Kitabı oku: «Gamebreaker», sayfa 3

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Ist die vielfach beschworene Disruption in allen Branchen nun reine Panikmache – oder ist sie schon Realität? Und wenn noch nicht: Wie schnell kommt diese neue Realität? Denn kommen wird sie sicher. Darauf gibt das nächste Kapitel Auskunft.

Lessons learned

■ Es gibt Effizienz-Innovation, inkrementelle Innovation und disruptive Innovation. Ein Gamebreaker ist, wer in einer dieser drei Kategorien einen entscheidenden Beitrag erbringt.

■ Gamebreaking kann trainiert werden, indem man sich selbst darauf trimmt, Gegebenes nicht als selbstverständlich anzusehen.

■ Oft starten Gamebreaker mit Effizienz-Innovation, um danach in die Kategorien inkrementelle Innovation und disruptive Innovation «aufzusteigen» – weil sie immer besser lernen, die Welt auf den Kopf zu stellen, Undenkbares zu denken und eine Lösung zu finden.

■ Gamebreaker sollten sich fragen, welche Formen der Innovation im eigenen Unternehmen vorkommen. Falls keine disruptive Innovation festgestellt werden kann, ist das Unternehmen (und damit der Gamebreaker) in seiner Existenz gefährdet.

4 Der große Digitalisierungsschock


In seinem Buch «Disrupt yourself» beschreibt der Journalist Christoph Keese eine Plenumsdiskussion von 1997 in Berlin Mitte. Thema des Kongresses ist die Veränderung der Medienlandschaft durch Blogs. Keese tritt gegen drei Blogger an, die natürlich alle das Hohelied auf die «freie, ungefilterte, unzensierte und unredigierte» Informationsvermittlung durch Blogs singen. Was umgehend den Widerspruch des Journalisten hervorruft, der unter anderem die Bedeutung von Spezialisierung auf einzelne Kompetenzbereiche, Qualitätssicherung durch eine mehrfache Kontrolle und Redigieren der Texte hervorhebt. Wie so oft überzeugt am Ende keine Partei die andere, und jeder sieht sich als Sieger der Debatte.

Erst Jahre später, so schreibt Keese, habe er selbst mit dem Bloggen begonnen und die Vorzüge des Bloggens kennen und schätzen gelernt. Und er frage sich, warum er – als fortschrittlich denkender Mensch – nicht erkannt habe, dass Bloggen an sich etwas Gutes sei. Seine Erklärung: Offenheit für Erneuerung ende meistens dort, wo das Selbstwertgefühl beginne. Als Angegriffener habe er seine Grundbedürfnisse – vor allem nach Anerkennung – verletzt gesehen und mit Ablehnung reagiert.6

Es kommt tatsächlich einer narzisstischen Kränkung gleich, wenn uns gesagt wird, dass das, was wir jahrelang erfolgreich und professionell getan haben, nicht mehr gefragt ist. Oder nur schon: Dass es andere oder gar bessere Alternativen gibt, dasselbe zu erreichen. Denn viele von uns beziehen einen großen Teil ihres Selbstwertgefühls aus ihrer Arbeit. Deshalb ist die Zurückweisung oder Negierung des Bedrohlichen eine verständliche Reaktion. Ein Gamebreaker muss lernen, diese existenzielle Bedrohung oder Krise als Chance zu nutzen: Er muss verstehen, wo und wie er angegriffen wird – und er muss eine Strategie entwickeln, wo und wie er ansetzen muss, um im Spiel zu bleiben. Oder das Spiel sogar zu seinem Vorteil zu «drehen». Dies kann man – so werden wir später sehen – sehr gut trainieren.

Es gibt noch weitere, tieferliegende Gründe für die «Gamebreaker-Blockade». Wir alle haben eine natürliche Neigung, in der viel gescholtenen Komfortzone zu bleiben: Denn in dieser wissen wir, wie das Spiel läuft. Wir kennen die Regeln, wir kennen die Mitspieler und wir kennen die potenziellen Stolpersteine. Es ist also nichts als natürlich, dass wir in dieser Komfortzone bleiben wollen. Denn die Komfortzone zu verlassen heißt auch: Sich auf ein neues, unbekanntes Spiel mit unsicherem Ausgang einzulassen. Man wird vom hochgeschätzten Powerplayer, der alles kennt, alles weiß und alles erlebt hat, zum Anfänger, der zuerst mal Lehrgeld zahlen muss, der Fehler macht, vielleicht sogar scheitert oder sich sogar zum Gespött machen kann. Aus diesen Gründen bleiben die meisten Menschen gerne bei ihrem vertrauten Spiel.

Fairerweise muss man aber auch eingestehen: Vielen Menschen ist die Bedrohung gar nicht bewusst – da es nicht ganz einfach ist vorauszusagen, wie ein bestimmtes Unternehmen oder eine bestimmte Aufgabe disruptiert wird. Als Journalist war Keese zwar in einer Branche, die davon lebt, zu recherchieren, zu analysieren, zu interpretieren. Trotzdem war er nicht einmal für seine eigene Branche in der Lage zu erkennen, dass ein Medienunternehmen nicht aus einem, sondern drei Geschäftsmodellen besteht: dem Verkauf von Inhalt, dem Verkauf von Werbung und dem Verkauf von Kleinanzeigen (sogenannte «Classifieds»). Entsprechend war es unmöglich, die Bruchstellen der drei unterschiedlichen Geschäftsmodelle zu sehen – und erfolgreich zu agieren.

Nicht wissen – oder nicht wissen wollen – ist gefährlich. Ein Politiker hat das Problem der teilweise aus dem Nichts auftauchenden Bedrohungen auf den Punkt gebracht. Mitten in der Diskussion um die irakische Regierung und mögliche Massenvernichtungswaffen hat sich der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld einmal so geäußert:7

«Reports that say that something hasn’t happened are always interesting to me, because as we know, there are known knowns; there are things we know we know. We also know there are known unknowns; that is to say we know there are some things we do not know. But there are also unknown unknowns – the ones we don’t know we don’t know. And if one looks throughout the history of our country and other free countries, it is the latter category that tend to be the difficult ones.»8

Diese «unknown unknowns» sind unsere blinden Flecke, also Dinge, die wir in der Regel aufgrund unserer beschränkten Wahrnehmung gar nicht sehen können.9

Die Welt hat damals mit Ablehnung und Kopfschütteln reagiert, teilweise wohl aus Antipathie zur damaligen US-Regierung. Aber eigentlich hat Rumsfeld mit seinen Bemerkungen den Nagel auf den Kopf getroffen: Wir wissen, dass wir einiges nicht wissen. Also zum Beispiel wissen wir nicht, wie die nächsten Bundesratswahlen ausgehen. Aber es gibt auch sehr viele Dinge, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen. Schlicht und ergreifend, weil wir sie uns nicht vorstellen können. Nassim Nicholas Taleb hat das später als «Schwarzen Schwan» bezeichnet.11 Schwarze Schwäne waren im antiken und mittelalterlichen Europa unbekannt – bis sie 1697 von einem holländischen Seefahrer in Westaustralien entdeckt wurden. Gemäss Taleb gibt es immer wieder solche «höchst unwahrscheinlichen» oder sogar «unvorstellbaren» Entdeckungen und Ereignisse, die unser Leben stark verändern – oder zumindest unsere Vorstellung von der Welt.


Der letzte Satz im obigen Zitat gilt exakt auch für die Disruption von ganzen Unternehmen oder Tätigkeiten: Es sind die Dinge, von denen wir gar nicht wissen, dass wir sie nicht wissen, die die höchste Auswirkung haben können. Und erst wenn wir in den «erleuchteten» Zustand kommen, dass wir wissen (oder zumindest ahnen), dass da etwas lauert, was unser Berufsleben grundsätzlich verändern könnte, sind wir in der Lage, darauf zu reagieren.

