Kitabı oku: «Bevor er Tötet», sayfa 5

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„White“, sagte Porter, „was tun Sie – “

„Aber ich bestehe darauf, dass Sie mir erzählen, bei welch anderen illegalen Dingen Sie mitgewirkt haben.“

Er schaute überrascht, fast schon beleidigt aus. „Bei gar nichts“, erwiderte er. „Ich weiß, dass meine Akte nicht lupenrein ist. Wenn man einmal eine Vorstrafe als Sexualverbrecher hat, wird das Leben nie wieder so sein wie zuvor. Die Menschen betrachten einen immer anders und – “

„Sparen Sie sich das, bitte“, unterbrach ihn Mackenzie. „Sind Sie sicher, dass Sie an nichts Unrechtmäßigem beteiligt waren?“

„Das schwöre ich.“

Mackenzie nickte und wandte sich dann mit einem dünnen Lächeln an Porter. „Detective Porter, möchten Sie ihm die Handschellen anlegen, oder soll ich das tun?“

Doch bevor er antworten konnte, rannte Traylor los. Er stieß mit Mackenzie zusammen, versuchte, sie umzustoßen und in den Gang zu fliehen. Es war offensichtlich, dass er nicht damit gerechnet hätte, dass sie so stark und kräftig sein würde. Sie stemmte ihre Füße in den Boden spannte ihre Beine an, als Traylor mit voller Wucht gegen sie stieß, was dazu führte, dass er verwirrt an ihr abprallte.

„Verdammt“, murmelte Porter, während er nach seiner Dienstwaffe griff.

Währenddessen stieß Mackenzie ihren Ellbogen fest in Traylors Brust, als er versuchte, an ihr vorbeizukommen. Er stieß ein uff aus und schaute sie überrascht an. Dann begann er, auf ein Knie zu sinken, doch noch bevor er den Boden berührte, schnappte Mackenzie ihn am Nacken und schmiss ihn auf den Boden.

Traylor schrie auf, als Mackenzie ein Knie in seinen Rücken drückte und gleichzeitig ein Paar Handschellen hervorzauberte, genau wie Zauberer es mit einem Taschentuch machten.

„Ist ja auch egal“, sagte Mackenzie mit Blick auf Porter. „Ich kümmere mich darum.“

Mit diesen Worten legte sie die Handschellen um Traylors Handgelenke, während Porter bewegungslos danebenstand, seine Hand lag immer noch auf seiner Hüfte, wo sich seine Dienstwaffe weiterhin in ihrer Halterung befand.

*

Mackenzie schaute die Plastiktüte an und schon bei dem Gedanken, was sich wahrscheinlich auf den USB-Sticks darin befinden würde, wurde ihr schlecht. Insgesamt gab es elf davon. Nach einem harten Verhör erfuhren sie, dass Traylor die USB-Sticks ergattern wollte, als er versucht hatte, an Mackenzie vorbeizukommen.

„Verdammt“, sagte Nelson, der ein bisschen zu glücklich schaute, als Clive Traylor in ein Polizeiauto gesetzt wurde. „Es ist zwar nicht die Festnahme, die ich heute wollte, aber ich beschwere mich nicht, denn diese hier ist auch sehr gut.“

Es war etwas weniger als eine Stunde vergangen, seit Traylor abgestritten hatte, in einer verdächtigen Sache drinzuhängen. In dieser Stunde war sein Laptop konfisziert und seine Suchgeschichte entdeckt worden. Bis jetzt hatte man mehrere USB-Sticks in seinem Haus gefunden, auf denen Fotos und Videos waren. Wenn man die Funde auf seinem Laptop, inklusive der Webseiten, die er in den letzten zwei Tagen aufgerufen hatte, und die USB-Sticks zusammennahm, dann besaß Clive Traylor mehr als fünf hundert Bilder und fünfundzwanzig Videos, in denen es um Kinderpornographie ging. Zusätzlich verkaufte er die Dateien im Internet. Die letzte Transaktion ging an eine IP Adresse aus Frankreich und brachte ihm zweihundert Dollar ein – die Transaktion war gerade eben von Traylors Bank bestätigt worden.

Clive Traylor war nicht einmal in der Nähe des Maisfeldes, in dem Hailey Lizbrook vorgestern ermordet worden war. Stattdessen war er online gewesen und hatte Kinderpornographie verbreitet.

Als Mackenzie das Icon des Inkognito-Browsers auf Traylors Hintergrund und anschließend die Schachteln für Software zum Blockieren von IP-Adressen in seinem Flur gesehen hatte, konnte sie die Stücke zusammensetzen. Die Tatsache, dass Traylor ein bekannter Sexualstraftäter war, trug zu dieser Schlussfolgerung ebenfalls bei.

Nelson stand bei Mackenzie und Porter, als Traylor weggefahren wurde.

„Ich glaube, das war erst die Spitze des Eisbergs“, sagte er. „Sobald wir an der Software vorbeikommen, werden wir noch viel mehr finden. Sehr gute Arbeit, ihr beide.“

„Danke, Sir“, entgegnete Porter, der sich sichtlich unwohl fühlte, Lob anzunehmen, das Mackenzie eigentlich verdiente.

„Übrigens“, sagte Nelson, wobei er direkt Mackenzie anschaute, „habe ich ein paar Leute in den Schuppen hinter dem Haus geschickt. Sie fanden nichts, nur ein paar unvollendete, selbst gebaute Sachen, ein Bücherregal, ein paar Tische, solche Dinge. Ich habe sogar die Holzstangen überprüfen lassen und es hat sich herausgestellt, dass sie aus Kiefernholz sind, genau wie das Zeug, das er baut. Es war also reiner Zufall.“

„Ich war mir so sicher, dass er unser Mann war“, sagte Porter.

„Lassen Sie sich nicht entmutigen“, entgegnete Nelson. „Der Tag ist noch jung.“

Nelson ging nun zu dem Technikteam, das daran arbeitete, tiefer in Traylors Computer einzudringen.

„Das war sehr schlau von Ihnen“, bemerkte Porter. „Ich hätte nichts davon bemerkt – weder die Software auf seinem Computer, noch die Hardware-Schachteln.“

Er klang deprimiert, schon fast traurig.

„Danke“, erwiderte Mackenzie, der die Situation etwas unangenehm war. Sie wollte ihm erzählen, wie sie zu ihren Schlussfolgerungen gekommen war, aber dachte dann, dass es ihn nur aufregen würde, weshalb sie still blieb, wie immer.

„Also dann“, meinte Porter und klatschte seine Hände zusammen, als ob sich die Sache erledigt hätte. „Lassen Sie uns auf die Wache zurückkehren und nachschauen, ob wir noch etwas über unseren Serienkiller herausfinden können.“

Mackenzie nickte, doch ließ sich beim Einsteigen Zeit. Sie schaute zurück zu Clive Traylors Haus und dem Schuppen im Hinterhof. Sie konnte die Enden der Holzstangen sehen. Von außen betrachtet war es wie eine sichere Sache erschienen, aber es hatte sich als etwas vollkommen Anderes herausgestellt und sie sah sich wieder mit der Tatsache konfrontiert, dass sie wieder so gut wie von vorne anfangen mussten.

Da draußen war ein Mörder unterwegs und mit jeder Minute, die verstrich, gaben sie ihm eine weitere Chance, wieder zu töten.

KAPITEL ACHT

Als Junge war er gerne auf der Veranda hinter dem Haus gesessen und hatte beobachtet, wie ihre Katze im Hof herumlief. Es war besonders interessant, wenn sie auf einen Vogel oder auch hin und wieder auf ein Eichhörnchen traf. Er hatte zugesehen, wie die Katze einen Vogel bis zu fünfzehn Minuten verfolgte und mit ihm spielte, bis sie sich schließlich auf ihn stürzte, ihm das Genick brach und kleine Federn in die Lüfte stieß.

Jetzt dachte er an diese Katze, während er beobachtete, wie die Frau von einer weiteren Nacht auf der Arbeit – wo sie auf einer Bühne stand und ihren Körper anbiederte. Wie die Katze aus seiner Kindheit hatte er sie verfolgt. Er hatte die Idee, sie an ihrer Arbeitsstelle zu entführen, wieder verworfen, denn die Sicherheitsvorkehrungen dort waren zu groß und sogar unter dem blassen Schein der Straßenlaternen am frühen Morgen war die Chance, entdeckt zu werden, zu groß. Stattdessen wartete er auf dem Parkplatz vor ihrem Apartmentblock.

Er hatte direkt vor der Treppe auf der rechten Seite des Wohnblockes geparkt, da sie diese immer nahm, wenn sie zu ihrer Wohnung im zweiten Stock hinaufging. Dann, nach drei Uhr, war er die Treppen hinaufgestiegen und hatte auf dem Absatz zwischen der ersten und der zweiten Treppe gewartet. Dort gab es nur schlechte Beleuchtung und zu dieser Zeit war alles still. Trotzdem hatte er als Tarnung ein altes Handy dabei, das er schnell an sein Ohr halten und vorgeben würde, zu telefonieren, wenn jemand an ihm vorbeikommen sollte.

Er folgte ihr nun schon seit zwei Nächten und wusste, dass sie zwischen drei und vier Uhr morgens nach Hause kam. Beide Male hatte er sein Auto auf der anderen Seite des Parkplatzes abgestellt und immer nur eine Person zwischen drei und vier Uhr morgens auf der Treppe gesehen, und diese war eindeutig betrunken gewesen.

Als er nun auf dem Treppenabsatz stand, sah er, wie sie parkte und ausstieg. Sogar in Straßenkleidern schien sie ihre Beine zur Schau zu stellen. Und was hatte sie die ganze Nacht lang getan? Diese Beine gezeigt und in Männern Verlangen erweckt.

Sie näherte sich der Treppe, weshalb er das Handy an sein Ohr hielt. Nur noch ein paar wenige Stufen, dann würde sie vor ihm stehen. Er spürte, wie sich seine Muskeln anspannten und auf den Sprung warteten, wieder kehrten seine Gedanken zu der Katze in seiner Kindheit zurück.

Da er ihre leisen Schritte unten hörte, tat er so, als würde er telefonieren. Er sprach leise, aber nicht auf verschwörerische Weise. Er spielte mit dem Gedanken, sie sogar anzulächeln, wenn sie auftauchte.

Und dann war sie da, kam um den Absatz herum und ging in die Richtung der zweiten Treppe. Sie warf ihm einen Blick zu, sah, dass er beschäftigt war und harmlos aussah, und nickte. Er nickte zurück und lächelte.

Seine rechte Hand fuhr in seine Jackentasche und zog ein Tuch hervor, dass er kurz bevor er ausgestiegen war, in Chloroform getränkt hatte. Seinen anderen Arm schlang er um ihren Nacken und zog sie rückwärts, sodass sie hinfiel. Sie konnte gerade einmal ein kleinen Überraschungslaut von sich geben, bevor er den Lappen auf ihren Mund drückte.

Sofort kämpfte sie gegen ihn, biss zu und schaffte es sogar, in seinen kleinen Finger zu beißen. Sie biss so fest zu, dass er zuerst meinte, dass sie seinen Finger durchtrennt hätte. Er zog seine Hand einen Moment zurück, aber es reichte, damit sie ihm entkommen konnte, sie entriss sich dem Griff, den er mit seinem linken Arm auf ihren Hals ausgeübt hatte.

Sie sprang die Treppe hinauf und stieß ein Wimmern aus, von dem er wusste, dass es sich in kürzester Zeit in einen Schrei verwandeln würde. Er schoss vor, streckte seine Arme aus und bekam ein seidig schimmerndes, nacktes Bein zu fassen. Er stürzte mit dem Oberkörper auf die Treppe, was ihm die Luft aus den Lungen drückte, aber er schaffte es dennoch, fest an ihrem Bein zu ziehen. Mit einem verzweifelten Schrei fiel sie auf den Boden. Als ihr Gesicht auf die Treppe knallte, ertönte ein lautes Knacken.

Ihr Körper erschlaffte und sofort krabbelte er die Stufen hinauf, um sie sich genauer anzuschauen. Sie war mit der Schläfe auf der Treppe aufgeschlagen. Zu seiner Überraschung blutete es nicht, aber sogar in dem schwachen Licht konnte er sehen, dass sich bereits eine Schwellung bildete.

Mit einer schnellen Bewegung steckte er das Tuch zurück in die Tasche. Dabei musste er feststellen, dass sie ziemlich fest in seinen kleinen Finger gebissen hatte. Dann hob er sie hoch und bemerkte, dass ihre Beine ganz schlaff waren, sie musst wirklich komplett bewusstlos sein.

Aber mit so etwas hatte er schon Erfahrung. Er hob sie hoch und legte sie mit ihrem ganzen Gewicht auf die Seite, an der sich die Schwellung bildete. Dann schlang er einen Arm um ihre Hüfte und zog sie die Treppe hinunter, wobei ihre Füße nutzlos hinter ihr her schleiften. Mit seiner anderen Hand legte er sein Telefon an sein Ohr, falls ihnen jemand auf der kurzen Strecke zum Auto entgegenkam. Für solche Fällte hatte er sich schon vorbereitet: Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Alter. Sie ist betrunken – einfach sturzbesoffen. Ich dachte, es wäre am besten, sie nach Hause zu bringen.

Aber zu dieser späten Stunde gab es keinen Grund für solch ein Schauspiel. Auf der Treppe und dem Parkplatz war keine Menschenseele. Er steckte sie ohne Zwischenfälle in sein Auto, dabei sah er niemanden.

Er schlug das Lenkrad ein und verließ den Parkplatz in Richtung Osten.

Zehn Minuten später, als ihr Kopf leicht gegen das Fenster am Beifahrersitz schlug, murmelte sie etwas Unverständliches.

Er streckte seine Hand aus und tätschelte ihr Bein.

„Es ist gut“, sagte er. „Es ist alles gut.“

KAPITEL NEUN

Mackenzie las gerade den Abschlussbericht von Clive Traylor und fragte sich, wo sie einen Fehler begangen hatte, als Porter ihr Büro betrat. Er sah immer noch ein wenig missmutig wegen des Morgens aus. Mackenzie wusste, dass er Traylor für den Mörder gehalten hatte und er hasste es, im Unrecht zu sein. Aber Mackenzie hatte sich schon vor langer Zeit an seine ständig gereizte Stimmung gewöhnt.

„Nancy meinte, dass Sie nach mir suchen würden“, sagte Porter.

„Ja“, antwortete sie. „Ich denke, wir sollten den Stripclub besuchen, in dem Hailey Lizbrook arbeitete.“

„Warum?“

„Um mit ihrem Chef zu reden.“

„Wir haben bereits mit ihm telefoniert“, entgegnete Porter.

„Nein, Sie haben mit ihm telefoniert“, widersprach Mackenzie. „Und zwar ganze drei Minuten lang.“

Porter nickte leicht. Er trat komplett in ihr Büro und schloss die Tür hinter ihm. „Hör zu“, sagte er. „Heute Morgen hatte ich Unrecht. Und Sie haben mich mit dieser Festnahme sehr beeindruckt. Aber das bedeutet nicht, dass Sie mich so kleinreden können.“

„Ich rede Sie nicht klein“, wandte Mackenzie ein. „Ich wollte damit nur andeuten, dass wir bei einem Fall, bei dem wir nicht vorankommen, jede Möglichkeit ausschöpfen sollten.“

„Und Sie glauben etwa, dass der Besitzer des Stripclubs den Mörder kennt?“

„Wahrscheinlich nicht“, antwortete Mackenzie. „Aber ich denke, dass es sich lohnt, mit ihm zu reden, für den Fall, dass er uns eine neue Spur geben kann. Außerdem, haben Sie sich sein Vorstrafenregister angesehen?“

„Nein“, meinte Porter. So wie er dabei sein Gesicht verzog, machte deutlich, dass er es hasste, dies zuzugeben.

„Er ist wegen häuslicher Gewalt vorbestraft. Und vor sechs Jahren soll er eine Siebzehnjährige beschäftigt haben. Später ging sie zur Polizei und meinte, dass sie den Job nur bekommen hatte, weil sie ihm sexuelle Gefallen tat. Der Fall wurde jedoch abgewiesen, weil das Mädchen von Zuhause davongelaufen war und niemand ihr Alter bestätigen konnte.“

Porter seufzte. „White, wissen Sie, wann ich das letzte Mal in einem Stripclub war?“

„Das würde ich lieber nicht wissen“, sagte Mackenzie. Oh mein Gott, hatte sie ihm wirklich ein Lächeln entlockt?

„Es ist schon lange her“, antwortete er und verdrehte die Augen.

„Nun ja, wir werden immerhin dienstlich dort sein und nicht zum Vergnügen.“

Porter gluckste. „Wenn Sie in meinem Alter sind, verschwimmt die Trennung zwischen den beiden manchmal. Kommen Sie schon, lassen Sie uns gehen. Ich glaube nicht, dass sich Stripclubs in den letzten dreißig Jahren so sehr verändert haben.“

*

Mackenzie kannte Stripclubs bisher nur aus Filmen und auch wenn sie es vor Porter nicht zugeben wollte, so war sie sich jedoch nicht sicher, was sie erwartete. Als sie eintraten, war es kurz nach sechs Uhr abends. Der Parkplatz begann sich so langsam mit gestressten Männern zu füllen, die nach ihrer Arbeit vorbeikamen. Ein paar von ihnen schauten Mackenzie ein wenig zu genau an, während sie und Porter durch die Lobby zur Bar gingen.

Mackenzie nahm den Ort so gut in sich auf wie möglich. Die Beleuchtung war schwach, wie eine dauerhafte Dämmerung, und die Musik tönte laut. Momentan tanzten zwei Frauen an einer Stange auf einer Bühne, die wie ein Laufsteg geformt war. Sie trugen jeweils nur ihr Höschen und versuchten, so sexy wie möglich zu einem Rob Zombie Lied zu tanzen.

„Also“, sagte Mackenzie, während sie auf den Barkeeper warteten, „hat sich etwas verändert?“

„Nichts außer der Musik“, erwiderte Porter. „Die Musik ist schrecklich.“

Sie musste es ihm lassen, er schaute nicht einmal zur Bühne. Porter war seit fast fünfundzwanzig Jahren verheiratet. Zu sehen, dass er sich auf die Reihe der Alkoholflaschen hinter der Bar konzentrierte, anstatt die oberkörperfreien Frauen auf der Bühne zu betrachten, steigerte ihren Respekt für ihn. Man konnte sich Porter schwer als einen Mann vorstellen, der seine Frau so sehr respektierte, und sie war froh, falsch gelegen zu haben.

Als der Barkeeper schließlich zu ihnen kam, erschlafften seine Gesichtszüge. Obwohl weder Porter noch Mackenzie ihre Polizeiuniform trugen, drückt ihre Kleidung dennoch aus, dass sie geschäftlich hier waren – und wahrscheinlich nicht wegen eines angenehmen Geschäfts.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte der Barkeeper.

Kann ich Ihnen helfen? dachte Mackenzie. Er fragte uns nicht, was wir trinken wollen. Er fragte, ob er uns helfen könne. Er scheint Polizisten wie uns schon einmal hier drinnen gesehen zu haben. Erster Treffer für den Besitzer.

