Kitabı oku: «Geliebter Unhold», sayfa 11

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Zurückhaltung und Unsicherheit erschienen in den Gesichtern vor ihm. Er erkannte einige von ihnen, reiche Bürger, die zu ihm kamen, um sich heilen zu lassen oder um Tinkturen und Tränke zu kaufen, die ungewollte Schwangerschaften oder Geschlechtskrankheiten … heilten. Jene Gesichter wandten sich ab, zogen sich hinter ihre Vordermänner zurück, denn er betrachtete sie ganz besonders intensiv.

Kacey wandte sich zu dem Alten, der verbissen mit den Zähnen knirschte. »Und vergessen wir nicht, dass der Kaiser immer noch die Entscheidungsfreiheit besitzt, und ich bin sicher, niemand hier möchte wegen Volksverhetzung angeklagt werden.« Er legte vernichtend den Kopf schief, drehte sich um, verneigte sich vor dem Volk und umrandete die Menge mit erhobenem Kinn und weit ausholenden Schritten.

An der Treppe, die den Hügel zum Palast hinaufführte und sich mit hunderten Stufen durch wunderschöne, sorgfältig gepflegte, sonnengeflutete Gartenanlagen schlängelte, nahmen zwei Wachen Haltung an und versperrten ihm den Weg.

Er blieb stehen, trat aber nicht zurück. Hinter ihm legte Ardor legte eine Hand an sein Gladius, aber Kacey hob einen Finger, um ihm Einhalt zu gebieten.

»Ich möchte in den Palast.« Es war ein Befehl, er sah die beiden Wachen nacheinander warnend an.

Ihre dunklen Augen zeigten ein regelrechtes Feuer, sie wollten offensichtlich ihre Macht demonstrieren.

»Der Palast ist derzeit wegen der Unruhen geschlossen, bis der Kaiser zurückgekehrt ist«, sagte der Rechte mit triefender Selbstgerechtigkeit.

Kacey blickte gelangweilt von einem zum anderen, wie von selbst wanderte seine rechte Augenbraue in einem steilen Bogen nach oben. »Ich bin ein Prinz dieses Reiches, ihr habt mir zu dienen, und ich verlange unverzüglich, dass ihr den Weg freigebt!«

Sie schnaubten, warfen sich Blicke zu. »Könnt Ihr das beweisen?«, fragte der Rechte und musterte Kacey geringschätzig. »Denkt Ihr, Ihr seid der einzige Mann, der heute behauptet, er gehöre zur Kaiserfamilie? Ich fürchte, Prinz Lexi ist etwas jünger als Ihr.«

»Oder wollt Ihr etwa behaupten, Ihr wäret der junge Prinz Faith?«, fügte der andere hinzu.

»Oder der Kaiser selbst?«

Sie lachten dunkel in sich hinein.

Oh ja, was waren ihre Scherze doch geistreich…

Kacey hörte sich unbeeindruckt den Spott an, wartete darauf, dass die beiden fertig wurden. Sie wussten sehr gut, wer er war.

»Sieht mir mehr aus wie eine dekadente Hure«, meinte der Linke und blickte Kacey mit purer Herablassung an. »Ich vermute, irgendeinem alten Ratsmitglied juckts gerade in der Hose und die Knabendirne wurde bestellt, ihm unter dem Tisch Erleichterung zu verschaffen.«

Sein Freund grinste dreckig und packte sich in den Schritt. »Wenn ich nicht auf Weiber stehen würde, hätten wir vielleicht doch noch eine Möglichkeit gefunden, Euch durchzulassen.«

»Hütet Eure Zungen«, warnte Ardor mit tiefer, vibrierender Stimme und packte den Griff seiner Waffe so fest, dass sein Gürtel und die Scheide knirschten. »Ihr sprecht mit Prinz Kacey Airynn, zeigt Respekt vor seinem Amt!«

Ihre Augen wurden dunkel, jede Erheiterung verschwand. »Er ist nur der Bastard des Kaisers«, konterte der Linke und spuckte das Wort Bastard dabei aus wie Gift.

