Kitabı oku: «Briefe in die Heimat von 1941 bis 1944/45», sayfa 4
»Na, wie gefällt Euch mein Bild?«
Finsterwalde, Sonntag, den 5.4.1942
Liebe Eltern!
Noch etwas müde und benommen von der Wache habe ich mich hingesetzt, um Euren Brief vom 02.04. zu beantworten. Ihr habt sicher inzwischen meinen letzten Brief erhalten und somit auch die Bestätigung über den Empfang des Paketes, das unbeschädigt bei mir ankam. Die Feiertage verliefen für mich bis jetzt sehr eintönig und ohne Abwechslung. Am Karfreitag Morgen mussten wir sogar Kohlen schaufeln und den Nachmittag vertrödelte ich mit lesen und Briefe schreiben. Auch durfte ich ja nicht ausgehen, da ich Stubendienst hatte. Samstag auf Sonntag hatte wir Wache und so fiel auch für diese Tage der Ausgang flach. So müde, wie ich von der Wache bin, verspüre ich keine Lust eine Stunde nach Finsterwalde zu marschieren. Doch morgen geht es auf den Rummelplatz in Finsterwalde der reich an Karussells, Schiffsschaukeln und Schaubuden ist und ins Kino. Denn gar zu eintönig sollen die Feiertage doch nicht vergehen. Bis jetzt habe ich sehr wenig von den Feiertagen gehabt. Ich hatte im Stillen immer gehofft, dass ich von irgendwoher ein schönes Osterpäckchen erhalten würde und ich an Ostern nicht nur Kommissbrot zu essen bräuchte. Doch war meine Hoffnung leider vergebens. Ein Kamerad aus dem Saargebiet, der mit mir in Detmold ausgebildet wurde und alle acht Tage ein großes Paket bekommt, hat mir schon so oft Brot und anderen Sachen spendiert, wenn ich nichts mehr im Spind hatte. Er teilte auch diesmal kameradschaftlich mit mir seinen Kuchen – ein prima Kerl. Leider kann ich mich dafür nie revanchieren. Der Andere, der mit uns von Detmold hierher versetzt wurde und aus unserer Heimat stammt, bekommt Fresspakete, die sein Spind schon nicht mehr fassen kann. Er zeigt auch in dieser Hinsicht keine Kameradschaft und lässt eher was verderben, als dass er was rausrückt. Ja, hier erkennt man erstmal seine Kameraden und man verhält sich ihnen gegenüber demnach. Wenn ich daran denke, was Ihr über die Feiertage wohl für guten Kuchen gegessen habt, läuft mir das Wasser im Munde zusammen besonders heute Morgen, als mein Osterfrühstück aus Käse und einer Schnitte Brot bestand.
Dass Du, liebe Mutter, gehofft hast ich würde auf Urlaub kommen, glaube ich Dir gerne. Doch für die nächsten sechs Monate ist an Urlaub nicht zu denken. Vorerst besteht ja noch die Bahnsperre. Beginnt erstmal der Urlaub wieder, dann kommen wir ja doch als letzte dran. Ja, wenn wir Landwirtschaft daheim hätten, könnte ich Urlaub für die Frühjahrsbestellung der Felder einreichen, wie es verschiedene Kameraden mit Erfolg getan haben. Leider ist das bei mir nicht der Fall nach Hause zu kommen, und so muss ich geduldig warten, obwohl es mir manchmal sehr schwerfällt.
Liebe Eltern, ein Wunsch möchte ich auch wieder äußern und Euch bitten zu versuchen Traubenzucker zu bekommen und mir zu schicken. Bei unserer Verpflegung kann ich das gut gebrauchen. Nun möchte ich wieder schließen, denn ich bin noch sehr müde und werde mich mal ordentlich auspennen. Dies ist auch das beste Mittel gegen Hunger und Brot sparen.
Seid nun recht herzlich gegrüßt von
Arnold
Finsterwalde, Donnerstag, den 9.4.1942
Liebe Eltern, liebe Bringfriede!
