Kitabı oku: «Geliebtes Carapuhr», sayfa 9
Ganz wie erwartet war es ein heftiges, schnelles Vergnügen. Desith konnte spüren, wie Vynsu unter ihm vor Anspannung zu einem Felsen wurde, sein Glied pulsierte und wurde hart wie Stahl, je schneller Desith darauf ritt. Er rammte seinen Leib auf das Becken des Barbaren, ritt ihn mit einer rohen Leidenschaft, die an Wut grenzte. Schweiß lief ihm über die Stirn in die Augen, sein Hemd klebte feucht an seinem Rücken. Er war wie ein Krieger auf dem Schlachtfeld, blind vor Lust und Zorn, der einfach nicht wusste, wann es genug war.
Es gab keine Küsse, keine Liebkosungen, kein Streicheln. Nur nackte Haut auf nackter Haut, eine unerbittliche Härte in einer willigen Pforte, Schweiß, Grunzen und abgehackter Atem. Es klang und fühlte sich mehr an wie ein Kampf, Desiths Muskeln brannten, nicht nur der durchstoßene.
Vynsu kam schnell, krampfend und mit einem Brüllen, dabei bog er den Rücken durch und packte Desith bei der schmalen Taille, um ihn auf seine Lenden zu drücken und festzuhalten. Desith schob das Becken vor und zurück, nahm Vynsu wiegend, während dieser tief und süß und himmlisch in ihm steckte, fühlte seine prallen Hoden an seinem Hintern, und sein dickes Geschlecht, das sich pumpend in ihm ergoss.
»Ja«, keuchte er heiser, »…Vyn...«
Vynsu stieß Flüche aus, zuckte wie ein fetter Wels, den man aus dem Wasser gezogen und ans Ufer geworfen hatte.
Desith schmiegte das Becken enger an ihn, ergötzte sich an der Lust, die Vynsus Gesicht verzerrte und rot werden ließ. Noch eine Weile ritt er ihn weiter, aber der Barbar verlor schnell an Härte.
Schwer atmend lag er unter ihm, streichelte plötzlich Desiths Schenkel. Wohl ein Zeichen seiner Dankbarkeit, vielleicht sogar flüchtige Zuneigung. Das würde vergehen, wenn die hochtrabenden Gefühle des Höhepunktes abgeklungen waren.
»Vergieß dein weißes Gold aber nicht auf mir«, murmelte er nach einer Weile.
Desith nahm so viel Reizung mit, wie er konnte. Vynsus Geschlecht steckte tief in ihm, weich wie ein feuchter Aal. Ein schönes, prickelndes Gefühl, das wohltuender und belebender wirkte als jeder verdammte Kräutertee. Gleichwohl spürte er in seinem Kopf die Erschöpfung, aber der Berg der Lust war erklommen und es gab kein Zurück mehr.
Desith stieg von Vynsu runter, ließ sich dicht neben ihn auf den Pelz fallen und umfasste seine eigene gierige, tropfende Härte mit einer Hand. Er stellte ein Bein auf, umfasste seine Hoden, knetete sie, während er gleichzeitig sein Geschlecht mit einer fliegenden Faust bearbeitete.
Er spürte Vynsus Blick, der an seinem Gemächt klebte, aber natürlich kam der Barbar ihm nicht zur Hilfe, er sah einfach zu, mit einem Arm hinter dem Kopf als Stütze.
Sein Blick genügte vollkommen.
Desith verrieb seine eigenen Lusttropfen mit dem Daumen, stellte sich eine Zunge vor, die seine Spitze spielerisch umkreiste. Gleichzeitig spürte er, wie ihm Vynsus warmer Samen aus der Pforte floss, und wurde von einer Woge purer Begierde davongetragen. Als er kam, bespritzte er nur sich selbst, aber die Menge an vergossenem, weißem Gold machte deutlich, wie viel Druck nach zwei Jahren erzwungenem Zölibat auf ihm gelastet hatte.
Denn als er hinter Derrick her gewesen war, hatte er sich bestimmt nicht in irgendeinem Busch mal so eben schnell selbst Erleichterung verschafft. Er hatte gar nicht daran gedacht. Doch an jenem Abend dort in Vynsus Zelt, hatte sein Körper regelrecht danach geschrien, sich zu vereinigen.
Und er hatte es bekommen.
