag wissen, Was es ist, das Euch so in Furcht gejagt hat.« – »Ja, wir werden bald sehen, wie Du die Wiese gehütet hast,« versetzten die Brüder. Als sie aber hinkamen, stand das Gras da eben so hoch und so dicht, als den Tag zuvor.

Den nächsten Johannis war es wieder das alte Lied. Keiner von den beiden Brüdern wollte nach dem Schoppen gehen und die Wiese hüten, aber Aschenbrödel, der wollte. Nun ging es wieder eben so, wie in der vorigen Johannis-Nacht: zuerst kam wieder ein furchtbares Getöse und ein Erdbeben, dann noch einmal, und endlich zum dritten Mal; aber alle drei Erdbeben waren diesmal weit stärker, als das vorige Jahr. Darauf ward es plötzlich ganz still, und der Bursch hörte Etwas draußen vor dem Schoppen knuppern; er schlich sich nun wieder ganz leise nach der Thür und guckte durch die Ritze. Ja, richtig! da stand wieder ein Pferd dicht an der Mauer und fraß das Gras ab; aber das war noch weit größer und stattlicher, als das vorige, und auf dem Rücken lagen Sattel und Gebiß und eine vollständige Rüstung für einen Ritter – Alles von blankem Silber, und so prächtig, wie man's nur sehen kann. »Haha! bist Du es, der uns in dieser Nacht das Gras abfressen wollte?« dachte der Bursch: »aber das will ich Dir verbieten,« und damit nahm er schnell sein Feuerstahl aus der Tasche und warf es dem Pferd über die Mähne, und nun stand es da, so fromm und so zahm, wie ein Lamm. Da setzte der Bursch sich drauf und ritt damit nach demselben Ort hin, wo er das andre Pferd stehen hatte, und dann ging er wieder nach Hause. »Heute sieht es wohl schön aus auf der Heuwiese,« sagten die Brüder. »O ja, ganz gut,« versetzte Aschenbrödel. Sie wollten nun hin und zusehen, und als sie hinkamen, stand das Gras da so hoch und so schön, daß es nur eine Lust war; aber die Brüder wurden darum nicht freundlicher gegen Aschenbrödel.

Als die dritte Johannis-Nacht herankam, wollte wieder Keiner von den beiden ältesten Brüdern in dem Heuschoppen liegen und die Wiese hüten; denn sie waren noch so eingeschüchtert von der ersten Nacht her, die sie da gelegen hatten, daß sie's gar nicht wieder vergessen konnten. Da mußte sich denn Aschenbrödel wieder aufmachen; und nun ging es wieder eben so, wie die beiden vorigen Male: es kamen wieder drei Erdbeben, das eine noch immer stärker, als das andre, und bei dem letzten tanzte der Bursch von der einen Schoppenwand zur andern; aber darauf wurde es mäuschenstill. Als der Bursch nun noch eine Weile gelegen hatte, hörte er wieder draußen vor dem Schoppen Etwas knuppern. Er schlich sich nun leise nach der Thür und guckte durch die Ritze – da stand denn wieder ein Pferd da, noch weit größer und stattlicher, als die beiden andern, die er schon gefangen hatte. »Haha! bist Du es, der mir diese Nacht das Gras abfressen wollte?« dachte der Bursch: »aber das will ich Dir schon verbieten;« und damit nahm er sein Feuerstahl und warf es über das Pferd, und da stand es auf dem Fleck so fest, als wär' es dran genagelt, und der Bursch konnte mit ihm machen, Was er wollte; er ritt es nun nach demselben Ort hin, wo er schon die beiden andern Pferde stehen hatte, und ging dann nach Hause. Die beiden Brüder machten sich wieder über ihn lustig, eben so wie die beiden vorigen Male. Diese Nacht, sagten sie, hätte er die Wiese wohl gut gehütet, denn er sähe ja aus, als ob er noch im Schlaf ginge, und Was Dergleichen Mehr war. Aber Aschenbrödel that, als ob er nicht darauf achte, sondern sagte bloß, sie möchten nur hingehen und zusehen; das thaten sie denn auch; aber das Gras stand da eben so schön und üppig, als den Tag zuvor.

