Kitabı oku: «Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse», sayfa 6

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2.5 Nützliche methodische Figuren

Die TA bietet auch eine Reihe von eigenen methodischen Figuren, die insbesondere einen hohen didaktischen Nutzen für die Fort- und Weiterbildung haben. Zu erwähnen sei hier z.B. der Kontrakt. In der Psychotherapie ist ein Behandlungsvertrag eine Klärung und Vereinbarung zwischen Klient und Therapeut, was das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit sein soll und wie dieses Ergebnis erarbeitet werden soll. Jeder Praktiker ist angehalten, mit seinem Klienten in überprüfbaren Begriffen einen von beiden geteilten, vernünftigen und von Fachkollegen nachvollziehbaren Kontrakt abzuschließen. Dieses didaktische Mittel verlangt dem Praktiker ab, sich Rechenschaft über die professionelle Beziehung abzulegen und die zu erbringende Dienstleistung angemessen zu planen sowie Arbeitsfortschritte zu bewerten. Ein solcher Kontrakt hält auch im Bewusstsein, dass – bei allem menschlichen Berührstein – eine Dienstleistung gegen Bezahlung die Beziehung begründet und eine auf das zu erreichende Ziel zweckbezogene Angelegenheit ist.

Aus der Perspektive der Kontrakte werden z.B. Therapiebeziehungen auch auf unausgesprochene problematische Therapieverträge hin untersucht. Zum Beispiel scheint beim »Endlos-Therapie-Vertrag« ein längeres Miteinander-Arbeiten, jedoch nicht das Erreichen von Zielen vereinbart. Beim sogenannten Eltern-Ich-Vertrag wird ein zu erreichendes Therapieziel zur Beruhigung des Gefühls, es müsste eigentlich etwas geschehen, verabredet. Oft ist nicht hinreichend geprüft, ob das erklärte Vorhaben aus anderen Perspektiven der Persönlichkeit heraus sinnvoll ist und mitgetragen wird.

Einen formalen Vertrag abzuschließen ist eine Hilfe für eine bewusste und geklärte Arbeitsbeziehung und Rollenverteilung. Wer einen solchen Vertrag formal und inhaltlich qualifiziert abschließen kann bzw. die gegenwärtige Arbeitsbeziehung in Begriffen eines Zielerreichungs- und Dienstleistungsvertrages klar nachvollziehbar beschreiben kann, braucht das formale Instrument ›Vertrag‹ weniger. Es reicht ein »Monitoring« aus der Kontraktperspektive.

II.

PERSPEKTIVEN PROFESSIONELLER STIMMIGKEIT

3. PROFESSIONALITÄT, PERSÖNLICHKEIT UND BEGEGNUNG

In diesem Kapitel begegnen sich Professionalität, Persönlichkeit und Wesensentwicklung im Beruf. Dazu werden die entsprechenden Konzepte von Professionalität, von professioneller Begegnung und von Persönlichkeit in einer Weise neu formuliert, dass sie zueinander komplementär und für professionelles Arbeiten jenseits klassischer psychologischer Konzepte geeignet sind. Insbesondere Persönlichkeit wird als Summe der gelebten Rollen auf den konkreten Lebensbühnen verstanden, durch die sich die Wesensart des Individuums ausdrückt. Zur Auseinandersetzung mit Persönlichkeitsentwicklung und mit menschlichen Begegnungen auf dem beruflichen Lebensweg hat sich die Theatermetapher als hilfreich erwiesen. Im Dialog mit sich selbst und mit Kommunikationspartnern wird das Zusammenspiel von bewusst-methodischen und unbewusst-intuitiven Steuerungen bei gemeinsamen Wirklichkeitsinszenierungen erläutert. Schließlich wird dargestellt, was sich hinter dem Begriff Professionelle Individuation verbirgt. Im Anhang werden zwei bewährte Übungen zur Verfügung gestellt, mit deren Hilfe sich Menschen intuitiv über wesentliche Merkmale ihres beruflichen Sinngefüges klar werden und dessen Zusammenspiel mit den Inszenierungen in Organisationen studieren können.

