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Kitabı oku: «Das blutige Blockhaus», sayfa 21

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Diese Worte waren mit einer Würde gesprochen, einem Ton abgebrochen, so vorwurfsvoll und zugleich gebietend, daß er die zehn Squatters zum gänzlichen Schweigen brachte.

»Seid angekommen in ...?« fragte Nathan mich weiter.

»New Orleans! Vor beiläufig zwei Monaten, um eine Schenkung in Besitz zu nehmen.«

»Weiter, Colonel!« ermunterte Nathan. »Weiter, Colonel Vignerolles! Scheuen Sie sich nicht, Ihre Geschichte, insofern sie Ihre Reiseabenteuer in diesem Land betrifft, zu erzählen. Sind ein Waffengefährte Lafayettes und Sie haben nichts von Amerikanern zu befürchten.«

»Gingen am Tag nach unserer Ankunft von New Orleans ab«, fuhr ich fort. »In einem Boot, das einen gewissen Balot zum Patron hatte.«

Nathan nickte.

»Wissen Sie etwas von diesem Balot?« fragte ich. »Wissen Sie von diesem Balot?« schrien Hauterouge und Ducalle und Lassalle und Amadee hinterdrein. »Wissen Sie von dem Halunken?«

»Still, Fremdlinge! Unterbrecht nicht den Bericht des Colonel, werdet bald hören, was wir wissen wollen. Ihr fuhrt also mit Balot?«

»Fuhren mit ihm den Mississippi hinauf, wo der Schurke das Umschlagen eines Kahnes veranlaßte, das drei Menschen das Leben kostete.«

»Drei Menschen das Leben kostete?« riefen wieder mehrere Squatters. »Laßt hören! Wie war das?«

»War auf dem Mississippi, Männer! Geht uns nichts an!« fiel Nathan trocken ein. »Geht den Spanier an, nicht uns! Könnt es euch später erzählen lassen, wenn der Colonel so gut sein will, es zu tun.«

»Fuhren in das Bayou Plaquemine ein«, berichtete ich weiter. »Dort rannte uns der Kerl an einen Baumstamm an und ließ uns sitzen, indem er sich mit seiner Bande und einem Ballen unserer Güter davonmachte.«

Die Squatters sahen sich an und lächelten.

»Mit einem Ballen eurer Warengüter? Hatte wohl eine Aufschrift dieser Ballen? Und wißt ihr vielleicht, was er enthielt?«

»Hatte meine Aufschrift und enthielt Nankings, Musselin, Leinen und einige Seiden- und Kamelottstoffe.«

»Richtig!« bejahte Nathan und wandte sich an die Squatters. »Männer, kann kein Zweifel mehr obwalten. Dieser Fremdling ist der rechtmäßige Besitzer des Güterballens. Hat jedoch einer von euch Einrede dagegen zu tun, so tu er es! Nenne Ursache und Grund, warum der Güterballen nicht ausgeliefert werde!«

Keiner regte sich.

»Fremdling oder vielmehr Colonel Vignerolles!« hob Nathan wieder an. »Da ihr euer Eigentumsrecht erwiesen, so setze ich euch hiermit in Besitz eures Eigentums.«

Mit diesen Worten deutete er auf einen mit Stroh überdeckten Ballen, auf dem einer der Squatter Platz genommen. Wir erkannten ihn als den meinen. Ich war nicht wenig überrascht.

»Nehmt euer Eigentum!« wandte sich Nathan an mich. »Und seid künftighin vorsichtiger, ehe ihr euch fremden Leuten auf einer Mississippifahrt anvertraut! Hat mancher da sein unbezahltes und ungerächtes Grab gefunden unter solchen Händen, wie die waren, die euch gerudert. Seid künftig vorsichtiger in solchen Fällen und auch vorsichtiger, ehe ihr ein Urteil fällt über Amerikaner! Habt hart geurteilt, weil wir diesen Balot gezüchtigt.«

»Wie? Also Balot war es, den ihr heute geteert und befiedert?« rief ich mehr und mehr überrascht.

