Kitabı oku: «Römische Geschichte», sayfa 14
(52) Caesar war nach seiner Prätur Statthalter in Lusitanien, und obgleich er nach der mit leichter Mühe vollbrachten Ausrottung der Räuberbanden, die dieses Land beunruhigten, hätte in Ruhe bleiben können, so hatte er doch keine Lust dazu. Denn ruhmbegierig, wie er war, dem Pompeius und anderen nacheifernd, die vor ihm zu großer Macht gelangt waren, plante er große Dinge und hoffte, wenn er jetzt etwas Bedeutendes leiste, sogleich zum Konsul gewählt zu werden und dann glänzende Taten zu verrichten. 2 Unter anderen günstigen Vorbedeutungen hatte er auch als Quästor in Gades geträumt, er wohne seiner Mutter bei und die Wahrsager hatten ihm geweissagt, er werde zu großer Macht gelangen. Weshalb er denn auch bei dem Anblick einer Bildsäule Alexanders im dortigen Herculestempel seufzte und beklagte, dass er noch keine große Tat verrichtet habe. 3 Aus diesen Gründen rückte er, obgleich er, wie schon erwähnt, Frieden haben konnte, an den Berg Herminius109 und befahl den Bewohnern desselben in die Ebene herabzuziehen, unter dem Vorwand, dass sie nicht mehr von ihren festen Plätzen aus Räubereien treiben könnten, in Wirklichkeit, weil er voraussah, dass sie dies nie tun würden und er daher Anlass zum Krieg bekäme. 4 Und so kam es auch. Sie griffen zu den Waffen und wurden von ihm bezwungen. Weil aber einige der benachbarten Völkerschaften, aus Furcht, er möchte auch sie angreifen, ihre Kinder und Frauen nebst ihrer kostbarsten Habe über den Durius110 flüchteten, überfiel er, während sie dies taten, ihre Städte und lieferte ihnen eine Schlacht. 5 Sie trieben Herden vor sich her, um über die zum Raub des Viehs zerstreuten Römer herzufallen; er aber zog an den Herden vorbei, griff sie selbst an und siegte.
(53) Als er indessen erfuhr, dass die Bewohner des Berges Herminius abgefallen waren und ihm auf dem Rückweg einen Hinterhalt legen wollten, nahm er einen anderen Weg, rückte von Neuem gegen sie, schlug sie in die Flucht und verfolgte sie bis an den Ozean. 2 Als sie aber das Festland verließen und auf eine Insel übersetzten, blieb er aus Mangel an Schiffen an Land, baute aber Flöße und setzte einen Teil seines Heeres hinüber, büßte jedoch dabei viele Leute ein. Denn als der Anführer an einer Landzunge der Insel anlegte und seine Leute an einer Stelle absetzte, wo er glaubte, dass sie nötigenfalls auch durchwaten könnten, wurde er selbst wieder von der eintretenden Flut auf hohe See geworfen und ließ seine Leute dort ohne Führung zurück. 3 Die anderen fielen nach tapferem Widerstand, Publius Scaevius aber, der allein noch übrig geblieben war, sprang, seines Schildes beraubt und mit Wunden bedeckt, ins Wasser und entschwamm. Dies war der erste Versuch. 4 Später aber ließ Caesar aus Gades Fahrzeuge kommen, setzte mit dem ganzen Heer hinüber und bezwang die durch Mangel an Lebensmitteln bedrängten Feinde mit geringer Mühe. Von hier fuhr er längs der Küste nach Brigantium, einer Stadt in Galicien, setzte die Einwohner, die noch nie eine Flotte gesehen hatten, durch das Rauschen der nahenden Schiffe in Furcht und unterjochte sie.
(54) Hierdurch hoffte er, sich den Weg zum Konsulat hinlänglich gebahnt zu haben, reiste noch vor Ankunft seines Nachfolgers zu den Wahlen ab und verlangte, sich noch vor seinem Triumph (denn ihn vorher zu halten war die Zeit zu kurz) um das Konsulat bewerben zu dürfen. 2 Als ihm dies aber, hauptsächlich durch Catos Widerstand, nicht gelang, verzichtete er auf jenen, denn er hoffte, als Konsul weit mehr und größere Taten verrichten und Triumphe feiern zu können. Außer dem schon erwähnten Traumbild nämlich, auf das er immer sehr viel Hoffnung gründete, war ihm ein Pferd mit gespaltenen Hufen an den Vorderfüßen geworfen worden, welches nur ihn mit freudigem Stolz trug, aber keinen anderen Reiter auf sich duldete. 3 Dies hob ihn zu nicht geringen Erwartungen und bewirkte, dass er gern auf den Triumph verzichtete. Als er aber in die Stadt kam und sich um das Konsulat bewarb, wusste er sowohl die anderen als auch besonders Pompeius und Crassus so für sich einzunehmen, dass er beide – obgleich sie sich damals noch befeindeten, ihre Parteien hatten und einander in allem entgegenarbeiteten – für sich gewann und von allen einstimmig gewählt wurde. 4 Damit gab er allerdings einen starken Beweis seiner Klugheit, dass er die Zeit und das Maß seiner Gunstbewerbung bei ihnen so zu treffen und zu nutzen wusste, dass er beide, obgleich wechselseitige Feinde, sich zu Freunden machte.
