Kitabı oku: «Purgatory - Wiedergeburt», sayfa 2

Yazı tipi:

Im Funk war plötzlich die Hölle los. Sie hörte Schreie und Flüche, doch was geschah, konnte sie nicht erahnen.

Sofort kam Aaliyah wieder auf die Beine und konnte eine Rakete erkennen, die über sie hinweg zischte und irgendwo hinter ihr einschlug.

»Ruhe, verdammt«, brüllte sie in ihr Mikrofon, »Putz, schalten Sie den verschissenen Schützen aus.«

»Aye«, kam die Bestätigung der Scharfschützin.

Eine kurze Pause trat ein und Aaliyah überblickte die Situation. Drei gegnerische Soldaten hatten sich bei einigen Containern verschanzt, die vermutlich Erz aus der Mine enthielten.

Die Halle dahinter erstreckte sich mehrere Hundert Meter tief in den Felsen hinein. Sie war mit Minenfahrzeugen, Frachtcontainern und unzähligen Kisten vollgestellt. Links, etwa einhundert Meter dahinter, führte ein weiteres Tor wieder nach draußen. Hier konnte Aaliyah einen Schimmer erkennen, der farblich nicht zu dem sonstigen elektrischen Licht passte. War das Tor geöffnet?

Sie sprang aus ihrer Deckung hinter einer Versorgungskiste und lief los. Der Anzug surrte, während die Anzeige vermeldete, dass der Körperschild wieder zu 50 % einsatzbereit war.

Zwei der Mendraner erhoben sich beinahe gleichzeitig und eröffneten das Feuer, doch ihre Schüsse waren ungezielt. Sie waren vom plötzlichen Ansturm überrascht. Dearing feuerte. Sie konnte die Funken der Kugeln sehen, die das Metall der Container durchschlugen. Die Verteidiger wurden getroffen. Ihre Schilde hielten den Treffern nicht lange stand und als Aaliyah das bläuliche Flimmern um die Körper erkannte, zerfetzten die ersten Projektile bereits die Körperpanzer und drangen in das Fleisch ihrer Gegner. Wie Puppen fielen sie in sich zusammen und rührten sich nicht mehr.

Der dritte Feind kippte seitlich aus seiner Deckung. Einige Augenblicke später holte der Schall die Wirkung des Geschosses ein. Ein lauter Knall zerriss die Luft. Anders als die der Sturmgewehre.

»Guter Schuss Putz. Dafür dürfen Sie uns heute einen ausgeben«, meinte Dearing anerkennend.

Sie deutete zwei umstehenden Soldaten, dass sie die Stelle sichern sollten, und blickte sich um. Auf dem Boden lag jemand in einem schweren Kampfanzug.

»Wie sieht’s aus, Doc?«, fragte Aaliyah Grigori Elkov, der sich über den Mann gebeugt hatte.

»Zu spät«, seufzte der, »Leider. War ein Volltreffer. Die Hälfte seines Gesichtes fehlt.«

»Bringt ihn zum Sammelpunkt«, befahl Dearing ruhig.

Innerlich sah es anders aus. Vor ihr lag Vega. Zumindest war es bis vor kurzem noch Vega gewesen. Vor ein paar Stunden noch hatten sie sich vergnügt. Nun war er tot und würde nie wieder auf ihre Anrufe antworten.

»Alles klar?«, fragte Claudia di Stefano von der Seite.

Das Display im Helm zeigte, dass sie mit ihr über eine private Frequenz sprach, und nicht auf der allgemeinen Frequenz.

»Ja«, antwortete Aaliyah und wunderte sich darüber, wie schwach ihre Stimme klang.

»Wenn Sie wen zum Reden brauchen, rufen Sie mich an.«

»Danke.«

Damit schaltete sie den Kanal ab und gab ihre Befehle.

