Kitabı oku: «Römische Geschichte», sayfa 19
(57) Über Ägypten herrschte damals Berenike, welche, obgleich die Römer fürchtend, sich ihm doch nicht fügen wollte, sondern einen gewissen Seleukos, der aus dem einst in Syrien blühenden Königshaus stammte, berief, zum Gemahl und zum Teilhaber an der Regierung und der Führung des Krieges nahm. 2 Als sie ihn aber zu allem untüchtig fand, brachte sie ihn um und verband sich mit Archelaos, einem Sohn jenes Archelaos, der zu Sulla übergegangen war, einem unternehmenden Mann, der sich in Syrien aufgehalten hatte, unter den gleichen Bedingungen. Gabinius hätte das Übel in der Geburt ersticken können; denn er hatte den Archelaos, welchen er schon früher beargwöhnt hatte, festgenommen und also von ihm nichts mehr zu befürchten. 3 Weil er aber besorgt war, von Ptolemaios, wenn er nichts der Rede Wertes für ihn getan hätte, weniger von dem bedungenen Geld zu erhalten, und weil er hoffte, wegen Archelaos’ Tapferkeit und Ruhm noch mehr zu bekommen, auch weil er von diesem selbst eine beträchtliche Summe erhielt, ließ er ihn freiwillig los, indem er vorgab, er sei ihm heimlich entronnen.
(58) Gabinius kam nun bis Pelusion, ohne Widerstand zu finden. Von hier rückte er in zwei Heeresteilen vor und schlug die Ägypter, die sich ihm entgegenstellten, noch am selben Tag. Hierauf erfocht er auf dem Fluss mit den Schiffen und zu Lande einen zweiten Sieg. Die Alexandriner sind nämlich zu jedem Wagstück bei der Hand und schwätzen immer, was ihnen auf die Zunge kommt. 2 Zum Krieg und zu dessen Schrecken aber sind sie nicht zu gebrauchen, ungeachtet der Tatsache, dass in den oft gefährlichen Unruhen, die bei ihnen an der Tagesordnung sind, immer Blut fließt, und sie in der Hitze des Streites das Leben für nichts und den Tod in demselben sogar für höchst wünschenswert erachten. 3 Gabinius sah sich nach ihrer Beilegung und der Ermordung sowohl vieler anderer als auch des Archelaos, plötzlich als Herrn von ganz Ägypten und übergab es dem Ptolemaios. Dieser ließ seine Tochter und die angesehensten und reichsten Ägypter, weil er viel Geld brauchte, hinrichten.
(59) Auf diese Weise setzte Gabinius Ptolemaios wieder auf den Thron, berichtete aber nichts davon nach Rom, um nicht selbst der Ankläger seines gesetzwidrigen Betragens zu werden. Da jedoch ein so wichtiges Ereignis nicht verheimlicht werden konnte, erfuhr es das Volk bald. Weil nun auch die Syrer, 2 da sie, zumal in seiner Abwesenheit, viel durch die Seeräuber litten, laut über ihn klagten, und die Zollpächter, welche wegen derselben die Zölle nicht eintreiben konnten, sehr im Rückstand blieben, gerieten die Römer in Unwillen, verlangten eine Untersuchung und waren geneigt, ihn zur Verantwortung zu ziehen. 3 Auch Cicero sprach sich mit Nachdruck dafür aus und riet unter anderem, die Sibyllinischen Bücher nochmals zu befragen, indem man, wie er hoffte, auch eine Strafe für den Übertretungsfall darin finden würde.
(60) Pompeius und Crassus waren noch Konsuln und nahmen jenen, der eine aus Rücksicht auf sich selbst, der andere diesem zu Gefallen, und weil er von Gabinius Geld bekommen hatte, öffentlich in Schutz, nannten Cicero einen Verbannten und ließen die Sache nicht zur Abstimmung kommen. 2 Nachdem sie aber abgetreten und Lucius Domitius und Appius Claudius ihnen gefolgt waren, kam es erneut zur Sprache, und die meisten Stimmen waren gegen Gabinius, 3 Domitius nämlich war, von ihrer Bewerbung her, und weil derselbe gegen seinen Willen gewählt worden war, des Pompeius Feind; und Appius Claudius, obgleich mit ihm verwandt, in der Hoffnung, dadurch das Volk für sich zu gewinnen und zugleich von Gabinius eine Geldsumme zu erhalten, wenn er der Sache eine gefährliche Wendung zu geben drohe, unterstützte ihn mit allen Kräften. 4 Ein weiterer starker Beweggrund für ihn war auch, dass Gabinius einen von Crassus zur Übernahme der Provinz vorausgeschickten Legaten nicht anerkannte und den Oberbefehl, als hätte er ihn auf Ewigkeiten erhalten, nicht abgeben wollte. Man beschloss also, die Sibyllenbücher, trotz des Pompeius Widerspruch, zu befragen.
(61) Indessen schwoll der Tiber durch ungewöhnliche Regengüsse oberhalb der Stadt oder durch einen heftigen Seewind, der die Einmündung verschloss, oder vielmehr, wie man vermutete, durch göttliches Zutun plötzlich so sehr an, dass er alle Niederungen in der Stadt überschwemmte und selbst bis zu höher liegenden Punkten stieg. 2 Die Häuser, aus Ziegelsteinen erbaut, wurden durchnässt und stürzten ein, und alles Vieh ertrank in dem Wasser. Wer sich von den Menschen nicht auf die Höhen flüchtete, kam teils in den Häusern, teils auf den Straßen um. Auch die übrigen Häuser wurden, da die Überschwemmung mehrere Tage dauerte, baufällig und veranlassten teils sogleich, teils später Unglücksfälle. 3 Durch dieses Ungemach niedergeschlagen und noch Schwereres befürchtend, weil sie sich durch des Ptolemaios Rückführung den Zorn der Götter glaubten zugezogen zu haben, beeilten sich die Römer, Gabinius noch vor seiner Ankunft zum Tode zu verurteilen, als ob sie durch seinen Tod das drohende Unheil abwenden würden. 4 So eifrig betrieb man die Sache, dass der Senat, obgleich man in den Sibyllenbüchern nichts dergleichen fand, den vorläufigen Beschluss fasste, die Richter und das Volk sollten aufs Härteste und Strengste mit ihm verfahren.
(62) Inzwischen kamen Geldsummen von Gabinius an und bewirkten, dass ihm weder während seiner Abwesenheit noch bei seiner Ankunft etwas darob zuleide geschah. Das Bewusstsein seiner Schuld machte ihn jedoch so feige und kleinmütig, dass er erst spät nach Italien kam und bei Nacht in die Stadt schlich, auch mehrere Tage sich gar nicht öffentlich sehen ließ. 2 Der Beschuldigungen waren viele und der Ankläger nicht wenige. Zuerst wurde er wegen der Rückführung des Ptolemaios, als des größeren Verbrechens, vor Gericht gestellt. Beinahe das ganze Volk strömte zu der Gerichtsverhandlung zusammen und stand oft im Begriff, ihn in Stücke zu reißen, weil Pompeius nicht zugegen war, Cicero dagegen ihn mit aller Macht seiner Beredsamkeit anklagte. 3 Und doch wurde er trotz dieser Stimmung des Volkes freigesprochen. Denn er hatte, da es um so viel ging, die größten Summen daran gesetzt und wurde von Pompeius’ und Caesars Freunden höchst lebhaft verteidigt. Sie behaupteten, die Sibylle habe einen anderen Zeitpunkt und einen anderen König gemeint, auch sei, was hauptsächlich in Betracht zu ziehen sei, in ihren Orakeln keine Strafe für diesen Fall ausgesprochen.
(63) Fast hätte das Volk die Richter selbst umgebracht. Nachdem aber diese entkommen waren, hielt es sich an die übrigen Beschwerden gegen ihn und ließ ihn wenigstens für diese büßen. 2 Denn seine durchs Los bestimmten Richter verurteilten ihn, vor der Menge sich fürchtend, oder weil sie von Gabinius – welcher wegen unbedeutender Dinge vor Gericht gezogen und in der Erwartung, auch hier zu siegen, nicht sehr freigebig gewesen war – nicht genug erhalten hatten, obgleich Pompeius in der Nähe und Cicero selbst dieses Mal sein Verteidiger war. 3 Pompeius nämlich war verreist, um Getreide herbeizuschaffen, von welchem bei dem Austritt des Tibers viel zugrunde gegangen war, und eilte zwar, um bei der ersteren Gerichtssitzung zugegen zu sein (denn er war in Italien); da er sich aber verspätete, verließ er nicht eher die Vorstadt, bis auch der zweite Prozess geführt war. 4 Das Volk versammelte sich außerhalb der Ringmauer (denn er durfte nicht in die Stadt, weil er schon als Prokonsul den Oberbefehl übernommen hatte), er hielt für Gabinius eine lange Rede an das Volk, las Briefe von Caesar an ihn zu seinen Gunsten vor und flehte die Richter an. 5 Cicero hielt er nicht nur von weiterer Anklage ab, sondern bewog ihn auch, seine Verteidigung zu übernehmen, was dessen Schimpfnamen »Überläufer« noch allgemeiner machte. Doch alles dies half Gabinius nichts, er wurde zur Verbannung verurteilt, später aber von Caesar zurückgerufen.
(64) Zu eben der Zeit starb Pompeius’ Gemahlin135 nach der Geburt eines Töchterleins. Sobald ihr auf dem Markt die Lobrede gehalten war, nahm auf Betreiben von Pompeius und Caesars Freunden, oder um ihnen überhaupt gefällig zu sein, das Volk die Leiche und begrub sie auf dem Marsfeld, obgleich Domitius sich widersetzte und sich vornehmlich darauf berief, dass es unerlaubt sei, ohne besonderen Volksbeschluss, jemanden an einem den Göttern geweihten Ort zu beerdigen.
(65) In dieser Zeit hielt auch Gaius Pomptinus seinen Triumph über die Gallier. Bis dahin war er, weil ihm niemand denselben zuerkennen wollte, außerhalb der Stadt geblieben. 2 Auch jetzt noch wäre ihm der Triumph nicht gestattet worden, wenn nicht Servius Galba, der unter ihm gedient hatte und jetzt Prätor war, heimlich und mit Anbruch des Tages, obgleich es nach den Gesetzen nicht erlaubt war, vor der ersten Stunde etwas beim Volk zu verhandeln, einigen die Stimmtäfelchen gegeben hätte. Daher fingen einige Volkstribunen, welche bei der Volksversammlung nicht zugegen gewesen waren, noch während des Aufzugs Unruhen an, sodass es sogar zu Blutvergießen kam.
125 Bei Caesar heißt der Anführer Galba. Die verbündeten Stämme waren: Bellovacer, Suessionen, Nervier, Atrebaten, Ambianer, Moriner, Menapier, Caleten, Velocassen, Veromanduer, Atuatucer, Condrusen, Eburonen, Caeraesen, Paemanen.
126 Gemeint ist der Fluss Aisne in der Champagne.
127 Cassius setzt sie mit dem Stamm gleich, die mit den Teutonen am Ende des 2. Jahrhunderts v.Chr. in das Römische Reich eingefallen und erst nach langen, verlustreichen Kämpfen von Marius besiegt worden waren. Auf ihrem Weg von Jütland nach Süden hatten die beiden Germanenstämme als Schutz ihres Besitzes eine Gruppe zurückgelassen.
128 Die Schrift hieß Anekdota und ist verloren.
129 Nach Plutarch 7000 Talente Silber. Daher rühmte sich Pompeius, er habe aus Zypern ebenso viele Schätze wie Pompeius aus all seinen Feldzügen in den Staatsschatz eingebracht, ohne einen einzigen Reiter oder Fußsoldat gebraucht zu haben. (Plutarch, Cato, Kap. 45).
130 Der Interrex wird eingesetzt, wenn das Amtsjahr der Konsuln abgelaufen ist, aber noch keine Nachfolger bestimmt sind. Seine Aufgabe ist die Abhaltung von Wahlen; wenn er sie innerhalb von fünf Tagen nicht gelöst hat, wird er von einem anderen Interrex abgelöst usw.
131 Dieses wurde im November gehalten.
132 Die feriae Latinae wurden jährlich zu einer von den Konsuln bestimmten Zeit auf dem Albaner Berg vier Tage lang zu Ehren des Latinischen Jupiter gefeiert. Die Obrigkeiten aller latinischen Städte wohnten dem Fest bei.
133 Die Loire.
134 Die Moriner wohnten in der Nähe von Calais und Dünkirchen, die Menapier näher am Rhein.
135 Caesars Tochter Julia.
XL. BUCH
INHALT
(1–3) Caesar setzt zum zweiten Mal nach Britannien über. (4–11) Von da zurückgekehrt führt er neue Kriege in Gallien. (12–13) Crassus beginnt seinen Feldzug gegen die Parther. (14–15) Schilderung der Parther. (16–30) Crassus wird geschlagen und kommt mit seinem Heer um. (31–44) Caesar unterwirft ganz Gallien jenseits der Alpen. (48–57) Milo tötet Clodius und wird verurteilt. (58–66) Anfang der Misshelligkeiten zwischen Caesar und Pompeius. Das Buch umfasst den Rest des Konsulats von Domitius und Appius Claudius sowie vier weitere Jahre mit den Konsuln:
53 | Gnaeus Domitius Calvinus und Marcus Valerius Messalla |
52 | Gnaeus Pompeius Magnus III und Quintus Caecilius Metellus Scipio |
51 | Servius Sulpicius Rufus und Marcus Claudius Marcellus |
50 | Lucius Aemilius Paulus und Gaius Claudius Marcellus |
(1) Dies geschah im siebenhundertsten Jahr seit der Erbauung der Stadt Rom. Noch unter denselben Konsuln, Lucius Domitius und Appius Claudius, ließ Caesar, außer anderen Rüstungen, auch Schiffe bauen, die zwischen den römischen Schnellseglern und den dortigen Lastschiffen das Mittel hielten, damit sie bei möglichster Schnelligkeit auch die Fluten beständen und ohne Schaden aufs Trockene liefen. 2 Sobald die zur Schifffahrt günstige Jahreszeit eintrat, setzte er wieder nach Britannien über, unter dem Vorwand, dass sie nicht die versprochene Anzahl Geiseln geliefert hätten (denn sie hatten nicht gedacht, dass er nach misslungenem ersten Versuch einen zweiten machen würde), in Wirklichkeit aber, weil er ernstliche Absichten auf den Besitz der Insel hatte, sodass er ohne diesen Vorwand einen anderen gesucht hätte. 3 Er landete an derselben Stelle wie beim ersten Mal, ohne dass sich ihm jemand wegen der Menge der Schiffe, die an vielen Punkten zugleich anfuhren, zu widersetzen wagte, und sicherte sich sogleich den Ankerplatz.
(2) Die Barbaren konnten nun zwar aus obigen Gründen seine Landung nicht verhindern, weil sie sich aber jetzt des größeren Heeres wegen, mit dem er kam, mehr fürchteten, schafften sie ihre beste Habe in die waldigsten und verwachsensten Plätze der Nachbarschaft. 2 Nachdem sie dieselbe gesichert hatten (denn sie fällten die Bäume umher und häuften andere reihenweise darauf, sodass sie sich gewissermaßen hinter einem Wall befanden), störten sie die Römer, wenn diese Futter holten. Zwar wurden sie von ihnen in offenem Feld geschlagen, lockten sie aber bei der Verfolgung bis vor jenen Platz und machten viele derselben nieder. 3 Als hierauf wieder ihre Schiffe in einem Sturm gelitten hatten, riefen sie ihre Bundesgenossen zu Hilfe und wagten unter Führung des Cassivelaunus, des angesehensten Fürsten auf der Insel, einen Angriff auf den Ankerplatz der Römer. 4 Diese gingen denselben entgegen, und gerieten anfangs durch den Anlauf der Streitwagen in Unordnung, bald aber trennten sie die Reihen, ließen jene durch, beschossen sie von der Seite und stellten die Schlacht wieder her.
(3) So blieben denn beide Teile an Ort und Stelle. Nach einer zweiten Schlacht, in der sie zwar gegen das Fußvolk im Vorteil waren, von der Reiterei aber hart mitgenommen wurden, zogen die Barbaren an die Tamesa136 zurück und schlugen ein Lager auf, nachdem sie den Übergang durch teils hervorstehende, teils vom Wasser bedeckte Pfähle zu verhindern gesucht hatten. 2 Als aber Caesar durch einen ungestümen Angriff sie nötigte, das Pfahlwerk zu verlassen, und darauf in ihren Verschanzungen belagert und daraus vertrieben hatte, als ferner diejenigen, welche ihn in dem Schifflager angefallen hatten, von anderen zurückgeschlagen worden waren, verloren sie den Mut und schlossen Frieden, indem sie sich zur Stellung von Geiseln und zu einem Tribut verstanden.
(4) So fuhr Caesar wieder vollständig von der Insel ab, ohne ein Heer daselbst zu lassen. Denn er fand es bedenklich, ein solches in einem fremden Land überwintern zu lassen, und nicht ratsam, selbst länger von Gallien abwesend zu sein. Er begnügte sich daher mit den bereits errungenen Vorteilen, um nicht, nach größeren strebend, auch diese einzubüßen. 2 Dass er daran recht getan hatte, bewies der Erfolg. Denn als er nach Italien aufgebrochen war, um daselbst den Winter zuzubringen, fingen die Gallier trotz der vielen Besatzungen, die in ihrer Mitte waren, Unruhen und einige sogar offenen Aufruhr an. Wäre dies nun während seiner Überwinterung in Britannien geschehen, so wäre wohl allgemeine Unordnung ausgebrochen.
(5) Den Anfang zum Krieg machten die Eburonen unter Führung des Ambiorix. Als Grund des Aufstandes gaben sie die Gegenwart der Römer unter den Legaten Sabinus und Lucius Cotta an, in Wirklichkeit aber war es Geringschätzung jener Feldherrn, die sie für schwach hielten, und die Voraussetzung, dass Caesar nicht so bald wider sie zu Felde ziehen würde. 2 Sie überfielen sie daher ganz unerwartet und hofften, das Lager im ersten Angriff zu erobern, und als ihnen dies nicht gelang, gebrauchten sie List. Ambiorix hatte an den geeignetsten Orten einen Hinterhalt gelegt und kam sodann mit sicherem Geleit zu den Römern, indem er vorgab, er sei zu dem Krieg gezwungen worden. 3 Er selbst erkenne sein Unrecht, vor den anderen aber sollten sie sich hüten; denn sie gehorchten ihm nicht und würden sie in der Nacht überfallen. Deshalb gab er ihnen den Rat, das Gebiet der Eburonen, wo sie bei längerem Verweilen in Gefahr kommen würden, zu verlassen und sich sobald wie möglich auf andere nahe liegende Winterquartiere zurückzuziehen.
(6) Die Römer vertrauten seinem Rat umso eher, da er von Caesar viele Wohltaten genossen hatte und sich dafür erkenntlich zu zeigen schien. Sie packten daher eiligst zusammen, zogen am Abend ab und fielen in die Hinterhalte, in denen sie bedeutende Verluste erlitten. 2 Cotta fiel mit vielen auf der Stelle, Sabinus aber rief Ambiorix zu sich, als wollte er ihn retten (denn er war dabei nicht zugegen, und schien es immer noch redlich mit ihm zu meinen), ließ ihn aber ergreifen und stieß ihn nach Abnahme der Waffen und Kleider mit dem Wurfspieß nieder, indem er unter anderem die Hohnworte sprach: »Wie erdreistet ihr euch, Leute solchen Schlages, über Männer, wie uns, herrschen zu wollen?« 3 So erging es diesen. Die anderen schlugen sich zum Lager durch, aus dem sie ausgezogen waren. Als sie aber auch hier von den Feinden angegriffen wurden und sich weder verteidigen noch entfliehen konnten, töteten sie einander selbst.
(7) Nach diesen Vorgängen empörten sich außer anderen Nachbarvölkern auch die Nervier, obgleich Quintus Cicero, Marcus Tullius Ciceros Bruder und Caesars Legat bei ihnen im Winterlager stand. Ambiorix verband sich mit ihnen und griff Cicero an. 2 Nach unentschiedenem Kampf, wobei er einige Gefangene gemacht hatte, suchte er auch ihn zu überlisten. Da ihm dies misslang, umringte er ihn und hatte ihn, bei der Menge von Händen und der Erfahrung, die er im Kriegsdienst unter den Römern erworben hatte, und durch die Anweisung, die er von den Gefangenen erhielt, in Kurzem mit Pfahlwerk und Graben eingeschlossen. 3 Oft kam es zwar, wie es in solchen Fällen natürlich ist, zu Kämpfen, und weit mehr Barbaren fielen, weil sie auch mehr waren, aber sie fühlten, eben ihrer Menge wegen, den Verlust nicht in dem Grade, wie die Römer, sodass diese, deren Anzahl ohnedies nicht groß war und jetzt immer mehr abnahm, mit leichter Mühe eingeschlossen wurden.
(8) Sie waren nahe daran, in die Gewalt der Feinde zu fallen, denn aus Mangel am nötigen Zubehör konnten sie die Wunden nicht pflegen, noch hatten sie der Überraschung der Belagerung wegen viel Mundvorrat. Zudem kam ihnen niemand zu Hilfe, obgleich viele umher in den Winterquartieren lagen, da die Barbaren überall die Wege bewachten, alle ihre Boten abfingen und vor ihren Augen töteten. 2 Ein Nervier jedoch, der ihnen wegen empfangener Wohltaten ergeben und damals mit Cicero eingeschlossen war, bot ihm einen Sklaven zum Boten an. Seiner heimischen Tracht und Sprache wegen konnte sich dieser als einer der Ihrigen, ohne entdeckt zu werden, unter die Feinde mischen, und seinen Weg dann weiter verfolgen.
(9) Auf die Nachricht davon kehrte Caesar, welcher noch nicht in Italien, sondern auf dem Wege dahin begriffen war, um und nahm die Soldaten aus den Winterquartieren, welche auf seinem Weg lagen, zu sich und eilte heran. Weil er befürchtete, Cicero möchte, an Hilfe verzweifelnd, unterliegen oder sich in einen Vergleich ergeben, schickte er einen Reiter voraus. 2 Dem Sklaven des Nerviers vertraute er, obgleich er seine Ergebenheit durch die Tat bewährt hatte, doch die Sache nicht an, weil derselbe aus Mitleid mit seinen Landsleuten großes Unheil über die Römer bringen konnte. Er ordnete deshalb lieber einen Reiter von den Bundesgenossen, ihrer Sprache kundig und in dieselbe Tracht gekleidet, ab. 3 Damit aber auch er weder freiwillig noch gezwungen etwas aussagen könnte, gab er ihm keinen mündlichen Auftrag, sondern schrieb dem Cicero das Nötige in griechischer Sprache auf, damit der Brief, wenn er auch abgefangen würde, den Barbaren dennoch unverständlich bliebe und nichts von seinem Plan verriete. Sonst pflegte er auch, wenn er etwas geheim schreiben wollte, jeden vierten Buchstaben statt dessen, den er setzen sollte, zu nehmen, um so den Leuten seine Schrift unlesbar zu machen. 4 Der Reiter gelangte zum Lager der Römer, weil er aber nicht nahe genug kommen konnte, wickelte er das Geschriebene in einen Pfeil und heftete denselben, als zielte er gegen die Feinde, vorsätzlich an einen Turm. So erfuhr Cicero den Anzug Caesars, fasste neuen Mut und hielt umso zuversichtlicher aus.
(10) Die Barbaren erfuhren lange nicht, dass Caesar zum Entsatz anrückte, denn er marschierte bei Nacht und lagerte den Tag über an den abgelegensten Orten, um sie womöglich unvermutet zu überfallen. Spät erst fassten sie aus der Fröhlichkeit der Belagerten Verdacht und schickten Kundschafter aus. Durch sie benachrichtigt, dass Caesar bereits in der Nähe sei, eilten sie ihm entgegen, um ihn unverhofft zu überfallen. 2 Caesar erfuhr es, blieb die Nacht ruhig und besetzte gegen Morgen einen festen Punkt, wo er in einem möglichst kleinen Raum ein Lager aufschlug, um sie glauben zu machen, dass er nur wenig Leute bei sich habe und, vom Marsch ermüdet, ihren Angriff fürchte, um sie dadurch auf die Anhöhe hinaufzulocken. 3 Dies geschah auch. Sie hofften, leichte Arbeit mit ihm zu haben, stürmten die Höhe hinan und bekamen einen solchen Schlag, dass ihnen alle Lust zu weiterem Krieg verging.
(11) So wurden Ambiorix und die Übrigen alle bezwungen, ohne deshalb günstiger gegen die Römer gestimmt zu sein. Denn als Caesar die Auslieferung der Rädelsführer von den einzelnen Völkerschaften verlangte und sie bestrafte, begannen die Treverer, aus Furcht gleichfalls bestraft zu werden, 2 auf Indutiomarus’ Anraten den Krieg von Neuem. Sie zogen noch andere, die Gleiches befürchteten, mit in den Krieg und rückten gegen Titus Labienus, der im Land der Remer stand, ins Feld, wurden aber, da die Römer wider Erwarten einen Ausfall machten, aufs Haupt geschlagen. Dies fiel in Gallien vor, und Caesar überwinterte daselbst, um alles besser in Ordnung bringen zu können.
(12) Crassus wünschte nun auch seinerseits, etwas zu unternehmen, das ihm Ruhm und Gewinn brachte, weil er aber dazu in Syrien keine Gelegenheit sah (denn hier hielten sie sich ruhig, und auch ihre früheren Feinde rührten sich seiner Übermacht wegen nicht), zog er gegen die Parther zu Felde, ohne eine Beschwerde gegen sie vorzubringen oder einen Auftrag zum Krieg zu haben. Er hörte nämlich, dass sie sehr reich waren, und hoffte mit Orodes, der noch nicht lange auf dem Thron saß, leicht fertig zu werden. 2 Er setzte daher über den Euphrat und drang unter Raub und Verheerungen tief nach Mesopotamien ein; denn sein Übergang kam den Feinden so unerwartet, dass nirgends gehörige Gegenmaßnahmen getroffen waren. So wurde auch der Satrap jener Landschaft Silakes bei der Festung Ichnai, wo er sich ihm mit wenigen Reitern entgegenstellte, besiegt und verwundet und zog sich zurück, um dem König in eigener Person die Kunde von Crassus’ Einfall zu bringen.
(13) Bald hatte Crassus die Festen und Städte, besonders die griechischen, und unter anderen auch Nikephorion137 genommen. Denn viele Siedler der Makedonier und der anderen Griechen, welche mit jenen den Feldzug gemacht hatten, gingen, über den Druck der Parther erbittert, mit Freuden über zu den Römern, auf die sie als auf Freunde der Griechen große Hoffnungen setzten. 2 Nur die Bewohner von Zenodotion luden ihn, indem einige derselben taten, als wollten auch sie übertreten, zu sich ein, fielen, als die Römer in der Stadt waren, über sie her und machten sie nieder, wodurch sie sich denn die Zerstörung ihrer Stadt zuzogen. Sonst tat oder litt Crassus hier keinen Schaden. 3 Auch hätte er, wenn er das erste Feuer der Seinen und den Schrecken der Barbaren überall gehörig benutzt, im Land überwintert und alle Punkte sorgfältig gesichert hätte, auf jeden Fall auch die übrigen festen Plätze diesseits des Tigris erobert. 4 So aber nahm er, nachdem er so viel eingenommen hatte, wie er im ersten Anlauf bekam, weder auf die anderen noch auf die schon Eroberten weiteren Bedacht, sondern ließ, seines langen Aufenthalts in Mesopotamien überdrüssig und nach dem ruhigen Wohlleben in Syrien sich sehnend, den Parthern Zeit, sich zu rüsten und die im Land zurückgelassenen Besatzungen zu stören. Dies war der Anfang des Kriegs der Römer gegen die Parther.
(14) Sie wohnen jenseits des Tigris, meist in Burgen und kleinen Festungen, jedoch auch schon in Städten, unter denen Ktesiphon die Residenz ihres Königs ist. Sie stammten von den alten Barbarenvölkern her 2 und führten ihren Namen schon unter der Herrschaft der Perser. Damals bewohnten sie jedoch nur einen kleinen Landstrich und hatten ihr Gebiet noch nicht über ihre Grenze erweitert. Als aber nach dem Sturz des Perserreichs die Macht der Makedonier aufblühte, als Alexanders Nachfolger, unter sich entzweit, einander ihre Länder entrissen und eigene Reiche gründeten, 3 traten sie unter einem gewissen Arsakes, von welchem ihre folgenden Könige Arsakiden genannt wurden, auf und waren so glücklich, das ganze Land umher zu erobern und Mesopotamien als eine Statthalterschaft zu besetzen. Ihr Ruhm und ihre Macht stiegen endlich zu solcher Höhe, dass sie es im Krieg selbst mit den Römern aufnahmen und ihnen, wie man glaubt, bis auf den heutigen Tag gleichkommen. 4 Sie sind allerdings gute Krieger, haben aber noch größeren Ruhm dadurch erlangt, dass sie, obgleich sie den Römern noch nirgends Land abgenommen, vielmehr einiges von dem Ihrigen an sie verloren haben, doch noch nie unterjocht worden sind, sondern sich noch jetzt, so oft sie mit uns zu tun haben, mit Auszeichnung schlagen.
(15) Über ihren Ursprung, ihr Land und ihre eigentümlichen Sitten und Gewohnheiten haben viele geschrieben, und ich bin nicht geneigt, dasselbe zu tun. Ihre Bewaffnung und ihre Art Krieg zu führen aber erfordern, als in meine Geschichte gehörig, nähere Beleuchtung. 2 Sie bedienen sich keiner Schilde und ziehen als Bogenschützen und Lanzenträger, zu Pferd, meist gepanzert, ins Feld. Ihr Fußvolk ist nicht zahlreich und von weniger Belang, es besteht gleichfalls aus lauter Bogenschützen. Von Kindesbeinen an üben sie sich und werden für beides durch Klima und Bodenbeschaffenheit gleichermaßen begünstigt. 3 Ihr Land, meist eben, eignet sich aufs Beste nicht allein zur Zucht, sondern auch zum Gebrauch der Pferde. Ganze Herden führen sie in den Kriegen mit sich, um nach Belieben zu wechseln, aus der Ferne ebenso schnell anzusprengen, wie plötzlich in große Weite sich zurückzuziehen. 4 Das Klima bei ihnen ist sehr trocken und ohne die geringste Feuchtigkeit, sodass es ihren Bogen die größte Spannkraft gibt, den höchsten Winter ausgenommen, weshalb sie auch in dieser Jahreszeit nie zu Felde ziehen. Zu jeder anderen Zeit hat man in ihrem, wie jedem dem ihrigen ähnlichen Land schweren Stand mit ihnen. 5 Die brennendste Sonnenhitze hat sie daran gewöhnt; gegen den Mangel an Wasser und dessen schwierige Herbeischaffung haben sie viele Mittel erfunden, sodass es ihnen schon dadurch leicht wird, die in ihr Land einfallenden Feinde abzuwehren. Auch außerhalb desselben und über dem Euphrat hatten sie schon mit Erfolg gekämpft und Einfälle gewagt, 6 aber einen anhaltenden Krieg mit gleichem Nachdruck ununterbrochen fortzuführen, vermögen sie nicht, wenn sie sich in eine von ihrem Land und Klima so ganz verschiedene Lage versetzt sehen, wohin sie weder Mundvorrat noch Sold in gehörigem Maße beizubringen verstehen. So viel von den Parthern selbst.
