Kitabı oku: «Römische Geschichte», sayfa 12

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XXXVII. BUCH

INHALT

(1–7) Pompeius bekriegt die Iberer in Asien. (8) Caesar als Ädil. (9) Wunderzeichen, Zensur. Alle nichtitalischen Fremden werden aus der Stadt gewiesen. (10) Bestrafung des Mörders von Ofella und anderer. Catilina. (10–14) Tod des Mithridates. (15–19) Iudaea. (20–25) Pompeius kehrt nach Ordnung der Angelegenheiten Asiens nach Rom zurück. (24–42) Cicero und Catilina. Was sie taten. (43) Angriffe auf Cicero und den Senat. (44–46) Caesar als Prätor. (47–49) Allobrogischer Krieg. (50–51) Pompeius in Rom. (52–58) Caesar, Proprätor von Lusitanien, eilt nach rühmlicher Verwaltung seiner Provinz nach Rom und bewirbt sich um das Konsulat. Er verbindet sich mit Pompeius und Crassus. Das Buch umfasst sechs Jahre mit folgenden Konsuln:


65Lucius Aurelius Cotta und Lucius Manlius Torquatus
64Lucius Caesar und Gaius Martius Figulus
63Marcus Tullius Cicero und Gaius Antonius
62Decius Iunius Silanus und Lucius Licinius Murena
61Marcus Pupius Piso und Marcus Valerius Messala Niger
60Lucius Afranius und Quintus Caecilius Metellus Celer

(1) Im folgenden Jahr, im Konsulat des Lucius Cotta und des Lucius Torquatus bekriegte Pompeius die Albaner und die Iberer, diese zuerst, gegen seine Absicht, von ihnen selbst genötigt. 2 Artokes nämlich, der König jener Völkerschaft, welche diesseits und jenseits des Flusses Kyrnos wohnt und hier an die Albaner, dort an die Armenier grenzt, schickte, aus Besorgnis, er möchte auch ihn angreifen, Gesandte unter dem Schein der Freundschaft an ihn, in Wirklichkeit aber, um ihn sicher zu machen und daher unvorbereitet zu überfallen. 3 Pompeius aber, davon benachrichtigt, fiel, bevor er sich gehörig rüsten und den unzugänglichen Pass besetzen konnte, in sein Land ein und erschien eher vor seiner Stadt, Akropolis genannt, als Artokes von seinem Anzug Kunde bekam. 4 Sie lag dicht in den Engpässen zwischen zwei vorspringenden Armen des Kaukasus, wo sie zur Bewachung des Eingangs befestigt worden war. Artokes fand in der Bestürzung nicht mehr Zeit zur Gegenwehr, flüchtete über den Fluss und brannte die Brücke hinter sich ab. 5 Die Besatzung der Stadt, welche in deren Verteidigung und bei einem Ausfall viel gelitten hatte, ergab sich. Pompeius, im Besitz des Passes, stellte auf ihm eine Besatzung auf und unterwarf von da aus das ganze Land diesseits des Flusses.

(2) Als er sich anschickte, über den Fluss Kyrnos zu setzen, schickte Artokes Gesandte an ihn und bat um Frieden, indem er sich zur Wiederherstellung der Brücke und zu freiwilliger Lieferung von Lebensmitteln erbot. 2 Er leistete auch beides, als wäre es ihm wirklich um einen Frieden zu tun. Als er Pompeius aber über dem Fluss sah, geriet er in Furcht, zog sich eiligst an den Petoros, einen anderen Fluss seines Landes, zurück und floh vor ihm, dem er den Übergang verwehren konnte, nachdem er ihm diesen selbst erleichtert hatte. 3 Sobald Pompeius dies erfuhr, setzte er ihm nach, erreichte und besiegte ihn. Er war ihm nämlich, bevor seine Bogenschützen ihre Kunst entwickeln konnten, im Schnellschritt zu Leibe gerückt und schlug ihn nun im Augenblick aus dem Feld. 4 Artokes eilte über den Fluss Petoros, brannte auch hier die Brücke ab und suchte das Weite. Von seinen Leuten kamen die einen im Handgemenge, die anderen beim Durchwaten des Flusses um. 5 Viele zerstreuten sich in die Wälder und schossen mehrere Tage von den sehr hohen Bäumen herab; da man diese aber fällte, fanden auch sie ihren Tod. Jetzt sandte Artokes nochmals einen Herold an Pompeius mit Geschenken ab, 6 welche dieser zwar annahm, um ihn durch Hoffnung auf Frieden von der weiteren Flucht abzuhalten, erklärte aber, dass er ihm nicht eher Frieden bewillige, bis er ihm seine Söhne als Geiseln geschickt haben würde. Jener bedachte sich eine Zeit lang, 7 bis die Römer über den im Sommer an einer Stelle eine Furt gewährenden Petoros setzten und nichts mehr im Wege fanden. Nun schickte er seine Söhne, und der Friede kam zustande.