»Ja, Balot war es, den wir gezüchtigt und geteert und befiedert, und also gezüchtigt, geteert und befiedert über unsere Grenze gebracht nach alter Squatterweise. Hat euch nicht gefallen unsere Squatterweise, sah es. Haben weder Gerichtsgebäude, Gerichtsbank noch Advokaten, kalkuliere aber, kann Gerechtigkeit gepflegt werden auch ohne Gerichtsgebäude, Perücken oder Richterstuhl, ohne die der Brite vor der Revolution nichts tun konnte. Seht, daß wir Gerechtigkeit gepflegt ohne Sheriffs, Constables und Galgen, ei, und so wirksam wie oben in den Staaten, und brauchten nicht mal dem Advokaten Gebühren zu bezahlen. Hätten ihn dort oben aufgeknüpft, den Bösewicht, wir haben ihm bloß neununddreißig aufgemessen, vielleicht ein Dutzend darüber, mag sein, haben es nicht so genau genommen. Aber Teer und Federn werden ihm die Haut schon wieder heilen.«

Von all diesem verstanden Hauterouge und Ducalle wenig oder nichts. Alle ihre Gedanken waren nur auf Balot gerichtet.

»Was ist mit Balot? Was gibt es? Was war das?« fragten beide ungestüm.

Wir erklärten ihnen mit wenigen Worten, was am Morgen vorgefallen.

»Also ihr habt Balot gezüchtigt?« riefen sie im Jubel befriedigter Rache.

»Ei, so haben wir! Wird noch nach Jahren an Asas Niederlassung denken, kalkulieren wir.«

Das Frohlocken unserer beiden Freunde wurde so ungestüm, sie rissen uns zum Tor hinaus und stürmten auf uns ein, um nur so schnell wie möglich den ganzen Vorgang mit Balot zu hören. Wir mußten erzählen, die Art und Weise des Teerens, Befiederns beschreiben, die wilde Jagd. Sie sprangen, schrien, jauchzten ärger als die Squatterbrut. Wer sie so gesehen, hätte sie füglich für eine Truppe junger wilder Squatters nehmen mögen.

Wir hatten in dem Augenblick ganz die Gemeindeversammlung vergessen. Lecain, der mit seiner Ehehälfte an uns herangestiegen und getrippelt kam, schaute und starrte. Die beiden mochten schöne Dinge von uns denken.

»Mon Dieu! Bon ciel! O mon colonel! Quel plaisir!« So riefen sie wohl mehrere Minuten.

Wir wußten nicht, was sie wollten.

»Wer zum Teufel sind diese Käuze?« fragten Hauterouge und Ducalle.

»Bon Dieu! O ciel! Herr Graf!« brachen sie endlich beide auf einmal los. »Die Schenkung! Die Schenkung!

Sie kommt in die Hände der Amerikaner! Bieten Sie auf die Schenkung!«

»Auf die Schenkung bieten? Was fällt Ihnen ein, Alter?«

»Auf die Schenkung bieten! Squatter werden!« lachte Hauterouge.

»Dreihundertfünfzig!« rief jetzt eine starke Stimme im Gemeindehaus, begleitet von einem Hammerschlag.

»Dreihundertfünfzig!« wiederholte der Ausrufer. »Für eintausend Acker des besten, schönsten Landes in den Attatapas und Opelousas, vom Crocodille bewässert, eine Wasserkraft, die das ganze Jahr zehn Mühlen treiben kann, mit dem Atchafalaya und so mit dem Mississippi zu jeder Jahreszeit in Verbindung! Das schönste Zuckerland mit Baulichkeiten, einem zweistöckigen Haus und einem Kramladen ...«

»Dreihunderteinundfünfzig Dollar!« rief ein Squatter.

»Dreihunderteinundfünfzig sind geboten!« fiel der Ausrufer ein. »Dreihunderteinundfünfzig Dollar für das schönste Zuckerland...«

Mir kam jetzt der Gedanke in den Sinn, dieses Land zu ersteigern — so plötzlich, so unwiderstehlich! Der Entschluß stand auf einmal fest. Ich sprang zu dem Tor vor und rief in das Haus hinein:

»Vierhundert!«

»Colonel! Was fällt dir ein?« schrien Hauterouge und Lassalle.

Die Squatters schauten, starrten. Nathan streckte sich vor wie einer, der seinen eigenen Ohren nicht traut. Aber das Wort war heraus.

»Vierhundertzehn Dollar!« schrie Major Gale.

»Fünfhundert!« rief ich.

»Fünfhundert!« rief mir der Ausrufer nach. »Fünfhundert vom französischen Colonel geboten! Kommt der Acker nicht höher als einen halben Dollar, ist unter Brüdern zweihundert wert. Fünfhundert sind geboten! Fünfhundert das erste Mal!«

»Fünfhundertundfünfzig!« schrie der Major.

»Tausend!« fiel ich ein.

Die tausend wirkten wie ein Donnerschlag auf die Squatters. Nathan stierte uns an, sein Hals verlängerte sich. Aber es schien nicht Unwille, was sich in seinen Zügen malte, im Gegenteil etwas wie Zufriedenheit schien in ihm aufzudämmern.