Nun sind die Osterfeiertage vorüber, die mir fast keinerlei Abwechslung geboten haben. Was hätte es auch für einen großen Wert gehabt, Ostersonntag etwas zu unternehmen. Ich war von der Wache gar zu müde. Ostermontag sah es fast so aus, als ob wegen Regenwetter wieder an Ausgang nicht zu denken sei, doch Gott sei Dank hatte Petrus mit uns ein Einsehen und am Nachmittag fuhren wir mit dem Omnibus in die Stadt. Was mich in erster Linie interessierte, war das Kino in dem der Film »Geheimakte W.B. 1« gezeigt wurde, ist übrigens ein sehr schöner Film. Doch wie und wo die übrige Zeit verbringen – in ein Lokal setzen und ein Bier trinken? Nein, das liegt mir nicht! Also, hinaus auf den Rummelplatz, der mich sehr an unsere Kirmes daheim erinnerte. Beruhigt und zufrieden ging ich am Abend nach Hause, da ich mir doch wenigstens etwas während den Feiertagen geleistet hatte. Mein stiller Wunsch, von irgendwoher ein kleines Osterpäckchen zu erhalten, ging leider nicht in Erfüllung und so konnte ich diesmal nicht traditionsgemäß Ostereier und guten Kuchen essen. Aber ich weiß ja, wie schwer das alles im Kriege wegen Knappheit zu entbehren ist. Das merken wir ja auch hier an unserer Verpflegung und darum möchte ich Euch bitten, lieben Eltern, wenn Ihr mal Brot »ohne« bekommen könnt, ich wäre bestimmt ein sehr dankbarer Abnehmer. Doch ich glaube die Zeiten, in denen man mal ein Brot mehr bekommen konnte, sind auch vorbei. Als ich noch daheim war, drückten die Bäcker ja manchmal ein Auge zu. Weiterhin glaube ich, dass so etwas auch nur auf dem Lande möglich ist. Der Vorteil, auf dem Land als in der Stadt zu wohnen, während des Krieges, erkennt man doch deutlich. Der größte Beweis hierfür liefern uns die Kartoffeln. Auch wir im Horst merken diese Knappheit, denn jeder bekommt nur noch eine bestimmte Menge an Kartoffeln die uns zugeteilt werden, ebenso ist es auch mit dem Eintopf.
Liebe Eltern, auch beim Militär habe ich Gelegenheit zum Segelfliegen und das ich hieran Lust und Liebe habe, könnt Ihr Euch ja vorstellen. Schickt mir bitte bald mein Flugbuch, das ich hierzu nötig brauche. Auch habe ich mich vor ein paar Tagen zu einem Ski-Lehrgang gemeldet. Drückt mir beide Daumen, dass ich diesmal Glück habe. Ich hatte schon immer Interesse daran gehabt, mal solch einen Lehrgang mit zu machen. Beim Militär hat man eben immer die besten Chancen dazu. Nun, liebe Eltern, muss ich den Brief schließen, die Mittagspause ist zu Ende.
Recht herzliche Grüße sendet Euch
Euer Arnold
PS: Versucht doch bitte mal mir regelmäßig eine Zeitung von daheim zu schicken.
Finsterwalde, Montag, den 13.4.1942
Liebe Eltern, liebe Bringfriede!
Heute kam zu meiner freudigen Überraschung Euer Paket. Dass das Paket so schnell hier sein würde, nein, das hatte ich nicht erwartet. Am Inhalt hat sich nichts geändert. Mein Essfach ist nun ein Genuss für das Auge und den Magen eines Landsers geworden. Kein freies Plätzchen zu entdecken, denn es war auch noch ein halber Kuchen von Tante Lotte drin! Und nächste Woche will Bringfriede einen Kuchen schicken. Die Zukunft in Bezug auf meinen guten Appetit, spiegelt sich in den rosigsten Farben wider. Das stärkt die Glieder und gibt dem A…, oh Verzeihung, dem Gesicht eine gesunde Farbe.
Liebe Eltern, so langsam beginne ich jetzt das Leben eines Landsers zu führen, welches ich so in kurzen Worten mal schildern möchte:
Als Erstes steht er, der Landser, den Vorgesetzten nicht mehr so fremd gegenüber wie in der Rekrutenzeit und nimmt einen Anschiss gleichgültig und mit absoluter Ruhe hin. Das hat er sich so allmählich von den alten Oberschnäpsern abgeguckt. Er denkt, du kannst mich mal am …! Oder etwas anders ausgedrückt: »Morgen kannst du mich damit versuchen zu ärgern, denn gerade heute habe ich so eine friedliche Stimmung«, und wird mir mal der Nachturlaub gestrichen dann genügt bis 10 Uhr in der Nacht Ausgang vollkommen – natürlich bis Mitternacht wäre schöner – aber wozu ärgern, denn das bringt mich keinen Schritt weiter.
