Kitabı oku: «Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse», sayfa 5

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2.2.6 Beziehungen und Funktionen

Bei der Zuordnung und Analyse von Transaktionen kann man verschiedene Funktionsaspekte und ihr Zusammenwirken in der Beziehungsgestaltung betrachten. Häufig interessiert die Ausdrucksqualität einer Äußerung oder die Frage, wozu sie einlädt – unabhängig davon, wie man sich die Zuordnung in einem System von Teilpersönlichkeiten vorstellt. Funktionsbetrachtungen haben ihren eigenen Nutzen und müssen je nach Fragestellungen, die mit ihnen beantwortet werden sollen, ausgewählt werden.

Sehr verbreitet ist ein ursprünglich mit dem Strukturmodell in Verbindung gebrachtes Unterscheidungsraster, welches fünf Ausdrucksqualitäten und eingenommene Haltungen in der Kommunikation unterscheidet. Man fragt sich, ob eine Transaktion und die ihr möglicherweise zugrunde liegende Haltung erstens als frei und unbefangen oder zweitens als beflissen bzw. rebellisch-angepasst eingeschätzt wird. Drittens werden die als kritischwertend erlebten Transaktionen von denen unterschieden, die viertens als freundlich-fürsorglich empfunden werden. Schließlich gibt es eine fünfte Kategorie, in der keines der vier vorgenannten Merkmale besonders, statt dessen aber Sachlichkeit betont scheint.

Haltungen und Wirkungen solcher Unterscheidungen werden je nach Notwendigkeit weiter ausdifferenziert, spezifiziert oder verändert. Erstaunlich häufig sind jedoch diese einfachen Grundkategorien für Verhaltensbeschreibungen ausreichend. Man kann z.B. feststellen, dass ein Berater seinen Klienten relativ schlecht erreicht, wenn er ihm mit einer nörglerisch-kritischen Haltung begegnet. Eine solche Haltung kann vom Berater unbemerkt in der Stimme, in der Mimik und Gestik zum Ausdruck kommen, auch wenn der Inhalt anders lautende Botschaften transportiert. Hilfreich für den Berater ist es dann, sich darin zu üben, andere Ausdrucksqualitäten in seiner Kommunikation zu verwenden und damit Beziehungen anders zu gestalten. Dies verbessert oft die Chance, die durch die Inhalte der Äußerungen beabsichtigten Wirkungen auch zu erzielen.

2.2.7 Nicht-private Aspekte von Beziehungen

Persönliche Kommunikation zwischen Menschen ist auch durch den Kontext, in dem sie stattfindet, geprägt. Professionelle Rollen, Positionen und Mandate in der Gesellschaft oder ihren Organisationen zeigen Wirkung. Wirklichkeitsbezüge und Beziehungen haben daher mit Kraftfeldern und Interessengefügen zu tun, innerhalb derer sie oft erst zu verstehen sind.

Die Selbststeuerung von Rollen- und Positionsinhabern und die entsprechenden Beziehungsgestaltungen können meist nur dann optimal gefördert werden, wenn diese erweiterten Realitätsbezüge berücksichtigt werden. Gegenseitige Intuitionen vermögen sich konstruktiv in den Dienst gesellschaftlicher Rollen zu stellen. Die meisten der bisherigen Ausführungen lassen sich auf das Verständnis der so erweiterten Wirklichkeitsbezüge analog anwenden. Das oben dargestellte Strukturmodell der Persönlichkeit tritt dabei allerdings häufig in den Hintergrund. Stattdessen könnten z.B. Strukturmodelle von Organisationen, Interessengefüge oder die Architektur von gesellschaftlichen Rollen und ihren Bezügen Bedeutung gewinnen. Die private Persönlichkeit bestimmt hier häufig eher eine Tönung des Erlebens und Verhaltens und der Funktionsbezüge, als dass sie von entscheidender Bedeutung wäre.

