Kitabı oku: «Doctor Who Monster-Edition 6: Roboter des Todes», sayfa 2

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»Ich kann mich immer noch nicht richtig erinnern«, sagte Poul, und kurz verfinsterte sich sein ausgemergeltes Gesicht. »Na gut, seien wir ehrlich: Ich erinnere mich an nichts davon.« Er verlagerte das Gewicht im Sessel und zog an seiner Uniformjacke aus blauer Seide, sodass sie sich unter seinem schmalen Rücken glättete.

»Selbst nach so langer Zeit?«, ermunterte ihn die Therapeutin behutsam. Sie war nur eine Fassade: Eigentlich handelte es sich um einen mechanischen Analytiker, kaum mehr als ein hoch entwickelter Lügendetektor, der für die medizinische Verwendung modifiziert worden war. Sie las die Zeilen von einem verlinkten Laptop ab, der ihr auch präzise Hinweise zu Timing und Tonfall gab. Ziemlich krude für so eine Scharade und noch dazu sündhaft teuer, doch in Ander Pouls Fall schien das unumgänglich zu sein. Ohne den Puffer dieser durchschnittlich aussehenden Frau mit ihrer auf gewöhnliche Weise modulierenden Menschenstimme hätten sie mit seiner Reha nicht einmal zu beginnen brauchen. Es war von Anfang an klar gewesen, dass Robotermedizin in seinen Augen ein Widerspruch in sich war. In seiner Erinnerung verbarg sich ein Schrecken, knapp außerhalb der Reichweite seines Bewusstseins. Dieser Schrecken hatte mit den mechanischen Humanoiden zu tun, von denen diese Welt abhängig war – so viel war sicher. So viel und kaum etwas darüber hinaus.

»Selbst nach so langer Zeit?«, wiederholte sie mit derselben sanften Beharrlichkeit.

Nun seufzte er und sagte: »Schon gar nicht nach so langer Zeit.« Sein Gesicht hatte wieder diesen sturen, versteinerten Ausdruck angenommen.

»Die Zeit heilt nicht unbedingt alle Wunden«, sagte die Therapeutin. »Oder glauben Sie, dass es doch so ist?«

»Letzten Endes schon.« Nun zeigte sich das Gespenst eines Lächelns auf seinen Zügen. »Irgendwann stirbt man und dann ist man geheilt.«

Die Therapeutin las von ihrem Bildschirm ab, folgte den Anweisungen und erwiderte nüchtern: »Mag sein.« Zwei Atemzüge Pause. »Sie haben also keine Ahnung, was Ihnen widerfahren ist?« Ein Atemzug Pause. »Auf Sturmmine vier?«

»Keinen blassen Schimmer. Ich dachte, das hätte ich gerade gesagt.«

Die Therapeutin widmete sich wieder ihrem Bildschirm. Dann griff sie in die Tasche und holte eine kleine Scheibe aus schillerndem rotem Plastik hervor. Sie streckte die Hand aus und drückte Poul die Scheibe auf den Handrücken. »Wissen Sie, was das ist?«, fragte sie leise.

»Nein«, sagte er ausdruckslos. Und dann begann er zu schreien.

1

Der TARDIS gelang der Ausgleich zwischen den transdimensionalen Strömen. Sie bündelte eine endlose Zahl von Optionen in einem einzigen Punkt und kam an ihrem neuen Platz zum Stehen. Als das geräuschlose Heulen und die reglose Bewegung vorüber waren, blickte der Doktor zu dem Bild auf dem Schirm über der Tür und verkündete: »Das kommt mir enttäuschend vertraut vor.«

Der Bildschirm zeigte, dass die TARDIS in einer mehrgeschossigen Halle gelandet war. Die metallenen Wände waren von Gerüsten und Leitern gesäumt. Es gab keine Spur von Lebewesen irgendwelcher Art. Entlang der Gerüste waren in regelmäßigen Abständen Türen in die Wand eingelassen, jede mit einem Guckloch, durch das grelles grünes Licht fiel. Nichts regte sich.

»Natürlich«, fuhr der Doktor fort, »kommt einem beinahe alles enttäuschend vertraut vor, wenn man schon so viele Jahre auf dem Buckel hat wie ich.« Er holte seinen frisch geflickten langen Schal aus der Tasche des Mantels, den er stets trug, und wickelte ihn sich um den Hals. »Es ist immer eine nette Überraschung, wenn man dann doch mal an einem unbekannten Ort landet.« Er nahm den breitkrempigen Filzhut, den er bevorzugte, vom Hutständer und stülpte ihn sich über die widerspenstigen Locken. In seinem üblichen leicht exzentrischen Outfit, das sich erst dann verändern würde, wenn er selbst es tat, strahlte er Leela an. »Ich liebe Überraschungen, Sie nicht auch?«

»Nein«, erwiderte Leela. »Auf meiner Welt entpuppen sich Überraschungen in der Regel als bissig.« Sie war kleiner als der Doktor; leichter, schlanker und weitaus aggressiver.