(55) Allein er ging noch weiter und söhnte beide miteinander aus, nicht so sehr, weil er sie einträchtig haben wollte, sondern weil er sah, dass sie alle Macht in Händen hatten und wohl wusste, dass er ohne den Beistand beider oder eines von ihnen zu keinem Einfluss im Staat gelangen würde – dass er aber durch Anschluss an den einen den anderen zum Feind bekomme und von diesem mehr Schaden als Vorschub von jenem zu erwarten habe. 2 Denn einesteils glaubte er, dass die Menschen insgemein mehr geneigt seien, dem Feind entgegenzuarbeiten, als dem Freund an die Hand zu gehen, nicht nur weil Zorn und Hass in ihren Wirkungen heftiger als jede Freundschaft sind, sondern auch weil der für andere Handelnde beim Gelingen nicht gleiches Vergnügen und beim Misslingen nicht gleiche Betrübnis wie der hat, der für die eigenen Zwecke tätig ist; 3 anderenteils sei es leichter, andere zu behindern und nicht hochkommen zu lassen, als ihr Emporsteigen zu fördern, besonders auch deshalb, weil, wer einen nicht aufkommen lässt, sich und anderen einen Gefallen tut, wer hingegen einen in die Höhe bringt, ihn sich und anderen zum Gegenstand der Missgunst macht.
(56) Aus diesen Gründen suchte Caesar, sich an sie anzunähern und sie miteinander zu versöhnen. Denn nur durch sie erwartete er, Einfluss zu erhalten und doch bei keinem anzustoßen. Auch machte es ihm keine Sorge, dass sie durch ihre Eintracht ihm überlegen würden; denn er wusste nur zu gut, dass er durch ihre Freundschaft den anderen und durch sie selbst in Kürze auch sie besiegen würde. 2 Und so geschah es auch. Aus diesen Gründen versöhnte er sie und schloss sich an sie an. Denn Pompeius und Crassus nahmen, nachdem sie sich, jeder aus eigenen Gründen, sobald einmal der Anfang gemacht war, verglichen hatten, auch jenen in die Gemeinschaft ihrer Interessen auf. 3 Pompeius nämlich durfte nicht hoffen, sich auf gleicher Höhe zu halten, da Crassus schon mächtig und Caesar im Aufkommen war, ja er musste fürchten, von ihnen ganz gestürzt zu werden. Durch eine Verbindung mit ihnen aber hoffte er, seine alte Macht wiederzugewinnen. 4 Crassus dagegen glaubte, Geburt und Reichtum müssten ihn über alle erheben, und da er sich gegen Pompeius sehr im Nachteil, Caesar aber sich sehr erheben sah, wünschte er, beide in Schach zu halten und keinen übermächtig werden zu lassen, in der Hoffnung, während jene mit gleichen Kräften sich bekämpften, die Früchte von beider Freundschaft zu ernten und mehr als beide geehrt zu werden. 5 Im Grunde nämlich war seine Politik weder für den Bürgerstand, noch für den Senat, sondern einzig auf Begründung seiner eigenen Macht berechnet. In dieser Absicht schmeichelte er beiden auf gleiche Weise und hütete sich, einen von ihnen zu verärgern, indem er sich bemühte, bei jedem sich insoweit beliebt zu machen, dass er als Urheber dessen, was ihnen angenehm war, an ihren Unfällen aber schuldlos erschien.
(57) So und aus diesen Gründen schlossen die drei Männer Freundschaft, lenkten, nachdem sie dieselbe durch Eide bekräftigt hatten, den Staat nach Willkür und gaben und nahmen sich wechselweise, was sie wünschten und für den Augenblick anordnen wollten. 2 Durch ihre Eintracht vereinigten sich auch ihre Anhänger, und auch sie taten, deren Beispiel folgend, ohne Scheu alles, was sie wollten. Daher beschränkte sich der noch vorhandene Gemeinsinn auf Cato und die wenigen, welche gleichen Sinnes mit ihm zu sein sich entschließen konnten. 3 Denn rein und ohne Selbstsucht verwaltete damals außer Cato wohl keiner die Staatsgeschäfte. Einige wollten zwar, aus Scham über die Art der zeitigen Staatsverwaltung, andere mit dem Streben, ihn nachzuahmen, sich der Staatsgeschäfte annehmen und zeigten manches, was ihm ähnlich war, bewahrten aber, da sie es mehr aus erzwungener Übung als aus angeborener Tugend taten, die nötige Ausdauer nicht.
(58) Dahin also brachten diese Männer den römischen Staat und suchten ihre Verschwörung so weit wie möglich zu verheimlichen. Sie taten, was sie für gut fanden, während sie das Gegenteil vorschützten, um ihre Absichten so lange zu verdecken, bis sie sich gehörig vorgesehen hatten. 2 Der Gottheit aber blieben ihre Taten nicht verborgen, sie gab denen, die sich auf dergleichen Dinge verstanden, alles kund, was von denselben zu erwarten stand. 3 Ein solcher Sturm kam nämlich plötzlich über die Stadt und die ganze Umgebung, dass viele Bäume aus den Wurzeln gerissen wurden, viele Häuser einstürzten, die Schiffe auf dem Tiber, welche nahe bei der Stadt und an den Mündungen vor Anker lagen, versanken und die hölzerne Brücke zugrunde ging. 4 Auch ein zu einer Festlichkeit aus Holz erbautes Schauspielhaus fiel ein, und viele Menschen kamen bei vielen Unfällen ums Leben – ein Vorbild dessen, was zu Wasser und zu Lande über Rom kommen sollte.
88 Trotz des Widerspruchs zum oben Erzählten handelt es sich hier nicht um eine Verschreibung.
89 Der Schluss dieser Geschichte ist gemäß Appian folgendermaßen zu ergänzen: … obgleich ihr Sohn Xiphares in der Gewalt des Mithridates war. Dieser ließ ihn später aus Rache vor den Augen der Mutter umbringen.
Im fehlenden Text muss nach Xiphilinos außerdem gestanden haben: Aus Armenien zurückgekehrt, machte Pompeius in den Angelegenheiten der ihn angehenden Könige und Fürsten den Schiedsrichter, bestätigte diese in ihrer Herrschaft, vergrößerte die Gebiete jener, beschnitt und verringerte die Übermacht anderer, ordnete die Verhältnisse Koilesyriens und Phönikiens, die ihre Könige verloren und von den Arabern und Tigranes beunruhigt wurden. Antiochus erdreistete sich zwar, sie zurückzufordern, erhielt sie aber nicht. Vielmehr wurden sie in einer Provinz vereinigt, erhielten Gesetze und wurden nach der Weise der Römer regiert.
90 Die Römischen Spiele, auch Große Spiele genannt, waren der Überlieferung nach von Tarquinius Priscus eingeführt worden und wurden vom 4. September an drei Tage lang zu Ehren Jupiters, Junos und Minervas gehalten; die Megalesischen Spiele wurden seit dem Jahr 195 v.Chr. zu Ehren der Kybele gefeiert.
91 Marcus Crassus und Quintus Lutatius Catulus.
92 Der Fluss Padus, jetzt Po.
93 Die Donau.
94 Nach Plutarch, Pompeius, in Sinope.
95 Am Sabbat.
96 Nach Cicero, Rede für Flaccus und Josephus Flavius, Der Jüdische Krieg, rührte Pompeius nichts von den Tempelschätzen noch etwas von den heiligen Geräten und den dort befindlichen 2000 Talenten an, betrat aber das Allerheiligste und sah, was eigentlich niemandem außer dem Hohepriester zu sehen erlaubt war.
97 Dies galt für die Vorhöfe, das Heiligtum hatte selbstverständlich ein Dach.
98 Die reine Quarte, der Vierklang.
99 D.h. von links nach rechts.
100 Auf dem Marsfeld.
101 Die Formel eines Senatus consultum ultimum, das den Konsuln außergewöhnliche Vollmachten gab, um die Sicherheit des Staates zu gewährleisten.
102 Nach Cicero und Sallust waren dies Gaius Cornelius und Lucius Vargunteius.
103 Die Allobroger waren von den Verschwörern angesprochen worden und hatten sich an ihren Patron Quintus Fabius Sanga gewandt. Dieser hatte Cicero informiert, der die Allobroger bat, zum Schein auf die Einladung zur Verschwörung einzugehen.
104 Nach Plutarch; Cicero 20, wurde jedes Jahr im Haus eines Konsuls von dessen Frau im Beisein der Vestalinnen ein Opfer für die Bona Dea gefeiert zum Wohl des Römischen Volkes.
105 Ursprünglich wählten die Pontifices den Pontifex maximus, doch durch die lex Domitia aus dem Jahr 204 v.Chr. wurde diese Wahl den Tributkomitien übertragen.
