Kitabı oku: «Begraben », sayfa 4
KAPITEL SIEBEN
Riley wirbelte herum, um zu sehen, weshalb Bill schrie. Seine Stimme erklang hinter den Bäumen auf der einen Seite des Weges.
„Was ist das?“, rief Direktor Belt.
„Was haben Sie gefunden?“, wiederholte Terzis.
„Kommen Sie einfach her.“, schrie Bill zurück.
Riley stand auf und ging in seine Richtung. Sie konnte zertretene Büsche sehen, dort wo er den Weg verlassen hatte.
„Sind Sie unterwegs?“, rief Bill und klang jetzt ein wenig ungeduldig.
Riley konnte an seinem Tonfall erkennen, dass er es ernst meinte.
Gefolgt von Belt und Terzis wanderte sie durch das Dickicht, bis sie die kleine Lichtung erreichten, auf der Bill stand. Er schaute immer noch auf den Boden.
Er hatte tatsächlich etwas gefunden.
Ein weiteres Stück Stoff war über den Boden gespannt worden, lose durch kleine Stifte an den Ecken gehalten.
„Großer Gott.“, murmelte Terzis.
„Nicht noch eine Leiche.“, sagte Belt.
Aber Riley wusste, dass es etwas anderes sein musste. Das Loch war viel kleiner als das andere und quadratisch.
Bill zog Plastikhandschuhe an, um Fingerabdrücke zu vermeiden. Dann kniete er nieder und zog das Tuch vorsichtig weg.
Alles, was Riley sehen konnte, war ein rundes Stück dunkles, poliertes Holz.
Bill nahm den hölzernen Ring vorsichtig mit beiden Händen und zog ihn nach oben.
Alle außer Bill schnappten nach Luft, über das, was er da langsam aus dem Loch holte.
„Eine Sanduhr!“, sagte Direktor Belt.
„Die größte, die ich je gesehen habe.“, fügte Terzis hinzu.
Und in der Tat, das Objekt war gut einen halben Meter breit.
„Bist du sicher, dass es keine Falle ist?“, warnte Riley.
Bill stand mit dem Objekt in der Hand auf, hielt es senkrecht und behandelte es so behutsam, wie er auch einen Sprengsatz angefasst hätte. Er stellte es aufrecht auf dem Boden neben dem Loch auf.
Riley kniete nieder und untersuchte es genau. Das Ding schien weder Drähte noch Federn zu haben. Vielleicht war etwas unter dem Sand versteckt? Sie kippte das Ding zur Seite und konnte nichts Merkwürdiges erkennen.
„Es ist nur ein großes Stundenglas.“, murmelte sie. „Und es wurde versteckt wie die Falle auf dem Weg.“
„Nicht wirklich ein Stundenglas.", sagte Bill. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Sand länger als eine Stunde lang rieselt. Es ist eine Sanduhr.“
Das Objekt erschien Riley überraschend schön. Die beiden Glaskugeln waren exquisit geformt und durch eine schmale Öffnung miteinander verbunden. Die runden hölzernen Ober- und Unterteile wurden durch drei Holzstäbe verbunden, in die dekorative Muster geschnitzt worden waren. Das Oberteil war mit einem Wellenmuster verziert. Das Holz war dunkel und gut poliert.
Riley hatte schon früher Sanduhren gesehen – viel kleinere Versionen zum Kochen, die drei, fünf oder zwanzig Minuten lang dauerten. Diese war viel, viel größer, über einen halben Meter groß.
Din untere Kugel war teilweise mit braunem Sand gefüllt.
In der oberen Kugel war kein Sand.
Direktor Belt fragte Bill: „Woher wussten Sie, dass hier etwas sein würde?“
Bill hockte neben der Sanduhr und untersuchte sie aufmerksam. Er fragte: „Fand von Ihnen noch jemand die Form der Grube merkwürdig?“
„Ja, ich“, sagte Riley. „Die Enden des Lochs wurden keilförmig gegraben.“
Bill nickte.
„Es hatte in etwa die Form eines Pfeils. Der Pfeil zeigte auf die Stelle, an der sich der Weg wegbog, und einige der Büsche waren zertreten. Also bin ich einfach dorthin gegangen, wo der Pfeil hinzeigte.“
Direktor Belt starrte immer noch erstaunt auf die Sanduhr.
„Nun, wir haben Glück, dass Sie es gefunden haben.“, sagte er.
„Der Mörder wollte, dass wir hier nachsehen.“, murmelte Riley. „Er wollte, dass wir das herausfinden.“
Riley blickte auf Bill, dann auf Jenn. Sie konnte erkennen, dass sie genau das dachten, was sie dachte.
Der Sand in der Sanduhr war fertig gelaufen.
Irgendwie, auf eine Weise, die sie noch nicht verstanden, bedeutete das, dass sie kein Glück haben würden.
Riley sah Belt an und fragte: „Hat einer deiner Männer so einen Sanduhr am Strand gefunden?“
Belt schüttelte den Kopf und sagte: „Nein.“
Riley fühlte eine dunkle Ahnung in sich aufsteigen.
„Dann haben Sie nicht gründlich genug gesucht.“, sagte sie.
Belt und Terzis waren einen Augenblick lang sprachlos. Sie sahen aus, als könnten sie ihren Ohren nicht trauen.
Dann sagte Belt: „Schauen Sie, so etwas wäre sicher aufgefallen. Ich bin sicher, dass in der näheren Umgebung nichts war.“
Riley runzelte die Stirn. Dieses so sorgsam platzierte Ding musste einfach wichtig sein. Sie war sich sicher, dass die Polizei eine weitere Sanduhr übersehen hatte.
Genau wie sie, Bill und Jenn, als sie selbst am Strand gewesen waren. Wo könnte sie sein?
„Wir müssen zurückgehen und nachsehen.“, sagte Riley.
Bill trug die riesige Sanduhr zum Geländewagen. Jenn öffnete den Kofferraum, und sie und Bill legten das Objekt hinein und stellten sicher, dass es gegen jede scharfe oder plötzliche Bewegung gesichert war. Sie bedeckten es mit einer Decke, die im Geländewagen gelegen hatte.
Riley, Bill und Jenn stiegen in den Geländewagen und folgten dem Auto des Polizeidirektors zurück zum Strand.
Die Zahl der Reporter, die sich auf dem Parkplatz versammelt hatten, war gestiegen, und sie wurden immer aggressiver. Als Riley und ihre Kollegen durch sie hindurchliefen und am gelben Band vorbeigingen, fragte sie sich, wie lange sie noch in der Lage sein würden, ihre Fragen zu ignorieren.
Als sie den Strand erreichten, befand sich die Leiche nicht mehr in der Grube. Das Team des Gerichtsmediziners hatte es bereits in ihren Kastenwagen Van geladen. Die örtliche Polizei suchte das gebiet immer noch nach Spuren ab.
Belt sprach zu seinen Männern, die sich um ihn versammelt hatten.
„Hat hier jemand eine Sanduhr gesehen?“, fragte er. „Es sieht aus wie eine riesige Sanduhr, mindestens 70 cm groß.“
Die Polizisten waren über diese Frage sichtlich verblüfft. Sie schüttelten die Köpfe und verneinten.
Riley wurde langsam ungeduldig.
Irgendwo hier muss etwas sein, dachte sie. Sie ging auf einen nahegelegenen Grasplatz und schaute sich um. Aber sie konnte keine Sanduhr sehen, nicht einmal aufgewühlten Sand, der auf etwas frisch Vergrabenes hindeuten würde.
Oder hatte ihre Intuition ihr einen Streich gespielt? Manchmal passierte das.
Diesmal nicht, dachte sie.
Sie war sich sicher.
Sie ging zurück und schaute sich noch einmal das Loch an. Es war ganz anders als das im Wald. Es war flacher und formloser. Der Mörder hätte den trockenen Sand am Strand nicht zu einem Pfeil formen können, wenn er es versucht hätte.
Sie drehte sich um und blickte in alle Richtungen.
Sie sah weit und breit nur Sand und die Brandung.
Die herrschte Ebbe. Natürlich hätte der Mörder eine aus nassem Sand eine Art Pfeilskulptur formen können, aber der wäre dann sofort sichtbar gewesen. Wenn sie nicht zerstört worden war, hätte man eine solche Skulptur immer noch sehen können müssen.
Sie fragte die anderen: „Haben Sie hier noch jemanden gesehen, außer dem Mann mit dem Hund, der die Leiche gefunden hat?“
Die Polizisten zuckten mit den Achseln und sahen sich an.
Einer von ihnen sagte: „Niemanden außer Rags Tucker.“
Riley horchte auf.
„Wer ist das?“, fragte sie.
„Nur ein exzentrischer alter Strandbewohner.“, sagte Direktor Belt. „Er lebt da drüben in einem kleinen Wigwam.“
Belt deutet den Strand hinunter, dorthin wo sich das Ufer in einer Kurve von ihnen weg bog.
Riley wurde jetzt zornig.
„Warum haben Sie ihn vorher nie erwähnt?“, fragte sie ungehalten.
„Es hatte keinen Zweck.“, sagte Belt. „Wir haben schon direkt nach unserer Ankunft mit ihm gesprochen. Mit dem Mord hat er nichts zu tun. Er sagt, er habe noch geschlafen, als es passierte.“
Riley stöhnte vor Ärger.
„Wir werden dem Kerl jetzt einen Besuch abstatten.“, sagte sie.
Gefolgt von Bill, Jenn und Direktor Belt, ging sie den Strand entlang.
Als sie liefen, sagte Riley zu Belt: „Ich dachte, Sie hätten den Strand abgeriegelt.“
„Haben wir.“, sagte Belt.
„Wie zum Teufel kommt es dann, dass noch jemand hier ist?“, fragte Riley.
„Nun, wie ich schon sagte, Rags lebt eben hier.“, sagte Belt. „Es schien nicht sinnvoll, ihn zu evakuieren. Außerdem hat er keinen anderen Ort, an den er könnte.“
Nachdem sie in die Kurve eingebogen waren, führte Belt sie über den Strand zu einem grasbewachsenen Hügel. Die Gruppe watete durch den weichen Sand und das hohe Gras bis zur Spitze des Hügels. Von dort aus konnte Riley etwa hundert Meter entfernt ein kleines provisorisch aussehendes Wigwam erkennen.
„Das ist das Haus des alten Rags.“, sagte Belt.
Als sie näher kamen, sah Riley, dass es mit Plastiktüten und Decken bedeckt war. Hier hinter dem Hügel lag es außer Reichweite der Flut. Um das Wigwam herum lagen Decken, die mit einer bunten Auswahl an Gegenständen bedeckt waren.
Riley sagte zu Belt: „Erzählen Sie mir von diesem Rags Tucker. Gibt es in Belle Terre keine Vorschriften gegen Landstreicherei?“
Belt kicherte ein wenig.
Er sagte: „Nun ja, aber Rags ist nicht gerade ein typischer Landstreicher. Er ist so farbenfroh, und die Leute mögen ihn, vor allem Touristen. Und er ist kein Verdächtiger, glauben Sie mir. Er ist der harmloseste Kerl der Welt.“
Belt zeigte auf die Details der Decke.
„Mit all dem komischen Zeug, das er hier hat, führt er so eine Art Geschäft. Er sammelt Müll vom Strand auf, und die Leute kommen vorbei, um Sachen zu kaufen oder Dinge einzutauschen, die sie nicht mehr wollen. Meistens ist es nur ein Vorwand, um mit ihm zu reden. Das macht er den ganzen Sommer, solange das Wetter hier angenehm ist. Er schafft es, genug Geld zusammenzubekommen, um den Winter über eine billige kleine Wohnung in Sattler zu mieten. Sobald das Wetter wieder schön ist, kommt er hierher zurück.“
Als sie näher kamen, konnte Riley die Objekte deutlicher sehen. Es war wirklich eine bizarre Sammlung, bestehend aus Treibholz, Muschelschalen und anderen Naturgegenständen, aber auch alte Toaster, kaputte Fernseher, alten Lampen und anderen Objekte, die die Besucher zweifellos für ihn mitgebracht hatten, waren darunter.
Als sie an den Rand der gespannten Decken kamen, rief Belt: „Hey, Rags. Ich möchte gern noch etwas mit dir bereden.“
Eine raue Stimme antwortete aus dem Inneren des Wigwams.
„Ich sagte doch bereits, ich habe niemanden gesehen. Hast du den Widerling noch nicht gefangen? Ich mag die Idee nicht, dass ein Mörder an meinem Strand herumlauft. Ich hätte es dir schon gesagt, wenn ich etwas gewusst hätte.“
Riley ging auf den Wigwam zu und rief: „Rags, ich muss mit Ihnen reden.“
„Wer sind Sie?“
“FBI. Ich frage mich, ob Sie vielleicht auf eine große Sanduhr gestoßen sind. Sie wissen schon, so eine Art Stundenglas.“
Ein paar Minuten lang blieb die Antwort aus. Dann zog eine Hand innerhalb des Wigwams ein Laken zur Seite, das die Öffnung bedeckte.
