Kitabı oku: «Gib deiner Sehnsucht Raum», sayfa 2

Yazı tipi:

INNEHALTEN

Viele von uns schaffen es lange, gut zu »funktionieren«, ohne dass ihre Umwelt wahrnimmt, dass sie »in Sachen Herz« zu kurz kommen! Spätestens bei einem groben Fehlverhalten oder einem seelischen Zusammenbruch kommt zum Vorschein, wie schlecht es um ihr inneres Leben bestellt ist. Können wir aus den Fehlhandlungen unseren Mitmenschen den Schrei des nach Liebe seufzenden Herzens heraushören?

Herzensbildung als Aufgabe

Wer ist nicht beeindruckt von Menschen, die ständig bereit sind, Verständnis und Zeit für andere aufzubringen; die entschuldigen, wo andere anklagen; die für Menschen hoffen, wenn andere sie aufgeben? Wir begegnen solchen Menschen immer wieder und suchen ihre Gesellschaft, weil wir ihre Fähigkeit schätzen, sich zurückzustellen, um für andere da zu sein. Solche Menschen zeigen uns, wie nötig Menschen mit Herzensbildung in einer Gesellschaft und in der Kirche sind.

Nichts kann deswegen die Arbeit am eigenen Herz und das Erlangen des neuen Herzens ersetzen. Diese Arbeit zählt in der Heiligen Schrift zu den dringendsten und sicher schönsten Aufgaben, die es freudig anzupacken gilt. Denn das Herz ist nun einmal das Zentrum der Persönlichkeit. Sein Zustand verdient unsere ganze Aufmerksamkeit, weil davon Glück, Seligkeit und überhaupt unsere ganze Lebensqualität abhängen. Dort werden Entscheidungen getroffen, streiten Motive miteinander, sprudelt der Mut zum Leben und entsteht Begeisterung. Es ist auch vornehmlich der Ort, wo Gott gesucht wird. Als Sitz des Willens und des Gewissens ist das Herz das eigentlich Wichtigste an uns.

Die Zeit, die wir für die Arbeit am eigenen Herz aufwenden, ist also am besten investiert. Und es gibt keine Abkürzung, die schneller zum Ziel führen könnte. Ebenso gibt es keinen Grund, diese Arbeit zu fürchten oder sie nicht schon heute fröhlich anzupacken.

Anthony de Mello sagte mit Recht: »Wenn dein Gebet zu lange im Kopf bleibt und nicht in das Herz eindringt, wird es langsam austrocknen, lästig und frustrierend werden8 Unser Leben bleibt geistlich gesehen unfruchtbar, solange der Glaube sich nicht mit dem Herzen verbindet.

Jesus war sich der Wichtigkeit dieser Arbeit an sich selbst derart bewusst, dass er sich vierzig Tage in die Wüste zurückzog, um sich ganz der Beziehung zu seinem Vater zu widmen. Aus dieser Beziehung bekam er während seiner ganzen Wirkungszeit die Kraft und die Motivation, um die Liebe zu seinem Vater und zu den Menschen über alles zu stellen.

Aber wie packt man diese Arbeit an? Klingt das Ganze nicht etwas unrealistisch oder zu einfach? Das Erlangen des neuen Herzens verlangt meistens Geduld mit uns selbst. Wer sich da hineinbegibt, darf aber hoffen, denn diese Arbeit wird bald einmal zu den Beschäftigungen zählen, die ihm am meisten Freude bereiten.

Natürlich muss er damit rechnen, dass Hindernisse auftreten. Der ganze Prozess wird ihm zeitweise komplizierter erscheinen, als er zuerst dachte. Er wird auf Dinge stoßen, die er nie in sich vermutete; oder die er glaubte, längst überwunden zu haben. Wir sind uns selbst oft das größte Rätsel!

Besonders zuversichtlich stimmt uns dabei das Versprechen Gottes für ein neues und hörendes Herz! Der Prophet Ezechiel verbindet die Verheißung dieses Herzens mit der des Geistes, als er fünf Jahrhunderte vor Christus ankündigt: »Ich schenke ihnen ein anderes Herz und schenke ihnen einen neuen Geist. Ich nehme das Herz von Stein aus ihrer Brust und gebe ihnen ein Herz von Fleisch, damit sie nach meinen Gesetzen leben und auf meine Rechtsvorschriften achten und sie erfüllen. Sie werden mein Volk sein und ich werde ihr Gott sein.«9

Die Bildung des neuen Herzens ist eng verknüpft mit dem Wunsch, auf Gott zu hören und Christus nachzufolgen. Sie ist eng mit der Gabe des Heiligen Geistes verbunden. Es ist tröstlich zu wissen, dass Gott unser Leben nicht nach unseren Mängeln oder Fehlern beurteilt, sondern eben nach unserer Bereitschaft, dieses Herz zu empfangen, »denn der Herr sieht nicht auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an«.10 Der neue Mensch, wie er in der Heiligen Schrift gemeint ist, entsteht mit der Bildung des neuen Herzens.

INNEHALTEN

Wie viel Zeit, Kraft und welche Mittel haben Sie bisher aufgewendet, um an sich zu arbeiten?

Könnte es sein, dass Gott in Ihrem Leben bisher Schwierigkeiten zugelassen hat, weil er darauf wartet, dass Sie auf die Bedürfnisse Ihres Herzens aufmerken und bereit werden, daran zu arbeiten?

Haben Sie schon einmal in sich den Wunsch verspürt, von der Liebe, die Gott für sie empfindet, erfasst oder gar fasziniert zu werden?

ÜBUNG: FÜHREN SIE EIN GESPRÄCH MIT IHREM HERZEN

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, in dem Sie in der Stille versuchen, mit Ihrem Herzen ins Gespräch zu kommen. Fragen Sie es, wonach es sich sehnt, was ihm Freude bereitet und was es gegenwärtig traurig stimmt. Kommt es auf seine Kosten? Empfängt es genug Liebe von Gott und von Menschen? Liebt es Gott? Und geben Sie ihm genügend Gelegenheit, anderen Menschen Liebe zu verschenken?

Nehmen Sie sich Zeit für diese Übung und brechen Sie sie nicht vorzeitig ab. Gelingt es Ihnen, solch ein Gespräch aufzubauen? So versuchen Sie, die Wünsche Ihres Herzens in einem Gebet zu formulieren und an Gott zu richten.

Bemerkungen zu den Übungen

Ich empfehle Ihnen, sich Zeit zu nehmen für die vorgeschlagenen Übungen, und besonders für das Gebet der Stille, das Herzstück dieses Buches. Es mag sein, dass uns eine Übung, je nach innerer Verfassung, mehr oder weniger gelingt. Es gibt Situationen, in denen wir leicht Zugang zu einer Übung finden, von der wir uns etwas erhoffen. Ebenso gibt es Momente, in denen uns der Weg zu einer Übung verbaut ist und wir nicht fähig sind, uns darauf einzulassen.

In diesem Fall können wir auf eine andere Übung zurückgreifen oder einfach abwarten, bis wir die nötige Bereitschaft dazu aufbringen, sie umzusetzen. Es lohnt sich auf alle Fälle, Übungen, zu denen wir einen besonderen Zugang finden, zu wiederholen. So lange, bis wir darin eine gewisse Routine erlangen und entdecken, welchen Nutzen wir davon erhalten. Und so lange, bis wir sie spontan anwenden können.

Das Ziel der Übungen ist es, uns zur Einkehr zu verhelfen, damit wir fähig werden, jederzeit einer negativen gedanklichen Fixierung oder einer inneren Gefangenschaft zu entgehen. Je vertrauter uns unser inneres Leben wird, und je mehr wir merken, wie Gott bereit ist, an uns zu wirken, desto mehr werden wir ihn in unsere Gedanken- und Gefühlswelt eindringen lassen wollen. Eines der Ziele des Gebets der Stille ist es, uns zu helfen, mit der ständigen Gegenwart Jesu zu rechnen.

Die Begegnung Josuas mit dem Religionslehrer

Wie wurde in Josua das Interesse für den Glauben geweckt? Er wurde als kleines Kind von Eltern adoptiert, die ihn liebten und ihm alles boten, was Eltern nur bieten können. Auffallend an ihm war, dass er sich schon sehr früh vom geistlichen Leben angezogen fühlte, obwohl in seinem Elternhaus nie über Glauben gesprochen wurde.

Noch heute fragt er sich, warum Glaubensfragen so früh begonnen haben ihn zu beschäftigen und ihn während all der Jahre nie losließen.

Es gab eine Episode in seiner Jugendzeit, die ausschlaggebend für seinen Werdegang sein sollte. Es geschah an einem Mittwochmorgen an einem regnerischen Herbsttag. Er war vierzehn Jahre alt und befand sich mit seiner Schulklasse im Unterrichtszimmer, als der Religionslehrer eine gerade Linie auf die Tafel zog und darauf wichtige Punkte der biblischen Geschichte fixierte: das Auftreten von Adam und Eva, von Mose, die Zeit der Könige und der Propheten, und dann den großen Einschnitt in die Weltgeschichte: die Menschwerdung Gottes durch Christus. Josua hört noch heute den Lehrer erklären, dass dies geschah, um den Schaden wiedergutzumachen, den die Menschen durch ihre Abwendung von Gott angerichtet hatten. Durch den stellvertretenden Tod Jesu Christi werden nämlich alle mit Gott versöhnt, die an Christus glauben, sagte er.

Diese Botschaft ging dem jungen Josua wie ein Blitz durchs Herz. Spontan fühlte er den Wunsch, Gott um Vergebung zu bitten. Und seitdem, wann immer er sich eines Fehlers bewusst wurde, der ihn belastete. Er spürte daraufhin fast immer eine Erleichterung.

Er erinnert sich noch, wie er sich kurz darauf ein Neues Testament kaufte, in dem er anfing, regelmäßig im Geheimen zu lesen. Dieses Ereignis war der Anfang seines geistlichen Werdegangs.

Die Entmachtung der Babylonier

Stellen Sie sich vor, dass jemand Ihr Haus oder Ihre Wohnung ohne Ihre Erlaubnis besetzen würde, um sich darin breitzumachen und Sie sogar daraus zu verdrängen. Wie würden Sie wohl darauf reagieren? Sie würden es nicht hinnehmen, ohne alles Mögliche gegen den unverschämten Eindringling zu unternehmen.

Aber wie schnell besetzen uns irgendwelche Gedanken, Gefühle oder Triebe, um uns in eine Richtung zu treiben, die wir wahrscheinlich nicht bewusst als Lebensziel wählen würden? Obwohl wir gewissermaßen frei sind, unser Schicksal zu bestimmen, so müssen wir uns doch in vielen Fällen eingestehen, dass wir auf Hilfe angewiesen sind, um Gefangenschaften zu entgehen, in die wir so hineingeraten. Diese Hilfe dürfen wir von Gott erwarten.

Die Geschichte von Sujat Rani aus Indien sagt etwas über die Macht dieser fremden Besetzer aus. Sie kam mit einer Sozialarbeiterin in Berührung und erzählt, wie es ihr gelang, ihre inneren »Feinde« in die Flucht zu schlagen:

Ich bin eine sechzigjährige alte Witwe. Nach dem Tod meines Mannes verfiel ich dem Alkoholismus und meine Situation wurde zusehends schlechter. Für meine Söhne wurde die Situation unerträglich, sodass ich das Haus verlassen musste und gezwungen wurde zu betteln, um den Kauf der Getränke zu decken.

Ich verdiente täglich etwa 100 Rupien und verbrachte die Nächte auf dem Bahnsteig. Dort tauchten regelmäßig Sozialarbeiterinnen des Bartimaeus-Projekts11 auf, um mit Bettlern ins Gespräch zu kommen. Eine Beziehung mit ihnen kam zustande, und schon nach mehreren Begegnungen hörte ich eine innere Stimme sagen: »Es ist Zeit, dass deine Seele zur Ruhe kommt.«

Während ich mich mit einer der Frauen unterhielt, beschloss ich eines Tages, mein Leben nicht mehr ohne Gott zu führen. Daraufhin verging nicht viel Zeit, bis man mir vom Gebet der Stille erzählte; es machte mich derart neugierig, dass ich mich entschloss, damit zu beginnen.

Ich fühlte mich dazu gedrängt, Gott auf diese Art zu suchen und erlebte, wie in mir eine innere Kehrtwende stattfand. Diese Erfahrung veränderte mein Leben innerhalb kurzer Zeit. Daraufhin verschwand das Verlangen nach Alkohol und ich empfand plötzlich eine tiefe Abneigung gegen das Betteln. Man ermutigte mich, eine offene Kirche zu besuchen, wo ich mich mit anderen Frauen austauschen konnte.