Um diese Zeit geschah es, daß der König des Landes, in welchem Aschenbrödels Vater wohnte, ein Aufgebot in seinem ganzen Reich ergehen ließ. Der König hatte nämlich eine Tochter von wunderlieblicher Schönheit, und die wollte er verheirathen. Die Tochter aber saß mit drei goldnen Äpfeln in ihrem Schoß oben auf einem hohen gläsernen Berg, der war so glatt wie Eis und so blank wie ein Spiegel. Wer nun auf den Berg reiten und ihr die drei Äpfel aus dem Schoß nehmen könnte, der sollte die Prinzessinn und das halbe Reich haben; das hatte der König in allen Kirchdörfern in seinem ganzen Reich und noch in vielen andern Königreichen bekannt machen lassen. Weil nun die Prinzessinn so außerordentlich schön war, daß Jeder, der sie nur ansah, sogleich in sie verliebt ward, er mochte wollen, oder nicht, so hatten alle Prinzen und Ritter große Lust, sie und das halbe Königreich zu gewinnen, und kamen daher von allen Enden der Welt geritten, so stattlich, daß man den Glanz schon von weitem sah; und ihre Pferde gingen einher, als ob sie unter ihnen tanzten – kurz, es war Niemand, der nicht daran dachte, die Prinzessinn und das halbe Reich zu gewinnen.

Als nun der Tag gekommen war, den der König zu dem Ritt bestimmt hatte, waren so viele Prinzen und Ritter um den gläsernen Berg versammelt, daß es von ihnen wimmelte; und Jeder, der nur kriechen konnte, wollte hin und sehen, Wer die Königstochter gewönne, und die beiden Brüder von Aschenbrödel wollten auch hin, aber Aschenbrödel wollten sie nicht mit haben, denn hätten sie einen solchen Wechselbalg bei sich, so schwarz und abscheulich wie er, der immer da liege und in der Asche wühle, sagten sie, dann würden die Leute sich nur über sie lustig machen. Aschenbrödel aber sagte, es wär' ihm ganz einerlei, er bliebe auch eben so gern zu Hause. Als nun die beiden Brüder zu dem gläsernen Berg kamen, versuchten schon alle Ritter und Prinzen den Ritt, und sie ritten, daß die Pferde unter ihnen schäumten; aber es half ihnen Alles nichts; denn sowie nur das Pferd den Fuß an den Berg setzte, glitt es immer wieder aus, und es war kein Einziger da, der nur ein paar Ellen lang an dem Berg hinauf gekommen wäre, und das war eben nicht zu verwundern, denn der Berg war so glatt wie ein Spiegel, und so steil wie eine Wand. Alle aber wollten gern die Königstochter und das halbe Reich gewinnen, und sie ritten und sie glitten, aber Alles umsonst. Zuletzt waren alle Pferde schon so ausgemattet, daß sie nicht mehr vom Fleck konnten, und über und über waren sie mit Schweiß bedeckt, und der Schaum stand ihnen vor dem Mund. Da mußten sich denn die Prinzen und Ritter endlich geben. Der König wollte nun schon bekannt machen lassen, daß das Wettreiten den nächsten Tag wieder anfangen sollte, ob's dann vielleicht Einem gelingen möchte; aber in demselben Augenblick kam ein Ritter in einer kupfernen Rüstung daher, die war so blank, daß man sich darin spiegeln konnte, und das Pferd, das er ritt, war so groß und so stattlich, wie noch Keiner ein solches Pferd je gesehen hatte. Die andern Prinzen und Ritter aber riefen ihm zu, er könne sich gern die Mühe sparen, den Ritt zu versuchen, denn es würde ihm doch nichts helfen. Jener konnte aber auf dem Ohr nicht hören, sondern ritt grade auf den gläsernen Berg zu und hinan und hinauf, als wär' es gar Nichts gewesen. Als er aber um das erste Drittheil hinaufgekommen war, lenkte er mit dem Pferd um und ritt wieder zurück. Einen so schönen Ritter hatte die Prinzessinn noch nie zuvor gesehen, und sie dachte bei sich selbst: »Ach Gott, wenn er doch nur heraufkäme!« Als sie aber sah, daß er mit dem Pferd wieder umlenkte, warf sie ihm einen von den goldnen Äpfeln nach, und der rollte hinab in seinen Schuh. Sobald der fremde Ritter wieder unten war, gab er seinem Pferd die Spornen und jagte davon, und Niemand wußte, wo er gestoben oder geflogen war. Am Abend sollten alle Prinzen und Ritter vor dem König erscheinen, damit Der, welcher an dem gläsernen Berg hinaufgeritten sei, den goldnen Apfel aufzeigen könne, den die Königstochter ihm zugeworfen hatte. Aber da war Keiner, der Etwas aufzeigen konnte; der Eine kam nach dem Andern, aber den goldnen Apfel hatte Niemand.

