Kitabı oku: «Bevor er Tötet», sayfa 14
Fünf Minuten später raste sie nach Hause und über dachte den einen Gedanken.
Gott ist das Zentrum aller Dinge.
Die Uhr auf ihrem Armaturenbrett zeigte 20:46 Uhr, doch Mackenzie wusste, dass ihre Nacht gerade eben erst begann.
Denn wenn sie Recht hatte, dann wusste sie, wo sie den Mörder finden konnte.
KAPITEL DREISSIG
Sobald sie nach Hause angekommen war, ging Mackenzie direkt zu ihrer Couch zu dem Papierstapel, den sie auf dem Kaffeetisch zurückgelassen hatte. Auf gewisse Weise war es ironisch, dachte sie, dass sie der Meinung gewesen war, ohne Zack ein ordentlicheres Zuhause zu haben, doch nun wurde die Unordnung von ihrer Arbeit verursacht. Einen kurzen Moment lang fragte sie sich, was er wohl gerade tat. Doch der Gedanke hielt nur ein paar Sekunden. Er wurde von dem Gedanken ersetzt, der sie auf dem Heimweg schon begleitet und ihr Gehirn aufgewühlt hatte.
Gott ist das Zentrum aller Dinge.
Sie wühlte sich durch die Dokumente auf dem Tisch und fand zwei Karten – die der Zufluchtsstädte des Alten Testaments und die Karte, die die Gegend mit einem Radius von einhundert Meilen abbildete. Sie legte die beiden übereinander und betrachtete sie nachdenklich. Dann konzentrierte sie sich auf die Karte der Umgebung und starrte auf die Kreuze, die sie mit einem schwarzen Textmarker darauf markiert hatte. Nachdem sie mit dem Finger darübergefahren war, verband sie alles Kreuze mit einer Linie, wodurch ein Kreis entstand.
Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Inneren des Kreises zu. Sie nahm sich einen Stift, mit dem sie die sechs „Städte“ wie Speichen eines Rades miteinander verband.
Gott ist das Zentrum aller Dinge.
Die Linien trafen sich in der Mitte des Kreises. Sie zeichnete einen kleineren Kreis um die Stelle, an der sich die Linien überschnitten. Es war ein Teil der Stadt, nicht weit von dem Ort entfernt, an dem sie vor ein paar Tagen Clive Traylor festgenommen hatten. An der markierten Stelle war ein Fluss eingezeichnet, es war der Danvers River, einer kleinen Wasserstraße, die an mehreren heruntergekommenen Grundstücken vorbeiführte und schließlich in den Sapphire Lake mündete.
Anhand der Karte konnte man es nur schwer erkennen, doch sie war sich sicher, dass ihr neuer kreis zwei oder drei verschiedene Straßen einschloss sowie einen kleinen Wald, der die westlichen Gebiete der Stadt von dem Rand des Sapphire Lakes trennte.
Das war der Tötungsort – der zentrale Punkt zwischen den Mordstellen, den sogenannten Städten. Wenn dieser Mann dachte, dass er auf gewisse Weise Gott wäre und unter der Führung Gottes arbeitete, dann würde er sich vermutlich als Zentrum von all dem sehen. Und wenn Gott das Zentrum aller Dinge war, dann war dieser zentrale Punkt sehr wahrscheinlich sein Zuhause.
Einen Moment lang saß sie einfach nur dort, ein bekanntes Gefühl der Aufregung baute sich in ihrem Herzen auf. Sie wusste, dass sie eine Entscheidung treffen musste, die wahrscheinlich über ihre Karriere entscheiden konnte. Sie könnte Nelson anrufen und ihm diese Informationen zukommen lassen, doch sie war sich ziemlich sicher, dass er nicht rangehen würde. Und selbst wenn er sie ernst nehmen würde, hatte sie immer noch die Sorge, dass sich die Spur als falsche Fährte erweisen könnte.
Die Tatsache, dass sie an der neuen Mordstelle eine präparierte Holzstange gefunden hatten, bedeutete, dass der Mörder bereit war, erneut zuzuschlagen. Was, wenn er schon eine Frau für sein nächstes Opfer überwältigt hatte? Und was, wenn er seine Denkweise änderte, jetzt, da seine anderen drei Mordschauplätze unter Beobachtung standen?
Zur Hölle damit, dachte sie.
Mackenzie sprang auf die Füße, wobei sie in ihrer Eile und Aufregung die Papiere von ihrem Tisch stieß. Sie ging ins Schlafzimmer, wo sie ihre Dienstwaffe holte und diese an ihrem Gürtel befestigte. In dem Moment klingelte ihr Handy. Das plötzliche und unerwartete Geräusch erschreckte sie leicht und sie musste sich erst beruhigen, bevor sie abnahm. Als sie auf das Display schaute, sah sie, dass es wieder Ellington war.
„Hallo?“, fragte sie.
„Oh, wow“, meinte Ellington. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie rangehen. Ich wollte Ihnen eigentlich eine Nachricht hinterlassen, dass ich für heute Schluss mache und Sie bitten, dass Sie mich morgen mit Neuigkeiten über die Verhaftung anrufen. Soweit seid ihr noch nicht, oder?“
„Oh, ich musste kurz weg und bin gerade erst zurückgekommen. Er war nicht der Mörder.“
Er verstummte.
„Und das haben Sie in weniger als einer halben Stunde herausgefunden?“
„Ja. Es war offensichtlich. Nelson und seine Männer, nun ja, sie waren nicht gerade bei der Sache.“
„Zu eifrig, jemanden festzunehmen?“
„Sowas die Art“, entgegnete sie, während sie den Verschluss ihrer Waffe am Gürtel schloss.
„Geht es Ihnen gut?“, fragte Ellington. „Es hört sich an, als hätten Sie es eilig.“
Sie hätte es ihm fast nicht gesagt – sie hätte ihre neue Theorie fast für sich behalten. Wenn sich herausstellte, dass sie falsch lag, könnte es ziemlich hässlich werden – vor allem, wenn jemand vorher wusste, was sie vorhatte. Und doch spürte sie, dass sie richtiglag, sie spürte es in ihrem Herzen, in ihrem Bauch, in ihren Knochen. Und wenn sie doch etwas übersah oder voreilige Schlüsse zog, dann war Ellington der logisch denkendste Mensch, den sie kannte.
„White?“
„Ich glaube, ich habe etwas herausgefunden“, erwiderte Mackenzie. „Über den Mörder und wo er lebt.“
„Was?“ Er schien schockiert zu sein. „Wie sind Sie denn darauf gekommen?“
Sie erzählte ihm schnell von ihrer Unterhaltung mit Pastor Hooks und wie sie das Zentrum aller Dinge auf der Karte gefunden hatte. Als sie es laut aussprach, war sie immer mehr der Überzeugung, dass sie die Lösung gefunden hatte. Dies war endlich die richtige Spur, die sie zu dem Mörder führen würde.
Als sie endete, herrschte am anderen Ende der Leitung erst einmal Stille. Sie machte sich darauf gefasst, die übliche Kritik zu erhalten.
„Denken Sie, dass meine Schlussfolgerung falsch ist?“, fragte sie.
„Nein. Überhaupt nicht. Ich denke, sie ist genial.“
Sie war selbst überrascht und fühlte sich motiviert.
„Was hat Nelson dazu gesagt?“, wollte er wissen.
„Ich habe ich nicht angerufen. Das werde ich auch nicht.“
„Das müssen Sie aber“, drängte er sie.
„Nein, das muss ich nicht. Er will mich nicht mehr an dem Fall haben. Und nach unserer Diskussion auf der Polizeistation, bezweifle ich, dass er meinen Anruf überhaupt annehmen würde.“
„Dann lass mich die Staatspolizei informieren.“
„Zu riskant“, widersprach sie. „Wenn sich herausstellt, dass ich Unrecht hatte, wem wir dann die Schuld zugeschrieben? Ihnen? Mir? Nichts davon wäre gut.“
„Das stimmt“, sagte Ellington. „Aber was ist, wenn Sie doch Recht haben? Was ist, wenn Sie dem Mörder gegenüberstehen? Sie müssen Nelson Bescheid sagen.“
„Aber wenigstens werde ich es dann wissen. Und solange ich den Bastard festnehmen kann, ist es mir egal, welche Folgen es nach sich ziehen wird.“
„Hören Sie zu.“ Er schien frustriert zu sein. „Sie können das nicht alleine machen.“
„Das muss ich aber“, entgegnete sie. „Wir wissen nicht, wann er wieder töten wird. Ich kann nicht herumsitzen, bis Nelson bereit dazu ist, wieder mit mir zu sprechen, oder bis Ihre Jungs der Meinung sind, dass es sich lohnt, vorbeizukommen.“
„Ich könnte die Idee als meine eigene vorstellen“, meinte Ellington. „Vielleicht würde das die Dinge etwas beschleunigen.“
„Daran habe ich auch schon gedacht“, erwiderte Mackenzie. „Aber wann könnten die Agenten des FBI denn frühestens hier sein?“
Sein Seufzen am andern Ende der Leitung sagte ihr, dass sie Recht hatte.
