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Kitabı oku: «Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas», sayfa 51

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Winkel, der durch seine Kenntnisse und seine Bildung bald auffiel, war übrigens schnell zum Wachtmeister befördert worden, und als er nach Ablauf seiner vierjährigen Dienstzeit entlassen wurde, war er zum Fourage-Amt übergetreten, hatte als Trainmeister eine Regierungskarawane nach Neu-Mexiko begleitet und befand sich also jetzt als Sekretär in Albuquerque. Er war sehr beliebt bei seinen Vorgesetzten, doch äußerte er gegen mich seine Absicht, mit der nächsten Gelegenheit nach Kalifornien zu gehen, um auch dort sein Glück zu versuchen. Ich zweifle nicht an Winkels gutem Fortkommen, nachdem er eine so verschiedenartige und größtenteils harte Schule durchgemacht hat; und die gesammelten Erfahrungen befähigen ihn wohl dazu, sich in dem regen Geschäftsverkehr Kaliforniens leicht und schnell von Stufe zu Stufe emporzuschwingen.

Winkels Leben in den westlichen Regionen, in einem Regiment, das unbedingt dazu bestimmt war, eine Schutzmauer gegen die feindlichen Eingriffe der Komantschen und Kiowa-Indianer bilden zu helfen, war reich an abenteuerlichen Ereignissen, und manche Stunde — sowohl in seiner Wohnung als auch im Lager — brachten wir damit hin, uns gegenseitig die Lichtpunkte aus den letzten fünf Jahren zu schildern. Als wir uns später trennten, hieß es: »Auf Wiedersehen!« Aber wo wiedersehen? Ob nun am heimatlichen Herd in Europa, ob in Afrikas Wüsten, ob in Australien, Asien oder abermals in Amerika — das ruht verborgen im Schoß der Zukunft. Vielleicht sehen wir uns auch gar nicht wieder.

Das Corpus-Christi-Fest wurde durch Fandangos beschlossen, und wie die religiösen Feierlichkeiten den Tag über die Straßen bunt belebten, so bot die Stadt nach Einbruch der Nacht nicht weniger lebhafte Szenen. Musik schallte aus allen Richtungen, und nach derselben hin eilten alt und jung, um nach Herzenslust der unbezwinglichen Tanzwut zu frönen. Die Bewohner von Neu-Mexiko sind nämlich noch harmlos genug, zu glauben, daß rauschende Vergnügungen und notwendige Arbeiten an Fest- und Sonntagen ihr Seelenheil nicht beeinträchtigen.

Den Mörder hatte ich seit unserer Ankunft am Rio Grande gänzlich aus den Augen verloren; nicht wenig überraschte es mich daher, als ich auf mein Fragen nach seinem Schicksal erfuhr, daß er entsprungen sei. Es war für uns natürlich das Bequemste, denn im anderen Fall hätten wir noch einige Monate in Albuquerque zurückbleiben müssen, um bei der gerichtlichen Untersuchung als Zeugen vernommen zu werden — ein Umstand, der wohl zu überlegen war, ehe man den Menschen wirklich dem Gericht übergab. Die Flucht, die ihm möglicherweise nicht sehr erschwert wurde, enthob uns aller Widerwärtigkeiten, und ich erinnere mich auch nicht, daß irgendwie Versuche zum Einfangen des Verbrechers angestellt worden sind. Die Strafe wäre jedenfalls nur sehr gelinde ausgefallen, denn die Trunkenheit und mithin die Unzurechnungsfähigkeit des Mörders während der Tat konnte bewiesen werden, und dies ist in den Händen dortiger Juristen gewöhnlich eine treffliche Handhabe, um einen überwiesenen Verbrecher dem Galgen zu entreißen.

Am 7. Juni kehrte Lieutenant Ives von Santa Fé zurück, und alsdann wurden die Leute sogleich entlassen und die Expedition für aufgelöst erklärt. Nur wir, deren nächstes Ziel der Missouri war, blieben noch auf dem Ufer des Rio Grande zurück; wie auch die Eskorte, die zu unserer Begleitung bestimmt war. Auf Veranlassung des Generalkommandos in Santa Fé ging uns durch Lieutenant Ives die Weisung zu, auf unserer Reise die Militärstation Fort Union, die sich am Fuß der östlichsten Ausläufer der Rocky Mountains befindet und an der die alte Handelsstraße in geringer Entfernung vorbeiführt, zu berühren, um dort den noch fehlenden Proviant zu beziehen und zugleich unsere vierzehn Tiere noch einige Kräfte zu dem bevorstehenden scharfen Ritt sammeln zu lassen. Außerdem harrte auf jener Station ein Offizier, der nach den Vereinigten Staaten zurückkommandiert war; und um diesem Gelegenheit zu geben, sich mit seiner Familie uns anschließen zu können, sollten wir unseren Aufenthalt in Fort Union nach Umständen verlängern.

