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Kitabı oku: «Das blutige Blockhaus», sayfa 13

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Das blutige Blockhaus

1

Oberhalb Natchez, versteht ihr, ehe der Atchafalaya und Lafourche und Plaquemine und der Bayou Sarah und zwanzig andere Bayous den Mississippi abzapfen, und ehe dieser sich während der Flutzeit so gegen 25 Meilen zu beiden Seiten ausbreitet, daß ihr keinen Fußbreit Land seht, höchstens Bäume, und wo diese nicht zu schauen, kalkulieren müßt, wo der eigentliche Strom laufe, dort oberhalb Natchez müßt ihr auf einem Flachboot vier oder sechs Wochen auf diesem schmutzigsten, süßesten, allmächtigsten aller Gewässer gefahren sein, um zu wissen, was der Mississippisprung ist!

Ihr müßt euch jede Stunde Sawyers, Planters, Snakes, Treibholzinseln, und wie die Satanasse alle heißen, zwischen die Beine gerannt haben oder an ihnen vorbeigeschossen sein wie ein Trotter, der zwanzig Knoten in einer Stunde geht, an einem Meilenstein, und jeder dieser verdammten Meilensteine droht euch hundert Fuß tief in dem gewaltigen Wasserstrudel zu begraben! Dann mag ich erschossen sein, wenn ihr nicht froh seid, einmal in ruhiges Fahrwasser, sage den Arkansas oder den Red River, einzulaufen.

Wohl, kamen endlich in ruhiges Fahrwasser. Wollten anfangs in den Arkansas, trieb uns aber ab, und mußten noch Gott danken, daß wir ein paar hundert Meilen abwärts zur Mündung des Red River gelangten.

War hohe Zeit, der Mississippi war euch so voll, aber begann doch bereits ein weniges zu sinken. Waren in unserer Arche an der Mündung des Red River angekommen, und war diese Arche so baufällig und leck geworden, zog Wasser wie ein Schlauch. War kein trockener Fleck in der ganzen Arche, und standen wir Männer und die Weiber bis an die Knie im Wasser, und schrien die Kinder und die paar Ferkel, die wir mithatten. War ein jämmerliches Leben, zum Gotterbarmen.

War wohl, wie gesagt, hohe Zeit, uns um festes Land umzusehen. War aber meilenweit kein festes Land zu sehen, und in unserm Boot durften wir uns nicht mehr in die Mitte des Stromes wagen, hätte es zerrissen, hab‘ ich die Notion. So hielten wir uns deshalb dicht oberhalb der Mündung des Red River in den Mississippi. Hatten sich da ein paar hundert Baumstämme zusammengetürmt und geschichtet, da hielten wir.

Hielten also an, obwohl es ein unsicherer Hafen war. Denn die Baumstämme, so allmächtig lang und dick sie auch waren, schaukelten doch so widerwärtig wie alte Weiber in ihren Schaukelstühlen.

War aber keine andere Hilfe, und schrie Asa:

»Holla, Nathan! Das ist der Platz, hab‘ ich die Notion! Die Flut sinkt, und wollen uns da erquicken und das Fallen des Stromes abwarten und uns trocknen, denn sonst verfault uns alles am Leib und in den Kisten. Und seid hurtig mit den Kisten und Truhen und Sachen, sie müssen heraus, je eher desto besser!«

So schrie Asa, und ihr hättet nur sehen sollen! Auf Meilen herum alles Wasser, und wir warfen Kisten und Truhen und Sachen auf die schaukelnde Inselbank hinaus. Waren durch die Strömung zusammengetragene und geflutete und geschichtete Stämme, auf die wir zutrieben. Und wenn wir auf einen Stamm traten, rollte er mit uns weg, und ein zweiter tat es nicht besser, und war unter die tausend Stämme eine wahre Verwirrung gekommen.

Und war Asa zuerst ausgesprungen und über die Stämme hin. Auf einmal schrie er:

»Holla, Nathan! Gut Glück! Sage dir gut Glück! Sind nicht allein hier, haben auch andere Gäste hier! Bringt die Sachen und Kisten an Land! Die Weiber werden trocknen, wir wollen auf die Jagd!«

»Asa, du träumst!« sagte ich. »Willst auf die Jagd? Doch nicht auf die Alligatorenjagd?«

»Keine Alligatoren, Nathan!« rief Asa herüber. »Squatters, so gut du sie je auf dem Ohio sahst! Squatters, die besten Squatters, die du je gesehen!«