Als Zweites, wenn der erwähnte Nachturlaub gewährt wurde, dann wird zunächst das Geld vom Brustbeutel in das Portemonnaie umgefüllt, in die Halbschuhe reingeschlüpft, Kragen und Schlips umgebunden, hört sich wieder zivilistisch an, Mütze auf den Kopf, Rock angezogen und Koppel umgebunden doch halt, noch die Brotmarken – beinahe das Wichtigste vergessen – und dann in Windeseile zum U. v. D, Nachturlaubkarte geholt und im Laufschritt zum Bimmelbähnchen. Schneller schlecht gefahren ist besser als langsam gut gelaufen! Der Landser macht dann ein Gesicht während der Fahrt, dass ungefähr mit dem eines glücklichen Familienvaters vergleichbar ist und endlich der »Bau« für einige Stunden hinter ihm liegt. In der Stadt wartet ja die Abwechslung, bestehend aus Kino, Kaffee, Gasthaus, indem ordentlich gespeist wird, dazu Bier getrunken wird usw. So sitzt er also gemütlich mit seinen Kameraden in einem Lokal, vergisst die Zeit, plaudert und lacht um plötzlich mit einem Seitenblick festzustellen, dass der Zeiger der Wanduhr bedenklich der Zwölf nahegerückt ist. Dann kommt Bewegung in den Landser-Haufen. Schnell die Zeche bezahlen, Koppel an, Eisenbahnerhut auf die Birne und der Heimmarsch bestehend aus einem gestreckten fünfzehn Minuten Dauergalopp wird angetreten um das Ziel kurz vor Torschluss als glücklich lächelnder Sieger, jedoch etwas außer Atem, zu erreichen. Der Bemerkung des U. v. D. »Na, gerade noch mal so am Kahn vorbeigekommen«, wird von ihm überhaupt keine Beachtung geschenkt.
Als Drittes ab in die Koje, Holzkiste, Furzkiste oder wie das Bett sonst noch in der Sprache der Landser genannt wird. Er rollt sich hinein und pennt einen verdienten Schlaf, träumt meistens von seinem Mädchen oder der Heimat, was deutlich von seinem Gesicht und den anderen schlafend lächelnden Gesicherten abgelesen werden kann.
Doch genug mit den tollen Seitensprüngen meiner Phantasie, denn am Ende glaube ich ja selbst noch daran. Was davon glaubwürdig erscheint, werde Ihr wohl noch aus meinen Erzählungen herausfinden müssen.
Endlich habe ich nun auch einen Schachpartner gefunden, nämlich einen Feldwebel. Mit erhitzten Köpfen und der Versicherung uns bald Revanche zu geben, trennten wir uns nach dem ersten »Kamp« mit Remis (1 zu 1). Ich freue mich schon auf die nächste Begegnung. Im Sport ist Hochsprung jetzt mein besonderes Steckenpferd geworden. Über 1,45 m kam ich noch nicht hinaus, doch ich weiß, dass es noch höher gehen wird. Nun liebe Eltern, möchte ich Schluss machen, denn mein Magen verlangt seine kümmerliche Nahrung und sein Wunsch ist mir Befehl. Oh, Verzeihung, ich habe ja den Kuchen ganz vergessen, wie konnte ich nur …
Herzliche Grüße sendet Euch Allen
Arnold
PS: Hermann hat mir auch einen netten Brief geschrieben und vergesst nicht, im nächsten Brief Stopfwolle beizulegen. Neue Bilder schicke ich im nächsten Brief mit.
Finsterwalde, Montag, den 20.4.1942
Liebe Eltern, liebe Bringfriede!
Die freien Stunden bis zur nächsten Wachablösung, möchte ich dazu benutzen, Euch mal wieder zu schreiben. Gestern schickte ich Euch ein Paket zu, über dessen Inhalt Ihr wahrscheinlich staunen werdet. Mehr möchte ich nicht verraten und Euch nur schon mal einen recht guten Appetit wünschen. Ja, das Tauschgeschäft mit Zigaretten blüht und ich bin froh, dass ich Nichtraucher bin.
Ich wollte die Sachen aufheben bis Muttertag, liebe Mutter, doch bis dahin wäre sicher alles verdorben. Nun kommt eine noch erfreulichere Nachricht, dass die Bahnsperre aufgehoben ist und die Ersten der Kompanie fahren morgen schon in Urlaub. Wenn wir junge Soldaten auch noch lange warten müssen, bis wir dran sind, wir müssen erst sechs Monate Soldat gewesen sein, ehe wir Urlaub einreichen können. So ist doch wenigstens mal der Anfang gemacht. Fünfzehn Prozent der Kompanie, die ungefähr hundert Mann stark ist, können jeweils in Urlaub gehen. Ihr könnt Euch also auch ungefähr ausrechnen, wann ich an der Reihe bin.
Unser Dienst wird immer interessanter und abwechslungsreicher. Ich möchte Euch mal kurz zur Aufklärung den Dienstplan der vorigen Woche schildern.
