Kitabı oku: «Mode Design Theorie», sayfa 5
71 Ebd.
72 Bürdek 1991, S. 54.
73 Dick Hebdige hat im Gegensatz zum ‚Styling‘ das Potenzial des ‚Styles‘ im Kontext subkultureller Stilentwicklungen herausgearbeitet und dabei die symbolische Funktion von Bekleidung als soziales Phänomen hervorgehoben. Vgl. Walker 1992, S. 192; Hebdige 1988 und des Weiteren Godart 2012, S. 66–71.
74 Reckwitz 2012, S. 171.
75 Zu Michel Foucaults Konzept des Dispositivs kommentiert Reckwitz: „Ein Dispositiv bildet keine bloße Institution, kein abgeschlossenes Funktionssystem, kein Wert- und Normmuster und mehr als einen Diskurs. Es umfasst ein ganzes soziales Netzwerk von gesellschaftlich verstreuten Praktiken, Diskursen, Artefaktsystemen und Subjektivierungsweisen, die nicht völlig homogen, aber doch identifizierbar durch bestimmte Wissensordnungen koordiniert werden.“ Reckwitz 2012, S. 49. Zum Begriff des Dispositivs siehe des Weiteren Abschnitt 2.5 in diesem Band.
76 Reckwitz 2012, S. 53.
77 Zum Begriff „Wirtschaftsästhetik“ vgl. Biehl-Missal 2011.
78 Reckwitz 2012, S. 15.
79 Ebd., S. 164f.
80 Vgl. Stone 2010. S. 296–297.
81 Vgl. Briggs 2013, S. 187f.
82 Vgl. u. a. Atkinson 2012, S. 94. Boeck 2011, S. 12–17; Brown 2010, S. 9; Dillon 2012; Hermanns/Schmitt/Wißmeier 1991; Jenkyn Jones 2006, S. 56–76; Meadows 2013, S. 78–111.
83 Vgl. Boeck 2011, S. 233, S. 239, S. 275, S. 289, S. 314, S. 316.
84 Vgl. McRobbie 2000, S. 253f.; Redhead 2011, S. 28.
85 Grasskamp 1992, S. 158.
86 Vgl. dazu die Modewochenkalender in Atkinson 2012, S. 34 und San Martin 2010, S. 174.
87 Vgl. beispielsweise im Kontext kulturwissenschaftlicher Forschungsschwerpunke, Arnold 2001; Barnard 2007; Bieger/Reich/Rohr 2012; Bippus/Mink 2007; Bruzzi/Church Gibson 2000, 2013; Craik 2000, 2009; Geiger 2008; Holenstein et al. 2010; Kaiser 2012; Lehnert 2013; McNeil 2009, 2009a, 2009b, 2009c; McRobbie 1999. Und bezüglich des Nexus Mode und Kunst sowie seiner Musealisierung Breward/Clark 2014; Brüderlin/Lütgens 2011; Clark/de la Haye 2014; Geczy/Karaminas 2013; Kubler/Oakley Smith 2013; Lehnert 2006; Lüddemann 2007, S. 182ff.; Mackrell 2005; Melchior/Svensson 2014; Müller 2000; Neuburger/Rüdiger 2012; Pape 2008 u. v. a. m., die in diesem Band Erwähnung finden.
88 Vgl. zu Methoden und Forschungsansätzen beispielsweise Brandes/Erlhoff/Schemmann 2009, S. 62–193; Bürdek 1991, S. 158–177; Cross 2007, S. 99–116; Cross 2011, S. 133–149; Schneider 2005, S. 283–288.
89 Bonsiepe, Gui: Arabesken der Rationalität/Anmerkungen zur Methodologie des Designs. ulmer texte 19/20, 1967. S. 49/50. URL: http://ulmertexte.kisd.de/fileadmin/pdf/Arabesken_CB_prt.pdf (20. 10. 2014).
90 Ebd.
91 Vgl. ebd.
92 Vgl. dazu den Band Weil Design die Welt verändert… Texte zur Gestaltung von Borries/Fezer 2013.
93 Vgl. dazu Karafyllis 2003.
94 Vgl. Grundmeier 2005, S. 236f.; Anand et al. 2006.
95 Michael Erlhoff betont dagegen die „Qualität der Unschärfe“ von Design im Gegensatz zur Wissenschaft. Vgl. Erlhoff 2010, S. 37–41.
96 Vgl. Brandes 1998, S. 83.
97 Vgl. die einseitigen Darstellungen von techno fashion, welche die Zukunft bestimmen soll in Quinn 2002, S. 1f. und des Weiteren Lee 2005; Quinn 2010, 2012; Seymour 2008, 2010.
98 Vgl. zu Mart Stam Abschnitt 1.1 in diesem Band.
99 Vgl. Brandes/Erlhoff/Schemmann 2009, S. 23f. und Mareis 2011, S. 27ff.
100 Vgl. Walker 1992, S. 44 und des Weiteren Papanek 2009, S. 17.
101 Mareis 2011, S. 391.
102 Vgl. ebd., S. 393.
103 Mareis 2010, S. 92.
104 Vgl. ebd., S. 93.
105 Ebd., S. 94.
106 Vgl. Mareis 2011, S. 64ff.
107 Vgl. des Weiteren die konkrete Rezeption der drei Typologien in Schneider 2005, S. 273–276.
108 Vgl. Mareis 2011, S. 65f.
109 Vgl. ebd. S. 66.
110 Vgl. ebd.
111 Vgl. ebd., S. 240.
112 Zur Stellenwert von implizitem und explizitem Wissen in der kreativen Praxis nach Michael Polanyi vgl. Lehnert 2013, S. 33f.; Mareis 2011, S. 247–277 und Polanyi 1985.
113 Vgl. Cross 2013; Cross 2007.
114 Mareis 2011, S. 399.
115 Der Terminus „Wahrheitsspiele“ verweist bei Foucault auf eine „Regelmenge zur Herstellung der Wahrheit“ und gleichzeitig auf die „Menge von Verfahren, die zu einem bestimmten Ergebnis führen, das nach Maßgabe seiner Verfahrensregeln und -prinzipien als gültig oder nicht, als Sieger oder als Verlierer betrachtet werden kann.“ Foucault 1993, S. 24.
116 Vgl. zur „Semantik von ,Designwissen‘“ Mareis 2011, S. 177–191.
117 Vgl. Bonsiepe 2009, S. 177.
118 Ebd.
119 Vgl. ebd., S. 31.
120 Spivak 1990, S. 2.
121 Vgl. Bonsiepe 2009, S. 15f.
122 Vgl. ebd., S. 15.
123 Vgl. Loos 2000, S. 51–57; S. 120–134.
124 Vgl. Rotermund 2012, S. 99f. und zur Darstellung von John Ruskin und William Morris als Protagonisten des Arts and Crafts Movement siehe Brandes/Erlhoff/Schemmann 2009, S. 39–41. Zu Gottfried Sempers Einschätzung des Textilen als Urform der Architektur siehe Harather 1995, S. 12–20.
125 Rotermund 2012, S. 100.
126 Zu den globalen Hybridformen westlicher und nichtwestlicher Kleidung vgl. u. a. Maynard 2004.
127 Vgl. Bürdek 1991, S. 23.
128 Vgl. Bohnsack 1981, S. 177–183.
129 Zur Kritiktradition an der ,Mode‘ als ‚weibliche Vanitas‘ vgl. Wolter 2002, S. 30–36.
130 Vgl. Wolter 1994, S. 82–89.
131 Vgl. Wilson 1989, S. 222.
132 Vgl. Wilson 1989, S. 223–225; Wolter 1994, S. 48–56.
133 Zu den frühsozialistischen Wurzeln des Bloomerism in den Vereinigten Staaten vgl. Luck 1992.
134 Vgl. Ober 2005, S. 154ff.
135 Vgl. Ober 2005, S. 23f.; Wilson 1989, S. 228.
136 Vgl. Ober 2005, S. 144–145.
137 Ebd., S. 145.
138 Vgl. ebd., S. 102.
139 Ebd.
140 Ingrid Loschek vermerkte dazu, dass die Erfindung der Stahlreifenkrinoline u. a. W. S. Thomson zugeschrieben werde, der mehrere große Fabriken betrieb. Vgl. Loschek 2005, S. 343.
141 Fuchs 1986, S. 175.
142 Doris Kolesch sprach von einer schwierigen Beziehung zwischen Mode, Moderne und Kulturtheorie, die davon bestimmt wäre, dass die Mode weiblich sei. Vgl. Kolesch 1998, S. 20ff.
143 Zur Reformkleidung und den damit verbundenen sozialen Utopien vgl. Wilson 1989, S. 222–241 und zu Bekleidungsutopien im Allgemeinen siehe Ribeiro 1992, S. 225–237.