»Sie sind aber gerade nicht auf Ihrer Welt«, rügte der Doktor. »Obwohl Sie immer noch darauf bestehen, dieses doch eher primitive Ensemble zu tragen.«

»Ensemble?« Leela löste ihren Blick nicht vom Bildschirm.

»Die Felljacke, die Lederstiefel, das Messer?«

Automatisch legte Leela die Hand auf den Griff ihres langen Jagdmessers, als würde sie halb damit rechnen, dass er versuchen würde, es ihr wegzunehmen. »Ihnen gefällt mein … Ensemble nicht?«

»Es passt nicht zu jedem Anlass. Manchmal sieht es schon ein wenig seltsam aus.«

»Aber was Sie tragen, sieht nicht manchmal seltsam aus.« Es war beinahe eine Frage, aber nicht ganz.

»Gut geschneiderte Sachen passen zu jedem Anlass«, sagte der Doktor und ließ für eine Sekunde sein wölfisches Grinsen aufblitzen. »Und ich bin nicht bedrohlich. Ich mache niemandem Angst.«

Leela löste den Blick vom Bildschirm und funkelte den Doktor böse an. »Ich mache auch niemandem Angst.«

»Tun Sie nicht?«

Leela dachte einen Moment lang nach. »Na ja, ich glaube nicht«, sagte sie schließlich. »Furcht ist der Feind der Vernunft.«

»Von wem haben Sie das denn gehört?«

»Von Ihnen.«

»Dann muss es wohl stimmen«, meinte der Doktor und bediente die Kontrollen der Tür der TARDIS. »Wollen wir mal nachsehen gehen, ob es da draußen irgendwelche Überraschungen gibt?«

»Wir sollten noch ein bisschen warten«, sagte Leela.

»Ich weiß, ich weiß«, sagte der Doktor. »Wir sollten warten, bis sich etwas bewegt, sodass wir mögliche Raubtiere identifizieren können.«

»Gefahren«, korrigierte ihn Leela. »Für Raubtiere scheint das nicht der passende Ort zu sein.«

»Ihr Messer wollen Sie trotzdem nicht hierlassen, nehme ich an?«, fragte der Doktor beiläufig.

»Nein«, erwiderte Leela unumwunden.

Der Doktor nickte nachdenklich, dann ging er zu Tür. »Geben Sie dann aber nicht mir die Schuld, wenn die Ortsansässigen sich feindselig verhalten.«

Leela folgte ihm. »Darum lass ich mein Messer ja auch nicht hier.«

»Ich dachte, das gehört zu Ihrem Kriegerkult«, bemerkte der Doktor, trat hinaus und schnupperte die trockene Luft der staubfreien, klimakontrollierten Umgebung.

»Von wem haben Sie das denn gehört?«

»Von Ihnen.«

»Ich hab gesagt, es gehört zu meiner Ausbildung.«

»Genau«, sagte der Doktor. »Dann wollen wir mal einen Blick auf die Gerüste werfen, was?«

Forsch schritt er davon. Seine Schuhe erzeugten ein dumpfes Geräusch auf dem auf Hochglanz polierten Metallboden. Leela schlich auf leisen Sohlen neben ihm her.

Der Doktor kletterte bereits eine Leiter hinauf, die zur ersten Gerüstetage hinaufführte, als Leela ihm mit gesenkter Stimme vom Boden aus zurief: »Doktor, haben Sie das gehört?«

Der Doktor kletterte weiter.

Sie rief ein wenig lauter: »Doktor, haben Sie das gehört?«

Der Doktor hielt inne und schaute nach unten. »Tut mir leid, ich hab nichts gehört. Was haben Sie gesagt?«

»Da ist jemand in der Nähe …« Leela neigte leicht den Kopf und lauschte angespannt.

»Ja?« Der Doktor bemühte sich offenbar, geduldig zu sein, was ihm nur zum Teil gelang.