Als nun die Brüder Aschenbrödels wieder nach Hause kamen, erzählten sie ein Langes und Breites von dem Ritt auf den gläsernen Berg: wie zuerst Keiner auch nur einen Schritt lang an dem Berg hätte hinaufkommen können, und wie nachher Einer gekommen wäre in einer kupfernen Rüstung, so blank, daß man sich darin spiegeln konnte, »und das war ein Bursch,« sagten sie: »der konnte reiten; er ritt wohl über den dritten Theil an dem gläsernen Berg hinauf, und er hätte auch wohl ganz hinaufreiten können, wenn er bloß gewollt hätte; aber da kehrte er wieder um, denn er mochte wohl denken, es sei Genug für das Mal.« – »O, den hätt' ich auch wohl sehen mögen!« sagte Aschenbrödel – er saß auf dem Herd und wühlte in der Asche, wie er gewöhnlich zu thun pflegte. »Ja, Du!« sagten die Brüder: »Du siehst auch darnach aus, daß Du Dich vor so hohen Herrschaften kannst sehen lassen, Du abscheuliches Biest, so wie Du da sitzest!«

Den andern Tag wollten die Brüder wieder nach dem gläsernen Berg, und Aschenbrödel bat sie auch das Mal, sie möchten ihn doch mitnehmen, damit er auch zusehen könne; aber nein, das ging nicht an, dazu wär' er viel zu häßlich, sagten sie. »Ei nun, so bleib' ich auch eben so gern zu Hause,« sagte Aschenbrödel. Als die Brüder zu dem Berg kamen, begannen eben die Ritter und Prinzen wieder ihr Wettreiten, und das Mal hatten sie ihre Pferde gehörig beschlagen lassen, kannst Du glauben; aber es half ihnen doch Alles nichts, sie ritten und sie glitten eben so, wie den vorigen Tag, und Keiner kam auch nur eine Elle lang an dem Berg hinauf; und als sie ihre Pferde so lange abgequält hatten, daß sie nicht mehr von der Stelle konnten, mußten sie alle wieder aufhalten. Nun wollte der König schon bekannt machen lassen, daß das Wettreiten den nächsten Tag zum letzten Mal vor sich gehen sollte, ob's dann vielleicht noch Einem gelänge; da fiel ihm aber der Ritter mit der kupfernen Rüstung ein, und er beschloß, noch ein wenig zu warten, ob er sich etwa noch einfinden möchte. Aber der Ritter mit der kupfernen Rüstung fand sich nicht ein; dagegen aber kam nach einer Weile ein anderer Ritter daher gesprengt, der trug eine silberne Rüstung, die blitzte schon von weitem, und das Roß, welches er ritt, war noch weit größer und stattlicher, als das des kupfernen Ritters von gestern. Die Ritter und Prinzen riefen ihm zwar zu, er könne sich gern die Mühe sparen, den Ritt zu versuchen, denn es würde ihm doch nichts helfen; aber er achtete nicht darauf, sondern ritt grade auf den gläsernen Berg zu und hinan und hinauf, noch viel weiter, als der in der kupfernen Rüstung. Als er aber um zwei Drittheile hinaufgekommen war, lenkte er mit seinem Pferd um und ritt wieder zurück. Den Ritter mochte nun die Prinzessinn noch lieber leiden, als den von gestern, und sie wünschte, daß er doch nur ganz hinaufkommen möchte. Als sie aber sah, daß er wieder umkehrte, warf sie ihm den andern Apfel nach, und der rollte hinunter in seinen Schuh. Der Ritter aber jagte schnell davon, und Niemand wußte, wo er geblieben war.

Am Abend sollten wieder Alle vor dem König und der Prinzessinn erscheinen, damit Der, welcher den goldnen Apfel hätte, ihn aufweisen könne; aber den goldnen Apfel hatte Niemand.

Die Brüder erzählten zu Hause wieder, wie sich Alles zugetragen hatte. »Alle Prinzen und Ritter, die da versammelt waren,« sagten sie: »konnten Nichts ausrichten; zuletzt aber kam Einer mit einer silbernen Rüstung – Wetter nicht mal! der konnte reiten! Er kam wohl über zwei Drittheile an dem Berg hinauf, und da kehrte er wieder um. Aber das war ein Bursch! und die Prinzessinn warf ihm den zweiten Apfel nach.« – »Ach, den hätt' ich auch wohl sehen mögen!« sagte Aschenbrödel. »Ja, er war ein wenig blanker, als die Asche, worin Du wühlst, Du schwarzes Biest!« sagten die Brüder.

