Kitabı oku: «Verschwunden», sayfa 16

Yazı tipi:

Riley zog ihre Waffe und näherte sich dem Wohnwagen. Er war auf einem permanenten Unterbau aufgesetzt und es sah so aus, als wäre er das schon seit vielen Jahren. Vor einiger Zeit musste jemand ein Blumenbeet um den Wohnwagen herum angelegt haben, aber jetzt war es mit Unkraut überwuchert.

Soweit stimmte es mit ihren Erwartungen überein. Sie war sich sicher, dass sie den richtigen Ort gefunden hatte.

“Du bist erledigt, Bastard,” murmelte sie vor sich hin. “Du wirst nie wieder ein weiteres Opfer finden.”

Sie hämmerte an die metallene Tür.

“Gerald Cosgrove!” rief sie. “Hier ist das FBI. Machen Sie auf!”

Keine Antwort. Riley stellte sich auf die Zehenspitzen und sah durch das kleine Fenster der Tür. Was sich ihr im Inneren zeigte ließ sie erstarren.

Der Wohnwagen war vollgestopft mit Puppen. Sie sah keine Menschenseele, nur Puppen in allen Formen und Größen.

Sie rüttelte an der Tür. Sie war verschlossen. Sie hämmerte wieder dagegen. Diesmal hörte sie die Stimme eines Mannes.

“Gehen Sie weg. Lassen Sie mich alleine. Ich habe nichts getan.”

Riley dachte, sie hörte jemanden im Wohnwagen umherkriechen. Die Tür öffnete sich nach draußen, daher konnte sie sie nicht eintreten. Sie feuerte ihre Waffe auf das Schloss und die Tür fiel auf.

Riley stürmte in den kleinen Raum. Sie war einen Moment von der schieren Anzahl der Puppen überwältigt. Es mussten hunderte sein. Sie waren überall – auf Regalen, Tischen und sogar auf dem Boden. Es dauerte einen Augenblick bis sie den Mann sah, der vor einer der Wände kauerte.

“Nicht schießen,” jammerte Cosgrove, zitternd und mit gehobenen Händen. “Ich war es nicht. Erschießen Sie mich nicht.”

Riley riss ihn auf die Füße. Sie drehte ihn gegen die Wand und zog eine seiner Hände hinter den Rücken. Sie steckte ihre Waffe ein und nahm ihre Handschellen heraus.

“Geben Sie mir die andere Hand,” sagte sie.

Von Kopf bis Fuß zitternd gehorchte er ohne zu zögern. Riley legte ihm Handschellen an und schubste ihn zu einem der Stühle.

Er war ein schwächlich aussehender Mann Mitte Sechzig mit grauem Haar. Er sah bemitleidenswert aus, wie er dort mit saß und Tränen seine Wangen hinunterliefen. Aber Riley konnte kein Mitleid für ihn empfinden. Der Anblick der vielen Puppen machte mehr als deutlich, dass er ein kranker, verdrehter Mann war.

Bevor sie ihm Fragen stellen konnte, hörte sie Bills Stimme.

“Mein Gott, Riley. Hast du die Tür aufgeschossen?”

Riley drehte sich um und sah Bill in den Wohnwagen treten.

“Er wollte nicht aufmachen,” sagte Riley.

Bill knurrte, “Ich dachte, ich habe dir gesagt, dass du draußen warten sollst.”

“Und ich denke, du wusstest, dass ich das nicht tun würde,” sagte Riley. “Aber ich bin froh, dass du da bist. Scheint unser Mann zu sein.”

Der Mann heule auf.

“Ich war es nicht! Ich war es nicht! Nicht diesmal! Ich hab das alles hinter mir gelassen!”

“Was hast du über ihn herausgefunden?” fragte Riley.

“Er war wegen versuchten Kindesmissbrauchs im Gefängnis. Seitdem nichts – bis jetzt.”

Das machte genug Sinn für Riley. Dieses Monster hatte sich zweifellos größerer Beute zugewandt – und größerer Grausamkeit.

“Das ist Jahre her,” sagte der Mann. “Ich war gut. Ich habe meine Medikamente genommen. Ich habe dieses Verlangen nicht mehr. Es ist alles Vergangenheit. Sie machen einen Fehler.”

“Sie sind also unschuldig, was?” fragte Bill zynisch.

“Das stimmt. Was auch immer Sie denken, ich war es nicht.”

“Was ist mit den ganzen Puppen?” fragte Riley.

Durch seine Tränen zeigte Cosgrove ein gebrochenes Lächeln.

“Sind sie nicht wunderschön?” fragte er. “Ich habe sie nach und nach gesammelt. Ich hatte vor ein paar Wochen Glück und habe diesen tollen Laden in Shellysford gefunden. So viele Puppen und so viele verschiedene Kleider. Ich habe meinen ganzen Sozialversicherungsscheck ausgegeben und so viele gekauft wie ich konnte.”

Bill schüttelte den Kopf. “Ich will definitiv nicht wissen, was Sie mit denen machen.”

“Es ist nicht, was Sie denken,” sagte Cosgrove. “Sie sind meine Familie. Meine einzigen Freunde. Sie sind alles was ich habe. Ich bleibe einfach zu Hause bei ihnen. Nicht, dass ich mir leisten könnte woanders hinzugehen. Sie behandeln mich gut. Sie verurteilen mich nicht.”

Wieder machte Riley sich Sorgen. Hielt Cosgrove in diesem Moment ein weiteres Opfer gefangen?

“Ich will mir die Hütten draußen ansehen,” sagte Riley bestimmt.

“Machen Sie nur,” sagte er. “Da ist nichts. Ich habe nichts zu verstecken. Die Schlüssel sind gleich hier.”

Er nickte zu einem Schlüsselbund, der neben der zerbeulten Tür hing. Riley nahm sie vom Haken. “Ich sehe mich um,” sagte sie.

“Nicht ohne mich,” antwortete Bill grimmig.

Bill und Riley nutzten Bills Handschellen um Cosgrove an seinen Kühlschrank zu fesseln. Dann gingen sie nach draußen und auf die Hütten zu. Sie öffneten das Schloss der ersten Hütte. Darin fand sich nichts außer einer Harke.

Bill ging hinein und sah sich um.

“Nichts,” sagte er. “Nicht ein Tropfen Blut.”

Die gingen zur nächsten und sahen hinein, aber auch dort fand sich nur ein rostiger Rasenmäher.

“Er muss sie woanders festhalten,” sagte Bill.

Bill und Riley gingen zurück in den Wohnwagen. Cosgrove saß immer noch da und schaute traurig auf seine Puppenfamilie. Riley fand die Ansicht verstörend – ein Mann mit keinem richtigen Leben und sicherlich keiner Zukunft.

Er war ihr ein Rätsel und sie entschied sich ihm ein paar Fragen zu stellen.

“Gerald, wo waren Sie letzten Mittwoch?”

“Was?” erwiderte Cosgrove. “Was meinen Sie? Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht an Mittwoch erinnern. Hier denke ich. Wo sollte ich sonst sein?”

Riley sah ihn mit wachsender Neugier an.

“Gerald,” sagte er, “welchen Tag haben wir heute?”

Cosgroves Augen wanderten verwirrt zwischen ihnen hin und her.

“Ich – Ich weiß es nicht,” stammelte er.

Riley dachte nach – konnte es wahr sein? Wusste er wirklich nicht, welcher Tag es war? Er klang aufrichtig verwirrt. Er schien weder verbittert noch wütend. Sie sah keinen Kampfgeist in ihm. Nur Angst und Verzweiflung.

Dann erinnerte sie sich selbst streng daran, sich nicht von ihm einwickeln zu lassen. Wahre Psychopathen konnten manchmal selbst die erfahrensten Agenten mit ihren Lügen hereinlegen.

Bill befreite Cosgrove von seinem Kühlschrank, aber seine Hände waren immer noch hinter seinem Rücken gefesselt.

Bill knurrte, “Gerald Cosgrove, Sie sind verhaftet für den Mord an drei Frauen …”

Bill und Riley eskortierten ihn grob aus dem Wohnwagen während Bill mit den Namen der Opfer und Cosgroves Rechtsbelehrung fortfuhr. Dann schubsten sie ihn auf die Rückbank von Bills Wagen – ein gut ausgestattetes FBI Fahrzeug mit einem Gitter zwischen Vorder- und Rücksitz. Sie schnallten ihn an und fesselten ihn an die vorhandene Vorrichtung. Danach standen sie für einen Moment schweigend nebeneinander.

