Kitabı oku: «Doctor Who Monster-Edition 6: Roboter des Todes», sayfa 4
»Helfen Sie uns nun mit der Sache oder nicht?« Stenton »Fetti« Rull füllte den Türrahmen aus.
»Ich denk mal, es läuft auf ›oder nicht‹ hinaus«, sagte Poul.
Der Operations-Supervisor machte ein böses Gesicht. Er hatte Poul nichts zu sagen, und das wussten sie beide. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, es trotzdem ständig zu versuchen. »Kriegen Sie Ihren faulen Hintern hoch, Poul. Dieser Abschaum von der ARF hat ’ne Riesenaktion gegen uns gestartet. Wir brauchen da draußen jeden Mann.« Er deutete mit seinem fetten Daumen über die Schulter.
»So wie es aussieht«, sagte Poul, während er an ihm vorbeispähte, »haben Sie da draußen schon jeden Mann, abgesehen von den prächtigen Exemplaren, die Sie für die Streife an den verschiedenen Standorten angeheuert haben. Und ich vermute, diese Killer vom Grabbeltisch machen gerade genau das, wofür Sie sie bezahlen, stimmt’s?«
»Was man von Ihnen nicht gerade behaupten kann.«
Poul lächelte. »Sie bezahlen mich nicht, Rull.«
»Ich weiß nicht, warum’s irgendwer tut«, sagte Rull.
»Das liegt daran, dass ich so gut aussehend, charmant und allgemein beliebt bin.«
»Ist echt eine wahre Freude, Sie um sich zu haben.«
»Ganz genau. Und jetzt hauen Sie ab, Fetti.«
»Zwingen Sie mich doch«, höhnte Rull und trat weiter ins Zimmer.
Poul stand auf. Er nahm seine Jacke vom Haken an der Wand. »Entschuldigen Sie mich«, sagte er höflich und drückte sich vorsichtig an dem Schwergewicht vorbei.
Er ging durch die Betriebsgalerie hinaus und nahm dabei kaum Notiz von den unzusammenhängenden Bildern auf den normalerweise perfekt koordinierten Monitorbildschirmen und den eindringlichen Stimmen der Sicherheitsleute, die versuchten, den Kontakt mit den Bodentruppen aufrechtzuerhalten.
Das andauernde Ringen mit der ARF war ein zweckloser, hässlicher Kleinkrieg, der jäh und eher unerwartet zu eskalieren schien. Er konnte nur vermuten, dass die Geheimhaltungsabteilung der Firma, der er anscheinend einmal angehört hatte, ihre Arbeit nicht ordentlich gemacht hatte. Angesichts der regelmäßigen Infiltrationen der Anti-Roboter-Front hätten sie eigentlich mit alldem hier rechnen müssen. Selbst ohne einen Spion in der Organisation hätte die Spionageabteilung – was für ein Witz sie doch war – fähig sein müssen, die ARF aufzuspüren. Verdammt, diese Leute waren doch berechenbar genug, ebenso wie die Reaktion der Firma auf sie. Es war alles deprimierend vorhersehbar und vorhersehbar irrational. Und ein totales Tohuwabohu, wie üblich. Schwer zu sagen, was diese Eskalation ausgelöst hatte, aber sicher kam sie nicht von ungefähr. Jemand hätte also in der Lage sein müssen, das Ganze vorherzusehen. Jemand hätte darauf achtgeben müssen. Vielleicht hätte er selbst besser achtgeben müssen …
Draußen auf der Straße blieb Poul einen Augenblick lang stehen, um zu entscheiden, ob er zu Fuß zu seinem Apartment laufen oder ein programmierbares Auto-Trike nehmen sollte. Er nahm nie die luxuriöseren robotergezogenen Buggys – nicht weil er sie sich nicht hätte leisten können, sondern weil er sich so nahe bei den Vocs, die unermüdlich die zweirädrigen Gefährte zogen, einfach nicht entspannen konnte. Nicht entspannen können traf es vielleicht nicht ganz. Tatsächlich konnte er ihnen nicht nahe kommen, ohne dass ihm vor lauter Panik der kalte Schweiß ausbrach.
Sie hatten ihm gesagt, dass er sich früher einmal in der Gesellschaft von Robotern wohlgefühlt hatte. Angeblich hatte er während seiner Undercover-Arbeit auf Sturmmine vier sogar einen Robotergehilfen gehabt. Er hatte keinen Grund, ihnen nicht zu glauben. Nun, eigentlich hatte er schon einen, er hatte sogar einen guten Grund. Denn das bedeutete ja, ein Roboter hätte verdeckt gearbeitet, doch in was für einer Rolle hätte er verdeckt arbeiten sollen und woher in Gottes Namen hätte er wissen sollen, was es bedeutete, verdeckt zu arbeiten?
Sie hatten es ihm nicht verraten. Sie hatten gesagt, dass der Roboter ein Experiment gewesen sei, dass er zerstört worden sei, aber sie hatten ihm nicht gesagt, was die Maschine zerstört hatte. Oder was ihn selbst, Poul, zerstört hatte. Es sei besser, wenn er sich selbst erinnerte.
In der Sache sollte er ruhig ihnen und ihren guten Absichten vertrauen. Nun, daraus würde nichts werden. Die Firma war nicht altruistisch. Sich kümmern und miteinander teilen? Nein, daran glaubte er nicht. Medizinische Behandlung, ein Job, Beförderung. Für all das musste es einen Grund geben, und wenngleich er ihn nicht kannte: Irgendjemand wusste Bescheid.
Er seufzte. Die Auto-Trikes waren ungemütlich und knifflig zu programmieren und nun, da er aus dem Gebäude heraus war, war seine Müdigkeit verflogen. Er hatte es nicht sonderlich eilig und das Wetter heute war herrlich, also konnte er ebenso gut zu Fuß gehen.
Momentan herrschte Trockenzeit und oft blies der Winterwind rasierklingenscharf direkt aus dem Blind Heart herüber. Die Leute nannten diesen Wind die Leere. Manchmal war er so eisig, dass einem die Knochen wehtaten. Wenn es jedoch so windstill wie heute war, dann war das Wetter oft ruhig und mild – Erztraum nannten das die Arbeitslosen aus den Sewerpits.
Trotz der Depression, die ihm auf Schritt und Tritt folgte wie eine dunkle Wolke, fing Poul an, den Spaziergang durch die stillen Straßen zu genießen. Er hatte etwa die Hälfte des Wegs zu seinem Apartment zurückgelegt, als er bemerkte, dass er verfolgt wurde. Er wusste – weil sie es ihm als Teil seiner Behandlung gesagt hatten –, dass er in seiner Verfassung anfällig für paranoide Wahnvorstellungen war. Möglicherweise war das hier lediglich eine dieser Fantasien. Möglicherweise bildete er sich die Gestalt nur ein, die er aus dem Augenwinkel erspäht hatte und die ihm an den Fersen klebte. Beiläufig überquerte er die baumgesäumte Straße und schlenderte in die Imbisspassage hinein.
Er entschied sich für einen Becher spritzigen Perlweins aus dem Spender und setzte sich damit demonstrativ entspannt an einen Tisch am Eingang der Passage. Er gab sich Mühe, nicht zu dick aufzutragen, und blickte beiläufig die Straße hinauf. Zu seiner Überraschung war die Gestalt, die ihm gefolgt war, genau dort, wo er sie erwartete. Anscheinend hatte sie einfach angehalten, stand nun vollkommen reglos da und starrte in seine Richtung.
Poul nippte an seinem Wein. Seine Hand zitterte und es fiel ihm schwer, den Becher an seine Lippen zu führen, ohne die klebrig-süße Flüssigkeit zu verschütten. Wieder ließ er den Blick über die Straße schweifen. Der Mann – er sah definitiv wie ein Mann aus, obwohl es aus der Distanz schwer zu erkennen war – hatte sich weder bewegt noch weggeschaut. Was stimmte nicht mit ihm? War er einfach nur schlecht in seinem Job? Andererseits wusste Poul ja nicht genau, was das überhaupt für ein Job war. Offenbar kam es nicht darauf an, dass der Mann unbemerkt blieb. Warum stand er so da? Warum bewegte er sich nicht wenigstens ein bisschen?
Poul nahm noch einen Schluck Wein, dann schaute er den Mann direkt an. Einen langen Moment starrte er weiter in seine Richtung und als der Mann noch immer keine Reaktion zeigte, hob er seinen Becher zu einem kleinen, ironischen Gruß. Nichts. Keine Reaktion. Seltsamerweise war Poul das Ganze ein wenig peinlich, so als hätte er irgendeinen Aspekt der Etikette missachtet oder wäre auf einer Party von einem Bekannten absichtlich ignoriert worden.
Er warf den Becher in die Mülltonne und dachte über seine Optionen nach: den Mann zur Rede stellen, den Mann ignorieren, den Mann abhängen. Er entschied sich für die Konfrontation, und sei es nur, um das Unbehagen loszuwerden, das wegen seines missglückten Versuchs, theatralisch zu sein, noch in ihm nachhallte. Gesten bedeuteten nichts, wenn sie ignoriert wurden. Es war nichts Geheimnisvolles an Körpersprache. Durch Sprechen wurde sie unnötig. Menschen kommunizierten, indem sie miteinander redeten. Er hielt inne. Körpersprache? Wo kam der Gedanke her? Irgendwann war ihm einmal beigebracht worden, wie man nonverbale Signale deutete. Warum fiel ihm das gerade jetzt ein?
Poul verließ die Passage und überquerte abermals die Straße, dann ging er zügig und schnurstracks dorthin, wo der Mann stand und ihm entgegenblickte. Als er näher kam, sah er, dass es tatsächlich ein Mann war. Er war durchschnittlich groß, hatte braunes Haar und trug ein schlichtes Hemd und Leggings wie ein Mann mit Geschmack und einem gewissen Wohlstand. Es gab jedoch noch immer nicht das geringste Anzeichen, dass er Poul in irgendeiner Weise wahrnahm. Keine menschliche Geste irgendeiner Art. Allmählich wurde Poul wütend. Das Ganze war beleidigend. Zutiefst beleidigend. Er wurde behandelt, als wäre er es nicht wert, dass man sich mit ihm abgab. Als wäre er nicht wichtig genug, dass man ihn überhaupt zur Kenntnis nahm. Hätte sich der Kopf nicht nahezu unmerklich bewegt, eine winzige Drehung, um ihn weiter ihm Blick zu behalten, so hätte Poul gedacht, dass dieser Mann nicht einmal lebendig, ja überhaupt kein Mann war. Er hätte ihn für einen Roboter gehalten.
Er hätte gedacht, dass es ein Roboter war. Er hätte gewusst, dass es ein Roboter war.
Es war ein Roboter.
Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte es nicht einmal in Erwägung gezogen. Just in diesem Augenblick war alles, was er für wahr halten wollte, eine Lüge. Die Welt, seine Welt, schwand dahin und er spürte, wie er sich selbst aufzulösen begann. Sein Herz hüpfte und flatterte panisch und das Zittern füllte seine Kehle und drohte, ihn zu ersticken. Er bekam keine Luft. Seine Lunge krampfte sich zusammen und machte es unmöglich, Atem zu holen, so sehr er sich auch bemühte. Unwillkürlich zuckten und verspannten sich seine Armmuskeln. Sein Magen machte einen Satz und zog sich zusammen. Er merkte, wie ihm die Kraft aus den Beinen wich, sodass seine Schritte unsicher wurden und er schwankte. Sein Gleichgewichtssinn ließ ihn im Stich und er wäre um ein Haar gestürzt. Er kam sich ein wenig lächerlich vor, ungewollt komisch. Ein kreischendes Entsetzen füllte seinen Kopf und er wusste nicht, ob er den Schrei ohne Atem überhaupt herausbringen konnte.
Es war ein Roboter.
Er wollte nicht weiter darauf zugehen. Es war ein Roboter.
Er wollte stehen bleiben, sich umdrehen und davonlaufen. Doch irgendwie gelang ihm nichts davon, nun, da die Welt zu Ende ging.
Es war ein Roboter.
Er zwang sich zum Anhalten, stand schwankend da und starrte den Mann in schreiender Stille an.
Es war ein Roboter.
»Was willst du?«, brachte er am Ende heraus … Oder schrie er es am Ende? Oder krächzte er es am Ende? Am Ende wusste er es nicht. »Du verfolgst mich. Warum verfolgst du mich?«
»Ander Poul«, sagte der Roboter höflich, »ich wurde geschickt, um Sie zu töten.«
3
»Leute? Leute!«, rief der Doktor und klatschte in die Hände. Er versuchte, eine gewisse Ordnung in das Gewühl seltsamer Sechslinge zu bringen. Wie befürchtet war der Versuch leider reine Zeitverschwendung. Sie wanderten umher wie Kleinkinder im Körper von Erwachsenen, untersuchten neugierig alles, was in ihre Reichweite kam, und verloren rasch wieder das Interesse. Sie schienen die Aufmerksamkeitsspanne von behuften Pflanzenfressern zu haben. Aber sie waren nicht grundsätzlich dumm. Er konnte erkennen, dass sie die ganze Zeit lernten. Und sie taten es in beinahe vollkommener Stille. Obgleich sie nicht sprachen, schienen sie zu verstehen, was er zu ihnen sagte. Als er fragte: »Weiß irgendwer von euch, wo ihr herkommt?«, zeigten ein paar von ihnen zu den Gerüsten hinauf, ehe er und seine Fragen sie zu langweilen begannen und sie sich von irgendetwas ablenken ließen. Einige hatten den Weg in die TARDIS gefunden, also musste er sie wieder hinausgeleiten und die Tür vor den anderen verschließen.