Auch die nötigen Geldmittel zur Bestreitung der Reisekosten nach unserer Ankunft am Missouri händigte Lieutenant Ives uns ein, und er versah uns zugleich mit weitreichendem Kredit, so daß wir gegen alle Zufälligkeiten vollkommen gesichert waren. Als nächstes Ziel wurde Fort Leavenworth am oberen Missouri bestimmt; dort sollten wir unsere Tiere nebst ganzer Ausrüstung dem Kommandeur des Forts übergeben und dann unsere Reise auf Eisenbahn und Dampfboot nach Gefallen und Bequemlichkeit fortsetzen.

Lieutenant Ives selbst verließ uns schon am Abend des folgenden Tages, also am 8. Juni. Wir begleiteten ihn bis zu dem leichten Reisewagen, der ihn hinunter nach El Paso und von dort nach Fort Yuma und San Diégo bringen sollte, und ich glaube nicht, daß einer von uns ihn um diese Reise beneidete. Dagegen äußerte er mehrmals sein innigstes Bedauern, nicht mit uns vereint die Grasfluren durchwandern zu können. Wir nahmen Abschied voneinander, bestimmten noch im letzten Augenblick einen Gasthof in New York, wo wir wieder zusammenzutreffen beabsichtigten, und dahin eilte die mit sechs leichtfüßigen Maultieren bespannte Post der Vereinigten Staaten, und ihr nach trabten ein halbes Dutzend eskortierender Dragoner.

An den beiden folgenden Tagen nahmen das Packen des Wagens und das Herbeischaffen von immer neuen Lebensmitteln fast ausschließlich unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Jeder entdeckte noch etwas in der Stadt, was ihm des Mitnehmens wert schien und was er vor sich auf dem Sattel mit ins Lager brachte. Der eine trabte herbei und schwang von weitem schon lustig einen Schinken; ein anderer balancierte auf dem Sattelknopf einen Korb mit Flaschen; wieder ein anderer schleppte verschlossene Zinnbüchsen und in diesen eingemachte Austern und Hummern herbei; auch kleine Fäßchen, vier an der Zahl, mit starkem und stärkendem Inhalt erschienen allmählich bei uns sowie gedörrtes Hirsch- und Büffelfleisch. Genug, es war einmal unsere Absicht, auf der Strecke von neunhundert englischen Meilen keine Not zu leiden, im Gegenteil unsere Reise in eine wahre Lustreise umzuwandeln, und was daher irgend dazu beitragen konnte, uns in den Grassteppen einen Genuß oder eine kleine Freude zu gewähren, und es lag nur in dem Bereich unserer Kräfte, das wurde herbeigeschafft und fand leicht ein Unterkommen auf dem geräumigen, mit Leinwand verdeckten Wagen. Als wir uns dann am Abend des 10. Juni zur Ruhe begaben, konnten wir uns gestehen, daß wohl selten eine Gesellschaft durch die Prärien zog, die auf so glänzende Weise ausgerüstet gewesen wäre als wir.

Dreiunddreißigstes Kapitel

Aufbruch von Albuquerque — Parforcejagd der Indianer — Nachtlager in Algodones — Vergebliches Harren auf die Eskorte — Verlassen des Tals des Rio Grande — Romeros Rancho — Santa Fé — Exchange Hotel — Abschied von Santa Fé — Lager am Stone Corral und Zusammentreffen daselbst mit der Eskorte — Schöne Landschaften — Die Ruinen von Pecos — Lager daselbst — Trennung von der Eskorte — Die California-Emigranten — Der Rio Pecos — Das Städtchen San José — Das Tal des Pecos — Ojo del Verde — Abirren der Eskorte nach Anton Chico — Lager in Las Vegas — Die Heilquellen — Der See auf dem Hochland — Ankunft am Rand der Prärie und in Fort Union

11. Juni. In aller Frühe schon waren wir reisefertig; acht kräftige Tiere in festen Geschirren standen vor dem schwerbepackten Wagen, in dem eben die Feldstühle, der Tisch und das zusammengerollte Zelt geschoben wurden; sechs andere Tiere harrten ihrer Reiter, und als dann der Fuhrmann mit lauter Stimme ausrief: »All ready!« und den Ruf mit dem Knallen seiner zähen Peitsche begleitete, schwangen wir uns in den Sattel, und lustig trabten wir Albuquerque zu, durch welche Stadt unser Weg führte. Die Eskorte war ebenfalls mit dem Aufbruch beschäftigt, wir bezeichneten daher Lieutenant Tipton die Stadt Algodones als den Punkt, an dem wir zu übernachten beabsichtigten, und zogen dann guter Dinge unseres Weges.