„Wahrscheinlich in fünf bis sechs Stunden“, antwortete er. „Und das ist schon eine optimistische Einschätzung.“
„Dann verstehen Sie also, was ich meine.“
„Und Sie verstehen, dass ich mich in einer unangenehmen Lage befinde“, konterte er. „Wenn Sie dorthin gehen und Ihnen etwas zustoßen sollte, dann muss ich mich vor meinen Vorgesetzen rechtfertigen. Wenn Sie verletzt oder getötet werden und es herauskommt, dass ich von Ihrem Plan wusste, dann bin ich dran.“
„Ich schätze, ich muss einfach dafür sorgen, dass mir nichts passiert.“
„Verdammt, White – “
Danke für Ihre Sorge, Ellington. Aber ich muss jetzt los.“
Sie legte auf, bevor er etwas erwidern konnte, das ihre Entscheidung zum Schwanken gebracht hätte. Sogar jetzt schon fragte sie sich, ob sie zu leichtsinnig war. Sie würde auf sich alleine gestellt sein und sich in die Dunkelheit begeben, obwohl sie den Befehl hatte, sich nicht in den Fall einzumischen. Sogar noch schlimmer, sie war vermutlich einem Mörder auf der Spur, von dem nur sehr wenig bekannt war.
Sie ging durch ihr Wohnzimmer zur Eingangstür, bevor sie sich es anders überlegen konnte. Als sie die kühle Nachtluft einatmete, schob sie alle Zweifel beiseite. Sie tastete mit ihrer Hand nach dem Umriss ihrer Pistole am Gürtel, was sie ein wenig beruhigte.
Anschließend vergeudete sie keine Zeit mehr, sondern eilte zu ihrem Auto und startete den Motor. Dann fuhr sie aus ihrer Einfahrt in Richtung Westen. Währenddessen legte sich die Nacht wie ein dunkler Vorhang auf eine Bühne, die endlich dabei war, sich zu öffnen.
KAPITEL EINDUNDDREISSIG
Sie hatte den ganzen Tag gehört, wie er im Haus gewerkelt hat. Hin und wieder hatte er religiöse Lieder gesungen, eines davon kannte sie aus ihrer Kindheit, als sie auf dem Schoß ihrer Großmutter in einer kleinen Kirchenbank einer ländlichen Baptistenkirche gesessen hatte. Sie war sich ziemlich sicher, dass es „Wie groß bist du“ hieß. Jedes Mal, wenn er es summte, überkam sie eine neue Welle der Übelkeit und Angst, denn sie wusste, was er ihr bereits angetan hatte – und was er noch tun würde.
Während sie seinem Gesang und seinen Bewegungen lauscht, versuchte sie, wieder auf die Füße zu kommen. Es wäre einfacher gewesen, wenn sie ihre Kleidung anhätte. Sie hatte es geschafft, sich an die gegenüberliegende Wand zu rollen, ihren Rücken dagegen zu lehnen und sich langsam aufzurichten. Doch dann würden sich ihre Waden strecken und wegen der eng zusammengebundenen Fußknöchel brennen. Weil sie bis zu diesem Punkt so sehr geschwitzt hatte, würde sie an der Wand entlang rutschen und wieder auf ihren Hintern fallen.