Drinnen saß ein dürrer Mann im Schneidersitz, seine großen Augen starrten sie an.
Und direkt vor ihm stand eine riesige Sanduhr.
KAPITEL ACHT
Der Mann im Wigwam starrte Riley aus großen grauen Augen an. Rileys Aufmerksamkeit wechselte zwischen dem Landstreicher und der großen Sanduhr vor ihm hin und her. Es fiel ihr schwer, sich zu entscheiden, was verblüffender war.
Rags Tucker hatte lange graue Haare und einen Bart, der bis zur Taille hing. Seine zerfetzte, locker sitzende Kleidung passte perfekt zu seinem Namen.
Natürlich fragte sie sich ...
Ist dieser Typ ein Verdächtiger?
Es schein ihr schwer vorstellbar. Seine Gliedmaßen waren spindeldürr, und er schien kaum robust genug, um einen dieser Morde begangen haben zu können. Er strahlte Harmlosigkeit aus.
Riley vermutete, dass sein schmuddeliges Aussehen eine Art Pose war. Er roch nicht schlimm, zumindest von dort, wo sie stand, und seine Kleidung sah zwar abgenutzt, jedoch sauber aus.
Was die Sanduhr betraf, so sah sie jener anderen, die sie in der Nähe des Waldwegs gefunden hatten, sehr ähnlich. Sie war über einen halben Meter groß, mit gewellten Furchen auf der Oberseite und drei gekonnt geschnitzten Stäben, die den Rahmen zusammenhielten. Mit der anderen identisch war sie jedoch nicht. Zum einen war das Holz nicht mehr so dunkelbraun, und, obwohl die geschnitzten Muster sich ähnelten, sahen sie nicht wie exakte Nachbildungen der Motive aus, die sie auf der ersten Sanduhr gesehen hatten.
Aber diese kleinen Abweichungen waren nicht die wichtigste Unterschied zwischen den beiden.
Der lag im Sand, der den Zeitablauf anzeigte. In der Uhr, die Bill unter den Bäumen gefunden hatte, war der gesamte Sand in der unteren Kugel. Aber in dieser Uhr war der größte Teil des Sandes noch in der oberen Kugel.
Die Sandkörner waren in Bewegung und rieselten langsam in die Kugel darunter.
Riley war sich einer Sache sicher–– der Mörder hatte sie dazu gebracht, diese Uhr zu finden, so sicher, wie er sie ich dazu gebracht hatte, die Andere zu finden.
Tucker sprach endlich. „Woher wussten Sie, dass ich sie habe?“, fragte er Riley.
Riley holte ihre Dienstmarke heraus.
„Ich stelle die Fragen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“, sagte sie mit ruhiger Stimme. „Woher haben Sie sie denn?“
Tucker zuckte mit den Achseln.
„Sie war ein Geschenk.“, sagte er.
„Von wem?“, fragte Riley.
„Von den Göttern vielleicht. So weit ich das sagen kann, muss sie vom Himmel gefallen sein. Das ist die beste Theorie, die ich habe. Als ich heute Morgen zum ersten Mal nach draußen blickte, sah ich sie sofort da drüben auf den Decken bei meinen anderen Sachen stehen. Ich holte sie rein und ging wieder schlafen. Seit meinem erneuten Erwachen sitze ich nun schon eine Weile hier und schaue sie mir an.“ Er starrte fest auf die Sanduhr.
„Ich habe noch nie gesehen, wie die Zeit vergeht.“, sagte er. „Es ist eine einzigartige Erfahrung. Es fühlt sich an, als würde die Zeit gleichzeitig langsam und schnell vergehen. Und sie gibt einem so ein Gefühl, als seien die Dinge unausweichlich. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen, wie man so schön sagt.“
Riley fragte Tucker: „Lief der Sand schon so, als Sie die Uhr gefunden haben, oder haben Sie sie umgedreht?“
„Ich habe sie so gelassen, wie sie war.“, sagte Tucker. „Glauben Sie, ich würde es wagen, den Lauf der Zeit zu ändern? Mit den Dingen des Kosmos lege ich mich nicht an. So dumm bin ich nicht.“
Nein, er ist überhaupt nicht dumm, dachte Riley bei sich.