Und wie wir das hörten, sprangen wir, um die Squatters zu sehen, und sahen sie und fingen ihrer wohl an die fünfhundert in weniger als einer Stunde, denn waren so zahm die armen Tiere, ließen sich wie junge Katzen fangen. Waren aber Eichhörnchen, wie sie zur Zeit der Bucheckern und Hickorynüsse oft zu Abertausenden den Ohio durchschwimmen, bis sie erschöpft am andern Ufer anlangen, waren Eichhörnchen diese Squatters, die sich vor den Fluten auf die Baumstämme gerettet hatten. Und waren so sehr abgemagert, daß es eine ziemliche Anzahl brauchte, um ein Mittagsmahl für zehn hungrige Magen zu liefern. Waren aber doch eine wahre Gottesgabe, obwohl wir viele Mühe hatten, unsern Herd da aufzuschlagen.

War überhaupt unser Hafen auf dieser verdammten Holzinsel einer, um den wir keinen Fiedelbogen gegeben hätten, wäre nur ein Quadratschuh trockenen Landes zu haben gewesen. Konnten nicht liegen, nicht stehen, nicht sitzen, von wegen des ewigen Herumbimmelns der Stämme in der Bucht. Kletterten wir auf einen obenan liegenden Burschen hinauf, so war zwei gegen eines zu wetten, daß sein Untermann nachgab und wir mit ihm ins Wasser kollerten.

Das Ersaufen brauchten wir nun zwar nicht zu befürchten, denn es gab Alligatoren um uns herum, denen wir es an den Augen ansahen, daß sie uns nicht bis auf den Grund kommen lassen würden. Hatten so nur auf uns achtzugeben, daß wir nicht ins Wasser plumpsten, hatten die Squatters abzuziehen und zu kochen und unsere Weiber zu halten, daß sie nicht beim Kochen ins Wasser rutschten, und hatten die Alligatoren abzuwehren, die wie Katzen um uns herumlagen und -schossen. Hatten alle Hände voll zu tun, hielten aber doch an vier Stunden aus.

»Hilft nichts!« schrie endlich Asa giftig. »Wir müssen von dieser verdammten Holzinsel weg, irgendwohin, wo unsere Schuhsohlen auf festem Land stehen, und wäre der Fleck nicht größer als ein Schubkarrenrad! Müssen fort, sonst erwachen wir morgen im Magen irgendeines Alligators! Sind gar zu hungrig, die schäbigen Kerle!«

Das war ein Fakt, und ließ sich nichts dagegen einwenden. Aber wie mit unserm lecken, halb geborstenen Flachboot, das zur Hälfte voll Wasser war, in den Strom hineinfahren? Hätte das Flachboot wie ein Spinngewebe zerrissen.

Asa wußte jedoch Rat. Hatte einen schmalen Kanal mitten durch die Holzinsel entdeckt, und dahin steuerten wir nun unseren Kurs. Freilich hatten wir mit unseren Stangen erst an fünfzig Stämme auf die Seite zu schaffen und zu arbeiten ärger als Neger. Hatten auch trotz dieser hündischen Arbeit nicht viel ausgerichtet, kaum eine halbe Meile zurückgelegt, als die Sonne unterging und stockfinstere Nacht hereinbrach. Aber eines hatten wir gewonnen, waren im Red River, der im Vergleich mit dem Mississippi ein ganz liebes Wässerlein ist, obwohl es der Teufel trinken mag.

Zündeten unsere Laterne an und hißten sie an einer Stange auf. Ruderten und schwitzten uns noch an die fünf Meilen hinauf, bis wir endlich Land mit unseren Widerhaken fühlen und greifen konnten. Da sprangen wir aus dem Boot heraus, warfen Sachen und Kisten und Truhen nach.

Unsere Männer sammelten dürres Holz zum Feuer, um die Moskitos, Alligatoren, Wölfe, Bären und derlei Gezücht in gehörigem Abstand zu halten. Asa riß mit den Widerhaken eine Last Tillandsea-Moos von den Bäumen, und in einer halben Stunde schliefen wir alle wie Ratten. Schliefen euch — in meinem Leben hatte ich noch nicht so gut geschlafen!

Und den folgenden Tag trockneten unsere Weiber ihre Wäsche und Sachen, und wir schöpften das Boot aus und zogen es ans Land und kalfaterten es wieder zusammen, so gut es ging. Als wir fertig mit allem — nahm uns drei Tage —, gingen wir wieder aufs Wasser.