Kacey blieb äußerlich genauso unbeeindruckt wie zu Beginn des Gesprächs. Bevor Ardor die Adern an den Schläfen platzten, sagte er gelassen zu den Wachen: »Tretet beiseite oder ich muss euch dazu bringen.«

»Was wollt Ihr tun? Magie einsetzen?« Das Lächeln kehrte zurück. »Damit pisst Ihr Euch nur selbst ans Bein, Magiehure. Nur zu, zaubert, die Menge wird es sehen wollen.« Der Linke nickte mit seinem spitzen, langen Kinn an Kacey vorbei.

Obwohl er wusste, was hinter ihm geschah, drehte er sich um. Die Versammlung löste sich langsam auf, der Hassredner war verschwunden, aber es waren genügend Zeugen anwesend, die neugierig herüberblickten.

Das war nicht gut, denn wenn die Bürger sahen, dass sich selbst die Stadtwache gegen Kacey stellte, obwohl er der Sohn des Kaisers war, würden auch sie sich nicht länger scheuen, ihm zu trotzen.

Er verlor seinen Schutz, seine Unantastbarkeit.

Kacey wandte das Gesicht wieder zu den beiden Wachen um, sie grinsten voller Häme, während er sich keiner Gefühlsregung hingab.

»Ich brauche keine Magie, um mir den Weg freizuräumen.« Die hatte er nie gebraucht und er sprach von mehr als einer Treppe, die er hinaufsteigen wollte. »Entweder, ihr tretet beiseite und hofft, dass ich diesen Vorfall vergesse, oder ihr verantwortet euch vor dem Kaiser selbst.« Er hob die Arme zu einer ratlosen Geste. »Falls ihr dazu dann noch in der Lage seid, denn mein Leibwächter trägt die Waffe nicht nur zur Zierde und er hat schon viele echte Kämpfe gewonnen. Ihr seht mir etwas jung aus, um im Krieg gedient zu haben, sagt, hat einer von euch beiden den Speer auch nur ein einziges Mal in einem Kampf um Leben und Tod geführt?«

Sie mahlten mit den Kiefern. Kacey wartete, aber je länger sie an ihm vorbeistarrten, je zufrieden lächelte er.

»Dachte ich mir. Und wem wird man wohl Glauben schenken, einem Prinzen und seinem Leibwächter, die sich vor zwei korrupten Wachen verteidigen mussten? Oder zweien… stummen Leichen?« Er trat näher, senkte die Stimme zu einem Raunen. »Und was wird wohl aus Euren Familien, wenn der Kaiser Euch für Feinde seiner eigenen Familie hält?«

Ihre Nasenflügel blähten sich, während sie überlegten. Unter ihren Spangenhelmen wirkten ihre Gesichtszüge beinahe identisch, bis auf die Augen des Linken, die zu nahe beisammenstanden.

Kacey sah aufmerksam von einem zum anderen, faltete die Hände wie ein Lehrer, der eine komplizierte Frage gestellt hatte und nun darauf wartete, dass sie ihm jemand richtig beantwortete.

Ohne ein Wort traten sie auseinander.

Kacey lächelte falsch. »Kluge Entscheidung.«

Sie blickten demonstrativ geradeaus, als er durch sie hindurchschritt. Er musste die Robe raffen, damit er nicht auf den Saum trat, als er die Stufen nahm.

»Erlaubt Euch nicht zu viel, Prinz«, spuckte der Rechte noch aus, »das Eis, auf dem Ihr wandelt, wird dünner. Nicht jeder ist Euch wohlgesonnen.«

Kacey blickte nicht zurück, genauso wenig wie Ardor.

*~*~*

Seit Desith seinen kleinen Bruder Lexi vor dem Reich diskreditiert hatte, verkroch dieser sich voller Scham in seinem Zimmer im Palast.

Desith war mit Prinz Vynsu von Carapuhr vermählt, er stand mit seinem Gemahl als nächstes in der Erbfolge für das eisige Königreich. Lexi hätte Kaiser werden können, doch Desith hatte mehr oder weniger dem Rat der Fünf geschworen, einen blutigen Krieg anzuzetteln, sollten sie es wagen, Lexi zum Kaiser zu wählen. Demnach wurde nun der jüngste Sohn des Kaisers, Prinz Faith, darauf vorbereitet, sich eines Tages zur Wahl zur stellen.

