Kitabı oku: «Am Wegkreuz»

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Birgit Ebbert

Am Wegkreuz

Geschichten über starke Frauen

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Am Wegkreuz

Der Triumph der Wissenden

Die Puppe und das Kind

Mit dem Tandem durch das Leben

Tanzen auf dem Drahtseil

Leseprobe aus "Die 50 besten Morde oder Frauen rächen anders"

Die Autorin

Impressum neobooks

Am Wegkreuz

»Hat dir das Essen geschmeckt?« Die Frau sieht den Mann an, während er sein Essbesteck weglegt.

»Ja, ja«, antwortet der Mann, ohne die Frau anzusehen, und greift zur Sonntagszeitung, die auf dem dritten Stuhl am Tisch liegt.

Die Frau erhebt sich, stellt die Teller aufeinander, trägt sie in die Küche, kehrt zurück, holt die Schüsseln und schaut ihren Mann an.

In ihrem Gesicht kämpfen Gleichgültigkeit und Verzweiflung. Ein Ringen mit einem Gedanken zeigt sich in ihrem Mienenspiel.

Der Mann hinter der Zeitung nimmt die Blicke der Frau nicht wahr.

Wieder verlässt die Frau mit einem Blick auf den Mann das Zimmer. Im Flur betrachtet sie das Foto, das sie vor 18 Jahren zeigt. Sie und ihn am See, wie sie das Wasser betrachten und sich von ihm zu den Albernheiten Verliebter inspirieren lassen.

Sie kehrt um. Mir der Frage »Gehen wir spazieren?« betritt sie das Wohnzimmer. Der entschlossene Ton hätte dem Mann eine Warnung sein können. Doch er hört die Zwischentöne nicht mehr.

»Mmh«, stimmt er zu und faltet die Zeitung zusammen, um sie beiseite zu legen..

In wenigen Minuten ist sie fertig. Ihre Haare sind frisch gekämmt. Ein sorgfältig ausgewähltes Make-up ergänzt ihre Kleidung, die er nicht mag. Sie ist ihm zu individuell ist, weil sie sich vom Geschmack der anderen Frauen abhebt.

Der Mann äußert sich nicht. Er nimmt seinen Mantel und seinen Schirm und geht voran, seinen Schirm bei jedem zweiten Schritt auf den Boden stoßend. Klack, macht es immer wieder, kündet seine Nähe und warnt die vor ihm Gehenden, Platz zu machen.

»Sieh nur, die Schneeglöckchen! Sie strahlen uns an, um zu verkünden, dass eine helle Zeit anbricht«, schwärmt die Frau und deutet auf die Beete, die ihren Weg flankieren.

»Hast du schon gehört, dass Karl sich nach einer neuen Stelle umsehen muss?«, fragt der Mann, als sie ein Haus passieren. Das Neigen seines Kopfes nach rechts zeigt ihr, dass er von dem Bewohner dieses Häuschens spricht.

»Endlich knospen die Bäume und Sträucher, ich bin immer wieder froh, wenn das Grün der Hoffnung die Kälte des Winters in meinem Kopf verdrängt«, bemerkt die Frau mit einem Blick in die Natur.

»Ich muss heute unbedingt noch die Abrechnung erledigen«, sagt der Mann nur.

Schweigend gehen sie nebeneinander her, der Mann und die Frau, die sich vor 18 Jahren noch gemeinsam über die Sprache des Wassers gefreut haben.

Das Klack-Klack des Schirmes zeigt ihr, dass weitergeht, wenn sie stehenbleibt, um einen Pilz, eine Blume, einen Stein zu betrachten. Nur an den Wegbiegungen wird aus dem forschen Klack-Klack ein meckerndes Klack-Klack-Klack.

Ein Eichhörnchen hüpft am Wegrand von Baum zu Baum. Sie verfolgt es zunächst mit den Augen, dann reihen sich die Beine in die Jagd ein. Sie läuft an ihrem Mann vorbei, will dem Tier nach und verliert es an einer Brücke.

Der Abstand zwischen den beiden Menschen hat sich vergrößert und verändert, nun geht sie voran.

Ihr Blick fällt auf die Autobahn, die unter der Brücke hindurch führt.

»Hier trennen sich unsere Wege«, sagt sie zu dem Mann, der sie überrascht ansieht.

Ihre Augen leuchten vor Glück über diesen mutigen Satz, den er in seiner Weite nicht verstehen kann.

»Ich gehe auf die Brücke und du wanderst den Weg dort weiter«, erklärt sie und zeigt ihm seine Richtung mit der Hand an.

Doch der Mann will sie nicht verstehen. Mit einem Klack betritt er die Brücke, auf der sie steht.

»Es kann keinen gemeinsam Weg mehr geben«, warnt sie. Doch er geht unbeirrt weiter.

Klack, macht sein Schirm unermüdlich.

»Warum nimmst du mich nicht ernst?«, fragt sie nun laut und ihre Stimme überschlägt sich, weil ihre Gedanken vorauseilen und der Mund nicht folgen kann.