Jetzt bluteten ihre Handgelenke durch die Abschürfungen der Seile, die sich in ihre Haut gerieben hatten, als sie sie gegen die Wand gedrückt hatte. Ihre Beine fühlten sich wackelig an und die Blessuren, die sie auf ihrem Hintern hatte, brannten wie Bienenstiche. Wimmernd versuchte sie erneut, sich an der Wand aufzustellen, während sie sich gleichzeitig mit ihren Füßen abstützte. Als sie zu dem Punkt kam, an dem ihre Fußknöchel und Waden anfingen, zu brennen, zwang sie sich dazu, den Schmerz auszuhalten und ihre Beine durchzustrecken.
Als sie sich vollständig aufrichtete, zitterten ihre Beine, weshalb sie fast wieder hingefallen wäre. Doch sie stemmte sich gegen die Wand, um das Gleichgewicht zu halten.
Okay, was jetzt?
Sie wusste es nicht. Sie war nur erleichtert, endlich auf den Füßen zu stehen. Sie überlegte, dass sie vielleicht ein Telefon finden und die Polizei anrufen könnte, wenn sie es durch die Türe, die sich ein paar Meter entfernt auf der rechten Seite befand, schaffte. Sie hatte ihn den ganzen Tag die Türe öffnen und schließen gehört. Sie nahm an, dass er für kurze Zeit hinausging und wieder zurückkam. Wenn sie einen Blick auf das erhaschen könnte, was im Haus los war, dann könnte sie womöglich lebend aus der ganzen Sache herauskommen.
Sie ließ sich gegen die Wand fallen und machte sie auf in Richtung Tür. Auf ihrem schweißgebadeten Körper breitete sich eine Gänsehaut aus. Sie spürte, dass ihr Körper zitterte und wollte weinen und zurück auf den Boden sinken. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, auf der Suche nach einem scharfen Instrument, mit dem sie ihre Fesseln durchschneiden könnte.
Doch sie fand nichts.
Sie wollte am liebsten aufgeben. Es war zu viel und zu hart.
Mit dem Rücken zur Tür rüttelte sie an dem Türknauf. Als sie ihn in ihren Händen hielt, drehte sie ihn leicht. Ein leises Klicken ertönte, als sich die Tür öffnete.
Sie trat von der Tür weg und ließ sie auffallen. Sie konnte die frische Luft auf der anderen Seite der Tür spüren und fragte sich, ob sich in ihren ganzen Leben schon einmal etwas so gut angefühlt hatte.
Langsam und so leise wie möglich drehte sie sich um. Sie würde ein Telefon finden und jemanden anrufen, oder ein Fenster öffnen. Ihre Hände und Beine waren zwar immer noch gefesselt, aber sie würde das Risiko hinzufallen in Kauf nehmen, um zu entkommen.
Doch als sie sich vollständig umdrehte und ihr Gesicht zur Tür wandte, stand er dort.
Ihr Schrei wurde von einem Stoffknebel auf ihrem Mund erstickt. Er lächelte sie an und betrat den Raum. Anschließend legte er eine Hand auf ihre nackte Schulter, die er streichelte. Doch dann schubste er sie mit breitem Lächeln zurück. Sie fiel auf den Boden, wobei sich ihre Schulter verdrehte. Sie schrie erneut auf, was sich jedoch in heftiges Schluchzen verwandelte.
„Du wirst bald frei sein“, sagte er zu ihr.
Er ging auf die Knie und legte ihr wieder eine Hand auf die Schulter, als ob er ihr Mut machen wollte.
„Wir werden beide frei sein und er wird wunderbar sein.“
Dann verließ er den Raum und als er die Tür zumachte, konnte sie diesmal das zusätzliche Klicken eines Schlosses hören. Sie weinte und hatte das Gefühl, durch den Knebel zu ersticken. Währenddessen ging er hinunter, wobei er denselben Gott mit Liedern preiste, sodass sie auf seinem staubigen Boden verzweifelt bete.
*
Er mochte es nicht, unter Druck zu arbeiten. Was er ebenfalls nicht mochte, waren Veränderungen, vor allem, wenn er alles so gut geplant hatte. Und doch musste er nun seine Pläne inmitten der Arbeit ändern. Es galt noch drei weitere Städte zu errichten, drei weitere Opfer zu bringen. Eines war schon bereit, doch er hatte immer noch keine Ahnung, wie er die anderen beiden ausführen würde.
Für jetzt musste er es einen Schritt nach dem anderen angehen und sich voll und ganz um die vierte Stadt kümmern.