3.1 Professionalität
3.1.1 Professionen

Professionen sind Berufe, die einen schöpferischen Umgang mit hoher Komplexität verlangen und von denen Menschen erwarten, dass sie ein erfülltes Berufsleben bieten. Immer mehr Berufe entwickeln sich in diese Richtung.

3.1.2 Professionalität

Berufliche Tätigkeiten werden zunehmend in dem Bewusstsein ausgeübt, dass man es mit hoch komplexen Fragestellungen zu tun hat, für deren Beantwortung kein Repertoire an gewohnheitsmäßigen Konzepten und Methoden ausreichend sein kann. Komplexe Herausforderungen können letztlich nur aus einer stimmigen professionellen Identität und einem geläuterten Verständnis, wofür man steht, beantwortet werden.

Professionalität meint daher das Zuhause-Sein in einer Profession. Professionalität ist in erster Linie personale Professionalität, d.h. sie ist vom Selbstverständnis und vom Können von Personen abhängig und somit in ihrer Persönlichkeit verankert.

Insofern ist Professionalität nicht zu begreifen, wenn man sich nicht gleichzeitig mit Persönlichkeit auseinander setzt. Professionelle Qualifizierung bedeutet daher auch Persönlichkeitsentwicklung.

Von »professionell« spricht man ebenfalls, wenn man einer Organisation, einem Produkt oder einem Marktauftritt Qualität bescheinigen möchte. Wenn mit Professionalität mehr gemeint ist als »hochwertig«, dann ist es das Können und das gelebte Berufsverständnis von Menschen in anspruchsvollen Tätigkeiten.

3.1.3 Professionelle Begegnungen

Professionelle Begegnungen sind das Medium, in dem sich Professionalität mitteilt. Professionelles Handeln findet meist in Beziehungen statt. Ob professionelle Begegnungen gelingen, hängt vom Zusammenspiel der beteiligten Menschen ab, und zwar in vielen Dimensionen. Im Folgenden wird dieses vielschichtige Zusammenspiel in Organisationen und in professionellen Beziehungen praxisrelevant beschrieben. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der Persönlichkeitsentwicklung. Die komplementäre Seite, die Organisations- und Kulturentwicklung, wird an anderer Stelle dargestellt (SCHMID 2002d).

3.1.4 Professionelle Kompetenz

Professionelle Kompetenz erfordert Rollenkompetenz und Kontextkompetenz, also ein Verständnis der möglichen Rollen und der Varianten ihres Zusammenspiels in einem bestimmten Umfeld. Ohne professionelle Kompetenz kann Professionalität nicht in guter Weise zum Ausdruck gebracht werden.

Nimmt man den Sinn, auf den hin Menschen ihre seelische Kraft zur Verfügung stellen, dazu, so kann man folgende Formel ansetzen:

Professionelle Kompetenz = Rollenkompetenz x Kontextkompetenz x Sinn.

Es ist leicht einsichtig, dass z.B. hohe Rollenkompetenz in Beratung bei hohem seelischen Interesse an bestimmten Themen dennoch zu wenig führt, wenn der Berater die Zusammenhänge, in denen sich die Klienten bewegen, nicht versteht. Zwar kann man immer irgend etwas Interessantes tun und damit vielleicht auch auf Interesse stoßen, doch braucht es zum verantwortlichen Arbeiten hinreichende professionelle Urteilsfähigkeit auch bezüglich des Kontextes. Umgekehrt fügt sich trotz Abstrichen bei der Rollen- und Kontextkompetenz manches, wenn Ideen entwickelt werden, die das seelische Interesse anderer finden und andere inspirieren.

3.1.5 Professionelle Identität

Professionelle Identität hat mit Organisationen übergreifenden Standards und der Professionskultur einer professionellen Gemeinschaft zu tun. Beim Hineinwachsen in eine solche Gemeinschaft lernt man deren komplexes Repertoire kennen. Noch bedeutsamer, wenn auch weniger auffällig ist, dass man eine bestimmte Professions- und Lernkultur verinnerlicht. Man kann sich nicht einfach ein fertiges Berufsverständnis einverleiben, sondern muss sich ein persönlich-professionelles Profil im Rahmen einer professionellen Gemeinschaft erwerben. Man muss – obwohl in einer Gemeinschaft verankert – zu einer ganz persönlichen Professionalität finden. Professionelle Identität bringt Menschen persönliche Freiheit. Durch professionelle Identität kann die um sich greifende Unsicherheit bezüglich Rollen in und Zugehörigkeiten zu Organisationen ausgeglichen werden.

3.1.6 Persönlichkeitsentwicklung

Menschen suchen im Beruf nicht nur Erfolg, sondern auch Lebensqualität und Selbstverwirklichung. Die Tätigkeiten und beruflichen Lebenswege wollen mit dem Empfinden von Sinn in Übereinstimmung gebracht werden. Dieses Empfinden ist so verschieden wie Menschen nun mal verschieden sind und zudem verändert es sich im Laufe des Lebens.

Gelingt Persönlichkeitsentwicklung in einer seelisch bedeutsamen Weise auch im Beruf, bleibt die Seele für die eigene Person sowie für Aufgaben, Arbeitgeber, Kunden und Partner engagiert. Wenn Identität und Orientierung am Sinn verloren gehen, schwinden persönliche Kraftfelder (SCHMID/HIPP 1998i/2002). Situationen können dann schnell skurril, von vagabundierenden Sehnsüchten geleitet oder schlicht chaotisch werden.

Für professionelle Fragen geeignete Persönlichkeitskonzepte sollten beschreiben, wie Menschen sich im Zusammenspiel mit anderen Menschen in beruflichen Kontexten verhalten und entwickeln. Persönlichkeit ist untrennbar an unser Mitwirken in den Lebensvollzügen der Welt gebunden. Sie sollten auch beschreiben, wie Menschen dabei ihr unverwechselbar eigenes Wesen entfalten und zum Ausdruck bringen.

3.1.7 Personalentwicklung

Personalentwicklung im Bereich anspruchsvoller Professionen verlangt ein tiefergehendes Verständnis menschlicher Eigenarten und dafür, wie sich diese in Professionen und Organisationen inszenieren. Professionelle Beziehungen in Organisationen sind daher kaum ohne die Eigenarten der Menschen, die sich hier begegnen, sinnvoll zu beschreiben. Organisationsentwicklung ohne die dazu passende Personalentwicklung bleibt Stückwerk.

3.1.8 Kulturentwicklung

Kulturentwicklung (SCHMID 2002d) bedeutet für die Leistungsfähigkeit und Identität von Organisationen soviel wie Persönlichkeitsentwicklung für die berufliche Leistungsfähigkeit und Sinnerfüllung einzelner Menschen. Entsprechend müssen Konzepte der Kulturentwicklung und der Persönlichkeitsentwicklung sowie die aus ihnen abgeleiteten Maßnahmen aufeinander abgestimmt werden. Beides ist in Bezug zu den Zielen, Strukturen und Leistungsprozessen der Organisationen zu setzen. Fragen der Kultur- und Persönlichkeitsentwicklung sollten offen »gehandelt« werden, sonst entsteht ein mitunter kontraproduktiver »Schwarzmarkt« neben der offiziellen Organisations- und Personalentwicklung.

3.2 Persönlichkeit
3.2.1 Persönlichkeit begreifen

Persönlichkeit kommt von personare, etwas tönt hindurch.

Das, wodurch es tönt, sind die Rollen, die Menschen einnehmen. Menschen spielen immer irgendwelche Rollen in irgendwelchen Inszenierungen des Lebens. Daher sind es diese Rollen, in denen Persönlichkeit zum Ausdruck kommt. Sein eigentliches Menschsein außerhalb der konkreten Inszenierungen des Lebens anzusiedeln, birgt die Gefahr, dass man die Wahl und das Ausfüllen von Rollen nicht ernst genug nimmt und führt leicht in Illusionen nach dem Motto: »Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.« Welche Rollen wir spielen und wie wir sie spielen ist also entscheidend dafür, wer und wie wir sind.

Das, was hindurch tönt, ist die unverwechselbare Eigenart, die jeder Mensch als sein Wesen mitbringt und entwickelt. Man spricht auch von der Seele eines Menschen, ja manchmal sogar von der Seele einer Organisation. Solche Begriffe sind schwer zu definieren und doch weiß jeder, wovon die Rede ist. So wie es körperliche Eigenarten gibt, die eine Entfaltung des Körpers in den jeweiligen Umgebungen mitdefinieren, so gibt es auch seelische Eigenarten, die in der Persönlichkeitsentfaltung zum Ausdruck kommen. Welche Rollen ein Mensch in welchen Welten auch spielt, so wird er dabei seiner Eigenart Ausdruck verleihen und sich zu einem Menschen mit den Eigenarten und Bestimmungen entwickeln, die seinem Wesen entsprechen. Ein unter diesen Gesichtspunkten betrachteter Entwicklungsweg zu einer eigenen Version seiner selbst nannte CARL GUSTAV JUNG (SCHMID/CASPARI 1998c) Individuation.

3.2.2 Die Theatermetapher

Zur bildhaften Beschreibung von Persönlichkeit eignet sich die Theatermetapher (SCHMID/WENGEL 2002a).

Die Lebensvollzüge werden als eine Folge von Szenen auf den Bühnen des Lebens betrachtet. Durch diese Betrachtung werden Persönlichkeitsfragen konkret in Zeit und Raum geholt. Man kann dabei verschiedene Lebenswelten unterscheiden und entsprechend die Inszenierungen, die Bühnen, die Erzählungen, die Rollen und das Zusammenspiel der Mitwirkenden in den verschiedenen Lebenswelten identifizieren. Für jeden Menschen können Portfolios der gelebten Rollen, der betretenen Bühnen und der dort aufgeführten Stücke usw. beschrieben werden. Diese Portfolios machen die Persönlichkeit im Lebensvollzug aus. In der Auseinandersetzung mit ihnen wird oft die gelebte, aber auch die noch brachliegende Persönlichkeit deutlich.

Die aufeinander folgenden Lebensinszenierungen und deren seelische Qualitäten fügen sich zu Lebenswegen und erlebtem Lebenssinn zusammen.

Die meisten Menschen kommen intuitiv mit Bildern des Theaters leicht zurecht, wenn sie über Veränderbarkeit von Lebensinszenierungen und damit ihrer Persönlichkeit nachdenken. Auch psychologisch wenig Vorgebildete bzw. Interessierte können durch Benutzung der Theatermetapher leicht typische Merkmale der eigenen Lebensinszenierungen identifizieren und sich sprachlich mit anderen darüber austauschen.

Schwierige Situationen bekommen etwas Spielerisches, Konkretes und Übersichtliches. Die Situationen werden wieder dynamisch und gestalterisch offen. Man kann überlegen, wo Bedarf ist und wie für Veränderungen angesetzt werden könnte. Die Arbeit mit Metaphern mobilisiert kreative Kräfte – sowohl bei uns selbst als auch bei unseren Gesprächspartnern.

Man kann also Persönlichkeit verstehen als das Portfolio der Bühnen, auf denen das eigene Leben spielt, der Erzählungen (Stories), die dort entfaltet werden, der Rollen, die darin vorkommen und die man selbst spielt, usw. Die Theatermetapher bietet viele Unterscheidungen, die für die Beschreibung der Lebensinszenierungen, in denen sich Persönlichkeit zum Ausdruck bringt, hilfreich sein können. Mit der Theatermetapher kann auch Organisationskultur befragt werden, also Einzelbeziehungen, Teams, Organisationen oder Branchen.

In der Praxis haben sich z.B. folgende Ebenen als nützlich erwiesen:

• Inszenierungen insgesamt, die fast wie ein Markenzeichen für eine Person und ihren Lebensstil gelten können. Solche Inszenierungen kann man in Teilperspektiven aufgliedern, nämlich:

• Themen: Jeder hat Themen, auf die er immer wieder zu sprechen kommt oder die durch das, was der Mensch sagt oder tut, ja sogar durch das, was ihm widerfährt, hindurchscheinen.

• Stories: Hier sind typische Abläufe gemeint, in denen sich die Inszenierung der Themen vollzieht.

• Bühnen: Hier sind die typischen Umgebungen gemeint, in denen sich die eigenen Lebensereignisse abspielen.

• Rollen: Hier sind die typischen Rollen gemeint, die in typischen Inszenierungen vorkommen und die einem selbst zufallen oder auf die bezogen man spielt.

• Inszenierungsstile: Hier ist die Art und Weise gemeint, wie inszeniert wird. Auch dies kann zum besonderen Merkmal einer Persönlichkeit werden.


Abb. 2: Das Perspektivenmodell der Theatermetapher

3.2.3 Das Drei-Welten-Modell der Persönlichkeit

Für die Beschreibung der Lebenszusammenhänge zwischen den Welten, in denen Menschen sich bewegen, eignet sich besonders das Drei-Welten-Modell der Persönlichkeit.


Abb. 3: Das Drei-Welten-Modell der Persönlichkeit

Das Drei-Welten-Modell beschreibt eine in den Rollen von drei Welten gelebte und entwickelte Persönlichkeit. Unterschieden werden die Privatwelt, die Organisationswelt und die Professionswelt. Während die Unterscheidung von privater und beruflicher Welt spontan einleuchtet, bedarf die Unterscheidung zwischen Professions- und Organisationswelt einer Erläuterung.

Häufig haben Menschen ihre Professionalität in bestimmten Organisationen erworben. Die Wirklichkeitsgewohnheiten dieser Organisationen sind als Selbstverständlichkeit in die persönliche Professionalität eingegangen. Dieser »Stallgeruch« ist meist auch gewollt und erleichtert die Orientierung und Abstimmung in Organisationen. Professionelle Identität und konkrete berufliche Lebenswege lösen sich heute aber zunehmend von bestimmten Organisationen, ja Branchen ab. Zunehmende Unsicherheit und kritischere Prüfung der Beiträge der Einzelnen zum Organisationserfolg haben die Ansprüche an Individualität und persönliches Unternehmertum erhöht. Eine eigene Gestaltung der Professionswelt ist gefragt. Man muss wissen, wer man ist – auch ohne eine bestimmte Rolle in einer bestimmten Organisation. Lebenswege und Selbstverständnisse in der Welt der Professionen werden eigenständig neben den Karrieren und Funktionen in bestimmten Organisationen entwickelt. Der Dialog zwischen diesen beiden Welten und schließlich mit der Lebenswelt als Privatmensch hilft jeweils gute Distanz zu entwickeln und aus dieser das Wechsel- und Zusammenspiel der Welten zu organisieren. Ob dieses Zusammenspiel gelingt, ist eine Frage von Balance, von Machbarkeit und Stimmigkeit.

3.2.4 Balancen zwischen den Lebenswelten

Mit Hilfe des Drei-Welten-Modells der Persönlichkeit kann man sich auch fragen, wie das Engagement in den verschiedenen Lebenswelten balanciert ist. Nur auf eine oder zwei Welten zu setzen, mag für bestimmte Lebensphasen richtig sein. Doch ist auf Dauer zu prüfen, wie man in allen drei Welten seinen Platz finden will. Wer kennt nicht Menschen, die ausschließlich auf ihre Wichtigkeit in einer bestimmten Organisation setzen. Sie sind bereit, dafür ihr Privatleben auf kleinster Flamme zu halten, familiäre Belastungen, Kinderlosigkeit oder Einsamkeit in Kauf zu nehmen. Wenn sich dann doch der Wind dreht, sei es durch eine neue Führung, durch Fusionen oder schlicht durch Zerfall der eigenen Organisation oder Branche, dann geraten solche Menschen in eine Krise, weil sie kaum Rückhalt im Privaten oder in einer professionellen Gemeinschaft haben. Diese Heimat brauchen sie aber, um nicht einfach nur einer Ersatzposition nachjagen zu müssen, sondern um dem eigenen Kompetenzprofil, der seelischen Stimmigkeit im Tun und gemäß der aktuellen Lebensphase ein neues Engagement in einer anderen Organisation zu wählen.

Man kennt aber auch Menschen, die ihre Lebens- und Gesellschaftsvorstellungen fast ausschließlich im Privaten entwickeln oder von einer professionellen Selbstfindung zur nächsten driften, ohne sich in verantwortlichen Rollen innerhalb von Organisationen zu bewähren.

Bildhaft kann man sich einen dreibeinigen Hocker vorstellen, auf dem man mit erhobenem Haupt möglichst aufrecht stehen möchte. Die Länge jedes Hockerbeines steht für die persönliche Selbstverwirklichung in einer der drei Welten. Nun kann man leicht damit spielen, wie der eigene Hocker und die Haltung auf ihm derzeit beschrieben werden kann.

Kombiniert mit der Theatermetapher kann man solche Stimmigkeits- und Gleichgewichtsüberlegungen nach Rollen, Bühnen, usw. differenzieren. Sich hier immer wieder in der Überarbeitung des eigenen Lebensentwurfs zu üben, bereitet auch gut auf Zeiten vor, in denen sich Interessen, Möglichkeiten und Kräfte existentiell verändern. Die Übung lohnt, wesentliche Lebensqualitäten auf verschiedenen Bühnen der drei Lebenswelten zu verwirklichen und das für die eigene Sinnerfüllung Wesentliche auf andere Bühnen oder Rollen zu übertragen. Man kann dann die Lebenskreise verändern, größer oder auch kleiner ziehen, ohne Wesentliches aufgeben zu müssen.

3.2.5 Machbarkeit und Stimmigkeit

Wir leben in einer zentrifugalen Zeit. Professionelle sehen sich in vielerlei Hinsicht einem Zuviel an Möglichkeiten und Anforderungen gegenüber. Das Spektrum an Rollen, Verantwortlichkeiten, Einsatzorten, bedeutsamen Kontexten, Anforderungen an Kompetenz und Einsatzbereitschaft nimmt bei denen, die in einer mobilen Hochleistungsgesellschaft mitzuhalten versuchen, zu. Gerade die Begabten und die Leistungsstarken sehen sich von allen Seiten verlockt und gefordert. Man möchte am liebsten in alle Richtungen gleichzeitig loslaufen und läuft dabei Gefahr, auf der Stelle zu treten oder die eigene Mitte zu verlieren. Speziell das Gefühl, nur für wichtige, nicht aber für wesentliche Dinge Zeit aufbringen zu können, nimmt zu (SCHMID/HIPP 1998v/2001). Letztlich steht aber nur eine Lebens-Zeit und ein Lebens-Raum zur Verfügung. Und viele Menschen fühlen sich zerrissen, wenn sie versuchen, doch mehr als eigentlich möglich dort unterzubringen. Allerdings sind häufig auch die Möglichkeiten, die Dinge besser zueinander zu fügen, nicht voll ausgeschöpft.

Integration meint, die Anforderungen und Möglichkeiten der drei Lebenswelten möglichst geschickt zu verknüpfen.

Jeder kennt Menschen, die für ihre beruflichen Entwicklungswünsche, aber auch für ihre Laufbahn in einem großen Unternehmen, und dazu noch für ihr privates Leben interessante Pläne und Möglichkeiten haben, die aber leider weder zusammen passen, noch in einem Zeitbudget unterzubringen sind.

Integrität meint nicht nur »zuverlässig sein«, sondern auch auf Lebendigkeit von Geist und Seele zu achten und zwar auf Geist und Seele von Mensch, Inhalt und Organisation. Im Umgang mit der eigenen Persönlichkeit meint es, in Inszenierungen so mitzuwirken, dass Wesentliches in den gelebten Rollen zum Ausdruck kommen kann. Die eigene Mitte immer wieder zu finden ist entscheidend dafür, sinnvolle Prioritäten setzen zu können und von anderen als stimmig erlebt zu werden. Integrität so verstanden und umgesetzt hilft, den zentrifugalen Kräften zentripetale entgegenzusetzen und aufgrund einer starken Mitte sich auch bei hohen Drehzahlen nicht zu verlieren.

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