Kitabı oku: «Robert Blum», sayfa 16
13. Die Jubelwochen der Revolution
(1848.)
Mehr als dreißig Jahre sind hingegangen über die Tage, die man den großen „Völkerfrühling“ des Jahres 1848 nennt. Gestorben oder verdorben sind die Meisten, die damals in Deutschland Geschichte machten. Die Ueberlebenden haben eine so gewaltige Erhebung unseres Volkes gesehen, wie kein früherer Abschnitt unserer Geschichte sie kennt. Weit mehr als ein Jahrhundert scheint uns in dem einen Menschenalter verflossen, das uns vom Jahr 1848 trennt. Man sollte daher vor Allem erwarten dürfen, daß Gerechtigkeit geübt werde von den glücklicheren Genossen unserer Tage gegen die tapferen aber sieglosen Kämpfer des „tollen Jahres“. Doch wie selten ist diese Gerechtigkeit zu finden, wie selten wird auch nur der Versuch gemacht, die völlig veränderten Verhältnisse jener Zeit zu würdigen, wenn man heute sich anschickt, über sie zu urtheilen!
Wohl dürfen Diejenigen sich glücklich preisen, welche jung waren und doch schon zur Erkenntniß gereift, als die große Erhebung des Jahres 1870 über unser Volk kam und als dann das Deutsche Reich erstand aus blutiger Saat! Wenn sie hundert Jahr alt werden, immer werden die kommenden Geschlechter ihren Erinnerungen an das große Jahr mit Begeisterung lauschen. Niemals wieder – so Großes wir noch erleben werden – steht uns bevor, ein zweites Jahr 1870 zu durchleben. In künstlicher Trennung fand der Feind den Norden und Süden unseres Vaterlandes vor, doch der freche gleißnerische Plan des Erbfeindes ward zu Schanden. Die gemeinsame Noth überbrückte die Mainlinie. Schulter an Schulter verbluteten Pommern und Baiern, Sachsen und Schwaben im Feindeslande.
Glücklich allein kann man die Menschen nicht nennen, welche das große Jahr 1848 mit Bewußtsein durchlebten! Schwere Drangsal und Kümmerniß folgte dem glückseligen Sonnentag, der unserm Volke damals aufging. Ewig lang schien die Nacht, die ihm folgte. Härter hat nie eine Fremdherrschaft auf unserm Volke gelastet, als die k. k. Reaction der fünfziger Jahre, besiegelt durch die schmähliche Preisgebung der nationalen Traditionen Preußens an dem Tage von Olmütz. Wohl ist es Zeit, an diesen Charfreitag unserer Geschichte zu erinnern in einem Augenblicke, wo die abgestorbene junkerliche Anmaßung wieder das Haupt erhebt unter der Firma der Deutsch-Conservativen und wettbewerbend eintrat um die Wahlgunst der Nation. Wir Alle mögen uns erinnern, daß dem tapfern Hohenzoller, der in Erz gegossen steht auf dem Leipziger Platz in Berlin, das Herz brach, als er, seiner Pflicht gehorchend, den Vertrag von Olmütz unterzeichnete. Denselben Schimpf, nichts Besseres, haben wir auch heute von dieser Richtung zu erwarten.
Und dennoch wird Jedem, der das Jahr 1848 mit Bewußtsein durchlebt und Jedem, der versucht hat, seine Spuren und Folgen an den Quellen nachzulesen, die Erinnerung an diese Zeit so heilig sein und so theuer, wie an irgend eine spätere, glücklichere Zeit unserer Geschichte. Das Jahr 1870 führte uns die Ernte in die Scheunen und kelterte den in heißer Sonne langsam gereiften Wein. Das Jahr 1848 berauschte mit allen Reizen des Frühlings: zauberhaft brechen überall unter der kaum geborstenen Decke des Winters die Knospen und Blüten hervor und versprechen reiche Ernte, einen gesegneten Herbst. Aber die Ernte erlag dem Hagel, der Herbst dem Frost. Im Jahre 1870 feierte die deutsche Nation das Jubelfest ihrer ewigen und unlöslichen Verbindung. Im Jahre 1848 strebte sie darnach, ihre heiße Jugendliebe heimzuführen, sie scheiterte; aber unverloren war die Erfahrung des Glückes und Schmerzes für ihre Zukunft!
Vielleicht Keinem unter allen Denen, die das „tolle Jahr“ seit langer Zeit schon heraufkommen sahen, verhieß es eine reichere Ernte mühsam ausgestreuter Saat, als Robert Blum. Und wohl Keiner unter Allen hat seine Hoffnungen schmerzlicher vernichtet gesehen, als er: denn er mußte ihr Scheitern mit dem Leben bezahlen. In seiner Natur, seinem Charakter schienen sich alle Vorbedingungen zu vereinigen, um das Ringen der Nation, wie es damals zum Ausdrucke kam, zum Siege zu führen. Es galt, zunächst in den Einzelstaaten durch den Sturz des alten Systems die Bahn zu brechen für den Zusammentritt eines deutschen Parlaments, dann in der Nationalversammlung selbst eine gemeinsame Verfassung für Deutschland auf möglichst freisinniger Grundlage zu schaffen. Robert Blum hatte sich seit seinem ersten öffentlichen Auftreten immer gleich gut deutsch und gleich maßvoll erwiesen. Von ihm durfte daher in erster Linie eine richtige, befriedigende Lösung der großen Aufgabe erwartet werden. Den ersten Theil dieser Aufgabe: den Sturz des alten Systems in Sachsen, die Vorarbeit für freie Wahlen der Nation, wie für die Anerkennung der verfassunggebenden Befugnisse des deutschen Parlaments hat er vollkommen erfüllt. Dagegen hat auch er seinen Antheil an der Schuld, die auf jeder Partei des Frankfurter Parlamentes ruht, die aber verhängnißvoll und verderblich wurde für unsere Nation nur durch die mindestens gleich wiegende Schuld der damaligen deutschen Regierungen.