Bevor das Unternehmen Amazon im Dezember 2013 angekündigt hat, dass es Drohnen einzusetzen gedenke, um Pakete auszuliefern, hätten sich dies die meisten von uns gar nicht vorstellen können. Es war ein «unknown unknown» – niemand hätte je in Betracht gezogen, dass die völlig «undigitalisierbare» Aufgabe des Päckchenauslieferns jemals von der Digitalisierung bedroht werden könnte. Und selbst nach der Ankündigung – als aus dem «unknown unknown» ein «known unknown» wurde – fiel es vielen Menschen schwer, daran zu glauben, dass das mehr als ein PR-Gag sei. «Schnapsidee oder zukunftweisende Vision», fragte sich stellvertretend für viele damals die «Frankfurter Rundschau».11 Heute sind wir schon sehr viel weiter: Nicht nur wurden schon die ersten Pakete ausgeliefert. Amazon hat vom US-Marken- und -Patentamt bereits ein neues Patent für seine Drohne eintragen lassen, die auch in die Lage versetzt werden soll, auf die menschliche Stimme und Gesten zu reagieren: «Ein einladender Daumen hoch, Schreien oder hektisches Winken – abhängig von den Gesten einer Person kann die Drohne ihr Verhalten – gemäß dem Patent – einstellen. Die Maschine könnte das Paket, das sie trägt, loslassen oder ihren Flugweg ändern, um einen Absturz zu vermeiden. Des Weiteren heißt es, dass die Drohne den Menschen sogar eine Frage stellen und die Lieferung je nach Antwort abbrechen könnte.»12

Das klingt noch futuristisch – aber eigentlich sollte sich ein echter Gamebreaker schon heute fragen: Was kommt als Nächstes – etwa die Bestellung bei Amazon durch den reinen Gedanken? Oder die Auflösung der einzelnen Pakete in Atome und Moleküle und das Beamen zum Kunden? Wir wissen es nicht, aber wenn sich ein Gamebreaker entsprechende Überlegungen macht, dann ist er zumindest auf dem Status von «known unknowns» angelangt: Er weiß, dass es noch vieles gibt, das er nicht weiß, das aber vielleicht einmal Realität werden könnte. Er kann sich damit beschäftigen, wie ein entsprechendes Geschäftsmodell oder seine individuelle Tätigkeit innerhalb der neuen Realitäten aussehen könnte.

Weder Journalisten noch Paketausträger sind vor den Folgen der Digitalisierung geschützt – doch beide Berufsgruppen ignorierten die Bedrohung. Journalisten wähnten sich als «Content Provider» in großer Sicherheit und bereits «jenseits» der Digitalisierungswelle. Denn die Digitalisierung hat in den Augen vieler Journalisten in dieser Branche schon längst stattgefunden: Nämlich mit dem Übergang vom Bleisatz zum Fotosatz und später zum Desktop-Publishing und damit der weitgehenden Automatisierung und Digitalisierung der Produktion. Dass nicht nur Blogger eine ernsthafte Gefahr darstellen, sondern auch andere soziale Medien, aber auch maschinell generierte Texte (was z. B. in der Finanzberichterstattung schon heute der Fall ist), war vielen gar nicht bewusst. Nach schwindsuchtartigen Verlusten bei den allermeisten Printmedien und in einem Zeitalter, in dem ein US-Präsident Journalisten der traditionellen Medien bewusst ausschließt und die Welt per Twitter erreicht, sollte aber allen klar geworden sein, dass ein neues Zeitalter angebrochen ist. In Sicherheit wähnten sich auch die Paketträger, aber aus anderen Gründen: Sie waren (und sind es teilweise wohl noch heute) der Meinung, dass ihr Berufsfeld niemals von der Digitalisierung betroffen sein könnte, denn einer muss die Pakete ja schließlich bringen.