»Sichert die Halle und sucht nach den Arbeitern. Wir wissen nicht, wie viele Feinde es noch gibt. Dass es nur fünf wären, fände ich seltsam, also passt auf. Immer in Zweierteams.

Di Stefano, Sie kommen mit mir. Wir sehen uns mal die Kanonen an.«

Wütend legte sie ihre Waffe über die Schulter und lief die hundert Meter bis zum hinteren Tor. Es war tatsächlich geöffnet und gab den Blick auf eine weitere Landeplattform frei. Zwischen ihr und der, auf der sie gelandet waren, erstreckte sich die Flanke des Felsens, ebenso wie an der anderen Seite. Eingebettet in dieses kleine Tal stand ein mächtiges Geschütz, das beinahe die gesamte Plattform einnahm. Die vier Rohre zeigten drohend zum Himmel.

Laut keuchend berührte Aaliyah den Knopf an ihrem Helm und er öffnete sich. Leise summend sank er nach unten und erleichtert konnte sie die frische Luft der Anlage atmen.

»Putz und Elkov sichern Sie die Landezone. Wenn jemand mit einem Shuttle runter will, dann geht das nur dort«, funkte Dearing und näherte sich der Kanone, die in diesem Moment erwachte.

»Scheiße«, stöhnte di Stefano neben ihr.

»Die Schiffe sind wohl in Reichweite«, stellte Aaliyah fest, »Ich brauche hier einen Hacker. Wir müssen die Steuerung lahmlegen.«

Ihre letzten Worte gingen beinahe im lauten Donnern der Geschütze unter.

»Lieutenant«, hörte sie schließlich, als die ersten Schüsse verklungen waren, »Wir haben hier Zivilisten gefunden.«

»Wo?«, fragte Dearing ungläubig.

»In einem der Minentunnel. Etwa zweihundert Menschen. Männer, Frauen und Kinder.«

»Scheiße! Evakuieren Sie die Personen zur Landezone. Putz rufen Sie mir Shuttles, sie müssen die Leute hier rausholen.«

»Aye«, kam von beiden Gesprächspartnern zurück.

»Lieutenant Dearing, das Geschütz feuert noch!«, hörte sie im selben Moment die wütende Stimme von Captain Jaramago.

»Machen Sie sich nicht in Ihr Seidenhöschen, wir sind bereits dran«, antwortete Aaliyah gereizt.

Ein Hacker hatte damit begonnen sich in das System des Geschützes einzuloggen, als dieses ein weiteres Mal schoss.

»Scheiße! Beeilen Sie sich Dearing! Die London wurde gerade getroffen. Ging glatt durch die Schilde«, fuhr Jaramago sie an.

»Wie sieht es aus?«, fragte Dearing den Techniker, der im gleichen Moment seinen Daumen nach oben streckte.

»Geschütz in unserer Gewalt«, meldete sie daher an Jaramago.

»Wurde auch Zeit.«

»Wir sind zwei Minuten vor Plan damit fertig, sie waren zu früh!«, zischte Dearing.

»Sie stehen doch auf Druck.«

»Wo bleiben die Shuttles zur Evakuierung der Zivilisten.«

»Zivilisten?«, wollte der Captain wissen, »Welche Zivilisten?«

»Hier befinden sich mehrere Hundert Zivilisten. Shuttles wurden bereits angefordert.«

»Keine unserer Shuttles.«

»Putz, mit wem hatten Sie wegen der Shuttles Kontakt?«, fragte Aaliyah bei ihrer Scharfschützin nach.

»Mit einem Funker der SAS Unicorn. Sie sind bereits auf dem Weg. Die ersten Zivilisten treffen ein. Bisher keine weiteren Feindkontakte.«

»Haben Sie gehört, Jaramago? Alles unter Kontrolle. Di Stefano gehen Sie zurück zur Landezone und schicken Sie mir auf dem Weg vier Mann zur Sicherung des Geschützes.«

»Aye«, antwortete die Italienerin und verschwand wieder im Inneren der Mine.

Die Kanone bewegte sich und veränderte die Neigung. Kurz darauf feuerte sie selbstständig.

»Scheiße, worauf schießt das Ding?«, fragte Dearing erschrocken, konnte dann jedoch selbst das Luftfahrzeug erkennen, das brennend auf den Mond stürzte.

Bevor sie etwas sagen konnte, meldete sich Elkov: »Lieutenant, wir kriegen Besuch.«

Das Geschütz lud sich noch auf, doch bald würde es ein weiteres Mal schießen und hoffentlich ein anderes feindliches Fluggerät vom Himmel holen.

»Verteidigungsstellung in der Landezone einrichten. Sie dürfen nicht landen. Wo sind die Transfershuttles?«, rief Dearing in ihr Mikrofon und begann zu laufen.

»Shuttle Nummer eins landet gerade, Lieutenant«, sagte Stefanie Putz.

»Stopfen Sie so viele der Zivilisten wie nur möglich rein.«

Sie erreichte den Landeplatz, als sich die Tore des Transporters wieder schlossen. Auf der großen Fläche hatten sich ganze Familien versammelt, als die ersten Schüsse fielen.

Ein Jäger brauste im Tiefflug heran und feuerte auf die Menge, doch dem konzentrierten Feuer der Verteidiger war er nicht gewachsen. Das fischähnliche Fluggerät kippte zur Seite und steuerte knapp vor der Landezone in den Boden.

Die Explosion war heftig und riss viele Menschen von den Beinen. Ein zweites Jagdshuttle wurde von dem Geschütz im letzten Moment vom Himmel gefegt.

Plötzlich wimmelte es in der Luft von Flugzeugen. Da waren Jäger und unzählige Shuttles, aus denen Massen von Soldaten außerhalb des Schirms absprangen und sich ihnen näherten. Neuerlich setzte ein Shuttle der SAS Unicorn zur Landung an und öffnete seine Türen.

Die Zivilisten stürmten darauf zu und drängten hinein. Einige blieben zurück. Auf dem Boden lagen mehrere Tote. Doch nicht viele, wenn man die Menge an Menschen bedachte, die sich gerade noch hier auf dem Platz gedrängt hatte.

Ein weiteres Shuttle landete und bot nun genug Raum, um auch den Rest der Leute aufzunehmen.

Aaliyah ging hinter der Umrandung der Landefläche in Deckung und zielte mit ihrem Gewehr. Erste Kugeln fanden ihr Ziel, aber der Feind war ihnen zahlmäßig überlegen.

»Alle Mann zum Landeplatz. Zum Abrücken vorbereiten. Das Geschütz umprogrammieren, damit es sich selbst zerstört, wenn wir die Kontrolle darüber verlieren«, befahl sie und feuerte.

Das letzte Shuttle mit Zivilisten hob ab und ein weiteres flog herein. Die ersten Marines betraten das Fluggerät und nahmen dabei ihren gefallenen Kameraden und die Toten mit.

Der Feind war mittlerweile so nahe, dass die Schüsse Wirkung zeigten. Di Stefano wurde getroffen, als sie in das Shuttle hechtete, das nun nicht mehr gelandet war, sondern über der Landezone schwebte. Zum Glück verhinderte die Panzerung Schlimmeres.

»Alle an Bord?«, fragte Aaliyah, ehe sie ihre Deckung verließ.

Mit Dauerfeuer deckte sie ihren Rückzug, als sie sich langsam, rückwärtsgehend, dem Fluggerät näherte.

Schließlich drehte sich Dearing um und sprang. Die Düsen, des Anzugs, gaben ihr genug Schub, um bis zum Shuttle zu springen. Doch im Flug wurde sie getroffen. Der Schild fiel aus und die Schüsse durchschlugen ihre Panzerung. Brennender Schmerz durchzuckte sie, während der Kampfanzug an Kraft verlor und zurück auf die Landeplattform stürzte.

»Lieutenant!«, hörte sie jemanden rufen.

»Verschwinden Sie von hier, verdammt!«, rief Aaliyah, »Das ist ein Befehl!«

»Dearing? Dearing? Sind Sie noch am Leben?«

Der Ausfall der Systeme hatte nicht nur dazu geführt, dass Aaliyah wie ein Stein aufgeschlagen war. Auch die Beschleunigung dabei wurde nicht abgedämpft und so war sie nach dem Aufprall in Bewusstlosigkeit versunken.

Als sie die Augen aufschlug, befand sie sich nicht mehr auf Europa. Sie lag in einem dunklen Raum, gefesselt, auf einem Stahltisch.

Mühsam hob sie den Kopf und blickte an sich hinab. Dearing war nackt. Ihre Haut war an zahllosen Stellen aufgerissen und hatte geblutet, allerdings hatte man die Wunden bereits wieder verschlossen. Die medizinische Behandlung schien abgeschlossen und der eher dumpfe Schmerz ließ auf ein Sedativum schließen. Warum sie nackt war, konnte sie nur erahnen. Vermutlich wussten die Mendraner nicht genau, was an Kleidung sie ihr anlassen konnten, damit sie auch weiterhin keine Gefahr darstellte. So zogen sie ihr einfach alles aus.

Ihr Schädel brummte, dennoch versuchte sie sich, von den Fesseln loszureißen. Doch die gaben keinen Millimeter nach.

»Dearing? Wo zum Teufel sind Sie?«

Sie konnte die Worte deutlich hören. Offensichtlich hatte man ihr den Kommunikator nicht abgenommen. Mit einer umständlichen Verrenkung schaffte sie es, ihr Ohr zu berühren und den Kontakt zu bestätigen.

»Hallo?«, fragte Aaliyah schwach.

»Gott sei Dank, Sie leben noch.«

Die Stimme Jaramagos klang tatsächlich erleichtert. Das hätte sich Dearing niemals gedacht.

»Scheiße, Sie haben sich doch keine Sorgen um mich gemacht?«, meinte sie spöttisch.

»Natürlich. Was glauben Sie, was das Oberkommando mit mir macht, wenn ich einen ihrer ‚Helden‘ verliere?«

»Schluss mit den Scherzen, wo zum Teufel bin ich?«

»Unsere Sensoren haben Sie verloren. Aber der letzte Kontakt war an Bord eines Mendraner-Shuttles. Vermutlich wollen die Sie befragen.«

»Fuck, dabei habe ich heute so gar keine Lust auf Folter und Wahrheitsdrogen«, seufzte Dearing.

Wie eine eiskalte Hand klammerte sich die Angst um ihr Herz. Doch sie durfte ihr nicht nachgeben. Aaliyah hatte gesehen, was die Mendraner mit ihren Gefangenen anstellten, wenn sie Informationen aus ihnen herauspressen wollten.

Das stand ihr jedoch erst bevor. Sie musste einen kühlen Kopf behalten. Unzählige Leben hingen davon, dass sie nichts verriet.

»Ich glaube, da kommt jemand«, sagte sie und horchte.

Zischend öffnete sich eine automatische Tür und Dearing drehte ihr Gesicht zur Seite. Sie schloss die Augen und wartete.

Schwere Schritte waren zu hören. Dann eine schnarrende Stimme, deren Worte wie eine Mischung aus Motorenlärm und Vogelzwitschern klang. Der Kommunikator besaß einen eingebauten Übersetzer, doch die Sprache der Mendraner war noch nicht gut genug erforscht. Nun konnten nur Brocken übersetzt werden, die nun in Dearings Kopf drangen.

»Aufgewacht?«, konnte sie verstehen, »Befragen.«

»Nein, schläft«, antwortete eine andere Stimme.

»Geben Medikament aufwachen.«

»Losmachen.«

Warme Hände legten sich um ihre Handgelenke und die Verschlüsse knackten leise. Dann kam der erste Arm frei. Gleiches geschah auf der anderen Seite.

»Im Arm Blut«, sagte die zweite Stimme und etwas bohrte sich schmerzhaft in ihren Unterarm.

‚Die wissen nicht, wo sie mir am besten die Injektion verabreichen sollen‘, dachte Dearing. Sie wartete, bis sie das Schnauben ihrer beiden Besucher nah bei sich hörte.

Vorsichtig öffnete sie die Augen leicht. Zwei Mendraner waren über sie gebeugt. Einer stocherte mit einer Art Spritze in ihrem Arm herum, während der zweite sie festhielt. In seinem Holster baumelte eine Waffe. Langsam streckte Dearing die Hand aus.

Auf dem Mars hatten sie einige dieser Pistolen erbeutet. Sie wusste, wie man sie entsicherte und abfeuerte.

Mit einem Ruck hatte sie die Kanone aus dem Holster gerissen, mit dem Druck ihres Daumens entfernte sie die Verriegelung und schoss. Der Schuss war nahezu lautlos, aber das Projektil drang tief in den Oberkörper des einen Mendraners ein und dunkelbraunes Blut sprudelte hervor.

Der Alien ging mit einem gurgelnden Laut in die Knie, während Aaliyah die Waffe hob, auf den Schädel des Zweiten zielte und abdrückte.

Abermals war der Schuss sehr leise, das Ergebnis dafür verheerend. Der katzenartige Kopf platzte auf wie eine reife Melone und der Mendraner kippte nach hinten.

Schnell hatte sich Dearing aufgerichtet. Sie zog das spritzenähnliche Ding aus ihrem Arm und stöhnte vor Schmerz auf. Blut sprudelte hervor, aber sie ignorierte es.

Unter ihr erklang ein kaum hörbares Wimmern. Der erste Mendraner, den sie getroffen hatte, schien noch zu leben. Allerdings nicht mehr lange!

Wütend öffnete sie die Fesseln an ihren Beinen und sprang von dem Untersuchungstisch. Ihre Knie wollten nachgeben, allein ihr Wille hielt sie aufrecht.

Der Alien blickte zu ihr hoch. Einen Augenblick lang war es, als könne sie Angst in seinen Augen erkennen. Er hob die Hand, doch Dearing richtete die Waffe auf seinen Kopf und drückte ab. Die Kugel durchschlug Hand und Kopf und prallte kreischend vom metallenen Boden ab, ehe sie in einen Kasten fuhr und dort stecken blieb.

Zitternd sah Aaliyah Dearing sich um. Es gab eine Konsole neben der Tür. Die würde ihr alle Informationen liefern, die sie benötigte. Kaum trat sie näher, reagierte der Computer und die Menüs der Steuerung wurden angezeigt.

Aufgeregt scrollte sie durch die Anzeigen und wählte einige Bereiche an. Zwar verstand sie die Sprache nur teilweise, auch konnte sie nicht alles Buchstaben, doch auf dem Mars hatte sie oft mit solchen Systemen zu tun gehabt und das hier war damit identisch.

»Jaramago?«, fragte sie leise, als sie ihr Ohr berührte, um den Kommunikator zu aktivieren.

»Dearing? Was ist passiert?«, kam die Stimme des Captains Augenblicke später zurück.

»Hab Besuch bekommen. Aber der wollte nicht lange bleiben.«

»Was soll das bedeuten?«

»Ich habe jetzt eine Waffe und gerade herausgefunden, dass ich mich nur ein Deck unter der Kommandozentrale befinde. Scheiße, die haben hier wirklich den gesamten Plan des Schiffes in ihrem System. Ohne Zugriffsbeschränkungen und so aufgebaut, dass selbst ein Vollidiot ihn lesen kann. Wie kann man nur so dämlich sein?«

Aaliyah Dearing hatte genug gesehen. Sie deaktivierte die Konsole und schaltete das Licht im Raum ein. Tatsächlich befand sich über dem Untersuchungstisch ein Einlass der Luftsteuerung.

Erst in diesem Moment wurde ihr klar, dass sie noch nie auf einem Schiff der Mendraner gewesen war. Interessanterweise unterschied es sich nur wenig von den Schiffen der Menschen, zumindest im Inneren.

»Konnten Sie rausfinden, in welchem Quadranten Sie sind?«, fragte Captain Jaramago.

Im Hintergrund waren Alarmsirenen zu hören.

»Noch nicht. Was zum Teufel ist bei Ihnen los?«

»Mehrere feindliche Kreuzer sind aufgetaucht und nehmen die Flotte unter Beschuss.

Ausweichen!

Passen Sie auf die Trümmer auf!

Feuer erwidern!«

Die Verbindung wurde unterbrochen.

Aaliyah Dearing verriegelte die Tür und sprang auf den Tisch. Mit dem Griff der Waffe hieb sie gegen die Lüftungsabdeckung. Ein Schlag genügte und sie war locker. Ohne Probleme konnte sie den Deckel zur Seite schieben und kroch in den schmalen Lüftungsgang. Durch den Plan wusste sie, dass es in wenigen Metern eine Abzweigung gab, wo der Gang in einen Schacht führte. Dieser zog sich durch das gesamte Schiff.

»Verdammt, die nehmen uns auseinander!«, hörte sie in ihrem Kommunikator.

»Scheiße, Jaramago, was ist los?«

»Ich habe jetzt keine Zeit für Sie!«, kam zurück.

Im gleichen Augenblick wurde das leise Brummen der Generatoren des Raumers lauter. Vermutlich wurden die Schilde belastet und mehr Energie war notwendig geworden.

Dearing gelangte in den Schacht und fand dort völlig unerwartet in die Wände eingelassene Griffe, die man wie eine Leiter benutzen konnte. Offenbar war er für die Wartungstrupps des Raumschiffs ausgelegt, die von hier aus die unterschiedlichen Decks erreichen konnten, auch wenn die Lifte nicht mehr funktionierten.

‚Die machen es mir fast zu leicht‘, dachte sie und stieg weiter nach oben.

Nach kurzem Aufstieg erreichte sie das Ende des Schachtes und drei davon abzweigende Gänge. Wenn sie sich nicht irrte, dann musste sie den linken davon nehmen, um in die Kommandozentrale zu gelangen.

Vorsichtig krabbelte sie hinein. Das Metall hatte ihre Knie aufgescheuert. Die Waffe hielt sie mit den Zähnen, um sich besser bewegen zu können. Nach wenigen Metern gelangte sie an ein schmales Lüftungsgitter, das seitlich in einen Raum mündete. Licht drang in den dunklen Tunnel und Aaliyah blickte hinaus.

Sie sah etwas, dass an ein Cockpit erinnerte. Drei Mendraner saßen in bequemen Stühlen, die in einem Dreieck aufgestellt waren und fuchtelten mit ihren Händen scheinbar sinnlos in der Luft umher. Dearing wusste, dass die Helme, die sie trugen, ihnen alles anzeigten, was wichtig war, um das Schiff zu steuern.

Vorsichtig drückte sie gegen das Gitter. Es war verschraubt und ließ sich nicht so einfach öffnen. Doch die Schrauben waren in Reichweite. Mit ihren Fingern griff sie durch die Öffnungen und drehte die Verschlüsse auf. Nach wenigen Augenblicken konnte sie das Metall lösen und es kippte nach außen. Leise legte Dearing es auf den Boden und streckte den Kopf hinaus.

Die Tür zum Cockpit war geschlossen. Nur sie und die drei Piloten befanden sich in dem Raum, der drei große Fenster besaß, die ihnen einen Blick auf den Weltraum um das Schiff herum ermöglichten.

Noch hatten sie Dearing nicht bemerkt und die war von dem Anblick gebannt. Vor ihr glänzte die Oberfläche von Europa, während in der Umgebung kleine Sonnen zu entstehen schienen und gleich wieder vergingen. Eine Schlacht tobte hier, doch wer die Oberhand hatte, wusste sie nicht.

Es war Zeit zu handeln. Nun konnte sich Aaliyah keine Angst mehr leisten. Es stand zu viel auf dem Spiel. Aus ihren Erfahrungen auf dem Mars wusste sie, wie sie Türen der Mendraner manipulieren konnte.

Sie schlich näher heran, hoffend, dass der Sensor nicht reagierte, und erreichte ein kleines Terminal. Schnell hatte sie es aktiviert und die Tür verriegelt. Dann trat sie einige Schritte zurück, hob die Waffe und schoss.

Teile des Displays wurden in die Luft geschleudert und ritzten in ihre Haut. Schmerzhaft wurde Dearing bewusst, dass sie immer noch vollkommen nackt war. Aber auch für Schmerz war nun keine Zeit.

Sie wirbelte herum. Natürlich hatten die Piloten den Schuss gehört, doch Dearing war schneller. Drei Mal drückte sie ab. Drei Projektile verließen den Lauf. Drei Feinde sanken getroffen in ihren Sitzen zusammen.

Aaliyah warf die Waffe zu Boden. Sie würde sie nun nicht mehr brauchen. Angewidert zog sie einen der Mendraner aus seinem Sitz, zog seinen Helm ab und ließ die Leiche einfach fallen.

Seufzend nahm Dearing seinen Platz ein und setzte den Helm auf. Unzählige Symbole wurden erkennbar, dazu noch etwas, das einem Steuerknüppel sehr ähnlich sah. Vorsichtig griff sie nach vorne und bewegte ihre Hand über der virtuellen Darstellung.

Die Nase des Raumschiffes senkte sich tatsächlich, wie sie daran erkennen konnte, wie sich der Ausschnitt von Europa im rechten Fenster veränderte. Sie neigte den Kopf zur Seite und drückte ihr Ohr gegen die Innenseite des Helms.

»Jaramago? Hören Sie mich?«

»Dearing?«, kam zurück.

Im Hintergrund heulten Alarmsirenen. Menschen schrien durcheinander. Es schien das totale Chaos zu herrschen.

»Ja. Jaramago, ich habe die Kontrolle über das Schiff, auf dem ich mich befinde, übernommen.«

»Schön für Sie. Versuchen Sie, es auf Europa zu landen und hoffen Sie, dass wir diese Schlacht überleben. Aber es sieht gut aus. Nur noch zwei Kreuzer, dann sind wir durch.

Scheiße, was ist das?«

Die Verbindung wurde kurz unterbrochen, dann meldete sich der Captain wieder.

»Die Chancen sind gerade gesunken. Da kommt ein riesiges Schlachtschiff auf uns zu. Beten Sie für uns. Und viel Glück Dearing.«

Aaliyah blickte aus dem Fenster. Erst jetzt bemerkte sie den riesenhaften Schatten neben sich, der, in enger Formation, mit ihrem Schiff auf die Schlacht zusteuerte.

Noch nie hatte sie so ein gigantisches Raumschiff gesehen. Selbst von hier aus wirkten die ausgefahrenen Geschütze gewaltig. Die Menschen hatten keine Chance gegen diesen Riesen.

»Jaramago, ich glaube, ich sehe Sie«, sagte Aaliyah, »Die Flotte nimmt gegen das Schlachtschiff Aufstellung, habe ich recht.«

»Genau. Sind Sie auf dem Schlachtschiff?«

»Nein, das hier ist kleiner. Ein Kreuzer oder so etwas.«

»Wir haben mehrere Schiffe auf dem Schirm. Sie sind Begleitschutz von dem riesigen Kahn und fliegen offenbar unter dem Schild des Schlachtschiffs. Versuchen Sie, ein Shuttle zu erreichen, wir werden bald das Feuer eröffnen.«

»Dafür ist es zu spät. Außerdem können Sie das Riesending damit nicht aufhalten. Das Teil ist größer als unsere gesamte Flotte zusammen«, meinte Dearing.

»Dann gehen wir mit fliegenden Fahnen unter«, antwortete Jaramago verbissen.

Hinter Aaliyah klagen Schüsse und Projektile durchschlugen die Tür. Anscheinend hatte man bemerkt, dass im Cockpit niemand mehr am Leben war. Das Zischen eines Schweißgerätes wurde hörbar, dann wieder Schüsse. Eine der Kugeln traf Aaliyah Dearings Schulter. Sie würde diesen Raum nicht mehr lebend verlassen.

»Ich habe eine Idee«, zischte sie, den Schmerz so gut es ging unterdrückend.

»Was wollen Sie tun?«

»Ich opfere einen Bauern, um das Spiel zu gewinnen«, meinte Dearing leise und schaltete den Kommunikator ab.

Captain Conchita Jaramago starrte durch die großen Panoramafenster der Brücke nach draußen. Sie konnte ihren Augen kaum trauen. Das Schiff war wirklich gigantisch und die von den Scannern angezeigten Werte beinahe lächerlich hoch.

Drei Kreuzer begleiteten das Schlachtschiff mit äußerst geringem Abstand. Sie waren vom Schutzschirm gedeckt und verstärkten ihn mit der Energie ihrer Schutzschildgeneratoren. Dagegen bestand die Flotte der Menschen nur noch aus acht Schiffen, von denen zwei kaum noch in der Lage waren zu kämpfen. Alle kleiner und schlechter bewaffnet als selbst die kleinen Kriegsschiffe der Mendraner.

Es war ein aussichtsloses Unterfangen.

Bis einer der Kreuzer plötzlich seinen Kurs änderte.

Statt wie bisher parallel zu seinem großen Bruder zu fliegen, steuerte er direkt auf Kollisionskurs. Das bemerkte auch das Schlachtschiff, das seinerseits versuchte, den Kurs zu ändern, dabei jedoch einen seiner Begleiter rammte, der, durch die enge Formation, nicht schnell genug abdrehen konnte.

Die Hülle des Raumschiffes platzte auf und es zerbarst in einer unhörbaren Explosion, wie eine Seifenblase. Im gleichen Moment bohrte sich der andere Kreuzer spitz, etwa dort, wo die Brücke zu vermuten gewesen wäre, mitten in das Schlachtschiff und explodierte in einem grellen Feuerball.

Das Schiff geriet außer Kontrolle. Es drehte sich zur Seite, während es unverkennbar brennend, immer mehr Gas in den Raum entließ.

»Feuer eröffnen«, drang aus den Lautsprechern und die Flotte der Menschen folgte dem Befehl.

Es war nicht mehr notwendig. Noch bevor die ersten Raketen, Geschosse und Laser das Schlachtschiff trafen, begann dieses bereits auseinanderzubrechen.

Mit Wehmut sah Captain Jaramago dabei zu, wie die Trümmer langsam in Richtung Europa sanken. Dearing hatte sie gerettet und dafür ihr Leben geopfert. Kurz flackerte Bewunderung für den Mut der Frau auf. Sie war vielleicht ein dahergelaufenes Straßenkind, doch was sie auch tat, es führte schließlich zum Erfolg. Es war schade um sie.

»Verfluchte Helden«, murmelte sie leise vor sich hin und schloss die gepanzerten Läden vor den Panoramafenstern.

₺217,73

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
281 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9783754176689
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Serideki Birinci kitap "Purgatory"
Serinin tüm kitapları
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre