Kitabı oku: «Im Moor und auf der Heide», sayfa 2

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Wie Seen vergehen

Verlandungsmoore sind die Spätstadien von Stillgewässern. Durch jahrhundertelangen Eintrag von mineralischen Feinteilchen aus dem umliegenden Wassereinzugsgebiet, die sich am Gewässergrund absetzen, wird der Seeboden allmählich aufgehöht. Die Pflanzengürtel, die üblicherweise die Ufervegetation eines Sees zusammensetzen, darunter Schilf (Phragmites australis), Gelbe Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Rohrkolben (Typha latifolia) oder Schneide (Cladium mariscus), schieben sich mit der Zeit immer weiter zur Gewässermitte vor und verkleinern damit die offene Wasserfläche. Zusätzlich können sich jetzt vom Uferbereich her verschiedene Braunmoose, Seggen (Gattung Carex) oder Blasenbinsen (Gattung Blysmus) ansiedeln und mit der Zeit einen Schwingrasen bilden. Darunter versteht man einen kompakten Vegetationskörper, der 1–2 m dick (mächtig) ist und wie eine Luftmatratze auf einem mehrere Meter tiefen Wasserkörper treibt.

«Schnittige Schönheiten»

Rohrkolben

Wenn man ein solches Gebilde vorsichtig (!) betritt, reagiert es tatsächlich ebenso flexibel wie die Bespannung eines Trampolins. Schließlich kann der ursprüngliche Wasserkörper eines Stillgewässers gänzlich von abgestorbener pflanzlicher Biomasse eingenommen werden und somit vollends verlanden. Eine freie Wasserfläche existiert dann nicht mehr – der See ist sozusagen erblindet. Die meisten Seen in den großen eiszeitlich entstandenen Seenplatten (Alpenvorland, Norddeutschland) befinden sich in unterschiedlichen Verlandungsstadien.

Beobachtungstipp – Blumenparadies Streuwiese

Für Pflanzenfreunde sind die den Niedermooren im Aussehen recht ähnlichen Sumpf- oder Nasswiesen mit ihrem enormen und betont blumigen Artenreichtum eine besondere Freude. Ihren schönsten Aspekt zeigen sie im Frühsommer. Solange sie nicht gründlich entwässert sind, eignen sie sich nur bedingt für eine landwirtschaftliche Nutzung. In manchen Gegenden, darunter im Alpenvorland, hat man sie gewöhnlich nur zur Gewinnung von Stalleinstreu genutzt, weshalb man sie auch Streuwiesen nennt. Dazu wurden oder werden sie erst im Frühherbst gemäht (einschürige Mahd), nachdem die Frucht- bzw. Samenreife abgeschlossen war, was dem Lebensrhythmus der hier vorkommenden und meist sehr seltenen Arten entgegenkommt.

Verlandender See

Erlenbruchwald unter Wasser (im Frühjahr)

Bruch, Bruchwälder und Brücher

Im früheren Uferbereich verlandender Seen, wo der Grundwasserstand reliefbedingt immer noch sehr hoch ist, können sich nach der Verlandung eines Gewässers verschiedene Gehölze ansiedeln und fallweise ausgedehnte Bestände bilden. Eine der wichtigsten und am häufigsten dabei beteiligten Pionierarten ist die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa). Sie baut in vielen Moorgebieten die nach ihr benannten Erlenbruchwälder auf. Solche Bruchwälder sind außerordentlich artenreiche, wertvolle und unbedingt schützenswerte Lebensräume. Sie finden sich gebietsweise auch im direkten Umfeld von Hochmooren.

«Regenernährte Hochmoore»

In Nordwestdeutschland heißen die gehölzdominierten Bruchgebiete mehrheitlich das Bruch (beispielsweise das Naturschutzgebiet «Worringer Bruch» in einer ehemaligen Rheinschleife nördlich von Köln). Der in der Vegetationskunde üblicherweise verwendete korrekte Plural lautet (übrigens abweichend von den Empfehlungen in vielen Wörterbüchern) die Brücher.

Fragen


Welche Niedermoore gibt es neben den erwähnten Haupttypen noch?
Was ist ein Schwappmoor?
Was ist ein Bruchwald?
Welches ist der bekannteste Bruchwald/Moorwald der Erde?