Für einige Arbeitszusammenhänge ist es interessanter und für verabredetes professionelles Handeln produktiver, das Erleben und Verhalten eines Menschen gemäß verschiedener Rollen- und Kontextbezüge zu unterscheiden. In unterschiedlichen Rollen und Kontexten denkt, handelt und fühlt man unterschiedlich. Die Wirklichkeitsbezüge sollen und dürfen sich unterscheiden. Nehmen wir z.B. einen Arzt, der als Institutsdirektor, als behandelnder Psychotherapeut und als Privatmensch auf eine Situation trifft. Hier könnten unerkannt Gedanken des Therapeuten und Gefühle des Privatmenschen das Erleben und Verhalten in der Rolle des Institutsdirektors irreführen. Gelegentlich suchen Menschen im Privatleben bei Berufsrollen Zuflucht. Allerdings reagieren wohl die meisten Lebenspartner »allergisch«, wenn sie sich »psychotherapiert« fühlen. Hier muss dann psychotherapeutisches Wissen aus der Berufsrolle herausgelöst und in Privatrollen integriert werden.

Das Zusammenspiel verschiedener Betrachtungsebenen und der jetzt wieder wichtiger werdenden Inhaltsaspekte der Kommunikation steigern die Komplexität dessen, womit Transaktionsanalytiker professionell umgehen.

2.3 Die Perspektive der Wirklichkeitskonstruktion

Bei der wirklichkeitskonstruktiven Perspektive geht man davon aus, dass Wirklichkeit nur unter Einbezug der Person, die sie erlebt und beschreibt, sinnvoll dargestellt werden kann. Wirklichkeit ist eine Beziehung zwischen Subjekt und Objekt. Die Zugangsweise zur Welt, die Annahmen darüber, was in ihr vorgefunden werden kann und wie Zusammenhänge herzustellen sind, bestimmen die erlebte und gestaltete Wirklichkeit eines Menschen.

Wirklichkeit ist also ein aktiv gestalterischer Vorgang, eine innere und äußere Inszenierung anlässlich objektiver Gegebenheiten. Um Wirklichkeitsinszenierungen zu verstehen, lohnt es sich, Drehbücher, Inszenierungsstile und Regieverhalten der Beteiligten zu studieren.

Schon BERNE soll bei der Begründung seiner theoretischen Grundkonstrukte vor der Überlegung gestanden haben, ob er diese nicht auf dem Begriff der Information aufbauen sollte (ENGLISH, mündliche Mitteilung). Er habe sich jedoch für den in den 60er-Jahren gängigeren Schlüsselbegriff der »psychischen Energie«, also eher für ein biologisches Modell anstatt eines informationstheoretischen Modells entschieden. In der Postmoderne ist sicher ratsam, zumindest ergänzend die Fäden um den Schlüsselbegriff Information weiterzuspinnen.

2.3.1 Der Schlüsselbegriff »Information«

Oft wird die Idee der wirklichkeitskonstruktiven Perspektive mit einer beliebigen Relativierung von Wahrheit verwechselt. Die wirklichkeitskonstruktive Perspektive ist jedoch mehr als das. Sie setzt sich konsequent mit der Vielfalt und der Bedeutsamkeit von Wirklichkeit auseinander. Dabei wird vom Schlüsselbegriff der Information ausgegangen.

Informieren heißt eigentlich: eine Gestalt geben, formen, bilden. Hierzu müssen Kontraste erzeugt werden. Informationen sind Unterschiede, die Unterschiede machen (BATESON 1972). In der Rückblende auf den Beobachter entsteht dadurch die Frage, welches die Kategorien sind, die Unterschiedsbildungen zugrunde liegen. Und welches sind die Kriterien, aufgrund derer bestimmte Unterschiede Unterschiede machen, also bedeutsam sind? Wofür sind Unterscheidungen bedeutsam und welche Ausdifferenzierung der Welt soll mit ihnen vorgenommen werden?

Eine differenzierte Betrachtungsweise ist dadurch gekennzeichnet, dass aus der Sicht des Beurteilenden vielfältige Unterscheidungen vorgenommen werden. Quantitativ ist das Unterscheidungsproblem jedoch nicht zu lösen, da durch mehr Unterscheidungen der Sachverhalt nur kompliziert wird. Es müssen also solche Unterscheidungen getroffen werden, die bedeutsam sind, damit andere unterlassen oder nivelliert werden können, die für eine bestimmte Betrachtungsweise weniger interessant sind. Dieser Vorgang ist unerlässlich für eine Wahrnehmungssteuerung, die Komplexität angemessen berücksichtigen möchte.

Bewusste Wirklichkeitsbeschreibungen sollen so einfach wie möglich, aber so komplex wie nötig sein. Dabei wird die Frage wichtig, zu welchem Zweck in jeder spezifischen Situation die Wirklichkeitsbeschreibung vorgenommen wird.

2.3.2 Wirklichkeitskonstruktionen und transaktionsanalytische Praxis

Wirklichkeitskonstruktionen werden für Transaktionsanalytiker in der Regel dann wichtig, wenn sie daraus professionelles Handeln ableiten und bestimmte Wirklichkeiten erzeugen wollen. Daher müssen sie selbst und ihr Verständnis von Professionalität bei der Auswahl sinnvoller Wirklichkeitskonstruktionen berücksichtigt werden.

Hierzu wird die Frage nach dem jeweiligen Kontext, nach den jeweiligen Rollen und dem Professionsverständnis des Handelnden gestellt. Die Frage nach der Wirklichkeit bedeutet unabdingbar die Frage nach dem Beobachter, also dem, der Wirklichkeit konstruiert.

Um Transaktionsanalyse aus der wirklichkeitskonstruktiven Perspektive zu erschließen, habe ich einige neue Definitionen (SCHMID 1990c) vorgeschlagen:

1. Transaktionen sind Handlungen, die Realitäten durch Kommunikation mitgestalten. Transaktionen implizieren Annahmen über Wirklichkeiten und können zu Konsequenzen führen, die in Übereinstimmung mit den implizierten Annahmen stehen.

2. Transaktionsanalyse meint einen professionellen Umgang mit der Gestaltung von Wirklichkeit durch Kommunikation. Ihre Perspektiven sind selbst Gegenstand der Reflexion von Transaktionsanalytikern.

Für die Perspektive der Wirklichkeitskonstruktion gab es schon früher Ansätze in der Transaktionsanalyse. In der Kathexis-Schule z.B. gibt es die Konzeption des Bezugsrahmens; also eines Ideen-Gebildes, aus dem heraus der Mensch seine Erlebens- und Verhaltensweisen organisiert. Man studiert, aus welchem Bezugsrahmen heraus ein Klient dieses oder jenes Verhalten zeigt. Oft interessiert insbesondere, inwiefern Erleben und Verhalten Wirklichkeitsvorstellungen widerspiegeln, die zu einem eingeengten Realitätsbezug führen. Hier gibt es Konzepte, die es ermöglichen zu fragen, wie Menschen Aspekte der Wirklichkeit innerlich werten oder abwerten. Ob ein Aspekt gewertet werden sollte, ist natürlich Ansichtssache eines Beobachters. Zum Beispiel gibt es ein Analyseschema, welches zu studieren hilft, ob die Nicht-Inanspruchnahme einer Lösungsmöglichkeit darauf beruht, dass der Klient das Problem an sich, die Bedeutung des Problems, die Lösbarkeit eines Problems oder seine persönliche Fähigkeit, etwas zu tun, abwertet. Je nachdem wie diese Einschätzung ausfällt, lassen sich daraus Strategien ableiten, dem Klienten eine angemessene Wertung dieser Aspekte zu ermöglichen.

Auch gibt es bei SCHIFF (et al. 1975) Begriffe wie Übergeneralisierung oder Überdetaillierung. Mit Übergeneralisierung ist ein Klientenverhalten gemeint, mit dem Probleme dadurch unlösbar gemacht werden, dass Fragestellungen auf zu generelle Schlussfolgerungen zugeschnitten werden, so dass nicht angemessen geklärt und entschieden werden kann.