Sie fühlte, dass sie anfing, Rags Tucker mit jedem Augenblick, den ihr Gesprächs andauerte, besser zu verstehen. Seine verwirrte und zerlumpte Strandräuberpersönlichkeit wurde sorgfältig zur Unterhaltung der Besucher kultiviert. Er hatte sich hier in Belle Terre in eine lokale Attraktion verwandelt. Und von dem, was Direktor Belt ihr über ihn erzählt hatte, wusste Riley, dass er damit daraus ein bescheidenes Einkommen generierte. Er hatte sich lokal etabliert und die unausgesprochene Erlaubnis erhalten, genau dort zu leben, wo er sein wollte.
Rags Tucker war hier, um zu unterhalten und unterhalten zu werden.
Es dämmerte Riley, dass dies eine heikle Situation war.
Sie würde ihm die Sanduhr abnehmen müssen. Das wollte sie schnell und ohne viel Aufhebens machen.
Aber würde er bereit sein, sie ihr zu geben?
Obwohl sie die Gesetze zur Durchsuchung und Beschlagnahme sehr gut kannte, war sie sich überhaupt nicht sicher, inwiefern sie sich auf einen Landstreicher, der in einem Wigwam auf öffentlichem Grund und Boden lebte, anwenden ließen.
Sie kümmerte sich also lieber selbst darum, ohne sich vorher einen Durchsuchungsbefehl zu beschaffen. Aber sie musste dabei vorsichtig vorgehen.
Sie sagte zu Tucker: „Wir glauben, dass derjenige, der die beiden Morde begangen hat, sie hier gelassen hat.“
Tuckers Augen weiteten sich.
Dann sagte Riley: „Wir müssen diese Uhr mitnehmen. Sie könnte ein wichtiges Beweismittel sein.“
Tucker schüttelte langsam den Kopf.
Er sagte: „Sie vergessen das Gesetz des Strandes.“
„Welches wäre?“, fragte Riley.
„Finderlohn. Außerdem, sollte es wirklich ein Geschenk der Götter sein, sollte ich es nicht fortgeben. Ich möchte den Willen des Kosmos nicht verletzen.“
Riley analysierte seinen Blick. Sie konnte erkennen, dass er nicht verrückt oder wahnhaft war––auch wenn er sich manchmal so verhielt. Das war alles Teil der Show.
Nein, dieser Landstreicher wusste genau, was er tat und sagte.
Er macht Geschäfte, dachte Riley.
Riley öffnete ihre Brieftasche, nahm einen 20-Dollar-Schein heraus und bot ihm diesen an.
Sie sagte: „Vielleicht hilft das, die Dinge mit dem Kosmos in Ordnung zu bringen.“
Tucker deutet ein Grinsen an.
„Ich weiß nicht.“, sagte er. „Das Universum kann heutzutage ziemlich teuer sein.“
Riley hatte den Eindruck, dass sie das Spiel des Mannes verstanden hatte und auch, wie sie mitspielen konnte.
Sie sagte: „Es dehnt sich immer weiter aus, was?“
„Ja, seit dem Urknall.“, sagte Tucker. Er rieb sich die Finger und fügte hinzu: „Und wie ich höre, macht es aktuell eine neue Inflationsphase durch.“
Riley kam nicht umhin, die Klugheit und Kreativität dieses Mannes zu bewundern. Sie dachte, dass es besser wäre, bald einen Deal mit ihm abzuschließen, bevor das Gespräch zu abwegig wurde, als dass sie es noch zu einem sinnvollen ende hätte bringen können. Sie nahm einen weiteren 20-Dollar-Schein aus ihrer Brieftasche.
Tucker riss ihr beide Zwanziger aus der Hand.
„Sie gehört Ihnen.“ sagte er. „Passen Sie gut darauf auf. Ich habe das starke Gefühl, da ist etwas wirklich Mächtiges an dem Ding.“
Riley dachte, dass er Recht hatte––wahrscheinlich mehr, als er wissen konnte.
Mit einem Grinsen fügte Rags Tucker hinzu: „Ich denke, Sie können damit umgehen.“
Bill zog seine Handschuhe wieder an und näherte sich der Uhr, um sie mitzunehmen.
Riley sagte zu ihm: „Sei vorsichtig, halte sie so ruhig wie möglich. Wir sollten möglichst nicht beeinflussen, wie schnell sie läuft.“
Als Bill die Uhr in die Hand nahm, sagte Riley zu Tucker: „Danke für die Hilfe. Vielleicht werden wir wiederkommen, um weitere Fragen zu stellen. Ich hoffe, Sie sind dann verfügbar.“
Tucker zuckte mit den Achseln und sagte: „Ich werde hier sein.“
Als sie sich umdrehten, fragte Direktor Belt Riley: „Was glauben Sie, wie viel Zeit bleibt noch, bis der ganze Sand nach unten geflossen ist?“
Riley erinnerte sich, dass der Gerichtsmediziner gesagt hatte, beide Morde hätten gegen sechs Uhr morgens stattgefunden. Riley schaute auf ihre Uhr. Es war jetzt fast elf. Sie rechnete kurz.
Riley sagte zu Belt: „Der Sand wird in etwa neunzehn Stunden durchgelaufen sein.“
„Was passiert dann?“, fragte Belt.
„Jemand wird sterben.“, sagte Riley.
KAPITEL NEUN
Riley bekam Rags Tuckers Worte nicht mehr aus dem Kopf.
„Und sie gibt einem so ein Gefühl, als seien die Dinge unausweichlich.“
Sie und ihre Kollegen machten sich auf den Weg zurück zum Tatort. Bill trug die Sanduhr, und Jenn und Direktor Belt unterstützten ihn dabei, die Uhr ruhig zu halten. Sie versuchten, den Sandstrom in der Sanduhr nicht zu beeinflussen. Und natürlich war es der fallende Sand, von dem Rags gesprochen hatte.
Unvermeidlichkeit.
Als sie bei dem Gedanken erschauderte, wurde ihr klar, dass dies genau der Effekt war, den der Mörder im Sinn gehabt hatte.
Er wollte, dass sie seinen bevorstehenden Mord wie einen sich zuziehenden Knoten der Unausweichlichkeit erlebten.
Es war seine Art, sie zu provozieren.
Riley wusste, dass sie sich nicht zu sehr verunsichern lassen durften, aber sie befürchtete, dass es nicht einfach werden würde.
Als sie sich durch den Sand schleppte, nahm sie ihr Handy hervor und rief Brent Meredith an.
Als er antwortete, sagte sie: „Sir, wir sind in einer ernsten Lage.“
„Um was geht es?“, fragte Meredith.
„Unser Mörder wird alle 24 Stunden zuschlagen.“
„Herrgott.“, sagte Meredith. „Woher wissen Sie das?“
Riley war kurz davor, ihm alles zu erklären, überlegte es sich aber nochmal anders. Noch besser wäre es, wenn ihr Chef beide Uhren sehen könnte.
„Wir sind auf dem Weg zurück zum Geländewagen.“, sagte Riley. „Sobald wir da sind, rufe ich Sie zu einer Videokonferenz an.“
Riley beendete den Anruf gerade, als sie zurück zum Tatort kamen. Belts Leute suchten im Moorgras immer noch nach Hinweisen. Die Polizisten staunten nicht schlecht über den Anblick von Bill, der die riesige Sanduhr trug.
„Was zum Teufel ist das?“, fragte einer der Polizisten.
„Ein Beweismittel.“, sagte Belt.
Es kam Riley in den Sinn, dass das Letzte, was sie jetzt wollten, war, dass Reporter einen Blick auf die Uhr warfen. Wenn das passierte, würden sich Gerüchte verbreiten, die die Situation noch verschlimmern würden. Und es würden sicher noch Reporter auf dem Parkplatz lauern. Sie wussten bereits, dass zwei Menschen lebendig begraben worden waren. An dieser Geschichte nicht würden sie dranbleiben wollen.
Sie wandte sich an Direktor Belt und fragte: „Kann ich mir Ihre Jacke ausleihen?“
Belt zog seine Jacke aus und gab sie ihr. Riley legte sie vorsichtig über die Sanduhr und bedeckte sie vollständig.
„Kommt schon.“, sagte Riley zu Bill und Jenn. „Lasst uns versuchen, sie zu unserem Fahrzeug zu bringen, ohne all zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.“
Als sie und ihre beiden Kollegen den abgesperrten Bereich verließen, sah Riley, dass noch mehr Reporter eingetroffen waren. Sie drängten sich um Bill und wollten wissen, was er bei sich trug.
Riley zuckte zusammen, als sie sich um Bill drängelten, der versuchte, die Sanduhr so ruhig wie möglich zu halten. Das Drängeln allein könnte schon ausreichen, um den Sandstrom zu stören. Schlimmer noch, jemand könnte Bill die Sanduhr aus den Händen schlagen.
Sie sagte zu Jenn: „Wir müssen sie von Bill fernhalten.“
Sie und Jenn drängten sich durch die Menge und befahlen den Journalisten, sich zurückzuziehen.
Die Reporter gehorchten überraschend schnell und standen herum und glotzten.
Riley erkannte schnell....
Wahrscheinlich denken sie, dass es eine Bombe ist.
Immerhin war ihr und ihren Kollegen im Wald diese Möglichkeit in den Sinn gekommen, als Bill die erste Sanduhr aufgedeckt hatte.
Riley schauderte bei dem Gedanken an die Schlagzeilen, die das geben würde, und die Panik, die darauf folgen würde.
In scharfem Ton sagte sie zu den Reportern: „Es handelt sich nicht um einen Sprengsatz. Es sind nur Beweise. Und diese sind zerbrechlich.“
Ein erneuter Chor von Stimmen fragte, um was es sich handle
Riley schüttelte den Kopf und wandte sich von ihnen ab. Bill hatte den Geländewagen erreicht, und so beeilten sie und Jenn sich, ihn einzuholen. Sie stiegen ein und befestigten vorsichtig die neue Sanduhr neben der anderen, die immer noch mit einer Decke bedeckt war.
Die Reporter drängelten sich schnell um den Wagen und schrien ihre Fragen.
Riley stöhnte vor Frustration.Von neugierigen Leuten umgeben, würden sie nie dazu kommen, den Fall zu lösen.
Riley setzte sich ans Steuer und fuhr langsam los. Ein besonders entschlossener Reporter versuchte, ihr den Weg zu versperren, indem er sich direkt vor das Fahrzeug stellte. Sie ließ die Sirene des Fahrzeugs ertönen und verschreckte ihn. Dann fuhr sie den Geländewagen vom Parkplatz und ließ die Schar an Reporter hinter sich.
Nachdem sie etwa einen halbe Kilometer gefahren waren, fand Riley eine abgelegene Stelle, wo sie das Fahrzeug parken konnte.
Dann sagte sie zu Jenn und Bill: „Das Wichtigste zuerst. Wir müssen die Sanduhren sofort nach Fingerabdrücken absuchen.“
Bill nickte und sagte: „Da ist ein Koffer im Handschuhfach.“
Als Jenn und Bill zu arbeiten begannen, holte Riley ihr Tablet heraus und führte sprach im Video Call mit Brent Meredith.
Zu ihrer Überraschung war Merediths Gesicht nicht das einzige, das auf ihrem Bildschirm erschien. Es gab acht weitere Gesichter, darunter auch ein babyhaftes, sommersprossiges Gesicht, das Riley alles andere als glücklich machte.
Es war Spezialagent Carl Walder, Merediths Vorgesetzter an der BAU.
Riley unterdrückte einen Seufzen der Entmutigung. Sie hatte sich schon oft mit Carl Walder gestritten.
Tatsächlich hatte er sie mehrmals suspendiert und sogar gefeuert.
Aber warum war er bei diesem Anruf dabei?
Mit einem nur spärlich verdeckten Knurren sagte Meredith: „Agent Paige, Direktor Walder war so freundlich, sich uns für dieses Gespräch anzuschließen. Und er hat ein Team zusammengestellt, das uns bei diesem Fall unterstützt.“
Als Riley den verärgerten Ausdruck auf Merediths Gesicht sah, verstand sie die Situation genau.
Carl Walder hatte den ganzen Morgen lang den Fall verfolgt. Als er herausfand, dass Riley um eine Videokonferenz mit Meredith gebeten hatte, rief er seine eigene Gruppe von Agenten zusammen. Im Moment saßen sie alle in ihren separaten Büros und Kabinen der BAU mit ihren zur Konferenzschaltung eingerichteten Computern.
Riley konnte nicht anders, als finster dreinzuschauen. Der arme Brent Meredith musste sich gefühlt haben, als wäre er in einen Hinterhalt geraten. Riley war sich sicher, dass Walder, wie immer, die Logenplätze für sich beanspruchte. Und indem er ein eigenes Team einbrachte, signalisierte er ganz ungeniert sein mangelndes Vertrauen in Rileys Professionalität.
Glücklicherweise waren einige der Leute, die Walder mitgebracht hatte, Leute, mit denen sie bereits gearbeitet hatte und denen sie vertraute. Sie sah Sam Flores, einen streberhaften und brillanten Labortechniker, und Craig Huang, einen vielversprechenden jungen Außendienstmitarbeiter, dem sie als Mentorin diente.
Aber das Letzte, was sie jetzt brauchte, war ein Team, das sie managen und organisieren musste. Sie wusste, dass sie am besten mit Bill und Jenn zusammenarbeiten würde.
Carl Walder sah recht zufrieden mit sich selbst aus und sagte:
„Ich habe gehört, Sie haben Informationen für uns, Agentin Paige. Ermutigende Neuigkeiten, hoffe ich.“
Riley schluckte ihre Wut herunter. Sie war sich sicher, dass er vom Gegenteil überzeugt war.
„Ich fürchte nicht, Sir.“, sagte sie.
Sie hielt ihr Tablet, damit die Gruppe die Sanduhren sehen konnte, die Bill und Jenn auf der Suche nach Fingerabdrücken geschickt bestäubten.
Riley sagte: „Wie Sie sehen können, arbeiten die Agenten Jeffreys und Roston hier mit mir. Wir haben an jedem der beiden Mordorte eine Sanduhr gefunden. Die fertig durchgelaufene war in der Nähe der ersten Leiche versteckt. Wir haben diejenige, die immer noch läuft, nicht weit weg von der Stelle, wo das zweite Opfer begraben wurde, gefunden. Wir schätzen, dass sie morgen früh gegen sechs Uhr abläuft.“
Riley konnte ein deutliches Schnaufen hören und sah den Schock auf den Gesichtern, die sie vom Bildschirm aus anstarrten––mit Ausnahme des Gesichts von Walders.
„Was glauben Sie, was es bedeutet?“, fragte Walder freundlich.
Riley schaffte es gerade so, dass ihre Stimme nicht vor Verachtung triefte, als sie sprach. Walder war offensichtlich die einzige Person in der Gruppe, die es nicht sofort begriffen hatte.
Riley sagte: „Es bedeutet, Sir, dass jemand anderes sterben wird, wenn diese Sanduhr abläuft. Und wer auch immer es ist, wird lebendig begraben werden, genau wie die ersten beiden Opfer.“
Walders Augen weiteten sich.
„Das darf nicht passieren.“, sagte er. „Ich befehle Ihnen, das nicht zuzulassen.“
Rileys Verzweiflung stieg. Wie üblich gab Walder völlig sinnlose Befehle––als ob hier jemandem gesagt werden müsste, dass ein dritter Mord verhindert werden müsse.
Walder drehte seinen eigenen Computer, um die Uhr an seiner Bürowand anzuzeigen.
Er sagte: „Es ist jetzt ein Uhr. Wir werden die Uhr nicht ablaufen lassen. Und wir geben den Medien nicht genug Zeit, um eine Panik auszulösen. Sie arbeiten bereits an dieser Geschichte. Ich erwarte, dass Sie den Mörder vor sechs Uhr heute Abend festnehmen. Und jetzt überlasse ich Sie Ihrer Arbeit.“
Carl Walder verschwand plötzlich vom Bildschirm. Riley konnte Erleichterung auf allen anderen Gesichtern sehen. Sie wusste auch, dass sie genau das dachten, was sie dachte. Walders Auftritt hatte genau so lange gedauert, wie er gebraucht hatte, um seine Position zu demonstrieren und den Anschein zu wahren, dass er das Sagen hat. Echte Führungsverantwortung zu übernehmen, war nicht sein Stil.
Und was war mit seiner 6-Uhr-Frist?
Nun, offensichtlich wollte er den Fall abschließen, bevor er nach Hause zum Abendessen ging. Auf diese Weise konnte er die volle Anerkennung dafür bekommen, dass die Sache geklärt worden war, ohne dabei viel Mühe zu haben.
Wie auch immer, jetzt konnten sie zur Sache kommen.
Riley fragte: „Gibt es irgendwelche Fragen?“
„Was haben Sie bis jetzt alles, um ein Profil des Mörders zu erstellen?“, fragte Craig Huang.
„Noch nicht viel.“, sagte Riley. „Ich habe ein Bauchgefühl. Ich vermute, dass er sehr charmant ist und die Leute ihm vertrauen, wenn sie ihn zum ersten Mal treffen.“
Riley wandte sich an Bill und Jenn, die immer noch den Sanduhr bestäubten und dem Gespräch zuhörten.
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