Kacey hatte nicht den Eindruck, dass Lexi deshalb eifersüchtig auf seinen kleinen Bruder war, im Gegenteil, er war noch mehr um dessen Wohlergehen besorgt als je zuvor, verbrachte jede freie Minute mit ihm, während die Kaiserin das Reich für ihren Gemahl hütete.

Kacey hatte Ardor im Flur des Palastes positioniert, während er selbst eine Weile im Türrahmen lehnte und die beiden Brüder beobachtete.

Sie saßen auf einer Decke auf der Empore, die zur Terrasse hinausführte, Sonnenlicht stahl sich durch die dicken Säulen in den hellen Raum, der mit Seide, Samt und Damast, mit verzierten, herrschaftlichen Möbeln und teuren Vasen, Kunstwerken und Gemälden eingerichtet war.

Lexi trug eine traditionelle Toga, die auf einer Seite durch eine goldene Spange in Form eines Jaguarkopfes zusammengehalten wurde und seinen schnell heranwachsenden Körper betonte. Er war schlank, aber nicht dünn, seine Arme muskulös, seine Brust eine sanfte Hügellandschaft. Aschblondes Haar, blaue Augen und blasse Sommersprossen auf aristokratischen Gesichtszügen. Wie sein Vater und seine Brüder war er als Mensch geboren, nur Kacey trug das Blut seines Großvaters und deren Vaters in sich und war als Luzianer geboren.

Das entfremdete ihn manchmal von der kaiserlichen Familie – und dem gesamten Reich.

Faith war noch ein Kind, braunes Haar und Augen wie die Mutter, sehr schüchtern und genau wie sein größerer Bruder Lexi wollte er in diesem Alter nur selten sprechen. Dafür schien er aufzublühen, wenn sein Bruder – und Held – bei ihm saß, mit ihm ein Buch las oder mit Holzfiguren spielte.

Im Palast war es friedlich, idyllisch. Wehende, durchsichtige Vorhänge, Säulen, keine Fenster nur offene Tor- und Türbögen, die Decken waren hoch, die Wände schienen voreinander zu fliehen, sanfte Stufen und weißer Marmor.

Überall dieser weiße Marmor.

Und inmitten all diesem Prunk diese beiden goldenen Prinzen, wie sie zusammen auf einer Decke saßen und völlig versunken versuchten, ein kompliziertes Holzpuzzle zu lösen. Diese zwei Jungen wurden geboren und hatten alles, Reichtum, Anerkennung, zwei liebende Eltern, das Volk kniete vor ihnen.

Kacey spürte warme Zuneigung zu seinen beiden Brüdern, doch was niemand ahnte, war der tiefsitzende Neid, den er auf ihre Kindheit hatte.

Und da war noch ein anderes Gefühl, eine äußerst fremde Empfindung, die wie eine Frühlingsbrise in ihm flüsterte. Er fragte sich, wie es wäre, eigene Söhne zu haben. Sie heranwachsen zu sehen, sie zu formen, ihnen ein Reich zu Füßen zu legen, ihnen alles zu ermöglichen, was er nicht gehabt hatte.

Eigene Söhne würde Kacey jedoch nie bekommen, obwohl er sicher war, dass er eine Leihmutter finden würde, und auch wenn die Magie es ermöglichte, durch magische Phiolen den eigentlichen Akt mit einer Frau auszulassen, so wollte er sein eigen Fleisch und Blut nicht mit einer Frau teilen, die er nicht liebte. Eine fremde Frau, die seine Söhne mit erzog.

Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Er zeigte es nach außen hin nicht gerne, wahrte immer ein freundliches Gesicht, ahmte die Gutherzigkeit seines Großvaters nach, weil er geliebt werden wollte, aber es gab auch einen Teil in ihm, der schlicht nicht teilen konnte. Weder fantasierte Söhne noch die Liebe und Begierde eines Mannes oder den Platz auf der Empore der Magister.

Lexi hob den Kopf und sah sich suchend um, als hätte er instinktiv gespürt, dass sie nicht mehr allein waren. Und als sich ihre Blicke trafen, lächelte Kacey gütig und warm.

»Kacey!« Lexi schien überrascht.