»In meiner Jugend habe ich dich geliebt, weil du mit mir und dem Wasser sprechen konntest. Heute redest du nur noch zu mir und sprichst über die Wasserpreise. Wenn du mich weiterhin begleiten wirst«, sagt sie dann noch einmal eindringlich und beschwörend, »wirst du mir große Schmerzen zufügen. Wenn du es nicht anders willst, weiß ich keinen anderen Weg, als diesen, um den Schmerz zu besiegen.«

Der Mann hat den Worten mit den Ohren zugehört, nicht mit dem Herzen.

»Jetzt komm' schon«, sagt er nur und geht weiter mit dem eintönigen Klack des Schirmes. Er dreht sich nicht um, denkt an seine Firma und horcht erst auf, als er ein lautes Krachen und Hupen hört.

Das klang wie der Aufprall des Unfalls, mit dem unsere Liebe begann, denkt er. »Weißt du noch, als wir über die Liebe unserer Autos gelacht haben, die unbedingt zueinander wollten, um uns bekannt zu machen?«, bemerkt er laut und blickt sich um.

Seine Frau sieht er nicht, da sind nur Menschen, die sich über das Brückengeländer beugen, um zu sehen, wer da unten liegt.

Der Triumph der Wissenden

»Wenn Frauen zu sehr lieben.« Doris liest den Titel des Buches, in das ihre Freundin vertieft ist.

»Und?« will Doris wissen, als sie sich neben die Freundin an den Tisch setzt. »Was ist, wenn Frauen zu sehr lieben?«

Die Freundin winkt ihr grüßend über den Tisch zu. »Ich weiß noch nicht, welche Folgen es hat. Über die ersten vierzehn Seiten bin ich noch nicht hinausgekommen, aber du solltest es doch am besten wissen.« Damit schaut sie Doris geheimnisvoll an.

»Wie meinst du das?«, erkundigt sich Doris, nachdem sie bei der Kellnerin ein Kännchen Kaffee und ein Stück Käsesahnetorte bestellt hat.

»Ach, das war ein Witz«, nimmt die Freundin sich schnell zurück. Ihr Blick sagt etwas anderes. Er irritiert Doris. Die Freundin wechselt das Thema, erzählt von ihrem Sohn und so gerät die Andeutung in Vergessenheit.

»Ich habe mir auch ein Buch gekauft«, plappert Doris, während sie die Sahnetorte geziert mit der Gabel in kleinen Häppchen isst. »Die Frau über 50«, erklärt sie, »es enthält Tipps, wie eine Frau auch mit 50 attraktiv bleiben kann.«

Die Freundin senkt schnell den Kopf, als wollte sie etwas verbergen.

Da ist es wieder, das Misstrauen, das sich vorher schon in Doris eingenistet hat. Ob ihre Freundin ihr etwas verschweigt? Aber was sollte das sein. In ihrem kleinen Ort gibt es keine Geheimnisse.

Demonstrativ sieht die Freundin auf die Uhr, scheinbar überrascht springt sie auf. »Du Doris, entschuldige mich, aber ich habe noch eine berufliche Verabredung!«

Doris blickt sie verwundert, doch verständnisvoll an. Dieses Treffen war seit langem vereinbart, aber der Beruf der Freundin bringt eben immer Überraschungen mit sich und so nickt sie ergeben zum Abschied.

Während die Freundin das Café verlässt, sucht Doris in ihrer Tasche nach der Zeitschrift, die sie mitgebracht hat. Ihre Augen studieren das Titelblatt. »Wenn Freundinnen schweigen«. Schon wieder begegnet ihr dieser Gedanke. Sie lacht über sich selbst. Selektive Wahrnehmung, denkt sie, mit 50 wird eine Frau anscheinend misstrauisch.

Eine Reportage über Frauen im Berufsleben fesselt sie, bis sie auf einige schwer verständliche Sätze stößt und die Konzentration nachlässt.

»Hast du schon gehört, das Rainer eine Geliebte hat«, dringt eine Stimme vom Nebentisch an ihr Ohr. Ihr Mann heißt auch Rainer, doch wie viele Männer heißen Rainer. Der Zufall, dass am Nebentisch von ihm gesprochen wird, ist zu groß. Dennoch. Doris ist verunsichert. Sie schaut weiterhin in die Zeitschrift, als wäre sie in den Bericht vertieft und lauscht auf das Gespräch der beiden Frauen am Nebentisch.

»Als stellvertretender Bürgermeister könnte er vorsichtiger sein, noch dazu die Frau eines Geschäftsmannes.«

Wie ein Stachel sticht das Wort stellvertretender Bürgermeister in Doris. Vorsichtig hebt sie ihren Blick und sucht die Gesichter der beiden Frauen, die am Nebentisch unbekümmert plaudern. Sprechen sie wirklich von ihrem Mann?

Ihr Verstand lässt sich nicht länger betrügen, zu genau erkennt sie in einer der beiden Frauen die Sekretärin ihres Mannes. Ich wusste gar nicht, dass die beiden sich duzen, schießt ihr durch den Kopf, ein Zeichen, das das Misstrauen noch mehr schürt und jetzt kommt ihr die Bemerkung der Freundin wieder in den Sinn.