»Na«, keuchte er atemlos und sah wölfisch zu Vynsu auf. »War doch gar nicht so schlecht, oder?«
Vynsu hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und lachte recht zufrieden in sich hinein.
Kapitel 11
Vynsu hatte Alpträume. Seine Glieder zuckten leicht, ein raues Stöhnen steckte in seiner Kehle, er schwitzte. Desith wurde von der Unruhe im Bett wach und hob die schweren Lider.
Die Kerzen brannten noch, warfen flimmernde Schatten von den Möbeln an die Zeltinnenwände, draußen war es dunkel und stille, tiefste Nacht.
Sie waren irgendwann ins Lager gekrochen, noch halbnackt, nur dürftig gesäubert. Vynsu hatte höflich versucht, Desith in sein eigenes Zelt zu schicken, aber Desith hatte die freundlichen Bitten überhört und sich gähnend in die Felle geworfen. Er hatte Vynsus Zögern und Unsicherheit bemerkt, ihn jedoch mit seiner Selbstverständlichkeit, mit der er sich in dessen persönlichen Raum drängte, schachmatt gesetzt.
Natürlich lagen sie nicht engumschlungen, plötzlich verliebt in den Laken, es herrschte gebührender Abstand, auch wenn das Lager schmal war. Schmal war Desith schließlich auch und konnte sich so dünn und lang wie eine Schlange machen, vor allem wenn er auf der Seite ruhte.
Trotzdem weckten ihn Vynsus Zuckungen.
Nicht zum ersten Mal wurde er von den Alpträumen gestört, die den Barbaren heimsuchten, hin und wieder war sein vertrautes Schnarchen von einem Stöhnen unterbrochen worden. Wimmern, Schweißausbrüche, zappelnde Gliedmaßen, als würde er im Schlaf gefoltert.
Desith drehte sich um. Sein Gespiele lag auf dem Rücken, nahm durch seine Breite mehr als die Hälfte der Bettstatt ein, das Gesicht nach oben gerichtet und die Hände locker auf Brust und Bauch liegend.
Das Fell hatte er nur bis zur Hüfte hochgezogen, braunvioletter Flaum war zu erspähen. Desith wusste nun zu gut, wie kratzig sich das krause Haar an seinem Geschlecht anfühlte, wenn er Vynsu ritt, und ihn überkam ein heißer Schauder purer Wonne, als er daran dachte. Ein feiner Schweißfilm schimmerte auf den Muskelbergen des Barbaren. Desith saugte den Anblick in diesem ungestörten Moment in sich auf und entdeckte einige Narben, die er zuvor, blind vor Verlangen, nicht beachtet hatte.
Vynsu war ein schöner Mann, das musste Desith zugeben. Es war ihm zuvor gleich gewesen, als er ihn verführt hatte. Da war es nicht um Anziehung gegangen. Aber jetzt, im Kerzenschein, während er schlief und der Alptraum dafür sorgte, dass all seine Muskeln angespannt waren, konnte Desith sich nicht sattsehen. Er hob eine Hand und strich mit den Fingerspitzen provozierend über den felsenharten Brustmuskel, der wohlgefällig unter seiner Berührung zuckte.
Er wollte ihn noch ein weiteres Mal besitzen. Wollte ihn brandmarken, ihm eine Kette und eine Leine anlegen und ihn zu seinem großen Gespielen machen, der zu jeder Zeit bereit sein musste, sein unersättliches Verlangen zu stillen. Er wollte ihn mit nach Hause nehmen und ihn zu seinem Eigen machen, als wäre er nur eine exotische, majestätische Kreatur, die er wie ein Haustier halten würde.
Ein schöner, verwegener Traum, der in seinen Lenden prickelte.
Desith stützte den Kopf auf einen Handballen, seine vom Liebesakt feucht gewordenen Haarspitzen hatten sich gekräuselt und kitzelten ihm nun im Gesicht. Sein hungriger Blick glitt genüsslich über Vynsus männliches, grobes Gesicht, über seine kräftige Kehle und den muskulösen Oberkörper. An einem Amulett, das mit einem Lederband um seinen Hals hing, blieben Desiths wandernde Augen kleben.
Es war golden und rund, aber nicht komplett ausgefüllt, wie eine handtellergroße, löchrige Münze. Sie zeigte vier Pferde, die im Kreis liefen. Die vier Pferde der Himmelsrichtungen. Desith hatte mal davon gehört oder gelesen, aber um das wirklich richtig zu verstehen, musste man tief in die Ursprünge des Glaubens der Nordmenschen eintauchen, aber selbst das Volk aus Carapuhr hatte die meisten dieser Mythen vergessen.
Er streckte die Hand aus und nahm das glänzende Amulett in die Finger, es war warm und er strich mit dem Daumen darüber. Vynsu konnte es noch nicht sehr lange haben, es sah aus wie neu, nicht ein winziges Bisschen angelaufen.
»Weißt du, was das ist?«
Desith sah verwundert aber nicht erschrocken zu Vynsu auf, er hatte gar nicht mitbekommen, dass dieser aufgehört hatte, zu wimmern und zu stöhnen, und aufgewacht war. Er sah Desith mit halb geöffneten Augenlidern dunkel an, als hätte er ihn schon eine ganze Weile heimlich beobachtet.
Es war Desith nicht unangenehm, er wurde gerne betrachtet. »Nein«, gestand er und besah wieder das Amulett. »Aber es sieht aus, als würde es eine mystische Geschichte erzählen.«
Als Vynsu nichts dazu sagte, blickte Desith wieder zu seinem Gesicht auf und erkannte, dass der Barbar ihn schweigend beobachtete. Dabei sah er äußerst unfreundlich aus, aber diesen Ausdruck kannte Desith noch von früher, er bedeutete lediglich, dass Vynsu in tiefe Grübeleien versunken war. Dass er dabei wütend aussah, schob Desith seitjeher darauf, dass es den Barbaren äußerst anstrengen musste, seinen Kopf zu benutzen.
Desith konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, das jedoch nicht erwidert wurde.
»Soweit ich mich erinnere, hießen diese Pferde Üsd, Dorn, Tos und Ewst«, begann Vynsu mit seiner dunklen, rauen Stimme zu erzählen. »Also Süd, Nord, Ost und West. Ich erinnere mich an einen Holzschnitt, den meine Mutter mir zeigte. Er gab die Geburt der Himmelsrichtungen in Carapuhr wieder. Gott, oder auch der Allvater genannt, in der alten Mythologie jedoch als Kriegsvater beschrieben, befreite vier vor einen Karren gespannte, starke, kleine Pferde, denen die Menschen aufgrund ihrer Größe keine Schlachten zutrauten. Er schickte sie in vier Richtungen, um Krieg zu verbreiten. Damit er, wo auch immer er gerade eine Schlacht schlagen musste, auf einem dieser starken Pferde reiten konnte.«
Desith runzelte seine kleine, makellose Stirn und betrachtete das Amulett. »Diese Legende sollte beweisen, dass auch diejenigen, die unscheinbar aussehen, eine Gelegenheit verdienen, zu kämpfen. Aber heutzutage ist von dieser Ideologie in Carapuhrs Geist nichts mehr zu finden.«
»Falsch«, warf Vynsu ein, »es heißt nur, der Stärkere überlebt, und nicht, der Größte.« Neugierig sah Desiths ihm wieder ins Gesicht, musterte forschend seine harten Züge. »Der Stärkste siegt. Das bedeutet, dass du die Pflicht hast, deine Übermacht zu beweisen. Es geht nicht immer nur um Muskelkraft oder Größe, wir würden auch einem Zwerg folgen, würde er uns das Fürchten lehren.« Er lächelte flüchtig. »Nun ja, aber natürlich trauen wir einem Zweig zunächst weniger zu als einem Stamm, bis uns das Gegenteil bewiesen wird.«
Nachdenklich schlug Desith die Augen nieder und spielte geistesabwesend mit Vynsus Kette.
Vynsu rührte sich, er schob einen Arm unter den Kopf, den anderen hob er, um Desith das Amulett aus den Fingern zu nehmen.
»Alte Geschichten«, flüsterte er mehr zu sich selbst als zu Desith, er wirkte melancholisch. »Mythen eines längst vergessenen Glaubens, der vor Jahrhunderten erneuert wurde.«
Desith sah ihn an. »Aber du glaubst noch daran?« Warum klang seine Stimme so leise? Wozu flüsterte er? Er wusste es nicht, seine Stimme wollte nicht lauter sprechen. »Oder besser gesagt, wieder daran? Der letzte Barbar, der die alten Mythen im Herzen trägt?«
Er hatte spöttisch klingen wollen, aber sein heiseres Flüstern ließ das nicht zu.
Desith hatte Vynsu nicht fromm in Erinnerung, aber er hatte ihn ja auch sieben Jahre lang nicht gesehen, da durfte ein Mann sich wohl in die eine oder andere Richtung verändern. Sieben Jahre, das war für einen Menschen eine verdammt lange Zeit, in der sich viele Gelegenheiten zum Nachdenken und Umdenken boten. Vielleicht hatte auch er sich verändert, ohne es zu wissen. Vielleicht würden sich die Veränderungen auch erst zeigen, wenn er sich wieder in die Weltordnung eingliederte, statt nur wie ein Schatten durch den Dschungel zu streifen.
Er wusste gar nicht so recht, wer er ohne Derrick war, und was er eigentlich jetzt tun sollte. Aber das schob er von sich. Im Moment war er nur im Bett mit Vynsu. Alles andere ließ er nicht an sich heran.
»Meine Mutter schenkte mir dieses Schmuckstück«, erwiderte Vynsu, als würde das alles erklären. Er wurde regelrecht ehrfürchtig. »Sie hatte einen Traum von mir, sagte sie. Sie hätte gesehen, wie der Gott des Krieges mich erwählte.«
Desith runzelte die Stirn. »Einen Traum?«
»Sie kann sehen, was passiert, weißt du nicht mehr? Sie kann in viele kommende Zeiten vorausblicken und miterleben, was geschieht.«
Desith erinnerte sich, er zweifelte nicht an den Fähigkeiten der Hexe, aber an der Glaubwürdigkeit einer stolzen Mutter.
»Gott des Krieges klingt mehr nach einem unserer Götter, als nach deinem Gott«, warf Desith skeptisch ein und hob wieder seine gierigen Fingerspitzen, um zwischen Vynsus Brustmuskeln hindurchzufahren.
»Vielleicht sind eure Götter und mein Gott nicht zwingend verschiedene Gottheiten«, wagte Vynsu zu äußeren und legte seine Hand über Desiths, damit er aufhörte, seine Muskeln zu liebkosen. »Vielleicht nennen wir sie nur anders.«
Desith kämpfte mit einem Schmunzeln, weil er Vynsus Gänsehaut bemerkte.
»Mutter kommt aus Nohva. Sie kennt eure Götter und sie glaubt, mit deren Verbannung würden sich irgendwann neue Götter erheben, die die alten ersetzen.«
»Und der Gott des Krieges wird nach Carapuhr kommen und dich erwählen, für ihn zu kämpfen?«
Vynsu nickte bedächtig. »Um an seiner Seite zu stehen.«
»Der Traum eines jeden Barbaren...« Ob er das glauben sollte, wusste Desith nicht so recht, aber er erinnerte sich daran, wie abergläubisch die Menschen aus Carapuhr sein konnten, und ließ Vynsu seine Träumerei.
»Ich weiß, dass es albern ist«, seufzte Vynsu jedoch und starrte kummervoll an die Decke, »und vermutlich hat sie mir diesen angeblichen Traum nur aufgetischt, damit ich mich stark und besonders fühle. So besonders, wie ich für sie schon immer war. Aber weißt du… der Gedanke, dass meine Stärke einer Gottheit imponieren könnte, ist schlicht und ergreifend zu schön, um ihm nicht manchmal nachzuhängen.«
Ein leichtes, beinahe niedliches Lächeln schlich sich auf seine Züge, das Desith sich wünschen ließ, er könnte Träume in Wirklichkeit verwandeln.
Aber eines konnte Desith sich trotzdem nicht verkneifen: »Vielleicht will er nicht nur, dass du für ihn kämpfst.«
Vynsu drehte ihm aufmerksam das Gesicht zu.
Desith schmunzelte kühl. »Vielleicht will er dich zu seinem Lustknaben machen.«
Grunzend drehte Vynsu ihm den breiten, nackten Rücken zu, dabei ging eine Welle durch das Bett, die Desith beinahe über die Kante auf den Boden katapultierte. Zwei beleidigte Schultern starrten ihm entgegen.
Er lachte über den Barbaren und legte sich glucksend in die Kissen, betrachtete voll Verlangen das Muskelspiel direkt vor seiner Nase. »Obacht vor dem Willen der Götter«, scherzte er, »denn er liegt nie so offen da, wie es scheint, und oft verlangen sie einen blutigen Preis für den Ruhm, den sie für uns bereithalten.« Leise, nur für sich, fügte er ernst hinzu: »Bist du bereit, den Preis in Blut zu zahlen, den Krieg von dir verlangen wird, Vyn?«
Kapitel 12
Der Morgen dämmerte noch nicht richtig, als er bereits mit einer Spitzhacke auf schwarzes, hartes Gestein einschlug. Seine schwachen und dünnen Arme schmerzten, die Muskeln brannten, und sein Rücken tat so weh, dass ihm Tränen in die Augen traten.