Faith ließ sein Spielzeug fallen. »Kacey!«, rief er mit seiner piepsenden Stimme. Als er aufsprang, zerstörte er das komplexe Holzpuzzle, das wie ein Gebäude unter einem Sturm zusammenbrach.

Schmunzelnd trat Kacey ein und breitete die Arme aus. Der Kleine warf sich an ihn, schlang die dünnen Arme um ihn, und Kacey legte ihm eine Hand auf den Kopf und die andere auf seinen Rücken, ließ zu, dass er fest und innig gedrückt wurde.

Kinder waren wundervolle Geschöpfe, so leicht zu gewinnen und ihre Liebe war echt und tief.

Lexi war derweil aufgestanden, hielt etwas Abstand. Seit herausgekommen war, dass er versucht hatte, Desith zu vergiften, hielt er sich nicht nur körperlich, sondern auch auf jeglicher Gefühlsebene von anderen fern.

Reiner Selbstschutz, ihm stand die Reue und die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben, er schämte sich in Grund und Boden, war schockiert über seine eigene Handlung.

Kinder waren eben auch furchtbar leicht zu manipulieren.

»Ich würde gerne mit dir sprechen, wenn dir das recht ist?«, fragte Kacey freundlich und zurückhaltend.

Lexi senkte die Lider, nickte aber stumm.

Vor einigen Monaten hatten sie noch jeden Tag viele Stunden zusammen verbracht, Kacey hatte Lexi geholfen, sich auf das Kaiseramt vorzubereiten, hatte mit ihm Bücher gewälzt, seine Lehrpläne mit ihm abgearbeitet. Mathematik, Geschichte, Taktik, Politik, andere Sprachen. Er war der perfekte Vorzeigesohn, immer tüchtig darin, seinen Vater zu beeindrucken. Einen Vater, der stets nur Augen für Desith gehabt hatte. Desith, der die Familie verlassen hatte, um nicht in die Fußstapfen des Kaisers zu treten, um den strengen Fängen des Vaters zu entkommen. Und doch, so sehr Eagle und Desith sich auch unterschieden und immer anderer Meinung waren, war die Liebe zwischen Vater und Sohn so stark, dass sie nicht voneinander lassen konnten, Verbündete blieben.

Kacey wusste nicht, ob das auch für ihn galt. Gewiss war Eagle gut zu ihm, hatte ihn aufgenommen, obwohl er ihn kaum kannte, ihm ein Zuhause und eine Familie geschenkt und ihm den Weg an die Spitze der Akademie geleitet, hatte ihn immer unterstützt und war mächtig stolz auf ihn.

Doch er glaubte nicht daran, dass der Kaiser noch hinter ihm stehen würde, sollte er so wie Desith einst gegen seinen Willen handeln. Indem er zum Beispiel mit jemanden verkehrte, den Eagle als Feind betrachten würde, oder schlicht nicht das war, was er für seine Söhne vorsah.

Nein, das hatte sich nur Desith erlauben dürfen, der Erstgeborene.

Kacey beugte sich zu Faith hinab und flüsterte ihm zu: »Lass mich kurz mit deinem Bruder allein, ja? Nachher können wir zusammen mit der Kaiserin speisen. Versprochen.«

Der Kleine nickte stumm, dann schlurfte er an Kacey vorbei, drehte sich im Türrahmen noch einmal um, blickte mit seinen großen Kinderaugen in den Raum, als wollte er sich überzeugen, dass Kacey ihn nicht nur abfertigen wollte. Kacey lächelte und neigte den Kopf, als wollte er sein Versprechen noch einmal bekräftigen.

Faith ging. Und Kacey drehte sich mit besorgter Miene zu Lexi um.

Dieser ließ die Schultern hängen, kaum dass sie allein waren, drehte sich um und ging durch die üppigen Säulen nach draußen auf die sonnengeflutete Terrasse.

Kacey folgte ihm. »Wie geht es dir?«, fragte er liebevoll mit weicher Stimme.

Lexi lehnte die Arme über die steinerne Brüstung und blickte über die flachen Dächer der Villen hinweg, die sich über die Hügel unter dem Palast ausbreiteten. Er seufzte. »Es geht mir eigentlich sehr gut, danke der Nachfrage. Ich versuche gerade herauszufinden, was ich mit meinem Leben anfange.«

»Du bist noch jung, du findest etwas, das dich ausfüllen wird.« Da er ja nun nicht mehr Kaiser werden konnte.

»Mutter meinte, sie könne mir langsam verzeihen.« Lexi drehte sich nicht zu ihm um. »Sie sagte, ich könnte vielleicht Stadtrat werden.«

Kacey ging zu einem der klobigen Gesteinstische, ein Diener hatte vor einiger Zeit für die Jungen Saft und Tee bereitgestellt. Er schenkte Lexi einen Kelch mit süßem, dicken Saft ein. Mango, wenn er seiner Nase trauen durfte.

»Das klingt doch annehmbar.« Kacey tippte ihm auf die Schulter und reichte ihm den Kelch, den Lexi nur zu gerne annahm. Dann ging er zurück.

»Es ist ein Ziel«, Lexi klang, als wäre er zufrieden damit, »ich könnte hierbleiben und Faith unterstützen. Ihm so helfen, wie du mir geholfen hast.« Ein Lächeln lag in seiner Stimme.

Kacey nickte, während er sich selbst etwas zu trinken eingoss. »Lex…«, begann er dann ernst und spürte sofort, wie dieser sich regelrecht besorgt nach ihm umwandte. »Wir müssen reden…«

»Du hasst mich.« Er wirkte tief bekümmert. »Alle tun das, vor allem Vater.«

»Niemand hasst dich«, versicherte Kacey und legte den Kopf schief. »Aber tatsächlich geht es um diesen Vorfall.«

Lexi wandte ihm sofort den Rücken zu, die Sonne strahlte auf seinem aschblondem Haar, sodass es beinahe silbern wirkte.

»Warum hast du mir nicht gesagt« - Kacey stellte gewissenhaft die Saftkaraffe ab und drehte sie auf dem Tablett, als arrangierte er einen Strauß Blumen - »dass Riath dich dazu gebracht hat, Desith zu vergiften?«

Lexi senkte den Blick in seinen Kelch und drehte ihn in den Fingern. »Er hat es dir erzählt«, sagte er trocken, war keineswegs überrascht.

Kacey setzte sich in einen der Stühle und betrachtete seinen Halbbruder aufmerksam. »Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen?«

»Was hätte ich sagen sollen?«

»Du hättest dich verteidigen können, Lex. Du hättest Riath die Schuld geben können, er hat dich manipuliert! Er hat dich dazu gebracht.«

Neugierig betrachtete Kacey die Schultern des Jungen, durchbohrte ihn regelrecht mit seinem Blick, um jede Anspannung, jeden zuckenden Muskeln zu bemerken. Doch da war nichts, nur schlaffe Ermüdung, als Lexi seufzte.

»Es war nicht seine Schuld, ich habe mich selbst dazu entschieden«, erklärte Lexi frei heraus. »Ich habe Riath in Nohva getroffen.«

Kacey lächelte milde. »Da warst du aber noch sehr klein.«

»Klein, aber nicht dumm, taub oder blind.« Lexi schüttelte verdrossen den Kopf. »Der Großkönig war dort, ich mochte ihn nicht, er sah mich immer an wie ein Wolf ein Lamm.«

Das bist du für ihn ja auch. Kacey trank einen Schluck Saft und wünschte, es wäre Wein. Oder Blut.

Köstliches, warmes Luzianerblut. M`Shier Blut. Xaiths Blut.

Lexi fühlte sich durch das Schweigen sichtlich unwohl und genötigt, weiterzusprechen. »Ich mag ihn nicht, er ist grob und ungehobelt. Riath stimmte mir zu. Ich mochte Riath, er war charmant, immer freundlich, er hat mich auf seinem Pferd reiten lassen, beim Essen neben mir gesessen, mit mir Scherze auf Kosten des Großkönigs gemacht, wir haben mit Holzschwertern gekämpft. Vater war… er war sehr angespannt, als wir in Nohva waren, ich hörte ihn nachts lautstark mit Großvater Wexmell streiten. ›Auf welcher Seite stehst du eigentlich, ich bin dein Sohn! Die Airynns sind deine Familie!‹, hat Vater geschrien. ›Du bist mein Sohn, genau, du solltest mir vertrauen!‹, hatte Großvater entgegnet. ›Ich kann nicht‹, hat Vater daraufhin gesagt, er klang so verzweifelt, ›er hat meine Tochter, deine Enkelin! Bedeutet dir das gar nichts? Ich habe ein Bündnis mit Carapuhr, das ich halten muss, für meine Kinder!‹ Aber Großvater hatte kein Herz. ›Du hast dich selbst in diese Lage gebracht. Du musst tun, was für dich richtig ist, und ich, was für Nohva richtig ist!‹.«