144 Zu den Begriffen der Invention und Innovation im textilen Zusammenhang siehe Barbe 2012, S. 27ff.
145 Bonsiepe 2009, S. 206.
146 Ebd.
147 Vgl. ebd. S. 207.
148 Vgl. Meadows 2013, S. 127.
149 Vgl. Walker 1992, S. 64.
150 Vgl. ebd., S. 36.
151 Vgl. ebd.
152 Vgl. Lehnert 2013, S. 145ff.
153 Bonsiepe 2009, S. 167.
154 Vgl. Coole/Frost 2010a, S. 4.
155 Vgl. Schäffner 2010, S. 33–45.
156 Der Designtheoretiker John Thackara erstellt weltweit Konzepte für eine nachhaltige Entwicklung. Vgl. o. V. o. J.: Doors of Perception. URL: http://www.doorsofperception.com/working-with-john-thackara/ (20. 10. 2014).
157 Vgl. Rotermund 2012, S. 74.
158 Dieser viel zitierte Ausspruch ist dem Aufsatz The Tall Office Building Artistically Considered des Architekten Louis H. Sullivan aus dem Jahre 1896 entnommen. Vgl. Sullivan 1988, S. 104; S. 112.
159 Thackara 2005, S. 196.
160 Vgl. o. V. o. J.: Doors of Perception. URL: http://www.doorsofperception.com/working-with-john-thackara/ (20. 10. 2014).
161 Vgl. Knecht 2003.
162 Wie eine solche vestimentäre Techno-Ästhetik aussehen kann, vermittelte zum Beispiel Suzanne Lee einschlägig in ihrem Band Fashioning the Future. Tomorrow’s Wardrobe. Vgl. Lee 2005.
163 Vgl. Thackara 2005, S. 7f.
164 Ebd. S. 196.
165 Lucius Burckhardt war als Soziologe, Planungstheoretiker, Ökonom und Kunsthistoriker interdisziplinär tätig. Vgl. o. V. o. J.: Lucius Burckhardt. URL: http://www.lucius-burckhardt.org/ (20. 10. 2014).
166 Vgl. Burckhardt 1981, S. 13–20.
167 Vgl. ebd. S. 18.
168 Vgl. beispielsweise Black 2008; Diekamp/Koch 2010.
169 Vgl. Burckhardt 1981, S. 18.
170 Ebd.
171 Vgl. Walker 1992, S. 66.
2
2.1 Image building durch Kommunikation
Mit der Designation wird die Benennung beziehungsweise die Bestimmung eines Gegenstandes oder Menschen und im weiteren Sinne seine Bezeichnung und Beschriftung vorgenommen, die auf Modekleidung bezogen den Akt des Etikettierens, das labeling einschließt. Einzelne Kleidungsstücke, Kleidungskombinationen, also Kleiderkollektionen werden mit einem Zeichen – dem Label – gewissermaßen ‚beschriftet‘. Dennoch ist es nicht ausschlaggebend, dass Kleider einen Namen, meist den des/der Designer/s/in erhalten, sondern wichtiger ist, mit welchen Bildern die Designs konnotiert sind, um darauf ein Markenimage mittels Werbung aufzubauen.
Das Image eines Labels ist primär an das Design gebunden, wobei mit Design „das, was Designer als solche tun und dessen Resultate in der Wahrnehmung, Deutung und Nutzung“172 gemeint ist. Für den Designtheoretiker Rainer Funke umfasst der Designprozess
„die Gestaltung und Rezeption (inkl. Nutzungsprozesse) der Eigenschaften von Objekten (Produkte und Kommunikationsmittel), welche ausgehend vom Wahrnehmungsprozess in Abhängigkeit von konkreten situativen Bedingungen (Kontexten) zu Deutungen und weitergreifenden Handlungen führen“.173
Daher ist das image building von Modedesigner/inne/n in dieser Definition Teil des Designprozesses, der sich nicht auf die Erstellung von Entwürfen, die Form- und Farbgebung oder Materialwahl für Bekleidung reduzieren lässt. Diese Aufgaben übernehmen in großen Modebetrieben Creative Directors, die mit Designteams zusammenarbeiten und vornehmlich dafür verantwortlich sind, starke Images – Mentefakte – zu generieren, die von den saisonal wechselnden Kollektionen – den Artefakten – getragen werden. [<<55]
Das Paradigma eines strong image prägt das aktuelle ,westliche‘ Modedesign,174 aus dem sich die eigentliche Entwurfspraxis, die Gestaltung des Schnittes, die Stoffauswahl und die Farben dreidimensionaler textiler Objekte als Kleiderkollektionen ableiten. Das Image, welches ein Kleidungsstück in einem stilistisch arrangierten Rahmen leistet, gilt mehr als seine haptischen Eigenschaften, was die künstlerisch-experimentelle Arbeit an der textilen Hülle des Menschen weitgehend einschränkt, da der gestalterische Fokus sukzessive weniger auf der handwerklichen Tätigkeit des Kleidermachens liegt.175 Hingegen ist eine Konzentration auf die Imageproduktion von PR-Abteilungen und das Visual Merchandising zu konstatieren, die sich im Ausbildungsbetrieb in der Etablierung diverser Modemarketing- und Designmanagement-Studiengänge widerspiegelt.176
Für Haute-Couture- und die seit den 1960er-Jahren etablierten Prêt-à-porter-Kollektionen und für alle anderen Konfektionsmodelabels – seien es nun Mode-Einzelhandelsketten beziehungsweise -discounter wie kik, H&M, Vögele, orsay etc. oder höherpreisige Marken wie Esprit, Stefanel, Tommy Hilfinger usw. – ist die Stärkung des Markennamens von Bedeutung, da sie der Rechtfertigung der markenspezifischen Produkt- und Preispolitik dient. Dabei stützt die Macht des Logos als semiotisches Konzentrat einer Vielzahl von gedanklich verankerten Konnotationen zu einem Namen die angestrebte maximale Kapitalakkumulation.177 Den menschlichen Körpern, auch denen der Designer/innen, werden im Rahmen dieses image building Geschlechterrollen zugewiesen, beziehungsweise werden sie in das System der Ökonomie eingebunden und auf gesellschaftlicher sowie individueller Ebene diszipliniert. Die vestimentären Zeichen und das Image, wie sie Modedesigner/innen erzeugen, dienen der Differenzierung und zeigen ability, age, gender, sex, race, class, ethnicity, nationality etc. an. [<<56]
Die Entwurfsforschung steht vor der Aufgabe, das image building miteinzubeziehen. In diesen detailliert ausgearbeiteten Bilderwelten bleiben die Kleidungsstücke gewissermaßen ‚abwesend‘ und dienen lediglich als Instrumente für „präsentierende Rituale“, die das ‚Modedesign‘ als „(Meta-)Design“ hervorbringt. Der Anthropologe und Soziologe Don Handelman schlug vor, Rituale als public events zu lesen, die unterschiedliche Kommunikationen erfüllen.178 Präsentierende Rituale sind als „deklarierende und imperative Äußerungen“ gestaltet. Sie spiegeln die Umwelt wider, die sie nicht unbedingt infrage stellen, daher sind sie kaum autonom und es ist fraglich, ob sie die Welt außerhalb des Rituals verändern könnten – wohingegen modellierende Rituale „mit einigen ausgewählten Anleihen eine eigene kleine Welt schaffen, einen spezialisierten und als teleologisches System organisierten Mikrokosmos, der verschiedene Charakteristika (wie interne Kontrollmechanismen oder Feedbackprozesse) aufweist“.179 Die Modebranche birgt in dieser Definition beide Ritualtypen in sich, denn nach außen hin reflektieren und bestätigen Modeschauen und Modefotografie großteils bestehende gesellschaftliche Normen, während der Mikrokosmos der ‚Modewelt‘ eigene soziale Rituale pflegt, die scharfe Ein- und Ausschlüsse konturieren. So spricht man von fashion crowds und fashion victims oder dem Modezirkus, wenn von Protagonist/inn/en der Modebranche die Rede ist, während Textilarbeiter/innen von den saisonalen Moderitualen der Modebranche, den fashion weeks in fashion towns, völlig ausgeschlossen sind.
Das Designer/innenetikett steht für ein ganzes semiotisches Set an Prozessen, die ökonomische und kreative Funktionen inkludieren. Eine endogene und exogene Entwurfsforschung hat die Aufgabe, diese in ihrer Gesamtheit zu betrachten, um eine Basis für methodologische Überlegungen zum Modedesign zu bilden – wobei endogen eine „aus dem Entwurfsbereich selbst initiierte Forschung“ bezeichnet und von konkreter Entwurfserfahrung ausgeht, während exogene Forschung von außen „auf den Entwurf als Forschungsgegenstand“ blickt.180 Theorieansätze der Semiotik machen Designationsprozesse im Modedesign verständlich.181 Nachstehend werden einige Grundgedanken zur Lehre vom Wesen der Zeichen und Symbole sowie deren Relevanz für die „Sprache der Mode“ und deren vestimentäre Zeichen vorgestellt.182 [<<57] Die kontextuelle Nähe von Design und Semiotik wird deutlich, wenn sie auf semantischer Ebene beleuchtet wird.183
Die Semiotik, wie Umberto Eco sie in der Fortführung der saussureschen184 und peirceschen185 Zeichenauffassung definierte, zielt auf die Erforschung von Kultur als Kommunikation ab. Die ganze Kultur müsse als Kommunikationsphänomen untersucht werden, die sich von der gewöhnlich zirkulierenden Formulierung: „die Kultur ,ist‘ Kommunikation“ abhebe.186 Eco bestimmte Kommunikation als einen Ablauf, bei dem ein Zeichen, das jeweils für etwas anderes steht, in einen Designationsprozess eintritt:
„Man verwendet das Zeichen, um eine Information zu übermitteln, um jemandem etwas zu sagen oder zu zeigen, das jemand anderer weiß und von dem er möchte, daß auch andere es wissen.“187
Hierbei ist es von Bedeutung, dass zwischen Sender und Empfänger einer Botschaft ein Code gewählt wird, der von beiden decodiert werden kann. Wenn dies nicht der Fall ist, findet keine Designation statt und der Kommunikationsprozess wird zu einem „bloßen Reiz-Reaktions-Prozeß“.188 Die kommunikative Funktion von Bekleidung wird analog zur sprachlichen Ausdrucksweise ebenso nur dann erfüllt, wenn ein einzelnes Kleidungsstück für etwas anderes steht. Zum Beispiel sind Bluejeans ein Kleidungsstück, das im 20. Jahrhundert für Rebellion und Freiheit und gegen bürgerliche Konventionen stand. Dessen subversive Aussagekraft ist mit der allgemeinen Verbreitung und Variation versiegt und die ‚Jeans‘ bietet nunmehr eine vestimentäre Basis für eine perfekte Kommerzialisierung von unterschiedlichen Lebensentwürfen.189 [<<58]
Eco bezog sich auf Saussures „Auffassung des Zeichens als eines Mittels zur Kommunikation zwischen zwei Menschen, die die Absicht haben, zu kommunizieren oder etwas auszudrücken“.190 Dieser Prozess kann verbal und/oder nonverbal geschehen. Die sprachlichen Fähigkeiten eines Menschen sind erlernt und erfolgen durch die Nachahmung der soziokulturellen Mitwelt. Um in spezifischen Situationen erfolgreich kommunizieren zu können, müssen zwei Menschen dieselbe Sprache sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne beherrschen und Inhalte dahin gehend abstimmen, dass sie auf gegenseitiges Interesse stoßen beziehungsweise verstanden werden. Jeder Mensch hat einen begrenzten Fundus sprachlicher Mitteilungen: Je nach Herkunft, Bildungsgrad und sozialem Milieu kann nur das ausgesprochen werden, was in diesem Rahmen erfahrbar ist. Parallel dazu kann eine einzelne Person auch auf vestimentärer Ebene nur innerhalb ihres Erfahrungshorizonts kommunizieren. Die subjektive Sozialisation formiert die Kommunikationsbedingungen. Die Interpretation sprachlicher und vestimentärer Informationen obliegt dem/der Zuhörer/in beziehungsweise dem/der Betrachter/in, welche/r ebenso nur infolge der bereits durchlebten Erfahrungen die Aussage einer Aufmachung, eines Stylings rezipieren kann. Eine stark übertrieben geschminkte Frau könnte beispielsweise als besonders eitel und stolz auf das eigene Aussehen, das sie pflegt und optimiert, identifiziert werden, oder je nach Kontext au contraire als unsicher, da sie vielleicht versucht, vermeintlich bestehende körperliche Defizite, wie zu kleine Augen, einen zu kleinen Mund etc., auszugleichen. Dasselbe könnte über eine Person gesagt werden, welche eine übermäßig distinguierte Sprechweise pflegt.191 Entweder handelt es sich um eine selbstverständliche Verhaltensweise oder den Versuch, sich selbst als besonders vornehm hervorzutun.192 Jeder Gebrauch von Zeichen impliziert die Möglichkeit des (un)absichtlichen Missverstehens oder der (un)absichtlichen Täuschung bis hin zur Lüge, wie Eco schreibt:
„Dieses andere muß nicht unbedingt existieren oder in dem Augenblick, in dem ein Zeichen für es steht, irgendwo vorhanden sein. Also ist die Semiotik im Grunde die Disziplin, die alles untersucht, was man zum Lügen verwenden kann.“193 [<<59]
Die Täuschung oder im Extremfall die Lüge wird in der Kleidermode als Maskerade bezeichnet, die als solche erkannt wird oder unentdeckt bleibt. Jede Botschaft formiert sich also über die komplexe Organisation vieler Zeichen, die sowohl sprachlicher als auch visueller Natur sein können und je nach Kontext interpretiert werden müssen.
Das semiotische Wissenschaftsfeld der materiellen und visuellen Kommunikationen, dem die Mode im Sinne von Bekleidung angehört, dehnte sich in den letzten Jahrzehnten aus. Die Verschiebung vom linguistic turn zum iconic turn beziehungsweise pictorial turn194 und seit der Jahrtausendwende zu Neuen Materialismen195 zeigen an, inwiefern Sachkulturen als kommunikative Zeichensysteme erfasst werden und zur Infragestellung etablierter Kognitionsmuster beitragen.
Ein Frühwerk semiotischer Modebetrachtung ist Roland Barthes’ Die Sprache der Mode – eine umfangreiche Studie, in der er Frauenbekleidung, wie sie in Modezeitschriften beschrieben wird, mit der Methode der strukturalen Analyse untersuchte. Ironischerweise verwies der Autor im Vorwort des Buches selbst darauf, dass es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 1967 veraltet sein könnte, da die Arbeit daran 1957 begonnen und bereits 1963 abgeschlossen wurde.196 Ein solcher Kommentar offenbart, dass die Methoden und Erkenntnisse auf theoretischem Feld ebenfalls dem Modewandel unterliegen. In gleicher Weise erfährt jedwede Wortbedeutung Veränderungen, so die lateinische Bezeichnung „Signum“ (griech. sema), die in der geschichtlichen Entwicklung der Sprachphilosophie und Linguistik in systematischen Untersuchungen jeweils unterschiedlich verwendet wurde. Aus der lateinischen Sprache lässt sich nunmehr interpretieren, was wir unter De-sign verstehen können: „Signum“ bedeutet Zeichen, die Vorsilbe „de-“ verweist auf eine Abtrennung, also von etwas anderem, [<<60] Abgetrenntem ein Zeichen/eine Zeichnung machen. Das deutsche Wort „Zeichen“ hat, gemeinsam mit dem Wort „zeigen“, die indogermanische Wurzel im Wort „zeihen“, welches sich im althochdeutschen „zeihan“ für (An-)Zeichen, Merkmal, (Sinn-)Bild, Sternbild, Vorzeichen, Wunder entwickelte. Erst im 16. Jahrhundert erfuhr das Wort die Bedeutungserweiterung zu „Zeichnung/zeichnen“ – „mit Linien und Strichen [künstlerisch] darstellen“.197
Die Kunst, ein Zeichen für etwas, das noch nicht besteht, zu setzen und nach einem imaginären Vorbild eine Kollektion zu schaffen, ist ein gewichtiger Bestandteil der kreativen Arbeit des/der Modedesigner/s/in, die meist im Team geleistet wird. Denn wenn ein/e Designer/in alleine arbeitet, dient jede Skizze nur der Kommunikation mit sich selbst(!). Doch der/die Designer/in muss in weiterer Folge die Entwurfszeichnung, das imaginierte Bild und die dreidimensionale Silhouette im Arbeitsprozess wechselwirksam abgleichen und gegebenenfalls an weitere Personen, die später an der Produktion einer Kollektion beteiligt sind, kommunizieren. Die Originalität der ‚eigenen Handschrift‘ eines/r Designers/in wird gesichert, indem er/sie eine subtile Auswahl an neuen Bildern, welche eine geringe Überschneidung zu anderen Designerimages aufweisen, kreiert.
Der/die Modedesigner/in respektive Creative Director hat die primäre Aufgabe, durch spezifische Artefakte Mentefakte, daher eigene Systeme von Ideen und Werten,198 für sein/ihr Markenimage zu kreieren.199
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