Antworten

Karsee im Schwarzwald

Eingetieft und abgeschlossen

In Norddeutschland, wo sich am Ende der letzten Kaltzeit in den Eiszerfallslandschaften die Gletscherzungen in einzelne Blöcke auflösten, konnte sich das Schmelzwasser über wasserstauendem Grund in Toteislöchern (= Söllen) sammeln und kleine Seen bilden. Ein solches Toteisrelikt ist beispielsweise der rund 1 km2 große Brahmsee in Schleswig-Holstein – mit nur knapp 9 m über Meeresniveau Deutschlands tiefstgelegener See. Seltener kommen in Norddeutschland auch andere kesselartige Vertiefungen vor: Sie gehen als Erdfälle auf spontane Einstürze im Untergrund zurück, wenn beispielsweise Lösungsvorgänge größere Hohlräume in den oberflächennah anstehenden Salzstöcken aus der Zechsteinzeit angelegt haben, die sich beim Zusammenbrechen bis an die Erdoberfläche durchpausten. Solche in Serie angeordneten Einbrüche sind beispielsweise die Gewässer im Naturschutzgebiet Heiliges Meer zwischen Rheine und Osnabrück. Der letzte größere Erdeinsturz ereignete sich hier im April 1913.

«Ein lebendes Moor besuchen»

Den Toteislöchern vergleichbar sind die durch die aushobelnde Wirkung von Gletscherzungen im Hochgebirge entstandenen, oft abflusslosen Kare, in denen sich in der Nacheiszeit die malerischen Karseen entwickeln konnten. Karsee-Serien sind bis heute besondere Glanzpunkte der alpinen Landschaft und gern aufgesuchte Wanderziele. Je nach umgebendem Relief und davon abhängigem Stoffeintrag konnten sich auch in diesen Stillgewässern vom Rand her Niedermoore bilden und somit – nicht selten über Schwingrasen-Stadien – die allmähliche Verlandung einleiten.

Ein ganz heißer Start

Ein weiterer Moorstandort in unseren Breiten bilden die vulkanisch entstandenen Maare der Eifel im nordwestlichen Rheinischen Schiefergebirge. Sie gehen auf äußerst heftige Wasserdampfexplosionen zurück und bildeten sich immer dann, wenn relativ kühles, versickerndes Oberflächenwasser direkt mit aufsteigendem Magma in Berührung kam. Manchmal genügte bereits der Kontakt mit den Grundwasservorräten, nachdem sich die Gesteinsschmelze durch Fugen und Klüfte des Grundgebirges den Weg nach oben gebahnt hatte. Sobald glühender Gesteinsbrei von weit über 1000 °C mit Oberflächenwasser in Berührung kommt, entsteht augenblicklich Wasserdampf, dessen gewaltiger Druck sich explosiv entlädt. Er zerreißt und zertrümmert das einsperrende Gestein und sprengt einen weiten Maarkessel aus – fallweise mit bis zu 1 km Durchmesser. Soweit die ausgesprengten Maarkessel abflusslos blieben, bildeten sich darin schon kurz nach ihrer Entstehung Stillgewässer. Nur wenige der über 50 heute bekannten Eifeler Maare führen aktuell einen Maarsee. Bei zwei dieser Seen – Holzmaar und Meerfelder Maar – läuft gegenwärtig erkennbar die Verlandung ab. In drei weiteren Maaren ist der Verlandungsprozess bereits abgeschlossen: Die lebende Pflanzendecke, die auch hier laufend den Nachschub für das Torflager unter ihren Füßen produziert, ist in diesem Fall also zum Maarmoor geworden.

«Geschichtete Geschichte»

Moore im Kessel

Solche in überschaubaren napf- oder schüsselförmigen Geländevertiefungen gewachsenen Moorbildungen nennt man auch Kesselmoore. Interessanterweise ist ihre Entwicklung mit der Verlandung ihres Ausgangsgewässers nicht unbedingt abgeschlossen: In niederschlagsreichen und relativ kühlen Klimaten kann ein anfangs rein topogenes Moor sozusagen über sich hinauswachsen und zum ombrogenen Hochmoor werden. Dieser Wechsel vollzieht sich schrittweise, weshalb man die an ihrem charakteristischen Pflanzenkleid erkennbaren Zwischenstadien auch als Übergangsmoor bezeichnet. Zwischen- oder Übergangsmoore mit Hochmooranteilen können übrigens auch kleinflächig bzw. inselartig in allen übrigen Niedermoortypen vorkommen.

