Kitabı oku: «Genderismus», sayfa 2

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Eine rechtliche Grundlage gibt es dafür freilich nicht. Wer hätte auch die Kompetenz, eigenmächtig zu entscheiden, dass ein ganzer Sprachraum seine Muttersprache verändern soll? Doch wenn niemand widerspricht, dringt die Gender-Front immer weiter vor, zum Beispiel in Form von übereifrigen Professor_*Innen oder auch „Profx“, die ihre Studenten mit gendersensiblem Sprechen und Schreiben quälen und bei Verweigerung mit schlechten Noten drohen. Höhepunkt bildete in Deutschland die Universität Leipzig, die im Jahr 2014 den grammatikalischen Plural der Professoren im Haus per Abstimmung in „Professorinnen“ änderte. Seither ist die Frauenquote an der Uni Leipzig schlagartig auf 100 Prozent „Professorinnen“ angestiegen, manche von diesen besitzen aber einen Penis, jedoch keinen Frauenparkplatz. Sicher wird das irgendwann auch noch ein eigenes „Geschlecht“.

An Österreichs Schulen und Universitäten herrscht derweil Willkür, obwohl die Forderung nach einem verbindlichen Gendern der Sprache mittels einer Ö-Norm gescheitert war. Mancherorts werden Bachelor-Arbeiten nicht angenommen oder zurückgewiesen, wenn nicht gegendert, anderswo gibt es Punkteabzug. Selbst Abiturienten werden angewiesen, nicht mehr von Lehrern, sondern von „Lehrkörpern“ zu sprechen.

Im nächsten Schritt drohen die Ministerien den Wahnsinn umzusetzen. Das deutsche Verkehrsministerium ist da Vorreiter, um nicht zu sagen „Vorreiterin“. Radfahrer und Fußgänger sind auf deutschen Straßen abgeschafft, stattdessen kreuzen nun „Radfahrende“ und „Zufußgehende“ unsere Wege, auch dann wenn sie gerade nicht gehen, sondern zufußgehend an der Ampel stehen. Was schert den politisch korrekten Gender-Experten die deutsche Grammatik, wenn es doch gilt Diskriminierungen vorzubeugen? Gegendert werden auch Fußgängerampeln, wie zuletzt in Wien, damit endlich auch Schwule und Lesben sicher die Straße mit entsprechenden Ampelsignalen überqueren können, Berlin will nachziehen, Köln ebenfalls. Tolerante Ampeln reichen jedoch nicht, deswegen sollen nach Willen der Grünen nun regenbogenfarbene Zebrastreifen dem toleranten und gendersensiblen Mitbürger den Weg über die Straße weisen. Willkommen im Irrenhaus Europa.

Wer nicht mitzieht in den gendersensiblen Sonnenuntergang inklusive Regenbogenfahne, gilt heute automatisch als „homophob“. Gern auch „transphob“, auf jeden Fall als verstockt konservativ, oder gar als fundamentalistischer Christ und zumindest latent auch als Rassist. Damit ist er nur noch einen Schritt entfern vom Nazi und Faschisten. Denn das weiß man ja: Wer Feminismus kritisiert, ist suspekt. Wer sich gegen den Gender-Wahnsinn ausspricht, hat sicher auch was gegen Ausländer und andere Minderheiten, fehlt nur noch der Vorwurf, Gender-Gegner würden Katzen quälen und kleine Kinder essen, dann wäre die konstruierte Kausalkette komplett.

Auf europäischer Ebene werden Antifeminismus, Homophobie, Transphobie und Rassismus längst auf eine Stufe gestellt. Wer gegen Frauenquoten ist: Ein Antifeminist! Wer an der Ehe von Mann und Frau festhalten will: homophob! Heute muss man für die Ehe für alle sein. Wie viele und wer das dann alles noch Ehe sein wird, werden wir noch sehen, wenn die Dämme erst einmal gebrochen sind. Ein Kind sollte Vater und Mutter haben? Biologist! Ist doch egal, wer ein Kind großzieht, oder wie viele es tun. Elternschaft ist auch nur noch eine soziale Konstruktion. Jede Beziehung, jede Familienform, jede Konstellation menschlichen Zusammenlebens, alles soll gleich gut, gleich schön und vor allem: „akzeptiert“ sein.