Und fuhren den Red River hinauf, bis wo rechts der Black River einmündet. Da angekommen, fuhren wir noch eine Strecke aufwärts und dann in ein Bayou ein und in südlicher Richtung hinab. Das Bayou war ziemlich lang und wir ziemlich müde und auch hungrig. Denn unsere Mehlfässer ließen die Böden schauen, und unsere Schinken waren gar, und ein paar Dutzend Fische mit noch einem Kübel Welschkorn das einzige, das wir noch aufgestapelt. Hatten aber noch sieben Gallonen 1 Gallon = 3,785 Liter Magentrost, echten Monongehala, und er hielt uns Herzen und Nieren warm. Wohl, fanden endlich einen Fleck, wo wir landen konnten. War fester Boden, obwohl noch Zypressensumpf. Waren aber an Sümpfe gewöhnt, und für Hinterwäldler ist derlei Zypressensumpf gar kein übles Ding. Habt immer ein weiches Bett, trefft immer auf Tillandsea, das euch die Matratzen erspart.

Wohl, schafften also unsere Sachen und alles ans Land und stoppelten uns etwas weiter vom Sumpf eine Laubhütte zusammen, in die wir unsere Weiber einquartierten. Flechtenmoos, wie gesagt, gab es in Fülle. Es war die zweite Nacht seit acht Wochen, daß wir und unsere Frauen ruhig schliefen.

Den folgenden Tag machten wir uns zeitig auf die Beine. Waren zwei Dinge, die uns mächtig am Herzen lagen. Das erste war, Vorrat für unsere Mäuler zu schaffen. Das zweite, ein Stück Land zu finden, auf dem sich ein ehrbarer Squatter ruhig hinsetzen konnte ohne Furcht, von den Alligatoren zum Imbiß genommen oder vom Sheriff ein Haus weiter gewiesen zu werden. Waren müde des Herumziehens mit Weibern und Kindern, sahen auch, daß nichts dabei herauskommt. Ein rollender Stein, sagte der alte Benjamin Franklin, setzt kein Moos an. Wußten das, sahen auch, es war hohe Zeit — waren im August — unser Proviant ging zur Neige — mußten schauen, frischen Vorrat einzulegen.

Nahmen also unsere Äxte und Rifles und teilten uns in zwei Trupps ab. Den einen führte Asa, den andern ich. Und gingen, er in westlicher Richtung, ich in südlicher. Zwei der Männer blieben bei den Weibern, denn wir trafen schier mehr Spuren von Panthern, als in unserem Virginia von Gäulen und Rindern, War, wie gesagt, in südlicher Richtung vorgedrungen. Wenn ich euch sage, vorgedrungen, so müßt ihr darunter keine Lustreise verstehen, sondern ein wahrhaftes faktisches Buscheindringen, durch Zypressensümpfe, in denen es mehr Snapping-Turtles gab als hier Moskitos, und Akazien und Bohnenbäume und Schlingpflanzen mit Dornen ohne Maß und Ziel — hätten euch ohne Messer und Axt in Fetzen zerrissen — und Kongo- und Mokassinschlangen! Legte sich euch bei jedem Schritt ein Dutzend statt der Schuhriemen um die Knöchel!

Wohl! Drangen so tiefer und tiefer ein. Schossen auch zwei Bären, die wir ausweideten, und Righteous, mein Schwager, einer der Brüder Asas, schoß auch einen Welschhahn, den wir sogleich rupften und säuberten und spießten und brieten. Hatten ein paar Hände voll Welschkorn in der Jagdtasche und eine Kalebasse Magentrost, der uns trefflich zum Imbiß schmeckte.

Und nachdem wir uns so an Leib und Seele erquickt, vergruben wir einen Teil unserer Bärenbeute. Die besten Stücke mit dem Fett lud Righteous auf die Schultern und ging zurück zu den Weibern. Ich aber drang weiter in die Wildnis ein. Hatte einen Kompaß mit und wollte mir durchaus das Land besehen und womöglich einen Fleck ausfindig machen, auf dem sich ein ehrbarer Squatter niederhocken und seine Rolle Virginia-Kautabak bauen könnte.

Und wie ich so vordrang — war am vierten Tag — kam ich auf ein Hochland, oder wie wir es nennen, eine Rolling-Prärie, von der ich ringsherum einen Überblick hatte. Das Herz hüpfte mir vor Freude. War auch ein herrlicher Strich Landes, tüchtigen Landes, wie die Immergrüneichen im Hintergrund mir bewiesen und die Honeylocusts Honigakazien und Catalpas. Saht vor euch die Prärie, die wohl zehn Meilen vom westlichen Abhang gegen Norden hinauflief, rechterhand einen Wald von Cottonwoods und im Rücken wieder Wald. War dieser letztere Wald derselbe, den ihr vor den Augen habt. Alles hier war beisammen für hundert der schönsten Pflanzungen, die sich denken ließen, Tabak-, Baumwollen-, selbst Zuckerland und herrliches Wasser! Das Herz hüpfte mir vor Freude, mögt mir‘s glauben.

Sprang schier wie ein Kind von zehn Jahren auf dieser Anhöhe umher und kalkulierte in meinen Gedanken, wo sich wohl am besten unsere Häuser hinsetzen ließen. Kalkulierte so den ganzen Tag in der Gegend umher, sah mir alles an und kam in meinem Kalkulieren auch auf diesen Erdaufwurf oder Wall oder indianischen Grabhügel.

Sehe mir diesen Erdhügel an und überlege, wozu er wohl dienen könnte, und was die Leute wohl im Sinn hatten, als sie ihn so zusägten. Und wie ich so kalkuliere, fällt mir ein, daß die Rothäute da wohl eine ihrer Verschanzungen gehabt haben könnten, denn der Wald war auf sechzig Schritte herum ausgehauen, und daß wir ihn gleichfalls dazu gebrauchen könnten, wenn die Not es geböte.

Und sehe mir die Gegend weiter an und komme zu dem Sumpf und kalkuliere, daß der Sumpf, so arg ich Sümpfe sonst im Magen habe, ein glorioser Sumpf sei, und daß die Kreolen und Frenchers das Wasser nicht lieben. Und wie ich so kalkuliere, kommt mir ein tüchtiger Hirschbock in die Quere, der in der Zeit von zehn Sekunden kein Hirschbock mehr war.

Hielt das für ein gutes Zeichen, daß mir der Hirschbock gerade so in den Wurf kam. Hatte diesen Tag meine Mahlzeit ehrlich verdient und machte mich über den Hirsch her, zog ihm die Haut über den Rücken und zerlegte ihn und briet mir ein Stück, das mir für ein paar Tage dauern sollte. Dann legte ich mich nieder.

Und kehrte den folgenden Tag zurück, nachdem ich den Rest des Hirsches in Reisig gewickelt und aufgehängt hatte, so daß die Turkey-Buzzards ihm nichts anhaben konnten. Schoß auf dem Rückweg noch einen Bären, von dem ich den besten Teil mitnahm und das übrige vergrub, und kam nach sechs Tagen glücklich wieder am Bayou an.

Und sagte zu Asa:

»Asa, hab‘s ... hab‘s gefunden, was wir suchen! Hab‘ die Notion, in den ganzen alten Staaten gibt‘s kein so prächtiges Stück Land, wie ich dir in vier Tagen zeigen kann.«

»Hab‘ auch was gesehen«, sagte Asa, »will mir aber nicht recht gefallen, was ich gesehen. Kiefernwald mit leichtem Sandboden und Prärien mit schwarzem Lehmboden, auch Palmettofelder, aber kein Holz darauf, um eine Welschkornkrippe zu bauen.«

»Hab‘ gefunden, was wir brauchen, Mann!« rief ich. »Alles gefunden, was wir brauchen, und mehr als wir brauchen und unsere Kindeskinder dazu.«

»Aber ist das Land auch frei? Hast du auch geschaut? Keine Einschnitte in den Bäumen, kein Axtschlag?«

»Kein Einschnitt, kein Axtschlag zu sehen, so weit dich die Füße tragen! Ein Indian Mound, um den herum Gestrüpp, das ist alles. Muß, hab‘ die Notion, seit sechzig Jahren kein zweibeiniges Menschenkind den Fuß dahingesetzt haben.«

»Aber die Kreolen?« fragte Asa. »Weißt du auch, ob nicht die Kreolen ...? Vielleicht ist es Waldland, das einem Kreolen gehört?«

»Ist ein Sumpf da, und den haben die Kreolen nicht überschritten. Komm, Asa, sollst sehen, weißt, bin nicht blind in solchen Fällen. Ein gottlos prächtiger Sumpf, über den sich kein Kreole wagt!«

»Weiß, daß du einen Walnußboden von Kastanienland zu unterscheiden verstehst«, erwiderte Asa. »Können ebensogut unsere Hütte ein Haus weiter aufschlagen. Bären und Hirsche gäbe es zwar hier genug, haben bereits sieben Bären geschossen und ein halbes Dutzend Hirsche, und unsere Weiber wohl einhundert Pfund und darüber Bärenfett ausgekocht. Schau sie an, sehen aus wie Matrosen beim Tranauskochen in der Südsee!«

Und gingen nun zu den Weibern, die euch so aussahen, wie Asa sagte. Erzählte ihnen, was ich gesehen, und wie wir uns auf dem Lande niederlassen müßten. Und die Weiber überlegten nach ihrer Weise und wir auch. Und beschlossen wir, den folgenden Tag schon den Anfang zur Übersiedlung zu machen.