Sie hält die Ungewissheit nicht länger aus. Entschlossen steht sie auf und geht an den Nachbartisch. Sie nimmt ihre ganze Kraft zusammen, dann presst sie hervor. »Sprechen Sie gerade über meinen Mann?«

Entsetzt starren die beiden Frauen sie an. Zunächst sagt niemand etwas. Keine der drei Frauen bewegt sich. Von außen wirken sie wie drei schweigende Skulpturen. Dann nickt die Sekretärin. Ergeben beantwortet sie Doris Frage nach der fremden Frau, die ihr Leben verändert hat, der Frau, die gar nicht fremd ist. Wen kennt sie besser als ihre Adoptiv-Schwester, der ihre Eltern ein Zuhause gaben, nachdem sie kein zweites Kind bekommen konnten.

Mit schweren Schritten geht Doris zurück. Angeekelt sieht sie die Reste ihrer Lieblingstorte auf dem Teller an. Mit langsamen Gesten steckt sie die Zeitschrift ein. Dabei stößt sie auf das Buch, nimmt es aus der Tasche. Den Umschlag reißt sie als erstes auseinander, ehe sie das Buch Seite um Seite zerpflückt und die Blätter über den Tisch streut. Die anderen Gäste sehen mitleidig zu ihr herüber. Jeder ahnt, was sie bewegt, schließlich steht sie seit Jahren mit ihrem Mann, dem stellvertretenden Bürgermeister, im Mittelpunkt der Öffentlichkeit und der Gespräche am Kaffeetisch.

Unauffällig haben die beiden anderen Frauen ihren Tisch und das Café verlassen. Doris bleibt allein mit einhundertfünfzehn zerfetzten Buchseiten. Wieder fällt ihr Blick auf die Torte, sie greift nach der Kuchengabel und stopft das letzte Stück gierig auf einmal in den Mund.

»Noch ein Stück«, bestellt sie kauend, ehe sie die Sahne mit dem Kaffee hinunterspült. Auch das zweite Stück verschlingt sie, ein drittes und viertes ebenfalls. Ein Cognac soll helfen, den ungewohnten Genuss zu vertragen. Er bewirkt jedoch das Gegenteil. Sie springt auf, eilt in den Waschraum und gibt die Torte und allen Schmerz wieder, den sie verdauen wollte.

Bleich kehrt sie an den Tisch zurück, zahlt Kaffee und Kuchen und greift achtlos nach den Einkäufen, an denen sie noch vor zwei Stunden so viel Freude gehabt hat. So können wenige Minuten ein Leben zerstören, sagt sie sich und verlässt den Raum, um sich mit ihrem Auto auf den Heimweg zu machen.

Heim, denkt sie, ist dort noch mein Zuhause, wo ich belogen werde?

Tränen steigen endlich in ihre Augen, sie beugt sich über das Lenkrad und lässt ihnen freien Lauf. Erst als der Strom versiegt, unter abebbendem Schluchzen setzt sie das Fahrzeug in Bewegung. Ihre ganze Aufmerksamkeit richtet sie auf den dichten Straßenverkehr, erst auf der Landstraße lässt sie ihren Gedanken wieder freien Lauf. Wie kann es weitergehen? Wird es weitergehen?

Das Vernünftigste wäre, ihn zu verlassen, denkt sie, ihn zu strafen für den Verrat. Hat nicht auch er damals Treue vor dem Pfarrer versprochen? Wie kann sie ihm jemals wieder glauben. Aber, fällt ihr ein, was könnte den beiden Besseres passieren? Wenn sie ginge, wäre doch der Boden bereitet für eine legitime Beziehung.

Ob ihr Mann von dem Verhältnis weiß?, geht es ihr durch den Kopf. Kurz spielt sie mit dem Gedanken, sich mit ihm zu verbünden. Dann erscheint ihr dieser Weg sinnlos. Was kann er ihr bringen? Kann sich überhaupt etwas ändern?, fragt sie sich zum wiederholten Mal. Wäre es nicht am besten, wenn ich mich ganz entfernen würde? Für immer, und beide mit der Schuld zurückließe, mein Leben beendet zu haben.

Sie glaubt jetzt nicht mehr an ein Gewissen der Beiden, nicht, nach dem, was sie gehört hat.

Wie oft war eine vermeintliche Frage der Schwester wegen eines Geschenkes oder einer anderen Lappalie womöglich nur Vorwand für eine Minute der Umarmung. Wie viele gemeinsame Abende, über die die beiden sicher nachher belustigt gelacht hatten. Nein, sie werden sich keine Vorwürfe machen, wenn sie ihrem Leben ein Ende setzt. Vielleicht für kurze Zeit, aber dann wird ihnen ihr Tod den Weg öffnen.

Auch diese Gedanken verwirft sie also und sinnt darüber nach, wie sie die beiden am meisten strafen kann. Sie weiß, eine Scheidung würde ihn seine Stellung kosten. Ein geschiedener Bürgermeister ist kein gutes Aushängeschild für ein kleines katholisches Städtchen, also muss die Beziehung weiter auf der Lüge stehen.

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