Am Montag Exerzieren, Dienstag bis Mittwoch Wache, Donnerstag das Revier reinigen und mittags Arbeitsdienst beim Fourier, Freitag Kohlen abladen bis zwei Uhr nachmittags und anschließend Feierabend, Samstag drei Waggons Mist abladen bis drei Uhr nachmittags – dann endlich anschließend Feierabend und Wochendienst vorbei. Daraufhin wurde sich mal ordentlich geduscht. Doch kaum ruhten wir uns im Bett aus, schrillte die Alarmglocke durch den Bau »Absperrdienst raustreten!«. Nichts Gutes ahnend, furchtbar fluchend und halb nackt rasten wir die Treppen hinunter um gleich darauf wieder die Treppen hinauf. Einige dauernd fürchterlich schimpfend, während ich mich gleich damit abgefunden hatte. Ja, ich freute mich sogar über den Befehl »Sofort Klamotten anziehen, Koppel umschnallen und in fünf Minuten abmarschbereit unten vor der Türe stehen!« Wir sollten als Wehrmachtshilfsdienst helfen einen Waldbrand mit zu bekämpfen. Schnell wurden wie auf Autos verfrachtet und ab ging die Fahrt. An der Brandstelle angekommen, konnten wir nur noch feststellen, dass es hier ganz anständig gebrannt hatte. Unsere Aufgabe bestand nun darin, einzelne Brandherde zu löschen. Nachdem sich also die Luftwaffe auch auf diesem Gebiet sehr einsatzbereit gezeigt hatte, konnten wir ja wieder nach Hause gondeln. Endlich um halbneuen abends Feierabend. Gott sei Dank, dass morgen Sonntag ist, dachten wir. Doch am Sonntagmorgen konntet Ihr uns beim Kohlen abladen beobachten. Um ein Uhr nachmittags Feierabend, dann aber im Galopp zur Stadt – nichts wie weg. Dort hat man wenigstens seine Ruhe! Ihr seht also, welch vielseitige Ausbildung wir genießen. Einmal werden wir mit den Arbeiten eines Landwirtes vertraut gemacht, ein anderes Mal werden wir tatsächlich zu Soldaten ausgebildet und schließlich zur Kräftigung der Armmuskulatur das Kohlen schaufeln. Dass da mein Interesse, Angehöriger der Kompanie zu bleiben, stark gesunken ist, könnt Ihr Euch bestimmt vorstellen. Schließlich bin ich doch Soldat und kein Gelegenheitsarbeiter – es besteht aber immer noch die Hoffnung versetzt zu werden.
Die letzten Tage herrschte bei uns wunderschönes Frühlingswetter, auch heute scheint die Sonne und das Wache steh‘n ist ganz angenehm. Jetzt beginnt sicher daheim bei Euch die Gartenarbeit, doch vorausgesetzt, dass daheim ebenso schönes Wetter ist wie hier. Inzwischen haben wir schon den 21.04.1942, und ich erhielt gerade Euren lieben Brief. Ja, lieber Papa, wie gerne würde ich für Dich im Garten einspringen und das Du Deinen Fuß mal richtig schonen kannst. Ich glaube, dass es Dir sehr schwerfällt so untätig daheim herumzusitzen, wünsche Dir deshalb recht baldige Besserung, und dass Du auch sehr bald wieder im Garten arbeiten kannst. Vierzehn Beete habt Ihr also schon angebaut, eine ganz schöne Zahl für diese kurze Zeit.
Liebe Bringfriede, recht herzlichen Dank dafür, dass Du mir ein Paket schicken willst. Hoffentlich lässt es nicht lange auf sich warten, denn mein Essfach muss unbedingt mal wieder aufgefüllt werden. Wenn ich zurzeit hineinblicke, dann sehe ich nur vier kahle Wände – nicht gerade ein schöner Anblick. Also liebe Bringfriede, wie schon erwähnt, der Inhalt meines Paketes soll ja für Euch fünf daheim sein. Ich möcht mich doch auch einmal für all Eure Liebe und Güte mir gegenüber erkenntlich zeigen. Liebe Eltern und Bringfriede, ich möchte nun meinen Brief schließen.
Seid alle recht herzlich gegrüßt von
Arnold
PS: Wie gefällt Euch mein Bild? Ich habe noch mehrere davon! Ich weiß, der Fotograf sagte nicht »bitte lächeln« zu mir.
Arnold während seiner Stationierung in Finsterwalde.
Finsterwalde, Samstag, den 25.4.1942
Liebe Eltern, liebe Bringfriede!