Doch sicher kann sich vor den Folgen der Digitalisierung offenbar niemand fühlen. Und wer von einer Digitalisierungswelle getroffen worden ist, kann nicht darauf hoffen, dass er für immer und ewig von der nächsten verschont bleiben wird. Ganz im Gegenteil: Es ist wie im Meer, die nächste Welle kommt ganz bestimmt. Alles, was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert werden, soll die US-amerikanische Geschäftsfrau und Politikerin Carly Fiorina einmal gesagt haben. Daraus abgeleitet lässt sich folgern: Alles, was disruptiert werden kann, wird disruptiert. Auch wer mit Dingen zu tun hat, die beim besten Willen noch nicht digitalisiert werden können – siehe die Amazon-Päckchen, die noch nicht gebeamt werden können –, darf sich nicht sicher fühlen: Denn die Digitalisierung und Automatisierung der vor- und nachgelagerten Prozesse könnten den betroffenen Mitarbeitenden trotzdem überflüssig machen.

Welche Berufe und Berufsgruppen werden verschwinden? Dazu gibt es Dutzende von Studien. In einer Untersuchung der OECD13 mit 32 teilnehmenden Ländern kommt die Organisation zum Schluss, dass tatsächlich Millionen von Jobs durch Computer, Roboter und Künstliche Intelligenz gefährdet sind, wobei Branche, Art der Tätigkeit sowie der Standort einen entscheidenden Einfluss haben. Etwa 14% der untersuchten Stellen sind gemäß der Untersuchung «hoch gefährdet», was bedeutet, dass die Aufgabe in Zukunft mit einer Wahrscheinlichkeit von über 70% von einem Computer oder Roboter übernommen wird. Dies betrifft über 66 Millionen Arbeitnehmer in den untersuchten Ländern. Bei etwa 32% liege das Risiko, dass die Digitalisierung zumindest eine starke Veränderung der Arbeitsabläufe mit sich bringe, bei 50 bis 70%. Wenig überraschend befindet die Studie, dass durch die Automatisierung und Digitalisierung insbesondere Arbeitsplätze in der industriellen Fertigung und in der Landwirtschaft betroffen sind, aber auch bestimmte Bereiche des Dienstleistungssektors. Verschwinden würden vor allem Routineaufgaben, die ein geringes Ausbildungsniveau erfordern, was für die Betroffenen besonders tragisch sei: Nicht nur fallen ihre Arbeitsstellen weg, sie haben oft auch weniger Zugang zu Aus- und Weiterbildung als andere Beschäftigte. Denn Aus- und Weiterbildung sei das wirkungsvollste Mittel, um nicht aus dem Arbeitsprozess zu fallen und sich nach dem Wegfallen der Stelle neu orientieren zu können. Allerdings genüge auch Aus- und Weiterbildung nicht in allen Fällen. Zunehmend müssten Arbeitnehmer auch den Mut haben, aussterbende Branchen oder nicht mehr erforderliche Stellen ganz hinter sich zu lassen und sich völlig neu zu orientieren. Mit anderen Worten: eine Gamebreaking-Position einzunehmen und sich ein neues Spiel zu suchen.


SURGENT: Gamebreaking in der Medizin

Der Wettlauf um Wettbewerbsvorteile spielt auch in der Gesundheitsversorgung eine immer wichtigere Rolle, wie zum Beispiel in der Chirurgie. Bildgebende Verfahren werden in diesem Bereich schon seit einiger Zeit eingesetzt. An der Universitätsklinik Balgrist in Zürich kommt eine Augmented- oder Mixed-Reality-Brille zum Einsatz, die dem Chirurgen permanent virtuelle Informationen ins Blickfeld speist und sogar eine holographische Navigation mittels eingespielter 3D-Simulation ermöglicht. Müssen bei einer Operation beispielsweise mehrere Wirbel fixiert werden, ist dies dank holographischer Navigation mit höherer Präzision möglich, was für Erfolg oder Misserfolg – mit unerträglichen Schmerzen – entscheidend sein kann.

Der Wettlauf geht indes weiter: Im Herbst 2018 hat die Kooperationsplattform «Hochschulmedizin Zürich» das ambitiöse Projekt «SURGENT» (Surgeon Enhancing Technologies) lanciert, das neue Standards in der Präzisionschirurgie setzen und die Hochschulmedizin Zürich nach vorne katapultieren will. Gemeinsam bearbeiten Forschende der Universität Zürich, der ETH Zürich und der universitären Spitäler mehrere Gebiete, welche die Planung und Ausführung von Operationen revolutionieren könnten.

Zunächst soll die Anatomie und das Gewebe des zu Operierenden individuell bildgebend vermessen und dokumentiert werden. In diesen interaktiven «Landschaften» sollen sich die Chirurgen später virtuell bewegen. In einem zweiten Schritt werden Modelle und Simulationen entwickelt, welche eine Operation individuell planen und die Erfolgsaussichten mit hoher Genauigkeit voraussagen lassen. Schließlich soll eine stark verbesserte Augmented-Reality-Lösung zum Einsatz kommen, welche die Navigation mittels akustischer und visueller Informationen während der Operation steuern wird. Die Pointe dabei ist: Die Aktionen des Chirurgen werden während der Operation mittels Künstlicher Intelligenz permanent ausgewertet, damit ihm in «Echtzeit» genau jene Informationen zur Verfügung gestellt werden können, die er braucht, um ein noch besseres Ergebnis zu erzielen.

Die Schätzung der OECD, dass fast 50% der Stellen betroffen sein werden, mag schockieren. Doch es gibt sehr viele gute Gründe anzunehmen, dass die Schätzung sogar untertrieben ist. Denn die OECD hat die Studie natürlich nach rein wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt, das heißt: auf der Basis der «known knowns» und allenfalls der «known unknowns». Schätzungen auf der Basis der «unknown unknowns» abzugeben ist hingegen ausgesprochen schwierig, wenn nicht gar unmöglich – obwohl genau sie den größten Einfluss haben könnten. Die OECD scheint sich dieser Unsicherheit bewusst zu sein, hält sie sich doch ein Türchen offen: «The tasks that AI and robots cannot do is shrinking rapidly.»14 (Die Anzahl jener Tätigkeiten, die nicht durch Künstliche Intelligenz und Roboter übernommen werden können, schrumpft dramatisch.)

Durch Digitalisierung gefährdete Berufsgruppen

Gemäß dem deutschen Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) sind insbesondere Helfertätigkeiten besonders durch die Automatisierung gefährdet. Dazu gehört etwa die Arbeit am Fließband oder in der Produktion im Werk, aber auch im landwirtschaftlichen Bereich.

Interessant ist die Veränderung über die Zeit (Abbildung 1): Innerhalb von nur drei Jahren stieg die Gefahr, disruptiert zu werden, in der Verkehrs- und Logistikbranche um satte 20%.

Die Zahlen dürften sich in den nächsten Jahren weiter stark verändern, wobei anzunehmen ist, dass der Anteil der gefährdeten Berufe stark zunehmen wird.

Abbildung 1: Substituierbarkeitspotenzial nach Berufssegmenten


Quelle: IAB, https://www.businessinsider.de/diese-berufe-sind-von-der-digitalisierung-am-meistengefaehrdet-2018-2?IR=T


Die Lage ist für Unternehmen wie auch für den einzelnen Arbeitnehmer nicht so dramatisch wie angenommen, sondern höchstwahrscheinlich noch sehr viel dramatischer: Noch mehr Menschen werden wohl noch fundamentaler von der Digitalisierung betroffen sein. Doch diese bietet auch enorme Chancen, wenn man sie zu nutzen weiß. Denn der Irrglaube, dass Arbeitsplätze durch den technischen Fortschritt verloren gehen, ist so alt wie der technische Fortschritt selbst. Er kann aber sehr leicht widerlegt werden, denn Arbeitsmarktzahlen werden in den meisten westlichen Ländern systematisch erhoben und veröffentlicht. In einer aktuellen Studie hat Economiesuisse, der Dachverband der Schweizer Wirtschaft, den Zusammenhang zwischen technologischen Durchbrüchen und dem Stellenwachstum untersucht (Abbildung 2).15 Das Fazit ist klar: Stellenverluste durch Restrukturierungen infolge technologischer Neuerungen wurden und werden durch die Schaffung neuer Stellen überkompensiert. In der Schweiz wurden 2015 durchschnittlich 1350 neue Stellen geschaffen pro Arbeitstag – 1250 gingen verloren. Daraus resultiert ein Wachstum von 30 000 Stellen pro Jahr. Auch wenn andere Einflüsse eine Rolle spielen mögen, lässt sich doch vermuten: Die Einführung neuer Technologien hat eher einen positiven Effekt auf Volkswirtschaften. Neue Technologien erhöhen die Produktivität und damit die Wettbewerbsfähigkeit, was insbesondere in exportorientierten Ländern wie der Schweiz und Deutschland einen positiven Effekt auf den Wohlstand und das Stellenwachstum hat. Zusammenfassend kann man deshalb festhalten, dass gemäß dieser Studie von Economiesuisse der technologische Fortschritt kein «Jobkiller» ist.

Abbildung 2: Technologischer Fortschritt und Stellenwachstum


Quelle: Economiesuisse, www.economiesuisse.ch

Die «Angst vor Automation» und der reine Fokus auf die Stellen, die durch die Automatisierung ersetzt werden, erzähle eben nur die halbe Wahrheit, wie der Forschungsbeitrag «Why Are There Still So Many Jobs? The History and Future of Workplace Automation» festhält. In diesem verweist David H. Autor auf die Tatsache, dass die Anzahl Stellen für Bankmitarbeitende zwischen 1980 und 2010 trotz Einführung und starker Verbreitung von Bankomaten gestiegen ist, obschon sehr viele Experten den Beschäftigten dieser Branche eine sehr düstere Zukunft prophezeit haben. Zu Unrecht: Denn mit dem Wegfallen von vielen vergleichsweise öden Bankschalter-Jobs hätten Banken gerade auch auf der Basis der technologischen Innovation sehr viele Beratungs- und Dienstleistungsjobs schaffen können. Nur sei es für die Auguren und Medien sehr viel einfacher, die wegfallenden Jobs zu beklagen als die neu geschaffenen zu beklatschen.16

Die Digitalisierung ist für echte Gamebreaker – sowohl für Unternehmen wie auch einzelne Mitarbeitende – somit alles andere als bedrohlich, wie das reißerische Schlagzeilen vermuten ließen. Denn echte Gamebreaker nutzen die Chancen der Digitalisierung und steigen schnell mal von einem Schalterbeamten zum Kundenberater auf – wenn die richtige Geisteshaltung vorhanden ist.

Lessons learned

■ Die sorgfältige Analyse des Ist-Zustandes im Hinblick auf die Gefährdung durch Disruption ist eine unerlässliche Voraussetzung, um der Disruption zu entgehen.

■ Auch die beste Analyse muss sich bewusst sein, dass es «unknown unknowns» gibt, die in der Gleichung fehlen.

■ Mindestens fünfzig Prozent aller Arbeitsstellen sind in den nächsten Jahren durch die Digitalisierung gefährdet oder werden sich stark verändern.

■ Durch Digitalisierung und Automatisierung gehen Stellen verloren – andere Stellen werden geschaffen: Die Arbeit geht Gamebreakern nicht aus.

■ Die Transformation der Arbeitswelt erhöht den Druck auf Unternehmen und Individuen, sich selbst immer wieder neu zu erfinden nach Maßgabe der Markterfordernisse.

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