106 Zum Ende der Amtszeit musste jeder Konsul schwören, dass er alles zum Wohl des Römischen Volkes getan habe.
107 Bis zur Zeit Sullas betrug die Messzahl 300, dieser erhöhte sie auf 600. Für die Zeit nach Sulla werden, wenn überhaupt, unterschiedliche Zahlen genannt: 400 oder 600.
108 Näheres bei Plutarch, Lucullus, Kap. 36.
109 Jetzt Arminno.
110 Jetzt Duero.
XXXVIII. BUCH
INHALT
(1–8) Uneinigkeit zwischen Caesar und Bibulus. (9–17) Cicero wird verbannt und geht nach Makedonien. (18–30) Philiscus sucht ihn zu trösten. (31–50) Caesars Krieg gegen die Helvetier und gegen Ariovist. Das Buch umfasst zwei Jahre mit folgenden Konsuln:
59 | Gaius Iulius Caesar und Marcus Calpurnius Bibulus |
58 | Lucius Calpurnius Piso und Aulus Gabinius |
(1) Im folgenden Jahr wollte Caesar sich das ganze Volk verpflichten, um es noch mehr für sich zu gewinnen. Weil er aber auch den Schein haben wollte, dass er es mit den Vornehmen halte, um ihrem Hass zu entgehen, erklärte er ihnen öfter, er werde nie etwas vorschlagen, was nicht auch ihnen zuträglich sei. 2 Gegen seinen Vorschlag einer Verteilung von Land an das ganze Volk hatte man nicht das Geringste einzuwenden; jedoch stellte er sich so, als ob er auch nicht einmal diesen, falls er ihnen nicht genehm wäre, einbringen wolle. Wegen des Gesetzes konnte ihm niemand Vorwürfe machen, denn die Überzahl der Bürger, 3 von der hauptsächlich die Unruhen ausgingen, wurde dadurch auf Feldarbeiten und Landbau verwiesen und das meist verödete Italien wieder bevölkert; sodass nicht nur die Veteranen, sondern auch alle anderen hinreichenden Unterhalt fanden, ohne dass der Staat in Unkosten kam oder die Vornehmen dabei beeinträchtigt waren, da vielmehr viele an Ehre und Ansehen gewannen. 4 Alle Staatsländereien wollte er verteilt wissen, die campanischen ausgenommen; diese sollten ihrer besonderen Güte wegen dem Staat verbleiben. Auch die übrigen sollten nicht gegen den Willen der Inhaber oder nach der Willkür der mit der Verteilung Beauftragten, sondern erstens freiwillig und dann nach dem in den Steuerlisten angesetzten Preis angekauft werden. 5 Geld hätten sie teils aus der von Pompeius gemachten Beute, teils aus den vorher bestehenden Abgaben genug zur Verfügung; und was mit der Gefahr der Bürger erkauft worden sei, müsse auch für dieselben verwendet werden. 6 Zu Landverteilern wollte er weder zu wenige, um der Sache nicht den Schein von Machtwillkür zu geben, noch auch solche, die verdächtig wären und Beschwerden veranlassen könnten, nehmen, sondern, um mehreren an dieser Ehre Anteil zu geben, 20 Männer, die sich hierzu besonders eigneten. 7 Sich selbst aber schloss er davon aus, um nicht, wie er vorweg erklärte, den Verdacht zu erregen, als hätte er eine selbstsüchtige Absicht dabei. Er selbst begnügte sich, wie er wenigstens sagte, damit, den Plan auf die Bahn und in Vorschlag gebracht zu haben, Pompeius, Crassus und andere aber suchte er unverkennbar zu begünstigen.
(2) Gegen diesen so gestellten Antrag konnte ihm niemand etwas vorbringen, ja es wagte keiner, auch nur den Mund zum Widerspruch zu öffnen; denn er las ihn vorher im Senat vor und rief jeden namentlich auf, ob er etwas daran auszusetzen habe, mit dem Versprechen, ihn abzuändern oder auch ganz zurückzunehmen, wenn einer etwas daran auszusetzen hätte. 2 Dennoch waren alle, hauptsächlich die Vornehmen, welche nicht mit im Bunde waren, unwillig, am meisten aber ärgerte sie, dass er seinen Vorschlag so gefasst hatte, dass keiner, wie sehr er sie auch alle in Nachteil setzte, ihm beikommen konnte. 3 Denn sie argwöhnten die Absicht bei ihm (und so war es auch), die Menge dadurch für sich zu gewinnen und Namen und Einfluss bei allen zu erlangen. Wenn ihm also auch keiner widersprach, so billigten sie es jedenfalls nicht. Hierbei ließen es aber auch alle bewenden und versprachen, seinen Vorschlag in Vorberatung zu nehmen, taten es aber nicht, sondern suchten die Sache durch Aufschub und Zögerung hinzuhalten.
(3) Marcus Cato aber, ein sonst anständig denkender Mann, aber ein Feind jeder Neuerung, der weder von Natur noch durch Bildung die nötige Stärke der Beredsamkeit besaß, wusste zwar auch nichts an dem Vorschlag auszusetzen, verlangte aber doch im Allgemeinen, man solle es beim Alten lassen und keine Neuerung anfangen. 2 Dieser Äußerung wegen wollte Caesar Cato aus der Curie weg ins Gefängnis führen lassen. Als dieser sich aber aufs Bereitwilligste abführen ließ und nicht wenige andere folgten und einer derselben, Marcus Petreius, von Caesar getadelt wurde, dass er vor Entlassung des Senats sich entferne, so antwortete er: »Ich will lieber mit Cato im Gefängnis, als mit dir hier in der Curie sein.« 3 Da schämte er sich, gab Cato frei und entließ den Senat mit den Worten: »Ich gab euch sogar als Richter die Entscheidung über meinen Vorschlag, um ihn, falls er euch nicht gefiele, nicht vor das Volk zu bringen, da ihr solchen aber nicht in Vorberatung nehmen wollt, so soll das Volk selbst entscheiden!«
(4) Seit diesem Auftritt teilte er im Verlauf seiner Amtsführung nichts mehr dem Senat mit, sondern brachte, was er vorhatte, unmittelbar vor das Volk. 2 Weil er aber auch einige der Ersten in der Volksversammlung für sich haben wollte und hoffte, sie hätten sich vielleicht eines Besseren besonnen und würden sich wohl auch vor dem Volk fürchten, machte er bei seinem Amtsgenossen den Anfang und fragte ihn, ob er etwas gegen seinen Vorschlag einzuwenden habe. 3 Als dieser aber sich nicht darauf einließ und erklärte, er werde unter seiner Amtsführung keine Neuerung dulden, so verlegte er sich aufs Bitten und forderte die Menge auf, mit ihm zu bitten: »Auf ihn kommt es an«, sagte er, »ob ihr das Gesetz erhaltet.« Bibulus aber rief mit lauter Stimme: »Ihr erhaltet dieses Gesetz in diesem Jahr nicht, selbst wenn ihr es alle wollt.« 4 Damit entfernte er sich. Caesar fragte jetzt keinen mehr aus der Nobilität, aus Furcht, sie möchten ihm gleichfalls entgegensein, führte aber Pompeius und Crassus, obgleich sie damals kein Amt bekleideten, herbei und forderte sie auf, ihre Meinung zu sagen, 5 nicht, weil er ihre Gesinnung nicht wusste (denn sie taten ja alles gemeinschaftlich), sondern um sie dadurch, dass er sie, als Privatleute, zu Ratgebern über sein Gesetz nahm, zu ehren und die anderen abzuschrecken, wenn sie die anerkannt ersten und mächtigsten Männer des Staates gleicher Meinung mit ihm sahen. 6 Auch wollte er dem Volk dadurch gefällig sein, dass er ihm bewies, dass sein Ansinnen weder unzweckmäßig noch ungerecht sei, vielmehr selbst den Beifall und das Lob jener Männer für sich habe.
(5) Pompeius ergriff die Gelegenheit mit Freuden und sprach: »Nicht ich allein, ihr Quiriten, billige den Antrag, sondern auch der ganze Senat, insofern derselbe nicht nur meinen, sondern auch des Metellus Soldaten früher Land zu verteilen beschloss. 2 Damals wurde, da die Kasse nicht gefüllt war, die Sache zu Recht verschoben, jetzt aber, da sie durch mich sehr bereichert ist, sind wir gehalten, jenen unser Versprechen zu halten und auch die anderen die Früchte der gemeinsamen Gefahren miternten zu lassen.« 3 Hierauf ging er den Vorschlag im Einzelnen durch und rühmte ihn, durchaus zu großer Freude des Volkes. Caesar fragte ihn sodann, ob er geneigt sei, ihm wider die Gegner seines Vorschlags beizustehen und ersuchte auch das Volk ihn, darum zu bitten. 4 Pompeius, geschmeichelt, dass Konsul und Volk seine, des Privatmannes, Hilfe erflehten, sprach lange und viel zur eigenen Ehre und Lobpreisung und schloss mit den Worten: »Wenn einer wagt, nach dem Schwert zu greifen, so greife ich nach dem Schild!« 5 Diese Rede des Pompeius bekräftigte auch Crassus, sodass andere, denen der Vorschlag eben nicht gefiel, weil ja diese beiden anständigen Männer und, wie sie glaubten, Caesars Feinde (denn ihre Versöhnung war noch nicht bekannt) dessen Vorschlag billigten, zur Bestätigung desselben bereitwilliger wurden.