Kacey lehnte sich nach vorne, in seinem Kopf ratterte es. »Worum ging es bei dem Streit?«

Lexi hob die Schultern. »Um den Großkönig wohl, und dass er Wexmell bedrängte, einen anderen Erben zu wählen.«

Langsam begriff Kacey die Spannungen zwischen Riath und Melecay. Der Großkönig wollte ihn vom Thron fernhalten, doch bestimmt nicht aus dem gleichen Grund wie die Hexenjäger.

»Welchen Erben hatte er im Sinn? Außer Riath gibt es keinen, der die Krone Nohvas überhaupt wollen würde und ein M´Shier ist.«

Lexi hob die Schultern, er drehte sich zu Kacey um und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Brüstung. »Das weiß ich nicht, aber Riath sagte, sein Überleben hinge davon ab, dass wir dem Großkönig schaden. Er sagte, er braucht Freunde. Und ob ich sein Freund wäre.«

»Du warst ein Kind, er hat dich manipuliert.«

Lexi schien das nicht zu stören. »Mag sein. Aber als er mir vor einem Jahr schrieb, war meine Sympathie für den Großkönig nicht gewachsen. Und ich wollte Vater helfen, die Ketten zu lösen, die ihn an dieses furchtbare Barbarenvolk binden.«

Kacey lächelte nachsichtig, während Lexi trank und versuchte, seine Gefühle zu verstecken. »Und du hast die Gelegenheit ergriffen, deinen größten Rivalen, deinen großen Bruder, aus dem Weg zu räumen. Du hasst Desith, du hasst es, dass Vater ihm vertraut, ihn liebt.«

»Desith hat uns verlassen, um mit einem Barbaren zusammen zu sein.« Doch Lexi klang schon lange nicht mehr so hasserfüllt wie früher, er wirkte viel mehr ermüdet. Kopfschüttelnd winkte er ab. »Aber ihn zu töten wäre keine Lösung. Glaub mir, ich habe es bereut.«

Kacey betrachtete ihn mitfühlend, ließ den anderen Verständnis spüren und schenkte ihm ein aufmunterndes Schmunzeln. »Du warst blind vor Wut und Enttäuschung und hast eine schlimme Tat begangen, aber auch mit guten Absichten im Hinterkopf. Ich glaube nicht, dass du der erste Bruder bist, der seinen Bruder aus Eifersucht vergiftete. Was es nicht besser macht, aber auch nicht schlimmer.«

»Ich dachte, es würde uns alle schützen, wenn ich das Bündnis untergrabe.« Lexi strich über den Rand des Kelches, kratzte an den Edelsteinen. »Hm.«

»Und nun? Wie denkst du heute über alles?«

»Ich bin froh, dass das Gift ihn nicht getötet hat«, sagte Lexi und Kacey glaubte ihm. Er glaubte ihm, weil sie in dieser Sache nicht einer Meinung waren, doch das behielt er für sich. »Auch wenn ich denke, dass dieses Bündnis mit Carapuhr Vater den Tod bringen wird. Riath wollte den Kaiser schützen…« Er brach ab, sah zur Seite und runzelte die Stirn. »Zumindest hat er das gesagt.«

»Vielleicht«, stimmte Kacey zu. Er lehnte sich wieder zurück und nippte grübelnd an seinem Kelch.

»Ich beantworte Riaths Briefe nicht mehr«, begann Lexi zögerlich zu erklären und suchte mit schüchternen Augen Kaceys Blick. Er ersuchte ihn um Hilfe.

Endlich.