Inzwischen werdet Ihr wohl mein Paketchen erhalten haben und ich hoffe, Euch damit eine Freude bereit zu haben – wenn es auch nicht besonders viel war. Ich glaube, ich habe mir einen etwas merkwürdigen Platz zum Briefeschreiben ausgesucht. Ein nettes Lokal mit schöner Radiomusik. Soeben wird gerade »Der frohe Samstagnachmittag aus Stuttgart« übertragen und ist nicht gerade der richtige Moment um Briefe zu schreiben. Doch die Zeit bis zum Kinobeginn ist so am Besten ausgenutzt. Der Nachturlaub erlaubt es mal wieder, in die letzte Vorstellung zu gehen. Es ist mir schon langsam zur Gewohnheit geworden, beim Ausgang zuerst die Bäckerläden aufs Korn zu nehmen und ein paar Brötchen oder Kuchen »ohne« zu erbetteln und ich muss sagen, diese Aktion bis jetzt immer mit vollem Erfolg durchgeführt zu haben. Ja, ein Soldat weiß sich halt immer zu helfen. So ist es auch immer in der Küche! Stehen zum Beispiel einem Soldaten zur Mahlzeit ein Teller Kartoffeln zur Verfügung, so stehen auf meinem Platz bestimmt drei Teller. Die Küchenbullen können noch so aufpassen, sie werden doch beschummelt.
Ein Blick auf die Uhr zeigt mit, dass die Kinovorstellung bald beginnt. Morgen werde ich den Brief weiterschreiben.
Nach glücklich überstandenem Stubendurchgang und wohlgesättigtem Magen, ich hatte natürlich heute wieder meine zwei Teller Kartoffeln, kann ich also meinen Brief fortsetzen.
Zunächst der Stubendurchgang. Der Hauptfeldwebel ging selbst die Stuben durch und betrachtete sich mit gestrenger Miene die Spinde. Hier prüfte er das Essfach, da das Wasserglas, dort das Besteck und fast überall hatte er was zu bemängeln. Dann stand er auch vor meinem Spind. Hacken zusammen meinerseits und zackig gemeldet. Sein Blick glitt durch den Spind und blieb bei der Wäsche haften. Ja, die war mal wieder erstklassig von mir zusammengelegt, auf den Millimeter genau. Auch sonst war der Spind tadellos in Ordnung. Ohne sich weiter einzelne Gegenstände zu betrachten, ging der Hauptfeldwebel weiter. Ihr könnt Euch denken, wie mich das gefreut hat. Das war so viel wert wie ein ausgesprochenes Lob. In diese Freude hinein hörte ich auf einmal aus einer Ecke die Stimme des Hauptfeldwebels »von der Eltz, zeigen sie mal dem jungen Mann hier, wie man Wäsche zusammenlegt!«
Der Dienst der vorigen Woche war fast genau derselbe, wie ich ihn Euch schon geschildert hatte. Nur, dass ich diesmal meine gärtnerischen Kenntnisse unter Beweis stellen konnte, indem ich die Außenanlagen der Kompanie in Ordnung brachte. Während die Kameraden exerzierten, spielte ich den Gärtner. Schade nur, dass diese Arbeit schon zu Ende ist. Sie hat mir sehr viel Spaß gemacht. Manchmal dachte ich, so müsste ich jetzt daheim im Garten arbeiten und somit helfen können.
Liebe Eltern, gestern Nacht, als ich vom Ausgang nach Hause kam, erhielt ich Euren Brief und ich freue mich, Euch mit meinem Paket und meinem Bild so eine Freude bereitet zu haben. Endlich haben sie also die »Gret« mit ihrem Schlappmaul erwischt. Es hatte ja lange genug gedauert und hoffentlich wird sie auch ganz gehörig bestraft, Ihr Sündenregister ist ja groß genug dafür. Sicher werde ich ja alles weitere in der Zeit lesen, die ich jetzt täglich bekomme. Nun wäre ich also beim Thema Zeitung angekommen, liebe Eltern, die Zeitung bezahle ich natürlich. Ich gab Euch doch damals, als ich einrückte 50 M, von denen Ihr die Zeitungen bezahlen könnt – oder habt Ihr es schon anders geregelt? Jedenfalls möchte ich die Zeitungen bezahlen!
Der letzte Teil des Briefes heute, sei nun Dir gewidmet, liebe Bringfriede. Ich wusste doch, dass ich dein Paket entweder am Samstag oder Sonntag bekommen würde, und war deshalb auch nicht sehr erstaunt, aber doch natürlich sehr erfreut, meinen Namen gestern Abend, als ich nachhause kam, auf dem Zettel bei dem Vermerk »Paket« zu lesen. Heute Morgen nach dem Stubendurchgang konnte ich nicht mehr länger warten und raste zur Schreibstube. Das Paket war ja größer als ich erwartet hatte – eine nette Überraschung.
Liebe Bringfriede, Du sollst dafür als Dank ein Bild von mir bekommen! Na, wie gefällt Dir »dein Bruder in Uniform?« Liebe Eltern, liebe Bringfriede, ich muss nun schließen. Wir hören jetzt im Gemeinschaftsempfang die Reichstagsrede des Führers. Ich bin sehr gespannt, was er uns zu sagen hat.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Euer Arnold
PS: Liebe Bringfriede, ich höre immer »Malzkaffee«! Bei uns gibt es jedenfalls an Sonn- und Feiertagen Bohnenkaffee – da staunste, was?
Finsterwalde, Sonntag, den 3.5.1942
Liebe Eltern, liebe Bringfriede!
Der sechste Monat meiner Soldatenzeit hat nun begonnen, und wenn ich auf die verflossenen Monate zurückblicke, dann muss ich tatsächlich mit Erstaunen feststellen »Kinder, wie die Zeit vergeht!« Wisst Ihr noch, wie wir uns auf dem Bad Kreuznacher Bahnhof verabschiedet hatten? Damals konnte ich mir noch keine Vorstellung davon machen, was es heißt, von daheim und von der Familie mehr als fünf Monaten getrennt zu sein. Wenn nun die Möglichkeit besteht, in ungefähr zwei Monaten auf Urlaub fahren zu können, so sage ich mir »Zwei Monate, welch kurze Zeit!« Es wäre ja auch schlimm, wenn es gerade jetzt umgekehrt wäre.
Erna schrieb mir, dass sie nun endgültig am 22. Mai heiraten will, und dass Ihr, liebe Eltern und Bringfriede, nach Herford fahren werdet, aber, es fehlt ja noch einer im Bunde, und das bin ich. Jetzt müsste ich noch in Detmold sein und die Familie von der Eltz wäre dann vollständig zur Stelle. Tja, hätte ich den bisherigen Verlauf meiner militärischen Laufbahn geahnt, wäre ich jetzt bestimmt Ausbilder in Detmold. Das wäre auch eine lohnende Beschäftigung beim Militär, doch ich muss mich mit der Tatsache abfinden, dass daran nichts mehr zu ändern ist. Übrigens, was fehlt mir denn eigentlich hier bei der Kompanie – und zu den Fliegern wollte ich ja unbedingt.
Durch die vielen Urlauber hier in der Kompanie, müssen wir jetzt etwas mehr Wache stehen und gerade dann vergeht die Zeit wie im Fluge – befinde mich leider aber immer noch beim fliegenden Bodenpersonal. Zwei Mal in der Woche Wache stehen, dann ist die Woche um und der Urlaub rückt immer näher. Hoffentlich werden wir bis dahin nicht versetzt, denn dann fällt der Urlaub für dieses Jahr endgültig flach. Übrigens stehe ich morgen schon meine neunte Wache.
Wie mir verschiedene »alte« Kameraden schrieben, sind wieder eine Menge junger Burschen eingezogen worden. So zum Beispiel Karl Beyer, Horst May und Kriegsfreiwilliger Kurt Meyer – der ja tatsächlich den Mut besitzt, sich »freiwillig« zum Bodenpersonal zu melden! Etwas anderes hätte ich von dem auch bestimmt nicht erwartet. Der Walter Schmitz sitzt auch schon Monate lang in Würzburg, ihn traf ungefähr das gleiche Los wie mich. Nur, dass er noch weiter als Bordfunker ausgebildet wird. Ob er das Glück hat, zum fliegenden Personal zu kommen? Und Günther Hyar? Auch er hat sein Ziel nicht erreicht. Der hätte bestimmt vorher alle ausgelacht und für Idioten erklärt, wenn man ihm prophezeit hätte, dass er mal auf einer Schreibstube landen würde. Horst May bekommt jetzt auch als Rekrut in Olmütz/Mähren die Grundbegriffe eines Soldaten beigebracht. Ihm wird es auch schwerfallen, auf die Kommandos anderer gleichaltriger Kameraden hören zu müssen. Und Herbert, dieser »alte Schwerenöter«, hat schon seinen ersten Nachwuchs bekommen? Eigentlich müsste man Bauklötzer staunen über Herbert – der schüchterne Jüngling – wer hätte das gedacht! Ja, beim Militär wird jeder in der Beziehung anders! Ich wundere mich nur, dass Herbert mir noch nichts davon geschrieben hat, denn wir stehen im eifrigen Briefwechsel miteinander. Na, er wird mir bestimmt bald stolz diese Freudenbotschaft verkünden.