Er dachte, dass er sich angesichts der aktuellen Ereignisse recht gut angepasst hatte. Es war ein Zeichen Gottes gewesen, dass er an der Stelle, an der er die die vierte Stadt errichten wollte, vorbeigefahren und ein Polizeiauto gesehen hatte. Die Männer der Welt waren ihm auf den Fersen und würden alles tun, um seine Arbeit abzubrechen. Doch Gott, der allwissende und allherrschende, beschützte ihn. Er hatte gebetet und Gott hatte ihm gesagt, dass die Tat zählte, nicht der Ort des Opfers.
Er hatte sich dementsprechend angepasst. Und soweit er es beurteilen konnte, war er damit erfolgreich gewesen.
Zum Beispiel befand sich die Frau nicht mehr in dem Zimmer im oberen Stockwerk, sondern stattdessen in dem Schuppen. Sie hatte sich in eine Fötus-Position zusammengerollt, bei der sie ihre Knie mit den Armen umklammerte. Ihre Fußknöchel und Handgelenke waren aneinandergebunden, wobei das Seil einen gewissen Spielraum hatte, damit sie sich nicht versehentlich die Schulter verrenkte. Sie musste makellos sein, wenn er sie an die Stange fesselte. Gott würde keine befleckten Opfer akzeptieren.
Er beobachtete sie einen Moment lang, während er an der Stange lehnte, die er gerade in dem Schuppen aufgebaut hatte. Diese Frau war sehr hübsch, viel hübscher als die anderen. Von ihrem Führerschein wusste er, dass sie neunzehn Jahre alt war und ursprünglich aus Los Angeles kam. Er wusste nicht, warum die Frau hierhergekommen war, doch er wusste, dass Gott sie in sein Leben geführt hatte. Das Mädchen wusste es nicht, doch sie sollte sich geehrt fühlen. Sie erkannte nicht, dass sie schon vor ihrer Geburt dazu ausgewählt worden war, zur Ehre Gottes geopfert zu werden.
Er machte sich nie die Mühe, den Frauen dies zu erklären. Sie würden ihm sowieso nicht zuhören.
Er hatte diese hier komplett nackt ausgezogen. Die anderen hatte er in ihrem BH und Höschen gelassen, weil er sich nicht in Versuchung führen wollte. Aber diese hier war so ein perfektes Opfer, dass er sich nicht zügeln konnte. Er hatte noch nie so perfekte Brüste gesehen, nicht einmal in Filmen oder Zeitschriften.
Er wusste, dass er sich dafür bestrafen musste, dass er ihr Fleisch auf solche Art ansah. Er würde später Buße tun und sich heute Nacht oft Schmerzen zufügen.
Nachdem er die Stange aufgebaut hatte, war er in einen Baumarkt gefahren und eine Rolle Plastikfolie gekauft. Er hatte eine halbe Stunde damit verbracht, den Boden des Schuppens damit auszulegen, wobei er sie fest getackert hatte anstatt sie mit Nägeln zu befestigen, weil sie sich somit später einfacher entfernen lassen würde. Die Stange aufzustellen und den Boden auszulegen war harte Arbeit gewesen, doch sie hatte ihm gutgetan. Auf gewisse Wiese wusste er dadurch das kommende Opfer noch besser zu schätzen. So hart für ein Opfer zu arbeiten, gab ihm das Gefühl, der Tat würdig zu sein.
Er hielt inne und atmete tief durch, während er sein Werk betrachtete.
Jetzt war es fast an der Zeit.
Zuerst musste er beten, dann würde er die Frau an der Stange festbinden. Er würde den Knebel fester ziehen müssen, da er in so einer dicht bewohnten Gegend noch nie ein Opfer vollzogen hatte. Ein Fehler und die Nachbarn würden ihre Schreie hören, wenn die Peitsche auf ihren Körper trag. Aber er würde sich darum sorgen, wenn sie an der Stange hing.
Zuerst würde er beten und Buße tun. Er musste beten, dass seine Städte – seine Opfer – Gott gefallen würde und dass diese Arbeit dessen Pracht und Liebe des Menschen bestärken würde.
Er sank vor der Stange auf die Knie. Bevor er seine Augen zum Gebet schloss, blickte er noch einmal zu der Frau. Auf ihrem Gesicht schien sich Erkenntnis auszubreiten und bei diesem Anblick begann er seine Gebete mit einem großen Gefühl des Friedens.
Es war fast so, als ob sie wüsste, dass sie hinterher belohnt werden würde, als ob sie wüsste, dass sie eine Belohnung erhalten und von dieser Welt voller Dreck befreit werden würde, noch bevor die Stunde verstrichen war.
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
Mackenzie parkte ihr Auto am Ende des Straßenblocks in dieser heruntergekommenen Nachbarschaft und suchte eine detaillierte Karte der Gegend auf ihrem Handy, bevor sie ausstieg. Sie wusste, dass ihre Suche sich in dem Block auf drei verschiedene Straßen konzentrieren würde: Harrison, Colegrove und Inge.
Sie wusste, dass sie die Inge Street von ihrer Liste streichen konnte, da alle Häuser in dieser Straße verlassen waren, nachdem sie vor mehreren Jahren abgerissen werden sollte. Das wusste sie, weil sie ein beliebter Treffpunkt für Drogendealer und für Gangaktivitäten war. Sie hatte hier ihre erste Drogenfahndung erledigt und zum ersten Mal in ihrer Karriere ihre Seitenwaffe einsetzen müssen.
Colegrove und Harrison waren jedoch dicht bewohnt und schafften es, in dem ansonsten verweisen Stadtviertel zu überleben. Die Menschen hier verübten niedrige Arbeiten und gaben ihr Geld für Alkohol, Lottoscheine und, wenn noch etwas übrig war, für Fast Food aus.
Bevor sie ausstieg, suchte sie Ellingtons Nummer. Sie schrieb ihm die Straßennamen und fügte hinzu: Wenn Sie in ein paar Stunden nichts von mir gehört haben, rufen Sie jemanden an und schicken Sie ihn hierher.
Dann stellte sie ihr Telefon stumm und trat in die Nacht hinaus.
Mackenzie lief die Harrison Street gleichmäßigen Schrittes entlang, denn sie wollte zu so später Stunde nicht zu verdächtig erscheinen, obwohl jede Frau, die in der Dunkelheit alleine hier entlanglief, würde als dumm gelten. Sie hielt Ausschau nach Häusern mit Trucks oder Vans auf dem Grundstück und entdeckte zwei Häuser, die diese Bedingungen erfüllten.
Vor dem ersten Haus parkte ein Van in der kleinen Einfahrt. An der Seite stand in ausgebleichter Vinylschrift: Smith Brothers Plumbing.
So schnell sie konnte, schlich Mackenzie im Schatten der Häuser zur Seite des Vans und spähte durch das Beifahrerfenster hinein. Sie konnte fast nichts sehen, doch entdeckte eine Werkzeugbox. Zwischen den Sitzen und der Gangschaltung sowie zwischen dem Armaturenbrett und der Windschutzscheibe konnte sie mehrere Rechnungen sehen. Darauf war derselbe Schriftzug abgebildet wie auf der Seite des Vans, wodurch die Rechnungen eindeutig der Firma Smith Brothers Plumbing zugeordnet werden konnten.
Da sie dieses Haus von ihrer Liste streichen konnte, ging sie zum nächsten. Ein schwarzer Truck stand am Straßenrand. Es war ein neueres Modell, das einen Sticker der Gadsden Flag und an der Heckscheibe einen Aufkleber hatte, der den Besitzer als Vietnam Veteran kennzeichnete. Sie schaute in den Truck für Anzeichen, dass vor kurzem eine Zedernstange transportiert worden war, doch sie fand nichts.
Auch wenn sie einen Veteranen nicht alleine wegen seines Dienstes für das Land ausschließen wollte, konnte sich Mackenzie nur schwer vorstellen, wie ein fast siebzigjähriger Mann diese Stangen alleine herumtragen sollte.
Sie erreichte das Ende des Blocks und bog rechts in die Colegrove Street ab. Sie konnte den donnernden Bass lauter Rap Musik hören, die aus einem Haus drang. Als sie an jedem Haus auf der Suche nach Trucks oder Vans vorbeiging, erhaschte sie einen Blick auf den trüben Danvers River, der hinter den Häusern das Mondlicht reflektierte.
Direkt vor ihr stand ein Truck am Straßenrand. Noch bevor sie ihn erreichte, sah sie, dass es nicht der Truck war, nach dem sie suchte. Die hinteren Reifen waren platt und man konnte Anzeichen der Vernachlässigung sehen, weshalb sie davon ausging, dass er schon seit mehreren Jahren nicht mehr gefahren worden war.
Sie hatte die Straße halb durchquert und bei einem Blick nach vorne nicht außer Autos sehen, manche von ihnen in kleinen Einfahrten, doch die meisten standen am Straßenrand. Insgesamt waren es sechs Wagen, wobei einer neuer als die anderen fünf verrosteten Autos war.
Gerade, als sie glaubte, einer weiteren leeren Spur gefolgt zu sein, fiel ihr Blick auf ein Haus zu ihrer Linken. Am Straßenrand stand ein älterer Honda Accord. Ein kleiner, überwucherter Frontgarten führte zu einem halb zerfallenen Maschendrahtzaun, der zu einem ebenso schlechten Holzzaun führte. Als sie das andere Ende des Hauses erreichte, erstarrte sie.
Der Maschendrahtzaun war verschwunden, anscheinend endete er im Hinterhof. Was sie jedoch sah, war eine provisorische Einfahrt, die aus nicht mehr als plattgedrücktem Gras und schmalen Dreckspuren bestand. Sie folgte den Spuren mit den Augen und sah, dass sie bei einem alten grünen Fort Pickup endeten, dessen abgeschaltete Scheinwerfer direkt in ihre Richtung sahen.
Mackenzie warf einen Blick zu dem Haus und sah, dass ein einziges Licht brannte. Es war sehr schwach, weshalb sie sofort eine Lampe oder ein Licht im Flur irgendwo tiefer in dem Haus vermutete.
Schnell schlüpfte sie in den Hof, wobei sie den Spuren des Trucks folgte. Sie sah durch das Fenster auf der Fahrerseite in den Truck und entdeckte alte Fast Food Tüten und anderen Müll.
Dazwischen, in der Mitte der Sitzbank, lag eine Bibel.
Mit vor Adrenalin pumpendem Herzen versuchte sie, die Fahrertür zu öffnen, und war erstaunt, dass sie nicht verschlossen war.
Sie ging um den Truck herum und bemerkte, dass die Heckklappe offenstand. Sie spähte hinein und konnte kein eindeutiges Anzeichen erkennen, dass vor kurzem etwas transportiert worden wäre, doch es war generell schwierig, im Dunkeln etwas auszumachen.
Sie schaute zurück in den Hof und sah, dass ihre Annahme korrekt war; der Maschendrahtzaun führte den Hof entlang und endete neben einem Schuppen. Sie konnte zwar keine Fenster sehen, doch bemerkte einen kleinen Lichtschein, der unter der Tür des Schuppens hindurchstrahlte.
Sie betrat den Hinterhof, wobei sie sich an den Maschendrahtzaun hielt. Als der Schuppen in Sicht kam, dachte sie, dass das Licht wirklich etwas kleineres, wie etwa eine Kerze, war. Als sie das Ende des Zauns erreichte, verwandelte sich ihre Neugier in Vorsicht. Sie drückte sich dicht an den Boden, während sie das schwache Licht, das durch den kleinen Schlitz an der Tür fiel, betrachtete.
Sie begann, sich einen Weg durch den Zaun zu suchen, denn sie fürchtete, dass es zu laut wäre, darüber zu klettern. Währenddessen fiel ihr Blick auf einen weiteren Umriss neben dem Schuppen, den sie zuvor übersehen hatte, da er auf dem Boden und in den Schatten verborgen lag. Doch nun, da sie nicht weiter als drei Meter von dem Schuppen entfernt war, konnte sie den Umriss klar und deutlich erkennen.
Es waren sogar zwei Formen.
Zwei Zedernstangen, die etwa zweieinhalb Meter lang waren.
Sie wusste, dass sie nicht auf Verstärkung warten konnte.
Sie spürte mit jeder Faser ihres Wesens, dass sie keine Zeit verlieren durfte.
Deshalb legte sie ihre Hände mit all ihrer Muskelkraft und großer Nervosität hinauf an den Maschendrahtzaun.
Dann begann sie hochzuklettern.