“Du hast es geschafft, Riley,” murmelte Bill voller Bewunderung. “Du hast den Bastard erwischt – sogar ohne deine Marke. Das Büro wird dich mit offenen Armen wieder willkommen heißen.”

“Möchtest du, dass ich mit dir mitfahre? Fragte sie.

Bill tat es mit einem Schulterzucken ab. “Nein, ich habe alles unter Kontrolle. Ich bringe ihn zum BAU. Nimm ruhig deinen eigenen Wagen zurück.”

Riley entschied sich nicht zu diskutieren, fragte sich aber ob Bill immer noch über den Telefonanruf verärgert war.

Sie sah zu, wie Bill das Gelände verließ und wollte sich selbst zu ihrem Erfolg gratulieren. Aber es wollte sich kein Gefühl von Zufriedenheit einstellen. Etwas nagte an ihr. Sie hörte immer wieder die Worte ihres Vaters.

Du musst einfach deinem Bauch folgen.

Während sie zurückfuhr wurde ihr nach und nach klar, was sie beschäftigte.

Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass sie den falschen Mann erwischt hatten.

Kapitel 33

Am nächsten Morgen fuhr Riley April zur Schule als sie anhielt um sie herauszulassen, konnte sie ihr nagendes Bauchgefühl immer noch nicht beruhigen. Es hatte sie die ganze letzte Nacht beschäftigt und sie nicht schlafen lassen.

Ist das der Kerl? fragte sie sich immer wieder.

Bevor April aus dem Auto stieg, wandte sie sich mit einem Ausdruck ehrlicher Besorgnis an ihre Mutter. “Mom, was ist los?” fragte sie.

Riley wurde von der Frage überrumpelt. Sie und ihre Tochter schienen eine ganz neue Phase in ihrer Beziehung erreicht zu haben – eine bessere, als jede, die sie vorher hatten. Trotzdem war Riley es nicht gewohnt, dass April sich Sorgen um sie machte. Es fühlte sich gut an, aber seltsam.

“Man sieht es, was?” meinte Riley.

“Allerdings,” antwortete April. Sie nahm sanft die Hand ihrer Mutter. “Erzähl es mir.”

Riley überlegte einen Augenblick. Sie wusste nicht, wie sie das Gefühl in Worte fassen sollte. “Ich …” begann sie, brach dann aber unsicher ab. “Ich weiß nicht, ob ich den richtigen Mann verhaftet habe.”

April sah sie aus großen Augen an.

“Ich …bin nicht sicher, was ich tun soll,” fügte Riley hinzu.

April atmete tief durch.

“Zweifel nicht an dir, Mom,” sagte sie dann. “Das machst du oft. Und danach wünscht du dir immer du hättest es nicht. Ist das nicht, was du mir immer sagst?”

April lächelte und Riley lächelte zurück.

“Ich komme zu spät,” sagte April. “Wir können später darüber reden, wenn du magst.”

April küsste Riley auf die Wange, stieg aus dem Wagen und lief auf die Schule zu.

Riley saß im Wagen und dachte nach. Anstatt wegzufahren rief sie Bill an.

“Irgendetwas neues?” fragte sie, als sie ihn an die Leitung bekam.

Sie hörte Bill seufzen.

“Cosgrove ist ein seltsamer Charakter,” sagte er. “Jetzt gerade ist er völlig durcheinander – erschöpft und deprimiert, weint viel. Ich denke wir werden ihn bald knacken. Aber …”

Bill hielt inne. Riley spürte, dass auch er Zweifel hatte.

“Aber was?” fragte Riley.

“Ich weiß nicht, Riley. Er wirkt auf mich desorientiert und ich bin sicher, dass er keine Ahnung hat was los ist. Manchmal versteht er nicht einmal, dass er verhaftet worden ist. Vielleicht haben die ganzen Medikamente ihn durcheinander gebracht. Oder es ist ganz einfach eine Psychose.”

Rileys eigene Zweifel wurden stärker.

“Was erzählt er euch?” fragte sie.