»Kampflärm«, sagte Leela schließlich. »Da kämpfen Leute.«

Der Doktor kletterte weiter. »Selbst wenn das so ist«, rief er über die Schulter, »rechtfertigt es nicht das Messer.« Er erreichte die schmale Plattform und spähte wieder hinab. Leela hatte sich nicht vom Fleck gerührt. »Kommen Sie hoch?«

»Ich glaub, ich sehe lieber nach, wer da kämpft, und warum«, erklärte sie und blickte zu einer Flügeltür, die hinter den Leitern in die Metallwand eingelassen war.

»Keine gute Idee«, meinte der Doktor. »Aber Sie sagen mir bestimmt gleich, dass das zum Kriegerkodex gehört, oder?«

»Ich will nur rausfinden, was hier los ist.«

»Halten Sie sich nach Möglichkeit heraus. Und verlaufen Sie sich nicht. Begleiter, die verloren gehen, haben auch etwas enttäuschend Vertrautes an sich.«

Sie lächelte zu ihm hinauf. »Ich werde versuchen, Sie zu überraschen«, sagte sie.

Leela ging zu der Tür hinüber und suchte nach dem Bedienmechanismus. Auf dem Steg hoch über ihr näherte sich der Doktor der ersten grün erleuchteten Kammer und spähte durch das Guckloch.

Sturmmine sieben fräste sich langsam ihren Weg zum gigantischen Dock. Das riesige Kettenfahrwerk bestand aus mehreren Reihen schwerer Panzerketten, die leicht versetzt montiert waren, individuell angetrieben wurden und in der Lage waren, sich horizontal um fünfzehn Grad zu neigen – doch nun waren sämtliche Raupenlaufwerke gleichgeschaltet und bewegten sich vollautomatisch in dieselbe Richtung. Diese letzten Arbeitsabläufe waren die einfachsten und elementarsten. Das Anlegemanöver, um am Terminal anzudocken, hätte die Energiereserven eines Voc kaum belastet, und die eines Supervoc erst recht nicht, doch Captain Lish Toos kümmerte sich trotzdem lieber selbst um solche Sachen.

Die Erzsilos waren voll, in den meisten Fällen mit hochwertigem Lukanol. Toos hatte ein paar Probeanalysen vorgenommen und wusste, dass das Zeug beim Abscheiden ungefähr bei der 70-Prozent-Marke liegen würde. Das war rein genug, um der Besatzung Profitanteile zu sichern, was für jeden von ihnen eine ordentliche Stange Geld bedeuten würde. Es war eine sehr erfolgreiche Fahrt gewesen, selbst nach ihren eigenen außergewöhnlich hohen Standards.

Nicht viele Captains besaßen ihr Talent, über die Jahre immer wieder die reichhaltigsten Erzströme zu finden. Deswegen hatte sie auch, obwohl ihr Ruf als Exzentrikerin ständig wuchs, nie irgendwelche Schwierigkeiten, Leute dazu zu bringen, sich für die Achtzehn-Monats-Einsätze zu verpflichten.

Ihre seltsamen Macken zwangen die Mannschaft dazu, deutlich härter als sonst zu arbeiten, aber bei ihr wurden die Leute auch wesentlich reicher als anderswo. Deswegen gab es mit ihr als Captain lediglich die üblichen Streitereien und Ressentiments, die sich bei Langstreckeneinsätzen auf solchen Minen nie ganz vermeiden ließen.

Roboter durften das Kontrolldeck nicht betreten, ganz egal aus welchem Grund. Dies führte dazu, dass die Arbeiter ein brutaleres Schichtsystem als auf anderen Minenfahrzeugen ertragen mussten. Toos bestand darauf, dass jeder Job, der von einem Menschen erledigt werden konnte, auch von einem Menschen gemacht wurde. Daneben blieb noch Zeit zum Essen und Schlafen, mehr nicht. Weitere Probleme ergaben sich aus ihrer Vorschrift, dass Roboter auf jene Abschnitte der Mine beschränkt waren, in denen sie selbst nicht arbeitete. Eine andere Regel erlaubte Robotern den Zugang zum Wohnbereich nur dann, wenn es einen expliziten Auftrag zu erledigen gab – in ihrem persönlichen Quartier allerdings unter gar keinen Umständen. Im Verlauf einer Tour erhöhte sich die Zahl deaktivierter Roboter stetig, bis beim Andocken schließlich kaum noch ein funktionierendes Exemplar auf der Mine zu finden war. Einmal waren ihnen tatsächlich die schillernden roten Scheiben ausgegangen, mit denen sie abgeschaltete Roboter markierten. In der Firma wurde es zum Dauerbrenner, Witze darüber zu machen, dass Toos nicht robophobisch sei – ihr gefalle schlicht und ergreifend der Anblick dieser Leichenmarker, besonders an Robotern.

Wohlgemerkt: Hätte Toos tatsächlich krankhafte Angst vor den glänzenden Androiden mit ihrem stilisierten Aussehen gehabt, deren Arbeitskraft unverzichtbar war, wäre eine Entlassung aus medizinischen Gründen unumgänglich gewesen, und die Firma hätte einen ihrer einträglichsten Sturmminen-Captains verloren. Außerdem wären unbequeme Fragen gestellt worden. Warum zum Beispiel war jemandem mit einer derart fragilen Persönlichkeit überhaupt das Kommando über eine Sturmmine gegeben worden? Und warum war Lish Toos dienstälteren Kandidaten vorgezogen und zum Captain befördert worden? Diese Fragen blieben lieber ungestellt. Folglich war sie nicht robophobisch, sondern einfach nur eigensinnig.

Ein mahlendes Knarren ließ die Mine erbeben, während sich das metallische Ächzen und Stöhnen zu einem kurzen Crescendo steigerte und langsam verklang. Dann wurde es ruhiger, nur noch gelegentlich war ein Scheppern oder ein plötzlicher Knall zu hören. Der Pilot berichtete: »Hangar-Level konstant, Druck in allen Verbindungspunkten ausgeglichen, Sturmmine sieben steht, alle Maschinen sind aus. Voller Halt, ich wiederhole, voller Halt.«

»Voller Halt. Danke, Tani«, sagte Toos und lächelte, gefühlt zum ersten Mal seit Monaten. Wenn sie so darüber nachdachte, musste es tatsächlich Monate her sein. Sie aktivierte mit dem Daumen das Funkgerät. »Dock, hier spricht Captain Toos: Sturmmine sieben ist gestoppt, abgeschaltet und gesichert.«

»Danke, Captain«, bestätigte die Stimme von der Andock-Koordination. »Willkommen zurück in der Zivilisation. Haben Sie diesmal ein paar Roboter übrig gelassen?«

Tani stand auf und streckte sich. »Die nehmen bestimmt schon Wetten an, wie viele es sind«, sagte er.

Toos nickte. »Ich weiß«, sagte sie, »aber ich bin zu müde, zu schön und außerdem viel zu reich, als dass es mich jucken würde.« Sie drückte wieder auf den Kommunikationsknopf. »Docker, ich möchte, dass das komplette Abladen unabhängig überwacht wird.«

»Vertrauen Sie uns etwa nicht, Captain?« Die Stimme klang zu etwa gleichen Teilen amüsiert und verletzt.

»Nur so weit, wie ich jedem vertraue, der mein Geld für mich zählt«, sagte Toos. »Sorgen Sie dafür, dass alles ordentlich beglaubigt wird – und keine Vetternwirtschaft.«

»Ihre oder meine Vettern?«, wollte die Stimme wissen.

»Ich hab weder Vettern noch andere Verwandte«, erwiderte Toos. »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie so weit sind.« Sie brach die Verbindung ab und gähnte ausgiebig.

»Ruhen Sie sich ruhig etwas aus, Captain«, sagte Tani. »Ich pass auf, dass keiner von denen versucht, einen Dockmaster-Anteil abzuzweigen.« Der Pilot war ein untersetzter Mann mit einem großen Kopf und einem breiten, mürrischen Lächeln. »Oder vertrauen Sie mir auch nicht?«

»Das müssen Sie mich wohl kaum fragen«, meinte Toos, nahm ihre Mütze ab und warf sie auf den Sitz im Ruhebereich. Dann schüttelte sie ihr langsam ergrauendes hellbraunes Haar, sodass es ihr locker über die Schultern fiel, rieb sich die Augen mit den Handballen und gähnte noch einmal. »Klar, warum nicht? Gute Idee, mal ein bisschen zu schlafen.«

Tani schaltete die Trichterüberwachung auf sein Mainboard und stellte einen Verschlussalarm ein. »Eine ordentliche Feier steht auf dem Plan. Da wird Ausdauer gefragt sein.«

Toos schlenderte auf den Eingang des Kontrolldecks zu. »Ausdauer ist was für Roboter und Arme«, sagte sie und wiegte übertrieben die Hüften. »Wir brauchen so was nicht, Tani. Wenn wir des Feierns müde werden, stellen wir einfach Leute ein, die das für uns machen. Sie kennen ja die alte Redensart: Wedle mit Geldscheinen und niemand wird wissen, wie knapp bei Kasse du bist.«

Die Tür glitt auf und sie trat in den Korridor hinaus. Der Pilot rief ihr nach: »Sie wollen hoch hinaus, oder, Captain?«

»So hoch, dass ich nie wieder hochgucken muss«, rief Toos fröhlich zurück, »zu niemandem.«

Die Tür schloss sich zischend hinter ihr und Toos machte sich auf den Weg zu ihrem Quartier. Sie konnte sich endlich entspannen und freute sich schon darauf, sich bei einem Bad und einem Nickerchen zu erholen, ehe sie die Mine verlassen und die Geschäftsdetails der Fahrt abschließen würde. Die Auflistung der Mineralien musste abgehakt, Schadensberichte und Ausrüstungsinventuren durchgesehen werden.

Außerdem würde sie natürlich das Dokument zur Anzahl der deaktivierten Roboter unterzeichnen müssen, die mit einem Leichenmarker versehen worden waren und ins Produktionszentrum zurückgeschickt werden würden. Die Kosten für die Roboterreaktivierung ging vom Profit ab, doch was Toos anging, war es den Preis wert: So musste man die Dinger nicht ständig sehen und sie schlichen nicht hinter einem herum – vor allem Letzteres wollte sie vermeiden.

Das unabhängige Kraftwerk der Mine hatte mit dem Herunterfahren begonnen, sobald die Versorgungsschläuche des Hangars angeschlossen worden waren und die Energieversorgung übernommen hatten. Selbst wenn jemand aufpasste – und Toos wusste, dass ihre Oberpackerin Simbion zu dieser Zeit schon ziemlich betrunken sein würde –, kamen bei solchen Transfers Phasenverluste vor und zeitweilige Stromausfälle waren alltäglich. Als die Lichter im Gang außerhalb ihres Quartiers zu flackern begannen, schien ihr das kein ernstes Problem zu sein, und sie war weder überrascht noch übermäßig beunruhigt, als sie plötzlich in völliger Finsternis dastand. Es ärgerte sie ein wenig, aber sie wartete einfach geduldig darauf, dass die Überbrückungen anspringen und die Systeme wieder anlaufen würden. Dann würde sie die Tür öffnen und sich ihrer wohlverdienten Pause widmen.

Für Dunkelheit hatte sie nie viel übrig gehabt, aber sie fürchtete sich auch nicht davor. Lieber wäre sie in ihrem Quartier ein- als ausgeschlossen gewesen, aber es bestand kein Grund zur Panik. Sie war nicht in Zeitnot. Und die Dunkelheit machte ihr nicht wirklich etwas aus.

Die Überbrückungen schienen allerdings länger zu brauchen als sonst. Simbion sollte mal lieber aufwachen und achtgeben! Toos musste nämlich nicht über ihre Trinkerei hinwegsehen. Wahrscheinlich bildete sie es sich nur ein und es waren nicht mehr als ein paar Sekunden. Und die Dunkelheit machte ihr ja ohnehin nicht viel aus.

Wäre die Mine voller funktionstüchtiger Roboter gewesen, hätte sie sich vielleicht größere Sorgen gemacht: Sie konnten auf andere Wellenlängen umschalten, sich in der Dunkelheit fortbewegen und einen finden. Um jemanden in der Finsternis aufzuspüren, musste ein Roboter ja einfach nur die Infrarot…

Sie schauderte und spähte ins Dunkel, konnte jedoch nichts erkennen.

Aber es gab ja keine Roboter auf dieser Ebene und die Dunkelheit machte ihr nichts aus. Es waren nur noch sehr wenige funktionstüchtige Roboter an Bord. Wie viele waren es – drei? Nein, es waren mehr als drei. Wie viele also? Fünf, vielleicht sechs? Höchstens sechs. Ja, genau, sechs waren es. Und sie standen alle in der Dunkelheit. Aber nicht in dieser Dunkelheit. Nicht hier, weil keiner von ihnen auf diese Ebene durfte. Sie waren auf der Ebene, wo die gröbste Arbeit anfiel, ihre Befehle hielt sie dort fest. Roboter taten, was man ihnen befahl – dazu waren Roboter ja da. Außer … Außer wenn eben sie nicht taten, was man ihnen befahl, aber das war nur einmal passiert. Unmöglich, dass es sich wiederholte, und schon gar nicht jetzt. Einmal und nie wieder. So was konnte unmöglich je wieder geschehen.

Die Dunkelheit störte sie nicht, aber länger als sonst dauerte der Ausfall schon. Das Notsystem hätte eigentlich bereits laufen müssen. Die Finsternis war so vollkommen, dass sie schon angefangen hatte, Lichter darin auszumachen. Aber sie wusste ja, dass sie sich unter solchen Umständen nicht auf ihre Augen verlassen konnte. Da waren keine Lichter. Aber die Beleuchtung hätte längst wieder angesprungen sein müssen. Das dauerte definitiv zu lange.

Wo trieb sich Simbion bloß herum? Sie würde dieser faulen, unzuverlässigen Säuferin Feuer unterm Hintern machen, wenn sie die Arbeit nicht erledigte, für die sie bezahlt wurde, und zwar sofort. »Simbion!«, brüllte sie. »Simbion!«

Noch während sie schrie, wusste sie, dass es ein Fehler war: Sie fühlte sich dadurch nicht besser; ihr Wutausbruch war ein Kontrollverlust, schmeckte nach Panik. Aber sie konnte sich nicht zurückhalten. »Simbion«, schrie sie aus voller Lunge, »kriegen Sie Ihren Fettarsch hoch und bringen Sie die Systeme wieder zum Laufen!«

Mittlerweile zitterte sie und winzige Leuchtkugeln explodierten lautlos vor ihren Augen. Sie keuchte: das flache Röcheln eines sterbenden Tieres. Die Dunkelheit war zu dunkel und sie wollte einfach nicht weichen – und überall um sie herum waren Roboter. Angestrengt versuchte sie, ihren Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Sie musste leise sein. Sie konnte hören, wie sie näher kamen, spüren, wie sie nach ihr griffen, sie umringten, und sie wollte auf der Stelle sterben, jetzt, ehe es geschehen konnte, unweigerlich geschehen musste.

Plötzlich flammte das Licht auf und einen Moment lang konnte Toos nichts sehen. Doch dann passten sich ihre Augen an die gleißende Helligkeit an und sie nahm eine Bewegung wahr, weiter hinten im Gang, bei einer Stützstrebe. Panisch hämmerte sie auf das Bedienfeld ihrer Quartiertür ein und verfehlte den Aktivierungsknopf. Als die Tür sich nicht öffnete, trat und schlug sie hysterisch dagegen. Der Schmerz riss sie aus ihrer blinden Furcht und ihr Zorn flammte wieder auf. Sie war Lish Toos, Captain von Sturmmine sieben. Sie wandte sich um, wollte sich dem stellen, was dort in den Schatten lauerte. Nichts und niemand würde sie je wieder herumschubsen. Nie wieder!

Steifbeinig marschierte sie den Gang entlang bis zu der Stelle, wo sie es gesehen hatte. Da war nichts. Sie war erleichtert und kam sich reichlich dämlich vor. Sie kehrte zu ihrem Quartier zurück, öffnete die Tür und trat ein. Am Sprechgerät wählte sie den Packerbereich an und blaffte: »Was ist hier los, Simbion?«

»Was soll los sein, Captain?« Simbion sprach undeutlich. Offenbar hatte sie bereits ordentlich einen intus, wie Toos vermutet hatte.

»Wir hatten gerade einen Stromausfall.«

»Stromausfall?«

»Wenn ich ein Echo hören will, schrei ich in einen Erztrichter. Ich stand hier gerade in totaler Finsternis, vor meinem Quartier – wie genau kommt das?«

»Keine Ahnung, Captain.«

»Natürlich haben Sie keine Ahnung.« Toos legte so viel vernichtenden Spott in ihre Stimme, wie sie aufbringen konnte. »Blöde Frage.«

»Der Systemtransfer lief wie geschmiert«, fuhr Simbion mit der unerschütterlichen Gutmütigkeit einer fröhlichen Säuferin fort. »Es gab keinen Stromausfall. Muss ein punktueller Fehler gewesen sein. Soll ich mir den Abschnitt mal ansehen?«

»Können Sie ohne Hilfe überhaupt so weit laufen?«

»Ich kann mich ja von einem Roboter bringen lassen.« Simbion klang, als müsste sie einen Kicheranfall unterdrücken.

»Vorsicht, Simbion«, schnurrte Toos. »Ihr Anteil lässt sich schnell umverteilen. Am Ende kostet Sie die Fahrt noch Geld.« Sie kappte die Verbindung und ging, um endlich ihr Bad zu nehmen.

Auf dem Gang vor ihrem Quartier stand der Roboter einen Augenblick lang da, wie es ihm befohlen worden war. Dann wandte er sich ab und verschwand rasch wieder in den Eingeweiden der Mine.

Der Doktor spähte durch die Gucklöcher in fünf weitere grün erleuchtete Kammern, um sich davon zu überzeugen, dass es sich weder um einen Zufall noch um eine optische Täuschung handelte.