Wie ich schon oben bemerkte, bildeten wir mit unseren Dienern eine Gesellschaft von sieben Mann, und zwar waren es alle so kräftige und mutige Leute, wie sie nur jemals das Gras der Prärien betraten. Es fehlte uns nicht an Erfahrung und, nachdem der Doktor sich wieder erholt hatte, auch nicht an Gesundheit; und da wir mit Büchsen, Doppelflinten, Revolverpistolen und langen Messern reichlich versehen waren, so bildeten wir eine kleine Macht, die sich gewiß nicht vor einigen Dutzend Indianern zu scheuen brauchte und bei entsprechender Wachsamkeit sich unbelästigt zwischen allen Präriestämmen hindurchwinden konnte.

Reisende Karawanen sind in Albuquerque gewiß etwas Alltägliches; als wir aber durch die Straßen der Stadt zogen, schloß sich mancher unserem Zug an, freilich weniger aus Neugierde, als um in dem bekannten Eckhaus am Markt einen Abschiedsbecher mit uns zu trinken. Ruhig sandten wir daher unseren Wagen und die Diener voraus, kehrten noch einmal auf der Ecke ein, und fröhliche Stimmen und Klirren von Gläsern erfüllten bald die in Tabaksdampf schwimmenden Räume des Sutler-Ladens. — Gaserleuchtete Salons mit getäfeltem Fußboden und mächtigen Spiegeln, die lieblich die bezaubernden Bilder zarter Herren mit süßlich-verbindlichen Mienen und kühn gedrehten, duftenden Schnurrbärtchen zurückstrahlen, und wo aus umfangreichen Bergen von Seide und Spitzen die halbnackten Büsten schöner Frauen und Mädchen emporragen, lassen allerdings einen Vergleich mit einer Trinkhalle des Westens nicht zu. Doch wirft man einen Blick in letztere, wo hinter rauher Hülle Offenheit, Frohsinn, und oft auch Geist verborgen sind und wo das staubige, zerrissene Jagdkostüm und der zottige Bart den wohlerzogenen Mann nicht ganz zu verstecken mögen (ich spreche hier nur von einer bestimmten Klasse von westlichen Trinkhallen), dann bezweifelt man es fast, daß das Schönste und Glänzendste auch immer das Verständigste ist, und ohne Kummer erträgt man die Vorwürfe, die für den Aufenthalt an solchen Orten oder auch nur für die Beschreibung derselben gemacht werden.

So werde auch ich die letzten Stunden in Albuquerque niemals bereuen, sondern ich werde mich ihrer noch recht oft mit Freunden erinnern, ohne dabei einen einzigen der bei jener Gelegenheit ausgebrachten Toasts, die Glückwünsche oder die Händedrücke zu vergessen, die uns begleiteten, als wir unsere Tiere bestiegen und im Sattel den letzten Becher leerten. »Glück auf die Reise!« schallte es uns nach, als wir den Tieren die Sporen gaben und durch die Stadt ritten.

Die Hufe klapperten auf der festen Lehmstraße, und bald lag die graue Stadt hinter uns, vor uns aber das Tal des Rio Grande, auf dessen Ufer wir stromaufwärts zogen. Unser Wagen war schon weit voraus, auch die Mitglieder der Eskorte schwankten schon vor uns her oder lagen vereinzelt besinnungslos in den nächsten Gräben. Die Eile, mit der wir ritten, mußten wir aber bald einstellen, indem der Weg uns durch Niederungen führte, die von den Fluten des Stroms aufgeweicht oder auch ganz bedeckt waren, und so vergingen denn einige Stunden, ehe wir unseren Wagen wieder erreichten.

Mit wenig Unterbrechung umgab uns während des ganzen Vormittags ebener, fruchtbarer Boden; Kanäle, Gräben und tiefe Furchen durchzogen vielfach das Tal; alle Schleusen waren von den dortigen Bewohnern geöffnet worden, um dem Erdreich eine nachhaltigere, befruchtende Feuchtigkeit zuzuführen, und so gelangten wir denn an manchen Stellen nicht ohne Mühe durch die Vertiefungen, in denen das Wasser unaufhaltsam dahineilte. Kleine Städte, Dörfer und Gehöfte zierten vielfach die weite Ebene, überall waren die Frühlingsarbeiten schon in Angriff genommen worden, die Wiesengründe begannen sich in lichtes Grün zu kleiden, und am östlichen Rand des Tals, da, wo dürrer Kiesboden die Grenze bildete und gleichmäßig zur Basis des Sandiagebirges aufstieg, erkannte ich die Straße, auf der ich vor Jahren in der Gesellschaft meines verehrten Freundes, des Captain Whipple, reiste.

Gegen Mittag näherten wir uns der Indianerstadt Bernalillo; uns erwartete dort ein überaus interessantes Schauspiel. Die Indianer waren nämlich in großer Anzahl zur Hasenjagd ausgezogen und hatten sich, auf guten Pferden beritten, über das ganze Tal, so weit das Auge reichte, zerstreut, so daß zwischen den einzelnen Reitern ein Zwischenraum von fünfhundert bis tausend Schritt blieb. Langsam umherreitend, störten sie die Hasen aus dem Lager und verfolgten sie so lange in gestrecktem Lauf, bis der nächste Nachbar die Jagd aufnehmen konnte, der das geängstigte Tier dann einem anderen Reiter zutrieb, um von diesem die Jagd fortsetzen zu lassen. Wohin die armen Hasen sich auch wenden mochten — überall stießen sie auf Indianer, die auf ihren flinken Pferden wie toll dahinstürmten und sich in ihrer wilden Jagd weder durch Kanäle noch Gräben aufhalten ließen. Und so bot denn das Ganze ein umfangreiches, aber äußerst belebtes Bild, und mit Wohlgefallen betrachtete ich die festlich geschmückten Krieger, wie sie gewandt ihre schäumenden Rosse lenkten und jubelnd ihre kurzen, krummen Stäbe schwangen — die einzige Waffe, die sie gegen die ermattenden Hasen anwendeten. Jeder Reiter führte drei bis vier dieser einfachen Instrumente, und seine Aufgabe bestand darin, während des Rennens die eigentümliche Waffe zu schleudern und sich die Beute durch einen wohlgezielten Wurf zu sichern. Auf andere Weise der Beute habhaft zu werden, schienen sie gänzlich zu verschmähen, denn als ich einmal meine Büchse hob, um einen der verfolgten Hasen zu töten, der mit schlagenden Seiten nicht weit von mir auf dem Ufer eines Grabens saß, schrien und winkten mir mehrere herbeigaloppierende Jäger zu, ihnen nicht ihre Freude zu verderben. Natürlich ließ ich die Büchse sogleich wieder vor mich auf den Sattel gleiten und war dann Zeuge, wie das geängstigte Tier noch einige Male im Kreis herumgehetzt wurde und nach dem zweiten Wurf mit einem der wirbelnden Stäbe leblos zusammenrollte.

Bei Bernalillo verließen wir die Talgründe und bogen in die Straße ein, die den kulturfähigen Boden gleichsam vom Wüstenland trennt. Das milde Wetter, dessen wir uns fast während des ganzen Tages erfreut hatten, veränderte sich gegen Abend; ein heftiger Nordsturm sprang auf, trieb Sand und Staub in unsere Augen und wälzte schwere Regenwolken über uns hin.

Wir erreichten indessen vor Einbruch der Dämmerung die Stadt Algodones und sprachen bei einem amerikanischen Kaufmann vor, von dem wir, da er Regierungslieferant war, gegen Quittung Futter für die Tiere und einen Schuppen zu unserem eigenen Aufenthalt erhielten. Ein Gewitter, von heftigem Regen begleitet, entlud sich während der Nacht, als wir aber nach ungestörter, bequemer Nachtruhe am Morgen des 11. Juni ins Freie traten, entstieg die Sonne im vollsten Glanz den östlichen Gebirgen, und in ungetrübter Klarheit wölbte sich über die Landschaft der lichtblaue Frühlingshimmel.

Da die Eskorte am vorhergehenden Abend nicht eingetroffen war, so harrten wir noch mehrere Stunden auf diese, doch waren wir endlich gezwungen, aufzubrechen, wenn wir noch vor Einbruch der Nacht das Gehöft des nächsten Regierungslieferanten erreichen wollten. Wir hinterließen daher für Lieutenant Tipton die Nachricht, daß wir einen Abstecher nach Santa Fé machen und ihn demnächst wieder einholen würden, und zogen dann weiter am Rio Grande hinauf, bis wir uns angesichts der Pueblo de Santo Domingo,Siehe »Tagebuch einer Reise vom Mississippi nach den Küsten der Südsee«, S. 217. und gegenüber der auf dem rechten Ufer gelegenen Indianerstadt San Felipe befanden. Dort wandten wir uns, der Hauptstraße folgend, gegen Osten, und stark ansteigend gelangten wir in den Nachmittagsstunden nach der Hochebene hinauf, an deren nördlichem Rand, geschützt von hohen Gebirgsmassen (Santa Fé Mountains), die Stadt Santa Fé liegt.

An der Stelle, wo wir den Rio Grande verließen, betrug die Erhebung über dem Meeresspiegel 5220 Fuß, in der Nähe der alten Vulkane Los Cerritos, wo wir die Nacht zubrachten, dagegen schon über 6000 Fuß. Den Weg, den wir an diesem Tage zurücklegten, fanden wir größtenteils ungünstig für Wagentransporte, besonders aber im Bett des Galisteo-Flusses, dem wir mehrere Meilen nachzufolgen hatten. Im übrigen führte die Straße beständig abwechselnd bergauf und bergab über steinigen, unfruchtbaren Boden, wo nur strichweise verkümmerte Zedern gediehen. Erst zur späten Nachmittagsstunde, als wir die von zahlreichen Quellen bewässerten Niederungen nahe den Cerritos erreichten, erblickten wir wieder größere Ansiedlungen und Ranchos, umgeben von umfangreichen kultivierten Feldern.

Unser Tagesmarsch betrug sechsundzwanzig Meilen und wir lagerten in der Nähe von Romero‘s Rancho, wo wir nicht nur Futter für die Tiere, sondern auch Hühner, Tauben, Eier und Milch für unsere Küche bezogen.

Die Nacht war klar und mild, der Morgen des 12. Juni frisch und kalt, und wohl war es merklich, daß wir uns sehr hoch über dem Meeresspiegel befanden. Wir verließen Romero‘s Rancho frühzeitig, und als wir die nächste Erhebung des Bodens erreichten, schimmerte uns aus nordöstlicher Richtung, wie in Nebel gehüllt, das altertümliche Santa Fé entgegen. Der größte Teil der Stadt, der in dem niedrigen Tal des Rio Chiquito liegt, blieb uns zwar unsichtbar, doch deuteten die zahlreichen Rauchsäulen, die scheinbar der Ebene entstiegen, auf die weite Ausdehnung derselben. Auch an den Abhängen des Gebirges, dessen beschneite Gipfel stolz zu den Wolken emporragten, erblickte ich dergleichen Anzeichen vom Vorhandensein menschlicher Wohnungen. Die Ebene selbst, über die wir eine Strecke von fünfzehn Meilen zu reiten hatten, trug wieder vollständig den Charakter einer unwirtlichen Wüste, doch wurde das Öde — ich möchte fast sagen Abschreckende — bedeutend durch den Umstand gemildert, daß man nach allen Richtungen hin die Grenzen zu übersehen vermochte und daß hinter diesen sich die malerischen Formen mächtiger blauer Gebirgszüge erhoben. So lagen südlich von uns, wie miteinander verbunden, die Massen des goldbergendenEs ist erwiesen, daß die Gebirge Neu-Mexikos sehr reich an Gold, Kupfer, Eisen und auch Silber sind, und es finden sich überall die Spuren, daß zur Zeit der Oberherrschaft der Spanier in jenem Teil Amerikas die Minen mit größerem Fleiß und infolgedessen mit größerem Erfolg bearbeitet wurden. Der ungeordnete Zustand, in dem Neu-Mexiko sich noch immer befindet, der Mangel an Betriebskapital und die an Trägheit grenzende Gemächlichkeit der besitzenden Klasse sind wohl die Hauptursachen der Vernachlässigung des Bergbaus. Die meist armen Goldgräber erblickt man in ganz kleinen Abteilungen von zwei bis sechs Mann, wie sie mittels Hämmern das goldbergende Quarz zertrümmern und durch Waschen das edle Metall von dem Gestein scheiden oder auch in den Betten der Gebirgsbäche und Ströme mühsam den Goldstaub durch Wasser vom Sand trennen. Der »Alte« und der »Neue Placer« in der Nähe von Santa Fé haben übrigens in neuerer Zeit wieder die Aufmerksamkeit der Goldgräber auf sich gelenkt, und hier werden jetzt Minen regelmäßig bearbeitet. Das gewonnene Gold wird fast durchwegs nach den Vereinigten Staaten geführt, und dadurch ist eine Berechnung des Ertrags kaum möglich. Placer und des Sandiagebirges, westlich die nebligen Kuppen der Jemez Mountains, nördlich und nordöstlich das Santa-Fé-Gebirge. Die Öffnungen zwischen diesen Hauptzügen füllten waldige Hügel oder abgesonderte, weniger bedeutende Felskegel aus, so daß man sich fast in der Mitte eines weiten Beckens wähnen konnte.

Santa Fé ist die Hauptstadt von Neu-Mexiko sowie der Sitz des amerikanischen Generalkommandos und der Legislatur jener Provinz. Die größte Wichtigkeit erhält aber der Ort dadurch, daß er schon seit seiner ersten Gründung der Stapelplatz aller für Neu-Mexiko bestimmten Güter ist, die ihm fast ausschließlich vom oberen Missouri aus zugeführt werden. Freilich kommen jetzt auch schon Handelskarawanen von Texas herauf und bringen die von Dampfbooten an der texanischen Küste ausgeladenen Waren, doch stehen diese in gar keinem Verhältnis zu den Tausenden von schweren Frachtwagen, die jährlich auf der alten Handelsstraße durch die endlosen Grassteppen ziehen. Die Einwohnerzahl wird bis 20 000 angegeben, doch dies ist unwahrscheinlich; jedenfalls muß ein ständiges Schwanken vorherrschen, da ein großer Teil der Einwohner jenen Ort nur zum zeitweisen Aufenthalt wählt und sich nach einigen glücklichen Geschäftsjahren wieder den mehr kultivierten Gegenden zuwendet. Die Bevölkerung besteht aus Mexikanern, Amerikanern, Deutschen und Franzosen, und der Handel bildet die Hauptbeschäftigung von allen. Daß Santa Fé übrigens zu gewissen Zeiten eine verhältnismäßig größere Anzahl von umherstreifenden Abenteurern birgt als irgendeine andere Stadt des amerikanischen Kontinents, ist leicht erklärlich, da Leute, denen Lust oder Gelegenheit zur Arbeit mangelt, am Missouri leicht Anstellungen bei den Karawanen finden, deren Ziel die westlichen Regionen sind. Dergleichen Anstellungen dauern gewöhnlich nur so lange wie die Reise selbst, und Santa Fé wimmelt deshalb von Menschen, deren einzige Beschäftigung es ist, den gewonnenen Lohn zu verjubeln und auf eine neue Reisegelegenheit zu harren.

Eine andere, aber ehrenwertere Klasse von Menschen, die freilich auch mit ihren Gelagen und tollen Streichen zuweilen die ganze Stadt in Aufregung bringt, sind die Fallensteller, Pelzjäger und Tauschhändler. Unter Gefahren und Entbehrungen durchstreifen diese kühnen Leute in kleinen Gesellschaften die wildreichen Niederungen und Täler in den Rocky Mountains von den Quellen des Canadian bis hinauf zum Yellowstone River. Kehren sie dann im Sommer zurück, um das erbeutete Pelzwerk zu verwerten, sich neu auszurüsten und mit Tauschartikeln zu versehen, so stürzen sie sich wie Seeleute, deren Schiff im sicheren Hafen eingelaufen ist, in einen Strudel wilder, rauschender Vergnügungen, aus dem sie nur wieder hervorgehen, um mit Büchse und Fallen ihrem gefährlichen Handwerk nachzuhängen.

Die Straßen von Santa Fé sind eng, unregelmäßig und unsauber, selbst der Marktplatz beweist, daß dort niemand an die Verschönerung der Stadt denkt. Die Häuser, fast alle im spanisch-mexikanischen Stil erbaut, haben durchwegs ein wenig einladendes Äußeres. Im Inneren derselben vermißt man allgemein die ordnende Hand einer Hausfrau, und tritt man am Markt und in den Hauptstraßen durch eine der niedrigen Türen, so kann man gewiß sein, sich entweder in einer Trinkhalle, in einem Fandangosaal oder in einem Kaufladen zu befinden. Unter den Eigentümern der ersteren findet man alle Nationen ziemlich gleich vertreten, ja es fehlt sogar nicht die unvermeidliche deutsche Bierstube. In den Kaufläden dagegen stößt man vorzugsweise auf Amerikaner und deutsche Juden, und es gewährt eine gewisse Freude, zu beobachten, wie hier die Verschiedenheit der Nationalität oder der Religion ohne Einfluß auf den geselligen Verkehr bleibt.

Wir kehrten im Exchange Hotel ein und fanden hier unter mexikanischen Mauern lauter bequeme amerikanische Einrichtungen. Der Tisch war so gut, wie man es unter dortigen Verhältnissen nur erwarten durfte, und die Betten — wir konnten uns nämlich den Genuß nicht versagen, endlich einmal wieder eine Nacht in Betten zuzubringen — erschienen uns, trotz ihrer Mängel, als ganz außergewöhnlich komfortabel. Die Zeit flog sehr schnell dahin, denn Peacock traf immer neue Freunde und Bekannte, denen er uns vorstellte und mit denen wir selbstverständlich vor allen Dingen einen »Trunk nehmen« mußten. Zuletzt betrachtete ich schon jeden Eintretenden mit einer gewissen Scheu, indem ich, sobald ich ein Erkennen zwischen ihm und unserem Freund Peacock wahrnahm, mich auch zu einem neuen Glas verurteilt sah — eine Ehre, die ich nicht zurückweisen durfte, wenn ich nicht für einen Mann ohne Takt und ohne alle Bildung gelten wollte.

Der folgende Tag, der 13. Juni, war ein Sonntag, und unsere Abreise war auf zwölf Uhr mittags festgelegt worden, doch bis nach zwei Uhr standen unsere gesattelten Tiere vor dem Haus, und wenigstens vier Stunden hindurch versicherten uns die neuen Bekannten, daß sie augenblicklich zu ihren Wohnungen zurückkehren müßten, wo sie zum Essen oder dringender Geschäfte halber erwartet würden. Die Zeit verrann, Mittag ging vorüber, unser Wagen mit den Dienern hatte die Reise schon längst angetreten, und noch immer standen wir, umdrängt von Deutschen und Amerikanern, mit denen wir mehrfach durch die unvermeidliche Zeremonie des Abschiedstrunks zu gehen hatten, ehe sie überhaupt gestatteten, uns von den Stühlen zu erheben. Als die große Wanduhr zwei schlug, brachen wir uns mit Gewalt Bahn ins Freie, und gleich darauf galoppierten wir durch die engen Straßen, als wenn es ein Ritt ums Leben gewesen wäre.

Der Weg führte nun an der nördlichen Grenze der Ebene hin, und zwar in nordöstlicher Richtung; die Ausläufer des nahen Gebirges durchschnitten vielfach gegen Süden unsere Straße, und wir befanden uns dadurch in einer beständigen Abwechslung von Hügel und Tal, geschmückt mit schöner Baumvegetation. Grünende Pfosteneichen schimmerten uns aus den feuchten Klüften entgegen, während hochstämmige Tannen sich an den Abhängen hinaufzogen und kurzes Zederngebüsch von den Höhen gleichsam in die Niederungen hinabschaute. Und so war denn unsere Umgebung gänzlich entsprechend unserer Stimmung, das heißt, sie war lebensfrisch und romantisch, und mit einem gewissen Wonnegefühl ritten wir durch die anmutigen Gegenden, die ein milder Regen während des Tages erquickt hatte.

Zwölf Meilen hatten wir zurückgelegt, als wir eine kleine, von waldigen Höhen eingeschlossene Lichtung erreichten. Der Weg führte mitten über diese, und an den zahlreichen fast verwischten Aschenhaufen und neueren Feuerstellen zu beiden Seiten erkannten wir sogleich eine vielbenutzte Lagerstelle, die schon seit langen Jahren von Reisenden und Karawanen als die erste oder letzte Station vor Santa Fé betrachtet worden war. Unseren Wagen erblickten wir auf der Mitte der Lichtung, und unsere Leute waren eben damit beschäftigt, die Tiere an langen Leinen anzupflocken, während etwas weiter zurück Lieutenant Tiptons Zelt stand und seine Soldaten mit mehr Ernst und Haltung als in Albuquerque ihre Vorbereitungen für die Nacht trafen.

Allen Reisenden, die jemals Santa Fé besuchten, ist der Name »Stone Corral« oder Steineinfriedung gewiß nicht unbekannt. Stone Corral heißt nämlich der Punkt, an dem wir mit unserer Eskorte zusammentrafen, und die Trümmer eines alten Mauerwerks, das sich nur wenige Schritte von der Quelle entfernt befindet, haben Grund zu dieser Bezeichnung gegeben. Die Ruinen bestehen aus den letzten, aber deutlichen Überresten einer aus Feldsteinen aufgeführten Mauer, die, ähnlich dem Fundament eines Turms, eine runde Fläche von etwa sechzehn Fuß Durchmesser einschließt. Ob sich nun einst Adobemauern auf dem Steinwall erhoben und einen wirklichen Turm bildeten, ob die Ureinwohner sich dort gegen feindliche Nachbarn zu schützen suchten oder ob Pelzjäger sich hier gegen Eingeborene verteidigten und die feste Einfriedung um ihre Warenvorräte zogen, vermag ich nicht anzugeben, denn die Baulichkeit ist so, daß Jahrhunderte den Steinwall nicht wesentlich verändern können und daß man dessen Ursprung ebensogut ins Altertum als in die Neuzeit verlegen kann.

Ich bin indessen geneigt, zu glauben, daß der sogenannte Stone Corral, der zu klein ist, um als ein alter Viehstall betrachtet zu werden, sein Entstehen denselben Völkern verdankt, deren kreisförmige Befestigungsspuren man mehrfach im östlicheren Nordamerika findet und die zu beobachten ich vor Jahren im Nebraska-Territorium Gelegenheit hatte.Die erwähnten Spuren eines solchen Bauwerkes im Nebraska-Territorium erblickte ich über 500 Meilen weit westlich vom Missouri, in der Entfernung von drei Meilen vom Nebraska oder Platte River selbst. Diese bestanden nur noch aus einem sehr niedrigen Erdwall mit einer grabenähnlichen Vertiefung hinter demselben. Durch die wandernden Büffelherden dem Boden fast gleichgemacht, würde die Unebenheit mir kaum aufgefallen sein, wenn nicht eben die regelmäßige Kreisform so hervortretend gewesen wäre. Eine ähnliche Mauerruine hatte ich übrigens kurz vorher, ehe wir die Lichtung erreichten, auf einer der Höhen dicht am Weg wahrgenommen. Die Forschungen, die ich bei den Bewohnern jener Gegend betreffs der Stone Corrals anstellte, erwiesen sich als fruchtlos, doch darf ich nicht unerwähnt lassen, daß mein Aufenthalt von zu kurzer Dauer war, als daß dieselben als erschöpft betrachtet werden könnten, und ich gebe also in diesem Fall nur die Beschreibung der durch eigene Anschauung gewonnenen Eindrücke.

14. Juni. Lieutenant Tipton hatte sich schon frühzeitig mit seiner Eskorte auf den Weg begeben; wir folgten eine Stunde später nach, und ungestört, wie wir von allen Seiten blieben, hatten wir den vollen Genuß einer wahrhaft schönen und paradiesischen Umgebung, die, aufs neue erfrischt durch nächtlichen Regen und darauffolgenden schweren Tau, sich den wärmenden Strahlen der Sonne entgegenzudrängen schien. Schroffe Felsen wechselten mit waldigen Hügeln ab; klare Bäche und Quellen rieselten durch kultivierte und unkultivierte Niederungen; in wunderlieblichen Gruppen vereinigten sich dunkelfarbige Koniferen und üppiges Laubholz; Kräuter, Pflanzen und Sträucher bedeckten wuchernd die Waldlichtungen; an den Blättern, Nadeln, Halmen und Knospen funkelten, ähnlich ebensovielen Diamanten, in den prächtigsten Regenbogenfarben Millionen von Tropfen, gleichsam miteinander wetteifernd im Zurückwerfen der Sonnenstrahlen, die, wie undankbar, all die kleinen Spiegel zerstörten. Doch was die Tautropfen zerstörte, das wirkte wohltätig auf die dickköpfigen Grillen, die Locusts,Locust wird allgemein auf dem amerikanischen Kontinent die große Zikade genannt, die durch das schmetternde Gerassel beim Auffliegen häufig den Spaziergänger erschreckt. Den Heuschrecken ähnlich, erscheinen die Locusts in manchen Distrikten herdenweise, wo sie dann zur Landplage werden. die in großer Anzahl auf den Zweigen umhersaßen und die genäßten Flügel und Trommeln den trocknenden Sonnenstrahlen preisgaben. Dumpf rasselten sie in der Frühe in kurzen Absätzen mit ihren geräuschvollen Instrumenten; als aber die zunehmende Wärme die kleinen Trommelhäute unter den Flügeln straff spannte, da begannen die endlosen, tausendfachen Wirbel in Baum und Strauch, ein gellendes Geschwirr und Gesumm erfüllte die stillen Lüfte und übertönte fast den Gesang der reizenden Spottdrossel, die verstohlen im schattigen Winkel saß und fröhlich ihre süßen Lieder in die Welt hinaussandte.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
1050 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
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