Trotzdem machte er weiter, so gut er konnte. Sarsar spürte die Blicke der anderen Sklaven. Obwohl er einer von ihnen war, schlossen ihn seine helle Haut und die runden Ohren von ihrer Gemeinschaft aus. Erst hatten sie ihn feindselig durchbohrt, aber je deutlicher seine Schwäche wurde, je belustigter betrachteten sie ihn. Tuschelten. Stießen ihren Nebenmann an und nickten in seine Richtung, lachten. Sie erfreuten sich an seinem Scheitern. Vor allem wenn die Wärterin auf ihrem Rundgang mit der Peitsche vorbeischlenderte und sein Schwächeln bemerkte. Sie brüllte etwas in ihrer fremden Sprache und peitschte ihm zweimal den Rücken, auf dass sein Hemd und die Haut darunter aufplatzten, als hätte sie ihn mit Krallen aufgeschlitzt. Mit der Peitsche konnten die Kriegerinnen umgehen wie ein Fleischer mit dem Schlachtmesser, sie hatten ein Leben lang Übung darin, hinzukam, dass ihre Oberarme dick wie Baumstämme waren, mit denen sie so fest zuschlagen konnten, dass es einem Sklaven die Haut abzog.
In den ersten Tagen hatte das Auspeitschen nichts gebracht, die Peitsche konnte keine Stärke hervorlocken, wenn keine Stärke vorhanden war. Sie waren jedoch nicht skrupellos, diese Frauen, sie schleppten die müden und verletzten Sklaven zurück in ihre Unterkünfte, die Kranken bekamen sogar Heilung, wenn sie kurz vor dem Tod standen. Trotzdem starben auch Männer in den Zellen, oft an Altersschwäche oder Erschöpfung. Denn um zu verhindern, dass ein Sklave Schwäche nur vortäuschte, wurde er solange gepeitscht, bis deutlich wurde, ob noch ein Funken Leben in ihm steckte, oder ob er wirklich bis zur Schmerzgrenze erschöpft war und ausruhen musste.
Sarsar hatte geschuftet, bis seine Arme sich nicht mehr hatten heben lassen. Die gekrümmte Haltung schmerzte in seinem Rücken, als bestünden seine Knochen plötzlich aus erhitztem, brennendem Eisen, seine Muskeln waren weich und unbrauchbar wie nass gewordenes Pergament.
Sie hatten ihn oftmals bereits wieder in seine Zelle bringen lassen, als die Sonne noch nicht an ihrem höchsten Punkt am Himmel stand, lange vor Mittagstunde. Nicht, dass er die Sonne in den Minen gesehen hätte, aber sie wurden an jedem Morgen und an jedem Abend an die Oberfläche und durch eine Bergbaustadt aus spitzen Zelten von ihren Zellen zu ihrer Arbeitsstätte getrieben. Wenn er zurück zur Zelle geschleift wurde, konnte er gelegentlich die Sonne erspähen, doch dann war er so erschöpft und kurz vor einer Ohnmacht, dass er alles nur verschwommen wahrnehmen konnte.
Das Auspeitschen war jedoch nicht das Schlimmste. Schlimm waren die anderen Sklaven, wenn sie nach einem Tag harter Arbeit in die Zellen zurückgetrieben wurden, wo er seit Stunden lag und sich ausruhte.
Sie waren neidisch und wütend. Natürlich waren sie das, er konnte es ihnen nicht verübeln. Glücklicherweise waren sie durch ihre harte Arbeit derart erschöpft, dass ihre Tritte und Schläge zwar wehtaten, aber ihm nicht gefährlich wurden. Sie ließen nur ihre Wut an dem Fremdländer aus, der sich eine Sonderbehandlung erschlichen hatte. Chusei, der Halbpanthermensch, hatte ihm erklärt, dass sie glaubten, er würde nur so tun, als könnte er nicht mehr arbeiten.
Nun, und wer nicht arbeitete, der verdiene auch nicht das Brot und das Wasser, das ihnen am Abend gereicht wurde. Sie nahmen es Sarsar weg und verteilten es untereinander.
Sarsar bat nie darum, aber Chusei nahm sich seiner an. Vermutlich, weil er, bevor Sarsar da war, in der gleichen Lage gesteckt hatte. Sie waren anders, Missgeburten in den Augen der anderen. Ausländer. Und Chusei war jemand, der den Kontakt zu Fremden nicht zu scheuen schien, vermutlich steckte dahinter ein tiefer, verzweifelter Wunsch nach einem einzigen Freund in dieser Misere.
Chusei zog Sarsar jeden Abend, nach den Schlägen und Tritten, in eine Ecke, teilte das Brot mit ihm, flößte ihm Wasser ein, und tupfte seine Wunden sauber. Ungefragt, ungebeten. Schlicht, weil er ein freundliches Wesen besaß.
Er konnte nicht verhindern, dass Sarsar wehgetan wurde, sie hätten auch ihm Schmerz zugefügt, dann wäre keinem von ihnen geholfen gewesen, und Sarsar hätte nie von ihm verlangt oder erwartet, dass er sich Prügel einhandelte. Das änderte für ihn nichts.
Sarsar war ihm dankbar, auch wenn er es nicht richtig zeigen konnte. Chusei schien jedoch auch keinen großen Dank zu erwarten, zumindest beschwerte er sich nicht, dass er Sarsar noch immer alles aus der Nase ziehen musste und meist mit Schweigen gestraft wurde.
Dabei wollte Sarsar gern einen Freund, aber er war noch wie geschockt und äußerst verwirrt über das, wo er gelandet war. Oder besser gesagt, über die Frage, wie das alles hatte geschehen können.
Geschockt von der Erinnerung, wie sein eigener Bruder ihm dem Tod überlassen hatte. Und von der Frage, wohin ihn das Portal, das er geöffnet hatte, gebracht hatte, wie lange er dort in dieser Schwärze gefangen gewesen war. Die Frage, welches Zeitalter sie hatten.
Er fing an, darüber zu grübeln, ob er überhaupt in seiner richtigen Welt, oder ob er in der Zeit vor- oder zurückgereist war. Chusei wusste nichts über Zeitalter, er war ein Sklave, fast schon sein Leben lang, und Sklaven kannten keine Zeitalter, nur die Stunden für Arbeit und die Stunden für den Schlaf. Andere bestimmten ihren Tag, ihr Leben. Zeit lag in den Händen der Wärterinnen. Zeit hatte keine Bedeutung, wenn man keinen freien Willen besaß.
Und Sarsar konnte immer mehr verstehen, warum das so war. Die Tristesse des Sklavenlebens war wie ein Leben als Vieh. Man lebte auf den Tag hin, an dem der Tod einen befreite. Etwas anderes kannten diese Männer nicht. Sie hatten sich damit abgefunden, niedere Kreaturen zu sein. Nur so viel wert, wie es ein Schwein im Stall eines Bauern war.
Nicht unnütz, aber eben auch nicht frei.
Doch die Tage wurden besser und die Arbeit hatte auch etwas Gutes. Während Sarsar in der ersten Zeit noch geglaubt hatte, das Abtragen des Erzes würde ihn bald umbringen, wurde er eines Besseren belehrt. Die Arbeit brachte ihn nicht um, sie machte ihn stärker. Seine Arme konnten jeden Tag ein wenig länger durchhalten, ehe sie ihm den Dienst entsagten. Die Muskulatur seines Rückens wurde kräftiger, konnte mehr ertragen. Und sein Wille wurde eiserner.
Er würde hier nicht verrecken, er würde ausbrechen. Er war Desiderius M`Shiers Sohn, verdammt noch mal! Er brauchte nur einen Plan, und um diesen zu schmieden, ließ er sich Zeit. Irgendwann, da war er sich sicher, würde ihm irgendein Geistesblitz einfallen. Irgendwann. Als Sklave hatte Zeit schließlich keine Bedeutung.
Er war geduldig.
Denn dem Geduldigen lief nichts davon.
Und aus irgendeinem Grund heilte sein Körper schneller als es möglich sein dürfte. Sie konnten ihn auspeitschen, sie konnten ihn verprügeln, am nächsten Tag war er fast wie neu, bis auf die Narben, die ihm erhalten blieben.
Und mit jedem weiteren Tag kehrte seine Magie in seine Fingerspitzen zurück.
Er musste nur geduldig sein.