Doch es besteht auch Hoffnung, dass sich der gesunde Menschenverstand noch nicht ganz erledigt hat. Widerstand regt sich in ganz Europa. Das Gender-Vorzeigeland Norwegen hat, ausgelöst durch die Dokumentation eines Komikers vor zwei Jahren, sein Gender-Budget massiv eindampfen müssen. Wenn die Bevölkerung erst einmal realisiert, was für Schwachsinn mit ihren Steuergeldern finanziert wird, ist es aus mit der viel zitierten Toleranz. In Frankreich boykottieren Eltern den Sexualkundeunterricht für ihre Kinder, in Deutschland ziehen Tausende bei Demonstrationen gegen sexuell vielfältige Bildungspläne durch die Straßen. In Österreich verhinderte ein viel unterzeichneter öffentlicher Brief gegen den Frauenförderplan, dass gegenderte Sprache verbindlich als ÖNORM eingeführt wird. Was noch fehlt, ist der zivile Ungehorsam jedes Einzelnen. Denn Gender Mainstreaming hat keine demokratische Legitimation. Oder sind Sie jemals gefragt worden, ob Sie dieses flächendeckende Umerziehungsprogramm für gut befinden? Es ist uns von oben nach unten durchgereicht worden, von der UN- auf die EU- bis auf die Nationalstaatsebene. Demokratie geht anders. Stell dir vor, es wird gegendert, und keiner macht mit. Wir brauchen mehr Andreas Gabaliers, die ihre Hymne einfach so singen, wie sie gemeint war und nicht in Versionen, die politisch korrekt sind. Gut, es werden ein paar chronisch beleidigte Feministinnen auf der Strecke bleiben. Aber das könnte ich persönlich verschmerzen, denn im Gegenzug verjagen wir dieses Gespenst wieder aus Europa.

Wolfgang Leisenberg

Der dunkle Schatten der Aufklärung

1. Die Bibel – Basis der wissenschaftlichen Wahrheit

Warum entstand die Wissenschaft ausgerechnet im kulturell rückständigen Europa am Ende des Mittelalters? Und nicht in Indien oder China, die kulturell viel höher standen? Obwohl die Natur sehr genau beobachtet wurde, hat dort niemand versucht, sie mathematisch zu beschreiben. Der Grund ist, dass unser Weltbild vorgibt, wie man sich Realität vorzustellen hat. Dem Weltbild, der Realitätswahrnehmung eines Volkes liegen die in seiner Kultur gewachsenen Grundlagen und Grundwerte zugrunde. Diese können im naturwissenschaftlichen Sinne durchaus „falsch“ sein, aber „der Mensch braucht einen Rahmen der Orientierung um zu überleben. Selbst wenn unser Weltbild falsch ist, erfüllt es seine psychologische Funktion“.1

So war für den indischen Pantheismus die Natur der „Tanz Gottes“: Unvorhersagbar und nicht in mathematische Gesetze zu fassen. Auch die Chinesen entwickelten niemals Wissenschaft, „weil sie nicht glaubten, dass Wissenschaft überhaupt möglich war.“ 2 Das ist keineswegs überraschend. „Sie finden es merkwürdig, dass ich die Begreiflichkeit der Welt als Wunder oder ewiges Geheimnis empfinde? Der Erfolg der Wissenschaft setzt eine hochgradige Ordnung der objektiven Welt voraus, die a priori zu erwarten man keinerlei Berechtigung hatte“ 3 schrieb Albert Einstein an einen Bekannten.

Die Basis aller Kulturen ist ihre Religion. Für Max Planck besteht ein entscheidender Unterschied zwischen der christlichen und anderen Religionen darin, „dass der Gott der Bibel sich als Vernunftwesen zu erkennen gibt, der diese Welt vernünftig und durch die Vernunft erkennbar geschaffen hat.“ 4 Ohne diese Grundannahme wäre jeder Versuch, die Natur mathematisch beschreiben zu wollen, von vornherein aussichtslos gewesen. So ist Max Plancks Schlussfolgerung: „Wissenschaft und Glaube sind also keine Gegensätze; sie ergänzen und bedingen einander.“ 5