Zu Anfang des nächsten Abschnittes wird diese Ansicht eingehender zu begründen sein. —
Auf einem Ball im Hôtel de Pologne in Leipzig ereilte die Nachricht vom Ausbruch und Erfolg der Pariser Februarrevolution die Elite der Leipziger Bürgerschaft, auch Robert Blum.97 Auf dem Balle selbst trat Blum sofort mit einigen Freunden zu einer Berathung über die nächsten Schritte zusammen, die nun in Leipzig geschehen müßten. Aller Ansichten stimmten darin überein, daß die Gemeindevertretung, die Stadtverordneten, womöglich auch der Rath, die Wünsche der Leipziger Bürgerschaft vor den Thron bringen müßten. Am nächsten Morgen schon ergab sich, daß auch die gemäßigt Liberalen unter Biedermann’s Führung genau dasselbe Ziel verfolgten. Schon hatte Biedermann in engerem Freundeskreise eine Adresse entworfen, welche von den Stadtverordneten an den König gerichtet werden sollte. Blum und seine Freunde nahmen zwar Anstoß an dem ihrer Meinung nach zu gemäßigten Ton der Adresse. Aber sie ordneten ihre Parteiwünsche unter dem Gelingen dieses edeln und schönen Versuches: durch eine Kundgebung des Kerns der Leipziger Bürgerschaft auf friedlichem und gesetzlichem Wege eine Abhülfe der drückendsten Beschwerden und eine Bürgschaft besserer öffentlicher Zustände herbeizuführen. Zudem stellte sich diese Adresse auf einen so hohen, deutsch-nationalen Standpunkt, daß ihr jeder gute Deutsche, er mochte sonst einer Parteirichtung angehören, welcher er wollte, beistimmen konnte. Sie verlangte „eine Reorganisation der deutschen Bundesverfassung im Geist und nach den Bedürfnissen der Zeit, angebahnt durch die Entfesselung der Presse und die Berufung von Vertretern sämmtlicher deutscher Völker an den Sitz des Bundestags.“ Von dem Verfasser des ofterwähnten Aufsatzes „Das Königreich Sachsen“ in dem 5. Bande der Gegenwart wird S. 596 mit Recht hervorgehoben, daß die Hauptkraft der Bewegung, welche unmittelbar nach der Februarrevolution von der Bürgerschaft Leipzigs gegen das in Dresden herrschende System gerichtet wurde, eben in jener „merkwürdigen Einmüthigkeit aller Parteien und aller Classen der Bevölkerung“ beruhte, welche von da ab wochenlang Liberale und Radicale, Biedermann und Blum, zu treuester Bundesgenossenschaft einte, bis der gemeinsame Feind geschlagen, Alles was man erstrebte, erreicht war. Es war zweifellos eine bedeutsame ebenso patriotische als staatsmännische That, daß Blum, der populärste und einflußreichste Mann des damaligen Leipzig, in den Tagen, die auch seinen letzten Hoffnungen noch Erfüllung verhießen, als Parteiführer und mit seinem persönlichen Ehrgeiz völlig sich unterordnete unter Bestrebungen und Männer, die nicht ganz seinen Neigungen entsprachen – nur um die vereinte Kraft der Stadt für das gemeinsam erreichbare Ziel zu gewinnen. Der Verfasser der schönen, ofterwähnten Arbeit in der „Gegenwart“ (Biedermann?) erkannte das an, vielleicht gerade weil er neben Blum damals gekämpft und den tüchtigen und braven Patriotismus Blum’s in täglichem persönlichen Verkehr erkannt hat98. Der Verfasser der Sächs. „Geschichte“ dagegen99, obwohl er jenen Aufsatz der Gegenwart kannte, da er ihn auf Schritt und Tritt benützt, konnte mit seinem „schärferen Blick schon damals erkennen,“ daß „der Mann (Blum), kein Politiker, noch weniger ein Staatsmann, am wenigsten, trotz aller Phrasen, ein Patriot, sondern, gleich den Meisten seiner Partei, nur der Verfechter abstracter und politisch werthloser Ideen war.“ Die Schärfe dieses Blickes hat nur den einen Fehler, daß sie alle Thatsachen übersieht, welche geeignet gewesen wären, ein solches Urtheil zu berichtigen. Die nachstehenden Blätter verfolgen u. A. die Aufgabe, einem derartigen Urtheil über Blum hinfort den Vorwand des guten Glaubens zu entziehen und jener Auffassung Schranken aufzuerlegen, welche behauptet, daß ein solches Urtheil aus dem Streben hervorgehe, „durchweg nur die historische Wahrheit zu ermitteln.“
Als am ersten März 1848 die Leipziger Stadtverordneten zur Berathung des Biedermann’schen Adreßentwurfes zusammentraten, fand sich volle Einstimmigkeit dafür. Auch die Conservativen schlossen sich derselben an. Noch mehr überraschte, daß der Stadtrath, an dessen Spitze noch immer der traurige Bürgermeister Groß stand, der Adresse einstimmig beitrat. Am zweiten März ging die Deputation der städtischen Behörden zur Ueberreichung der Adresse nach Dresden ab. Der König empfing die Leipziger keineswegs gnädig. Er zeigte sich verletzt durch den Hinweis auf den zwischen dem Geiste des Volkes und dem Geiste der Verwaltung bestehenden Zwiespalt, und lehnte jedes Eingehen auf den Inhalt der Adresse ab, zu welcher die Gemeindevertretung Leipzigs sich nur in Ueberschreitung ihrer Befugnisse habe hinreißen lassen.
Durch anonyme Maueranschläge ward die Bevölkerung Leipzigs am dritten März zu Abends acht Uhr nach dem Dresdner Bahnhof zusammenberufen, um hier die von Dresden zurückkehrende Deputation zu erwarten. Da hier der Raum zu eng war, zog die zahllose Masse nach dem Markt, den sie sammt den angrenzenden Straßen vollständig anfüllte. In lautloser Stille harrten die Tausende hier auf das Eintreffen der Deputation, die endlich gegen neun Uhr eintraf und mit unendlichem Jubel begrüßt wurde. Zuerst sprach Stadtrath Seeburg von der tiefen Rührung des Königs, dann Biedermann. Doch ungestüm verlangte das Volk nach Robert Blum. Endlich erschien Blum auf dem Rathhausbalkon. Seine Stimme allein beherrschte den ganzen Markt, wurde in den angrenzenden Straßen noch gehört. Auch er suchte beschwichtigend von der Adresse und der Antwort des Königs abzulenken. Doch ungestüm fiel auch ihm das Volk in die Rede mit dem Verlangen: „die Antwort, die Antwort!“ Es war nicht mehr zu verheimlichen, daß die Bitten der Stadt harte Abweisung erfahren hatten. Zuerst allgemeines befremdliches Erstaunen. Dann lautes, leidenschaftliches Murren. Die Masse hatte bestimmt gehofft, die Deputation werde die Entlassung der verhaßten Minister von Dresden mitbringen. Doch Blum fuhr fort und wurde weiter angehört. In constitutionellen Ländern, sagte er, sei nicht der König, sondern seien die Minister verantwortlich. Sie trügen auch die Verantwortlichkeit für die Abweisung der Leipziger Anträge. Auf ihre Beseitigung müsse man dringen. Er werde in der nächsten Stadtverordnetenversammlung den Antrag stellen, daß der König das Ministerium, welches das Vertrauen des Volkes nicht besitze, entlassen möge. Unter ungeheuren Jubel- und Hochrufen trennte sich die befriedigte Versammlung.
Schon am nächsten Tage, in der Stadtverordnetensitzung vom vierten März, hielt Blum sein Versprechen. Das Collegium trat seinem Antrage in Form einer „Erklärung“ bei, in welcher es seine vom König bezweifelte Competenz entschieden wahrte und betonte, man müsse dem über die Tragweite der geschehenen Manifestationen getäuschten König erklären, daß die Minister das Vertrauen des Landes nicht besäßen. Weiter trat man einstimmig dem Antrag von Brockhaus auf sofortige Berufung des Landtages bei. Auch diesen Beschlüssen der Stadtverordneten schloß sich der verschüchterte Rath an. Inzwischen hatte sich noch in der Nacht fast unmittelbar nach der Rückkehr der ersten Deputation aus Dresden eine zweite dahin begeben, um dem König eindringlich mündlich die drohende Lage und die Nothwendigkeit beruhigender Schritte vorzustellen. Der König zeigte sich jedoch noch immer so wenig zur Nachgiebigkeit geneigt wie seine Minister. Koch, der in der Deputation war, versuchte durch persönliche Ansprache den verhaßtesten der Minister, Falkenstein, zum Rücktritt zu bewegen; doch anscheinend war auch dieser kühne Versuch erfolglos. Wenigstens brachte die Deputation nichts nach Leipzig mit als die Antwort des Königs: „Aber nichts wird mich bewegen, von dem klaren Wege abzugehen, den mir meine Verbindlichkeit als Mitglied des Deutschen Bundes und meine durch die Verfassung übernommene Pflicht vorschreiben… Das muß ich offen erklären, daß ich mich in dieser wichtigen Angelegenheit (der Preßgesetzgebung) nicht von Zeitereignissen, sondern nur von der gewissenhaften Rücksicht auf das Wohl des mir anvertrauten Volkes und von meiner, durch die Bundes- und Landesverfassung übernommenen Pflicht leiten lassen werde. Im Uebrigen vertraue ich, daß es dem Ansehen der Behörden, der Kraft und dem guten Geiste der Communalgarde, dem ernsten Willen aller guten Bürger gelingen werde, denjenigen gegenüber, welche auf ungesetzlichem Wege Ungesetzliches wollen, Gesetz und Ordnung zu bewahren; und mache ich dafür, daß dies geschehe, die Stadt Leipzig verantwortlich.“ Die einzige Vertröstung, welche diese Antwort enthielt, waren Schritte beim Bunde betreffs der Befreiung der Presse.
Aber auch diese geringe Zusage wirkte nur verstimmend, da der im Entschlafen begriffene Bundestag schon am 1. März, nachdem er durch dreißig Jahre das öffentliche Vertrauen mit Füßen getreten, sich „vertrauensvoll an die deutschen Regierungen und an das deutsche Volk“ gewendet hatte mit der Versicherung: „er werde von seinem Standpunkt aus Alles aufbieten, um gleich eifrig für die Sicherheit Deutschlands nach außen, wie für die Forderung der nationalen Interessen und des nationalen Lebens im Innern zu sorgen,“ ja, nachdem derselbe Bundestag am dritten März sogar die Proclamation hatte folgen lassen: daß es jedem Bundesstaate frei gestellt werde, die Censur aufzuheben und die Preßfreiheit einzuführen. Kannte man diesen Bundesbeschluß in Dresden noch nicht? Oder wollte man, wie nun seit anderthalb Jahrzehnten, hinter dem Rücken des Bundestags Versteckens spielen gegen die ungestüm rufende Zeit? Schon ehe die Antwort des Königs eintraf und der Bundesbeschluß vom 3. März bekannt wurde, hatte Blum übrigens die Regierung mit ihrem Beharren bei der Censur in eine böse Lage versetzt. Er war mit Wuttke, Oettinger und Arnold Ruge zu dem Censor Prof. Dr. Marbach gegangen und hatte von diesem die Niederlegung seines Amtes gefordert. Dr. Marbach hatte hierauf erklärt, daß er sich dazu nicht berechtigt halte, daß dagegen die Censoren eine Eingabe an das Ministerium gerichtet hätten, in welcher sie gegen die Censur und ihre verderblichen Wirkungen sich ausgesprochen und das Bedenkliche des Fortbestehens der Censur ernstlich vorgestellt hätten. Diese Erklärung veröffentlichte Blum. Man sah den Augenblick herannahen, wo die Räder der verbrauchten Staatsmaschine von selbst den Dienst versagen würden. Niemals hatte der große Fehler dieses Regiments sich klarer und kläglicher gezeigt: aus Furcht, schwach zu erscheinen, bewilligte man auch das Nothwendigste immer erst, wenn es zu spät war.
Fast gleichzeitig mit der Antwort des Königs drang die Kunde nach Leipzig, daß Falkenstein, der gestern noch so zäh an seinem Portefeuille gehangen, freiwillig sein Amt niedergelegt habe, „um nicht den Vorwand zu ferneren Demonstrationen und Unordnungen abzugeben.“ Eben hatten die Stadtverordneten am 5. März beschlossen, ihre gestrige Erklärung nunmehr in Form einer Adresse an den König zu erlassen und offen die Ersetzung der Minister durch Männer des öffentlichen Vertrauens zu fordern. An diesem Verlangen hielt die Leipziger Gemeindevertretung auch fest, als am 6. März eine Ansprache des Königs „An meine Sachsen“ erschien, welche die Berufung des Landtages spätestens zu Anfang Mai verhieß, die Vorlage eines Preßgesetzes ankündigte und an das Volk die Mahnung richtete: „Harret ruhig und im Vertrauen auf das, was ich schon gethan und noch thun werde. Greift nicht den Befugnissen der von Euch selbst gewählten Landesvertreter vor.“ Auch daß die offiziöse Leipziger Zeitung nun auf einmal die Einführung des öffentlichen und mündlichen Verfahrens in Aussicht stellte, und „die Unterstützung aller Maßregeln verhieß, welche die Einigkeit, das Wohl und die Kräftigung Deutschlands fördern könnten,“ verfing bei den Leipzigern nicht. Hatte dasselbe Organ doch nicht lange zuvor noch geschrieben: „es sei eine Ausschreitung, wenn in der Kammer der Satz aufgestellt worden sei, daß das System der Regierung sich irgendwie nach den Ergebnissen der parlamentarischen Debatten und Abstimmungen richten müsse.“ Wie viel weniger war an eine ernstliche Nachgiebigkeit gegen Wünsche einzelner städtischer Corporationen und Volkskreise zu denken. Robert Blum sprach daher nur die Ueberzeugung aller liberalen Bürger Leipzigs aus, als er in der nächsten Stadtverordnetensitzung (7. März) ausrief: „Man hat uns einen Menschen“ (Falkenstein) „zum Opfer gebracht, aber das System ist nicht damit gefallen. Dieses vertreten die Minister v. Könneritz und v. Wietersheim; wir dürfen die Ungesetzlichkeit der Censur nicht länger dulden.“ In derselben Sitzung erwiderten die Stadtverordneten auf die königliche Ansprache des vorhergehenden Tages: „Nach § 85 der Verfassung und dem Bundesbeschluß vom 3. März sei die Presse gesetzlich frei, stehe daher der sofortigen Einführung der Preßfreiheit nichts im Wege; durch die Entlassung Falkenstein’s sei das Hinderniß nicht beseitigt, welches der Wiederherstellung des friedlichen und harmonischen Verhältnisses zwischen Regierung und Volk entgegenstehe; dieses Hinderniß bestehe vielmehr so lange fort, als nicht auch die übrigen Träger des bisherigen ministeriellen Systems zurückgetreten wären, indem man gerade in der neuesten Proclamation den Beweis finde, wie der König nach wie vor über die dringlichen Bedürfnisse des Landes und die Pflichten und Rechte, welche die Verfassung auferlege und verbürge, getäuscht sei; daß aber auch eine Garantie für eine wahrhafte Systemänderung nur dann vorhanden, wenn Männer, die durch ihr öffentliches und ständisches Wirken sich das Vertrauen des Landes erworben, in den Rath des Königs berufen würden.“
Alle diese Beschlüsse faßten die Stadtverordneten einstimmig, unter Blum’s kräftiger Mitwirkung. Immer trat der Stadtrath ihnen einstimmig bei. Nie war aus dem Kreise der Bürger eine abweichende Meinung laut geworden. Eine höchst zahlreiche Menge wohnte allen Sitzungen der Stadtverordneten bei. Die engen Tribünen reichten bei weitem nicht zu, sie zu fassen. Sie füllte die Gänge, die Treppen, selbst den Saal um die Sitze der Gemeindevertreter, beobachteten aber stets die würdigste Zurückhaltung und Ordnung. Einen Antrag, seine Sitzungen in ein größeres Local zu verlegen, um einem zahlreicheren Publikum Zutritt zu verschaffen, lehnte das Collegium ab, um auch nicht den Schein der Unfreiheit, der Beeinflussung seiner Entschließungen zu erregen. Täglich große Versammlungen des Redeübungsvereins im Schützenhause, meist unter Blum’s Vorsitz oder doch seiner Betheiligung, unterstützten die Stadtverordneten durch Beitrittserklärungen, friedliche, von jedem Terrorismus freie Ovationen ihres Beifalls. Zahlreiche freiwillige Hülfscorps (17 Compagnien zu 50 Mann) verstärkten die Communalgarde in ihrem Ordnungsdienst für jeden Fall. Daß ganz Leipzig einer Gesinnung, von unausrottbarem Mißtrauen gegen das herrschende System erfüllt sei, ließ sich in Dresden kaum bezweifeln. Nun trat aber noch eine entscheidende Kundgebung in gleichem Sinne von ganz anderer Seite hinzu: die Universität durch den akademischen Senat richtete eine kräftige, vom Professor (späteren sächsischen, dann baierischen Minister) v. d. Pfordten verfaßte Adresse an den König, in der Reformen in der Verwaltung, der Presse, der Rechtspflege, und eine Regeneration jenes Bundes gefordert wurde, „der das Vertrauen der Völker verloren, um nicht zu sagen niemals besessen habe.“
Immer noch schwankte jedoch die Regierung zwischen Nachgiebigkeit und trotzigem Eigensinn. Als Nachgiebigkeit konnte man die Bekanntmachung der Minister vom 9. März ansehen, in der sie kundthaten, sie hätten dem König ihre Entlassung angeboten, doch sei sie nicht angenommen worden; vielmehr habe der König beschlossen, den Landtag schon zum 30. März einzuberufen, damit dieser darüber entscheide, „ob das gesammte Land die Meinung Derer theile, welche sich gegen die bisherige Wirksamkeit der Minister erhoben hätten.“ Aber dieser Erlaß goß nur Oel ins Feuer. Wie? – rief und schrieb man in Leipzig mit vollem Rechte – die unter dem Drucke der vormärzlichen Bevormundung gewählten abgenutzten Kammern sollten über ein Preßgesetz entscheiden, während die Regierung seit dem 3. März die volle Preßfreiheit unbedenklich gewähren kann? Und nun appellirten auf einmal an die Stände dieselben Minister, die so oft erklärt, sie würden nur ihrer eigenen Ueberzeugung folgen? Und wenn es unzulässig war, die Censur ohne die Stände aufzuheben, warum erklärte die Regierung – wie sie gleichzeitig that – die Censur bis zum 15. April versuchsweise aufgehoben?