Asa und Righteous und zwei von den Weibern zogen mit mir in den Busch ab. Luden auf, was unsere Rücken tragen konnten, und kamen nach acht Tagen glücklich auf dem gelobten Land an. War aber ein Zug, hab‘ die Notion, die Israeliten haben in den vierzig Jahren ihres Wüstenlebens nicht so viel ausgestanden und gearbeitet wie wir in den acht Tagen.

Aber als Asa endlich das Land sah und herabschaute von der ersten rollenden Anhöhe und dann sich in die Prärie wandte und den herrlichen Baumbestand schaute, da jubelte er euch doch. War sonst kein gerade zum Jubel aufgelegter Mann, der Asa.

Aber jubelte und schrie:

»Nathan, das vergelte dir Gott! Du bist ein rechtes Sonntagskind! Hier wollen wir leben und sterben! Hab‘ in meinem Leben kein so herrliches Land gesehen!«

Und nahmen wir sonach unsere fünf Sinne zusammen und kalkulierten, wo sich wohl unsere Häuser am besten hinsetzen ließen. Und begannen Bäume zu fällen und Anstalten zu machen, ein Blockhaus zu bauen. Ich aber ging zurück, um die übrigen nachzubringen.

Wohl, Mann, brauchten zu dieser Übersiedlung volle drei Wochen. Und nahm drei Wochen mehr, ehe wir uns in unserem Blockhaus ruhig niederlegen konnten, ohne befürchten zu müssen, daß ein Rudel Wölfe oder eine Brut Panther uns ihre Besuche abstatteten. Aber nach diesen sechs Wochen waren wir fix und fertig.

War wohl kein Scherz, versichere euch, bei Jingo! Mußten Brücken und Flöße bauen, um unsere Sachen und Kisten und Weiber über die Bayous und Sümpfe zu bringen, und Wege öffnen durch Dickicht, Wälder und Schlingpflanzen! Kamen aber mit der Hilfe unserer Äxte doch zuletzt dahin, wo wir wollten.

2

Jetzt waren wir unter Dach und Fach, zwar nur in einem Hause, aber zu zwei anderen waren die Bäume auch bereits gefällt. Das Aufblocken war uns bloßes Kinderspiel, hatten sie in einer Woche beide aufgehißt, Schindeldächer darüber. Freilich hatten unsere Häuser weder Türen noch Fenster. Vor die viereckigen Öffnungen, in die sie mit der Zeit hineinkommen sollten, wurden einstweilen Wolldecken gehangen, aber reichere Leute als wir mußten sich oft knapper behelfen.

Waren mittlerweile tief in den Oktober hineingeraten. Wunderschöne Zeit in diesem unserm Land eben der Oktober und November mit seinem indianischen Sommer! Aber dauert doch nicht ewig der indianische Sommer, und handelte es sich darum, für zehn Mäuler den Winter hindurch etwas zum Zubeißen zu erlangen. Waren, wie gesagt, in der zweiten Hälfte des Oktobers, an eine Ernte war nicht mehr zu denken, wenn wir auch Saatkorn gehabt hätten. Niederlassung keine, auf hundert Meilen rings umher, und wenn auch eine gewesen wäre, so mangelte uns der Silberstoff.

»Was läßt sich tun, Nathan?« fragte mich Asa.

»Holla, Asa!« sagte Rachel, meine Schwester. »Fragst, was sich da tun läßt, wenn die Bären herumlaufen wie die Schafe im Kentucky-Territory Kentucky wurde 1792 als Staat in die Union aufgenommen und mehr Hirschböcke zu sehen sind als Opossums im Kentucky-Territory? Pfui, schäm dich!«

»Aber, Rachel«, sagte Asa, »du weißt, der Boden deiner beiden Mehlfässer ist schon seit Wochen so anschaulich, und wir können doch nicht immer Hirsche und Bären essen!«

»Aber es gibt Leute, die euch für einen Hirsch gern ein oder zwei Fässer Mehl verhandelten, und für ein Dutzend Töpfe mit Bärenfett ein paar Barrels Barrel in Louisiana = 90,7 kg Welschkorn. Weißt du das nicht, und nicht, wo diese Leute zu finden?«

»Du hast recht, Rachel!« sagte ich. »Wir ziehen auf die Jagd, Asa, und schießen noch ein halbes Dutzend Hirsche. Denn Bären und Hirsche gibt es allmächtig viel, mehr als im ganzen alten Virginia und im Territory Kentucky.«

Und gingen auf die Jagd, schossen den ersten Tag zwei Bären und drei Hirsche, weideten sie aus und trugen sie heim. Und unsere Weiber kochten und brieten das Bärenfett aus und trockneten Schinken. Und wir schossen weiter, bis wir ein volles Dutzend Bären und ein paar Dutzend Hirsche erlegt hatten, und als wir so weit gekommen, hielten wir ein. Denn die Gabe Gottes muß geschont werden.

Und während unsere Weiber kochten und brieten und Hirschziemer und Häute und Schinken trockneten, machten wir uns mit unseren Äxten hinüber aufs Bayou und zogen unsere alte Arche ans Land und kalfaterten sie wasserdicht. Als wir fertig, beluden wir sie mit den Hirschkeulen, Schinken, Bärenfett und Häuten und nahmen Abschied von den Weibern. Nur Righteous blieb zurück, wir fünf machten uns auf den Weg.

Fuhren das Bayou hinauf in den Red River ein, dann den Mississippi hinab, der wieder vernünftig geworden war. Und war, hab‘ ich die Notion, hohe Zeit für uns, denn auch das Whiskyfaß begann hohl zu klingen. War die letzten Wochen unsere Ration pro Mann kaum mehr als ein Gill 0,14 Liter gewesen, und wo der Magentrost fehlt, da regen sich die Hände nicht gern. Und verlangte uns sehr, wieder einmal einen erquicklichen Schluck dieses Magentrostes zu nehmen.

Ruderten als frisch darauflos in den Mississippi ein und hielten nirgends an, bis wir an die Levee von New Orleans kamen, wo sie uns nach unseren Papieren fragten. Sagten aber, wir kämen vom Ohio, aus dem Territory Kentucky. Was auch wahr war, denn wir kamen daher. Wäre aber gar nicht gekommen, wenn der Sheriff uns nicht ein Haus weiter gewiesen. Was uns giftig verdrossen, und weshalb wir auf den Mississippi gegangen und nach Louisiana herabgekommen. Was wir aber, wie ihr leicht ermessen könnt, in New Orleans wohlweislich für uns behielten.

Asa wußte in der Stadt zum Glück Bescheid und schob dem glatzköpfigen Hafenaufseher ein paar Dutzend Bärentatzen in die Hand. Dieser drückte ein Auge zu, und wir verkauften an dreihundert Pfund Bärenfett, das Pfund zu einem halben Dollar, und die Hirschziemer und Rücken und die Felle so gut, als wir sie anbringen konnten. Und schier an dreihundert Dollar in der Tasche zogen wir den Baton Rouge hinauf. Unser Boot verhandelten wir für zwei Dollar.

In Baton Rouge riefen wir ein Flachboot an, das mit Mehl, Whisky und anderen Sachen den Mississippi herab kam, und dieses sagte uns, ein Kielboot käme nach, mit dem wir einen Bargain — einen vorteilhaften Handel — machen könnten.

Und kam das Kielboot richtig hinterdrein. Erhandelten uns ein Dutzend Welschkorn- und ein halbes Dutzend Mehl- und Whiskyfässer mit allerhand anderen Dingen und kauften dazu das Kielboot, das seine übrige Ladung auf das Flachboot überlud. Waren unsere Landsleute, denen wir sagten, sie sollten die Unsrigen am Salt River Fluß in Kentucky grüßen. Und sprangen in das Kielboot, gerade als die spanischen Zollbeamten herbeikamen, und ehe sie ihre Worte an den Mann gebracht, waren wir in der Mitte des Stromes und dem Gesindel aus den Augen.

Hatten aber höllische Arbeit, das Kielboot den Strom hinauf und in den Red River hineinzubringen. Sage euch, höllische Arbeit, kamen aber endlich doch hinein und fuhren hinauf, bis wo der Black River sein laugenfarbiges Wasser in den kaffeebraunen Red River eingießt. Und fuhren in das Bayou ein, und Asa, James und Bill nahmen die erste Ladung und machten sich auf den Weg, und Jonas und ich blieben als Wache zurück.

Und hatten volle vierzehn Tage zu tun, bis wir die Fässer und Sachen und alles an Ort und Stelle gebracht hatten. Das Kielboot schleppten wir ans Land, kehrten es um, bedeckten es mit Reisig, um es für künftige Fälle wieder zu haben.

Könntet fragen, warum wir uns nicht den größten Teil der Mühe erspart und die Lebensmittel von Natchitoches Stadt im nordwestlichen Louisiana, am Red River aufwärts herab bezogen haben. Sage euch, würdet nicht viele Dollars für eine ganze Wagenladung Bärenfett in Natchitoches bekommen! Hieße das Porter nach England einführen oder Claret nach Frankreich. Haben da selber Bären die Menge. Und dann war es uns auch nicht darum zu tun, den französischen und spanischen Spürhunden auf die Nasen zu binden, daß wir uns in ihrer Nähe niedergehockt und ihnen ihre eigenen Bären und Hirsche zu Markte brächten.

Seid klug wie die Schlangen, ist ein nicht zu verachtender Rat, sage ich euch, Mann! Obwohl ich eben nicht viel von der Schlangenklugheit halte. Ei, Hundsklugheit, das ist etwas anderes ... aber wollen weiter!

Waren also für den Winter versorgt und wohnten zu zwei Familien in einem Hause. Hätten gern noch die drei Blockhäuser aufgerichtet, so daß jede Familie ihren eigenen Verschluß gehabt. Lieben wir Amerikaner unsern eigenen Verschluß, wißt unser Sprichwort: unser Haus ist unser Schloß! Mußten aber an das Lichten und Urbarmachen der Felder denken, und das war keine Kleinigkeit. Denn wir hatten auch nicht einen einzigen Pferdehuf, zwei Pflüge wohl und Zubehör, aber die Pferde fehlten.

Wohl, lichteten die Felder, und Asa und ich nahmen unsere Rifles und wollten im Lande umherspähen, ob wir nicht ein paar Gäule und auch Kühe auftreiben könnten. Denn ohne Gäule, das sahen wir wohl, ließ sich nichts machen. Kühe waren uns drei Stück vonnöten, und hatten noch fünfzig Dollar von den dreihundert, die wir in New Orleans gelöst. Und zogen wohl an die fünfzig Meilen im Umkreis herum, trafen aber auf keine Pflanzung, wie wir sie wollten, und kehrten zurück, hatten aber ein paar Bären und Hirsche geschossen.

Und richteten unsere Felder zurecht, bis auf das Umpflügen. Rodeten nämlich die kleineren Bäume mit dem Unterholz aus und ringelten die größeren, indem wir mit der Axt einen zwei bis drei Zoll tiefen Ring einhauten. Sterben dann ab, diese Bäume, worauf der Samen zwischen die Stämme gesät wird. Richteten so zehn Acker Wald zum Welschkorn zu und sechs zum Tabakbau, alles fix und fertig bis auf das Pflügen. Und fingen bereits unsere Weiber und Männer an, den Boden zu hacken, was unter allen Arbeiten eine ist, die wir Hinterwäldler am wenigsten vertragen. Stumpft euch Leib und Geist gleich ab, wenn ihr so Tag für Tag nichts als Schollen aufhackt. Konnte es nie leiden, ist auch nur für Neger und weiße Sklaven.

Hatten so ein paar Acker gehackt und ein Stück wahre Negerarbeit vollbracht, und waren gerade wieder im Feld, als wir auf einmal Pferdegetrampel hören. Vier Reiter kommen die Prärie herangesprengt. Wie sie uns ersehen, halten sie nicht wenig verwundert an und parlieren miteinander. Hatten auch ein paar tüchtige Wolfs- und Hühnerhunde mit.

Und sagte Asa: »Das wäre jetzt eine herrliche Gelegenheit, ein paar Gäule zu erhandeln, und will schauen, ob sich nicht ein Geschäft machen läßt.«

Und trat Asa an sie heran und grüßte sie — denn Asa hatte im Revolutionskrieg unter Lafayette Der französische Marquis de Lafayette (1757 — 1834) kämpfte 1777/81 als General in Amerika gedient — und fragte sie, ob sie nicht absteigen und einkehren wollten.

Und wie Asa so fragte, nahmen wir unsere Rifles, die wir an die Baumstämme angelehnt hatten, zur Hand. Denn ihr wißt, Hinterwäldler dürfen ihre Rifles nie weit von sich haben, sind ihre getreuesten Freunde, ihre Rifles, nebst einer guten Hand und einem scharfen Auge.

Und wie die Kreolen unsere Rifles sahen, gaben sie ihren Pferden die Sporen, waren so erschreckt!