Der Lordkanzler und Bischof von Lincoln, Francis Bacon (1561-1626) stellte als einer der Ersten differenzierte Experimente an und protokollierte sie. Seine Begründung dafür war das Wort Gottes: „Unser Heiland sagte: Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift noch die Kraft Gottes kennt: Vor uns liegen zwei Bücher, die wir studieren müssen, wenn wir diesen Irrtum vermeiden wollen. Das erste ist die Bibel, die uns Gottes Absichten offenbart.… Das zweite ist die Schöpfung …die uns an seine Allmacht glauben lässt weil sie sich gerade in der Natur zeigt.“ 6 Francis Bacon und sein Zeitgenosse Galileo Galilei gelten als die „Erfinder” der wissenschaftlichen Methode. Galilei stimmte mit der Sicht Francis Bacons völlig überein. So schrieb er an die Großherzogin der Toscana: „Die Bibel und die Naturphänomene entstammen gleichermaßen dem göttlichen Wort. Die Bibel als Eingabe des Heiligen Geistes und die Natur als die Ausführung der göttlichen Befehle.” 7

Bis dahin hatte im Abendland 1500 Jahre lang die Naturphilosophie von Aristoteles das Denken bestimmt. Nach seiner Sicht konnte man Wahrheit nur aus dem reinen Denken gewinnen, und kein irdischer Gegenbeweis konnte daran etwas ändern. So überprüften die Naturphilosophen nie die Aussagen ihres Lehrers und lehnten denn auch die experimentellen Erkenntnisse Galileis ab. Er machte in ihren Augen noch dazu den gravierenden Fehler, dass er induktiv vom einzelnen Experiment auf das ganze Naturgesetz schloss. Erst als Isaac Newton die damals bekannte Physik in ein System brachte, aus dem sich die einzelnen Gesetze deduktiv ableiten ließen, wurde die neue Methode – auch wegen der offensichtlichen Richtigkeit ihrer Aussagen - von der Philosophie akzeptiert. „Als Galilei seine Kugeln die schiefe Ebene herunterrollen ließ, so ging allen Naturforschern ein Licht auf: Die Natur, das Experiment ist der Richter über seine Entwürfe der Vernunft.“ 8 Damit war Aristoteles´ Naturphilosophie endgültig überwunden.

2. Eine gottvergessene Wissenschaft mutiert zur Ideologie

Aber nun fiel die Philosophie von der anderen Seite vom Pferd: Nachdem transzendente Wahrheiten nicht experimentell überprüfbar waren, konnte auch der Glaube nicht mehr die Basis sicherer Erkenntnis sein. Glaube war nun „nichts Genaues weiß man nicht“. Mit Charles Darwins Evolutionslehre schien dann auch die Schöpfungsgeschichte unhaltbar und damit die Bibel wissenschaftlich widerlegt zu sein. Für viele Intellektuelle wie Friedrich Nietzsche war damit der „Tod Gottes“ eingetreten: Der christliche Glaube war unglaubwürdig geworden. Europa begann, sich von seinen christlichen Wurzeln zu verabschieden.

Um die Naturphänomene mathematisch zu beschreiben, brauchte man Gott in der Tat nicht. So kommt er in der Physik auch nicht vor. Aber nachdem sich jetzt die Natur sehr gut ohne Gott beschreiben und erklären ließ, wurde aus dem methodischen ein metaphysischer Atheismus. Das macht das Statement eines renommierten Harvard-Professors deutlich: „Wir haben Wissenschaftstheorien geschaffen, die rein materielle Erklärungen produzieren - egal wie sehr diese Erklärungen dem gesunden Menschenverstand widersprechen. Unser Materialismus ist absolut, denn wir können keinen göttlichen Fuß in der Tür zulassen.“ 9 Ein wissenschaftlich bemäntelter Atheismus beherrscht seitdem die Universitäten mit dem Dogma, dass Gott in der Wissenschaft nichts mehr zu suchen hätte.

Die materialistische Interpretation der Natur aus dem 17. Jahrhundert wurde zur „wissenschaftlichen Weltanschauung“ des Materialismus. So wurde die Wissenschaft, ursprünglich eine Befreiung von Weltanschauungen und Autoritäten, selbst zu einer Weltanschauung. Sie nahm immer mehr den Platz einer nicht hinterfragbaren Religion ein, wie es der Informationswissenschaftler Joseph Weizenbaum deutlich macht: „Wir gründeten eine neue, moderne Religion und die dazugehörigen Kathedralen und Bischöfe. Meine eigene Universität, das MIT ist eine solche Kathedrale - ich meine hier die moderne Wissenschaft, die wir zur Religion, ja zum Götzen erhoben haben.“ 10