Während er ihnen zusah, wurde ihm klar, dass alle sechs Mitglieder jeder Gruppe ihr Wissen teilten – was eines von ihnen lernte, lernten alle. Wie sie Informationen miteinander teilten, war dem Doktor noch nicht klar, und er konnte nicht sagen, ob dieselbe Art von Kommunikation zwischen den verschiedenen Gruppen stattfand. Waren sie fabrikproduzierte Klone? War jede Sechsergruppe quasi ein vervielfachtes einzelnes Individuum? Und war dies der Ursprung ihrer mysteriösen Kommunikationsfähigkeiten?
Ich muss aufhören, meine Zeit mit nutzloser Spekulation zu verschwenden, dachte der Doktor. Ich habe noch nicht mal abschließend geklärt, ob sie überhaupt auf mysteriöse Weise kommunizieren, und schon erwäge ich die Telepathie von Klonen oder möglicherweise das Klonen von Telepathen.
Tatsächlich war industrielles Klonen nicht sonderlich ungewöhnlich, obwohl der Doktor auf seinen Reisen selten damit in Berührung gekommen war. Viel öfter hatte er Gerüchte über diese Praxis gehört sowie über die bizarren Nebenwirkungen, die dabei wohl manchmal auftraten. Gerüchten schenkte er jedoch nie viel Beachtung. Er behandelte sie mit derselben stillen Geringschätzung, die er für alles bereithielt, was mit den Worten Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass … oder Es geht gegen das Wort Gottes … begann.
»Leute! Leute?«, rief er wieder. »Hallo? Weiß irgendwer von euch, wie man hier rauskommt? Besteht die geringste Möglichkeit, dass irgendjemand eine Ahnung hat, wo ihr hinsollt?«
Diesmal streckte niemand den Arm aus und deutete in irgendeine Richtung. Tatsächlich hielten die meisten bei dem inne, was sie gerade taten, wandten sich ihm zu, standen still da und warteten geduldig und respektvoll.
»Ich verstehe«, meinte er und lächelte fröhlich in die Runde. »Ihr erwartet, dass ich euch sage, wohin ihr gehen müsst. Da gibt es allerdings ein winziges Problem: Ich weiß es ebenso wenig wie ihr. Weder weiß ich, wo ihr herkommt, noch wo ihr hinsollt, noch warum.« Er zuckte mit den Schultern und wühlte in der Tasche seines langen Mantels herum. »Die elementaren Fragen sind: was, wo, wann, wie und warum«, sagte er. »Und wir können nicht mal eine davon beantworten, oder?« Er zog eine ramponierte Papiertüte hervor. »Hat jemand Lust auf ein Gummibärchen?«, fragte er, nahm selbst eins und hielt den Gestalten die Tüte hin. Niemand griff zu. Er steckte die Tüte wieder weg. »Ihr wisst nicht, was euch entgeht«, erklärte er. »Die sind extrem gut. Meiner Ansicht nach ist die Verfügbarkeit von Gummibärchen ein Indikator für die Reife einer Zivilisation.« Er kaute gedankenverloren. »Um hier rauszukommen«, sagte er, »benötigen wir Vorstellungskraft und eine brillante Idee. So viel ist klar.« Er schnippte mit den Fingern und strahlte. »Versuchen wir’s doch mal mit den Türen.«
Als er auf die Türen zuschritt, folgten ihm die seltsamen Leute. Sie lächelten, und hätte der Doktor besser achtgegeben, wäre ihm aufgefallen, dass sie alle den Kiefer bewegten, als würden sie auf etwas herumkauen.
Mit einem Firmenflieger wäre Uvanov schneller gewesen – was einer der Gründe dafür war, warum er sich für die Reise mit dem Schienenfahrzeug entschieden hatte. Er konnte rein gar nichts tun, um das Desaster aufzuhalten, das sich gerade in der zentralen Service-Einrichtung ereignete, doch wenn er zu früh eintraf, käme er genau richtig, um selbst den Kopf hinhalten zu müssen. Niemand bei Verstand wollte der Höchstrangige vor Ort sein, wenn ebenjener Ort gerade in Flammen stand. War man so gerissen und ehrgeizig wie er, dann tauchte man bei solchen Pannen erst auf, wenn sich der Rauch bereits verzog. Zu dem Zeitpunkt war bereits zu erkennen, was getan werden musste und wer die Schuld daran trug, dass es nicht längst erledigt worden war. Mit dem richtigen Timing konnte man sich selbst auf die Fahne schreiben, das Durcheinander beseitigt zu haben, ohne das Risiko einzugehen, sich die Hände schmutzig zu machen oder den kostbaren Ruf zu verderben. Man konnte der Held des Augenblicks werden, jedermanns liebster Feuerwehrmann. Timing war alles und sein Instinkt für die Rhythmen eines Wüstensturms, der ihn zu einem so großartigen Minen-Captain machte, schien ihm in der windigen Einöde der Firmenpolitik ebenso gute Dienste zu leisten.
»Mit dem Flieger wären wir schneller gewesen«, merkte Cailio Techlan an und schlurfte vom Führerhäuschen in die Passagierkabine. Sie reichte ihm die Ausdrucke, setzte sich ihm gegenüber und verrenkte sich den Hals, um einen Blick auf einen der Beobachtungsschirme zu erhaschen, die nach vorn zeigten.
Uvanov ignorierte die Kritik, die in ihren Worten mitschwang. »Anscheinend ist der Produktionsablauf nicht behindert worden«, sagte er, während er sich die neuen Datenblätter ansah. »Sind die Techniker, die für Kuppel sechs zuständig sind, im Gebäude selbst oder im Überwachungszentrum?«
»Das fragen Sie mich?«, fragte sie. Es gelang ihr, Ungläubigkeit und Langeweile in ihre gespielt monotone Stimme zu legen.
»Damit will ich Ihnen sagen, dass Sie die Service-Einrichtung anrufen und nachfragen sollen«, sagte Uvanov.
»Was, jetzt?«
»Ja, jetzt.«
»Kuppel sechs? Warum interessiert Sie ausgerechnet Kuppel sechs?«
Uvanov beugte sich vor und brachte sein Gesicht nahe an ihres heran. »Weil ich der Chef bin«, zischte er, »und Sie sind meine Assistentin. Das heißt, dass Sie tun, was ich sage, wenn ich es sage, und zwar ohne alle möglichen unverschämten Fragen zu stellen.«
Zwei Dinge gefielen ihm daran, Cailio Techlan als Chefassistentin zu haben: Das Wichtigste war, dass sie zu dumm war, um eine Bedrohung für ihn darzustellen; das Angenehmste: Sie war ein Mitglied – ja, ein unwichtiges, aber dennoch ein Mitglied – der zwanzig Familien und es machte ihm einen Heidenspaß, sie hin und wieder in die Schranken zu weisen.
»Sie arbeiten immer noch an dem Schlaganfall, Kiy«, entgegnete sie trocken. »Sie sollten versuchen, ruhig zu bleiben.«
»Ich bin völlig ruhig«, blaffte er.
»Es war übrigens nur eine unverschämte Frage.« Sie lächelte ihn an. »Und zwar die, die man mir stellen wird, das ist alles.« Sie stand auf und ging wieder zum Führerhäuschen, wo sich die Sprechanlage befand.
»Sagen Sie denen, was ich Ihnen gesagt habe«, rief Uvanov.
»Sie sind der Chef«, erwiderte sie in ihrem roboterartigen Aristo-Singsang.
Uvanov warf ihr einen bösen Blick hinterher. Sie in die Schranken zu weisen klappte nicht immer so gut, wie er sich das wünschte. Manchmal kam es ihm so vor, als würde sie sich über ihn lustig machen. Er versuchte, sich auf die Produktionsbögen zu konzentrieren. Eigentlich kam es ihm immer so vor, als würde sie sich über ihn lustig machen. Wie machte sie das bloß? Wie machten die das?
Wenn die Produktionsauslesungen stimmten, war der Überfall bis jetzt nahezu ineffektiv gewesen. Es war das übliche ARF-Gehabe: ein bisschen Ausrüstung zerschlagen, ein paar Dums vernichten, ein paar Voc-Einheiten zerstören. Nur Rauch und Funken für die Publicity. Vielleicht war es doch nur ein Zufall?
»Sie sind im Überwachungszentrum.« Sie war zurück. »Die Techniker aus Kuppel sechs sind im Überwachungszentrum.«
Er schaute nicht auf. »Also war keiner da, als sich alles abgeriegelt hat?«
»Wollen Sie, dass ich nachfrage?«
»Nein, ich hab nur laut nachgedacht.«
»Ist das ein Problem?«
Nun blickte er auf und funkelte sie an. Versuchte sie mal wieder, witzig zu sein? »Was haben Sie gesagt?«
»Ist das ein Problem, dass keiner drinnen war?«
»Nein.«
Natürlich war es sehr wohl ein Problem. Die Prägung musste sofort erfolgen. Wenn die erste vollständig produzierte Charge psychotisch wurde oder die Roboter sich als Dums erwiesen, weil niemand bereit stand, der die ersten Leitmuster vorgeben konnte, würde das kein gutes Licht auf das Projekt werfen. Mit einem Mal ging ihm auf, dass genau das vielleicht der Sinn des Überfalls gewesen sein könnte: Sie lange genug von der Brutkuppel fernzuhalten, dass die gesamte Charge ruiniert wurde. Das würde jedoch wirklich bedeuten, dass es einen schlimmen Störfall im Sicherheitssystem gegeben hatte. Er starrte Cailio Techlan eindringlich an. Wusste sie davon? Hatte sie es herausbekommen und es an irgendeine geheime Aristo-Verbindung weitergegeben? Er wusste, dass die vor nichts haltmachen würden, um ihn aus dem Vorstand herauszuhalten.
Sie bemerkte seinen Blick. »Soll ich sonst noch irgendwas tun?«, fragte sie.
So oder so, dachte Uvanov, Zufall oder Verschwörung, für mich ist wichtig, dass es ein ernster Überfall ist. Er brauchte mehr als Feuerwerk und Hirngespinste, wenn er sich absichern wollte. »Gibt es Tote?«, fragte er.
»Jetzt wollen Sie, dass ich das herausfinde?« Monotone Langeweile mit einem Hauch von Ärger.
Uvanov lächelte unaufrichtig. »Genau das will ich.«
»Wir sind jeden Moment da. Selbst in diesem Ding dauert’s nicht mehr lange.«
Uvanovs Lächeln veränderte sich nicht. »Dann sollten Sie sich lieber beeilen«, sagte er.
Sie machte sich wieder auf den Weg zur Front des Gefährts. »Wollen Sie die Namen wissen?«
Uvanov verspürte eine absurde Befriedigung, als er ihren monotonen Sarkasmus hörte. »Nur wie viele und auf welcher Seite sie gestanden haben«, entgegnete er fröhlich.
Das Erste, was Poul bewusst wahrnahm, war der Schmerz in seinen Knien und dann in seinen Händen und Ellenbogen. Das Bett war viel härter, als er es in Erinnerung hatte. Und kälter. Wesentlich kälter.
»Geht es Ihnen gut?«, fragte eine Stimme.
Wer war das? Wem gehörte diese Stimme? Die Stimme des Roboters.
Ander Poul, ich wurde geschickt, um Sie zu töten.
»Geht es Ihnen gut?«, wiederholte die Stimme. »Wollen Sie, dass ich einen MedVoc rufe?«
Einen MedVoc? Einen Roboter? Einen Roboter hier in sein Apartment rufen? An diesen Ort, wo er sicher war, weil sie nicht wussten, dass er hier war, wo sie nicht rein konnten? Oh nein, nein nein nein … Sie durften hier nicht rein, aus absolut keinem Grund, oh nein, nein nein nein … »Nein!« Er schrie so laut, dass er sich selbst aus dem Schlaf riss, öffnete die Augen und setzte sich im Bett auf und stellte fest, dass er auf der Straße gelegen hatte. Ein Mensch, der ein bisschen wie ein Roboter gekleidet war, beugte sich über ihn.
Die Mode der Jugend. An wen erinnerte ihn diese Aufmachung? Er hatte einmal einen gesehen, der wie ein Roboter angezogen war, als es drauf angekommen war. Da war es um Leben und Tod gegangen, Leben und Tod von allem.
»Sie sind wohl ohnmächtig geworden«, sagte der Junge, der ein bisschen wie ein Roboter angezogen war.
»Haben Sie einen Roboter gesehen?«, fragte Poul.
»Was?« Der Jugendliche beugte sich zu ihm herunter. »Was haben Sie gesagt?«
»Da war ein Roboter«, sagte Poul lauter. »Haben Sie den Roboter gesehen?«
Der Junge schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. »Können Sie aufstehen?« Er reichte ihm die Hand.
Poul nahm sie und kam mühsam auf die Beine. Ihm war schwindlig und übel. Er spürte den Schweiß auf Stirn und Nacken, schmierig und kalt. »Er hat versucht, mich umzubringen«, sagte er.
Der Junge zögerte. »War er vielleicht wie ein Roboter angezogen?«, schlug er unbehaglich vor.
»Nein, nein, nicht wie Sie«, versicherte ihm Poul. »Es war ein Roboter. Er hat mir gesagt, dass er geschickt wurde, um mich umzubringen.«
»Ein Roboter hat gesagt, er sei geschickt worden, um Sie umzubringen?«
»Er ist mir gefolgt.«
»Hören Sie zu, Topmaster«, meinte der Junge. »Ich weiß nicht, was Sie genommen haben, aber lassen Sie lieber die Finger davon. Es tut Ihnen nicht gut.«
Poul nickte und musste sich prompt am Arm des Jugendlichen festhalten, weil sich die Welt sofort zu drehen begann. »Danke«, sagte er. »Nächstes Mal verdünne ich’s mehr.«
»Sie sollten sich wirklich mal durchchecken lassen.«
Poul rang sich ein Lächeln ab. Offenbar wollte der Junge immer noch einen MedVoc rufen. Wenn er nach all dem Gebrabbel über Killerroboter einen Schreikrampf bekam, sobald sich ein Robotersanitäter näherte, würde er wahrscheinlich den Rest seines Lebens auf der geschlossenen Station verbringen. »Es geht mir schon viel besser. Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen. Ich werde jetzt wieder rüber zur Imbisspassage gehen.« Er machte eine vage Geste über seine Schulter hinweg. »Muss erst mal wieder zu Atem kommen.«
»Imbisspassage?«, fragte der Jugendliche. »Welche Imbisspassage?«
Poul wandte sich zu der Passage um, wo er gesessen und den Roboter dabei beobachtet hatte, wie der ihn beobachtete – war es wirklich ein Roboter gewesen? Er fing schon selbst an, daran zu zweifeln. Die Imbisspassage, wo er an einem Tisch gesessen hatte. Die Imbisspassage, die nirgends zu sehen war.
Er schaute sich gründlicher um. Er befand sich nicht mehr dort, wo er dem Ding gegenübergestanden hatte, oder dem Mann, es musste ein Mann gewesen sein – Ander Poul, ich wurde geschickt, um Sie zu töten … Stimmen waren Schall und Rauch, eine Stimme hatte gar nichts zu sagen. Dies war nicht die Stelle. Dieser Ort lag nicht auf dem Weg zu seinem Apartment, den er eingeschlagen hatte. Wo war er? Gerade noch rechtzeitig hielt er sich davon ab zu fragen: Wo bin ich? Stattdessen sagte er: »Es ist ein paar Straßen weiter in die Richtung.« Er tätschelte dem Jungen die Schulter. »Bisschen runtergekommen. Nicht nach jedermanns Geschmack. Ich würde Ihnen aber gern einen Becher von dem Spezial-Süßwein ausgeben, den es dort gibt …«
Erleichtert sah er, dass er ungefähr den richtigen Ton getroffen hatte. Jetzt war es an dem Jungen, unbeholfene Ausreden zu finden, um rasch wegzukommen. Als Poul dem Typen mit seiner Robotermode und seinem modischen Robotergang nachschaute, erschien es ihm mehr als naheliegend, dass er sich geirrt hatte. Roboter konnten niemanden umbringen. Roboter konnten nicht einmal drohen, jemanden umzubringen. Es war ein Mann gewesen. Ein Mann, der vorgab, ein Roboter zu sein. Das war die einzige Erklärung. Nun gut, wie war er also hierhergekommen? Und wichtiger noch: Wo genau war er?
Er sah sich um und stellte fest, dass er sich am Rand eines nichtssagenden Gewerbegebiets befand. Kleine Manufakturen und Geschäfte, alles geschlossen und verrammelt. Er sah sich nach irgendwelchen auffälligen Gebäuden oder Ähnlichem um, irgendwas, das er wiedererkannte. Etwas zu finden durfte eigentlich kein Problem sein. Er kannte den Großteil der Stadt. Er musste sich einfach nur orientieren.
Und warum sollte ihm überhaupt jemand solche Angst machen wollen? Vielleicht war das eine Straßenräubermasche. Er untersuchte seine Jackentaschen. Nichts fehlte. In einer der Taschen entdeckte er sogar etwas, an das er sich gar nicht erinnerte: so was wie eine Münze. Er holte die kleine Scheibe aus schillerndem rotem Plastik hervor und musterte sie eingehend. Was war das? Er wusste, was es war – wenn er sich doch nur erinnern könnte. Wie hatten sie es genannt? Ja, das war es, genau. So hatten sie es genannt. Sie nannten es Leichenmarker. Es war eine Roboterdeaktivierungsscheibe.
Er hörte selbst kaum, wie er schrie.
Sie erwachte in Finsternis. Die vollkommene Stille verwirrte sie. Etwas stimmte nicht, das wusste sie, konnte sich jedoch keinen Reim darauf machen. Sie erinnerte sich nicht. Wo war sie? Panisch wirbelten die Gedanken in ihrem Kopf herum. Woran genau erinnerte sie sich nicht? Warum stimmte irgendetwas nicht? Da waren Fetzen von Träumen und Schrecken und halb erinnertem Grauen. War sie tot? Hatte man sie beerdigt? Griffen die Roboter noch immer nach ihr? Was genau stimmte denn so ganz und gar nicht?
»Licht«, sagte sie automatisch. Das Licht in ihrem Schlafquartier ging an und wurde langsam heller.
In dem Augenblick fiel Toos wieder ein, was nicht stimmte, was so anders war. Die Fahrt war vorbei. Die Mine befand sich im Dock. Das stete Hintergrundgeräusch und die konstante Bewegung, beides hatte, nachdem es endlose Monate lang mehr oder weniger unbemerkt fortgedauert hatte, endlich aufgehört.
Damit einhergehend war auch die Anspannung ihrer Rolle als Captain von ihr abgefallen, die Furcht vor dem Versagen, das Risiko, irgendjemanden, und sei es sie selbst, bemerken zu lassen, wie sehr die Roboter sie in Wahrheit in Angst versetzten … Alles vorbei oder fast vorbei. Endlich konnte sie sich entspannen.
»Licht beibehalten«, befahl sie und das Licht stabilisierte sich. Sie streckte sich genüsslich und setzte sich im Bett auf.
Und das Beste: Sie war reich. So unverschämt reich, dass sie praktisch unantastbar war. Sie schaute auf die Uhr. Sie hatte länger geschlafen, als sie es vorgehabt hatte. Nicht dass es eine Rolle spielte, die Reichen folgten ihrer eigenen Uhr. Sie befand sich nun in der Wenn-ich-spät-dran-bin-warten-Sie-eben-Zeitzone. Die Mannschaft würde das sicher anders sehen. Warum auch nicht? Sie kannten sie zu gut, um sich von ihrem Geld zum Narren halten zu lassen. Wenn sie die Party für sie schmeißen wollte, die sie ihnen schuldig war, die sie sich selbst schuldig war, dann sollte sie lieber mit den Vorbereitungen anfangen. Sonst würden sie sich betrinken, zanken und getrennte Wege gehen, während sie selbst ihre Chance verpassen würde, ihr neues Leben als superreiches Miststück mit der angemessenen, skandalösen Sause einzuläuten.
Sie streckte die Hand nach dem Sprechgerät aus und stellte eine Verbindung nach draußen her. Während sie darauf wartete, dass sie zustande kam, dachte sie darüber nach, was sie danach tun würde, wenn das ganze Geschäft abgewickelt und die Party gefeiert war. Vielleicht würde sie etwas gegen das Roboterproblem unternehmen – zum Beispiel einer der Anti-Roboter-Gruppierungen beitreten. Zum Teufel, vielleicht würde sie ihre eigene Gruppe finanzieren. So eigenartig war es auch wieder nicht, robophobisch zu sein. Konnte jedem passieren. Was hatte Uvanov gesagt, damals während der Schlussbesprechung? Man muss gar nicht wissen, ob sie einen umbringen werden – es reicht zu denken, dass sie es könnten. Der Mann wusste, wie man sich durchschlug. Vielleicht würde sie ihn mal anrufen. Sie könnten über alte Zeiten sprechen. Und sie könnte herausfinden, an wie viel er sich noch erinnerte …
Der Doktor hatte es durch die Isolationstüren der Luftschleuse geschafft, obwohl ihm die auf geduldige Weise neugierige Menge kauender Leute gehörig auf die Pelle gerückt war. Die automatisch ausgelösten Blockaden waren nicht sonderlich kompliziert. Soweit er feststellen konnte, waren sie dazu gedacht, bei einem Alarm oder Notfall jeden aufzuhalten, der hier sonst üblicherweise ein und aus ging. Die äußeren Schutzgatter, die seiner Vermutung nach das komplette Gebäude umgaben, waren etwas anderes. Sie waren wahrscheinlich explosionsresistent und offensichtlich hatte man dafür gesorgt, dass sie gegen jegliche Manipulationsversuche gefeit waren. Der Doktor wusste, dass ein Einbruch keine guten Erfolgsaussichten hätte, schließlich rechnete man ja mit einer Bedrohung von außerhalb. Von innen auszubrechen hingegen war eine weniger große Herausforderung. Mit seinem Schallschraubenzieher und einem Taschenmesser machte er das richtige Terminal ausfindig und kehrte die Polarität um. Nachdem das geschafft war, brauchte er eigentlich nur noch eine kleine elektrische Ladung, um das Schloss aufzubekommen und das schwere Rollgatter anzuheben, das ihm den Weg versperrte.
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