»Fürchtet nichts!« sagte Asa. »Seid unter friedlichen Leuten! Haben die Rifles zur Hand gegen Bären, Wölfe und Rothäute, aber nicht gegen Christenmenschen.«

Beruhigten sie diese Worte augenscheinlich, und sie galoppierten wieder näher an uns heran. Wir setzten unsere Rifles nieder, und sie stiegen ab und traten in Asas Haus.

Und sahen sich zuerst um, nicht wenig verwundert, wie es schien, Asa setzte ihnen eine Flasche mit trefflichem Monongehala auf, und als sie diesen versucht, wurde ihnen auf einmal das Herz leicht.

Und Rachel briet einen Hirschziemer und wohl auch zwei, und wir luden die Jäger zum Essen, was sie auch annahmen. Und während des Essens fragte sie Asa, ob sie nicht Lust hätten, ein paar ihrer Gäule für blanke spanische Dollar auszutauschen.

Bei der Erwähnung der spanischen Dollar leuchteten ihre Augen vor Freude. Denn Geld war damals und ist noch ein seltener Artikel im Lande. Sie fragten, wie viele Dollar Asa wohl für einen Gaul gäbe.

»Für den Braunen, den Sie reiten«, sagte Asa zu dem Vordermann, »zwanzig Dollar, für den Braunen mit dem weißen Fuß fünfzehn.«

Und parlierten die Franzosen ihr Kauderwelsch und sagten endlich, Asa solle die beiden Gäule für vierzig Dollar haben.

»Fünfunddreißig!« sagte Asa. »Keinen Picaillon mehr!«

»Also fünfunddreißig!« sagten die Spanier oder Franzosen, was sie waren, hab‘ aber die Notion, sie waren beides, denn sie parlierten in beiden Sprachen.

Sie wollten das Geld aufgezählt haben, ehe sie die Gäule gäben, was wir aber wieder nicht wollten.

»Müssen zuerst die Gäule haben!« sagten wir und gingen hinaus.

Draußen wollte der erste den Braunen nicht geben, was uns böse machte. Endlich, als sie Ernst sahen, nahmen sie das Geld. Wir sahen aber, daß sie nicht die Leute waren, mit denen ein anständiger Mann gern einen Handel schließt.

Sie gingen wieder zurück mit uns in die Stube, um den Kauf, wie sie sagten, durch eine Buddel Tafia zu besiegeln. Tranken eine Buddel, und mehrere folgten nach, bis sie schier nicht mehr stehen konnten. Gaben uns mit lallenden Zungen nun zu verstehen, wie sie es eben nicht sonderlich gerne sähen, daß wir uns hier eingenistet.

Es würden der Jäger zu viele.

Sagten ihnen, gäbe der Jäger nimmer zu viele. Die Bären, Wölfe und Panther und Hirsche obendrein, je eher sie verschwänden, desto besser sei es für das Land. Sei nicht zu Jagdgründen geschaffen das Land, sondern um Baumwolle, Zucker und Welschkorn zu geben. Das sei das Wahre.

Murmelten aber untereinander etwas in ihrem französisch-spanischen Kauderwelsch und brummten, als sie zu zweien auf einem Gaul abtrollten, sie würden uns bald wiedersehen.

»Hört, Männer!« sagte Asa, der ihnen kopfschüttelnd nachsah. »Das sind sogenannte Kreolen, das heißt ein Drittel Spanier, ein Drittel Franzosen und der Rest Indianerblut. Haben alle die Tücken der drei Nationen. Gebt acht, sie bringen uns eine Teufelei hinterdrein.«

»Aber was sollten sie uns für eine Teufelei bringen?« fragte Rachel.

»Das weiß ich noch nicht. Doch so gewiß es Sheriffs gibt in den Staaten, so gibt es auch hier solche Landplagen, obwohl sie andere Namen haben mögen.«

»Aber wenn nun unser Land keinem zu eigen ist, und wir zuerst unsere Hütte darauf aufgeschlagen?«

»So gehört es von Rechts wegen uns«, sagte Asa. »Aber mir munkelt etwas. Gib acht, die bringen nichts Gutes!«

»Wohl!« sagte ich. »Und bringen sie nichts Gutes, so holen sie sich auch nichts Gutes. Können auch böse sein, wir, sage ich, Asa! Giftig wie Kongoschlangen! Fürchte mich nicht vor zehn solcher Kreolen. Hab‘ es wohl gesehen und mit meinen eigenen Ohren gehört, daß sie schäbige Kerle sind, die ihr Wort so wenig in Ehren halten wie unsere Neger oben in Kentucky. Haben aber nun die Gäule und können unsere Felder staatsmäßig herrichten!«

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
460 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain

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