Unser „modernes“ Weltbild wird immer noch von physikalischen Grundpfeilern gestützt, die längst überholt sind. Das gilt insbesondere auch für die Biologie: „Tonangebende Theoretiker unserer Zeit betrachten Lebewesen noch immer als „Maschinen“. 11 „Das reiche Repertoire an Gedanken, Gefühlen… scheint sich aus elektrochemischen Prozessen zu speisen.“ 12 Daraus entwickelte sich ein Menschenbild, das dem Menschen keinerlei geistige oder gar spirituelle Dimensionen mehr zugesteht. Er hatte nur noch Triebe und elementare Bedürfnisse. Das „Lustprinzip“ war das einzige, was darüber hinausging.

3. Milieutheorie und Konstruktivismus – Irrwege zum „neuen Menschen“

Jede Weltanschauung hat einen Ur-Mythos. Für die Agnostiker steuerte Jean Jaques Rousseau die Idee einer Urgesellschaft bei, die im Einklang mit der Natur und in völliger Harmonie existierte. Erst die Zivilisation, die notwendig geworden war um das Privateigentum zu schützen, habe die Harmonie zerstört und den ursprünglich guten Menschen verdorben. Diese Geschichte war zwar frei erfunden, hatte aber weitreichende Folgen. „Wenn die Unvollkommenheit des Erdenbewohners nicht angeboren ist, sondern sozial bedingt, dann kann der Mensch durch richtige Politik auch wieder werden, was er eigentlich ist: Ein vollkommenes Wesen.“ 13

Seit Rousseau war es denkbar, dass der Mensch den Urzustand wieder herbeiführen konnte. Die daraus abgeleitete Milieutheorie, nach der „das gesellschaftliche Sein das Bewusstsein bestimmte“ 14 führte zur Anthropologie des Sozialismus, die Gerhard Szczesny in seinem Buch „Das sogenannte Gute“ auf den Punkt brachte: „Die Natur ist Natur nur bis zum Menschen. Seine Natur ist es, keine zu haben“. Nachdem der Mensch vollständig durch sein gesellschaftliches Umfeld geprägt wird, bekam die Erziehung eine zentrale Bedeutung. „Wir (die Linken) glauben fest daran, dass alle Phänomene der menschlichen Existenz am Ende auf Erziehung beruhen, auf nichts aber gar nichts anderem.“ 15

Der Konstruktivismus war die logische Folge dieses Menschenbildes. Der Mensch, so Jean-Paul Sartre, muss sich selbst zu dem machen, was er ist. Damit schafft er auch seine soziale Umwelt. Ehe, Familie, Nationen und ethische Normen sind folglich menschengemacht, „konstruiert“, und können genauso gut wieder „de-konstruiert“ werden. Sartres Lebensgefährtin, die Feministin Simone de Beauvoir, weitete den Konstruktivismus auf die Biologie aus. Mit ihrem berühmten Satz: „Man wird nicht als Frau geboren, sondern man wird zur Frau gemacht“ 16 entstand die Idee vom „sozialen“ Geschlecht.

„Wenn aber auch das Geschlecht nur ein Lernprogramm ist, dann kann man es auch umschreiben.“ 17 Damit konnte nun endlich auch die von Friedrich Engels beschriebene Ur-Unterdrückung des weiblichen durch das männliche Geschlecht eliminiert werden. Dazu mussten alle gewohnten Sichtweisen über Frau und Mann als ideologisch aufgelöst werden: „Es gibt kein biologisches Geschlecht (sex), sondern nur noch ein sozial und kulturell zugeschriebenes Geschlecht (gender).18 Das biologische Geschlecht, die Biologie, war irrelevant geworden für den postmodernen Menschen.

Diese Idee, vertreten von der Linguistik-Professorin Judith Butler wurde für die gesamte EU übernommen und wird als „Gender Mainstreaming“ in allen Ländern umgesetzt. So heißt es amtlich: „Gender umschreibt das soziale Geschlecht. Alle tradierten Geschlechterbilder („Gender“) sind demnach eine Rollenzuschreibung von außen.“ 19 Ganz nebenbei wird die seit Jahrtausenden in allen Kulturen selbstverständliche Vorstellung von Mann und Frau als „von außen aufgezwungen“ deklariert. Aus der Sicht von B. F. Skinner war durch moderne Erziehungsmethoden auch eine vollständige „Neuprogrammierung des Menschen“ möglich: „Nach behavioristischer Auffassung kann der Mensch jetzt sein eigenes Schicksal kontrollieren: Er weiß, was getan werden muss, und wie es zu tun ist.“20 Und es wird von der Politik über „modernisierte“ Bildungspläne systematisch umgesetzt.