Gestern Abend hatte ich mal wieder eine interessante Beschäftigung. Ich musste bei einer Veranstaltung des N.S.R.L. Finsterwalde, bei der auch Boxer des Fliegerhorstes mitwirkten, kübelweise Wasser für die abgekämpften Akteure heranschleppen. Den ganzen Abend habe ich mir die Vorführungen, die zum Teil sehr interessant waren, von der Bühne aus angesehen. Das Schönste dabei war, dass wir (es war noch ein Kamerad bei mir) Absperrdienst hatten und keinen Nachturlaub. Doch was konnte uns schon passieren, denn der Uffz hatte uns ja mitgenommen. So brachte also das Wochenende unverhofft und überraschend eine willkommene Abwechslung. Wir hatten dies auch reichlich verdient! Dienstag bis Mittwoch und Donnerstag bis Freitag Wache! Da sehnt man sich schon mal nach was anderem. Heute gehe ich in den Film »Anuschka«, der ja so wunderschön sein soll, und morgen beginnt die Woche wieder mit Wache.
Seid Ihr mit der Gartenarbeit gut vorangekommen und bald fertig, lieber Papa? Ist dein Fuß endlich wieder in Ordnung?
Ich wünsche Dir auf jeden Fall von ganzem Herzen, recht baldige Besserung gerade jetzt im Frühling, wo Du doch anstatt mit mir, mit Gisela schöne Spaziergänge machen kannst.
Seid nun alle recht herzlich gegrüßt von
Arnold
Finsterwalde, Sonntag, den 10.5.1942
Liebe Eltern, liebe Bringfriede!
Endlich mal übers Wochenende zwei verhältnismäßig ruhige Tage obwohl wir heute Morgen ausgerechnet am Sonntag mal wieder Kohlen schaufeln mussten. Den Nachmittag verbrachte ich so, wie ich ihn auch daheim erlebt haben könnte. Ich lag hinter dem Kompaniegebäude wohlig ausgestreckt in der Sonne, ein interessantes Buch lesend und die Heimatzeitung studierend. Dazu spielte leise ein Radio – ja, wenn doch jeder Tag so wäre. Jeder Tag? Ich möchte Euch mal schildern, warum wir uns so eine Pause und Ruhe redlich verdient haben. Die Woche begann für mich sozusagen erst am Mittwoch, da ich die ersten beiden Tage Wache hatte. Dabei vergeht die Zeit ja immer wie im Fluge. Dienstag erhielt ich auch Eure Karte aus Monzingen. War da mal wieder eine Gesellschaft zusammen – ausgerechnet dabei musste ich fehlen! Wie gerne möchte ich mal wieder in lustiger Gesellschaft ein Glas Wein trinken! Ob Du noch zu meinem Geburtstag eine Flasche Wein für mich übrig hast, lieber Papa? Würde mich sehr freuen und glaube fest daran. Hoppla, da bin ich ja ganz vom Thema abgekommen. Also, Montag bis Dienstag Wache, Dienstagnachmittag dienstfrei und zum Sonnen wunderbar geeignet – so dachte ich ganz sorglos. Rannte also schon in der Badehose rum, als plötzlich die Glocke schrillte. Nichts Gutes ahnend, rannten wir so, wie wir angezogen waren, runter zum U. v. D.-Zimmer und unsere Vermutung wurde mal wieder bestätigt mit »Fertigmachen zum Wehrhilfskommando und den ersten Waldbrand in dieser Woche bekämpfen«! Zuerst ärgerten wir uns mächtig darüber, wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt, erst müde von der Wache gekommen und dann wieder dieser Mist! Doch meine Stimmung besserte sich jedenfalls zusehends. Ja, ich freute mich sogar darauf, zu diesem Kommando zu gehören, da es doch auch eine Abwechslung in dem eintönigen Dienst ist. Hier gilt es doch wertvolles Volksgut und wichtige Rohstoffe vor dem sicheren Verderb zu schützen. Natürlich reizte uns auch die Autofahrt. Als der Brand dann endgültig gelöscht war, blieben wir, das heißt die Stabskompanie als Brandwache, zur Sicherheit noch einige Zeit vor Ort. Glaubt mir, es war sehr schön, mal wieder im Wald zu sein. Wir waren alle an der Brandgrenze entlang verteilt und auf der einen Seite waren die verkohlten Kiefern und Birken, die ihren schönen weißen Stamm und ihr lichtes Grün verloren hatten, und auf der anderen Seite der krasse Gegensatz mit lustig zwitschernden Vögeln in den grünen Bäumen, als ob es für diesen Bereich nicht auch die Gefahr bestanden hätte, vernichtet zu werden. Mitten in der Nacht kamen wir dann müde und hungrig mit der Bahn nachhause. Der Dienst am darauffolgenden Mittwoch, war dafür umso ruhiger. Am Donnerstagmorgen war mal wieder Kohlen abladen und am dienstfreien Nachmittag wollte ich mich mal endlich sonnen. Es blieb mal wieder bei dem Wunschgedanken, denn am Freitagabend kehrten wir erneut müde und mit Ruß verklebten Gesichtern vom dritten Waldbrand zurück. Verdammt, das kann doch nur Sabotage sein, dachten wir, drei Waldbrände hintereinander, das ist doch zu viel. Aber der Reihe nach.