(6) Bibulus gab jedoch nicht nach, sondern verband sich mit drei Volkstribunen und verhinderte die Verabschiedung des Gesetzes. Als ihm endlich keine andere Ausflucht zum Aufschub übrig blieb, erklärte er alle noch übrigen Tage des Jahres für Feiertage, an denen das Volk nach den Gesetzen keine Versammlungen halten durfte. 2 Als aber Caesar sich nicht daran kehrte und einen Tag bestimmte, an dem er seinen Vorschlag zum Gesetz erheben wollte, das Volk aber schon nachts zuvor den Markt besetzt hatte, so drängte er sich mit seinen Anhängern bis zu dem Dioskurentempel, von dessen Stufen Caesar zum Volk redete, weil die Leute teils aus Ehrfurcht, 3 teils in der Meinung, er würde ihnen nicht mehr entgegensein, Platz machten. Als er aber oben vortrat und widersprechen wollte, wurde er von den Stufen herabgestoßen und seine Fasces zerbrochen; viele, selbst die Volkstribunen, erhielten Schläge und Wunden, 4 und so wurde das Gesetz verabschiedet. Bibulus aber, welcher damals froh war, mit dem Leben davonzukommen, versuchte am folgenden Tag im Senat, das Gesetz wieder aufzuheben, ohne jedoch etwas auszurichten, da, durch das Ungestüm des Volkes geschreckt, niemand sich zu rühren wagte. 5 Er ging nach Hause und erschien bis zum letzten Tag des Jahres nicht mehr öffentlich, sondern ließ von seiner Wohnung aus Caesar, sooft er etwas Neues vorbrachte, durch die Liktoren sagen, dass es Feiertag sei, an welchem nach den Gesetzen nichts vorgenommen werden dürfte. 6 Darüber wollte ihn der Volkstribun Publius Vatinius ins Gefängnis setzen, die anderen Volkstribune aber erhoben Einspruch, und es unterblieb. Er enthielt sich jedoch aller Staatsgeschäfte, und auch die ihm gleichgesinnten Volkstribune betrieben keine öffentliche Angelegenheit mehr.
(7) Metellus Celer, Cato und um Catos willen ein gewisser Marcus Favonius, ein eifriger Verehrer des Letzteren, hatten bis jetzt das Gesetz noch nicht beschworen; denn dieser Gebrauch, einmal aufgekommen, wie ich erzählt habe, wurde auch in Fällen, wo er nicht am Platz war, angewendet. Diese, unter anderen auch Metellus, ein Nachkomme des Numidicus, erklärten, dass sie nie einwilligen würden. 2 Als aber der zu ihrer Bestrafung angesetzte Tag kam,111 schworen sie, sei es aus menschlicher Schwäche, wonach man gerne etwas verspricht und leichter droht, als durch die Tat bekräftigt, oder dass sie durch ihren hartnäckigen Widerstand dem Staat nichts zu nützen erwarteten. 3 So war denn das Gesetz rechtskräftig. Außerdem wurden auch die campanischen Grundstücke an die, die drei oder mehr Kinder hatten, verteilt, und deshalb wurde Capua112 damals zuerst als römische Kolonie betrachtet. 4 Dadurch gewann Caesar das Volk, die Ritter aber durch Erlass eines Drittels der von ihnen gepachteten Zölle. Sie hatten alle Zölle gepachtet und waren, sooft sie den Senat um Herabsetzung ihrer Pachtgebühren angegangen waren, hauptsächlich auf Catos Betreiben abgewiesen worden. 5 Als er aber auch diesen Stand, ohne Widerspruch, sich verpflichtet hatte, ließ er, ohne dass sich Lucullus oder sonst jemand widersetzte, alle Verfügungen des Pompeius bestätigen und brachte noch viele andere Gesetze mit allgemeiner Bewilligung durch. 6 Selbst Cato widersprach nicht, obgleich er in der Prätur, die er bald darauf bekleidete, niemals dessen Gesetze, nach welchen die Prätoren die Gerichte unter sich verlosten, unter ihrer eigentlichen Benennung als Julische ausführte, sondern ihren Namen auf die lächerlichste Weise umging. Weil dieser Gesetze zu viele sind und sie mit meiner Geschichte nichts zu tun haben, übergehe ich sie.