Wie bei allen sozialistischen Gesellschaftsentwürfen greift das Ziel hoch hinaus: „Es will nicht weniger als den neuen Menschen schaffen, und zwar durch die Zerstörung der „traditionellen“ Geschlechterrollen.“ 21 Für Martine Rothblatt, ursprünglich männlichen Geschlechts, ist die neue Gender-Welt der Inbegriff von Freiheit und Selbstbestimmung: „Wir werden eine Kultur von nie dagewesener Kreativität bezüglich persönlicher Entwicklungsmöglichkeiten schaffen. Aus der Apartheid der Geschlechter entsteht die Freiheit der Gender.“22

Allerdings stehen dieser neuen Welt die Erkenntnisse der empirischen Wissenschaft, insbesondere der Hirnforschung, entgegen. „Es gibt zahlreiche prägende neurophysiologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Diese sind weder durch Erziehung noch durch sozio-kulturelle Veränderungsbestrebungen … beeinflussbar.“23 Selbst die kanadische Feministin und Neuropsychologin Louann Brizendine sieht hier unüberwindliche Probleme: „Wir müssen uns von diesem Unisex-Gedanken verabschieden. Männer und Frauen sind verschieden, das belegen eine Vielzahl von Studien.“ 24 Aber das ficht die Gender-FeministInnen nicht an. Jede Kritik an der Gender-Theorie wird eingeordnet als „Teil der antifeministischen Bewegung. Bis heute wird mit diesem bizarren Argument jeder Einwand gegen die Gender-Theorie zurückgewiesen.“ 25

4. Dekonstruktion der Naturwissenschaft

„Ein kluger Kopf hat mal gesagt: Die Biologie ist das, was man dafür hält.“26 Diese Sicht ist inzwischen amtlich. Diese für jeden Naturwissenschaftler verblüffende Argumentation ergibt sich aber zwingend aus einem Konstruktivismus, der nun auch die Natur einbezieht. „Die Genderbewegung hat (…) kein Interesse an Objektivität. Eine objektive Wirklichkeit, die es zu erforschen gilt, existiert für sie nicht.“27

Aus dieser Sicht nimmt der Konstruktivismus allerdings bizarre Züge an: Als Wissenschaftler nach der Untersuchung der Mumie von Ramses II herausfanden, dass der Pharao wahrscheinlich an Tuberkulose gestorben war, bestritt der französische Konstruktivist Robert Latour, dass das möglich sei, weil Robert Koch das Virus erst 1882 entdeckt hatte: „Vor Koch hatte das Virus keine wirkliche Existenz.“ 28 Noch weiter geht Judith Butler. Als Professorin für Linguistik entsteht Wirklichkeit für sie erst durch Sprache. Somit ist auch Geschlecht semantisch konstruiert: „Es gibt überhaupt keinen „natürlichen“ Körper als solchen, der „vor“ der Sprache und Deutung der Kulturen liege. Radikalisiert bedeutet das, auch „Biologie“ sei Kultur.“ 29 Da aber offensichtlich Lebewesen existierten, bevor es Menschen und Sprache gab, ist diese Weltsicht so wirklichkeitsfremd, dass sie eigentlich nur zeigt, wie Ideologie selbst offensichtlichste Dinge vernebeln kann.

Die in Sachen „Dekonstruktion der Naturwissenschaft“ führende kanadische Gender-Professorin Donna Haraway fährt gleich drei Geschütze auf, um den Wahrheitsanspruch der empirischen Wissenschaft zu dekonstruieren. Das erste:

„Der Konstruktivismus lehrt, dass wir die Wirklichkeit niemals als das erkennen können, was sie wirklich ist.“ 30 Zunächst ist der Konstruktivismus für die Gender-Wissenschaft offensichtlich eine nicht hinterfragbare Prämisse und somit unwissenschaftlich. Aber es gibt einen wahren Kern in der Aussage. „Die Physik ist nicht die Beschreibung der Natur, sondern vielmehr nur die Beschreibung unserer Vorstellung von der Natur.“ Diese Aussage von Nils Bohr31 wird von Carl-Friedrich von Weizsäcker noch verschärft: „Die rationale Physik sieht … nur die Oberfläche der Wirklichkeit, die Physik erklärt nicht die Geheimnisse der Natur, sie führt sie auf tiefer liegende Geheimnisse zurück.“32 Tatsächlich werden wir nie herausfinden, „was die Welt im Innersten zusammenhält“.