(3) Pompeius, der hörte, dass er von hier nicht weit an den Phasis habe und hoffte, auf ihm nach Kolchis hinabgefahren, gegen Mithridates an den Bosporus vorrücken zu können, trat seinen Marsch an 2 und erhielt bei den Kolchern und ihren Grenznachbarn teils durch Bitten, teils durch Drohungen freien Durchzug. Weil man ihm hier aber sagte, dass ein Landzug durch die Gebiete vieler unbekannter und kriegerischer Völker führe, eine Fahrt zur See aber, der Wildheit der Anwohner wegen und weil die Küsten keine Häfen hätten, noch beschwerlicher werde, 3 ließ er Mithridates durch die Flotte beobachten, damit er nirgendwohin fortsegeln konnte, und ihm die Zufuhr der Lebensmittel abschneiden. Er selbst aber wandte sich gegen die Albaner, nicht auf dem kürzesten Wege, damit er die durch Bewilligung eines Friedens sich in Sicherheit Wähnenden umso unverhoffter überfiele, 4 sondern ging von Armenien aus, wohin er zurückkehrte, über den Kyrnos an einer Stelle, wo dieser durch die Sommerhitze gangbar geworden war, ohne Brücke. Die Reiterei musste stromabwärts, nächst dieser das Lastvieh und unter diesem das Fußvolk, durchwaten, damit die Pferde die Gewalt des Wassers brächen und das Vieh, wenn auch vom Strom ergriffen, auf das zur Seite gehende Fußvolk stoße und nicht weiter fortgerissen werden könnte. 5 Von da zog er zum Fluss Kambyses und blieb zwar von Feinden unangefochten, desto mehr aber litt er mit dem ganzen Heer, obgleich er meist nur zur Nachtzeit marschierte, an Hitze und Durst. Denn seine Wegweiser, aus den Reihen der Gefangenen, hatten ihn nicht den besten Weg geführt. 6 Auch der Fluss leistete ihnen nicht den Dienst, den er sollte; denn sein eiskaltes Wasser, im Übermaß getrunken, war diesen höchst verderblich. Da sie auch hier keinen Widerstand fanden, zogen sie weiter zum Fluss Abas und führten nur Wasser mit sich, ihre anderen Bedürfnisse erhielten sie gutwillig von den Eingeborenen, weshalb diesen auch nichts zuleide geschah.

(4) Schon waren sie über den Fluss, als Kunde vom Anzug des Oroises kam. Pompeius wollte ihn, bevor er die Stärke des Römerreiches erführe, zur Schlacht bewegen, weil er sonst vielleicht wieder abgezogen wäre. 2 Die Reiter stellte er mit den nötigen Verhaltensmaßregeln voran und ließ die anderen, auf das Knie gebeugt und hinter die Schilde versteckt, ruhig halten, sodass Oroises ihre Gegenwart nicht bemerkte, bis die Schlacht angefangen hatte. 3 In dem Wahn, mit den Reitern allein leichte Arbeit zu haben, griff dieser sie, die ihm geflissentlich nicht lange standhielten, an und verfolgte sie mit aller Macht. Da erhoben sich plötzlich die Legionen, trennten sich, um ihren Leuten Raum zur sicheren Flucht zu geben, empfingen die mit blinder Hitze verfolgenden Feinde, 4 umringten viele und machten sie nieder, die Reiter aber, zur Rechten und Linken umschwenkend, fielen denen, die nicht umzingelt waren, in den Rücken. So erlegten sie auf beiden Seiten eine große Anzahl, und die anderen, welche sich in die Wälder gerettet hatten, verbrannten sie mit dem Ruf: »Io Saturnalia! Saturnalia!«, weil sie sie an diesem Feste angegriffen hatten.

(5) Nach diesen Erfolgen durchzog Pompeius das Land und gab den Albanern Frieden, schloss auch mit Stämmen, die am Kaukasus bis ans Kaspische Meer (wohin sich das am Pontus anhebende Gebirge erstreckt) wohnen und an ihn Gesandtschaften schickten, Verträge. 2 Auch Phraates wollte das Bündnis mit ihm erneuern lassen. Denn da er ihn mit solchem Nachdruck auftreten und seine Unterbefehlshaber die anderen angrenzenden Teile Armeniens und des Pontus erobern, Gabinius aber über den Euphrat bis an den Tigris vordringen sah, sank ihm der Mut, und er wünschte jetzt den früheren Freundschaftsvertrag zu festigen, erreichte jedoch seine Absicht nicht. 3 Pompeius benötigte nach den bisherigen und den zu hoffenden Erfolgen ein gutes Vernehmen mit ihm nicht mehr und sprach mit seinen Gesandten nicht nur überhaupt in einem hohen Ton, sondern forderte auch die Landschaft Korduene, über die er mit Tigranes im Streit lag, heraus. 4 Als jene erklärten, hierüber keine Aufträge zu haben, schrieb er einiges an Phraates, wartete aber keine Antwort ab, sondern schickte Afranius sogleich dahin ab, nahm dieselbe ohne Schwertstreich in Besitz und gab sie dem Tigranes. 5 Afranius zog sodann, den Verträgen mit dem Parther zuwider, durch Mesopotamien nach Syrien, kam aber vom rechten Weg ab und litt viel durch den Winter und den Mangel an Lebensmitteln. Sie wären umgekommen, wenn nicht die Karräer, Abkömmlinge der Makedonier, die in jenen Gegenden wohnen, ihn aufgenommen und weiter geleitet hätten.

(6) So verfuhr er gegen Phraates bei seiner jetzigen Übermacht und gab den deutlichsten Beweis, dass der Herrschsüchtige kein Recht als das der Waffen anerkennt und dass der Sieger nach Gutdünken Gesetze gibt; auch höhnte er ihn in seinem Titel, dessen er gegen alle anderen und selbst die Römer sich rühmte und den auch diese ihm jederzeit anerkannt hatten. 2 Er nannte sich König der Könige, Pompeius aber nannte ihn unter Weglassung der letzten Worte in seinem Schreiben schlechtweg »König«, obgleich er dem gefangenen Tigranes, und zwar gegen die sonstige Sitte der Römer, als er ihn zu Rom im Triumph aufführte, diesen Titel nicht vorenthielt. 3 So sehr ihn auch Phraates fürchtete und zum Freund zu haben wünschte, so kränkte dies ihn doch, als hätte er ihn damit seines Throns beraubt, dergestalt, dass er ihm durch Gesandte alle angetanen Unbilden vorhalten und den Übergang über den Euphrat untersagen ließ. 4 Als Pompeius keine günstige Antwort gab, zog er sogleich mit dem jungen Tigranes,88 dem er seine Tochter gegeben hatte, im Frühling des Jahres, in welchem Lucius Caesar und Gaius Figulus Konsuln waren, gegen Tigranes zu Felde, verlor die erste Schlacht und gewann die folgende. 5 Als Tigranes Pompeius in Syrien zu Hilfe rief, schickte Phraates nochmals Gesandte an ihn, machte ihm Vorwürfe und ließ sich auch nicht undeutlich über die Römer aus, sodass sich Pompeius zugleich schämte und fürchtete.

(7) So kam er denn weder Tigranes zu Hilfe, noch tat er überhaupt feindselige Schritte gegen Phraates, unter dem Vorwand, es sei ihm dieser Krieg nicht aufgetragen, auch stehe Mithridates noch unter Waffen. Er begnüge sich, sagte er, mit dem bisher Vollbrachten und wolle nicht, zu vieles erstrebend, wie Lucullus, das bereits Gewonnene verscherzen. 2 Seine Philosophie war diese: Die Begierde nach mehr sei jederzeit eine gefährliche Sache, nach fremdem Gut streben sei ungerecht. – Nur schade, dass er dieses Glaubens erst war, da jenes ihm nicht mehr freistand. Aus Furcht vor des Parthers Macht und der Unzuverlässigkeit des Glücks wollte er nicht ins Feld, obgleich ihn viele aufforderten, 3 und setzte sich über die Vorwürfe des Feindes als zu unbedeutend hinweg, indem er sie nicht widerlegte und sagte, er hätte bloß eine Grenzstreitigkeit mit Tigranes, die er durch drei Bevollmächtigte beilegen wollte. Er schickte sie; jene nahmen sie zum Schein als Schiedsrichter auf und verglichen sich über ihre gegenseitigen Ansprüche, indem Tigranes einerseits grollte, dass er die erbetene Hilfe nicht erhielt, 4 Phraates dagegen den Armenier nicht fallen lassen wollte, weil er ihn im Notfall als Bundesgenossen gegen die Römer brauchen konnte. Denn wohl wussten beide, dass, wer von ihnen den anderen unterdrücke und dadurch an Macht gewönne, es auch mit den Römern verderbe und selbst desto leichter bezwungen werden könne. 5 Dies waren die Gründe ihrer Verständigung. Pompeius überwinterte auch dieses Mal in Aspis, eroberte die anderen noch Widerstand leistenden Orte und bekam auch die Feste Symphorion durch Verrat der Stratonike in seine Gewalt. Diese, Gattin des Mithridates und erbittert über ihre Verstoßung, hatte die Besatzung zum Schein nach Proviant ausgeschickt und den Römern die Tore geöffnet, obgleich ihr Sohn […].89

(8) […] allein nicht nur deshalb erhielt Caesar als Ädil Beifall, sondern auch weil er die Römischen und Megalesischen Spiele90 aufs Prunkvollste gab, überdies bei dem Leichenbegängnis seines Vaters das glänzendste Fechterspiel anstellte. Die Kosten bestritt er zum Teil mit seinem Amtsgenossen Marcus Bibulus, zum Teil aber aus eigenen Mitteln. 2 Diesem aber stand er so sehr im Licht, dass er allen Ruhm davon allein erntete und alles allein bestritten zu haben schien. Bibulus sagte daher im Scherz, er habe das gleiche Schicksal wie Pollux; dieser habe mit seinem Bruder Castor einen gemeinschaftlichen Tempel, der aber nach jenem allein benannt werde.

(9) Darüber freuten sich die Römer, wurden aber durch Vorzeichen in große Bestürzung gesetzt. Auf dem Capitol nämlich schmolzen viele Standbilder, unter anderen dasjenige Iupiters auf einer Säule, vom Blitz getroffen, auch fiel ein Bild der Wölfin mit Romulus und Remus herab. 2 Die Buchstaben an den Säulen, in welche die Gesetze eingegraben, waren ineinandergeflossen und unleserlich geworden. Die übrigen Zeichen nun wurden nach dem Rat der Priester gesühnt. Für Iupiter beschlossen sie, eine größere Bildsäule, nach Osten und dem Forum schauend, zu errichten, damit die Verschwörungen, welche sie in Unruhe versetzten, ans Tageslicht kämen. 3 Dies geschah in diesem Jahre. Die Zensoren91 waren über den Völkern jenseits des Eridanos92 unter sich in Zwist geraten – der eine wollte ihnen das Bürgerrecht geben, der andere nicht –, taten auch sonst nichts und legten sogar ihr Amt nieder. 4 Aus demselben Grund taten ihre Nachfolger im nächsten Jahr ebenso wenig, weil sie bei der Prüfung des Senats durch die Volkstribune, welche aus der Liste der Senatoren gestrichen zu werden befürchteten, behindert wurden. 5 Auch wurden durch einen Gesetzesvorschlag des Volkstribuns Gaius Papius außer den Bewohnern des jetzigen Italiens alle in Rom sich aufhaltenden Fremden aus der Stadt gewiesen, da sie sich zu sehr herbeidrängten und es nicht funktionieren wollte, mit ihnen zusammenzuleben.

(10) Im folgenden Jahr, unter den Konsuln Figulus und Lucius Caesar, ergaben sich wenige, aber wegen des seltsamen Gangs menschlicher Dinge merkwürdige Ereignisse. 2 Sowohl derjenige, welcher den Lucretius auf Sullas Befehl umgebracht hatte, als auch ein anderer, welcher viele der von diesem Geächteten getötet hatte, wurden meist auf Iulius Caesars Betreiben dieser Mordtaten wegen angeklagt und bestraft. 3 So geschieht es oft, dass der Wechsel der Dinge die jüngst noch Allgewaltigen auf einmal aller Macht beraubt. Wenn dies aber vielen unerwartet kam, so war es nicht minder der Freispruch für Catilina, welcher keine geringere Anzahl solcher Geächteten umgebracht hatte und desselben Verbrechens angeklagt worden war. Dies machte ihn immer noch frecher und beschleunigte seinen Untergang. 4 Denn unter den Konsuln Marcus Cicero und Gaius Antonius, als Mithridates den Römern nicht mehr schaden konnte, vielmehr sich selbst entleibt hatte, unternahm er eine Staatsumwälzung, sammelte sich einen Anhang und bedrohte Rom mit einem gefährlichen Krieg. Beides trug sich auf folgende Weise zu.

(11) Mithridates, von seinen Missgeschicken ungebeugt, beschloss, mehr dem Willen als der Kraft vertrauend, während Pompeius in Syrien beschäftigt wäre, durch Skythien an den Ister93 vorzudringen und von da in Italien einzufallen. 2 Von Natur ein unternehmender Geist, durch die Erfahrung vieler Unfälle und Glücksfälle unterstützt, glaubte er alles wagen, alles hoffen zu dürfen. Misslänge es, so wollte er lieber mit ungebeugtem Sinn Leben und Reich zumal verlieren, als des Letzteren beraubt, in Niedrigkeit und ruhmlos fortzuleben. 3 Noch einmal sammelte er seine ganze Kraft. Je hinfälliger sein Körper wurde, desto kräftiger strebte sein Geist empor, sodass er die Schwäche des einen durch die Schwungkraft des anderen unterstützte. 4 Als aber seine Leute die Macht der Römer von Tag zu Tag steigen, die des Mithridates sinken sahen (außer anderem Ungemach hatte das furchtbarste Erdbeben, das man je erlebt hat, viele Städte des Reiches verschüttet), nahmen sie von ihm Abstand. Das Heer wurde unzufrieden; einige hatten sogar mehrere seiner Kinder entführt und an Pompeius ausgeliefert.

(12) Wen er nun bei solchem Verrat antraf, den bestrafte er, andere ließ er auf bloßen Verdacht hin aus Leidenschaft ergreifen. Niemandem traute er mehr und ließ selbst einige der ihm noch übrigen Kinder aus Argwohn umbringen. Daher stellte ihm einer seiner Söhne Pharnakes teils aus Furcht, teils in der Hoffnung, von den Römern das väterliche Reich (er war schon zum Mann gereift) zu erhalten, nach dem Leben. 2 Er wurde aber entdeckt (weil viele öffentlich und insgeheim jeden seiner Schritte belauerten) und hätte, wenn die Leibwächter nur die geringste Zuneigung zu dem Greis gehabt hätten, unfehlbar die verdiente Strafe gefunden. Mithridates aber, sonst so weise in allen Regierungssachen, wollte immer nicht einsehen, dass weder Waffen noch die Menge der Untertanen einem ohne ihre Liebe etwas nützen und dass sie, je mehr derselben sind, bei unzuverlässiger Treue nur noch gefährlicher werden. 3 Pharnakes zog also mit seinen früheren Anhängern und den zu seiner Gefangennahme ausgeschickten Truppen, welche er ohne viel Mühe für sich gewonnen hatte, gegen seinen Vater. Auf diese Nachricht schickte der Greis, mit dem Versprechen, sogleich selbst nachzukommen, einige Soldaten gegen seinen Sohn voraus. 4 Auch sie hatte er, weil sie den Mithridates ohnehin nicht liebten, auf seine Seite gebracht, nahm die Stadt ohne Widerstand ein und ließ seinen Vater, der sich in den Palast geflüchtet hatte, umbringen.

(13) Zwar wollte dieser sich selbst entleiben und hatte, nachdem er seinen Frauen und noch übrigen Söhnen zuvor Gift verteilt hatte, den Becher vollends ausgetrunken; er konnte aber weder hierdurch noch durchs Schwert den Selbstmord vollbringen. 2 Denn das Gift, obgleich tödlich, griff ihn nicht an, da er sich durch täglichen Gebrauch von Gegengiften dagegen abgehärtet hatte; und der Stich mit dem Schwert war bei der durch Alter, die ängstliche Dringlichkeit der Umstände und die, wenn auch noch so schwache Wirkung des Giftes, entkräftete Hand nicht tief genug eingedrungen. 3 Während er sich so nicht durch eigene Kraft den Tod geben konnte und doch länger, als gut war, zu leben schien, fielen diejenigen, die er wider den Sohn ausgesandt hatte, über ihn her und beschleunigten mit ihren Schwertern und Lanzen seinen Tod. 4 So hatte denn Mithridates, nach so wechselvollen, merkwürdigen Schicksalen auch ein außergewöhnliches Lebensende. Er suchte wider Willen seinen Tod, wollte sich selbst töten und vermochte es nicht. Durch Gift und Schwert [versuchter] Selbstmörder, wurde er von den Feinden vollends abgeschlachtet.

(14) Pharnakes schickte den einbalsamierten Leichnam als Beweis seiner Heldentat an Pompeius und ergab ihm sich und sein ganzes Reich. Pompeius entehrte auf keine Weise den toten Mithridates, sondern gab vielmehr Befehl, ihn in der Gruft seiner Väter94 beizusetzen. Die Feindschaft war mit dem Leben erloschen, dem Leichnam konnte er nicht grollen, 2 gab aber zum Lohn des Vatermords dem Pharnakes das Reich des Kimmerischen Bosporus und nahm ihn unter die Freunde und Bundesgenossen des römischen Volkes auf. Mit des Mithridates Tod war sein ganzes Reich, wenige Orte ausgenommen, unterworfen. 3 Jedoch hatten einige noch feste Plätze außerhalb des Bosporus inne, die sie nicht übergeben wollten, nicht so sehr in der Absicht, sich ihm zu widersetzen, als vielmehr aus Furcht, es möchten andere die von ihnen bewachten Schätze plündern und die Schuld davon auf sie schieben; sie warteten demnach, um alles dem Pompeius selbst auszuliefern.

(15) Als hier alles in Ordnung war, Phraates sich ruhig verhielt, Syrien und Phönikien auf römisches Maß eingerichtet waren, wandte er sich gegen Aretas. Dieser herrschte über die jetzt den Römern unterworfenen Araber bis ans Rote Meer. Er hatte Syrien sehr beunruhigt und setzte, obgleich von den Syrien zu Hilfe gekommenen Römern besiegt, dennoch die Feindseligkeiten fort. 2 Gegen ihn und seine Grenznachbarn also zog Pompeius aus, überwand sie mit wenig Mühe und nahm sie gefangen. Von da rückte er gegen das syrische Palästina zu Felde, weil dessen Bewohner Phönikien mit Krieg überzogen hätten. Es herrschten über dieses Volk die Brüder Hyrkanos und Aristobulos, die sich über den Priesterdienst (so nannten sie ihre Herrschaft) ihres Gottes (sei nun dieser, wer er wolle) stritten und die Städte in Parteien getrennt hatten. 3 Den Hyrkanos, der keine bedeutende Streitmacht befehligte, bezwang er ohne Schwertstreich, Aristobulos aber warf sich in eine Burg und musste sich vermöge einer Übereinkunft ergeben. Da er aber weder die Schatzungsgelder, noch die Burg ausliefern wollte, ließ er ihn gefangen nehmen und unterwarf sodann das übrige Land ohne weitere Schwierigkeit. Die Belagerung von Jerusalem aber machte ihm viel zu schaffen.

(16) Die Stadt selbst, in die ihn der Anhang des Hyrkanos einließ, nahm er bald; den Tempel jedoch, den die Gegenpartei innehatte, eroberte er nicht ohne Schwierigkeit. 2 Derselbe lag auf einer Anhöhe und war mit einer Mauer befestigt. Wäre die Gegenwehr an allen Tagen die gleiche gewesen, so hätte er ihn nicht erobert; da sie sich aber an den sogenannten Saturnustagen95 nicht zur Wehr setzten und untätig blieben, gaben sie den Römern Zeit, die Mauern zu bestürmen. 3 Denn da diese die Gewohnheit der Tempelverteidiger wahrnahmen, strengten sie sich die andere Zeit eben nicht sehr an, beim Eintritt dieses Tages aber stürmten sie den Tempel aus allen Kräften. 4 So wurden sie denn auch am Saturnustage, ohne sich zu verteidigen, bezwungen und alle Schätze geplündert.96 Hyrkanos wurde zum König gemacht und Aristobulos gefangen abgeführt. 5 Dies geschah in Palästina; denn so hieß der ganze Landstrich, soweit er von Phönikien bis Ägypten am Mittelmeer sich erstreckt, seit uralten Zeiten. Sie haben noch einen anderen, später angenommenen Namen, das Land heißt nämlich Iudaea nach dem Volk der Juden.

(17) Woher sie diese Benennung haben, weiß ich nicht; sie erstreckt sich aber auch auf Ausländer, die nach denselben Gesetzen leben. Auch unter den Römern gibt es von dieser Gattung Leute, welche, obgleich oft unterdrückt, dennoch dergestalt sich angesammelt hat, dass sie die freie Ausübung ihrer Gesetze durchgesetzt hat. 2 Sie unterscheiden sich von anderen Menschen sowohl in ihrer ganzen Lebensordnung als auch darin, dass sie keinen der anderen Götter verehren und ausschließlich auf den einen all ihre Anbetung beschränken. Auch hatten sie in Jerusalem selbst kein einziges Götterbild, ihren Gott halten sie für unaussprechlich und unsichtbar und übertreffen in eifrigem Gottesdienst alle übrigen Menschen. 3 Ihm bauten sie einen sehr großen, prachtvollen Tempel; nur ist er offen und ohne Dach.97 Der Saturnustag ist ihnen heilig, an ihm haben sie außer anderen seltsamen Gebräuchen auch den, dass sie keine Arbeit verrichten dürfen. 4 Das Nähere über ihren Gott, den Ursprung seiner Verehrung, ihre Furcht vor demselben ist von vielen geschrieben und gehört nicht in diese Geschichte.

(18) Die Einteilung der Tage nach den sieben sogenannten Wandelsternen (Planeten) ist bei den Ägyptern aufgekommen und jetzt bei allen Völkern, jedoch, glaube ich, nicht vor langer Zeit angenommen worden. Die alten Hellenen wenigstens wussten, soviel mir bekannt ist, nichts davon. 2 Da dieselbe aber jetzt bei allen Völkern und selbst bei den Römern üblich und gewissermaßen heimisch geworden ist, so will ich mit wenigem darzulegen suchen, wie und auf welche Weise man diese Einrichtung getroffen hat. Mir sind zwei Berechnungen bekannt, die zwar leicht verständlich sind, sich aber auf eine gewisse Theorie stützen. 3 Wenn man die sogenannte Harmonie, diatessaron98 (welche als Hauptteil der Musik angenommen wird) auf die Sterne, auf denen die ganze Ordnung der Himmelsbewegung beruht, und zwar so, wie jeder seine Bahn beschreibt, anwendet und nun von dem äußersten Kreis, dem des Saturnus beginnt, 4 unter Übergehung der zwei folgenden den Herrn des vierten [Kreises] nimmt, von diesem dann wieder zwei Kreise überspringt, auf den siebten fortrechnet, auf die gleiche Weise auch die Übrigen durchgeht und die Tage nach den Göttern dieser Kreise der Reihe nach benennt, so findet man, dass diese alle zu der Himmelsordnung in musikalischem Verhältnis stehen.

(19) Dies ist die eine Berechnungsweise. Die zweite ist Folgende: Man zählt die Stunden des Tages und der Nacht von Eins an, gibt die erste dem Saturn, die zweite dem Iupiter, die dritte dem Mars, die vierte der Sonne, die fünfte der Venus, die sechste dem Merkur und die siebte dem Mond, 2 je nach der Ordnung der Kreise, wie sie die Ägypter rechnen, fährt so auf gleiche Weise fort, bis man alle vier Stunden durchgerechnet hat, und man wird finden, dass die erste Stunde des folgenden Tags auf die Sonne kommt. 3 Verfährt man mit den nächsten 24 Stunden wie zuvor, so trifft die erste Stunde des dritten Tags auf den Mond, und bei weiterer Durchrechnung wird jeder Tag den ihm zukommenden Gott erhalten. So gibt es die Überlieferung.

(20) Nachdem Pompeius auch diese Unternehmung beendet hatte, ging er noch einmal an den Pontos, übernahm die festen Plätze und kehrte über Kleinasien und Griechenland nach Italien zurück. 2 Viele Schlachten hatte er gewonnen, viele Fürsten und Könige mit Waffengewalt oder durch Vertrag unterworfen, acht Städte und Landschaften bevölkert, den Römern bedeutende neue Geldquellen eröffnet, die meisten den Römern unterworfenen Staaten auf dem Festland Asiens nach eigenen Gesetzen und Verfassungen aufs Beste geordnet, sodass noch jetzt seine Einrichtungen bestehen. 3 Alle diese wichtigen Leistungen aber, die vor ihm noch kein Römer vollbracht hatte, könnte man doch vielleicht zum Teil auf Rechnung des Glücks und der Mitkämpfer setzen. Was aber alleiniges Werk des Pompeius war und allgemeine Bewunderung verdient, ist, 4 dass er – an der Spitze so großer Heere zu Land und zur See, bei den bedeutenden Geldmitteln, die er aus den Gefangenen gewonnen hatte, nachdem er sich viele Fürsten und Könige zu Freunden gemacht und alle Völker, bei denen er befehligt, durch Wohltaten sich verbunden hatte, 5 während er ganz Italien bewältigen und Roms ganze Macht an sich reißen konnte, da die meisten ihn freiwillig als Oberherrn anerkannt, die anderen, welche etwa widerstanden, bald aus Ohnmacht sich ihm gefügt hatten – dieses verschmähte und, 6 sobald er nach Brundisium kam, sogleich unaufgefordert, und ohne dass der Senat oder das Volk es beschlossen hatte, all seine Heere entließ und sich ihrer nicht einmal zur Verherrlichung seines Triumphzuges bedienen wollte. Denn wohl wissend, wie sehr man das Betragen des Marius und des Sulla verabscheute, wollte er die Römer, auch nicht auf wenige Tage, der Besorgnis ähnlicher Schreckensszenen aussetzen.

(21) Auch nahm er keinen der vielen Beinamen an, zu denen er [aufgrund der eroberten Gebiete] berechtigt war. Er verstand sich aber zu dem größeren Triumph, welcher ihm, obgleich er bisher ohne Beisein der Siegesgenossen nicht gestattet war, zuerkannt worden war. 2 Er hielt ihn über alle seine Siege auf einmal. Den anderen, schön verzierten Siegeszeichen über jede, auch die geringste seiner Taten, folgte ein großes, reich geschmücktes mit der Aufschrift: »Über die Welt.« 3 Jedoch legte er sich keinen Beinamen zu und begnügte sich mit dem Magnus, den er schon vor seinen jetzigen Kriegstaten erhalten hatte. Er strebte nach keiner übermäßigen Auszeichnung, und wenn ihm eine in seiner Abwesenheit zuerkannt worden war, machte er nie mehr als einmal Gebrauch davon. 4 So sollte ihm z.B. bei allen Festlichkeiten den Lorbeerkranz und Feldherrnmantel, bei Ritterkämpfen aber das Triumphkleid zu tragen gestattet sein. Diese Ehren wurden ihm, so sehr auch Marcus Cato dagegen war, hauptsächlich auf Betreiben Caesars zuerkannt.

(22) Was dieser für ein Mann war, wie er der Menge schmeichelte, den Pompeius zwar untergrub, beim Volk aber, um seine Gunst zu gewinnen und den eigenen Einfluss zu mehren, empfahl, ist schon früher gesagt worden. Cato, aus dem Geschlecht der Porcier, nahm sich in allem seinen berühmten Vorfahren zum Vorbild, übertraf ihn aber durch seinen Eifer für griechische Bildung. 2 Immer nur auf das Wohl des Volkes bedacht, bewunderte er niemanden, liebte das Volk über alles, sah und hasste in jedem hervorstechenden Talent einen Feind der Freiheit und war allem, was das Volk berührte, aus Mitleid für dessen Schwäche eifrig zugetan. 3 Ein Volksfreund wie keiner, verfocht er das Recht sogar mit Gefahr für sich selbst, ganz freimütig. All dies tat er nicht, um Macht, Ruhm oder Ehre zu erlangen, sondern einzig, um die Freiheit im Staat vor der Willkür Einzelner zu bewahren. 4 Mit diesen Grundsätzen trat er damals zum ersten Mal auf und bekämpfte die Volksbeschlüsse, nicht aus Feindschaft gegen Pompeius, sondern weil sie gegen die Gesetze der Väter waren.

(23) Die erwähnten Rechte wurden dem abwesenden Pompeius zugesprochen. Als er kam, erhielt er nichts mehr. Doch hätte man ihm noch mehr gegeben, wenn er es begehrt hätte. Wenigstens wurde anderen, die weniger mächtig waren als er, oft viel und übertriebene Ehre zuerkannt. Dass man es aber nicht mit gutem Willen tat, ist unverkennbar. 2 Pompeius also, überzeugt, dass alles, was das Volk den Großen selbst mit dem besten Willen gibt, den Verdacht errege, es sei durch den Einfluss der Mächtigen abgerungen und dem Empfänger als eine Gabe nicht des freien Willens, sondern des Zwangs, nicht des Wohlwollens, sondern der Schmeichelei, [und insofern] wenig Ehre bringe, verbot seinen Leuten gleich zu Anfang, eine Ehrenbezeichnung für ihn vorzuschlagen. 3 Dies, so meinte er, sei immer noch besser, als das Zuerkannte nicht anzunehmen. Das eine erzeuge Hass wegen der Übermacht, die es durchgesetzt hat, und wenn man es ausschlage, da es doch als Geschenk von Männern sei, die sich, wo nicht für mehr, wenigstens für gleichberechtigt halten, so werde dies als Geringschätzung und Übermut ausgelegt, während man im anderen Fall den Namen eines anspruchslosen Bürgers nicht zum Schein, sondern durch die Tat erwerbe. 4 Er hatte fast all seine Ehrenstellen und Oberbefehle gegen die Vorschrift der bestehenden Gesetze erhalten und verzichtete gerne auf solche, die weder ihm noch anderen etwas halfen, sondern ihm den Hass und den Neid selbst der Geber zuzogen. Dies geschah jedoch erst in der späteren Zeit.

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Yaş sınırı:
18+
Hacim:
1892 s. 4 illüstrasyon
ISBN:
9783843803038
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