Hochmoor

Kesselmoor in der Eifel (Dürres Maar)

Fragen


Wodurch zeichnet sich der Naturpark Hohes Venn–Eifel aus?
Was haben Toteisseen, Karseen und Maarseen gemeinsam?
Wer hat den Begriff vom Maarmoor geprägt?

Antworten

Heidegebiete sind Waldersatzstandorte

Vom Moor zur Heide

In Mitteleuropa setzte die Moorentwicklung frühestens vor etwa 13 000 Jahren am Ende der (vorerst) letzten Kaltzeit (Würm-/Riss-Eiszeit) ein, nachdem die nordischen bzw. alpinen Gletscher genügend große Wasserkörper in der damaligen Tundrenlandschaft hinterlassen hatten und sich zudem ein Klimaregime entwickelte, das manchen Gebieten fast ganzjährig reichliche Niederschläge mit mindestens 700 mm pro Jahr bei relativ kühlen Sommern bescherte. Indessen liegt nicht bei allen mitteleuropäischen Mooren der Startpunkt am Ende der letzten Eiszeit. Fallweise setzte die Moorentwicklung erst deutlich später ein, beispielsweise in breiten Flussniederungen, in denen das Fließwasser zunächst einmal größere Flutmulden auskolken und randlich abriegelnde Wälle aus Hochflutlehmen anhäufen musste. In solchen Geländesituationen bilden sich üblicherweise die ökologisch ungemein reizvollen Überflutungsmoore.

Von Natur aus kommt das Wachstum eines Niedermoores zum Stillstand, wenn das betreffende Gewässer vollständig verlandet ist. Viel häufiger haben jedoch in der Vergangenheit menschliche Eingriffe dem Moorwachstum ein vorzeitiges und jähes Ende gesetzt – entweder durch Entwässerung und Trockenlegung mit Folgenutzung als Ackerland oder Weidegrünland (Moorkultur) oder schlimmstenfalls durch Abtorfung. Viele Moore liegen heute inmitten der intensiv genutzten Kulturlandschaft. Sie werden demnach auch indirekt arg in Mitleidenschaft gezogen, wenn das umgebende Acker- oder Grünland mit Drainagegräben rigoros entwässert wird. Insofern stehen Moore als besonderer Lebensraumtyp generell auf der Roten Liste.

«Das Moor im Garten begraben?»

Lebensraum aus zweiter Hand

Eine blühende Heide, eine horizontweit in Pink versunkene Fläche ohne Felder, Wälder und Dörfer, mag vielen Beobachtern als ein Landschaftselement erscheinen, das vom Menschen noch nicht gebraucht, verbraucht oder missbraucht wurde. Zugegebenermaßen weckt der Anblick eines Schäfers, der mit wachsamem Hütehund gemessenen Schrittes seiner Schnuckenherde folgt, den Eindruck einer perfekten Harmonie zwischen Mensch, Tier und Natur. Diese Vorstellung ist leider grundfalsch. Die Heide ist meist eine Landschaft, die so nicht natürlich entstehen konnte. Vielmehr ist sie das Ergebnis einer systematischen Vergewaltigung durch ungezügelten Raubbau am Wald und anschließender Übernutzung durch Weidetiere. Nicht nur mit PS-starken Maschinenparks und giftspeienden Industrieanlagen kann man die Umwelt ruinieren. In der Vergangenheit schaffte das auch die traditionelle Landwirtschaft mit ihren keineswegs auf Nachhaltigkeit angelegten Nutzungsverfahren.

«Schnuckelig: Vierbeinige Landschaftspfleger»

Aber: Die Natur reagiert oft gnädig, und so auch im vorliegenden Fall: Mit den Heidegebieten entstanden Offenland-Lebensräume mit einer höchst eigenartigen Artenausstattung, in der es heute von Rote-Listen-Arten nur so wimmelt. Insofern ist ein nährstoffarmes Heidestück immer noch deutlich sympathischer als eine völlig überdüngte Rotationsmähweide, auf der sich nun überhaupt keine Artenvielfalt mehr einstellen kann.