Ich bat die Sozialarbeiterinnen, meinen Söhnen mitzuteilen, welche Änderungen in meinem Leben eingetreten waren. Sie kamen mich kurz darauf mit ihren Frauen besuchen und trafen mich als einen völlig anderen Menschen an; sie waren verblüfft! Ich unterhielt mich mit ihnen als normaler Mensch und erzählte ihnen, was mit mir geschehen war.

Sie fingen daraufhin an, sich für diesen Gott zu interessieren, der fähig ist, einen Menschen, der so tief gefallen war wie ich, zu verändern. Sie baten mich, heimzukommen, und seither lebe ich wieder mit ihnen. Auf Wunsch meiner Familie besucht uns jetzt regelmäßig ein Sozialarbeiter.

Es möchte zwar niemand so tief fallen wie Sujat, aber von dem schnellen Wandel, den sie innerhalb kurzer Zeit durchlief, und der Art, wie sie sich ihrer inneren Feinde entledigte, können viele von uns nur träumen.

Um dem Glauben mehr Innerlichkeit abzugewinnen, versuchte auch ich vieles in meinem Leben. Mein hartnäckiger Wunsch, meine Gottesbeziehung zu vertiefen, war sicher auch darauf zurückzuführen, dass ich es leid war, irgendwelchen »Besetzern« einen Tribut bezahlen zu müssen. Ich will versuchen, dies zu erklären:

In der Antike forderten mächtige Staaten von den Ländern, die sie eroberten und besetzten, eine Steuer als Zeichen ihrer Untertanentreue. Israel weigerte sich immer wieder, seinen Eroberern – den Babyloniern – den Tribut zu bezahlen, und lehnte sich vergeblich gegen sie auf.

Gibt es nicht auch in unserem Leben solche Eindringlinge, denen wir einen Tribut bezahlen, der ihnen nicht zusteht? Wie hoch ist doch der Tribut, den wir dem Wohlstand, dem Medienkonsum und dem Intellektualismus opfern! Auch die Abhängigkeit von Mitmenschen, deren Gunst wir um keinen Preis verlieren wollen, kann unser Leben besetzen. Gewisse Gewohnheiten oder Süchte, die uns in einem Alltag voller Zwänge immer wieder kurze Glücksmomente bescheren, fordern ständig ihren Tribut. Und nicht weniger kraftraubend sind Alltagssorgen oder ein negatives Gemüt! Manche trauern auch ihrer verlorenen Kindheit nach, die ihnen schmerzliche Entbehrungen brachte. Es ist schwer, sich des Gefühls der inneren Boden- und Heimatlosigkeit zu entledigen, das manchen durch die Lieblosigkeit von Menschen vermittelt wurde. Das sind alles Dinge, die unsere Herzen und Gedanken in Beschlag nehmen und uns daran hindern, zur Ruhe zu kommen.

In viele Abhängigkeiten »rutschen« wir oftmals ahnungslos hinein. Manche von uns sogar während ihrer Kindheit und Jugendzeit, sodass sie sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann genau die Besetzer begonnen haben, in ihr Leben einzudringen. Diese Besetzer nenne ich Babylonier. Sie nutzen jede Schutzlosigkeit aus und verfolgen keine andere Absicht, als uns zu »versklaven«. Im Gegensatz zu den Babyloniern der Antike können sie entmachtet werden!

Zwar können nicht in allen Fällen die Schäden, die sie angerichtet haben, wiedergutgemacht werden, so als hätte es sie nie gegeben. Aber wir können uns weigern, ihnen weiterhin den Tribut zu zahlen, den sie von uns in Form von Zeit, Gesundheit, Energie, Geld usw. fordern!

Sind wir bereit, uns gegen sie aufzulehnen? Natürlich benötigen manche von uns Zeit, bis sie bereit werden, ihre »Gefängniszelle« zu verlassen, selbst wenn ihnen die Tür in die Freiheit gewiesen wird. Aber viele warten auch darauf, dass die Tür sich endlich öffnet und Licht durch den Spalt eindringt, damit ihr Herz sich langsam mit Wärme füllt. Die Bildung des »neuen« Herzens findet praktisch immer parallel zur Entmachtung der Babylonier statt.

INNEHALTEN

Wem bezahlen Sie gegenwärtig Ihren Tribut?

Sind Sie mit Ihren Besetzern bzw. mit Ihren Feinden einen Kompromiss eingegangen? Oder ist es Ihnen gelungen, sich gegen sie aufzulehnen?

ÜBUNG: ABSCHIED NEHMEN VON DEN BABYLONIERN

Stellen Sie sich vor, dass Sie Ihren Besetzern gegenüberstehen. Versuchen Sie, ihnen einen Namen und – wenn möglich – ein Gesicht zu geben, und schauen Sie ihnen in die Augen. Verweilen Sie einen Moment stehend in dieser Haltung.

Ist es nicht ein komisches Gefühl, so mit seinen Feinden konfrontiert zu werden? Wie geht es Ihnen dabei? Tauchen in Ihnen Gefühle der Wut oder der Angst, des Bedauerns, der Ohnmacht oder der Überlegenheit auf? Wie viel Zeit, Energie, Geld und Gesundheit rauben diese Besetzer Ihnen?! Sie sofort zu besiegen, ist trotz vieler Versuche und großen Kraftaufwands nicht immer möglich. Es mag sein, dass wir uns an manche von ihnen derart gewöhnt haben, dass wir uns an ihrer Anwesenheit nicht einmal mehr stören.

Wägen Sie nun ab, wem Sie dienen wollen. Diese Mächte haben keinerlei Recht, Ansprüche auf Ihr Leben zu erheben. Bieten Sie Ihnen die Stirn. Drehen Sie sich um und kehren Sie ihnen den Rücken. Sie sind es nicht einmal wert, dass Sie auf sie zurückzuschauen und ihnen auch nur einen Tag länger einen Tribut zahlen.

Mit dieser Übung beginnen Sie bewusst, die Beziehung zu Ihren Besetzern zu lösen. Spätere Übungen werden Ihnen dazu helfen, die Trennung weiter zu vollziehen.

Sich mit Gott versöhnen lassen

Wer den Himmel zu sehen bekommen will, der muss sich mit Gott versöhnen lassen. Es heißt deswegen, dass der Himmel keinen größeren Grund hat, sich über uns zu freuen, als anlässlich unserer Entscheidung, uns mit Gott versöhnen zu lassen. In der Heiligen Schrift werden wir ständig zu dieser Versöhnung eingeladen mit Worten wie »Lasst euch versöhnen mit Gott!«12 Diese Erfahrung nimmt eine zentrale Stellung im Glauben ein und legt den Grundstein für die Umwandlung des alten Herzens ins neue Herz. Jesus nennt dieses Erlebnis im Johannesevangelium auch »Wiedergeburt«.

Das Wort »Wiedergeburt« deutet darauf hin, dass jeder von uns bei Gott mindestens so sehnlichst und liebevoll erwartet wird, wie ein Kind normalerweise von seinen Eltern bei seiner Geburt erwünscht ist. Damit wir glauben, dass wir bei Gott willkommen sind, stellte Jesus mit seinem Sterben und Auferstehen von den Toten die Liebe Gottes unter Beweis. Er tat damit das Maximum von allem, was er für uns tun konnte. Und es gibt niemanden, der jemals mehr unternommen hat, um uns die Liebe Gottes so nahe zu bringen wie Jesus! Er schuf damit die idealen Bedingungen für unsere Aufnahme bei Gott, denn »Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und hat ihnen ihre Sünde nicht angerechnet.«13 So bereitete Gott alles vor, damit wir unseren Platz in seinem Hause einnehmen können. Er macht uns den Weg bis dorthin so einfach wie möglich. Und wer sich nach ihm sehnt, der wird sowohl seine Sprache als auch seine Absichten verstehen. Hier ein paar wichtige Angaben zum Verständnis der Liebe Gottes:

Zuerst sei betont, dass der Glaube entsteht, wenn wir beginnen, Gottes Liebe in Anspruch zu nehmen. Wie jede Freundschaft beruht auch die Freundschaft mit Gott auf Gegenseitigkeit. Sie setzt sowohl die Liebe Gottes zu uns Menschen als auch die Liebe des Menschen zu Gott voraus. Seine Liebe anzunehmen heißt darum zuallererst, das Geschenk der Vergebung unserer Schuld zu akzeptieren. Sie allein macht aus uns Freunde Gottes. Unsere Liebe zu ihm ist somit immer eine Reaktion auf seine Liebe, denn »darin besteht die Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat, und gesandt hat seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden.«14

Zweitens ist für das Evangelium unsere Erfahrung mit Gottes Liebe mit dem Einhalten der Worte Jesu verknüpft. Seine Worte werden hörbar und verständlich, wenn wir uns damit innerlich in Ruhe und Bewusstheit auseinandersetzen.

Das Wort »Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren«15 gibt Aufschluss über die Frage: Wie gelange ich zur Gewissheit, dass Gott mich liebt und in meinem Leben präsent ist?

Natürlich kann sich Gott einem Menschen auf übernatürliche Weise zeigen und ihm in Kürze zu allen Gewissheiten verhelfen. Aber in der Regel beginnt er sich uns zu zeigen, wenn wir bereit werden, die Worte Jesu ernst zu nehmen.

Viele unserer Mitmenschen betrachten den christlichen Glauben als trocken und unattraktiv, weil sie nicht ahnen, dass Gott erst erfahrbar wird, wenn wir seine Liebe erkennen und anfangen, seine Worte konkret in die Tat umzusetzen. Manche sehnen sich zu gewissen Zeiten nach Zeichen seiner Existenz, übersehen aber, dass solche Zeichen bereits seit langem geliefert wurden. Ist es nicht das Selbstverständlichste der Welt, dass Gott, der uns so geliebt hat, das Recht hat, von uns geliebt zu werden?

In allem sollte das Herz um keinen Preis vergessen werden! Wird es in der Annahme der Liebe Gottes nicht ganz mit einbezogen, so könnte es zwar zu einem Umdenken, aber niemals zu einer inneren Umkehr kommen. Dies erklärt, warum wir immer wieder Menschen antreffen, die sich zwar mündlich zum christlichen Glauben bekennen, aber wenig christliche Charaktereigenschaften vorweisen.

Aber wie sehr bewegt uns das Verlangen, mit Gott in einem Zustand der Versöhnung zu leben? Sind wir bereit, aus dem Weg zu schaffen, was uns von ihm trennt? Gelingt solch eine Umwandlung blitzartig? Es braucht im Leben meistens besondere Anlässe, die uns Grund geben, in uns einzukehren und umzudenken. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass Menschen anfangen, sich Gedanken zu machen über ihr inneres Leben und über ihre Ewigkeit. Es braucht auch mehrere Entscheidungen, bis die Bereitschaft entsteht, Gott und seinem Wort den ganzen Raum des Herzens zu überlassen. Auf diesem Weg kann uns das Gebet der Stille eine Hilfe sein.

Hier noch ein Wort an die Adresse sensibler Menschen, die oft lange brauchen, um Selbstanklage und Schuldgefühle fallen zu lassen: Vertrauen Sie darauf, dass Gott es wirklich gut mit Ihnen meint, so ist es wichtig, dass Sie sich definitiv Ihrer Schuldgefühle entledigen. Wesentlich ist, dass Sie sich im neuen Herz aufhalten, um vertrauter zu werden mit der Liebe Gottes in Ihrem ganzen Umfang!

Unsere Fehler der Vergangenheit mögen noch so schwerwiegend sein, es ist wichtiger, dass wir lernen, uns auf Gott auszurichten und uns daran gewöhnen, zu sagen: »Herr, ich liebe dich von ganzem Herzen«, als endlos zu wiederholen: »Es tut mir leid.« Echte Schuldbekenntnisse lösen zwar viel Gutes aus, aber noch wichtiger für unsere geistliche Entwicklung ist letzten Endes unsere Liebe zu Gott und den Mitmenschen.

Dieser Versöhnungsprozess mit Gott leitet die Heilung des Herzens ein. Wo die Versöhnung mit Gott Einzug hält, da fängt die Macht der fremden Besetzer an, zu zerbröckeln. Wir beginnen, Menschen zu vergeben, und – wo immer es möglich ist – Menschen um Vergebung zu bitten, denen wir Verletzungen zugefügt haben.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺403,31

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
102 s. 4 illüstrasyon
ISBN:
9783862567546
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre