Kitabı oku: «Ruhend», sayfa 4

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Und seine Worte hallten in ihr nach…

„Dein Leben ist einfach stimmig.“

Sie seufzte und murmelte vor sich hin…

„Das ist nicht wahr.“

Es war eine echte Herausforderung für sie, zwei Mädchen zu erziehen, während sie ihrer vereinnahmenden und allzu oft gefährlichen Arbeit nachging. Sie hatte zu viele Richtungen gleichzeitig eingeschlagen, war zu viele Verpflichtungen eingegangen, und sie hatte noch nicht gelernt, damit umzugehen.

Würde es immer so bleiben?

Und wie würde sich Blaine in dieses Leben einfügen lassen?

War eine erfolgreiche Ehe in ihrer Lage überhaupt möglich?

Der Gedanke, eines Tages in einer Situation zu stecken, die mit Ryans vergleichbar war, ließ sie erschaudern.

Dann ließ sie das Haus, in dem sie einmal gelebt hatte, hinter sich und machte sich auf den Weg nach Hause.

KAPITEL ACHT

Riley lief in ihrem Wohnzimmer auf und ab.

Sie sagte sich, dass sie sich einfach entspannen sollte, dass sie seit ihrem Urlaub ja wusste, wie das ging. Doch jedes Mal erinnerte sie sich an das, was ihr Vater in ihrem Albtraum zu ihr gesagt hatte…

„Du bist ein Jäger, genau wie ich.“

Im Moment fühlte sie sich sicherlich nicht wie ein Jäger.

Viel eher wie ein Tier im Käfig, dachte sie.

Es war der erste Schultag, und sie hatte die Mädchen gerade zur Schule gebracht. Jilly war höchsterfreut, endlich dieselbe High School wie ihre Schwester zu besuchen. Die neuen Schüler und ihre Eltern hatten die typische Begrüßungsrede im Hauptauditorium erhalten. Anschließend hatte es eine kurze Führung durch die Klassenzimmer gegeben. April konnte zusammen mit Riley und Jilly an der Führung teilnehmen.

Obwohl Riley nicht die Möglichkeit gehabt hatte, mit jedem Lehrer ausführlich zu sprechen, war es ihr gelungen, sich allen als Jillys Mutter und April als Jillys Schwester vorzustellen. Einige von Jillys neuen Lehrern waren auch schon einmal Aprils Lehrer gewesen und wussten nur Gutes über sie zu berichten.

Als Riley nach der Einführungsveranstaltung noch bleiben wollte, machten sich beide Mädchen über sie lustig.

Und was willst du machen?“, hatte April gefragt. „Mit Jilly zusammen im Unterricht sitzen?“

Riley hatte geantwortet, dass sie vielleicht genau das tun sollte, nur um ein entsetztes Stöhnen von Jilly zu hören zu bekommen.

„M-o-o-o-m! Das wäre so uncool!“

April hatte gelacht und gesagt: „Mom, jetzt sein nicht so ein ‘Kopter!“

Als Riley gefragt hatte, was ein „Kopter“ sei, hatte April ihr erklärt, dass das Wort für „Helikopter-Eltern“ stand.

Eines dieser Worte, die ich kennen sollte, hatte sich Riley gedacht.

Jedenfalls hatte Riley Jillys Gefühle respektiert und war nach Hause gefahren – und nun war sie hier. Gabriela war mit einer ihrer unzähligen Cousinen zum Mittagessen verabredet und wollte danach den Einkauf machen. Also war Riley ganz alleine im Haus, nur mit einer Katze und einem Hund, die nicht im Geringsten an ihr interessiert waren.

Ich muss damit aufhören, dachte sie sich.

Riley ging in die Küche und holte sich einen Snack. Dann zwang sie sich, sich aufs Sofa zu setzen und den Fernseher anzumachen. Die Nachrichten deprimierten sie, deshalb schaltete sie auf eine seichte Serie um. Sie hatte keine Ahnung, worum es in der Handlung gerade genau ging, doch eignete sich die Seifenoper zumindest eine Weile lang ganz gut als Ablenkung.

Doch es dauerte nicht lang, und ihre Aufmerksamkeit begann sich auf etwas anderes zu konzentrieren, und sie bemerkte, dass sie erneut darüber nachdachte, was Ryan während seines unangenehmen Besuchs hier gesagt hatte…

„Ich kann das nicht alleine durchstehen. Ich kann nicht alleine in diesem Haus leben.“

In diesem Moment hatte Riley das Gefühl, zu wissen, wie er sich fühlen musste.

Waren ihr Ex-Mann und sie sich doch ähnlicher als sie es sich eingestehen wollte?

Sie versuchte, sich selbst vom Gegenteil zu überzeugen. Im Gegensatz zu Ryan kümmerte sie sich um ihre Familie. Später würden die Mädchen und Gabriela nach Hause kommen, und sie würden alle gemeinsam zu Abend essen. Vielleicht würden Blaine und Crystal ihnen dieses Wochenende auch wieder Gesellschaft leisten.

Dieser Gedankengang machte Riley bewusst, dass Blaine seit der Situation mit Ryan etwas auf Abstand gegangen war. Riley konnte auch verstehen, warum das so war. Riley hatte mit Blaine nicht über den Besuch von Ryan sprechen wollen – es erschien ihr zu vertraulich und persönlich – und es war nur natürlich, dass Blaine das unruhig machte.

Sie verspürte das plötzliche Bedürfnis, ihn sofort anzurufen, doch sie wusste, dass Blaine noch viele Stunden Arbeit vor sich hatte. Nach seiner Rückkehr war es notwendig gewesen, die Abläufe in seinem Restaurant wieder in ihre gewohnten Bahnen zu lenken.

Riley konnte nicht umhin, sich schrecklich alleine in ihrem eigenen Haus zu fühlen…

Genau wie Ryan.

Sie fühlte sich ein wenig schuldig vor ihrem Ex-Mann – obwohl sie nicht genau wusste, weshalb. Nichts von dem, was in seinem Leben schieflief, war ihre Schuld gewesen. Trotzdem verspürte sie den schwachen Wunsch, ihn anzurufen, um herauszufinden, wie es ihm ging. Vielleicht konnte sie ihm ein wenig beistehen. Doch das war natürlich eine außerordentlich dumme Idee. Das letzte was sie jetzt tun sollte war, ihm irgendwelche irreführenden Signale zu senden und ihn glauben zu lassen, dass sie womöglich doch noch eine Zukunft zusammen hatten.

Während die Figuren aus der Serie stritten, weinten, einander ohrfeigten und durch die verschiedenen Betten wanderten, kam Riley ein anderer Gedanke in den Sinn.

Manchmal erschien ihr das eigene Leben zu Hause, ihre Familie und ihre Beziehungen nicht viel realer als das, was sie gerade im Fernsehen sah. Die tatsächliche Anwesenheit der geliebten Menschen schaffte es, sie von dem tiefliegenden Gefühl der Isolation abzulenken. Doch schon wenige Stunden alleine zuhause genügten, um sie schmerzlich daran zu erinnern, wie sie sich im Inneren tatsächlich fühlte.

Es gab da eine Leere in ihr, die nur durch eine Sache gefüllt werden konnte…

Durch welche genau?

Durch Arbeit.

Doch welche Bedeutung hatte ihre Arbeit für sie selbst oder für irgendjemand anderen?

Sie erinnerte sich erneut an etwas, was ihr Vater zu ihr im Traum gesagt hatte…

„Es ist ein verdammt sinnloses Leben, das du da führst – Gerechtigkeit für Menschen einzufordern, die bereits tot sind, für genau die Menschen, die keine Gerechtigkeit mehr brauchen.“

Sie fragte sich…

Ist das wahr?

Ist das, was ich tue, wirklich sinnlos?

Sicherlich nicht, denn sie hielt oftmals Mörder auf, die sonst mit großer Sicherheit weitere Opfer gefordert hätten.

Sie rettete auf lange Sicht gesehen Leben – so viele Leben, das konnte sie sich gar nicht vorstellen.

Und doch, damit sie überhaupt einen Job hatte, musste irgendjemand morden, und irgendjemand musste sterben…

Es beginnt immer mit dem Tod.

Oft blieben die Fälle ihr noch lange nach ihrem Abschluss im Gedächtnis und stifteten selbst noch dann in ihr ein Unbehagen, wenn die Mörder bezwungen und zur Rechenschaft gezogen worden waren.

Sie machte den Fernseher wieder aus, da die Seifenoper sie zu nerven begann. Dann lehnte sie sich zurück, schloss die Augen und dachte an ihren letzten Fall, die Serienmörderin in Georgia.

Arme Morgan, dachte sie.

Morgan Farrell war mit einem reichen aber gewalttätigen Mann verheiratet gewesen. Als er im Schlaf brutal ermordet worden war, war Morgan sich sicher gewesen, diejenige gewesen zu sein, die ihn erstochen hatte, obwohl sie sich an die Tat gar nicht hatte erinnern können.

Sie war sich sicher, dass sie es verdrängt oder vergessen hatte, wegen ihres Alkohol- und Medikamentenproblems.

Und sie war stolz auf das gewesen, was sie glaubte, getan zu haben. Sie hatte Riley sogar angerufen, um ihr das zu sagen…

„Ich habe den Mistkerl umgebracht.“

Morgan war unschuldig, wie sich später herausstellte. Eine andere wahnsinnige Frau hatte Morgans Ehemann umgebracht – und weitere ebenso gewalttätige Ehemänner.

Die Frau, die selbst unter ihrem verstorbenen Ehemann gelitten hatte, war danach auf eine Rachemission gegangen, um andere Frauen von ihrer Pein zu befreien. Riley konnte sie gerade noch rechtzeitig davon abbringen, einen unschuldigen Mann umzubringen, dessen einziges Vergehen es gewesen war, seine verstörte, wahnsinnige Frau zu lieben.

Riley spielte in ihrer Erinnerung durch, was geschehen war nachdem sie die Frau zu Boden gerungen und ihr Handschellen anlegt hatte…

„Adrienne McKinney, Sie sind verhaftet.“

Doch nun fragte Riley sich…

Was, wenn alles anders ausgegangen wäre?

Was, wenn Riley nicht nur den unschuldigen Mann hätte retten können, sondern auch der Frau ihren Fehler erklären und sie dann einfach hätte wieder laufen lassen können?

Sie hätte weiter gemordet, dachte Riley.

Und die Männer, die sie ermordet hätte, hätten ihren Tod verdient gehabt.

Was für eine Gerechtigkeit hatte sie damals also wirklich geschaffen?

Riley verlor bei dem Gedanken den Mut, und sie musste wieder an die Worte ihres Vaters denken…

„Es ist ein wahnsinnig unnützes Leben, das du da führst.“

Auf der einen Seite versuchte sie verzweifelt, das Leben einer Mutter und Frau zu führen, zwei Töchter großzuziehen und einen Mann zu lieben, den sie hoffte, eines Tages zu heiraten. Manchmal schien dieses Leben tatsächlich zu gelingen, und sie wusste auch, dass sie niemals aufgeben würde, es weiter zu versuchen.

Doch sobald sie alleine war, schien dieses normale Leben irgendwie so unecht.

Auf der anderen Seite musste sie gegen unsagbare Hindernisse ankämpfen und Ungeheuer besiegen. Ihr Job war ihr unglaublich wichtig, obwohl er zu oft wie ein Tropfen auf dem heißen Stein war.

Riley fühlte sich jetzt absolut elendig. Obwohl es erst Vormittag war, hatte sie das dringende Bedürfnis, sich einen starken Drink zu machen. Sie konnte der Versuchung jedoch widerstehen, und dann klingelte ihr Handy. Als sie sah, wer der Anrufer war, seufzte sie erleichtert.

Das hier war echt.

Sie hatte Arbeit zu tun.

KAPITEL NEUN

Riley fuhr mit gemischten Gefühlen zum BAU. An Merediths Stimme am Telefon hatte sie erkennen können, dass er schlechte Laune hatte.

Er hatte ihr keine Einzelheiten genannt. Er hatte bloß gesagt, dass er ihr Team aufgrund der jüngsten Entwicklungen zu einer Sitzung einbestellte. Sie war erleichtert gewesen, das Haus verlassen zu können und sich nach Quantico aufzumachen. Nun fragte sie sich allerdings, worüber sich Meredith ärgerte.

Vor ungefähr eineinhalb Wochen hatte er sie angerufen und dazu animieren wollen, sich nach Rushville, Mississippi aufzumachen, um einen dortigen Mordfall genauer unter die Lupe zu nehmen. Riley hatte sich damals geweigert.

Doch damals war er nicht wütend auf sie gewesen. Er hatte sich sogar richtig bedauernd geäußert, da er sie während ihres Urlaubes gestört hatte.

„Es tut mir leid, dass ich sie gestört habe“, hatte er gesagt. „Genießen sie weiterhin ihren Urlaub.“

Irgendetwas musste seitdem vorgefallen sein.

Was auch immer es war, es bedeutete wahrscheinlich, dass jetzt richtig viel Arbeit auf sie wartete. Rileys Stimmung wurde immer besser, als sie vor dem großen weißen Gebäude, in dem die BAU – die Verhaltensanalyseeinheit – ansässig war, hielt. Es kam ihr beinahe so vor als würde sie nach Hause zurückkehren.

Als sie geparkt hatte, ging Riley um das Auto herum und holte ihre Reisetasche, die sie immer für alle Fälle gepackt bereithielt, aus dem Kofferraum. Sie wusste, dass es durchaus wahrscheinlich war, dass sie heute noch zu einem neuen Fall entsandt werden würde.

Als sie in den Konferenzraum kam, hatte die Sitzung gerade begonnen. Rileys zwei Partner, Bill Jeffreys und Jenn Roston saßen ihrem Vorgesetzten, Spezialagenten Brent Meredith, gegenüber.

Mit seiner beachtlichen Statur und seinen schwarzen, kantigen Gesichtszügen machte Merediths imposante Erscheinung wie immer etwas her.

Doch heute sah er noch furchterregender aus als sonst. Während Riley ihren Platz am Konferenztisch einnahm, blickte er sie finster an.

Dann fragte er spitz: „Wie war Ihr Urlaub, Agentin Paige?“

Sein scharfer Ton verletzte Riley. Statt seine Frage zu beantworten, erwiderte sie entschlossen Merediths Blick und sagte fest: „Ich bin bereit, zur Arbeit zurückzukehren.“

Meredith nickte in mürrischer Anerkennung.

Dann sagte er: „Da wir jetzt vollständig sind, lassen Sie uns beginnen.“

Meredith blickte zwischen den Kollegen hin und her und fuhr fort: „Ich musste immer wieder an den Mord in Rushville, Mississippi denken – der Fall, wegen dem die Polizistin von dort uns mehrmals angerufen hatte. Ich habe deshalb Agent Jeffreys gebeten, ein paar Nachforschungen anzustellen. Das hat er auch getan, und nun meint er, dass wir uns vielleicht doch mit dem Fall beschäftigen sollten. Würden Sie das bitte etwas genauer ausführen, Agent Jeffreys?“

„Natürlich“, antwortete Bill während er aufstand und zum Flachbildschirm auf der anderen Seite des Raumes schritt. Bill war seit Jahren Rileys Partner und guter Freund, und Riley war gerade besonders froh, ihn vor sich zu sehen. Sie waren ungefähr gleich alt. Er war ein starker, gutaussehender Mann. Ein paar erste graue Strähnen leuchteten in seinem dunklen Haar.

Bill drückte auf einen Pointer und einige Bilder erschienen auf dem Bildschirm. Eines war von einem schweigsam aussehenden Mann, der wohl in seinen Fünfzigern war. Das nächste Bild zeigte die Leiche desselben Mannes. Sie lag auf einem Dielenboden und eine einzige, brutal tiefe, rundliche Wunde prangte auf seiner Stirn.

Auf die Fotos zeigend begann Bill zu erklären…

„Gareth Ogden wurde vor elf Tagen in seinem eigenen Haus in Rushville ermordet. Der Mord fand ungefähr um zwanzig Uhr dreißig statt. Er wurde mit einem einzigen Hammerschlag gegen die Stirn ermordet.“

Meredith warf Riley und Jenn einen Blick zu und ergänzte: „Das hier sind die Bilder von dem Mord, wegen dem die Polizistin aus Rushville uns hier am BAU angerufen hatte. Sie hatte darauf bestanden, mit jemandem zu sprechen, und ich habe den Anruf deshalb persönlich entgegengenommen. Interessanteweise hat sie dabei erwähnt, dass dieser Mordfall Ähnlichkeiten zu einem nie aufgeklärten Fall von vor zehn Jahren aufweist. Damals war in Rushville eine ganze Familie ermordet worden.“

„Genau“, sagte Bill. „Ich habe mir das mal näher angeschaut, und das hier habe ich dazu gefunden.“

Bill klickte erneut auf den Pointer und ein neuer Fotosatz erschien auf dem Bildschirm. Ein Mann und eine Frau lagen in einem blutdurchtränkten Bett, ihre Schädel förmlich pulverisiert. Die anderen zwei Opfer, auf identische Art und Weise ermordet, befanden sich in ihren eigenen Betten – ein Junge im Teenager-Alter und ein Mädchen, das ungefähr zehn bis zwölf Jahre alt gewesen sein musste.

Bill führte weiter aus…

„Nachdem die Bonnett Familie zu Bett gegangen und eingeschlafen war, kam ein Eindringling in ihr Haus. Zuerst erschlug er die Tochter Lisa in ihrem Kinderzimmer. Danach schlich er sich in das Zimmer ihres Bruders Martin, in dem dieser fest schlief und wiederholte die Tat. Zuletzt fand er seinen Weg ins Schlafzimmer der Eltern. Er schlug Leona Bonnett im Schlaf den Schädel ein. Ihr Ehemann Cosmo wurde offenbar geweckt bevor der Mörder auch ihn nach einem kurzen Kampf zuletzt tötete.“

Jenn Roston schielte auf den Bildschirm und sagte: „Das ist alles absolut grausam, klar. Aber wenn es eine Verbindung zwischen diesem Mord und Ogdens Tod geben soll, dann bin ich mir nicht sicher, worin ich sie sehen soll – außer in der Ähnlichkeit der Tatwaffe.“

Riley nickte zustimmend. Jenn war eine junge Afro-Amerikanerin, die sich in ihrer kurzen Zeit hier am BAU bereits als herausragende Agentin bewiesen hatte. Riley und Jenn hatten bereits an einigen Fällen zusammen gearbeitet. Ihre Beziehung hatte zwar einen holprigen Start gehabt, doch seitdem war zwischen ihnen viel Vertrauen gewachsen.

Meredith sagte: „Erklären Sie genauer, Agentin Roston.“

Jenn zeigte auf die grauenhaften Fotos auf dem Bildschirm und sagte: „Die Bonnett Morde waren außerordentlich brutal. Es sieht so aus, als wäre mehrere Male auf den Schädel eingeschlagen worden, ein Schlag nach dem anderen. Die Morde wurden offensichtlich mit großer Wut ausgeführt und aus zutiefst persönlichen Gründen. Agent Jeffreys, könnten Sie uns die anderen Bilder noch einmal zeigen?“

Bill klickte den Pointer, und die Fotos von Ogden tauchten wieder auf.