Am dritten Tag ging es wieder ungefähr eben so: Aschenbrödel wollte wieder mit und zusehen; aber die Brüder wollten ihn durchaus nicht mitnehmen. Als sie zu dem gläsernen Berg kamen, konnte wieder Niemand auch nur eine Elle lang hinaufkommen. Alle warteten nun auf den Ritter mit der silbernen Rüstung; aber der war weder zu sehen, noch zu hören. Endlich kam ein Ritter in einer goldenen Rüstung dahergesprengt, die strahlte, daß man den Glanz schon weit in der Ferne sehen konnte, und das Pferd, das er ritt, war so groß und so stattlich, daß Keiner noch dergleichen je gesehen hatte. Die Prinzen und Ritter konnten vor lauter Verwunderung ihm nicht einmal zurufen, daß er sich die Mühe sparen solle, den Ritt zu versuchen, und ehe sie sich's versahen, war er schon bei dem gläsernen Berg und sprengte hinauf, als wär' es gar Nichts gewesen, so daß die Prinzessinn nicht einmal Zeit bekam, zu wünschen, er möchte doch ganz hinaufkommen. Oben nahm er ihr den dritten goldnen Apfel aus dem Schoß, lenkte dann mit seinem Pferd wieder um – und fort war er, als wär' er verschwunden.

Als am Abend die Brüder nach Hause kamen, erzählten sie wieder ein Langes und Breites von dem Wettreiten an dem Tage, und zuletzt erzählten sie auch von dem Ritter mit der goldnen Rüstung. »Das war aber ein Bursch!« sagten sie: »einen so stattlichen Ritter giebt's nicht mehr in der Welt.« – »O, den hätt' ich auch wohl sehen mögen!« sagte Aschenbrödel. »Ja, es blitzt nicht völlig so in der Asche, worin Du immer wühlst, Du schwarzes Biest!« sagten die Brüder.

Tages darauf sollten alle Prinzen und Ritter vor dem König und der Prinzessinn erscheinen, – denn am Abend, glaub' ich, war es schon zu spät geworden – damit Der, welcher den goldnen Apfel hätte, ihn aufweisen könne. Es kam nun Einer nach dem Andern, erst kamen alle Prinzen, und dann die Ritter; aber den goldnen Apfel hatte Niemand. »Ja, Einer muß ihn doch haben,« sagte der König; »denn wir sahen es ja alle mit unsern Augen, wie er da den Berg hinaufritt und ihn der Prinzessinn aus dem Schoß nahm.« Da sich aber Niemand meldete, gab endlich der König den Befehl, daß alle Leute in seinem ganzen Land aufs Schloß kommen sollten, damit Der, welcher den goldnen Apfel hätte, ihn aufweise. Es kam nun Einer nach dem Andern; aber den goldnen Apfel hatte Niemand. Endlich kamen auch die beiden Brüder von Aschenbrödel; sie waren die letzten. Darauf fragte der König, ob denn gar nicht mehr Leute in seinem Reich wären. »Ja, wir haben noch einen Bruder zu Hause,« sagten die Beiden: »aber der hat den goldnen Apfel wohl nicht genommen; denn er ist in der Zeit nicht aus dem Aschhaufen gekommen.« – »Einerlei,« sagte der König: »sind alle die Andern hier gewesen, so mag er auch kommen!« und da mußte denn Aschenbrödel auch aufs Schloß. »Hast Du den goldnen Apfel, Du?« fragte ihn der König. »Ja, hier ist er, und hier ist der andre, und hier ist der dritte,« sagte Aschenbrödel, indem er alle drei goldenen Äpfel aus der Tasche nahm; und in demselben Augenblick warf er seine russigen Kleider ab und stand nun da in seiner goldenen Rüstung, daß es nur so blitzte. »Ja, Du sollst meine Tochter und das halbe Reich haben,« sagte der König: »denn Du hast beides ehrlich verdient.« Darauf wurde die Hochzeit gehalten, und Aschenbrödel bekam die Prinzessinn und das halbe Reich. Bei der Hochzeit aber ging's lustig her; denn Hochzeit feiern konnten sie alle, wenn sie auch nicht auf den gläsernen Berg reiten konnten; und haben sie nicht aufgehört zu feiern, so feiern sie noch.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
27 haziran 2017
Hacim:
180 s. 1 illüstrasyon
Tercüman:
Bresemann Friederich
Telif hakkı:
Public Domain

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