Waldbrandbekämpfung bei Finsterwalde.
Ich hatte nämlich am Donnerstag das Gefühl, dass wir in unserer wohlverdienten Ruhe, nach den beiden Waldbränden und Kohlen abladen, noch mal gestört werden würden. So sah ich nachmittags von meinem Sonnenplatz aus, dass von der letzten Brandstelle ungefähr 10 km entfernt riesige Rauchschwaden aufstiegen. Und richtig, gab es um 6 Uhr abends neuen Alarm! Diese Nacht geht es bestimmt durch, dachten wir und nahmen vorsorglich die Mäntel mit, denn es würde bestimmt kühl werden. Was war das diesmal aber für ein Brand, als wir ankamen. Auf einer Länge von mehreren hundert Metern Länge brannte der Wald lichterloh. Mit einem Eifer, der uns bald den Schweiß aus sämtlichen Poren trieb, bekämpften wir den Brand, bis es endlich nach ungefähr zwei Stunden geschafft war. Nun ging es ans Werk, einen breiten Graben quer durch den Wald zu ziehen, um ein Übergreifen des Brandes zu verhindern. Nach mehrstündiger Arbeit war auch diese Arbeit geschafft und nun galt es erstmal den Durst mit Getränken wie Bier, Essigwasser, Himbeersaft, Kaffee usw. zu stillen, die von den Einwohnern aus den umliegenden Dörfern für uns herangeschleppt wurden. Dann wurden wir als Wachen eingeteilt und morgens um sechs Uhr sollten wir abgelöst werden. Verdammt, jetzt spürte ich erst die Müdigkeit in den Knochen, denn es war mitten in der Nacht. »Ein wenig Schlaf wäre jetzt angebracht«, dachte ich. Mit unverwüstlichem Eifer ging ich bald daran, mir ein Loch in den sandigen Boden zu graben, polsterte es gut mit Heidekraut aus, legte mich dann eingehüllt in meinen Mantel und schlief bald wie ein Murmeltier. Sogar die Rufe des kontrollierenden Uffz überhörte ich. Ein Wunder, dass er nicht in meine tief liegende Schlafmulde fiel, denn ich hatte sie genau in den Trennungsgraben gebaut. Ich glaube, dass dieser Kontakt für uns beide sehr unangenehm gewesen wäre. Als ich irgendwann aufwachte und mal über die »Reling« sah, leuchteten ringsherum verstreut einzelne Feuerstellen auf und ich wäre froh gewesen, eine dieser Feuerstellen in meiner Nähe gehabt zu haben, denn es war trotz Mantel verflucht kalt. Eifrig wie eine Biene schleppte ich also erneut ungeheure Mengen an Heidekraut heran und bald ließen höchstens noch etwaige schnarchende Laute meinerseits vermuten, dass in diesem Loch ein Lebewesen schlafend hausen musste. Etwas unsanft wurde ich dann später aus meinen netten Träumen gerissen, als mir ungeheure Mengen Sand auf mein edles Haupt fielen. Meine Vermutung, dass dies wohl der Uffz sein muss, fand ich bald an dem lauten Gebrüll heraus, das ja logischerweise kommen musste, bestätigt. Etwas geknickt, erbost aber doch mit reuiger Miene, verließ ich meine Erdvilla und marschierte bald nach den Anweisungen des Uffz tapfer auf und ab. Als er verschwunden war, vergingen keine zwei Minuten, da war Flieger von der Eltz wieder vom Erdboden verschwunden. Diesmal bis zum Morgen um ca. sechs Uhr, wo wir endlich abgelöst wurden und im Eiltempo es im Bus nachhause fuhren. Doch wie sahen wir aus! Die Gesichter verrußt und verdreckt, den Mantelkragen hochgeschlagen, der Mantel selbst hatte seine ursprüngliche Farbe verloren, zusammengefasst gesagt, wir waren den wie eben aus dem Graben gestiegenen Frontkämpfern nicht unähnlich. Soweit also meine Schilderung.
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