Schließlich überwog aber doch die Meinung in Dresden, man könne es noch einmal mit Strenge probiren. Zu diesem Entschlusse bestimmte vor allem die kläglich-servile Haltung der Hauptstadt. Der Dresdner Stadtverordnete (berühmte Philologe, später im Exil jahrelang Professor in Zürich, nach 1870 in Heidelberg und Reichstagsabgeordneter) Dr. Köchly suchte den Leipziger Patrioten durch ähnliche Anträge, wie sie von da ausgingen, die Hand zu reichen. Aber schroff lehnte man in Dresden das ab. Der Dresdner Stadtrath suchte sogar eine Adresse der Bürgerschaft, die ähnliche Wünsche aussprach, zu escamotiren. Als die Kunde nach Dresden drang, Leipzig werde durch Massen- oder Sturmdeputationen nach Dresden seine Anträge beim König durchzudrücken versuchen, rottete sich die Dresdner Communalgarde zusammen, besetzte den Leipziger Bahnhof und lauerte hier auf die Leipziger, sie zu fangen oder zurückzutreiben, je nach Umständen. Aber die Leipziger erschienen nicht. Blum hatte seinen ganzen Einfluß aufgeboten, um den Massenzugs-Unsinn zu hintertreiben. Damit doch Etwas geschehe, defilirte die Dresdner Communalgarde vor dem König am Schlosse vorbei, und der „Dresdner Anzeiger“ sprach gerührt von der „großartigen Kundgebung der Stimmung der Dresdner Communalgarde.“ Arm in Arm mit ihr glaubte das Ministerium schon sein Jahrhundert in die Schranken fordern zu können. Daß aus Zwickau und vielen anderen Städten Adressen, Beschlüsse und Deputationen kamen, die mit Leipzig harmonirten, wurde in Dresden weggespottet. Den Sprecher einer Deputation aus der Provinz, den Bürgermeister Schwedler, fuhr der König an: „Nein, nein, nein, nein! Unbillige Wünsche werde ich nicht berücksichtigen! Ich kann mich mit Ihnen nicht in Discussionen einlassen, ich habe Ihnen nichts zu sagen, als: leben Sie wohl!“ Man glaubte eben überall nur Strohmänner einiger Leipziger „Schreier“ vor sich zu haben. Und dieser Ueberzeugung gemäß ward gehandelt – genau so wie im Jahr 1845. Plötzlich wurden große Militairmassen um Leipzig zusammengezogen. Gleichzeitig rückten – gewiß nicht ohne bundesfreundliches Ersuchen von Dresden – preußische Truppen in nächster Nähe von Leipzig an die Grenze. Und wie Herr von Langenn 1845, hielt jetzt der Minister v. Carlowitz unter dieser vollen Machtentfaltung, gleichsam umringt von Bajonetten, am 11. März seinen Einzug in die bedrohte Stadt.
Aber freilich, Herr v. Carlowitz war kein Herr v. Langenn. Wohl war er gekommen, um den Auftrag seines Königs zu vollziehen, des Königs Gebot der erregten Stadt zu verkündigen. Aber gleichzeitig war er gekommen, um mit eigenen Augen zu sehen, und seinem König wahrheitsgetreu über das Gesehene zu berichten. Er fand die treue Stadt in einer Bedrängniß ohne Gleichen. Seit Wochen waren nun Liberale, Radicale, alle irgend nennenswerthen Kreise der Stadt zusammengegangen in dem Streben, auf gesetzlichem Wege die Forderungen der Stadt, des Landes, die heiligsten Interessen ganz Deutschlands gewahrt zu sehen. Nur durch das immer erneute Versprechen, daß auf friedlichem und gesetzlichem Wege Alles sicher erreicht werde, hatte namentlich Robert Blum die meisterlosen, wüsten Elementarkräfte, die jede Revolution entfesselt, niedergehalten. Nun aber, da Woche auf Woche verstrich, ohne den ersehnten unblutigen Sieg zu bringen, begann der Neid und die Mißgunst unverantwortlicher, weit „entschiedenerer“ Gesellen gegen den verdienten Führer in den Massen zu wühlen und zu hetzen – und als vollends das Militair rings um Leipzig zusammengezogen wurde, gährte und grollte es überall in der Stadt wie in einem Vulkan, der sich zum Ausbruch rüstet. Das allgemein verbreitete Gerücht, daß das Militair beabsichtige, Blum und Andere der Gehaßtesten zu greifen und vor ein Kriegsgericht zu stellen, trug nicht wenig zu dieser Erregung bei. —
Dem Minister Carlowitz entging diese Stimmung nicht. Dennoch that er seine Pflicht bis zuletzt. Er richtete die Forderungen aus, die der König ihm für Leipzig mitgegeben. Er verlangte von den Stadtverordneten, sie sollten sich aufregender politischer Reden enthalten. Der Redeübungsverein und die Schützenhausversammlungen sollten jeder politischen Agitation fern bleiben, das lärmende Umherziehen größerer Volksmassen aufhören, der Zug nach Dresden schlechterdings unterbleiben. – Die Stadtverordneten antworteten auf diese Forderungen, die allgemein schmerzliche Enttäuschung erregten, noch am nämlichen Abend ruhig, fest, ablehnend. „Man erwäge nur die Umzingelung Leipzigs,“ hatte Blum schon in der vorangehenden Sitzung (10. März) gerufen. „Weßhalb diese Kosten? Warum wird der Landbewohner so ausgesogen? Weil fünf Menschen, die eine Armee zur Verfügung haben, nicht begreifen, daß sie mit ihren Kugeln zwar Menschen tödten, aber nicht ein einziges Loch in die Idee bohren können, welche die Welt beherrscht.“ Die Stadtverordneten erklärten Herrn v. Carlowitz einstimmig: strafbare politische Reden seien in ihren Versammlungen nicht vorgekommen. Das Recht und die Pflicht freier Meinungsäußerung habe jedermann, namentlich in so bedrängter Zeit. Jeder werde das, was er sage, vor dem Gesetz vertreten. Die Schützenhausversammlungen lägen außerhalb des Geschäftskreises der Stadtverordneten. Umzüge seien seit der Abmahnung des Stadtrathes nicht wieder vorgekommen. Garantien gegen den Zug nach Dresden könnten vom Collegium weder verlangt noch gegeben werden. Die Spannung war auf’s Aeußerste gestiegen.
Da versammelten sich am 12. März im Schützenhause zu Leipzig auf Joseph’s Einladung vierzig namhafte freisinnige Männer, Mitglieder des letzten Landtages und sonstige Vertrauensmänner: Todt, Oberländer, Schaffrath, Joseph, Blum, Biedermann, Koch, Klinger u. s. w. Schaffrath legte ein Programm vor, welches die wichtigsten politischen, religiösen und sozialen Anliegen des Volkes zusammenfaßte. Die radicalen Elemente herrschten in dieser Versammlung vor, aber leicht wurde auch hier ein Durchschnittsausdruck der Meinungen gefunden. Auf Anregung der süddeutschen Liberalen wählte die Versammlung zwei Vertrauensmänner für Frankfurt, wo sich nach den Beschlüssen der Patrioten von Heppenheim und Heidelberg demnächst die Delegirten ganz Deutschlands zusammenfinden sollten. Gewählt wurden die Führer der beiden Richtungen, die in der Versammlung vertreten waren: Blum und Biedermann. Da Blum ablehnte, trat Todt an seine Stelle.
Minister Carlowitz reiste ab. Niemand wußte, ob sein Scheiden von Leipzig Krieg oder Frieden bedeute. Nur daß er selbst keinesfalls länger als bis zum Landtag im Amt bleiben werde, hatte er überall offen erklärt. Aber Carlowitz war ein ganzer Mann100, wer ihn kannte, durfte nicht zweifelhaft sein, wie er in Dresden auftreten werde. Er öffnete dem König die Augen über den wahren Charakter der Leipziger Bewegung. Der König erkannte, daß er von Könneritz getäuscht worden und entließ diesen sofort in Ungnaden. Am 13. März trat das ganze alte Ministerium zurück. Kaum wagte man in Leipzig der frohen Kunde zu trauen.
Aber schon am 16. März wurden die Namen der neuen Sächsischen Minister bekannt gemacht. Bernhard v. Lindenau, an den die treue Anhänglichkeit des Volkes zunächst dachte, hatte von seinem abgeschiedenen Landsitz aus der Krone den Rath ertheilt, an die Spitze des neuen Ministeriums Braun zu berufen. Neben diesem übernahm Georgi die Finanzen, v. d. Pfordten das Aeußere und Innere, v. Holtzendorff den Krieg. Am 20. März wurde das Ministerium vervollständigt durch den Eintritt eines der nächsten politischen Freunde Blum’s, Martin Oberländer aus Zwickau. Weite Kreise Sachsens dachten vor Oberländer’s Berufung daran und sprachen aus, daß Blum selbst zum Minister ernannt werden müsse. Beim König wäre seine Ernennung wohl kaum schwieriger durchzusetzen gewesen, als die Oberländers101. Aber auf das Bestimmteste erklärte Blum, daß nunmehr, nachdem das alte System in Sachsen gestürzt sei, seine Thätigkeit nur den Vorarbeiten für das Deutsche Parlament, Deutschland, nicht Sachsen gewidmet sein könne.
In der That war durch die Einsetzung des Märzministeriums und die Durchführung des Regierungsprogramms, welches das Ministerium verkündigte, Alles erreicht, was die vereinigte Opposition des Landes in Sächsischen und Deutschen Dingen seit Jahren vergebens verlangt hatte. Denn das Programm der neuen Regierung enthielt folgende Verheißungen: Vereidigung des Militairs auf die Verfassung, Aufhebung der Censur für immer, ein Preßgesetz ohne das System der Concessionen und Cautionen, Reform der Rechtspflege auf Grundlage der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit, Geschworenengerichte in Strafsachen, Reform des Wahlgesetzes, Vereinsrecht mit Repressivbestimmungen gegen Mißbrauch, gesetzliche Ordnung der kirchlichen Verhältnisse im Geiste der Duldung und Parität, Antrag auf Revision des Vereinszolltarifs, kräftige Mitwirkung zu zeitgemäßer Gestaltung des Deutschen Bundes mit Vertretung des Volkes bei demselben. In diesem Sinne handelte das neue Ministerium auch sofort. Am 22. ward das Militair auf die Verfassung vereidet, am 23. die Presse freigegeben, am 30. sagte sich das Ministerium von den sog. „Ausnahmebeschlüssen“ des Bundes los. Am 11. April wurde eine Art von Volksbewaffnung eingeführt, am 17. April eine allgemeine Amnestie für politische Vergehen erlassen u. s. w. Namentlich ließ das Ministerium ein vollständiges Eingehen auf die nationalen Forderungen der Zeit hoffen. Als am 20. März die Deputation der süddeutschen Regierungen in Dresden eintraf, um Sachsen zum Anschluß an die Grundzüge der von Hessen, Nassau, Baden, Württemberg beschlossenen künftigen deutschen Verfassung (Bundesstaat unter preußischer Spitze) einzuladen, sandte Braun den Professor Biedermann in außerordentlicher Mission nach Berlin, um den Anschluß der Sächsischen Regierung an diese Bestrebungen zu erklären102. Während diese Action geheim blieb, ließ sich der Standpunkt des Sächsischen Ministeriums in der Deutschen Frage für Alle erkennen in der Instruction, welche es jenem „Vertrauensmann“ nach Frankfurt mitgab, den es nach dem Beschlusse des Bundestags dorthin zu entsenden hatte. Schon die Wahl Todt’s, des Schöpfers und Leiters der ehemaligen Landtagsopposition, zu dieser wichtigen Stellung, erregte überall freudige Zustimmung. Die ihm mitgegebene Instruction aber enthielt folgende Grundzüge: „Deutschland wird Bundesstaat auf volksthümlicher Grundlage, dessen Organe ein Oberhaupt mit einem verantwortlichen Ministerium, ein Parlament mit zwei Häusern, ein Reichsgericht sind. Die Aufgabe der Centralgewalt umfaßt die völkerrechtliche Vertretung Deutschlands, die Gesetzgebung in den wichtigsten Gegenständen, die Grundlagen des Verkehrs, Heer und Flotte; sie garantirt überdies die Grundrechte des deutschen Volkes. Die innere Verfassung der Einzelstaaten ist die constitutionelle mit ihren Consequenzen. Beschränkung der Selbständigkeit der Einzelstaaten, soweit die völkerrechtliche und bundesstaatsrechtliche Einheit Deutschlands es fordert.“ Wie weit damals das Ministerium auf dieser deutschen Bahn zu gehen entschlossen war, erhellt am besten aus jenem Wort, das der particularistischste der Märzminister, v. d. Pfordten, zu Biedermann sprach, als dieser zum Vorparlament reiste: „Bringen Sie uns eine Verfassung, welche Sie wollen, nur halten Sie uns die Republik vom Leibe“103.
Als Quellen für diesen Abschnitt sind benützt: Sparfeld, Chronik von Leipzig, Leipzig 1848. S. 210 fg. – Leipziger Tageblatt 1848, I. u. II. Quartal (Rathsbibliothek). – Vaterlandsblätter I. u. II. Quartal 1848. – D. Allg. Zeitung I. u. II. Quartal 1848. – Die Gegenwart, V. Band. S. 594 bis 602. – Flathe, a. a. O. S. 563–571. – Biedermann, Erinnerungen aus der Paulskirche, Leipzig, G. Mayer 1849. – H. Laube, das erste deutsche Parlament, I. Band. Leipzig, Widmann 1849. – Biedermann, Beiträge zur Geschichte des Frankfurter Parlaments im Histor. Taschenb. von Riehl, V. Folge, 7. Jahrg., S. 107 fg. – Protokolle der Stadtverordneten zu Leipzig vom 1. März an. (Archiv der Leipziger Stadtverordneten.) – Außerdem die im Text nachgewiesenen.
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Auch an anderen Orten urtheilt Biedermann unter Allen am gerechtesten über Blum, s. unten.
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Flathe, S. 578, dessen tapfere Wahrhaftigkeit im Uebrigen aufs freudigste anerkannt wird.
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Später ist er nach Preußen übergesiedelt und ein langjähriges Mitglied des Abgeordnetenhauses unter den Altliberalen geworden. Auch im Norddeutschen Reichstag bin ich noch mit ihm gesessen. (1867 flg.). Starb 9. August 1874.
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Sehr charakteristisch für die mesquine Art, wie Herr Heinrich Laube, in seinem zweibändigen Opus „Das deutsche Parlament“ „Geschichte“ schreibt, oder vielmehr das, was Herr Laube für Geschichte hält, ist z. B. die Episode S. 139–141, in der er Frau Oberländer nach Leipzig in Blum’s Buchhandlung reisen läßt, um sich da „von dem feisten Mann in Hemdsärmeln, welcher an einem unangestrichenen Schreibpult stand und ein Papier faltete“ Raths zu erholen, „ob ihr Mann Minister werden solle und was das Leben in Dresden ungefähr kosten werde.“ Diesem traurigen Klatsch widmet Herr Laube den ihm zur Verfügung stehenden Witz und Raum – heute würde sich die kleinste Winkelzeitung bedenken, so etwas unter dem Strich zu drucken. Und die Pointe von alledem ist: „Herr Oberländer wurde Minister des Innern und ist es noch; der weiter sehende Rathgeber“ (Blum) „aber ist in den Tod gerathen (!).“ Um keinen Zweifel darüber zu lassen, wann dieses tiefe Urtheil zur Welt gekommen, bemerkt Herr Laube in einer Note: „Im Winter 1848/49 geschrieben – “ also nach dem Tode Blum’s! Wir werden dem Herrn noch öfter begegnen.
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Biedermann, Beiträge zur Geschichte des Frankfurter Parlaments in Riehl’s Histor. Taschenbuch 5. Folge, 7. Jahrgang S. 115. (Brockhaus, 1877.)
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Biedermann a. a. O. S. 137.
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