»Ich will damit nichts mehr zu tun haben«, gestand er, seine Stimme schwankte, wurde dünn, er leckte sich die Lippen und sah wieder in seinen Kelch. »All das hat mich fast zu einem Brudermörder gemacht – und Vatermörder. Dabei wollte ich Vater beschützen. Ich will… ich will nicht mehr bei diesen Machenschaften mitmischen. Ich hielt mich für klug und erwachsen und Riath hat mich behandelt, als wäre ich etwas Besonderes. Sein genialer, kleiner Spion.« Er schnaubte über sich selbst, schien sich unglaublich dumm zu fühlen. Kacey kannte das Gefühl, nur zu gut. Das schaffte nur Riath. »Aber das bin ich nicht.« Lexi schien nicht darüber in Trauer, dass er kein kaltblütiger Intrigant war, er zuckte mit den Achseln. »Vielleicht ist es gut, dass es kam, wie es kam. Ich habe nicht das Zeug dazu, Kaiser zu sein, Kacey. Ich bin … ich bin vielleicht feige, ja, aber was soll´s? Ich möchte für Faith da sein, ich möchte ihm helfen, Kaiser zu werden, möchte ihm dienen. Aber ich möchte es nicht selbst sein, denn ich bin zu leicht zu manipulieren.«

Kacey nickte langsam, zwang sich zu einem Lächeln, obwohl seine Gedanken um etwas völlig anderes kreisten. »Ich wollte dir auch nur mitteilen, dass ich dafür sorgen werde, dass Prinz Riath dich nicht mehr belästigt.«

Lexi nagte an seiner Lippe, schwieg einen Moment, dann sah er auf und beobachtete, wie Kacey aus seinem Kelch trank. »Er hat mir geschrieben, dass du und er euch austauscht.«

»Bezüglich der Magier, ja«, gestand Kacey.

Lexi überlegte einen Moment. Dann flüsterte er besorgt: »Sei vorsichtig.«

Liebevoll lächelte Kacey ihn an. »Nur keine Sorge, Lexi, wie wir mit Riath verfahren, entscheidet der Kaiser, wenn er zurück ist.«

Das schien den jungen Prinzen zu beruhigen, er nickte und drehte sich wieder um, ließ den Blick über die Stadt schweifen.

So, so, dachte Kacey bei sich und trank noch einen Schluck Saft. Riath, verdammter Unhold, M`Shier gab anderen also gern das Gefühl, etwas Besonderes für ihn zu sein.

Sei mein Wort und mein Wille.

Mistkerl.

Manipulativer Drecksack!

»Das ist beängstigend, nicht wahr?« Durchbrach Lexis Stimme Kaceys inneren, fluchenden Monolog.

Verwirrt blickte Kacey auf, folgte Lexis Blick und erblickte zwei Rauchsäulen. Stirnrunzelnd stand er auf und trat neben seinen Bruder.

Unten in der Stadt brannten große Feuer auf den Marktplätzen, Fackeln wurden angezündet und Demonstranten machten sich, eskortiert von Stadtwachen, auf den Weg, durch die Straßen zu streifen und auszurufen, dass Magier das personifizierte Böse waren.

»Es heißt, ohne Magie wäre der Vorfall mit dem Portal nie geschehen«, erklärte Lexi, »ich beobachte sie schon seit zwei Tagen, Politiker kommen zu privaten Audienzen zu Mutter und sprechen darüber, dass so etwas, wie diese göttliche Magie, die willenlose Sklaven erschuf – Sklaven, die stark und fast unbesiegbar waren, furchtlos – dass so etwas wieder passiert, wenn wir die Magier nicht einsperren.«

Kacey starrte auf die Stadt hinab, seine Finger drückten in den Kelch, bis ihm fast alle Knochen in der Hand zerbarsten.

Lexi sah ihn an und legte ihm eine Hand auf die Schulter, nichts ahnend, welche Wut in seinem sonst sanftmütigen Bruder brodelte. »Keine Angst, Kacey, auch darum wird Vater sich kümmern. Sobald er zurück ist, wird alles wieder seiner Ordnung folgen.«

»Ja…«, zwang Kacey sich zu sagen.

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Serideki Dördüncü kitap "Chroniken der Bruderschaft 4"
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