(8) Quintus Fusius Calenus schlug, da bei streitigen Fällen die Stimmen aller zusammengeworfen wurden und jede Tribus das Bessere für sich ansprach, das Ungeschicktere aber auf die anderen schob, als Prätor das Gesetz vor, es solle jeder für sich und einzeln stimmen; damit, wenn nicht bei jedem einzelnen Römer (denn sie stimmten geheim), doch bei jeder Tribus sich ergebe, wofür sie gestimmt hätte. 2 Auch alles Übrige beantragte, riet und verordnete er für sich, als ob er allein im Staat geböte. Daher nannten und schrieben einige aus Spott unter Übergehung des Bibulus den Caesar als zwei Personen: »unter dem Konsulat des Gaius Caesar und des Iulius Caesar«. 3 Was er für sich selbst beabsichtigte, ließ er durch andere betreiben und machte sich zum Grundsatz, nichts für sich selbst zu tun zu scheinen; wodurch es ihm umso leichter wurde, alle seine Wünsche zu befriedigen. Er selbst nämlich sagte, er bedürfte nichts und stellte sich, als sei er mit seiner gegenwärtigen Lage vollkommen zufrieden. 4 Andere aber priesen ihn als den unentbehrlichsten und tüchtigsten Mann, schlugen vor, was er wollte, und setzten es nicht nur beim Volk, sondern selbst im Senat durch. 5 So gab ihm das Volk Illyrien und Gallien diesseits der Alpen mit drei Legionen auf fünf Jahre zur Provinz und der Senat das jenseitige mit einer vierten Legion.
(9) Weil er aber besorgt war, Pompeius möchte in seiner Abwesenheit, zumal da Aulus Gabinius Konsul werden sollte, übermächtig werden, machte er sich diesen ebenso wie den anderen Konsul Lucius Piso durch das Band der Verwandtschaft zu Freunden. Pompeius gab er seine [eigentlich schon] einem anderen113 verlobte Tochter zur Gemahlin, er selbst aber vermählte sich mit der Tochter des Piso. 2 So war sein Einfluss von allen Seiten gefestigt. Cicero aber und Lucullus, welchen dies missfiel, wollten Caesar und Pompeius durch einen gewissen Lucius Vettius114 aus dem Weg räumen, erreichten aber ihre Absicht nicht und wären selbst beinahe darüber zugrunde gegangen. Denn vor der Tat verraten und verhaftet, sagte er gegen sie aus, 3 und hätte er nicht zugleich den Bibulus als Teilnehmer des Mordanschlags angegeben, so wäre es ihnen schlimm ergangen. Nun da er aber den Bibulus aus Rache, dass er dem Pompeius die Sache entdeckt hatte, angab, so bezweifelte man auch seine Aussage gegen die anderen und glaubte ihn von ihren Gegnern dazu angestiftet. 4 Darüber wurde bald so, bald anders gesprochen, nie aber etwas Sicheres erhoben. Als Vettius nämlich vor dem Volk nur die schon Benannten angab, wurde er ins Gefängnis geworfen und bald darauf heimlich umgebracht.
(10) Verdächtig war jedoch Cicero Caesar und dem Pompeius dadurch geworden, und er bestärkte noch diesen Verdacht durch seine Verteidigung des [Gaius] Antonius. Dieser hatte in seiner Provinz Makedonien und unter den Bundesgenossen gewaltig gewirtschaftet, aber auch vielfache Verluste erlitten. 2 Nachdem er das Land der Dardaner und ihrer Nachbarn verwüstet hatte, wagte er nicht, ihnen Stand zu halten, sondern ritt unter dem Vorwand einer anderweitigen Absicht zurück und entfloh. So umringten jene das Fußvolk, trieben es aus dem Land und nahmen ihm die gemachte Beute wieder ab. 3 Als er auf gleiche Weise gegen die Bundesgenossen in Mysien verfuhr, wurde er bei der Stadt der Istrianer von den Bastarnen, einem skythischen Volk, die ihnen zu Hilfe kamen, aus dem Feld geschlagen und entrann. Er wurde jedoch nicht deshalb, sondern wegen Teilnahme an der Catilinarischen Verschwörung angeklagt; wegen des Ersteren aber wurde er verurteilt, 4 und es fügte sich, dass er dessen, wessen er angeklagt worden war, nicht überführt, dessen aber, wessen er nicht angeklagt war, bestraft wurde; er musste sich also aus der Stadt entfernen, Cicero aber, der ihn als seinen Amtsgenossen verteidigte, erlaubte sich heftige Ausfälle gegen Caesar als den Urheber der Anklage und schimpfte auch auf denselben.
(11) Dieser grollte ihm zwar deswegen, wie natürlich, erlaubte sich aber, obgleich Konsul, weder in Worten noch durch die Tat eine Beleidigung wider ihn. Denn viele, sagte er, hätten die Gewohnheit, sich in leeren Schmähungen gegen diejenigen zu ergehen, deren Übermacht sie fühlten, um sie zur Hitze zu reizen und sich, wenn sie etwas Ähnliches dagegen hören, gleich oder ähnlich zu dünken. 2 Darin wollte er sich mit keinem messen und benahm sich sowohl gegen andere, die ihn verunglimpften, nach diesem Grundsatz, als auch gegen Cicero. Als er sah, dass es dem Cicero nicht so sehr darum ging, ihn zu schelten, als etwas Ähnliches von ihm zu hören, um sich auf gleiche Stufe mit ihm zu stellen, achtete er nur wenig auf ihn und kehrte sich nicht an seinen Reden, sondern ließ sich von ihm mit Schmähworten, wie mit Lobsprüchen überhäufen, 3 ohne ihn jedoch ganz aus dem Auge zu verlieren. Er hatte wirklich eine langmütige Natur und war nicht so bald zum Zorn gereizt. Viele, wie sich in seinen Verhältnissen erwarten ließ, strafte er, aber nicht mit Leidenschaft, auch nicht auf der Stelle. 4 Er tat nichts im Affekt, lauerte stets auf den günstigen Augenblick und hatte die meisten bestrickt, bevor sie sich’s versahen. Er hatte es nicht auf augenfällige Rache abgesehen, sondern wollte alles so unbemerkt wie möglich zu seinem Vorteil kehren. 5 Ohne Vorboten und wo man sich am wenigsten versah, rächte er sich daher, teils seines Rufes wegen, um nicht leidenschaftlich zu erscheinen, teils auch, damit keiner, vorher gewarnt, sich vorsehe und es vorziehe, der angreifende statt der angegriffene Teil zu sein. Sein Hauptaugenmerk bei ihm zugefügten Übeln war, deren Folgen aufzuheben. 6 Daher verzieh er auch vielen, die ihn schwer beleidigt hatten, oder nahm gelinde Rache, weil er glaubte, dass sie ihm nicht mehr schaden würden. Dagegen rächte er sich der eigenen Sicherheit wegen an vielen empfindlicher, als es angemessen war, und meinte, dass das Geschehene sich nicht mehr ungeschehen machen lasse, dass er aber durch die strenge Bestrafung sich jedenfalls gegen ähnliche Gefahren absichere.
(12) Aus diesen Rücksichten rührte er sich selbst damals nicht, stiftete aber den Clodius, der ihm dafür, dass er ihn nicht des Ehebruchs angeklagt hatte, einen Gegendienst erweisen wollte, insgeheim gegen Cicero auf. 2 Zuerst verhalf er ihm unter dem Beistand des Pompeius zu einem gesetzlichen Übertritt in die Rechte des Bürgerstandes und setzte dann sogleich seine Wahl zum Volkstribun durch. 3 Dieser Clodius brachte nicht nur Bibulus, als derselbe beim Ablauf seines Amtes auf dem Forum erschien und außer seinem Eid auch noch über die Lage des Staates sprechen wollte, zum Stillschweigen, sondern begann auch sogleich seinen Angriff auf Cicero. 4 Weil er aber sah, dass ein Mann, der durch seine Beredsamkeit von solchem Gewicht im Staat war, nicht so leicht zu stürzen war, suchte er vorerst nicht nur das Volk, sondern auch die Ritter und den Senat, bei denen Cicero sehr viel galt, auf seine Seite zu bringen, in der Hoffnung, wenn er diese für sich hätte, ihn, dessen Einfluss sich mehr auf Furcht als auf Wohlwollen gründete, leicht zu Fall zu bringen. 5 Er stieß nämlich sehr vielen durch seine Reden vor den Kopf, und die Freundschaft derer, denen er genützt hatte, war nicht so fest, wie der Hass derer, denen er geschadet hatte. Außer dem, dass die meisten Menschen unangenehme Begegnungen viel eher nachtragen, als für erzeigte Wohltaten erkenntlich sind und ihren Verteidigern ihren Lohn bezahlt zu haben glauben, sich aber an Gegnern auf jede Weise zu rächen suchen, 6 hatte er sich die bittersten Feinde gemacht, indem er sich über die Angesehensten zu erheben trachtete, und sich gegen alle ohne Unterschied einer Freimütigkeit im Reden bis zum Übermaß und oft bis zum Überdruss bediente. Denn er strebte, selbst auf Kosten des Anstands nach dem Ruhm, für den klügsten Staatsmann und den besten Redner zu gelten. 7 Deshalb also, und weil er sich als den größten Mann rühmte und keinen sich an die Seite stellte, sondern an Weisheit und Lebensklugheit alle zu übertreffen glaubte und nicht wie andere Menschenkinder veranlagt sein wollte, war er lästig und unerträglich. So wurde er denn selbst von denen, welchen er sonst zu Gefallen war, beneidet und gehasst.