Aber wenn wir heute die meisten Krankheiten medikamentös behandeln und über Kontinente hinweg kommunizieren können; wenn sich ein viele Tonnen schwerer Jumbo in die Luft erhebt oder unsere Raumsonden auf dem Mond, dem Mars und sogar auf einem Kometen landen, dann belegt das wohl eindrucksvoll, dass wir zumindest die Oberfläche der Wirklichkeit, die uns ja unmittelbar betrifft, hinreichend genau beschreiben können. Donna Haraway´s zweites Argument lautet:

„Geltende Theorien wurden bisher nur nicht falsifiziert. Wenn überhaupt, dann wissen wir nur sicher, was Wirklichkeit nicht ist.“ 33 Auch dieser Einwand ist im Prinzip richtig: Alle unsere mathematischen Modelle der Wirklichkeit müssen sich im Experiment bewähren. Aber noch so viele Bestätigungen machen eine Theorie nicht zur Wahrheit, sie kann nur falsifiziert werden. Insofern wissen wir tatsächlich nur sicher, was die Wirklichkeit nicht ist.

Aber die großen Theorien wie Newtons Mechanik wurden nicht „falsifiziert“, sondern eingeschränkt auf den Geltungsbereich, in dem sie angewandt werden können. Im „Alltagsgebrauch“ funktioniert Newtons Mechanik wunderbar. Sie versagt erst bei Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit und im atomaren Bereich. Hier greifen umfassendere Theorien wie die Relativitätstheorie bzw. die Quantenmechanik. Donna Haraways erste beide Einwände sind also prinzipiell richtig, aber praktisch irrelevant. Ihr drittes Argument lautet:

„Wissen von Forschenden kann nur in Bezug auf deren politische Position gebildet werden.“ 34 Das heißt: Der Wissenschaftler sieht die Welt durch die Brille seiner politischen Einstellung. Damit ist jede Wissenschaft letztlich Ideologie. Dann allerdings wäre auch Haraways Wissenschaft nur Ideologie. Die Schwierigkeit für Donna Haraway ist also, einerseits die Objektivitätsansprüche der Wissenschaft zu dekonstruieren, aber andererseits den eigenen Objektivitätsanspruch aufrechtzuerhalten. Deshalb ist für sie ein neuer Objektivitätsbegriff notwendig. Ihr Vorschlag: „Unterworfene Standpunkte werden bevorzugt, weil sie angemessenere, nachhaltigere, objektivere, transformierendere Darstellungen der Welt zu versprechen scheinen.“ 35

Donna Haraway argumentiert in ihren Begriffen im Sinne der „kritischen Theorie“. Die entstand aus der Forderung von Karl Marx, dass wahre Philosophie nicht über die Welt nachdenken, sondern sie verändern solle. Die „kritische Theorie“ ist nicht, wie die Naturwissenschaft, vom Interesse an Objektivität und Wahrheit geleitet, sondern ihr Ziel ist die Veränderung der bestehenden Gesellschaft. Objektiver Wissenschaft darf weder ein Dogma noch ein Konsens vorgeschaltet werden, sondern es muss methodisch korrekt geforscht werden, und diese Forschung muss ergebnisoffen sein. Gender-Theorien sind also keine Naturwissenschaft, sondern Handlungskonzepte zur Veränderung der Welt.

Dass sich Donna Haraway ihrer Sache keineswegs sicher ist, offenbart sie mit der Sentenz „zu versprechen scheinen.“ Was also, wenn das Versprechen nicht hält und der Schein trügt? Mit welchem Kriterium könnte man eine solche Theorie verifizieren oder falsifizieren? Wer bestimmt, was der „richtige“ Standpunkt ist? Man muss schon sehr naiv sein zu glauben, dass „die Unterworfenen“ jemals die Deutungshoheit über die „richtige Weltanschauung“ hatten. Erinnern wir uns: Aristoteles hatte behauptet, dass ein schwerer Stein schneller fällt als ein leichter. Das wurde 1500 Jahre so geglaubt, weil die Autorität Aristoteles´ so übermächtig war, dass niemand es wagte, seine Aussagen anzuzweifeln. Erst Galileo Galilei bewies durch seine Experimente, dass beide gleich schnell fallen. Erstmals hatte die Menschheit mit der empirischen Wissenschaft eine Methode gefunden, die Wirklichkeit unabhängig von einer „richtigen“ Weltanschauung oder der Autorität eines Forschers zu beschreiben. Galilei, Newton oder Einstein haben Ihre Forschung bestimmt nicht aus dem „unterworfenen Standpunkt“ betrieben. Wären ihre Erkenntnisse besser oder anders, wenn sie mit einer anderen politischen Einstellung gefunden worden wären?