„Wir würden gerne mit Mr. Avery sprechen, bitte“, antwortete Porter. „Und ich hätte gerne eine Rum-Cola.“

„Er ist gerade beschäftigt“, entgegnete der Barkeeper.

„Da bin ich mir sicher“, meinte Porter. „Aber wir müssen mit ihm reden.“ Dann zog er seinen Polizeiausweis aus der Innentasche seiner Jacke heraus, zeigte sie ihm und steckte sie wieder zurück, als ob er gerade einen magischen Trick aufgeführt hätte. „Er muss mit uns reden, sonst werde ich ein paar Anrufe tätigen und es ganz offiziell machen. Es ist seine Entscheidung.“

„Einen Moment“, sagte der Barkeeper, der sich sofort aus dem Staub machte. Er lief zur anderen Seite der Bar und trat durch eine Doppeltür, die Mackenzie an Saloon-Türen in kitschigen Westernfilmen erinnerte.

Sie schaute zurück zur Bühne, wo jetzt nur noch eine Frau zu Van Halens „Running with the Devil“ tanzte. Bei der Art, wie sich die Frau bewegte, fragte sich Mackenzie, ob die Stripper keinen Respekt vor sich selber hatten und es ihnen deshalb nichts ausmachte, ihre Körper auf diese Weise zur Schau zu stellen. Während sie bei vielen Dingen sehr selbstsicher war, gehörte ihr Körper nicht dazu, trotz der lüsternen Blicke, die sie hin und wieder von den unterschiedlichsten Männern zugeworfen bekam.

„Du wirkst ein bisschen fehl am Platz“, sagte jemand neben ihr.

Sie schaute nach rechts und sah, dass sich ihr ein Mann näherte. Er schien um die dreißig Jahre alt zu sein und wohl schon länger an der Bar zu sitzen. In seinen Augen lag ein gewisser Glanz, den sie schon bei vielen Betrunkenen gesehen hatte.

„Dafür gibt es auch einen Grund“, erwiderte Mackenzie.

„Ich meine ja nur“, fuhr der Mann fort, „dass man in solchen Lokalen nur selten Frauen findet. Und wenn sie hier sind, dann normalerweise mit ihrem Mann oder Freund. Aber ehrlich gesagt, kann ich mir euch beide“, dabei deutete er auf Porter, „nicht als Paar vorstellen.“

Mackenzie hörte, wie Porter bei der Bemerkung gluckste. Sie wusste nicht, was sie mehr aufregte: die Tatsache, dass dieser Mann mutig genug war, um sich neben sie zu setzen, oder dass Porter jede Sekunde davon genoss.“

„Wir sind kein Paar“, sagte Mackenzie. „Wir arbeiten zusammen.“

„Dann seid ihr also nur auf ein paar Drinks hier, hm?“, fragte er. Dann lehnte er sich näher an sie heran – nah genug, sodass Mackenzie den Tequilageruch in seinem Atem riechen konnte. „Lass mich dir eines ausgeben.“

„Hör zu“, sagte Mackenzie, die ihn immer noch keines Blickes würdigte. „Ich habe kein Interesse. Also suche dir dein nächstes ahnungsloses Opfer.“

Der Mann beugte sich näher heran und starrte sie einen Moment lang an. „Du musst ja nicht gleich so aus der Haut fahren.“

Der Mann lehnte sich näher heran und starrte sie für einen Moment an. „Du musst ja nicht so zickig sein.“

Mackenzie dreht sich schließlich zu ihm um und als sich ihre Blicke kreuzten, veränderte sich der Ausdruck in den Augen des Mannes. Er bemerkte sofort, dass sie nicht zum Vergnügen hier war, doch er hatte schon ein paar Drinks zu viel und konnte sich anscheinend nicht stoppen. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und lächelte sie an. „Es tut mir leid“, sagte er. „Was ist sagen wollte, nein, ich meinte genau das, was ich sagte. Du hättest ja nicht so zickig sein müssen –“

„Nimm deine Hände von mir“, unterbrach ihn Mackenzie mit leiser Stimme. „Letzte Warnung.“

„Du magst es nicht, wenn dich ein Mann berührt?“, fragte er lachend. Er strich mit seiner Hand über ihren Arm, wobei er sie nicht mehr nur berührte, sondern schon betatschte. „Deshalb bist du wohl hier, um dir nackte Frauen anzuschauen, hm?“

Mackenzie hob ihren Arm blitzschnell. Der arme betrunkene Mann bekam gar nicht mit, was geschah, bis sie ihm den Arm ins Genick geschlagen hatte und er nach Luft röchelnd von seinem Barhocker fiel. Dabei machte er genug Lärm, um die Sicherheitsmänner, die am Rande der Lounge standen, auf sich aufmerksam zu machen.

Porter sprang auf die Füße und stellte sich zwischen den Wachmann und Mackenzie. Er zog seinen Polizeiausweis heraus und stand zu Mackenzies Überraschung fast Nase an Nase mit dem viel größeren Wachmann. „Ganz ruhig, Großer“, sagte Porter, der dem Kerl seinen Polizeiausweis direkt unter die Nase hielt. „Wenn Sie das Spektakel, dass jemand in diesem heruntergekommenen Club verhaftet wird, schlage ich vor, dass Sie den Idioten hier rauswerfen.“

Der Wachmann schaute von Porter zu dem betrunkenen Mann auf dem Boden, der immer noch hustete und nach Luft schnappte. Der Sicherheitsmann verstand, welche Wahlmöglichkeiten er hatte, und nickte. „Natürlich“, entgegnete er und zog den betrunkenen Mann auf die Beine.

Mackenzie und Porter beobachteten, wie er von dem Wachmann zur Tür befördert wurde, dann stupste Porter Mackenzie an und gluckste. „Du steckst voller Überraschungen, hm?“

Sie zuckte nur mit den Schultern. Als sie sich wieder zu ihren Hockern umdrehten, sahen sie, dass der Barkeeper zurückgekehrt war. Neben ihm stand ein weiterer Mann, der Mackenzie und Porter anstarrte, als ob sie ein Pack streunender Hunde wären, denen er nicht traute.

„Was war da gerade los?“, fragte der Mann.

„Sind Sie Mr. William Avery?“, erwiderte Porter.

„Ja.“

„Nun gut, Mr. Avery“, begann Mackenzie, „Ihre Klienten sollten sich mehr Mühe geben, ihren Mund geschlossen und ihre Hände bei sich zu behalten.“

„Worum geht es hier?“, fragte Avery.

„Können wir irgendwo unter vier Augen sprechen?“, erkundigte sich Porter.

„Nein. Wir bleiben hier. Das ist die geschäftigste Zeit im Club. Ich muss hier sein und an der Bar aushelfen.“

„Natürlich“, entgegnete Porter. „Immerhin habe ich vor fünf Minuten eine Rum-Cola bestellt und sie bis jetzt noch nicht erhalten.“

Der Barkeeper zog die Augenbrauen finster zusammen und wandte sich an die Flaschen hinter ihm. In seiner Abwesenheit lehnte sich Avery näher heran und meinte: „Wenn es um Hailey Lizbrook geht, dann haben ich euren Kollegen schon alles erzählt, was ich von ihr weiß.“

„Aber Sie haben noch nicht mit mir gesprochen“, erwiderte Mackenzie.