Eine Überdetaillierung liegt dann vor, wenn der Klient konkrete Schilderung an konkrete Schilderung reiht, aber nicht bereit ist, daraus allgemeinere Überlegungen und Fragestellungen abzuleiten, aus denen wiederum die konkreten Situationen betrachtet und gesteuert werden könnten. So kann es dazu kommen, dass der Therapeut chronisch die Rolle übernimmt, aus konkreten Schilderungen, Prinzipien abzuleiten, anstatt dem Klienten selbst Überlegungen dazu abzuverlangen, worin das Problem bestehen könnte und welche Schlüsse daraus gezogen werden sollten.

2.4 Perspektiven der Entwicklung

Aus der Perspektive der Entwicklung werden das Erleben und Verhalten von Menschen als Erscheinungen vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Entwicklungen betrachtet. Dabei kann man aus jeder der drei bisher behandelten Perspektiven (Person, Beziehung, Wirklichkeit) auch auf lebensübergreifende Muster blicken.

2.4.1 Entwicklungspsychologische Fragestellungen

Entwicklungspsychologische Fragestellungen werden in der Tradition der Psychologie meist mit persönlichkeitspsychologischen Konzepten verknüpft. Entwicklungspsychologische Fragestellungen bieten auch Perspektiven für Persönlichkeit, die psychologisch Orientierte – wenn notwendig – berücksichtigen können sollten. Die Gegenwart als Durchgangsstadium in einer Entwicklung zu sehen ist eine spezielle Art, übergreifende Fragen zu stellen. Die Gegenwart wird als aus der Vergangenheit entstanden und auf die Zukunft bezogen konzipiert. Menschliches Erleben und Verhalten in der Gegenwart wird in Bezug auf Vergangenheit und auf sich anbahnende Zukunft interpretiert.

Manchmal scheint es unerlässlich, das beobachtete Erleben und Verhalten von Menschen in den Kontext ihrer Vergangenheit oder auch einer anstehenden oder zukünftigen Entwicklung zu stellen. Dabei können Entwicklungen vom Individuum ausgehend, aber auch von seinem Umfeld her betrachtet werden.

In der transaktionsanalytischen Konzeptbildung spielt die Untersuchung gegenwärtiger Erlebens- und Verhaltensweisen im Lichte der Tradition einer Bezugsgruppe (möglicherweise über Generationen hinweg) eine Rolle. Fragestellungen dieser Art könnte man entwicklungsanalytische Fragestellungen nennen.

Für den psychologischen Zweig entwicklungsanalytischer Fragestellungen (also für die Entwicklungspsychologie) spielen Konzepte der psychosexuellen Entwicklungsprozesse im Kindesalter eine wichtige Rolle. Ebenso zentral sind Konzepte von Entwicklung der Objektbeziehungen (MAHLER 1978), Konzepte der Entwicklung von Identität (ERIKSON 1966) oder andere Konzepte der Entwicklung im Erwachsenenalter. Ein weiteres Beispiel wäre hier die Individuationsbetrachtung von JUNG und seinen Schülern (JUNG et al. 1968). Zu traditionsanalytischen Fragestellungen gehören Konzepte der Mehrgenerationen-Perspektive (z.B. BOSZORMENYI-NAGY/SPARK 1981) der Vermächtnisse, Delegation und transgenerationaler Treuebindung (HELLINGER, in: WEBER 1993), des Episcripting – Weitergabe von problematischen Lebensplänen – (ENGLISH 1976) und Konzepte vom Umgang mit Entwicklungsaufgaben und Schuld und Sühne über Generationen hinweg.

Je mehr sich die Betrachtungsperspektiven auf den Menschen in außerfamiliären sozialen Systemen verlagern, desto wichtiger werden stärker gesellschaftsorientierte Entwicklungsbetrachtungen. Hier könnten Konzepte bezüglich der Familie im Wandel der gesellschaftlichen Bedingungen (etwa der Fragen koordinierter Berufswegeplanung von Mann und Frau) wichtig werden. Ebenso könnten Konzepte bezüglich professioneller Entwicklung sich als bedeutsam erweisen. Auch können Entwicklungsphasen eines Unternehmens oder der Märkte, in denen es operiert, für das Verständnis der Unternehmenskultur und der darin tätigen Menschen entscheidend sein. Darüber hinaus können Fragen geistiger und spiritueller Entwicklung (z.B. FRANKL, in: LÄNGLE 1986; OUSPENSKY 1966; KÜHLEWIND 1976) für viele Hilfestellungen nutzbringend reflektiert werden.

2.4.2 Die Lebensskriptanalyse

Viele Konzepte, die im Rahmen der Transaktionsanalyse entwickelt wurden, kann man unter dem Begriff Skriptanalyse zusammenfassen. Dabei wird von der Idee ausgegangen, dass Menschen – ohne dies bewusst erkannt zu haben – einer Gestaltungsidee bezüglich des eigenen Lebens folgen. Diese Gestaltungsidee ist von BERNE (1986) parallel zu der Metapher des griechischen Dramas als Lebensdrehbuch konzipiert worden. Entsprechend der traditionellen Lehre der Psychoanalyse nahm BERNE an, dass Kinder im Alter zwischen vier und sieben Jahren – geprägt durch ihr Naturell, unter dem Eindruck der erlebten Umweltsituation – Ideen entwickeln und verfestigen, wie das eigene Leben verlaufen wird. In der Organisation des inneren Erlebens, in der Beziehungsgestaltung wie auch in der Konstruktion der eigenen Wirklichkeit würde dann dieses Lebensskript verwirklicht. Die Adler’sche Lebensstilanalyse (z.B. ADLER 1973) hat mit der Skriptanalyse von BERNE viel gemeinsam.

Unter dem Gesichtspunkt der Lebensskriptanalyse fragen Transaktionsanalytiker auch nach belastenden (traumatischen) Lebenssituationen des Klienten, die zu sogenannten Schlussfolgerungen über die eigene Person, über Beziehungen oder über die Qualität des Lebens bzw. das zu erwartende Schicksal geführt haben könnten. Diese könnten – ähnlich wie das in der Psychoanalyse angenommen wird – wiederholt in Szene gesetzt werden. Durch die Aneinanderreihung solcher Wiederholungen oder deren Kombination würde ein bestimmter Lebensentwurf mit bestimmten Konsequenzen verwirklicht werden.

Man kann sich aus dieser Perspektive z.B. vorstellen, dass ein Kind angesichts der Erfahrung in der eigenen Familie zur Schlussfolgerung kommt, dass Ehen nicht gut gehen können. Infolgedessen könnte dann dieser Mensch sein späteres Leben so gestalten, dass zwar eine Ehe geschlossen wird (vielleicht sogar um zu beweisen, dass dieser Glaube unwahr sei), dass diese Ehe aber so gestaltet wird, dass die kindliche Schlussfolgerung letztlich durch die eintretenden Ereignisse bestätigt scheint. Der Versuch, einem erwarteten Schicksal auszuweichen, aber doch an die darin enthaltene Prophezeiung zu glauben, wird mit dem Begriff des Anti-Skripts belegt.

Transaktionsanalytiker untersuchen in diesem Zusammenhang auch Beziehungen über Generationen hinweg, was in der Familientherapie die Mehrgenerationen-Perspektive genannt wird. Die Weitergabe von problematischen Lebenshaltungen über den Weg der Erziehung an die Kinder wird mit dem Begriff des Episcripting, also der Skriptweitergabe, benannt.

Neben einem an Einschränkungen orientierten Skriptbegriff, der von BERNE entwickelt wurde, gibt es neuere Konzepte des Skriptverständnisses, wie etwa das von ENGLISH (1980). Hier werden Antriebe und Ideen zur Lebensgestaltung auch als positive organisierende Kräfte im Leben des Einzelnen und in sozialen Gefügen betrachtet. Lediglich negative Regelmäßigkeiten oder emotional verfestigte Gewohnheiten werden unter dem Etikett der Überlebensschlussfolgerungen neu befragt und durch sogenannte Umentscheidungen aufgelöst. So kann die schöpferische Kraft in einem Lebensentwurf den jeweiligen Lebensbedingungen und Eigenarten der Person entsprechend befreit werden.

Viele Ideen der TA sind sicher in anderen psychologischen Orientierungen in ähnlicher Weise vorhanden. Doch zeichnet sich die TA durch eine Reihe von sehr praktischen und auch auf einfachem Niveau sehr nützlichen Befragungsschemata aus.

Ein Beispiel dafür sind die fünf Skriptmuster, die häufig vorkommende Lebensregeln beschreiben. Zur Illustration möchte ich aus diesen das Danach-Skriptmuster herausgreifen. Dessen Grundmuster: Nach Gutem, Befriedigendem muss Schlechtes, Schwieriges folgen! Man untersucht Erlebens- und Verhaltensabläufe in der kurzfristigen wie in der langfristigen Perspektive darauf hin, wo diese Erwartung den Gang der Dinge, mindestens aber die Atmosphäre und das Lebensgefühl bestimmen oder bestimmt haben. Es scheint, als würden viele Menschen in ihrem Leben insgesamt oder in bestimmten Lebensbereichen so leben, als würde ein Damoklesschwert über ihnen hängen. Sie erwarten, selbst wenn oder gerade wenn ihr Leben positiv verläuft, ein dem jetzigen Glück entsprechendes und daher ausgleichendes Unglück. Kennzeichnend für solche Erwartungen sind Sprüche wie: »Nach Sonne kommt Regen«, »Vögel, die morgens singen, frisst abends die Katze«, »Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben« usw.

Man kann solche Skriptmuster ganz unterschiedlich interpretieren. –Etwa als Ausfluss magischen Denkens, welches gewohnheitsmäßig erwartet, dass nach etwas Gutem immer etwas Schlechtes kommt. Im Sinne einer ›self-fulfilling prophecy‹ ruft der Betroffene dieses Schlechte auch hervor, oder genießt zumindest das Gute in der Erwartung des Schlechten nicht. Man kann sich auch vorstellen, dass ein Mensch solcher Überzeugung eine Art inneres Maß entwickelt hat, was ihm an Erfolg, an Leistung oder an Fröhlichkeit o.ä. zusteht und meint, nur um dieses (meist geringe) Maß herum oszillieren zu können. Nach einer erlittenen Niederlage darf er sich gut und frei fühlen, bis er sich nach der inneren Regel zu gut fühlt und etwas Dämpfendes auf sich zieht. Man kann sich hier Menschen vorstellen, die sehr heftige Oszillationen zeigen – bis hin zu Erscheinungsbildern, die man psychiatrisch als manisch-depressiv einordnen würde. Man kann sich auch vorstellen, dass jemand aus diesem Erlebnisrahmen heraus versucht, nicht zu erfolgreich oder zu freudig zu sein – oder es wenigstens nicht offen zu zeigen, um die entsprechende Buße nicht erleiden bzw. an sich selbst nicht vollziehen zu müssen.

Als Entstehungsgrund eines solchen Skriptmusters sind tatsächliche Einbrüche in Lebensschicksale der Sippe vorstellbar. Eltern, die ein Vertriebenenschicksal erlitten haben, könnten ihren Kindern ständig vermittelt haben, dass sie sich in der neuen Welt nicht zu sehr heimisch machen dürfen, weil dies einen drohenden Verlust (wie in ihrem eigenen Leben) um so schmerzlicher machen würde. Also kann man sich auch hier eine Mehrgenerationen-Loyalität vorstellen. An Schicksalen wird durch deren Nachahmung, zumindest im Erleben, Anteil genommen.