Jenn zeigte auf das Foto der Leiche und sagte: „Ogdens Mord war im Vergleich schnell und sauber. Wie es aussieht, ist er an einem einzigen Hammerschlag gegen die Stirn gestorben. Es sieht ganz und gar nicht nach Wut oder Zorn aus. Der Mord an ihm war kaltblütig und… wie soll ich sagen? Fast chirurgisch.“

Riley war verblüfft. Was Jenn sagte, ergab absolut Sinn.

„Ja, und Morde mit Hämmern als Tatwaffe sind eigentlich ziemlich gewöhnlich“, sagte Riley. „Es könnte ein bloßer Zufall sein.“

Meredith fragte Bill: „Wie groß ist Rushville?“

Bill antwortete: „Es ist nur ein kleines Städtchen an der Golfküste mit einer Bevölkerung von circa sechseinhalbtausend Menschen. Das ist eine weitere Tatsache, die mir aufstößt. Es gibt dort quasi keinerlei Gewaltverbrechen – vielleicht gibt es den ein oder anderen Überfall mit Körperverletzung. Oder einen Einbruch oder Diebstahl. Vielleicht ein gestohlenes Autos. Wenn das alles wirklich nur ein Zufall ist, dann wäre es ein ziemlich komischer – ein zweiter Mordfall mit einem Hammer als Tatwaffe ist deshalb auch nach so langer Zeit durchaus auffällig.“

Jenn kratzte sich am Kinn und sagte: „Was hältst du dann davon, – dass ein einziger Mörder so lange geruht hat? Ist das nicht extrem unwahrscheinlich?“

„Nicht wirklich“, entgegnete Bill. „Hast du noch nie vom sogenannten FQT Mörder gehört?“

Jenn schüttelte den Kopf.

Natürlich wusste Riley, welchen Mörder Bill meinte, und sie war äußerst gespannt, worauf er mit diesem Beispiel hinauswollte.

Bill rief weitere Fotos auf, dieses Mal zeigten sie die gefesselten, geschlagenen und erwürgten Opfer des FQT Mörders.

Er sagte: „Dennis Rader war ein klassischer Psychopath – nach außen hin charmant, Anführer der jungen Pfadfinder und Präsident seiner Kirchengemeinde. Seine Morde waren so brutal, dass er als FQT Mörder in die Geschichte eingegangen ist – die Buchstaben stehen dabei für ‚fesseln, quälen, töten‘. Er brachte 1988 vier Mitglieder einer Familie um, danach eine alleinstehende Frau im selben Jahr.“

Meredith ergänzte: „Dann verschwand er für drei Jahre bevor er erneut zuschlug. Er ruhte immer wieder zwischen seinen insgesamt zehn Morden, manchmal länger als fünf Jahre.“

„Genau“, sagte Bill. „Während seiner aktiven Jahre schickte er spöttische Briefe an die Massenmedien. Dann verschwand er für zehn Jahre komplett. 2004 begann er erneut Briefe zu schicken, das hat dann zu seiner Verhaftung und Verurteilung 2005 geführt, über vierzig Jahre nach seinen ersten Morden.“

Bill hielt inne und schien auf ihre Reaktion zu warten.