»Tausend sind geboten!« schrie der Ausrufer. »Wer gibt mehr? Das schönste Land im ganzen Westen, frei vom Fieber, mit einem laufenden Gewässer, das schönste Bauholz keine zehn Meilen davon, Magnolienland, herrlicher Boden, Verbindung mit New Orleans!«

Keine Antwort. Die tausend hatten alle eingeschüchtert.

»Tausend das zweite Mal! Prachtvolles Land! Keiner mehr?«

Stille.

»Tausend das ... keiner mehr? Herrliches Land, immerwährende Wasserverbindung! Ist unter Brüdern zehntausend wert! Tausend das ... dritte Mal!«

Der Hammer schlug nieder.

»Der französische Colonel, den Gott verdammen möge«, murmelte der Ausrufer und rief dann laut: » ... ist Besitzer des Landes, vorausgesetzt, daß er seine Zahlungsfähigkeit erweisen kann.«

»Ist kein Zweifel wegen Zahlungsfähigkeit!« schob sich Lecain nunmehr vor. »Kein Zweifel, Schentelmen! Ihr bekommt einen Herrn zum Nachbarn, den der Gouverneur und der Leutnant-Gouverneur mit eigenen Handschreiben beehrt, und der ein großer Seigneur ist, ein Mylord, wie ihr sagt, und der ...«

Er zuckte und stockte, der gute Lecain, in seiner Rede. Denn die finsteren Gesichter der einen und spöttisch verachtungsvolles Lächeln der anderen belehrten den guten Mann, daß seine Überredungsgabe einen üblen Eindruck hervorgebracht. Sie wandten ihm und uns den Rücken, ohne ein Wort zu erwidern. Ich sah die dringende Notwendigkeit, den üblen Eindruck zu beseitigen, den des alten Kriegskameraden Äußerung hervorgebracht hatte.

»Vergebung, Männer!« fiel ich ein. »Ich hoffe, wir werden miteinander zufrieden sein, und ich gratuliere mir, so solide Männer, die nach Prinzipien handeln, zu Nachbarn zu bekommen.«

»Wünsche es, hoffe es, Colonel!« versetzte Nathan trocken. »Wird gut für Sie sein, wenn Sie ein guter Nachbar sind, und schlimm, nehmen Sie mein Wort darauf, wenn Sie ein schlimmer sind! Stehen bei unserm Recht und bleiben dabei stehen, und daß wir dabei stehen bleiben, sehen Sie aus dem, daß wir ihnen gleiches Recht geben, und nicht mehr noch weniger. Wird wohl für Sie sein, wenn Sie sich nicht mehr herausnehmen! Lieber wäre es uns freilich gewesen, Sie schlügen Ihre Hütte um ein Haus weiter auf. Dürfte besser für Sie und für uns sein, Sie täten das! Aber sollen Ihr Recht haben, wenn Sie darauf bestehen, und kein Jota mehr! Und wird Ihnen Ihr Gouverneur und Leutnant-Gouverneur zu keinem Jota mehr verhelfen, verlassen Sie sich darauf!«

Mit diesen Worten wandte er sich von uns, die wir uns eilig genug ins Freie zurückzogen.

2

Hauterouge und Lassalle brachen in ein schallendes Gelächter aus, als wir wieder draußen vor der Niederlage waren.

»Eine Abfertigung so bündig, so deutlich, der Mann ist zum Herrscher geboren!« schrie lachend Hauterouge.

»In der Tat nette, liebe Leute!« fiel Ducalle ein.

»Herrliche Aussichten für eine angenehme Nachbarschaft, Vignerolles!« spottete Hauterouge.

»Zur Abwechslung das Vergnügen des Teerens und Befiederns!« fügte Lassalle bei.

»Und neununddreißig und damit Holla!« lachte ich.

Und alle lachten wir wieder aus vollem Halse. Aber obwohl ich mitlachte, ärgerte mich die schier zu unverblümte Geradheit des alten Nathan, und das um so mehr, als ich zu meinen Freunden in Ausdrücken über ihn gesprochen, die ihnen, und besonders Ducalle, ein wenig überspannt klangen und in starkem Widerspruch zu meiner noch vor kurzem so unverhohlen geäußerten Abneigung standen. Aber die Debatten der Gemeindeversammlung und die Festigkeit, mit der Nathan seine Grundsätze gegen die schwierigen Squatters gerechtfertigt, hatten mir die Größe seines Geistes in so schimmernden Farben vor die Augen gerückt, mein empfängliches Gemüt war ordentlich geblendet.

Nur schien es mir jetzt auch wieder an der Zeit, ein wenig mehr Ernst zu zeigen und die einigermaßen klägliche Rolle, die wir gegenüber dem Eisenkopf gespielt hatten und noch spielten, eindrucksvoller werden zu lassen. Als verirrte, verlorene Findlinge der Wildnis hatten wir uns die rücksichtslose Sprache der Squatters gefallen lassen müssen. Aber jetzt, wo wir zu vieren waren; in Gegenwart unserer Diener und eines ganzen Gefolges von Akadiern, deuchte es mir allerdings passend, in unserem Land auch einen anderen Ton, und zwar den Ton von Leuten, die zu Hause sind, anzunehmen. Ein festes Auftreten konnte und mußte Nathan und den Seinigen zeigen, daß wir nicht die Leute waren, die sich in ihrem eigenen Lande als hergelaufene Fremdlinge behandeln ließen.

Was wir gehört hatten, rechtfertigte eine ernste Sprache. Bereits in den Attacapas hatten wir von den mannigfaltigen Versuchen der amerikanischen Regierung vernommen, in Louisiana festen Fuß zu fassen, und von geheimen Agenten, die das Land und die westlich gelegenen spanischen Provinzen in allen Richtungen durchkreuzten. Mehrere dieser Agenten, darunter ein gewisser Ingenieur Stille, waren namentlich verzeichnet. Es hatten Expeditionen den Missouri und den Red River hinauf stattgefunden. Zweifellos war auch Major Gale eines dieser geheimen Werkzeuge, dazu bestimmt, die verschiedenen Niederlassungen der eingeschlichenen Amerikaner nach den Plänen seiner Regierung zu lenken. Daß hier Klugheit und Wachsamkeit, verbunden mit der nötigen Festigkeit und militärischen Kenntnis und unterstützt von der Regierung, vieles verhindern könnte, war keinem Zweifel unterworfen.

Ich rief meinen Freunden die Äußerungen der Squatters ins Gedächtnis zurück, die mich zum Teil auch bewogen hatten, an der Versteigerung teilzunehmen. Sie erkannten die Gefahr und stimmten meiner Ansicht bei. Wir kamen überein, die Niederlassung sogleich zu verlassen und nach Hause und von da nach der Hauptstadt zu eilen, wo ich mit dem Gouverneur sprechen und weitere Maßregeln nehmen wollte.

Mit diesem Entschluß kehrten wir in das Blockhaus Nathans zurück. Unsere Pferde waren während der Gemeindeversammlung von Joe eingebracht und eingestellt worden. Wir befahlen Amadée, sie füttern zu lassen, dieweil wir uns aus unserm Squatteranzug austun und Vorkehrungen zu unserer Abreise treffen wollten.

In einer Stunde waren wir zum Aufbruch gerüstet. Ich hatte zwei Stücke Merinos, zu Sommeranzügen für mich bestimmt, aus dem Ballen genommen, um sie den Misses Elisabeth und Mary für die beschlagnahmten Petticoats zu schenken. Als wir den Porch betraten, der zur Stube führte, kamen uns Nathan und Gale entgegen.

Der Alte schien uns nicht zu bemerken. Allein der Major hatte uns kaum erblickt, als er mit einer Zuvorkommenheit auf uns zueilte, die gegen sein früheres steifstarres Wesen sehr abstach. Auch sein Benehmen, früher würdevoll-kleinlich, hatte jetzt etwas Entschiedenes, Soldatisches. Er trat mit einer leichten Verbeugung auf uns zu und gab uns sein Vergnügen zu erkennen, die Bekanntschaft so ausgezeichneter Offiziere machen zu können.

Wir erwiderten natürlich die Artigkeit, obgleich nicht mit unserer gewöhnlichen Wärme. Er schien dieses zu bemerken und erklärte sein Bedauern, daß er nicht bei unserm ersten Zusammentreffen uns aus unserm Inkognito herausgefunden und so einem gewissen Mißtrauen Raum gegeben habe, das aber natürlich sei in einem Land, wo kein Bartscherer, kein Krämer aus dem schönen Frankreich ankomme, ohne da ein paar Hofchargen oder Grafschaften zurückgelassen zu haben.

Hauterouge versetzte trocken, das Inkognitospielen sei nun schon einmal Mode geworden. Einige gäben sich für mehr aus, als sie wären, andere für weniger. Der Major wandte sich befremdet ab. Um der Unterhaltung, die ernst zu werden und zu unangenehmen Erörterungen zu führen drohte, eine andere Wendung zu geben, bedauerte ich, daß wir nicht länger die Ehre seiner Gegenwart haben könnten, indem wir im Begriff ständen abzureisen.

Ich eröffnete dann Nathan, es sei nun an der Zeit, ihm für seine Gastfreundschaft zu danken und uns wieder auf den Heimweg zu machen.

»Seid willkommen zum Bleiben!« versetzte er. »Wenn ihr aber gehen wollt, können wir euch nicht aufhalten.«

»Die Art und Weise, wie Sie sich gegen uns und überhaupt benommen haben, verdient unsere volle Anerkennung und zeugt von einem Charakter, der fest auf seinem Grundsatz beharrt«, fuhr ich in einem etwas höheren Ton fort. »Fahren Sie fort auf diesem Weg, und wenn wir uns wiedersehen, wie ich erwarte, so hoffe ich, unser Zusammentreffen wird ebenso freundlich sein.«

»Hoffe es gleichfalls«, entgegnete Nathan gelassen. »Hoffe es, obwohl aufrichtig gesagt ich der Notion bin, Sie hätten besser getan, sich ein Haus weiter zu machen. Haben aber den Grundsatz angenommen, und soll der Grundsatz Ihnen zum Besten kommen, obwohl er für uns unangenehme Folgen haben kann.«

»Wie verstehen Sie dies?« fragte ich.

Ich begriff des Alten Meinung wohl, wollte ihn sich aber deutlicher aussprechen lassen.

»Sie haben uns da mit Ihrem Kauf einen kleinen Streich gespielt, einen kleinen Franzosenstreich. Sind aber in Ihrem Recht, haben so gut das Recht zu ersteigern wie einer von uns, obwohl ich nicht recht weiß, wo es hinaus will.«

»Kalkuliere so«, versetzte ich ironisch. »Wollte eben wegen dieses Kaufes mit Ihnen reden. Wollte Sie fragen, ob Sie den Güterballen, der tausend Livres im Fabrikpreise kostet, hier aber fünftausend wert ist, einstweilen als Bürgschaft annehmen?«

»Sie können einen Wechsel ausstellen und den Ballen für den Fall als Einsatz lassen, daß Ihr Wechsel nicht akzeptiert wird«, versetzte Nathan trocken.

»So sei es! Will Ihnen einen Wechsel auf Ihren Kommissionär ausstellen und hoffe, wenn ich zurückkomme, das Geld in Ihren Händen und in Ihnen einen guten Nachbarn zu finden.«

»Das wird auf Sie ankommen, obwohl die Nachbarschaft mit Ihren Landsleuten bisher nicht die erfreulichste war. Sie sind aber in Ihrem Recht, und soll Ihnen Ihr Recht verbleiben, werden aber auch darauf sehen, daß wir in unserm bleiben. Sind einen Aufhetzer und Zwischenträger los geworden, hoffe nicht...« Nathan hielt inne.

»Hoffe nicht«, ergänzte ich, »daß ein ärgerer dafür einkehrt. Nicht wahr, Nathan?«

Nathan sah mich mit einem Blick an, der zwar nicht beistimmte, aber zweifelhaft schien. Hauterouge und Ducalle begannen ungeduldig zu werden.

»Wollte das nicht sagen, Colonel!« versetzte Nathan. »Wollte sagen: hoffe nicht, daß wir mit Ihnen ebenso fahren werden.«

»Wollen aufrichtig sein, Mister Strong! Aufrichtig, wie es Männern wohl ansteht!« Ich bemühte mich, so gut wie ich es vermochte, seine Sprache wiederzugeben. »Sie sehen hier Männer von Stand vor sich, Männer, die bei dem bloßen Gedanken an das, was Ihr Blick nun verriet, Ihnen die Sporen in die Flanken setzen würden, um mich eines Ihrer Ausdrücke zu bedienen. Habe meinem angeborenen Monarchen treu seit zehn Jahren gedient, aber nicht in der Rolle, auf die Sie hingedeutet. Verbieten mein Stand und Rang eine solche Rolle, die dem Syndikus zusagen mochte, aber einem Kavalier und Colonel schwerlich je zugemutet werden dürfte. Würde es aber — gestehe ich aufrichtig — noch für weit unrechtlicher halten still zu schweigen, wenn gewisse Pläne und Vorhaben in Anregung gebracht werden sollten, mit denen die Ohren treugesinnter Männer wenigstens in Louisiana, kalkuliere ich, verschont werden sollten.«

»Welche Pläne und Vorhaben meinen Sie?« fragte Nathan aufmerksam.

»Ich sollte glauben, es wäre nicht nötig, Sie darauf hinzuweisen«, fiel Hauterouge heftig ein. »Denn sie verraten sich in jedem Ihrer Worte nur zu deutlich für treugesinnte Ohren.«

»Ah, sind Amerikaner!« versetzte Nathan lächelnd. »Sind Amerikaner, und will heraus und macht sich Luft ihre Bürgerstimmung. Verstehe jetzt, was Sie meinen.«

Diese Worte waren an Hauterouge gerichtet, jetzt wandte er sich an Gale und fuhr fort:

»Stehe Ihnen dafür, sind bei alledem tüchtige Jungens, die nicht mehr darum geben würden, mit einem ganzen Regiment Dons anzubinden, als auf eine Bärenjagd zu gehen. Sage Ihnen, würden eine Tollheit begehen, wenn sie von dem oben auch nur das Mindeste hoffen könnten. Kennen aber zum Glück den droben durch und durch und wissen, wenn er die Sklavenstaaten alle nach Kap Hoorn hinabschieben könnte, täte er es lieber heute als morgen. Kennen seine Abneigung gegen jede Vergrößerung des Landes unter Masons- und Dixons-Linie. Sage Ihnen, Major, sage es Ihnen: könnte der alte Tory sich und seine Yankees von den Bürgern, die südlich dieser Linie zwischen den Sklaven haltenden und freien Staaten wohnen, mit einem einzigen starken Riß losreißen und an sein altes England anflicken, er würde es tun, und würde darüber unter seinen Hamiltons und Federals der größte Jubel sein.«

Der Major stand bei diesem Angriff gegen den alten Tory, gegen John Adams, den Präsidenten der Union, mit verschränkten Armen in Gedanken versunken und sagte nicht ja und nicht nein. Wir standen mit zorngeröteten Wangen über die beispiellose Frechheit des Alten, der uns in unverblümter Nacktheit ins Gesicht zu sagen wagte, was wir anzudeuten Anstand nahmen. Nur mit Mühe vermochte ich Hauterouge von einem Ausbruch zurückzuhalten.

»Aber wissen Sie, Mister Strong«, sagte ich in strafendem Ton, »daß eine solche Sprache unziemlich ist, ja daß sie Aufruhr predigt — und Sie in Gefahr, ja in die mexikanischen Bergwerke bringen kann?«

Nathan gab mir keine Antwort, fuhr aber zum Major gewendet in seiner Rede fort:

»Ist aber wieder gut, daß dem droben das Revolutionsfieber so vergangen ist und er seine Lords und Tories lieber hat als gerade, gesunde Demokraten. Hat alles seine Zeit, und wird die Zeit das weitere tun.«

Auf einmal wandte er sich an mich:

»Sie reden, wie ein Franzose reden kann und darf, Colonel, und nehme es Ihnen deshalb nicht übel. Sind kein Amerikaner, kein Bürger, sind ein Franzose, der es nicht besser versteht, eingemauert, wie er ist, in die Bastille seiner Vorurteile und engen Notions.«

»Mister Strong!« erwiderte ich heftiger. »Ich muß Ihnen bemerken, daß die Sprache, die Sie hier führen, ungeziemend für das Land ist, das Sie duldet, und daß wir als Untertanen Seiner spanischen Majestät sie nicht anhören dürfen, und Ihnen als Männer, die Ihnen einige Verbindlichkeit für genossene Gastfreundschaft schuldig sind, raten, eine andere zu führen.«

»Genug, Fremdling!« sprach Nathan mit einer stolzen Bewegung. »Genug! Müssen sich wieder nicht übernehmen. Seid Franzosen, die allzeit an der Stange geführt werden müssen, wenn sie nicht Bocksprünge machen sollen. Müssen sich wieder nicht übernehmen, Colonel! Lassen euch eure Meinung sagen, weil wir die Herren auf unserm Grund und Boden sind, müßt aber deshalb nicht kalkulieren, daß ihr die Herren seid. Nun, lassen euch freies Feld bei uns, weil es nichts schaden kann und ihr schwerlich je einen zu eurer Meinung bekehren werdet. Aber versteht mich! Wir sind nicht die Männer, die vom Spanier oder irgendeinem Potentaten Gunst brauchen oder ansuchen oder angesucht haben. Stehen auf eigenen Füßen in eigenen Schuhen, wissen das euer Gouverneur und eure Regenten. Und will euch jetzt etwas sagen, allen vier, und merkt es euch, kann euch vielleicht ein neues Licht anzünden.«

»Seid Offiziere in der königlichen Armee gewesen und Hofleute und Barone und Grafen«, fuhr Nathan fort. »Sehe aber, müßt noch vieles lernen, ehe ihr ausgelernt habt. Sehe, seid Franzosen und haltet uns für Republikaner, so wie ihr sie in eurem Land habt, die sich, statt sich selbst zu regieren, vom ersten besten Gassentyrannen am Gängelband herumführen lassen — Tollköpfe, die den Feuerbrand in das Haus des Nachbarn schleudern, wenn ihnen ein solcher Ohnehose ein Wort sagt, und dann wie böse Buben sich über das Unheil freuen und rauben und plündern. Haltet uns für ähnlichen Stoff, kalkuliere ich, für Rasende, die mit hundertzwanzig Rifles ein ganzes Land zu erobern ausgehen. Sage euch, ist das Tollheit daran zu denken, ein Land gegen seinen Willen frei zu machen und einen in Müßiggang und Trägheit versunkenen Haufen von Sklaven mit einem Schlag in Bürger, die sich selbst zu regieren imstande sind, umwandeln zu wollen. Ist das nicht unsere Notion! Ist unsere Notion eine andere. Will sie euch sagen, und wird das, was wir tun und wollen, Louisiana sicherer den Staaten gewinnen und uns und Louisiana zu dem machen, wozu es Gott der Allmächtige bestimmt.«

»Wenn Sie darunter verstehen, daß es Ihnen je gelingen werde, die Bevölkerung von Louisiana ihrem Beherrscher abwendig zu machen, dann strafe ich Ihre Vorhersage der Vermessenheit und freventlichen Vertrauens auf das Wesen, das Sie ungeziemend mit Ihren verruchten Plänen in Verbindung bringen!« sprach ich erzürnt.

»Ruhig, Mann!« versetzte Nathan kalt. »Ruhig! Wollen uns nicht ereifern. Werdet ihr, werden wir die Sache nicht ändern noch den Gang des Schicksals aufhalten. Will euch aber sagen, ei, und eine Wette niederlegen, und zwar alles, was ich wert bin — hier vor dem Major —, und sollt gewonnen haben, wenn binnen zehn Jahren Louisiana nicht den Amerikanern gehört!«

Wir schüttelten unwillig die Köpfe, ließen aber den Alten weiterreden.

»Glaubt ihr, die Bürger oben, denen die dreizehn Staaten bereits zu eng sind, und die auf allen Seiten ausbrechen, über die Alleghanies, gegen die Seen hinauf, hinab gegen die spanischen Floridas, herab gegen euer Louisiana, die schier jedes Jahr einen neuen Staat gründen und sich zu hunderttausenden in dem großen Mississippi-Tal niedergelassen haben, glaubt ihr, diese Bürger, die Kentuckier, Tennesseer, die Bewohner des nordwestlichen Gebietes des Old Dominion werden lange ruhig sitzen bleiben und ihre Hände in den Schoß legen, wenn ihre Augen ein Land schauen, das ihr Herz erfreut und das Zucker, Baumwolle und Reis und das herrlichste Virginiakraut im Überfluß erzeugt statt Buchweizen und mageren Roggen? Glaubt ihr, sie werden sich den Mississippi, der auf ihrem Grund und Boden, aus ihren Seen entspringt und der ihre Ufer Tausende von Meilen wäscht, glaubt ihr, sie werden sich diesen geduldig von euren Zollbeamten verschließen und versperren, und sich so den Maulkorb anhängen, ihr Mehl versäuern, ihre Schinken von Würmern fressen und euch den Schlüssel in der Hand lassen? Sage euch, seid irrig, wenn ihr das glaubt! Mag eure Regierung in ihrer Beschränktheit wähnen, das Recht zu haben, den Mississippi zu verschließen und den Handel zu beschränken, sie mag aber ebensowohl den Mississippi selbst eindämmen, werden die Dämme wie Strohgeflecht zerrissen werden, ehe sie‘s sich versieht. Das ist die Stimme nicht von einem, sondern von hunderttausenden!«

»Die spanische Regierung wird ihre Rechte gegen eure Eingriffe zu verteidigen wissen, verlaßt euch darauf!« erwiderte ich. »Solange sie es kann, ohne Zweifel«, gab Nathan zu. »Wie lange sie es aber können wird, ist eine andere Frage. Und noch eine andere, wie lange sie es wollen wird. Man verteidigt nicht gern in Länge das, was uns keinen Nutzen bringt. Und Louisiana ist nicht das Land, das dem Spanier Nutzen bringt. Im Gegenteil kostet Louisiana dem Spanier jedes Jahr blanke zweimal hunderttausend Dollar. Und wäre nicht der spanische Stolz, der sich mit seinen Titeln und Besitzungen wie der Bettler mit seinen Lumpen behängt, Louisiana wäre längst unser.«

Hauterouge wurde feuerrot vor Zorn. Kaum konnten wir ihn mehr von einem Ausfall auf Nathan zurückhalten, der wieder ruhig lächelnd unsern hitzigen Freund vom Kopf bis zu den Füßen maß. Auch ich war nicht wenig über die kalte Ruhe des Mannes empört.

»Sie scheinen die Finanzen des Landes genau zu kennen«, bemerkte ich.

»Kalkuliere, kenne sie. Und eben weil wir sie kennen, wissen wir uns in Geduld zu fassen. Warum uns übereilen? Louisiana muß früher oder später doch unser werden.«

»Sie sprechen sehr bestimmt, Mister Strong!« Ich konnte meinen Zorn kaum noch unterdrücken.

»So bestimmt, wie einer, der die Sache versteht, nur reden kann«, versetzte Nathan unbekümmert. »Habt ihr nie das Saatkorn beobachtet, wenn ihr es ausgesät in die befruchtende Erde? Nie achtgegeben, wie dieses Saatkorn mehrere Zoll tief in die Erde geworfen mit einer Schicht überdeckt wird, die hundertmal schwerer als das winzige Saatkorn es mit ihrem Gewicht erdrücken sollte? Tut sie das aber? Ist sie imstande, das winzige Saatkorn zu ersticken, zu erdrücken? So wenig, daß das winzige Ding ruhig, gemächlich seine Keime hervorschießt, sich Bahn bricht durch die Erdschollen und hervordringt ans Tageslicht, die Last wegschiebt und siegend über die Scholle heraufwächst und das tote Gewicht! Habt ihr das nie bemerkt? Nie euer Welschkorn beobachtet, besonders wenn mehrere Körner beisammen liegen und ein Klumpen darauf, Pfunde schwer? Wie das Welschkorn den Klumpen so spielend zerreißt und sich auf allen Seiten durchzwingt und die ganze schwere Last weghebt? Will euch sagen, sind wir die Welschkömer und ist Louisiana die befruchtende Erde und eure spanische Regierung der tote Klumpen, die Last, die über der keimenden Saat liegt und sie gern am Wachsen verhindern würde, wenn sie könnte. Kann aber nicht. Sind die Keime, die Triebe, die der Allmächtige in die winzigen Welschkörner gelegt, zu mächtig für die tote Last. Sind zu mächtig die Keime, das heißt unsere schaffigen Arme, unsere Pflüge, Äxte und Köpfe! Sind zu starke Hebel. Und werden diese Hebel eure tote Last, das Gewicht, eure Regierung wegschieben! So leicht! Habt keine Notion, wie leicht! Und wird Louisiana sprossen und keimen und gedeihen, und wir mit!«

Der Mann war zum Prediger oder Staatsredner geboren. Sein Redefluß glich den kräftigen Strömen seines Landes, kühn, schrankenlos, unaufhaltsam. Mit meinem Entschluß ihm Eindruck zu machen war es vorbei. Ich wußte ihm auf diese offene Kriegserklärung kein Wort zu erwidern, ja, ich mußte ihm im Herzen recht geben.

»Mister Streng! Ohne mit Ihnen und Ihren Gesinnungen rechten zu wollen, mache ich Sie nur darauf aufmerksam ...«

»Lassen Sie das!« unterbrach er mich. »Lassen Sie das! Weiß, was Sie sagen wollen. Nicht Sie, nicht ich werden den Gang des Schicksals hemmen, das Louisiana bestimmt ist von dem, der droben über den Sternen die Schicksale der Menschen wie der Länder lenkt. Nicht Sie, nicht ich! Aber soviel ist uns schwachen Menschenkindern gestattet, den Gang dieses Schicksals mehr oder weniger abzusehen und zu entnehmen, je nachdem unsere Vernunft mehr oder weniger durch Vorurteile eingeengt oder durch Laster und Torheiten geschwächt ist. Sage Ihnen, hätte der König, dem Sie so treu anhängen, den gesunden Blick Nathan Strangs gehabt, er wäre noch König. Seid aber Franzosen, und mag euch nicht zu meinen Ansichten bekehren. Hätte sie nicht erwähnt, kein Wort darüber gesprochen, aber habt selbst angefangen. Und kalkuliere, ist ebenso wohlgetan, ja Pflicht und Schuldigkeit, euch meine Notion zu sagen und sie frei auszusprechen, wie es einem freigeborenen Bürger der Union geziemt, der selbst in Louisiana seine Meinung frei bekennen darf, weil er sein Recht zu behaupten vermag. Und jetzt kommt, ist Mittagszeit und das Essen fertig, wartet die Alte auf uns!«

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
460 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain

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