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1 | Was sind Internationale Beziehungen?

Inhalt

Dieses Kapitel erläutert die Kernbestandteile der Teildisziplin Internationale Beziehungen. Dazu gehören zum einen insbesondere der Gegenstand; die Betroffenheit aller Bürger; die Unmöglichkeit, viele Probleme internationaler Beziehungen intuitiv zu verstehen und damit die Rätsel dieser politikwissenschaftlichen Teildisziplin; dazu gehören zudem wichtige Konzepte, wie Akteure und Interessen, Prozesse und Interaktionen, Strukturen und Institutionen, sowie die verschiedenen Analyseebenen.

1.1 Der Gegenstand Internationale Beziehungen

1.2 Rätsel und ihre Lösungen

1.3 Der Analyserahmen: Interessen, Interaktionen, Institutionen

Edward Snowdon, ein amerikanischer Computerspezialist, arbeitete zunächst für die Central Intelligence Agency (CIA) und dann für das Beratungsunternehmen Booz, Allen, Hamilton an Projekten für die amerikanische National Security Agency (NSA). In Zusammenarbeit mit Journalisten verschiedener Medien machte er öffentlich bekannt, in welchem Ausmaß die NSA Kommunikationsdaten von Bürgern aller Länder sammelte, speicherte und bei konkreten Verdachtsmomenten systematisch auswertete. Er beging bewusst Geheimnisverrat in den USA und floh zunächst nach Hongkong, bevor er nach Russland weiterreiste. In verschiedenen Ländern bat er um politisches Asyl. Die meisten Länder, einschließlich westeuropäischer, wiesen seinen Antrag jedoch ab. Bolivien bot Snowden Asyl an. Daraufhin musste der bolivianische Präsident Evo Morales, der zu dieser Zeit gerade in Russland weilte, seinen Heimflug von Moskau in Wien unterbrechen. Verschiedene Länder hatten dem Präsidenten die Überflugerlaubnis verweigert. Sie vermuteten, Morales verhelfe Snowden zur Flucht. Darüber hinaus wurde bekannt, dass auch französische und britische Geheimdienste große Datenmengen sammelten und speicherten. Im weiteren Verlauf der Ereignisse geriet insbesondere die Bundesregierung in Erklärungsnot. Was wusste sie von der Massenspeicherung von Kommunikationsdaten deutscher Bürger durch einen amerikanischen Nachrichtendienst? Arbeiteten deutsche Behörden gar mit amerikanischen in dieser Sache zusammen? Warum kann die Regierung die Daten ihrer Bürger nicht vor unberechtigtem Zugriff schützen?

1.1 | Der Gegenstand Internationale Beziehungen

Gegenstand

Viele wesentliche Aspekte Internationaler Beziehungen werden von dieser kurzen Episode um Edward Snowden angesprochen: Die wichtigen Akteure in diesen Beziehungen sind Staaten. Sie können miteinander kooperieren, indem sie z. B. Überflugrechte über ihr Territorium verweigern. Viele westeuropäische Staaten sandten damit eine klare Botschaft an Snowden: Versuche nicht über unser Territorium vor den USA zu fliehen. Sie können aber auch Konflikte riskieren, wie hier Bolivien, das Snowden Asyl anbot und dabei den Unmut der mächtigen USA in Kauf nahm. In Internationalen Beziehungen geht es um Sicherheit. Die USA sahen ihre Sicherheit durch den Geheimnisverrats Snowdens erheblich beeinträchtigt. Es geht aber auch um mehr: Im Fall Snowden stand die Frage im Raum, ob ihm das Menschenrecht auf Asyl zuerkannt werden kann oder aufgrund von Menschenrechtsregeln sogar zugestanden werden muss. Noch ein Aspekt kommt hinzu: Die Spionagetätigkeit der Geheimdienste legt nahe, dass Firmen vieler Länder ein wirtschaftlicher Schaden entstanden sein könnte, weil ihre Firmengeheimnisse möglicherweise ausgespäht wurden. Damit sind Firmen oder Einzelpersonen wie Snowden ebenfalls Akteure in internationalen Beziehungen.

Definition

Internationale Beziehungen

Internationale Beziehungen sind eine Teildisziplin der Politikwissenschaft. Sie befasst sich mit der Gesamtheit der Interaktion von Akteuren, die an grenzüberschreitenden Aktivitäten beteiligt sind, und mit den formellen oder informellen Institutionen, die grenzüberschreitende Handlungen regeln. Es ist gebräuchlich, Internationale Beziehungen großzuschreiben, wenn damit die Teildisziplin der Politikwissenschaft gemeint ist, und kleinzuschreiben, wenn der konkrete Gegenstand — Interaktionen und Aktivitäten — angesprochen wird.

Betroffenheit von IB

An dieser kurzen Episode über Edward Snowden wird außerdem deutlich, in welch hohem Maß alle Bürger von internationalen Beziehungen betroffen sind. Damit sind im weitesten Sinne alle Beziehungen gemeint, die nationale Grenzen überschreiten. Wenn Bürger die globale Bühne betreten, indem sie beispielsweise das Internet nutzen, geben sie unbewusst und ungefragt jede Menge Informationen über sich preis. Sie verlieren damit die Kontrolle über ihre informationelle Identität. Auch Regierungen können den Schutz der Daten ihrer Bürger nur noch ungenügend gewährleisten. Staaten können allein ihr eigenes Territorium kontrollieren und schützen. Bei Problemen außerhalb ihrer Reichweite sind sie auf die Zusammenarbeit anderer Staaten angewiesen. Internationale Beziehungen sind also wichtig, weil alle Bürger heutzutage von ihnen vielfältig betroffen sind. Sie können z. B. Opfer werden von Terroranschlägen, deren Ursache in anderen Ländern oder Regionen zu suchen sind; sie können ihren Arbeitsplatz verlieren, weil die Industrie in andere Länder abwandert und den heimischen Markt von dort aus beliefert, sofern ein Freihandelsabkommen besteht; oder sie können wegen ihrer politischen oder religiösen Anschauungen im Heimatland verfolgt werden und deshalb auswandern. Aufgrund dieser und vielen weiteren Möglichkeiten sind alle Bürger von internationalen Beziehungen betroffen.

Information kompakt

Warum studiert man Internationale Beziehungen?

Alle sind gewollt oder ungewollt von internationalen Beziehungen betroffen. Die negativen Seiten – z. B. Krieg, Armut, Menschenrechtsverletzungen – beängstigen. Gleichzeitig kann man die positiven Seiten – z. B. Reisefreiheit, wirtschaftliche Möglichkeiten, Verbesserung der Umwelt – auch zum eigenen Vorteil nutzen. Internationale Beziehungen ermöglichen den Bürgern nicht nur ungeahnte Möglichkeiten zur Verwirklichung ihrer materiellen und immateriellen Bedürfnisse im Ausland, sondern schaffen solche Möglichkeiten auch zu Hause. Das genaue Verständnis von Ursachen und Wirkungen internationaler Beziehungen ermöglicht es, eine bessere Welt zu schaffen.

Konflikt und Kooperation

Die Geschichte von Edward Snowden zeigt aber auch, dass man in Internationalen Beziehungen untersucht, ob und unter welchen Bedingungen Menschen miteinander auskommen, Konflikte austragen oder gar Gewalt anwenden. Die Teildisziplin Internationale Beziehungen hilft damit die komplexe Landschaft jenseits von territorialen Grenzen zu verstehen, in denen einerseits vielfältig kooperiert wird, andererseits Konflikte bis hin zur Gewaltanwendung ausgetragen werden.

1.2 | Rätsel und ihre Lösungen

Diese Einführung in Internationale Beziehungen wendet sich den wichtigsten Rätseln zu, die von der Disziplin behandelt werden. Dabei werden Rätsel definiert als Beobachtungen von Realität, die nicht intuitiv verstanden und/ oder erklärt werden können. Es ist z. B. rätselhaft, warum Staaten oder Gruppen von Menschen Krieg führen, obwohl sie dadurch großes Blutvergießen und unvorstellbares Leid verursachen. Warum tragen die Akteure ihre Konflikte nicht auf friedliche Weise aus? Bei anderen Rätseln gilt es zu verstehen, warum es so große Unterschiede in der Welt gibt. In Westeuropa oder Nordamerika herrscht großer Reichtum und Wohlstand. Die dort lebenden Menschen sind weitgehend gesund und können sich selbst verwirklichen. Dagegen leben viele Menschen in Afrika in großer Armut. Ihr Tagesgeschäft ist es, das eigene Leben und das ihrer Familien notdürftig zu sichern. Viele – auch Kinder – verlieren diesen täglichen Kampf, sind krank oder schwach ohne Aussicht auf Besserung. Warum sind derart gravierende Unterschiede zwischen den verschiedenen Gesellschaften möglich, die sich doch einen gemeinsamen Planeten teilen?

Dieses Buch spürt diesen auf den ersten Blick unverständlichen Rätseln Internationaler Beziehungen nach und präsentiert die Erklärungen, die die Politikwissenschaft bislang erarbeitet hat.

Überblick

Die Rätsel dieses Buches

Warum führen Staaten und/oder gesellschaftliche Gruppen auch noch im 21. Jahrhundert Krieg gegeneinander? ( Kap. 3)

Warum führen demokratische Staaten Krieg gegen Diktaturen, aber nicht gegen andere Demokratien? ( Kap. 4)

Warum gibt es so viele Handelsschranken zwischen Staaten, obwohl Wirtschaftswissenschaftler ganz überwiegend sagen, dies habe Nachteile für alle? ( Kap. 5)

Warum gibt es so häufig Finanzkrisen, in denen viel Wohlstand vernichtet wird, den man zur Bekämpfung gemeinsamer Probleme (Armut, Umweltschutz, Menschenrechte) besser einsetzen könnte? ( Kap. 6)

Warum sind manche Gesellschaften so enorm reich, während andere in Armutsproblemen versinken? ( Kap. 7)

Warum verstärken Staaten ihre Grenzen gegen den Ansturm von Migranten statt eine weltweite gemeinsame Migrationspolitik zu vereinbaren? ( Kap. 8)

Warum halten sich manche Staaten und Gesellschaften an international vereinbarte Menschenrechte, während andere diese universellen Rechte mit Füßen treten? ( Kap. 9)

Warum ist es fast unmöglich, gemeinsam die großen internationalen Umweltprobleme zu lösen? ( Kap. 10)

Theorie

Die Disziplin Internationale Beziehungen will zunächst natürlich direkt Antworten auf diese Fragen geben. Sie geht aber noch einen entscheidenden Schritt weiter: Sie bietet einen Satz verschiedener Theorien an, mit denen die unterschiedlichen Rätsel gelöst werden könnten. Dies schließt auch solche Rätsel ein, die in diesem Buch aus Platzgründen nicht behandelt werden konnten..

Definition

Theorie

Eine Theorie ist ein widerspruchsfreier Satz von Aussagen, mit dem ein interessierendes Phänomen erklärt werden kann. Eine Theorie identifiziert die spezifischen Ursachen, die jene Beobachtungen hervorrufen, die erklärt werden sollen. Sie zeigt außerdem, auf welche Weise verschiedene Ursachen zusammenwirken, um das beobachtete Ergebnis zu erzeugen. Theorien beschreiben, identifizieren Ursache und Wirkung, machen Vorhersagen und bieten Lösungskonzepte an. Zu diesen Zwecken vereinfachen Theorien die extrem komplexe Realität, indem sie den Blick auf das wirklich Wichtige lenken. Es ist deshalb nicht überraschend, dass Theorien nicht für jeden Einzelfall eine Erklärung anbieten können.

1.3 | Der Analyserahmen: Interessen, Interaktionen, Institutionen

In den Internationalen Beziehungen werden ähnliche Arten des analytischen Zugriffs benutzt, die jedoch unterschiedlich bezeichnet werden. Frieden/Lake/Schultz (2012) schlugen die Begriffe Interessen, Interaktionen und Institutionen vor.

Definitionen

Interessen, Interaktionen, Institutionen

Interessen stellen diejenigen Ziele dar, die politische Akteure durch politisches Handeln erreichen wollen. Zu deren Ordnung legen sie häufig Rangfolgen politischer Ergebnisse an, die aus ihren Entscheidungen und den Interaktionen mit anderen Akteuren folgen sollen. Diese Rangordnungen werden Präferenzen genannt.

Unter Interaktionen versteht man die möglichen und tatsächlichen Kombinationen der Entscheidungen von zwei oder mehr beteiligten Akteuren, die zu einem politischen Ergebnis führen.

Institutionen sind Regeln im weitesten Sinn, die in einer sozialen Gemeinschaft geteilt werden. Im engeren Sinn umfassen Institutionen auch formale internationale Organisationen. Diese Regeln können explizit niedergeschrieben worden sein oder aber einfach auf Gewohnheit beruhen. Institutionen lenken die Präferenzen der Akteure und beeinflussen ihre Interaktionen, in dem sie diesen eine regelgerechte Richtung geben.

Analytisches Vorgehen

Akteure und Interessen

Prozesse und Interaktionen

Andere Lehrbuchautoren benutzen die grundlegenden Konzepte »Akteure« statt Interessen; »Prozesse« statt Interaktionen und »Strukturen« statt Institutionen. Unabhängig davon, welche begrifflichen Bezeichnungen unterschiedliche Autoren benutzen, ist die gedankliche Vorgehensweise bei der Untersuchung internationaler Beziehungen immer gleich: Im ersten Schritt werden die beteiligten Akteure identifiziert. Dabei wird auch ermittelt, welche Interessen diese Akteure verfolgen und in welche Präferenzfolge sie gebracht werden können. Auf diese Weise erkennt man auch die Entscheidungsmöglichkeiten (auch Optionen genannt), über welche die einzelnen Akteure verfügen. Im zweiten Schritt werden die verschiedenen Optionen der einzelnen Akteure miteinander kombiniert, so dass mögliche (d. h. denkbare) Interaktionen entstehen, die spezifische politische Ergebnisse hervorbringen. Konflikt, Kooperation und Harmonie (Keohane 1984; 1989) sind die drei prinzipiell möglichen Ergebnisse aus Interaktionen (vgl. Abb. 1.1.).

Definitionen

Konflikt, Kooperation, Harmonie

Konflikte sind eine Interessen- oder Willenskonkurrenz zwischen zwei oder mehreren Akteuren.

Von Kooperation spricht man dann, wenn die beteiligten Akteure jeweils eine Politikanpassung vornehmen, die wechselseitig zu einer höheren Kompatibilität der Interessen führt.

Harmonie besteht, wenn zwischen Akteuren keine Interessens- oder Willenskonkurrenz auftritt oder wenn nicht an Bedingungen gebundene politische Maßnahmen einer Seite zu einer höheren Kompatibilität der Interessen führen (vgl. Abb. 1.1).

Diese denkbaren Interaktionsergebnisse wirken außerdem auf die Entscheidungsauswahl der Akteure zurück, weil Akteure sich bemühen, die Interaktionsergebnisse vorherzusehen (antizipieren) und schon in ihre Präferenzen einfließen lassen, die im ersten Schritt der Untersuchung erfasst wurden. Im dritten Schritt wird analysiert, welchen Institutionen sich die beteiligten Akteure verbunden fühlen bzw. unterworfen sind. Die Institutionen können sich erheblich unterscheiden, je nachdem in welchem Politikfeld die Akteure handeln. In einigen Politikfeldern, z. B. Handelspolitik ( Kap. 5), gibt es engmaschige Regelwerke, denen sich viele Akteure unterworfen haben. Die Welthandelsorganisation (WTO) stellt zusätzlich ein Schiedsgerichtsverfahren bereit für den Fall, dass Regeln gebrochen werden. Dann können Akteure dieses Verfahren nutzen, um die geltenden Normen gegen Regelverletzer durchzusetzen. In anderen Politikfeldern, z. B. Terrorismus oder Bürgerkriegen ( Kap. 3.4), gibt es zwar auch Normen, z. B. das humanitäre Völkerrecht, aber diese sind weit weniger verbindlich oder präzise als im Bereich der Handelspolitik.1 Außerdem gibt es kaum wirksame, etablierte Verfahren, mit denen sie gegen Regelverletzer durchgesetzt werden könnten.

Abb. 1.1 | Unterschiede: Harmonie, Kooperation, Konflikt


Quelle: Keohane (1984: 53).

Strukturen und Institutionen

Wenn man die Interessen von Akteuren, ihre Interaktionen und die Institutionen identifiziert und mit Blick auf die eigene Forschungsfrage untersucht, sollte man weiter beachten, dass es verschiedene Analyseebenen gibt, auf denen man Akteure, Interaktionen und Institutionen finden kann (Waltz 1954; 1979).

Information kompakt

Analyseebenen im Teilgebiet Internationale Beziehungen

System: erfasst die Eigenschaften des internationalen Systems und die Interessen und Handlungen von Staaten als den Hauptakteuren.

Staat und Innenpolitik: erfasst die Eigenschaften der Staaten (z. B. Demokratie oder Diktatur; parlamentarisches oder präsidentielles Regierungssystem) und die relevanten Akteure in Staat und Gesellschaft sowie alle relevanten innerstaatlichen Institutionen. Solche Akteure sind z. B. politische Parteien oder Interessengruppen.

Individuum: erfasst die Eigenschaften, Interessen und Handlungen relevanter Individuen. Eine Eigenschaft wäre z. B., ob eine Person eher risikobereit oder risikoscheu ist oder ob die Person viele komplexe Informationen verarbeiten kann oder über eine eher eingeschränkte Informationsverarbeitungskapazität verfügt.

Mögliche Erklärungen für nicht intuitiv verstehbare Sachverhalte kann man auf allen drei Ebenen finden.2 Es lohnt sich deshalb die oben genannten drei Schritte der Untersuchung auf allen drei Analyseebenen durchzuführen.

Zusammenfassung

Die Teildisziplin Internationale Beziehungen beschäftigt sich mit grenzüberschreitenden Interaktionen von Akteuren. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen Interaktionen ist wesentlich, weil unsere eigenen Handlungen Wirkung auf andere Akteure ausüben und weil wir selbst von den Handlungen anderer Akteure betroffen sind. Als Ergebnisse von Interaktionen können Harmonie, Kooperation oder Konflikt entstehen. Die Ursachen dieser Ergebnisse findet man auf drei verschiedenen Analyseebenen: dem internationalen System, dem Staat bzw. der Innenpolitik und/oder dem Individuum.

Lernkontrollfragen

1.Was versteht man unter einer Theorie?

2.Wie unterscheiden sich Harmonie, