Kitabı oku: «Briefe in die Heimat von 1941 bis 1944/45», sayfa 3

Yazı tipi:

Liebe Eltern, ich glaube, ich musste erstmal zum Militär kommen, um Vater und Mutter so richtig schätzen zu lernen. Denn an den zahlreichen Paketen erkennt man erst richtig die Fürsorge und Liebe, die Ihr mir entgegenbringt. Ich frage mich manchmal, wie ich nur daheim immer darüber hinwegsehen konnte, denn da empfand ich das alles doch als eine Selbstverständlichkeit. Darüber habe ich mir hier sehr viele Gedanken gemacht. Glaubt mir, ich freue mich schon heute riesig auf den ersten Urlaub, wenn ich Euch mal wieder sehen und sprechen kann. Doch ich werde mich wohl noch mehrere Monate gedulden müssen und erstmal was bei den Soldaten geleistet haben, ehe ich mit Urlaub kommen kann. Jedenfalls sind ja die ersten drei Monate so schnell vergangen und ich glaube, die kommende Zeit vergeht genauso schnell.

Liebe Bringfriede, Du wirst nun Hermann nach langer Trennung mal wieder sehen. Auch mich freut es außerordentlich, dass Hermann Dich bat, ihn zu besuchen. Ich wünsche Dir nur, dass Du ihn gesund und kräftig antriffst und ihm vielleicht auch den Gedanken austreibst, sich so schnell wie möglich wieder an die Front zu melden. Ich wünsche Hermann nur alles Gute und hoffe, dass ihn auch weiterhin sein Glück so begleiten wird wie bisher. Liebe Eltern, ich möchte meinen Brief schließen in der Hoffnung, bald wieder was von Euch zu hören.

Viele Grüße sendet Euch

Euer Arnold

PS: Liebe Mutter, schicke mir doch bitte so schnell wie möglich, mal wieder ein ­Messer. Bei meinem alten Messer ist der Griff abgebrochen. Schicke mir doch diesmal ein Messer mit Metallgriff.

Detmold, Dienstag, den 24.2.1942

Liebe Eltern und Bringfriede!

Will Euch kurz ein paar Zeilen schreiben. Es steht nun endgültig fest, dass wir diese Woche versetzt werden. Wohin? Das wissen wir bis jetzt noch nicht. Jedenfalls freue ich mich endlich von hier wegzukommen, denn dann wird der zweite Teil meiner soldatischen Ausbildung kommen. Wir werden ab dann das lernen, was wir später bei der Luftwaffe auch verwerten können. Nun möchte ich Euch bitten, mir nicht eher zu schreiben, bis ich Euch meine neue Adresse mitgeteilt habe. Hoffentlich kommt Euer Paket noch vor meiner Versetzung an – sonst wird es wieder an Euch zurückgeschickt.

Liebe Eltern, für heute sendet Euch die herzlichsten Grüße

Euer Arnold

Detmold, Sonntag, den 1.3.1942

Liebe Eltern und Bringfriede!

Nun ist es doch anders gekommen, als ich gedacht habe, nämlich, ich sitze noch immer in Detmold. Zwar sind nun schon viele Kameraden versetzt werden oder werden in den nächsten Tagen versetzt, doch wann die Bombenschützen wegkommen, ist noch nicht bekannt. Dieses faule Leben hier wird mir so langsam unerträglich. Lieber mache ich doch Dienst, als auf der Stube herum zu sitzen. Es ist doch ein komisches Gefühl, wenn jetzt ein Kamerad nach dem anderen uns verlässt, um ihn im Leben nie wieder zu sehen. Dann erkennt man auch erst, wie tief die Kameradschaft schon in diesen drei Monaten gewurzelt hat. Wer weiß, ob man auf der neuen Dienststelle noch mal mit solchen Kameraden zusammenkommt. Dass wir keinen Dienst mehr machen, beginnt sich so allmählich an der Kleidung bemerkbar zu machen. Die Hose will plötzlich nicht mehr passen, denn da, wo früher eine Hand bequem Platz hatte, geht kaum noch eine Stecknadel hin und trotzdem will die Verpflegung manchmal doch nicht reichen. Trotzdem sich mein Küchenzettel vergrößert hat und ich die in der Küche beim Mittagessen organisierten Kartoffeln, jeden Abend auf unserem Ofen brate. Diese selbst gemachten Bratkartoffeln schmecken doch besser als alles andere. Diese Woche konnte ich meine Kartoffeln mit Eurem Speck noch schmackhafter machen und ich sage Euch, es schmeckt wie daheim. Ja, so ist das, liebe Eltern, ein Soldat weiß sich immer zu helfen. Zum Beispiel wie die Bratpfanne auf unsere Stube kam, ist mir immer noch ein Rätsel – die Hauptsache ist, dass eine da ist.

Liebe Eltern, gestern erhielt ich Euer Päckchen mit dem Kuchen, der Wurst und der Milch. Herrlich war das, wieder mal am Sonntagmorgen weißen Kaffee und Kuchen zu haben. Ich glaube, meine Kameraden haben mich alle darum beneidet.

In Deinem letzten Brief schreibst Du, liebe Mutter, das Papa mit Bringfriede Wein holen war – ich möchte, Papa, nur sagen, dass wir beide dann auf meinem ersten Urlaub mal gemeinsam die Gegend bereisen/bewandern und die bekannten Wirtschaften aufsuchen werden. Ich habe gerade furchtbare Lust auf ein Glas Nahewein. Also, lieber Papa, daran gibts heute nichts mehr zu zweifeln. Ich sehe Euch heute im Geiste mit Erna nach Monzingen oder Meddersheim wandern und beim Wein sitzen und Euch gemütlich unterhalten und lachen. Was gäbe ich darum, wenn ich mal wieder dabei sein könnte!

Das heutige Wetter muss ja zu einem Spaziergang geradezu verlockend gewesen sein. Endlich beginnt es doch mal zu tauen und es wird wieder wärmer. Das sind doch die ersten Anzeichen des nahenden Frühlings, den ich mir noch nie so herbeigesehnt habe, wie dieses Jahr. Nun kann auch Bringfriede zu Hermann fahren und sich persönlich nach seiner Krankheit erkundigen – war sie vielleicht schon bei ihm? Ich wünsche Hermann nochmals alles Gute und hoffe, dass er sehr bald Genesungsurlaub bekommt, damit er mal wieder seine Familie sehen kann. Was machen denn eigentlich Gisela und Jürgen? Macht Gisela noch fleißig ihre Schularbeiten? Sie soll doch mal einen Brief an mich schreiben, denn ich bin doch mal gespannt, ob sie das schon fertigbringt. Jürgen wird sich auch in den drei Monaten sehr verändert haben. Wenn ich ihn mal wieder sehe, werde ich ihn kaum noch erkennen. Er wird sich bestimmt nicht mehr an mich erinnern können.

Liebe Eltern, zum Schluss möchte ich Euch bitten, mir doch mal ein paar Bilder von Euch, von Bringfriede und von den Kindern zu schicken. Ich hatte als Einziger keine Bilder von daheim im Spind hängen. Ich hatte bis jetzt noch keine Gelegenheit zu einem Fotografen zu gehen.

Seid nun alle nochmals recht herzlich gegrüßt von

Arnold

PS: Liebe Erna, nun kannst Du mich vielleicht doch noch einmal besuchen – rufe mich dann einmal an, wenn Du wieder von Sobernheim zurückkommst!

Liebe Mutter, das Messer habe ich mit vielem Dank erhalten. Du kannst mir ja noch mal schreiben, vielleicht erreicht mich der Brief noch.

Detmold, Donnerstag, den 5.3.1942

Liebe Eltern und Bringfriede,

Habe heute Mittag den Brief von Papa erhalten und möchte ihn auch gleich beantworten. Dass Bringfriede und Tante Lotte bei Hermann waren, habe sie mir beide von dort geschrieben. Wird das eine Freude für Hermann und Bringfriede gewesen sein, sich nach der monatelangen Trennung endlich mal wieder gesehen zu haben. Schade, dass Gisela und Jürgen nicht mitfahren konnten. Hermann hatte doch bestimmt Sehnsucht auch nach seinen Kindern.

Onkel Ernst will mich wahrscheinlich also hier mal besuchen? Er würde mir damit eine sehr große Freude machen. Doch leider könnte ich ihn nur an der Wache sprechen, denn an Ausgang ist ja nicht zu denken, wegen der ewigen Horstsperre. Dass die ausgerechnet jetzt kommen musste! Sie hat so viele Illusionen von mir zerstört, die ich mir, bevor ich überhaupt Soldat wurde, gemacht hatte. Auch hätte ich ja nie gedacht, dass ich nach 15 Tagen nach der Besichtigung, immer noch in Detmold sitzen würde. Es sind nun schon so viele Kameraden versetzt worden, sodass die Kompanie auf über die Hälfte zusammengeschrumpft ist. Es ist tatsächlich zum Verzweifeln, dass wir Bombenschützen von unserer Versetzung noch nichts gehört haben. Dieses Leben ist, wie ich ja schon so oft geschrieben habe, auf die Dauer doch zu ruhig und ganz und gar nicht nach meinem Geschmack. Es dürfte nicht vorkommen, dass ich mich fragen muss: »Bin ich eigentlich ein Soldat oder keiner« bei dem täglichen Dienst, der ja nur aus Arbeitsdienst und der Hauptbeschäftigung besteht, den Schnee wegzuräumen, könnte man das fast vergessen. Diesen Brief zum Beispiel, schreibe ich Euch bei einer Arbeitspause in einer großen Heizung, zu der ich mit drei Kameraden zum Arbeitsdienst eingeteilt bin. Die Hauptarbeit besteht auch hier zum größten Teil aus Faulenzen (Also entschuldigt bitte daher die Schrift, hoffentlich könnt Ihr alles lesen).

In meinem vorigen Brief erwähnte ich, dass bei uns hier Tauwetter herrscht, und wir hofften alle, dass jetzt endlich der Frühling kommen würde. Diese Hoffnung wurde uns heute gründlich genommen, denn heute hielt der Winter nochmals mit kaltem Ostwind und Schneegestöber Einzug. Wann wird denn endlich der Frühling kommen? Wir hatten ja in Bezug auf die Witterung eine sehr harte Ausbildung und daher ist ja unsere Freude auf den kommenden Frühling leicht verständlich.

Nun, liebe Eltern, belästige ich Euch schon wieder mit einer Bitte. Wenn Ihr einen Koffer übrighabt, in der Größe ungefähr wie der blaue, schickt ihn mir bitte sofort als dringend. Hier bekommt man ja keine Kartons, in die unserer ganzen Habseligkeiten hinein gingen. Andernfalls müsste ich drei oder vier kleine Päckchen zurecht schnüren und das soll nach Möglichkeit vermieden werden, denn dabei lässt man garantiert die Hälfte liegen. Ihr habt mir ja schon so viele Wünsche erfüllt, dann wird es in diesem Falle wohl auch gehen. Der Koffer muss aber so schnell wie möglich hier sein, denn unsere Versetzung kann ja schon Anfang nächster Woche sein – vielleicht auch früher. Wir wissen ja selbst nichts Genaues.

Es grüßt Euch nun recht herzlich

Euer Arnold

Kapitel 3: 1942 – Finsterwalde

Finsterwalde, Sonntag, den 8.3.1942:

»Versetzung zur Stabskompanie nach Finsterwalde und nicht zu den Fliegern!«

Finsterwalde, Mittwoch, den 11.3.1942:

»Über Berlin nach Finsterwalde und aus der Traum vom Fliegen?«

Finsterwalde, Mittwoch, den 18.3.1942:

»Wache schieben, ein bunter Abend und auf Lehrgänge hoffen«

Finsterwalde, Mittwoch, den 25.3.1942:

»Gedanken an daheim weil Mama macht den Laden dicht und Finsterwalde ist flach«

Finsterwalde, Dienstag, den 31.3.1942:

»Ein Besen der keiner ist und Stubendienst als Strafe«

Finsterwalde, Sonntag, den 5.4.1942:

»Froh, ein Nichtraucher zu sein«

Finsterwalde, Donnerstag, den 9.4.1942:

»Immer ein paar Kartoffeln mehr …«

Finsterwalde, Montag, den 13.4.1942:

»Vom Soldaten zum Gärtner und Waldbrände löschen«

Finsterwalde, Montag, den 20.4.1942:

»Bratkartoffeln – mein Leibgericht«

Finsterwalde, Samstag, den 25.4.1942:

»Essen organisieren, Stubenappell, auch mal als Gärtner und Pakete«

Finsterwalde, Sonntag, den 3.5.1942:

»Wache schieben und Neues von alten Kameraden«

Finsterwalde, Sonntag, den 10.5.1942:

»Waldbrandbekämpfung ohne Ende, ein Häschen in der Grube und Freude auf den Urlaub«

Finsterwalde, Samstag, den 6.6.1942:

»Rückreise vom Urlaub mit Hindernissen, Feuerwache und Schwimmbad«

Finsterwalde, Sonntag, den 14.6.1942:

»Die Uniform verliehen, weiterhin Dienst bei der Feuerwache und schwimmen gehen«

Finsterwalde, Samstag, den 20.6.1942:

»Neue Stube bezogen, Strohsack gegen Matratze getauscht und ein Geschwür am Hals!«

Finsterwalde, Samstag, den 27.6.1942:

»Lust auf Sport, Lust auf Likör, Lust auf Süßigkeiten«

Finsterwalde, Samstag, den 4.7.1942:

»Finsterwalde macht keinen Spaß, Sorgen machen um die Eltern und eine Weinbestellung«

Finsterwalde, Dienstag, den 14.7.1942:

»Ein Vollkornbrot ohne, Luxus Bratkartoffeln zu essen in einem Lokal und Gedanken an daheim«

Finsterwalde, Montag, den 20.7.1942:

»Ein Riesenpaket mit Koffer und Inhalt, ein lustiger Brandangriff und die Planung einer Heimreise«

Finsterwalde, Dienstag, den 28.7.1942:

»Endlich die gewünschte Versetzung! Es geht weiter nach Senftenberg bei Prag im Protektorat«


Finsterwalde, Sonntag, den 8.3.1942

Liebe Eltern, liebe Bringfriede!

Nun sind wir endlich aus Detmold nach Finsterwalde versetzt worden. Somit bin ich noch einige Kilometer weiter von der Heimat entfernt, was ja gerade nach unserem Geschmack ist. Wir wollen etwas von Deutschland sehen und kennenlernen. Wenn wir uns vorher gedacht hatten, jetzt auf eine Schule zu kommen, haben wir uns doch etwas getäuscht. Denn hier sind wir bei der Stabskompanie gelandet und unser Dienst wird wohl hauptsächlich aus Wache schieben bestehen. Bis wir endgültig auf eine Schule versetzt werden, heißt es nun mal wieder warten und Geduld bewahren. Das hängt alles von unserem Glück ab, ob wir hier lange bleiben oder nicht. Jedenfalls hatte ich mir den Anfang meiner militärischen Laufbahn ganz anders vorgestellt, als es jetzt der Fall ist.

Liebe Eltern, ich hatte Euch durch meinen Eilbrief und mein Telegramm wahrscheinlich etwas in Aufregung versetzt, aber Ihr seht daraus, wie unverhofft unsere Versetzung sein kann. Man muss beim Militär immer auf Überraschungen gefasst sein. Liebe Eltern, am ersten Tag steht mir keine Zeit zur Verfügung, Euch mehr zu schreiben. Im nächsten Brief schreibe ich Euch mal ganz ausführlich.

Bis dahin seid herzlich gegrüßt von

Arnold

PS: Liebe Mutter, Du kannst mir ja bei Gelegenheit einen Koffer hierherschicken, damit ich immer einen gleich zur Hand habe. Meine neue Adresse:

Flieger von der Eltz,

1. Flugzeugführerschule (C)7

Finsterwalde N/L

Finsterwalde, Mittwoch, den 11.3.1942

Liebe Eltern, liebe Bringfriede!

Meinen Brief vom Sonntag möchte ich heute fortsetzen und Euch etwas Näheres von meiner neuen Dienststelle berichten.

Vorigen Freitag erhielten wir plötzlich in Detmold unseren Marschbefehl. Sofort packte ich, so gut es eben ging, meine Klamotten zusammen. Vorher wurden wir noch neu eingekleidet, das heißt, wir bekamen Schirmmütze, Kragenschlips nebst Waffenrock. Am Samstagabend begann für uns sechs Mann und einem Transportführer, die Fahrt nach Finsterwalde. Die Zugverbindung klappte prima, doch leider zu gut, denn hätten wir in Berlin Aufenthalt gehabt, hätte unser Unteroffizier einen kleinen Bummel mit uns durch die Stadt gemacht. So haben wir leider nicht viel von Berlin gesehen. Nun muss ich noch vorausschicken, dass unsere Freude riesengroß war, als wir hörten, dass wir gleich zur Schule versetzt werden. Doch allzu schnell wurde uns die Freude genommen, nachdem wir in Finsterwalde gelandet waren. Ich wurde mit noch zwei Kameraden zur Stabskompanie versetzt, wo wir nun auf unsere Versetzung zur Schule warten können, bis wir schwarz werden. Beim Militär fragt ja keiner, ob man Freiwilliger ist oder nicht. Wenn ich meinte, als Freiwilliger schneller zum fliegenden Personal zu kommen, dann habe ich mich doch ganz gewaltig getäuscht. Es wird hier darauf keine Rücksicht genommen. Doch ich werde mir an den Obergefreiten unserer Kompanie kein Beispiel nehmen, und zweieinhalb Jahre hier eine ruhige Kugel schieben! Nein, dafür hatte ich mich ja nicht freiwillig gemeldet, um mit meiner Leidenschaft dem Fliegen nun nur Wache zu stehen oder sonst wie herum kommandiert zu werden.

Ich glaube einfach, dass unsere älteren Kameraden aus unserer Kompanie der Dienst, der aus Wache schieben, ein bisschen Exerzieren, Arbeitsdienst machen und Sport besteht, ganz gut gefällt. Aber für uns junge Burschen, ist das viel zu ruhig. Diese Zeit können wir dann mitmachen, wenn wir älter sind und uns die Hörner abgestoßen haben.

Lieber Papa, darin musst Du mir doch als »alter Turner« recht geben. Gott sei Dank, geht es uns nicht alleine so, denn es gibt ja so viele Kameraden, denen es genau so erging wie uns, und wahrscheinlich nie zum fliegenden Personal kommen werden. Es fällt mir sehr schwer, mich mit diesem Gedanken so langsam anzufreunden. Na, wir wollen mal nicht zu Schwarz sehen und den Kopf hochhalten, denn bei den Soldaten kommt ja alles so unverhofft.

Liebe Bringfriede, nun konntest Du Dich mal persönlich über das Wohlbefinden Deines Hermann erkundigen. Was hat er denn nun für eine Krankheit, ist er wieder munter und bekommt er bald Urlaub? Das würde mich sehr interessieren alles zu erfahren. Bitte schreib mir auch mal seine Adresse, denn ich möchte ihm so gerne auch mal schreiben.

Nun, liebe Mama, komme ich wieder wie üblich zu allerlei Wünschen. Schicke mir doch bitte meine Halbschuhe, dazu ein Paar schwarze Socken, damit ich beides beim Ausgehanzug anziehen kann. Auch könnte ich graue Socken nötig gebrauchen, denn in den Stiefeln die wir nun tragen zerreißt man mehr Strümpfe als in hohen Schuhen. Du kannst mir auch jetzt die Brotmarken schicken, denn in der Kantine gibt‘s Brot zu kaufen. Ich möchte Euch noch raten, wenn Ihr mir was schickt, sei es Strümpfe, die Schuhe oder Brot und Kuchen, so verpackt es sorgfältig und gut. Es kamen schon oft Pakete hier an, aus denen vorwiegend Butter, Zigaretten und Wollsachen gestohlen wurden. Ich hatte bis jetzt noch das Glück, dass meine Pakete alle heil angekommen sind.

Also, liebe Mutter, wenn Du mal etwas Brot bekommen kannst, würdest Du mir damit eine große Freude bereiten. Mein guter Appetit nimmt etwas zu und nicht ab. Nun möchte ich meinen Brief schließen, in der Hoffnung, dass ich bald mal wieder von Euch höre.

Seid alle recht herzlich gegrüßt von

Arnold

PS: Meine Turnhose könnt Ihr mir bei Gelegenheit auch mitschicken.

Finsterwalde, Mittwoch, den 18.3.1942

Liebe Eltern, liebe Bringfriede!

Recht herzlichen Dank für Papas lieben Brief. Es freut mich besonders, dass Eure Briefe immer pünktlich bei mir eintreffen und ich im Voraus immer schon den Tag weiß, an dem eine Nachricht von Euch eintrifft. Ebenso vielen Dank für die Brotmarken, die ich bereits in Brot umgesetzt und damit auch Reserven angelegt habe, wenn der Hunger mal allzu groß ist. Unsere Brotration hier ist nicht die Gleiche geblieben wie in Detmold.

Am Samstag werde ich meine erste Wache überstanden haben und wenn ich immer darüber nachdachte, die zwei Stunden Wache würden auf dem Posten zur Ewigkeit werden, dann habe ich mich gründlich getäuscht, denn die Zeit verging wie im Fluge. Ich mache das so, dass ich mir die Zahl der Runden merke, die ich während der festgesetzten Zeit zurücklege, und dann habe ich einen prima Zeitmesser, der haargenau stimmt. Anschließend bekam ich meinen ersten Nachturlaub, doch schon lange vor der festgesetzten Zeit, war ich wieder zu Hause. Ich muss doch schließlich erstmal Finsterwalde kennenlernen, um dann den Nachturlaub ausnutzen zu können. Der Samstag scheint für mich wieder abwechslungsreich zu werden. Wir drei aus Detmold haben für Samstag zu einem »bunten Abend« in Finsterwalde auf der Schreibstube Karten bestellt. Hoffentlich sind wir nicht zu müde von der Wache. An all diesen Dingen erkennt man doch, dass unsere Rekrutenzeit endgültig zu Ende ist, obwohl die neuen Soldaten unserer Kompanie gesonderten Dienst machen müssen – doch die Strenge wie in Detmold, herrscht hier nicht mehr.

Der Dienst hier würde mir zehn Mal mehr Spaß machen, als in Detmold, wenn ich nicht wie geplant zum fliegenden Personal ursprünglich wollte. Wenn eine Gruppe aus zwölf Mann, einem Uffz und einem O. Gefr. besteht, lernt man bedeutend mehr als in einer Gruppe von vierundzwanzig Mann und einem Flieger als Ausbilder.

Wegen unserer Versetzung sprachen wir auch schon mit unserem Kompaniechef, der uns erklärte, dass ja mit unserer Versetzung täglich zu rechnen sei. Wir werden bei der jetzigen Kompanie als Schüler geführt, und durch das R. L. M. unsere Versetzung erhalten. Vielleicht machen wir vorher noch einen U. L. K. mit, des uns doch immerhin etwas weiterbringen wird. Also, wie gesagt lieber Papa, die erste Aufregung meinerseits hat sich als unbegründet herausgestellt, und ich werde erstmal ruhig abwarten, was die Zukunft bringen wird. Meinem Wunsch, allerdings zum fliegenden Personal zu kommen, möchte ich nicht aufgeben.

Liebe Eltern, endlich ist nun auch der Winter bei uns so langsam gewichen, die Vögel zwitschern schon lustig in dem uns umgebenden Wald und der Schnee wird auch bald durch die Wärme der Sonne geschmolzen sein. Gerade in diesen Tagen, liebe Eltern, musste ich oft an daheim denken, wie wohl der Frühling Einzug gehalten hat und an den Garten, der doch jetzt bepflanzt werden muss. Da wirst Du, lieber Papa, für die kommenden Wochen Arbeit genug haben. Wie gerne würde ich Dir dabei helfen – vielleicht kann ich Dir ja im Herbst bei der Ernte helfen.

Liebe Eltern, ich möchte Euch doch nochmals bitten, mir ein paar Bilder von Euch zu schicken, ebenso möchte ich auch Bringfriede darum bitten. Vielleicht habt Ihr ja ein neues Bild von Jürgen, denn der wird sich doch bestimmt in den letzten vier Monaten verändert haben. Ich sehe immer in den Spinden meiner Kameraden die Bilder ihrer Angehörigen – nur ich habe keine und kann meinen Spind damit nicht ausschmücken. Auch möchte ich Euch bitten, an meine Wünsche im vorigen Brief zu denken. Hinzufügen möchte ich noch Rasierklingen und Schuhcreme. Beides gibt es hier in der Kantine nicht zu kaufen und meine Trainingshose kann noch etwas warten. Ja, so allmählich kann ich diese Sachen hier gut gebrauchen, denn in der Rekrutenzeit wurde uns nicht erlaubt, eigene Sachen zu tragen. An die Halbschuhe möchte ich nochmals besonders erinnern und an ein Paar schwarz Socken, die zu den Halbschuhen passen

Hier habe ich auch meinen besten Stubenkameraden aus Detmold getroffen, und unsere gemeinsame Freude könnt Ihr Euch sicher vorstellen. Peter, so heißt er, ist beim Flugzeugführer-Anwärter-Bataillon, wo es doppelt so streng zu geht als bei uns. Liebe Eltern, nun möchte ich meinen Brief schließen, denn eben diesen Kameraden will ich heute Abend noch mal besuchen.

Herzliche Grüße

Euer Arnold

Finsterwalde, Mittwoch, den 25.3.1942

Liebe Eltern, liebe Bringfriede!

Mit viel Freude und Dankbarkeit, las ich heute Papas lieben Brief. Muss das ja diesmal ein »Mordspaket« sein, um dessen Inhalt meine Kameraden mich bestimmt beneiden werden. Am meisten freut es mich, dass Ihr meine sämtlichen Wünsche erfüllt habt und das auch wieder was Leckeres für meinen ewig hungrigen Magen dabei sein wird. Ja, liebe Eltern, ebenso wie bei den Zivilisten wird auch beim Militär am Essen gespart. Doch deswegen dürfen wir nicht anfangen zu murren, nach einer Missernte im Krieg kann nicht mehr verlangt werden.

Liebe Eltern, Euer Entschluss, den Laden zu schließen, ist vollkommen gerechtfertigt. Auch habt Ihr damit vollkommen recht, jetzt in erster Linie und zuerst für die Nahrung zu sorgen. Denn was nützt einem im Krieg das Geld, mit dem man nichts anfangen kann, und Ihr habt ja im Leben schon soviel gearbeitet, dass Euch die Ruhe bestimmt guttun wird. Dazu gehört natürlich dann auch ein Heim, so wie Ihr es Euch nun einrichten wollt. Wie schön muss es doch jetzt daheim sein, kein Arbeiten mehr, liebe Mutter und Bringfriede, bis in die späte Nacht hinein. Jetzt könnt Ihr beide, lieber Papa und liebe Mama, öfters zusammen in der herrlichen Frühlingsluft spazieren gehen und Euch erholen. Die Gartenarbeit wird bestimmt mehr Freude machen als für andere Leute das Arbeiten. Ich bin mal gespannt, ob ich dieses Jahr Eure Gartenarbeit begutachten, oder wenigstens bei der Ernte behilflich sein kann. Es hängt ja alles nur von der Länge der Urlaubssperre ab. Natürlich kämen wir jungen »Schlipse« als letzte dran, aber egal, der Anfang wäre doch wenigstens gemacht.

Der Frühling scheint nun auch bei uns endgültig Einzug zu halten und die Sonne wird bald den letzten Schnee weggeschmolzen haben, der bis jetzt noch hartnäckig den Sonnenstrahlen standgehalten hat. Endlich kann man sich doch mal wieder im Freien aufhalten, was uns doch den ganzen Winter über gefehlt hat – außer im Dienst natürlich. Zwei Mal hat mich nun auch die Sonne nach Finsterwalde gelockt und habe mir nur mal das Städtchen, dass ungefähr zehntausend Einwohner und viele Ausländer beherbergt, etwas näher angesehen. Die Stadt und die Umgebung sind ja mit Detmold und besonders natürlich mit unserer Heimatstadt Sobernheim, nicht zu vergleichen. Das Gelände ist flach wie ein Brett, kein Fluss und hier und da stehen vereinzelt Kiefergruppen. Na, allmählich wird man sich an diese Natur gewöhnen. Ich befürchte aber, dass die Sehnsucht nach der Heimat schließlich immer stärker werden wird, und ich glaube daher, dass das Letztere wohl der Fall sein wird.

Der Dienst muss eigentlich nun so ganz mein Fall sein, denn fast jeden Nachmittag haben wir jetzt Sport, der ja zum größten Teil fast nur aus Fußball spielen besteht. Doch muss ich sagen, dass mein Interesse am Sport beim Militär ziemlich nachgelassen hat. Ich hoffe aber, dass das in Richtung Sommer wieder besser wird. Hauptschuld an meiner jetzigen Interesselosigkeit ist auch die immerwährende Müdigkeit. Den ganzen Tag könnte ich schlafen – ob das die berühmte Frühjahrsmüdigkeit ist?

Morgen ziehe ich nun zum dritten Mal auf Wache und anschließend wird mal wieder Nachturlaub eingereicht. Am letzten Samstag war ich noch in der Stadt beim Fotografen, um Bilder von mir machen zu lassen. Diese Bilder müssen ja schließlich auch abgeholt werden, damit ich eins davon Euch sehr bald zusenden kann, da Ihr darauf sicher schon wartet. Natürlich hängt es auch noch vom morgigen Appell ab, ob ich Nachturlaub bekomme oder nicht. Beim Kommiss hängt ja alles von den Vorgesetzten ab, ob die uns auffallen lassen oder nicht. So wurde mir auch der schöne Samstagabend von dem versaut, von dem ich Euch ja schrieb. Und zwar will ein Uffz in einem vom Kompanie-Chef geleiteten Unterricht gesehen haben, wie ich schlief. Obwohl mich gerade dieser Unterricht am meisten interessiert. Na ja, wir Neuen werden ja besonders scharf unter die Lupe genommen. Nun, liebe Eltern, möchte ich meinen Brief schließen, denn ich habe für den morgigen Appell noch zu arbeiten.

Viele Grüße sendet Euch und Bringfriede

Euer Arnold

Finsterwalde, Dienstag, den 31.3.1942

Liebe Eltern, liebe Bringfriede!

Zunächst recht herzlichen Dank für Euer reichhaltiges Paket, das ich bereits vorigen Freitag erhalten hatte, also in einer verhältnismäßigen kurzen Zeit. Der Kuchen war doch sicher für Ostern bestimmt, oder? Ich hatte mir ja auch fest vorgenommen, ihn bis dahin aufzubewahren, doch bei dem lieblichen Anblick des Kuchens wurde ich auf einmal weich und nun gehört er leider bereits der Vergangenheit an. Ich werde ohnehin von Ostern nicht viel haben, denn wir werden sicher als die Jüngsten der Kompanie Wache stehen oder sonstigen Dienst während den Feiertagen haben. Mich hat diese Woche besonders das Pech verfolgt. Denn am vorigen Samstagabend, nach meinem Stubendienst, machte der Hauptfeldwebel den Stubendurchgang. Doch vorab möchte ich Euch noch unserer Stube beschreiben. Wir liegen also mit siebenundzwanzig Mann oben unterm Dach und damit wir auch am Tage etwas sehen, brennt immer das Licht, da das durch die Dachfenster fallende Tageslicht von den Spinden verdeckt wird. Kehrt man die Stube aus, so fliegt Staub umher der dann im Lichtstrahl gut zu sehen ist, und ist vergleichbar mit dem Staub in der Breitlerstraße im Hochsommer. Dann steht zum Ausfegen der Stube nur irgendein undefinierbarer Gegenstand zur Verfügung, welcher der Form nach mal ein Besen gewesen sein kann. Also, unter diesen Umständen lag halt noch etwas Dreck in der »Stube« und der wurde mir zum Verhängnis. Dies wiederholte sich heute zum zweiten Mal. Als Strafe muss ich nun acht Tage lang Stubendienst bis einschließlich Montag machen und somit fällt auch jeglicher Ausgang flach. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie mich das ärgerte, zum ersten Mal das Militär verfluchte wie noch nie in meinem Leben und mich selbst als Idioten bezeichnete, dass ich mich freiwillig zum Militär gemeldet hatte. Das geht mir allmählich auf die Nerven, wenn ich dauernd befürchten muss, irgendwie aufzufallen und auch noch bestraft zu werden. Man kann sich noch so viel Mühe geben beim Putzen und Schrubben, es hilft alles nichts, man fällt doch auf. Ich habe leider den Grad der Sturheit noch nicht erreicht, mit der man all das gleichgültig ohne jede Aufregung hinnimmt. Ich nehme mir eben jeden Anschiss sehr zu Herzen.

Heute hob sich meine auf den Nullpunkt gesunkene Stimmung etwas, denn ein Uffz trieb mit uns heute Nachmittag Leichtathletik – endlich mal das, woran ich immer mit besonders viel Begeisterung dabei war. Als ich heute die Sportgeräte und den Sportplatz sah, war meine alte Begeisterung, die ja sehr nachgelassen hatte, wieder da. Wir werden jetzt wohl sehr oft Leichtathletik treiben, natürlich nimmt daran nicht die gesamte Kompanie teil, sondern bis jetzt nur sechs Mann. Der Sport der Anderen besteht nur aus Fußball spielen. Lieber Papa, schau Dir doch mal bitte meine Rennschuhe an, ob Du noch was daran flicken kannst, und schicke sie mir bitte so bald wie möglich zu. Ende Mai haben wir hier nämlich ein Sportfest.

Gestern erhielt ich einen Brief an Hermann zurück, den ich am 21.12 an ihn abgesandt hatte. Was der Brief für einen ungeheuren Weg zur mir zurückgenommen hat, kann man aus den vielen Stempeln und roter Tinte auf dem Umschlag ersehen. Am Tage zuvor hatte ich Hermann schon einen Brief nach Oberkaufungen geschrieben.

Liebe Eltern, ich muss leider auf einmal feststellen, dass mein Geld so langsam aber sicher abnimmt und somit auch das Sparen vorbei ist. Obwohl ich noch ungefähr 40 RM in der Tasche habe, also eine ganz nette Summe. In der Kantine gibt es nämlich ­Kartoffelsalat zu kaufen und so bin ich dort allmählich Stammgast geworden. Wenn ich ausgehe, bin ich nicht sparsam, denn meistens gehe ich dann ins Kino, um beim Genuss des Films mal alle Sorgen und dumme Gedanken zu vergessen. Im Horst haben wir auch jede Woche einmal Kino. Ihr dürft natürlich nicht denken, dass ich schon oft in Finsterwalde war! Ich glaube, drei Mal habe ich mir die Stadt bis jetzt angesehen. Liebe Eltern, nun muss ich schnell Schluss machen und mit dem Stubendienst anfangen. Wie durch ein Wunder steht plötzlich im Putzspind ein neuer Besen.

Ein recht frohes Osterfest wünscht Euch, liebe Eltern und Dir liebe Bringfriede

Euer Arnold

PS: Liebe Mutter, kannst Du vielleicht in der Stadt etwas Haaröl für mich besorgen?

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