Mit der Gender-Wissenschaft fällt die Menschheit endgültig in das vorwissenschaftliche Zeitalter zurück, nachdem wir schon auf diesem Weg sind, seit das materialistische Weltbild zur maßgeblichen Weltanschauung mutierte. Heute entscheidet in allen gesellschaftlich relevanten Bereichen die „richtige“ Weltanschauung darüber, wer auf einen Lehrstuhl berufen wird. Wer es wagte, die Evolutionslehre Darwins oder die anthropogene Klimaerwärmung in Zweifel zu ziehen, wird sicher nicht auf einen Lehrstuhl berufen. Und Forschungsgelder erhält nur, wessen Projekte den politischen Mainstream nicht in Frage stellen. So wurde beispielsweise die Forschung über die Ursachen von Homosexualität vollständig eingestellt. Das Absurdeste ist, dass an den Universitäten inzwischen etwa 200 Lehrstühle für Gender Studies eingerichtet wurden, deren erklärtes Ziel es ist, die Wissenschaft zu dekonstruieren.

5. Der große Irrtum

Natürlich kann man sich eine passende Wirklichkeit konstruieren, aber das ändert an der real existierenden nichts. Doch es hat dramatische Folgen für unsere Zukunft. So schrieb Konrad Lorenz 1982 in Voraussicht der Gender-Ideologie: „Der Irrglaube, dass man aus dem Menschen … schlechterdings alles machen kann, liegt den vielen Todsünden zugrunde, welche die zivilisierte Menschheit gegen die Natur des Menschen begeht. Es muss übelste Auswirkungen haben, wenn eine weltumfassende Ideologie samt der sich daraus ergebenden Politik auf einer Lüge begründet ist.“ 36 Da der Sozialismus von einem unrealistischen Menschenbild ausging, musste er an diesem Grundirrtum immer wieder scheitern: „Die schlichte ….. Wahrheit ist, dass der „eigentliche Mensch“ seit je da war – in seinen Höhen und Tiefen, in seiner Größe und Erbärmlichkeit, seinem Glück und seiner Qual, seiner Rechtfertigung und seiner Schuld. Der Irrtum der Utopie ist also ein Irrtum der Auffassung vom Wesen des Menschen.“37

Das falsche Menschenbild beginnt mit der Illusion, dass der Mensch frei wäre. Sigmund Freud hat wiederentdeckt, was Paulus schon im 7. Kapitel des Römerbriefes beschrieben hatte: Dass der Mensch eben nicht Herr im eigenen Hause ist. Aber diese zentrale Erkenntnis wollen die „aufgeklärten“ Zeitgenossen bis heute nicht hören, weil dann das gesamte Projekt „neuer Gender-Mensch“ schon im Ansatz gescheitert wäre. „Mit Abscheu zitiert Skinner am Schluss seines Buches ‚Was ist Behaviorismus?‘ Konrad Lorenz mit dem Satz, wonach der Menschheit die größte Gefahr dadurch drohe, dass der Mensch seiner nie ganz Herr zu werden wisse.“ Skinners Antwort: „Wenn das wahr wäre, wären wir verloren.“ 38 Also durfte es nicht wahr sein.

„Aber was geschah mit dem Bösen, der Macht der Destruktivität?“ fragte Horst-Eberhard Richter. Die Antwort: „Seiner Bewältigung dienten verschiedene geistreiche Versuche zur Verleugnung oder Relativierung. Was diese Verdrängungsmanöver bewirkten, war aber nur, die gefährlichen Kräfte unsichtbar zu machen.“ 39 Dass diese Kräfte sehr real sind, wusste besonders Freuds Schüler C. G. Jung: „Es ist nicht wahr, das wir einzig mit der Ratio und dem Willen auskommen. Wir sind ganz im Gegenteil beständig unter dem Einfluss von störenden Mächten, die Vernunft und Willen durchkreuzen, das heißt, sie sind stärker als das letztere…“ 40

Das Wesen des Menschen insgesamt, seine moralische Ambivalenz, seine Sehnsucht nach dem Paradies und seine Suche nach Sinn, waren den Materialisten seit jeher ein Rätsel. Er sei ein „Irrläufer, eine groteske Laune der Natur. Er ist Teil der Natur und doch transzendiert er die Natur. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das sich in der Natur nicht zu Hause fühlt, das sich aus dem Paradies vertrieben fühlen kann.“, 41 fand Erich Fromm. Als Jude wusste er aus seiner Bibel, dass in der Urzeit etwas Entscheidendes mit dem Menschen „schief gelaufen“ war. „Obwohl Mann und Frau einander unverhüllt gegenübertraten, schämten sie sich nicht, weil sie sich nicht als Fremde erfuhren, sondern als „eins“. Nach dem Ereignis, das wir „Sündenfall“ nennen, „empfinden sie die tiefste Scham, die es gibt: einem Mitmenschen „nackt“ gegenüberzutreten und sich dabei der gegenseitigen Entfremdung bewusst zu sein, die sie voneinander trennt.“ 42 Diese „Entfremdung“ des Menschen von sich selbst, vom Nächsten und von seiner Umwelt sieht Fromm als das zentrale Thema des Menschen: „Der Mensch aller Zeiten und Kulturen steht der Lösung dieser einen und immer gleichen Frage gegenüber: Wie die Getrenntheit überwunden, wie man das eigene individuelle Leben transzendieren und eins werden kann.“ 43

Die Lösung des Problems haben gerade neomarxistische Denker erstaunlich gut erkannt. So schrieb Theodor W. Adorno: „Jeder Mensch heute, ohne jede Ausnahme, fühlt sich zu wenig geliebt, weil jeder zu wenig lieben kann. (…) der Mangel an Liebe ist der Mangel aller Menschen ohne Ausnahme, so wie sie heute existieren.“ 44

So konnte sich die Hoffnung der Moderne mit ihrer Sicht vom Menschen als einer „biologischen Maschine“ nicht erfüllen: „Das Ziel der Aufklärung, die vollständige Befriedigung aller instinktiven Wünsche, ist nicht nur keine Basis für das Glück, sondern garantiert nicht einmal minimale seelische Gesundheit.“ 45 Bleibt ihm also nur das „Lustprinzip“, „das einzige Ziel und die entscheidende Kraft, welche die menschliche Gesellschaft entwickelt.“ 46 Aber Erich Fromm weiß, dass auch die Sexualität nur eine Scheinlösung ist: „Die sexuelle Orgie … wird zu dem verzweifelten Versuch, der durch die Getrenntheit erzeugten Angst zu entkommen und resultiert in einem immer stärker wachsenden Gefühl der Einsamkeit, da der ohne Liebe vollzogene Geschlechtsakt die Kluft zwischen zwei menschlichen Wesen höchstens für einen kurzen Augenblick überbrücken kann.“ 47

Das Fazit des Marxisten Erich Fromm ist daher: „Wenn es wahr ist – was ich darzulegen versuchte- … dass die Liebe die einzig befriedigende Antwort auf das Problem der menschlichen Existenz ist, dann muss jede Gesellschaft, die die Entwicklung zur Liebe ausschließt, an ihrem Widerspruch … zur menschlichen Natur zugrunde gehen.…“48

Die Tragik des Sozialismus ist, dass er keine Antwort auf das tiefste Bedürfnis des Menschen hat: „Liebe kann nicht gefordert oder befohlen werden, denn die Forderung nach Liebe verewigt die Kälte.“49 Was also tun, wenn es keine Lösung des eigentlichen Problems der Lieblosigkeit gibt? Der Entwicklungspsychologe Rudolf Seiß sieht hier den eigentlichen Ursprung des Sozialismus: „Durch das Gewahr-Werden der Nacktheit erkennen wir mit dem Gegenübersein die Möglichkeit des Gegnerseins und unsere Unfähigkeit, diese Kluft zu überwinden. So musste sich das sich Sehnen nach Geborgenheit und Liebe als Projektion in die Gesellschaft zum kollektivistischen sozialistischen Gesellschaftsmodell herausbilden.“ 50

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