(16) Als Crassus, wie schon erwähnt, in Mesopotamien eingefallen war, schickte Orodes an ihn nach Syrien Gesandte, ihn wegen seines Einfalls zur Rede zu stellen und um seine Beweggründe zu dem Krieg zu erfragen, auch schickte er zu den eroberten oder abgefallenen Orten Surenas mit einem Heer. 2 Er selbst gedachte in das ehemals Tigranes gehörende Armenien zu ziehen, damit sein dermaliger König, Artabazes, Sohn des Tigranes, um das eigene Reich besorgt, den Römern keine Hilfstruppen schicke. 3 Crassus erwiderte, er würde ihm in Seleukia, einer Stadt Mesopotamiens, die noch jetzt größtenteils von Griechen bewohnt wird, die Beweggründe zum Krieg namhaft machen. Da sprach denn einer der Parther, mit den Fingern der rechten Hand in die linke schlagend: »Eher werden hier Haare wachsen, als dass du nach Seleukia kommen wirst.«
(17) In dem Winter, in welchem Gnaeus Calvinus und Valerius Messala Konsuln waren, ereigneten sich in Rom selbst viele Wunderzeichen. Man sah nämlich Eulen und Wölfe, und die Hunde liefen heulend durch die Stadt, auch schwitzten Bildsäulen oder sie wurden vom Blitz getroffen. 2 Mit Besetzung der Ämter kamen sie wegen Zänkereien, hauptsächlich aber wegen der Auspizien und Himmelszeichen erst im siebenten Monat zustande. Indessen ersah man nicht deutlich, worauf sie hinwiesen. Denn in der Stadt selbst war es unruhig, auch hatten die Gallier sich wieder gerührt, und mit den Parthern war man, man wusste selbst nicht wie, erneut zerstritten. 3 Desto deutlicher und unverkennbarer waren sie bei Crassus, als er an der Stadt Zeugma (denn so heißt der Ort seit Alexanders Feldzug, weil er daselbst übersetzte) über den Euphrat ging.
(18) Der sogenannte Adler (ein kleiner Tempel, in welchem ein vergoldeter Adler sitzt; er befindet sich bei allen ordentlich aufgehobenen Legionen und kommt nie aus dem Winterlager, wenn nicht das ganze Heer ausrückt; 2 ein Mann trägt ihn auf einer langen Stange, die in einen spitzigen Schaft ausläuft, sodass sie in den Boden gesteckt werden kann) – von diesen Adlern nun wollte einer damals nicht mit ihm über den Euphrat gehen, sondern hielt, wie angewachsen, im Boden, bis viele sich herumstellten und ihn mit Gewalt herauszogen. 3 Er folgte ihm also wider seinen Willen. Auch eine der großen segelähnlichen Fahnen, worauf der Name des Heeres und des Oberfeldherrn in roten Buchstaben steht, fiel, von heftigem Wind umgerissen, von der Brücke in den Fluss. 4 Crassus ließ nun auch die anderen von gleicher Länge, um sie kürzer und zum Tragen bequemer zu machen, abnehmen und vermehrte so die Wunderzeichen. Beim Übergang über den Fluss selbst umfing die Soldaten ein solcher Nebel, dass sie übereinanderfielen und nichts vom feindlichen Land sahen, bis sie den Fuß darauf setzten; 5 auch waren die Opfer für den Übergang und das Betreten des jenseitigen Ufers äußerst ungünstig. Es erhob sich ein heftiger Wind unter Blitzen, die Brücke ging auseinander, ehe noch alle hinüber waren. Da diese Vorfälle selbst den Einfältigsten und Unverständigsten belehren mussten, dass sie schlimm wegkommen und nicht zurückkehren würden, herrschten große Furcht und Niedergeschlagenheit im Heer.