„Und weiter?“

„Ich habe eine andere Herangehensweise als die anderen und das hier ist unser Fall“, erklärte sie mit einem Nicken zu Porter. „Deshalb brauche ich Antworten zu weiteren Fragen.“

„Und wenn ich sie nicht gebe?“

„Wenn Sie das wirklich wollen“, sagte Mackenzie, „dann könnte ich mit einer Frau namens Colby Barrow reden. Kommt Ihnen der Name bekannt vor? Ich glaube, sie fing mit siebzehn an, hier zu arbeiten. Sie bekam den Job, weil sie Ihnen einen Blowjob gegeben hatte. Ich weiß, dass der Fall geschlossen ist. Aber ich frage mich, ob sie mir etwas über Ihre Geschäftspraktiken erzählen könnte, die Sie vor sechs Jahren unter den Tisch fallen ließen. Ich frage mich, ob sie mir vielleicht auch erzählen kann, warum es Ihnen egal scheint, was vor drei Nächten mit einer Ihrer Tänzerinnen geschah.“

Avery machte den Eindruck, als würde er sie schlagen wollen. Sie wollte es fast darauf ankommen lassen. In den vergangenen Jahren war sie zu vielen Männern wie ihm begegnet – Männer, die sich kein Stück um Frauen kümmerten, bis es dunkel war und sie Sex oder jemanden zum Verprügeln brauchten.

„Was wollen Sie wissen?“, fragte er.

Bevor sie antworten konnte, stellte der Barkeeper endlich den Drink vor Porter ab. Dieser nahm einen kleinen Schluck, während er Avery und den Barkeeper mit einem wissenden Lächeln betrachtete.

„Gab es Männer, die immer zu Hailey gingen?“, wollte Mackenzie wissen. „Gab es Männer, die sich immer an sie wandten?“

„Vielleicht ein oder zwei“, antwortete Porter.

„Kennen Sie deren Namen?“, hakte Porter nach.

„Nein. Ich achte nicht auf die Männer, die hereinkommen. Sie sind alle gleich, wissen Sie?“

„Aber denken Sie“, fragte Mackenzie, „ob einige Ihrer anderen Tänzerinnen vielleicht wissen, wie sie heißen?“

„Das bezweifele ich“, entgegnete Avery. „Und mal ehrlich: Die meisten Tänzerinnen fragen die Männer aus Höflichkeit nach ihren Namen. Es kümmert sie eigentlich gar nicht. Sie wollen nur bezahlt werden.“

„War Hailey eine gute Angestellte?“, wollte Mackenzie wissen.

„Ja, das war sie. Sie übernahm häufig Schichten. Sie müssen wissen, dass sie ihre beiden Söhne sehr liebte.“

„Ja, wir haben sie schon getroffen“, erwiderte Mackenzie.

Avery seufzte und schaute zur Bühne. „Hören Sie, Sie können gerne mit allen Mädchen hier reden, wenn Sie denken, dadurch herauszufinden, wer Hailey umgebracht hat. Aber ich kann das nicht hier und nicht jetzt zulassen. Es würde sie traurig und wütend machen, was sich wiederum schlecht auf mein Geschäft auswirkt. Aber ich kann Ihnen eine Liste mit ihren Namen und Telefonnummern geben, wenn Sie sie denn wirklich brauchen.“

Mackenzie dachte eine Minute darüber nach und schüttelte dann denk Kopf. „Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Aber danke für Ihre Zeit.“

Mit diesen Worten stand sie auf und tippte Porter auf die Schulter. „Wir sind hier fertig.“

„Ich aber nicht“, entgegnete er. „Ich muss noch mein Getränk austrinken.“

Mackenzie wollte schon zurückschießen, als Porters Handy klingelte. Er ging ran und drückte seine freie Hand auf das andere Ohr, um das schreckliche Geräusch des Skrillex Liedes, das gerade abgespielt wurde, auszuschalten. Er unterhielt sich kurz, nickte zwischendurch und legte auf. Dann kippte er seinen Drink auf Ex hinunter und reichte Mackenzie die Autoschlüssel.

„Was ist los?“, wollte sie wissen.

„Es scheint, dass ich wohl doch fertig bin“, antwortete er. Dann legte sich ein ernster Ausdruck auf sein Gesicht. „Es hat einen weiteren Mord gegeben.“

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Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
10 ekim 2019
Hacim:
251 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9781632919618
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