Meredith runzelte die Stirn und sagte: „Ich sehe einige Gemeinsamkeiten, aber auch einige Unterschiede. Wenn es tatsächlich einen Serienmörder in Rushville gibt, dann sucht er keinesfalls die Öffentlichkeit. Das ist ein entscheidender Unterschied, der FQT Mörder wollte durch seine Taten zu einer öffentlichen Berühmtheit werden, und er wurde ziemlich wütend, wenn er nicht ausreichend Aufmerksamkeit bekam. Einige der Fotos, die du gezeigt hast, wurden von ihm selbst aufgenommen und an die Öffentlichkeit geschickt, zusammen mit Souvenirs von den Tatorten.“

Riley wandte sich an Bill: „Klar, ich verstehe ja, worauf du hinauswillst. Nicht nur tauchte der FQT Mörder teilweise jahrelang unter, sein modus operandi hatte sich über die Zeit hinweg auch verändert. Er begann als klassischer ‚Familienvernichter‘ und ging dann zu serienmäßigen Einzelopfern über. Vielleicht hat Rushville ja denselben Typ Mörder.“

Bill nickte und sagte: „Wenn das stimmt, dann waren diese zehn Jahre einfach eine ungewohnt lange Ruhephase. Der Ursprungsmord kann durchaus durch starke Emotionen motiviert gewesen sein. Aber dann hat der Typ festgestellt, dass ihm das Töten gefiel. Vielleicht hat er viel Zeit damit verbracht, darüber nachzugrübeln, wie er die Tat wiederholen konnte. Wir wissen einfach nicht, was in diesem Städtchen vor sich geht, und ich möchte nicht einfach davon ausgehen, dass so etwas nie wieder passiert.“

Riley blickte ihre Kollegen aufmerksam an. Jenn sah immer noch skeptisch aus, doch Riley konnte spürten, dass Meredith geneigt war, Bill zuzustimmen.

Riley fragte Meredith: „War das FBI in den ungelösten Bonnett Fall involviert?“

Meredith grummelte leise vor sich hin.

„Nein, die örtlichen Cops haben versucht, den Fall solange alleine zu führen, bis er dann irgendwann eingeschlafen ist“, entgegnete er. „Das könnte zum Problem werden. Als ich mit Carter Crane, dem Polizeichief von Rushville, gesprochen habe, hat er darauf beharrt, dass es keinerlei Verbindung zwischen den Fällen gibt. Er hat alles abgestritten und relativiert und war wütend auf die Polizistin, die uns informiert hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass er das FBI um Hilfe gebeten hätte, liegt so ziemlich bei null.“

Meredith trommelte mit seinen Fingern einen Moment lang auf dem Tisch.

Dann sagte er: „Ah, zur Hölle mit dem Polizeichief. Wir wurden schließlich von einer Polizistin aus Rushville gebeten, uns zu beteiligen. Sie klang ziemlich jung und hieß Samantha Kuehling. Ich möchte, dass Sie in jedem Fall dort hinfliegen, ich werde so schnell wie möglich ein Flugzeug bereitstellen. Wenn Sie ankommen, sprechen Sie mit Crane persönlich. Versuchen Sie ihm vor Augen zu führen, dass er es hier mit einem ernsthaften Problem zu tun haben könnte, und dass er unsere Hilfe gut brauchen kann. Ich werde ihn vorher anrufen und ihn vorwarnen, dass Sie kommen. Erwarten Sie allerdings keinen warmen Empfang.“

Als die Sitzung schließlich zu Ende war, fühlte Riley sich wie neu aufgeladen – sogar besser, als sie sich während ihres Urlaubs gefühlt hatte.

Was sagt das über mich aus? fragte sie sich.

Fühlte sie sich unter den Ungeheuern dieser Welt mehr zu Hause als unter den Menschen, die sie liebte?

Sie erinnerte sich erneut an die Worte, die ihr Vater in ihrem Albtraum gesprochen hatte, Worte, die er schon zu Lebzeiten immer wieder geäußert hatte…

„Du bist ein Jäger, genau wie ich.“

Sie seufzte und dachte…

Wenigstens habe ich nicht mehr das Gefühl, mich in einem Käfig zu befinden.

Sie rief Gabriela an und ließ sie und die Kinder wissen, dass sie sich auf dem Weg nach Mississippi befand.

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₺203,10
Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
02 nisan 2020
Hacim:
271 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9781640296077
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