Wichtige Lebensrauminseln

Heiden sind zwar in manchen Gegenden durchaus landschaftsprägend, aber nur selten so großflächig entwickelt wie etwa in der Lüneburger Heide oder in der niederländischen Hoge Veluwe. Meist sind sie ähnlich den anderen Trockenbiotopen wie Felsfluren, Magerrasen oder Schafhutungen als kleinere Biotopinseln in den Flickenteppich der übrigen Kulturlandschaft eingefügt. Oftmals sind nicht einmal die vernetzenden bzw. verzahnenden Grenzen zum übrigen Offenland genau zu sehen, weil sich überall die Spuren der Überprägung der Landschaft durch den Menschen abzeichnen. Auf kalkigem Grund fällt der Artenreichtum von Heiden und übrigen Trockenbiotopen übrigens auffallend üppig aus. In den Sandgebieten mit ihren eher sauren Böden bleibt das Bild dagegen etwas verhaltener. Faszinierende Lebensräume sind sie aber in jedem Fall, denn hier kommen nur Lebensraumspezialisten vor, die – im Unterschied zu den Bewohnern der Moore – nicht primär auf eine geregelte Wasserversorgung vorbereitet sind. Solche Biotope wegen ihrer eingeschränkten land- oder forstwirtschaftlichen Nutzbarkeit als Öd- oder gar als Unland zu bezeichnen, ist aus der Sicht von Arten- und Naturschutz geradezu ein Frevel.


Verheidete Düne

Fragen


Wo konnten sich Heidelandschaften ohne menschliche Einflüsse bilden?
Welcher Bodentyp ist für Heiden typisch?
Wo gibt es bei uns natürliche Heidegebiete?

Antworten




1 Geschichtete Geschichte

2 Winzige Landschaftsgestalter

3 Wenn Frösche blaumachen

4 Wie man in die Binsen gerät

5 Sternenpracht im Moortümpel

6 Ballett im Morgengrauen

7 Eine tagaktive Eule, gibt es das?

8 Limikolen in Moor und Heide

9 Kurzinformationen Frühling

Einleitung Frühling

Wenn im Frühjahr die Tage endlich länger werden, die Sonne tagtäglich einen größeren Bogen am Himmel beschreibt und mit ihren Strahlen den Boden aufwärmt, erwachen auch die Moore und Heiden aus ihrem Winterschlaf. Dann geraten die Frösche in Hochzeitsstimmung und ziehen zu den Gewässern, in denen sie einst selbst aus dem Ei schlüpften. Die Brutzeit beginnt, die Zugvögel unter den Gefiederten kehren aus den südlichen Gefilden zu uns zurück. Auf den traditionellen Balzplätzen finden sich nun auch die Birkhühner ein. Dort führen die Hähne vor den Augen der Hennen ihre beeindruckenden Schaukämpfe vor. Die Blumen öffnen ihre bunten Kelche und Kronen, und die Luft füllt sich so langsam mit dem Summen und Brummen, Zirpen und Flattern der Insekten. Jetzt aber nix wie raus ins Moor und auf die Heide – dort warten erlebnisreiche Stunden auf Sie!

Hand-Torfstich mit Torfsoden

Geschichtete Geschichte

Torf wächst im Moor schichtweise. Die jüngste Torfschicht steht jeweils dicht unter der aktuellen Oberfläche an. Schon früh muss das Naturgut Torf den Bauern aufgefallen sein, wenn sie versuchten, die Mühsal der Waldrodung zu umgehen und lieber gleich ein bereits von Natur aus waldfreies Gelände in Kultur zu nehmen. Was Torf wirklich ist, blieb aber lange Zeit rätselhaft. Erst im 18. Jahrhundert kann man in einer in den Niederlanden erschienenen Schrift die zutreffende Vermutung lesen, dass Torf eine «Zuhauffsammlung unzehliger in und unter dem sumpfhaften Wasser […] grünenden Gewächse (vegetabilische Dinge) sey».

«Das Moor im Garten begraben?»