“Hauptsächlich fragt er nach seinen Puppen,” sagte Bill. “Er macht sich Sorgen um sie, als wären sie Kinder oder Haustiere, die man nicht alleine zu Hause lassen kann. Er sagt immer wieder, dass er ohne sie nicht leben kann. Er ist vollkommen ruhig, kein bisschen aggressiv. Aber er gibt uns keine Informationen. Er sagt, dass er nichts über die Frauen weiß oder darüber, ob er gerade eine gefangen hält.”

“Also, was denkst du?” fragte sie. “Ist er unser Mann?”

Riley bemerkte Frustration in Bills Stimme.

“Wie könnte er das nicht sein? Ich meine, alles zeigt auf ihn und niemanden sonst. Die Puppen, seine Vorstrafe, alles. Er war zur gleichen Zeit wie Reba Frye in dem Laden. Wieso sollten wir falsch liegen?”

Riley sagte nichts. Sie konnte dem nicht widersprechen. Aber sie spürte, dass Bill mit seinen eigenen Instinkten kämpfte.

Dann fragte sie. “Hat jemand die ehemaligen Mitarbeiter von Madeline überprüft?”

“Ja,” sagte Bill. “Aber das hat uns nirgendwo hingeführt. Madeline beschäftigt immer Mädchen aus der High-School. Das macht sie schon solange sie das Geschäft führt.”

Riley stöhnte innerlich frustriert auf. Wann würden sie endlich den entscheidenden Hinweis in diesem Fall finden?

“Wie auch immer,” sagte Bill, “ein Psychologe wird Cosgrove morgen befragen. Vielleicht kann er uns sagen, wo wir stehen.”

“Okay,” sagte Riley. “Halte mich auf dem Laufenden, okay?”

Sie beendete den Anruf. Der Motor ihres Wagens lief, aber sie stand immer noch vor der Schule. Wo sollte sie hinfahren? Falls Newbrough wirklich versuchte sie wieder in den Job zu bekommen, hatte er es bisher noch nicht geschafft. Sie hatte immer noch keine Marke – oder einen Job.

Ich kann genauso gut nach Hause fahren, dachte sie.

Aber sobald sie losfuhr gingen ihr die Worte ihres Vaters wieder durch den Kopf.

Du musst einfach deinem Bauch folgen.

Gerade jetzt sagte ihr Bauchgefühl, dass sie zurück nach Shellysford fahren sollte. Sie wusste nicht genau warum, aber sie musste es einfach.

*

Die Klingel über der Tür läutete als Riley in das Geschäft ging. Sie sah keine Kunden. Madeline sah von ihrer Arbeit auf und runzelte die Stirn. Riley konnte sehen, dass die Ladenbesitzerin nicht glücklich darüber war sie zu sehen.

“Madeline, ich wollte mich wegen gestern entschuldigen,” sagte Riley und ging zum Tresen. “Ich war sehr tollpatschig und es tut mir leid. Ich hoffe, dass ich nichts zerbrochen habe.”

Madeline verschränkte die Arme und funkelte Riley an.

“Was wollen Sie jetzt?” fragte sie.

“Ich kämpfe immer noch mit diesem Fall,” sagte Riley. “Ich brauche Ihre Hilfe.”

Madeline betrachtete sie zögerlich.

“Ich weiß immer noch nicht wer sie sind, oder ob sie überhaupt vom FBI sind,” sagte sie.

“Ich weiß und ich kann verstehen, dass Sie mir nicht trauen,” sagte Riley eindringlich. “Aber ich hatte Reba Fryes Quittung, erinnern Sie sich? Die kann ich nur von ihrem Vater bekommen haben. Er hat mich wirklich hergeschickt. Sie wissen, dass das die Wahrheit ist.”

Madeline war immer noch nicht ganz überzeugt, aber schließlich sagte sie zögerlich, “Nun, ich nehme an das bedeutet etwas. Was wollen Sie?”

“Lassen Sie mich einfach noch einen Blick auf ihre Kollektion werfen,” sagte Riley. “Ich verspreche, dass ich diesmal nichts durcheinanderbringe.”

“Okay,” stimmte Madeline nach kurzem Zögern zu. “Aber ich lasse Sie nicht alleine.”

“Das ist nur fair,” nickte Riley.

Madeline ging auf die Rückseite des Ladens und öffnete die Falttüren. Während Riley durch die Reihen der Puppen und Accessoires ging, beobachtete Madeline sie mit Adleraugen. Riley verstand die Bedenken der Frau aber der forschende Blick war nicht hilfreich für ihre Konzentration – vor allem, da sie keine Ahnung hatte, wonach sie suchte.

In dem Moment klingelte die Ladenglocke und drei recht ungestüme Kunden kamen in das Geschäft gestürmt.

“Meine Güte,” sagte Madeline. Sie eilte zurück in auf die Vorderseite des Ladens um sich um die Kunden zu kümmern. Zumindest für einen Augenblick hatte Riley die Puppen für sich selbst.

Sie betrachtete sie eingehend. Einige standen, andere saßen und alle trugen gerüschte Kleider. Aber auch wenn sie angezogen waren, saßen die Puppen in der exakt gleichen Pose, in der der Mörder die Opfer posiert hatte. Es war offensichtlich, dass der Mörder seine Inspiration von dieser Art von Puppen bekommen hatte.

Aber das war nicht genug. Es musste noch andere Hinweise geben.

Riley Blick fiel auf eine Reihe mit Bilderbüchern auf einem der unteren Regale. Sie beugte sich hinunter und nahm eins nach dem anderen heraus. Die Bücher waren wunderschön illustrierte Abenteuergeschichten über kleine Mädchen, die genauso aussahen wie die Puppen. Die Puppen und die Mädchen auf den Titelbildern trugen sogar die gleichen Kleider. Riley wurde klar, dass diese Bücher als Set mit den Puppen verkauft werden sollten.

Dann fiel ihr Blick auf eines der Bücher und sie erstarrte. Das Mädchen hatte lange blonde Haare und große blaue Augen. Ihr pink-weißes Ballkleid hatte eine Reihe roter Rosen auf dem Rock und sie trug eine pinke Schleife im Haar. Der Titel des Buches war Ein großer Ball für eine Südstaatenschönheit.

Riley bekam eine Gänsehaut als sie sich das Gesicht des Mädchens genauer ansah. Ihre Augen waren hellblau, extrem weit geöffnet, mit langen, tiefschwarzen Wimpern. Ihre Lippen, in ein übertriebenes Lächeln geformt, waren leuchtend Pink. Es gab keine Zweifel. Riley wusste mit Sicherheit, dass der Mörder auf genau dieses Bild fixiert war.

In diesem Moment klingelte die Ladentür wieder und die drei Kunden verließen das Geschäft. Madeline kam zurück in das Hinterzimmer, sichtlich erleichtert, dass Riley kein Chaos angerichtet hatte. Riley zeigte ihr das Buch.

“Madeline, haben Sie die Puppe, die zu diesem Buch gehört?” fragte sie.

Madeline blickte auf das Buch und suchte dann die Regale ab.

“Ich muss mehrere davon gehabt haben,” sagte sie. “Aber ich sehe jetzt keine mehr.” Sie dachte für einen Moment nach. “Jetzt wo ich darüber nachdenke, ich glaube ich habe die letzte davon vor einer ganzen Weile verkauft.”

Riley konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht verhindern.

“Madeline, ich weiß, dass Sie das nicht tun wollen. Aber Sie müssen mir helfen die Namen derjenigen herauszufinden, die diese Puppe gekauft haben. Ich kann gar nicht genug ausdrücken, wie wichtig das ist.”

Madeline schien Mitgefühl für Rileys Aufregung zu haben.

“Es tut mir leid, aber das kann ich nicht,” sagte sie. “Nicht, dass ich nicht möchte, aber ich kann es nicht. Das muss jetzt zehn oder fünfzehn Jahre her sein. Mein Kassenbuch geht nicht so weit zurück.”

Rileys Mut sank. Wieder eine Sackgasse. Sie hatte alles getan was sie tun konnte. Hierher zu kommen war eine Zeitverschwendung gewesen.

Riley wandte sich zum gehen. Sie ging durch den Laden und öffnete die Tür. Als die frische Luft ihre Lungen füllte, traf es sie plötzlich. Dieser Geruch. Die frische Luft hier draußen machte ihr bewusst, wie abgestanden die Luft in dem Laden war. Nicht abgestanden, sondern …beißend. Es schien unpassend für einen so femininen Laden. Was war es?

Ammoniak! Aber was bedeutete das?

Folge deinem Bauch, Riley.

Schon halb aus der Tür hielt sie an und drehte sich dann nochmal zu Madeline um.

“Haben Sie heute den Boden gewischt?” fragte sie.

Madeline schüttelte verwirrt den Kopf.

“Ich nutze eine Zeitarbeitsagentur,” sagte sie. “Die schicken einen Hausmeister.”

Rileys Herz schlug schneller.

“Einen Hausmeister?” fragte sie, ihre Stimme kaum lauter als ein Flüstern.

Madeline nickte.

“Er kommt am Vormittag, Nicht jeden Tag. Sein Name ist Dirk.”

Dirk. Rileys Herz schlug ihr bis zum Hals.

“Dirk wer?” fragte sie.

Madeline zuckte mit den Achseln.

“Ich befürchte ich habe keinen Nachnamen,” erwiderte sie. “Ich schreibe nicht seine Schecks. Die Zeitarbeitsagentur vielleicht, aber das ist wirklich kein gut geführtes Unternehmen. Dirk ist nicht sehr zuverlässig, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen.”

Riley versuchte sich zu beruhigen.

“War er heute Morgen hier?” fragte sie.

Madeline nickte stumm.

Riley kam näher auf sie zu und nahm all ihre Eindringlichkeit zusammen.

“Madeline,” drängte sie, “was auch immer sie tun, lassen sie diesen Mann nicht zurück in ihren Laden. Nie mehr.”

Madeline stolperte erschrocken zurück.

“Meinen Sie er ist—”

“Er ist gefährlich. Extrem gefährlich. Und ich muss ihn sofort finden. Haben Sie seine Telefonnummer? Oder irgendeine Idee wo er leben könnte?”

“Nein, da müssten Sie die Zeitarbeitsagentur fragen,” sagte Madeline mit angsterfüllter Stimme. “Die haben alle Informationen. Hier, ich gebe Ihnen die Visitenkarte der Firma.”

Madeline wühlte durch eine Schublade und fand eine Karte für die Miller Personalagentur. Sie reichte sie Riley.

“Danke!” rief Riley erleichtert. “Vielen Dank!”

Ohne ein weiteres Wort lief Riley aus dem Laden und sprang in ihr Auto, während sie versuchte die Agentur telefonisch zu erreichen. Das Telefon klingelte und klingelte. Es gab keinen Anrufbeantworter.

Sie sah auf die Adresse und fuhr los.

*

Die Miller Personalagentur war etwa eine Meile von Shellysford entfernt. In einem kleinen Gebäude mit Ziegelsteinfassade untergebracht sah es aus, als wäre sie schon viele Jahre im Geschäft.

Riley ging hinein und sah eine Geschäftsausstattung die nicht mit der Zeit mitgehalten hatte. Nur ein einziger, vollkommen veralteter Computer war in Sicht. Das Büro war überfüllt und einige Bewerber saßen an einem langen Tisch und füllten Antragsformulare aus.

Drei weitere Personen – offensichtlich Klienten – drängten sich an der Rezeption. Sie alle beschwerten sich laut über Probleme, die sie mit Mitarbeitern der Agentur hatten.

Zwei langhaarige Männer standen dort und versuchten die Beschwerden abzuwimmeln, während sie gleichzeitig Telefonanrufe entgegennahmen. Sie sahen aus wie Anfang zwanzig und schienen die Situation nicht wirklich gut im Griff zu haben.

Riley drängelte sich nach vorne durch, wo sie einen der beiden Männer zwischen zwei Anrufen erwischte. Auf seinem Namensschild stand “Melvin.”

“Ich bin Agentin Riley Paige, FBI,” verkündete sie und hoffte, dass Melvin in dem Chaos nicht nach ihrer Marke fragen würde. “Ich bin hier wegen einer Mordermittlung. Sind Sie der Manager?”

Melvin zuckte mit den Achseln. “Wahrscheinlich.”

Seinem leeren Gesichtsausdruck zu urteilen war er entweder high oder nicht besonders clever – wahrscheinlich beides. Zumindest schien er sich keine Gedanken darum zu machen nach einer ID zu fragen.

“Ich suche nach dem Mann, der für Madeline’s arbeitet,” sagte sie. “Ein Hausmeister. Sein Vorname ist Dirk. Madeline kannte seinen Nachnamen nicht.”

Melvin murmelte vor sich hin, “Dirk, Dirk, Dirk …Oh, ja. Ich erinnere mich an ihn. ‘Dirk der Depp’ haben wir ihn genannt.” Er rief dem anderen jungen Mann zu, “Hey, Randy, was ist aus Dirk der Depp geworden?”

“Wir haben ihn gefeuert,” erwiderte Randy. “Er ist ständig zu spät aufgetaucht, wenn überhaupt. War wirklich nervig.”

“Das kann nicht richtig sein,” sagte Riley. “Madeline sagte mir, dass er noch für sie arbeitet. Er war heute Morgen da.”

Melvin sah sie verwirrt an.

“Ich bin sicher, dass wir den gefeuert haben,” sagte er. Er setzte sich an den alten Computer und begann eine Suche. “Jup, haben ihn gefeuert, vor drei Wochen.”

Melvin kniff die Augen zusammen und starrte auf den Bildschirm.

“Hey, das ist komisch,” sagte er. “Madeline schickt uns immer noch Schecks, obwohl er nicht mehr da arbeitet. Jemand sollte ihr sagen, dass sie damit aufhören kann. Sie verschwendet ‘ne Menge Geld.”

Die Situation wurde immer klarer für Riley. Obwohl er gefeuert und daher nicht mehr bezahlt wurde, ging Dirk noch zur Arbeit bei Madeline. Er hatte seine eigenen Gründe um dort arbeiten zu gehen – bösartige Gründe.

“Wie ist sein Nachname?” fragte Riley.

Melvin suchte den Bildschirm ab.

“Monroe,” sagte er dann. “Was brauchen Sie sonst noch?”

Riley war erleichtert, dass Melvin keine Skrupel zu haben schien ihr vertrauliche Informationen weiterzugeben.

“Ich brauche seine Adresse und Telefonnummer,” sagte Riley.

“Er hat uns keine Telefonnummer gegeben,” sagte Melvin während er weiter auf den Bildschirm starrte. “Ich habe aber eine Adresse. Fünfzehn-Zwanzig Lynn Street.”

Jetzt hatte sich auch Randy dazugesellt und sah Melvin über die Schulter.

“Warte mal,” sagte er. “Die Adresse ist völliger Schwachsinn. Die Hausnummern auf der Lynn Street gehen nicht so hoch.”

Riley war nicht überrascht. Dirk Monroe wollte offensichtlich nicht, dass jemand wusste, wo er lebte. “Was ist mit seiner Sozialversicherungsnummer?” fragte sie.

“Hab ich hier,” sagte Melvin. Er schrieb die Nummer auf einen Zettel und reichte ihn Riley.

“Danke,” sagte Riley. Sie nahm den Zettel und verließ das Büro. Sobald sie draußen stand rief sie Bill an.

“Hey Riley,” sagte Bill als er abnahm. “Ich wünschte ich könnte dir gute Neuigkeiten geben, aber der Psychologe, der Cosgrove befragt hat, ist überzeugt, dass der Mann nicht in der Lage ist jemanden zu töten, geschweige denn vier Frauen. Er hat gesagt—”

“Bill,” unterbrach sie ihn. “Ich habe einen Namen – Dirk Monroe. Das ist unser Mann, ich bin mir sicher. Ich weiß nicht wo er wohnt. Kannst du seine Sozialversicherungsnummer überprüfen? Jetzt gleich?”

Bill schrieb sich die Nummer auf und legte Riley in die Warteschleife. Riley tigerte nervös den Bürgersteig hoch und runter während sie wartete. Schließlich kam Bill wieder ans Telefon.

“Ich habe eine Adresse. Ist eine Farm etwa dreißig Meilen westlich von Shellysford. An einer Landstraße.”

Er las ihr die Adresse vor.

“Ich fahre hin,” sagte Riley.

Bill schnappte nach Luft.

“Riley, wovon redest du? Lass mich erst Verstärkung hinschicken. Der Typ ist gefährlich.”

Riley spürte, wie ihr ganzer Körper durch einen Adrenalinschub vibrierte.

“Diskutiere nicht mit mir, Bill,” sagte sie. “Du solltest mich besser kennen.”

Riley beendet den Anruf ohne sich zu verabschieden. Sie war bereits im Auto und fuhr los.

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Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
10 eylül 2019
Hacim:
281 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9781632915856
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