In jeder Kammer befanden sich sechs Individuen, drei identische Männer und drei identische Frauen. Schwerelos trieben sie in einer schwach leuchtenden grünen Flüssigkeit, mit der ihre Zellen komplett gefüllt waren. Anscheinend waren sie bewusstlos, und obwohl sie alle zu atmen schienen, waren sie mit nichts verbunden, das sie mit Luft versorgte.

Wie Kiemenatmer sahen sie für den Doktor nicht aus, also konnte man entweder die Flüssigkeit atmen oder diese hier unterschieden sich von den üblichen Luft atmenden, zweibeinigen Klonen, denen er bisher begegnet war. Aber das war nicht das einzig Seltsame. Sie trugen alle einheitliche Arbeitsuniformen: hemdartige Kittel und eng anliegende Leggings. So weit er erkennen konnte, unterschied sich jede Sechsergruppe von den anderen allein durch die Farbe der Outfits. Trotz der gleichen Gesichtszüge und der Standardbekleidung gab es keinen Zweifel daran, dass in jeder Gruppe drei Männer und drei Frauen waren.

Doch warum steckten sie überhaupt in voller Montur in diesen Reanimations- oder Erhaltungskammern? Dem Doktor kam der Gedanke, dass es sich um eine jener extrem konformistischen Gesellschaften handeln könnte, die einem strengen Dresscode folgten und bei denen die Angst vor Nacktheit zur repressiven Praxis gehörte. Er hoffte, dass er sich irrte. Seiner Erfahrung nach neigten solche Gesellschaften zu Gewalt und Leelas Tendenzen gingen ohnehin schon in diese Richtung.

Wurden hier möglicherweise Kolonisten künstlich am Leben erhalten und durch die Tiefen des Weltraums befördert? Das Verhalten der TARDIS hatte nichts dergleichen angedeutet und die Anzeigen hatten dieses Szenario komplett ausgeschlossen, doch nun, da er sich die vier leicht gebogenen Wände dieses Gebäudes ansah, die hoch über ihm in einer flachen Kuppel zusammenliefen, war sich der Doktor nicht mehr so sicher. »Alles ist möglich«, sagte er laut, »bis jemand das Gegenteil beweist.« Die Akustik verriet ihm nichts Neues. Er versuchte es mit etwas mehr Lautstärke. »Eliminiere das Unmögliche«, rezitierte er aus vollem Hals, »und was übrig bleibt, wie unwahrscheinlich es auch erscheinen mag, muss die Wahrheit sein.« Es geschah nichts Überraschendes. Von einem großen Nutzraum, der nicht für Konzerte oder Theateraufführungen erbaut worden war, konnte man wohl keine besseren Soundeffekte erwarten.

Er zuckte mit den Schultern. »Natürlich kannte Conan Doyle die Antworten von Anfang an«, sagte er zu sich selbst. »Und das hilft immer.«

Als er durch ein weiteres Guckloch blickte, bemerkte er, dass eine Veränderung vonstattenging. Die Gruppe in dieser Kammer hatte angefangen, sich zu bewegen. Hände bebten leicht, Köpfe zuckten plötzlich, Beine und Arme machten zaghafte Schwimmbewegungen. Und das alles geschah synchron. Jedes Gruppenmitglied tat exakt das Gleiche zur selben Zeit. Es sah aus wie ein perfekt koordiniertes Unterwasserballett, aufgeführt von einer Truppe von Tänzern, die ihre Choreografie mit mechanischer Präzision beherrschten. Er überprüfte eine andere Kammer. Dort ging das Gleiche vor sich, doch nun waren die Bewegungen ausgeprägter und wirkten einstudiert. Das Ganze erzeugte einen bedrohlichen, unheimlichen Effekt. Er musste an einen unterseeischen Tanz denken, dessen Aufführung er einmal beigewohnt hatte: ein religiöser Ritus einer Amphibienspezies auf einem Planeten, den er nie ordentlich hatte identifizieren können. Das … Das Volk, das über und unter Wasser atmen konnte … War das der Name gewesen? … Nun, wie sie sich auch genannt haben mochten, sie hatten einen Großteil ihres Lebens dem Training, der Askese und der Übung gewidmet, dennoch war ihr Tanz nicht annähernd so perfekt koordiniert gewesen wie das, was er hier vor sich sah.

Alle Kammern, in die er blickte, offenbarten das gleiche Schauspiel. Sämtliche Personen darin bewegten sich und zwar mit zunehmender Heftigkeit, doch egal, wie wild und übertrieben ihre Bewegungen auch waren, jedes Individuum blieb stets in perfektem Einklang mit allen anderen. Der Doktor hatte natürlich keine absolute Gewissheit, war jedoch ziemlich sicher, dass die Kammern miteinander synchronisiert waren, sodass sich jede Sechsergruppe im Einklang mit allen anderen bewegte. Hätte er sie alle zugleich sehen können, wäre es dem Beobachter sicher so vorgekommen, als würde man einem Fischschwarm zuschauen. Dann sah er, dass der Flüssigkeitspegel in den Kammern zu sinken begann.

Leela folgte den Kampfgeräuschen und fand ohne große Schwierigkeiten den Weg nach draußen. Tatsächlich hinauszugelangen entpuppte sich jedoch als größeres Problem: Sobald sie die große Flügeltür in der Metallwand hinter den Leitern aufgestoßen hatte und einen kurzen Korridor hinuntergegangen war, versperrte ihr ein komplizierteres System aus kleineren, verschlossenen Türen den Weg. Sie vermutete, dass sich der Doktor aus diesem Grund nicht größere Mühe gegeben hatte, sie aufzuhalten: Er glaubte, sie sei nicht in der Lage, solche Türen zu öffnen. Vielleicht hatte er vergessen, wie leicht sie die Tür der TARDIS aufgemacht hatte. Es stimmte: Sie hatte sich das von ihm abgeschaut. Affen machen alles nach, hatte der Doktor gesagt. Sie wusste zwar nicht, was das bedeutete, aber als Lob war es sicher nicht gemeint gewesen. Dennoch hatte sie ein paar Dinge über solche Mechanismen gelernt und wusste, wie man sie in Bewegung setzen konnte.

Durch eine transparente Platte in der ersten Tür sah sie, dass der Durchgang von mindestens einer weiteren Tür versperrt wurde, die von der ersten durch einen kurzen Gang getrennt war. Die zweite Tür besaß kein solches Fenster, daher konnte sie nicht feststellen, was dahinter lag – es hätte eine ganze Reihe von Türen und Zimmern folgen können, doch Leela war überzeugt, dass sie kein Problem mehr für sie darstellen würden, sobald sie die erste geöffnet hatte.

Sie konnte weder Hebel noch Schalter entdecken, aber irgendetwas von der Art musste es geben, und zwar ziemlich sicher in der Nähe der Tür. Selbst wenn der Mechanismus aus der Ferne betätigt wurde wie in der TARDIS, würde man von dort aus immer noch die Tür im Blick haben. Allerdings fehlte hier der Platz dafür, um den Ausgang so zu bedienen. Aber warum sollte man eine Tür öffnen oder schließen wollen, die man gar nicht sehen konnte? Sie kam zu dem Schluss, dass es eine andere Sorte von Hebel oder Schalter geben musste und dass dieser sich höchstwahrscheinlich an der Tür selbst befand.

Es dauerte eine Weile, doch schließlich fand sie die Stelle am Rahmen, die man berühren musste, damit die Tür zur Seite glitt. Als sie triumphierend hindurchschritt, spürte sie, wie die Luft zusammen mit ihr ins Zimmer drängte. Zu spät fiel ihr wieder ein, was ihr Kriegerlehrmeister ihr wieder und wieder gesagt hatte: Du darfst dich nie siegreich fühlen. Siegesfreude macht einen dumm und die Dummen sterben zuerst. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Tür sich sofort wieder schließen würde – und die Dummen sterben zuerst –, sodass sie in dem kleinen Raum gefangen war. Erschrocken zog sie ihr Messer und ging in Verteidigungsstellung, bereit, sich aus dem Hinterhalt freizukämpfen, wie es ihr beigebracht worden war. Als niemand kam und nichts weiter zu passieren schien, entspannte sie sich ein wenig, steckte das Messer wieder in die Scheide und untersuchte die Tür, durch die sie hereingekommen war. Wie auf der anderen Seite ertastete sie auch auf dieser einen Punkt, den man berühren musste und abermals öffnete sich die Tür, wobei ihr erneut ein kleiner Windstoß entgegenkam. Sie wartete. Die Tür schloss sich wieder. Sie löste den Mechanismus noch einmal aus, mit dem gleichen Ergebnis. Offenbar konnte sie im Notfall jederzeit den Rückzug antreten. Sie fand einen ähnlichen Auslöser an der anderen Tür. Als sie aufglitt und Tageslicht hereinströmte, zog sie erneut ihr Messer.

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