Drei verschiedene Routen

Die organischen Reste toter Lebewesen werden in der Natur auf verschiedenen Wegen zersetzt und dabei so remineralisiert, dass ihre Bestandteile wieder den natürlichen Stoffkreisläufen der erneuten Nutzung zugeführt werden. Der effektivste Weg ist der in Anwesenheit von freiem Sauerstoff aus der Luft ablaufende Abbau. Zersetzer (Destruenten) aus allen möglichen Verwandtschaftsgruppen, vor allem Bakterien und Pilzen, bauen im Moor das organische Material vollständig zu Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser (H2O) sowie den im Totmaterial steckenden mineralischen Komponenten (Phosphate, Stickstoffverbindungen, Kationen) ab. Zurück bleiben allenfalls die auch für Mikroorganismen nur schwer angreifbaren dunkelbraunen bis schwärzlichen Huminstoffe, die aus pflanzlicher Cellulose und aus dem Holzstoff Lignin hervorgehen. Deren chemische Struktur ist so unübersichtlich, dass kein Naturstoffchemiker dafür eine brauchbare Formel angeben kann.

Der zweite Abbauweg ist die Vermoderung. Sie läuft bei Sauerstoffmangel ab und ist als unvollständige Verwesung aufzufassen, die mengenweise schwer zersetzbare Biomasse zurücklässt. Auch hierbei entstehen dunkle Huminstoffe. Unter weitgehendem Sauerstoffausschluss machen sich anaerob lebende Bakterien über die organische Totsubstanz her, können dabei aber auch nur bestimmte Anteile zerlegen. Sie setzen bei ihrer Abbautätigkeit übel riechende Faulgase wie Schwefelwasserstoff (H2S) und geruchloses Methan (CH4) frei. Diesen dritten Abbauweg bezeichnet man als Fäulnis.

«Moorleichen: Haut ohne Knochen»


Torfabbau im Hochmoor

Bei der Vertorfung wirken Vermoderung und Fäulnis zusammen. Im oberflächennahen Bereich eines Moores vermodern die abgestorbenen Pflanzen, im unteren, wirksamer vom Luftsauerstoff abgeriegelten Bereich unterliegen sie eher der Fäulnis. Während sich im Waldboden ein reiches Tierleben an der Verarbeitung des jährlichen Falllaubs beteiligt, spielen Kleintiere bei der Zersetzung im Moor überhaupt keine Rolle. Diese treten erst nach der rigorosen Entwässerung eines Moores auf den Plan.

Lebensraum Moor

Beobachtungstipp – Torf im Profil


Schichtenfolge im Moor: Die ältesten (untersten) Lagen entstanden vor etwa 12 000 Jahren. Auf einem verlandenden See wuchs ein Niedermoor und entwickelte sich zum Hochmoor weiter.

An einem frischen Anschnitt, beispielsweise in einem kleinen bäuerlichen Torfstich, lässt sich sehr schön die Schichtenfolge zumindest in gewissen Anteilen ablesen. Sie erzählt gleichsam die Geschichte des betreffenden Moores und enthält gegebenenfalls auch bemerkenswerte Objekte, für die sich die Moorarchäologie interessiert. Jedes Jahr wächst ein Torflager im Durchschnitt um etwa 1 mm. Die Basis eines etliche Meter mächtigen Torfpakets reicht also weit zurück in die Vorgeschichte und stammt meist aus einer Zeit, als die griechisch-römische Antike noch Zukunft war.

«Ein nasses Geschichtsbuch»

Vielerlei Mischungen

Moore bestehen je nach Lage aus verschiedenen Pflanzengesellschaften mit unterschiedlicher Artenzusammensetzung, die sich auch innerhalb eines Moorkomplexes vom Rand zur Mitte ablösen können. Entsprechend sind auch die daraus hervorgehenden Torfkörper recht verschieden zusammengesetzt. Streng genommen gibt es also nicht den Torf, sondern viele verschiedene Varianten.

Wenn man sich allerdings die Torfmischungen in den bunten Plastiksäcken aus den Gartencentern anschaut, wird man diese Vielfalt jedoch kaum noch erkennen. Bei der Herstellung von Kultursubstrat für den Gartenbau wird der beim industriellen Abbau gewonnene Torf zerkrümelt und gesiebt, sodass kaum noch Makrobestandteile erkennbar sind.

Beobachtungstipp – Makroreste unter dem Mikroskop

Auch wenn der Tütentorf für den Gartenbau für genauere Untersuchungen weniger ergiebig ist als eine frisch aus dem Anschnitt mitgebrachte Materialprobe, verspricht er beim genaueren Hinsehen mancherlei Überraschungen. Zur mikroskopischen Betrachtung wässert man die Probe einige Stunden lang in einer Schale und untersucht sie in kleinen Portionen unter der Stereolupe (Binokular) oder unter dem Mikroskop. Außer vielerlei Pflanzenteilchen (beispielsweise Torfmoosblättchen) finden sich nicht selten auch Samen oder Früchte der Torfpflanzen und als besondere Fundstücke fallweise auch Insektenteile.

Fragen


Wie lange braucht Torf zur Entstehung?
Worin unterscheidet sich Weiß- von Braun- und Schwarztorf?
Womit kann man den Brennwert von Torf vergleichen?

«Das Moor im Garten begraben?»

Antworten

Winzige Landschaftsgestalter

Von vielen Pflanzen kennt man das und wundert sich nicht weiter darüber: Die hochwüchsigen Sträucher und Bäume bilden auffällige in die Flur eingestreute Gehölzinseln, schließen sich zu größeren Waldstücken zusammen oder überdecken als ausgedehnte Wälder weite Gebiete. Somit bestimmen sie wesentlich das Landschaftsbild. Aber auch Grasfluren wie Wiesen und Weiden mischen in der vom Grünland dominierten Kulturlandschaft kräftig mit. Können aber auch unscheinbare Moose Landschaftsgestalter sein? Wenn man das übliche Bild eines nicht einmal fingerlangen Moospflänzchens vor Augen hat, ist kaum vorstellbar, dass auch diese zarten Vertreter des Pflanzenreichs das Erscheinungsbild ganzer Landstriche bestimmen können: Selbst die auch in Mitteleuropa ursprünglich einmal großflächigen Moore entwickelten sich nur unter maßgeblicher Beteiligung von Moosen.

«Landschaftsprägende Niedermoore»


Aufbau eines Torfmoosblättchens in der Aufsicht (oben) und im Querschnitt (unten)

Moose bestimmen den Aspekt

In den Niedermooren sind es zumeist solche Laubmoose, die man wegen ihrer vorherrschend bräunlichen Färbung als Artengruppe der Braunmoose zusammenfasst. Hierher gehören vor allem Vertreter der Gattungen Aulacomnium, Calliergon, Cratoneurum, Drepanocladus, Paludella und Scorpidium. Die meisten von ihnen tragen nicht einmal allgemein akzeptierte deutsche Artnamen, weil sie dem Blick (und damit der Interessenlage) gewöhnlich weit entrückt sind. Im Hochmoor beherrscht dagegen eine gänzlich andere Laubmoos-Verwandtschaft das Bild. Hier sind es ganz überwiegend die verschiedenen Arten von nur einer Moosgattung: Die Torfmoos-Arten (Sphagnum spp.). Ein Hochmoor könnte man somit geradezu als riesiges, wassergesättigtes Torfmoospolster auffassen.

«Regenernährte Hochmoore»

Beobachtungstipp – Jedes an seinem Platz

In Mitteleuropa kommen ungefähr 30 verschiedene Torfmoos-Arten vor, deren artgenaue Bestimmung in den meisten Fällen schwierig und ohne mikroskopische Untersuchung fast unmöglich ist. Die meisten unterscheiden sich jedoch ein wenig in ihren ökologischen Ansprüchen. Die gelblich grünen Arten Sphagnum cuspidatum oder Sp. balticum schwimmen im Moorwasser oder ragen nur ganz wenig über die Wasseroberfläche hinaus. Die oft intensiv rot gefärbten Arten Sp. magellanicum und Sp. rubellum sowie das bräunliche Sp. fuscum besiedeln dagegen nur die kleinen hügelartigen Erhebungen. Unter lichtem Gehölzbestand vorkommende und meist grasgrüne Torfmoose sind Sp. palustre, Sp. recurvum und Sp. squarrosum. Schließlich gibt es auch Arten, die bevorzugt auf stärker abtrocknenden Stellen zu finden sind, wie zum Beispiel das etwas rotscheckige Sp. nemoreum oder Sp. compactum.

Moorauge


Fruchtendes Torfmoos in Nahaufnahme

Grün oder bleich

Torfmoose sind außerordentlich wirksame Wasserspeicher und gleichsam die Wasserreservoire der Hochmoore. Auf die zahllosen Kapillar- und Porenräume im Stängelgewirr eines ausgedehnten Sphagnum-Polsters geht jedoch nur ein Teil der enormen Wasserspeicherfähigkeit zurück. Ungleich wirksamer für die Zurückhaltung von Niederschlagswasser ist die unter den Moosen sonst nur selten verwirklichte Blättchenkonstruktion. Wenn man Stämmchen- oder Astblätter vorsichtig abzupft und bei mittelstarker Vergrößerung im Mikroskop betrachtet, erkennt man ein sehr eigenartiges, aber hochgradig geordnetes Muster, an dem sich nur zwei verschiedene Zellsorten beteiligen: Die leicht geschwungenen, ziemlich schmalen und grünen Chlorozyten umschließen jeweils die ungleich breiteren, durchsichtigen Hyalozyten. Diese manchmal auch Hyalin- oder einfach Wasserzellen genannten Strukturen sind im funktionstüchtigen Zustand tot und leer. An den Stämmchen zeigen sie bei vielen Arten eine andere Form: Sie sind wie hängende Laborgefäße angeordnet und heißen deswegen auch Retortenzellen.

Lebensraum Hochmoore



Mikro-Aufnahmen von Sphagnum-Blättchen

Poren zur Außenwelt

Nach außen sind die farblosen Hyalozyten über große Poren geöffnet – es sind begrenzte, meist nur 3–25 μm breite rundliche Wanddurchbrechungen bzw. -auflösungen. Größe, Anzahl und Anordnung sind für die artgenaue Bestimmung einzelner Arten(gruppen) wichtig. Im mikroskopischen Präparat lassen sie sich deutlich und kontrastreich darstellen, wenn man sie mit normaler Schreibtinte anfärbt. Völlig ausgetrocknet sind die Hyalozyten dagegen mit Luft gefüllt. In diesem Zustand sehen die Torfmoose fahl bis fast weißlich aus, was ihnen auch den Namen Bleich- oder Weißmoose eingetragen hat. Da ihr Wasserpotenzial dann sehr weit im negativen Bereich liegt, saugen sie auftreffendes Niederschlagswasser außerordentlich rasch und bereitwillig auf. Die Poren erleichtern und beschleunigen diesen rein passiven, nur über Kapillarkräfte gesteuerten Vorgang. Artabhängig können die Torfmoose bei sättigender Wasseraufnahme ihr Eigengewicht um das 30-fache steigern. Für die stoffwechselaktiven Chlorozyten stellen die im Zellnetz eines Blättchens jeweils flankierenden Hyalozyten unentbehrliche Wassertanks dar, mit denen sie auch weniger niederschlagsaktive Perioden überbrücken können. Über die Hyalozyten, die eine starke innere Oberflächenvergrößerung leisten, erfolgt auch die Aufnahme von Kationen unter gleichzeitiger Abgabe von H+-Ionen (Protonen), weswegen die Torfmoose ihre Standorte allmählich und nachhaltig ansäuern.


Makroaufnahme einer Torfmoosspitze

Wasserzellen sind Mini-Aquarien

Dieser bemerkenswerte Effekt nutzt der einzelnen Torfmoospflanze über eine Art Selbstverstärkung allerdings nur im größeren Verband und hat damit gleichzeitig Bedeutung für das gesamte Moorökosystem. Letztlich hängt davon nämlich die gesamte komplexe Lebensgemeinschaft eines Hochmoores vom Sonnentau bis zur Libellenlarve ab. Außerdem hat die Feinstportionierung des Wassers in einem Sphagnum-Polster auch noch eine ganz andere Dimension. Viele der über eine oder mehrere Poren und oft sogar allseitig zugänglichen Hyalozyten erweisen sich bei gezielter Nachsuche als attraktive und auch tatsächlich bewohnte Kleinsthabitate, in denen man häufig eine arten- und typenreiche Auswahl an Mikroorganismen erwarten kann. In der linken Aufnahme auf S. 46 kann man solche winzigen Zellinsassen sehen. Nach bisherigem Kenntnisstand finden sich hier nicht nur Arten ein, die auch im Freiwasser eines Moorgewässers vorkommen, sondern auch vielerlei Spezialisten, die nur die Hyalozyten bewohnen. Dieser besondere Lebensraum und seine Artenbestückung sind schon seit Langem als Materialquelle für recht ungewöhnliche Einzeller bekannt. Cilaten, Amöben, Flagellaten, einzellige Algen und weitere Kleinorganismen sind hier mitunter arten- und individuenreich vertreten. Da sie sich nahezu ungehindert zwischen den einzelnen Hyalozyten fortbewegen, liefern sie gleichzeitig den visuellen Beweis dafür, dass die Wasserzellen tatsächlich ein zusammenhängendes Hohlraumsystem darstellen. Auch Pilzhyphen, die sich hier nicht selten einfinden, kann man gut von Kammer zu Kammer verfolgen.

«Pflanzen auf Kleintierjagd»

Sonnentau

Grünalgen

Fragen


Wie reagieren Torfmoose in Trockenzeiten?
Sind Torfmoose zu unbegrenztem Wachstum fähig?

Antworten

Moorfrösche im Teich

Wenn Frösche blaumachen

In stark sauren Hochmooren wird man die sonst relativ häufigen Gras- sowie Wasserfrösche und auch sonst kaum Amphibien antreffen: Ihre empfindliche und stoffwechselaktive Haut kann die viel zu niedrigen pH-Werte des Wassers einfach nicht bewältigen. Selbst der Moorfrosch meidet diese Gewässer. Nährstoffreiche Moortümpel und Heideweiher, dazu auch Grünlandkleingewässer, Gräben und Altarme sucht er dagegen als Laichgewässer sehr gern auf. Sein wissenschaftlicher Name Rana arvalis bedeutet wörtlich Acker- oder Feldfrosch. Das lässt den Schluss zu, dass sich sein Lebensraumspektrum nicht auf Niedermoore oder Moorwiesen beschränkt. Tatsächlich bevorzugt er Auen- und Bruchgebiete, feuchtes Grünland und sogar lichte Kiefernbestände, wenn sie viel krautigen Unterwuchs aufweisen. Westlich des Rheins kommt er nur in den Niederlanden vor. In der Schweiz fehlt er. Im östlichen Mitteleuropa, in Osteuropa und in großen Teilen Skandinaviens ist er eine recht häufige Erscheinung. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich weit nach Norden und Osten bis in das Altaigebirge.

«Sternenpracht im Moortümpel»

Moorfrösche bei der Paarung – nur die Männchen werden blau

Beobachtungstipp – Leicht zu erkennen

Der leicht spitzköpfige Moorfrosch wird selten länger als 6 cm. Auf der Oberseite ist er bräunlich und trägt meist dunklere Flecken. Die Bauchseite ist immer deutlich heller. Hinter den Augen erstreckt sich ein großer dunkelbrauner Schläfenfleck, in dem das relativ kleine Trommelfell liegt. Vom häufigen, etwas plumpköpfigen Grasfrosch unterscheidet ihn ein helles, beidseits dunkler abgesetztes Band, das sich über den ganzen Rücken erstreckt. Mitunter wird er mit dem deutlich südlicher verbreiteten Springfrosch verwechselt, doch besitzt dieser ein fast augengroßes Trommelfell.

Grasfrosch

Nur die Männchen werden blau

Alle in Mitteleuropa heimischen Froscharten sind entweder Braun- oder Grünfrösche. Auch der Moorfrosch gehört unzweifelhaft in die Untergattung der Braunfrösche. Während der Paarungs- und Laichzeit (ab März) legen sich die Männchen allerdings ein sehr auffälliges Kleid an: Sie sind dann für nur wenige Tage leuchtend himmelblau. Sogar der Bauch und die Beinunterseiten können dabei kräftig hellblau verfärbt sein. Dieses Hochzeitskleid ist von keiner anderen Art in der Gruppe der Braunfrösche bekannt. Wie diese Färbung zustande kommt, weiß man noch nicht. Auch ist überhaupt noch nicht verstanden, welchem Zweck die auffällige, nur kurzfristig bestehende Färbung dient. Sie könnte ein arttypisches Erkennungssignal für die paarungsbereiten Weibchen sein oder mögliche Rivalen auf Distanz halten. Allerdings findet man mitunter mehrere verblaute Männchen dicht bei dicht in einem kleinen Laichgewässer. Ihre Paarungsrufe erinnern an ein leises Blubbern und hört sich völlig anders an als das lautstarke Quaken der Grünfrösche.

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