Kitabı oku: «Verschwunden», sayfa 17

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Kapitel 34

Als das Farmhaus in Sichtweite kam war Riley auf eine Weise erschüttert, mit der sie nicht gerechnet hatte. Sie schien geradewegs in ein Ölgemälde des idealen ländlichen Amerikas zu fahren. Das Haus mit den weißen Fensterrahmen schmiegte sich in das kleine Tal. Das Haus war alt, aber scheinbar gut gepflegt.

Einige Nebengebäude waren über das Gelände verteilt. Sie waren nicht so gut in Schuss wie das Haus. Auch die nahegelegene Scheune sah aus, als könnte sie jeden Augenblick zusammenfallen. Aber das gab den Gebäuden nur noch mehr Charme.

Riley parkte in kurzem Abstand zum Haus. Sie überprüfte ihre Waffe und stieg aus dem Wagen. Sie atmete die klare, saubere Landluft ein.

Es sollte hier nicht so schön sein, dachte Riley. Aber sie wusste, dass es Sinn machte. Seit sie mit ihrem Vater gesprochen hatte, war das Gefühl, dass der Mörder sein Schlupfloch an einem schönen Ort haben könnte, stärker geworden.

Sie lief Gefahr sich von der schieren Schönheit ihrer Umgebung einwickeln zu lassen und ihre Wachsamkeit zu verlieren. Sie musste sich daran erinnern, dass das Böse hier an diesem Ort existierte. Sie wusste, dass sie kurz davor war dem wahren Horror entgegenzutreten. Aber sie hatte keine Ahnung, wo sie ihn finden sollte.

Sie sah sich um. Sie fand keinen Pick-up auf dem Gelände. Entweder war Dirk unterwegs oder der Wagen war in einem der Nebengebäuden oder der Scheune untergebracht. Der Mann selbst konnte natürlich überall sein – vielleicht in einem der Nebengebäude. Aber sie entschied sich zuerst das Haus zu durchsuchen.

Ein Geräusch schreckte sie auf und aus den Augenwinkeln sah sie schnelle Bewegungen. Aber es war nur eine Handvoll freilaufender Hühner. Außer den großen Grashalmen und den Blättern an den Bäumen schien sich sonst nichts zu bewegen.

Riley näherte sich dem Farmhaus. Als sie die Eingangsstufen erreichte zog sie ihre Waffe und klopfte an die Eingangstür. Es kam keine Antwort. Sie klopfte wieder.

“Ich habe eine Lieferung für Dirk Monroe,” rief sie. “Ich brauche eine Unterschrift um sie hierzulassen.”

Immer noch keine Antwort.

Riley ging um das Haus herum. Die Fenster lagen zu hoch um hineinzusehen und sie fand auch die Hintertür verschlossen vor.

Sie ging zurück zum Vordereingang und klopfte erneut. Die Tür hatte ein einfaches Schloss, für einen altmodischen Schlüssel. Sie hatte für genau solche Gelegenheiten ein Set mit Dietrichen in der Tasche. Sie wusste, dass hier der Haken eines kleinen Flachspanners ausreichen würde.

Sie steckte ihre Waffe wieder ein und fand ihr Notfallset. Sie brauchte nicht lange, bis das Schloss sich drehte und die Tür aufschwang. Ihre Waffe ziehend, ging sie hinein.

Die Inneneinrichtung hatte die gleiche malerische Qualität wie die Landschaft draußen. Es war das perfekte kleine Landhaus, erstaunlich sauber und ordentlich. Zwei große weiche Sessel standen im Wohnzimmer, mit weißen Spitzendeckchen über den Arm- und Rückenlehnen.

Der Raum fühlte sich an, als würden jede Sekunde freundliche Familienmitglieder hereinkommen und sie auffordern es sich gemütlich zu machen. Aber als sie sich weiter umsah verschwand dieses Gefühl wieder. Das Haus sah nicht so aus, als würde tatsächlich jemand dort leben. Alles war einfach zu ordentlich.

Sie erinnerte sich an die Worte ihres Vaters.

Er will von Vorne anfangen. Er will ganz an den Anfang zurückgehen.

Das war genau das, was Dirk hier zu tun versuchte. Aber er schaffte es nicht, weil sein Leben von Anfang an einen Fehler gehabt hatte. Das wusste er ohne Zweifel und wurde von dem Wissen gequält.

Anstatt seinen Weg zurück in eine glückliche Kindheit zu finden, hatte er sich selbst in einer unechten Welt gefangen – wie ein Ausstellungsstück in einem historischen Museum. Eine gerahmte Stickerei hing an der Wand des Wohnzimmers. Riley betrachtete sie aus der Nähe.

Die kleinen X-förmigen Stiche formten das Bild einer Frau in einem langen Kleid, die einen Sonnenschirm hielt.

Darunter waren die Worte eingestickt:

Eine Südstaatenschönheit ist immer
graziös
höflich
vornehm …

Die Liste ging weiter aber Riley machte sich nicht die Mühe den Rest zu lesen. Sie verstand die Nachricht, die wichtig war. Die Stickerei war Wunschdenken. Diese Farm war nie eine Plantage gewesen. Keine sogenannte Südstaatenschönheit hatte jemals hier gelebt, süßen Tee getrunken und Bedienstete herumkommandiert.

Dennoch musste die Fantasie für jemanden der hier lebte wichtig sein – oder für jemanden, der in der Vergangenheit hier gelebt hatte. Vielleicht hatte dieser jemand einmal eine Puppe gekauft – eine Puppe, die in ihrem Bilderbuch eine Südstaatenschönheit repräsentierte.

Auf jedes Geräusch achtend schlich Riley leise in den Flur. Auf einer Seite öffnete er sich durch einen gebogenen Türrahmen in ein Esszimmer. Ihr Gefühl in eine vergangene Zeit versetzt zu sein, wurde stärker. Sonnenlicht strömte durch Spitzenvorhänge vor den Fenstern. Ein Tisch und Stühle waren perfekt angeordnet, als würden sie auf das Familienessen warten. Aber wie auch alles andere wirkte dieser Raum, als wäre er eine lange Zeit nicht benutzt worden.

Eine große, altmodische Küche war auf der anderen Seite des Flurs. Auch dort stand alles an seinem Platz und es gab keine Anzeichen für eine kürzliche Nutzung.

Vor ihr, am Ende des Flurs war eine verschlossene Tür. Während Riley sich in diese Richtung bewegte, fielen ihr gerahmte Fotos an den Wänden ins Auge. Sie betrachtete sie, während sie daran vorbeiging. Es schienen gewöhnliche Familienfotos zu sein, einige in Schwarz-weiß, andere in Farbe. Sie reichten weit zurück – vielleicht sogar über ein Jahrhundert.

Es waren die gleiche Art von Bildern, die man in jedem Haus fand – Eltern, ältere Großeltern, Kinder und der Esszimmertisch, beladen mit Essen. Viele der Bilder waren verblasst.

Ein Foto, das nicht älter als einige Jahrzehnte zu sein schien, wirkte wie das Schulporträt eines Jungen – ein ordentlicher Schüler mit einem neuen Haarschnitt und einem steifen, falschen Lächeln. Das Foto rechts daneben zeigte eine Frau, die ein Mädchen in Rüschendress umarmte.

Dann mit leichtem Schock, bemerkte Riley, dass das Mädchen und der Junge das exakt gleiche Gesicht hatten. Es war das gleiche Kind. Das Mädchen im Bild mit der Frau war kein Mädchen, sondern ein Schuljunge in einem Kleid und einer Perücke. Riley schauderte. Der Gesichtsausdruck des Jungen verriet ihr, dass es sich nicht um eine harmlose Kostümierung oder ein gewolltes Verkleiden handelte. In diesem Foto war das Lächeln des Jungen gequält – sogar wütend und hasserfüllt.

Das letzte Foto zeigte den Jungen im Alter von etwa zehn Jahren. Er hielt eine Puppe. Die Frau stand hinter dem Jungen und zeigte ein Lächeln, das mit vollkommen unangebrachter und unverständlicher Freude leuchtete. Riley lehnte sich näher an das Bild um die Puppe besser sehen zu können und schnappte dann nach Luft.

Die Puppe passte zu dem Bilderbuch, das sie in dem Laden gesehen hatte. Sie hatte die gleichen langen, blonden Haare, hellblauen Augen, Rosen und pinke Schleifen. Vor Jahren hatte die Frau dem Jungen diese Puppe gegeben. Sie musste sie ihm aufgezwungen haben, erwartend, dass er sie wertschätzen und lieben würde.

Der gequälte Gesichtsausdruck des Jungen erzählte die wahre Geschichte. Er konnte in diesem Bild kein Lächeln zeigen. Sein Gesicht war verzerrt vor Abscheu und Selbsthass. Das Foto hatte den Moment festgehalten, in dem Etwas in ihm zerbrochen war, das nie wieder ganz werden würde. In diesem Moment war die Puppe zum Sinnbild seiner Qualen geworden. Er konnte sie nicht abschütteln. Es war das Bild, das er mit toten Frauen nachbildete.

Riley wandte sich von den Bildern ab. Sie näherte sich der geschlossenen Tür am Ende des Flurs. Sie schluckte hart.

Da ist es, dachte sie.

Sie war sich sicher. Diese Tür war die Barriere zwischen der toten, künstlichen, unechten Schönheit des Landhauses und der grausamen, hässlichen Realität, die sich dahinter versteckte. In diesem Zimmer fiel die falsche Maske von glückseliger Normalität ein für allemal.

Die Waffe in ihrer rechten Hand haltend öffnete sie mit der Linken die Tür. Das Zimmer war dunkel, aber selbst durch das gedämpfte Licht aus dem Flur, konnte sie sehen, dass es nicht wie der Rest des Hauses war. Der Boden war mit Bruchstücken bedeckt.

Sie fand einen Lichtschalter neben der Tür und betätigte ihn. Eine einzelne, nackte Glühbirne offenbarte einen Albtraum. Das erste, was ihr Gehirn registrierte, war das lange Metallrohr, das in der Mitte des Zimmers an Boden und Decke festgeschraubt war. Blutflecken auf dem Boden enthüllten, was hier passiert war. Die unbeachteten Schreie der Frauen echoten durch ihren Kopf und drohten sie zu überwältigen.

Niemand war in dem Raum. Riley fing sich wieder und ging tiefer hinein. Die Fenster waren vernagelt und kein Tageslicht drang herein. Die Wände waren pink, mit Bildern aus einem Märchenbuch. Aber sie waren jetzt verunstaltet und beschmiert.

Kindermöbel – dekorierte Stühle und kleine Hocker, die eigentlich für kleine Mädchen gedacht waren – lagen umgestoßen und zerbrochen auf dem Boden. Stücke von Puppen waren verstreut – Arme, Beine, Köpfe und herausgerissenes Haar. Kleine Puppenperücken waren an die Wände genagelt.

Ihr Herz schlug vor Angst und auch vor Wut. Riley erinnerte sich nur zu gut an ihre eigene Gefangenschaft. Sie ging weiter in den Raum hinein, gebannt von der Szene vor ihr, von der Wut und den Qualen, die sie hier fühlte.

Dann hörte sie ein Geräusch hinter sich und plötzlich ging das Licht aus.

Riley, in panischer Angst, drehte sich herum und feuerte ihre Waffe ins Dunkel. Etwas Schweres und Hartes traf ihren Arm mit einem schmerzhaften Schlag. Ihre Waffe fiel und schlitterte davon.

Riley versuchte dem nächsten Schlag auszuweichen, aber er traf sie mit einem lauten Krachen an ihrem Kopf. Sie fiel und versuchte in eine dunkle Ecke des Zimmers zu kriechen.

Der Schlag echote immer noch in ihren Ohren. Sterne flimmerten vor ihren Augen. Sie war verletzt und sie wusste es. Sie kämpfte um bei Bewusstsein zu bleiben, aber sie fühlte, wie die Dunkelheit sie langsam umgab.

Da war sie wieder – die zischende, weiße Flamme, die durch die Dunkelheit schnitt. Nach und nach konnte sie in ihrem Licht sehen, wer sie trug.

Dieses Mal war es Rileys Mutter. Sie stand vor Riley, die tödliche Schusswunde in der Mitte ihrer Brust blutete, ihr Gesicht war bleich und maskenartig. Aber als ihre Mutter sprach, war es mit der Stimme von Rileys Vater.

“Mädchen, du machst das völlig falsch.”

Riley wurde von einem Übelkeit erregenden Schwindel erfasst. Alles drehte sich um sie. Ihre Welt machte keinen Sinn. Warum hielt ihre Mutter dieses grausame Folterinstrument in der Hand? Warum sprach sie mit der Stimme ihres Vaters?

Riley schrie auf, “Warum bist du nicht Peterson?”

Plötzlich erlosch die Flamme und hinterließ verblassende Spuren von Phantomlicht.

Wieder hörte sie die Stimme ihres Vaters, die aus der Dunkelheit kam.

“Das ist dein Problem. Du willst alles Böse der Welt besiegen – und das zur gleichen Zeit. Du musst eine Entscheidung treffen. Ein Monster nach dem anderen.”

Riley versuchte den Sinn zu verstehen.

“Ein Monster nach dem anderen,” murmelte sie dann.

Ihr Bewusstsein kam und ging und quälte sie mit kurzen Episoden der Klarheit. Sie sah, dass die Tür einen Spalt offen stand und die Silhouette eines Mannes gegen das trübe Licht des Flurs zu sehen war. Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen.

Er hielt etwas in der Hand – ein Brecheisen wie ihr klar wurde. Er schien auf Socken zu sein. Er musste sich die ganze Zeit irgendwo im Haus aufgehalten und auf den richtigen Moment gewartete haben, um sie zu überraschen.

Ihr Arm und ihr Kopf schmerzten fürchterlich. Sie fühlte eine klebrige, flüssige Wärme an ihrem Kopf. Sie blutete und zwar heftig. Sie kämpfte weiter gegen die Bewusstlosigkeit an.

Sie hörte den Mann lachen und das Lachen war in keiner bekannten Stimme. Ihre Gedanken wurden hoffnungslos durcheinandergewirbelt. Es war nicht Petersons Stimme. Und wo war seine Fackel? Warum war alles so anders?

Sie wühlte in ihrem Kopf nach der Wahrheit.

Das ist nicht Peterson, sagte sie sich selbst. Das ist Dirk Monroe.

Sie wisperte es laut vor sich hin, “Ein Monster nach dem anderen.”

Dieses Monster hatte vor sie zu töten.

Sie suchte verzweifelt den Boden ab. Wo war ihre Waffe?

Der Mann kam auf sie zu und schwang das Brecheisen durch die Luft. Riley war halb aufgestanden, bevor es auf ihrer Schulter landete und sie wieder zu Boden warf. Sie wappnete sich gegen einen weiteren Schlag, aber hörte dann das Brecheisen auf den Boden fallen.

Etwas wurde um ihren linken Fuß gewickelt und zog an ihr. Er hatte ein Seil um ihren Fuß geschlungen und zog sie langsam über den Boden zu dem Rohr in der Mitte. Es war der Ort, an dem bereits vier Frauen gelitten hatten und gestorben waren.

Riley versuchte sich in seine Gedanken zu versetzen. Er hatte sie nicht beobachtet oder ausgesucht. Er hatte sie nie eine der Puppen kaufen sehen, die er so sehr verabscheute. Trotzdem wollte er das Beste aus ihrer Ankunft machen. Er würde sie zu seinem nächsten Opfer machen. Er war entschlossen sie leiden zu sehen. Sie blickte einem schmerzhaften Tod entgegen.

Dennoch spürte Riley einen Schimmer der bevorstehenden Gerechtigkeit. Bill und sein Team würden bald hier sein. Was würde Dirk tun, wenn das FBI sein Haus stürmte? Er würde sie sofort töten. Er würde nicht erlauben, dass man sie rettete.

Aber warum musste Riley sein letztes Opfer sein? Sie sah die Gesichter der Menschen, die sie liebte; April, Bill – sogar ihren Vater. Riley wusste jetzt, dass sie mit ihm eine starrköpfige Verbindung dunkler Weisheit, ein Verständnis von grenzenlosem Bösem in der Welt, teilte. Sie dachte an die Arbeit, für die sie jeden Tag lebte und langsam stieg eine neue Entschlossenheit in ihr auf. Sie würde sich nicht so leicht vereinnahmen lassen. Wenn sie sterben musste, dann unter ihren Bedingungen, nicht seinen.

Sie griff ziellos auf dem Boden herum. Sie fand etwas Festes – nicht Teil einer Puppe sondern etwas Hartes und Scharfes. Sie packte den Griff des Messers. Es war ohne Zweifel das Messer, das er für die vier Frauen genutzt hatte.

Die Zeit schien in Zeitlupe abzulaufen. Dirk hatte das Seil um das Rohr geschlungen und zog nun ihren Fuß dagegen.

Er war von ihr abgewandt, zu sicher, dass sie bereits besiegt war. Er war damit beschäftigt sie an das Rohr zu binden – und damit, was er danach mit ihr tun würde.

Seine Unaufmerksamkeit gab Riley einen Moment, einen einzigen Moment, bevor er sich wieder zu ihr drehen würde. Immer noch auf dem Boden ausgestreckt zwang sie ihren Körper in eine sitzende Position. Das bemerkte er und fing an sich umzudrehen, aber sie bewegte sich schneller. Sie bekam ihren rechten Fuß unter ihren Körper und richtete sich auf.

Sie stieß ihm das Messer in den Bauch, zog es heraus und stach immer wieder auf ihn ein. Sie hörte ihn schreien und stöhnen. Sie stach weiter wie wahnsinnig auf ihn ein, bis sie ohnmächtig wurde.

Kapitel 35

Riley öffnete die Augen. Ihr gesamter Körper schmerzte, insbesondere ihre Schulter und ihr Kopf. Bills Gesicht erschien vor ihren Augen. Träumte sie?

“Bill?” fragte sie.

Er lächelte und schien erleichtert. Er hielt etwas Weiches gegen ihren Kopf um den Blutfluss zu stoppen.

“Willkommen zurück,” sagte er.

Riley bemerkte, dass sie immer noch in dem Raum war, neben dem Rohr. Für einen Moment wurde sie von Panik erfüllt.

“Wo ist Dirk?” fragte sie.

“Tot,” antwortete Bill. “Du hast ihm genau das gegeben, was er verdient hat.”

Riley fragte sich immer noch, ob sie träumte.

“Ich muss ihn sehen,” keuchte sie. Sie schaffte es den Kopf zu drehen. Sie sah Dirk ausgestreckt auf dem Boden, mit dem Gesicht nach unten, in einer Blutlache liegen. Die Augen standen offen. Unbewegt.

Bill drehte ihren Kopf zurück zu ihm.

“Versuch’ nicht dich zu bewegen,” sagte er. “Du bist ziemlich schwer verletzt. Du kommst wieder in Ordnung, aber du hast eine Menge Blut verloren.”

Eine Welle der Übelkeit sagte ihr, dass Bill recht hatte. Sie schaffte es fünf Worte zu flüstern, bevor sie wieder bewusstlos wurde.

“Ein Monster nach dem anderen.”

Kapitel 36

Spezialagent Brent Meredith schloss den dicken Umschlag, in dem sich Fotos und Berichte des Falls fanden, mit einem Gefühl von Zufriedenheit. Riley spürte die gleiche Zufriedenheit und sie war sich sicher, dass es Bill und Flores ähnlich ging. Sie saßen all an dem Tisch im Konferenzraum des BAU. Ohne Rileys Bandagen und anhaltende Schmerzen, wäre es ein perfekter Moment gewesen.

“Also wollte Dirks Mutter eine Tochter anstatt eines Sohnes,” sagte Meredith. “Sie hat versucht ihn in eine Südstaatenschönheit zu verwandeln. Das war wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs. Gott weiß, was er sonst noch als Kind durchgemacht hat.”

Bill lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

“Wollen wir ihm mal nicht zu viel Sympathie geben,” sagte er. “Nicht jeder mit einer miserablen Kindheit verwandelt sich in einen sadistischen Mörder. Er hat seine eigenen Entscheidungen getroffen.”

Meredith und Flores nickten zustimmend.

“Aber weiß jemand, was mit Dirks Mutter passiert ist?” fragte Riley.

“Unterlagen zeigen, dass sie vor fünf Jahren gestorben ist,” sagte Flores. “Sein Vater ist lange davor verschwunden, als Dirk noch ein Baby war.”

Eine nüchterne Stille senkte sich über die Gruppe. Riley verstand genau was es bedeutete. Sie war in der Gegenwart von drei Menschen, deren Leben dem Zerstören des Bösen gewidmet waren. Selbst in ihrer Zufriedenheit hing mehr Arbeit, mehr Verbrechen über ihren Köpfen. Es würde nie enden. Nicht für sie.

Die Tür öffnete sich und Carl Walder trat ein. Er lächelte breit.

“Gute Arbeit, alle miteinander,” sagte er. Er schob Rileys Waffe und ihre Marke über den Tisch zu ihr. “Die gehören Ihnen.”

Riley lächelte schief zurück. Walder würde sich nicht entschuldigen und noch weniger zugeben, dass es sein Fehler gewesen war. Aber das war in Ordnung. Riley hätte wahrscheinlich gar nicht gewusst, wie sie reagieren sollte, falls er sich tatsächlich entschuldigt hätte.

“Übrigens,” sagte Walder. “Der Senator hat mich heute Morgen angerufen. Er sendet Ihnen die besten Wünsche für Ihre Genesung und seinen Dank. Er scheint viel von Ihnen zu halten.”

Riley musste jetzt ihre Belustigung verstecken. Der Anruf, dessen war sie sich sicher, war der eigentliche Grund, warum Walder ihr die Waffe und ihre Marke zurückgegeben hatte. Sie erinnerte sich an das letzte, was Newbrough zu ihr gesagt hatte.

Sie sind Niemandes Schoßhund.

Das gleiche konnte sie nicht von Carl Walder behaupten.

“Kommen Sie bei mir im Büro vorbei,” sagte Walder. “Lassen Sie uns über eine Beförderung reden. Vielleicht eine administrative Stelle. Sie haben es verdient.”

Ohne ein weiteres Wort verließ Walder das Büro. Riley hörte die anderen im Raum vor Erleichterung aufseufzen, sobald er gegangen war.

“Sie sollten darüber nachdenken, Riley,” sagte Meredith.

Riley lachte leise.

“Können Sie sich mich in einem Bürojob vorstellen?”

Meredith zuckte mit den Schultern.

“Sie haben mehr als Ihren Anteil getan. Sie haben mehr harte Arbeit im Außeneinsatz geleistet, als die meisten Agenten in ihrer gesamten Laufbahn. Vielleicht sollten Sie Ausbilderin werden. Mit Ihrer Erfahrung und Ihrem Verständnis, wären Sie gut darin andere Agenten zu trainieren. Was meinst Sie?

Riley dachte darüber nach. Was könnte sie wirklich jungen Agenten beibringen? Ihre Instinkte waren alles was sie hatte, und soweit sie wusste, konnte man Instinkte nicht lehren. Es gab keinen Weg um Menschen beizubringen ihrem Bauchgefühl zu folgen. Entweder sie hatten es oder nicht.

Außerdem, wünschte sie ihre eigenen Instinkte jemand anderem? Sie lebte zu sehr in Angst vor ihren eigenen Gedanken, war verfolgt von ihrer beängstigenden Fähigkeit in den Verstand von Mördern zu blicken. Es war nicht leicht damit zu leben.

“Danke,” sagte Riley, “aber mir gefällt meine Arbeit so wie sie ist.”

Meredith nickte und erhob sich aus seinem Stuhl. “Gut, lasst uns hier Schluss machen für heute. Ruht euch aus, Leute.”

Das Meeting wurde beendet und Riley und Bill gingen schweigend den Flur entlang. Sie verließen das Gebäude und setzten sich draußen auf eine Bank. Minuten vergingen, ohne dass jemand etwas sagte. Keiner von beiden wusste, wie er anfangen sollte. Es gab zu viel zu sagen.

“Bill,” sagte sie dann zögernd, “denkst du, dass wir wieder Partner sein können?”

Nach einer Pause sagte Bill, “Was denkst du?”

Sie sahen sich in die Augen. Riley konnte den Schmerz in Bills Gesicht sehen. Die Wunde, die sie ihm durch ihren betrunkenen Anruf zugefügt hatte, war noch nicht verheilt. Es würde lange dauern.

Aber sie wusste jetzt etwas anderes – etwas, das schon sehr lange der Wahrheit entsprach, was sie aber nie zuvor sich selbst gegenüber zugegeben hatte. Ihre Verbindung zu Bill war intensiv und kraftvoll und er fühlte mit großer Sicherheit das Gleiche. Es war nicht länger ein Geheimnis, das sie vor sich selbst verstecken konnten. Es gab keinen Weg um zu ihrer früheren Partnerschaft zurückzukehren.

Ihre Partnerschaft war vorbei. Sie wussten es beide. Keiner von ihnen musste es laut sagen.

“Geh nach Hause, Bill,” sagte Riley sanft. “Versuche die Dinge mit deiner Frau in Ordnung zu bringen. Du musst an deine Kinder denken.”

“Das werde ich,” sagte Bill. “Aber ich hoffe, dass ich dich nicht verliere – deine Freundschaft, meine ich.”

Riley tätschelte ihm den Arm und lächelte.

“Das wirst du nicht,” sagte sie.

Sie standen beide auf und gingen zu ihren Autos.

*

“Woran denkst du, Mom?” fragte April.

Riley und April hatten bis spät in die Nacht im Wohnzimmer gesessen und ferngesehen. Früher am Abend hatte Riley April erzählt, was passiert war – oder zumindest alles, von dem sie das Gefühl hatte sie könnte es erzählen.

Sie zögerte, bevor sie Aprils Frage beantwortete. Aber sie wusste, dass sie es laut sagen musste. Außerdem wusste April bereits davon. Es war kein Geheimnis. Es war etwas, das Riley nicht abschütteln konnte.

“Ich habe heute einen Mann getötet,” sagte Riley.

April sah sie liebevoll und besorgt an.

“Ich weiß,” sagte sie. “Wie fühlt sich das an?”

“Es ist schwer in Worte zu fassen,” sagte Riley. “Es ist fürchterlich. Es ist etwas, zu dem niemand das Recht hat – nicht wirklich. Aber manchmal ist es der einzige Weg.”

Riley hielt inne. “Ich fühle noch etwas anderes,” sagte sie dann. “Ich bin nicht sicher, ob ich es sagen soll.”

April lachte leise. “Ich dachte du wolltest mir nichts mehr verheimlichen, Mom.”

Riley atmete tief durch und sagte dann, “Ich fühle mich lebendig. Gott steh‘ mir bei, es hat mich wieder lebendig fühlen lassen. Und jeden Tag werde ich jetzt wissen, dass eine Frau in Madelines Laden gehen und eine Puppe kaufen wird, ohne in Gefahr zu sein. Ich bin einfach … Ich bin einfach froh für sie. Ich bin froh, dass ich ihr das geben konnte, selbst wenn sie es nie wissen wird.”

Riley drückte Aprils Hand.

“Es ist spät und du hast morgen Schule,” sagte sie.

April küsste ihre Mutter auf die Wange.

“Gute Nacht, Mom,” sagte sie und ging dann ins Badezimmer.

Riley spürte eine neue Welle der Erschöpfung. Sie musste jetzt gleich ins Bett gehen oder sie würde auf der Couch einschlafen.

Sie erhob sich langsam und ging zu ihrem Schlafzimmer. Sie trug bereits ihr Nachthemd und sie machte sich nicht die Mühe am Badezimmer anzuhalten um sich die Zähne zu putzen. Sie wollte einfach nur ins Bett.

Als sie in ihr Schlafzimmer kam und das Licht anmachte, fiel ihr sofort etwas ins Auge. Ihr Herz machte einen Satz.

Dort, auf ihrem Bett, lag etwas.

Es war eine Handvoll Kieselsteine.

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Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
10 eylül 2019
Hacim:
281 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9781632915856
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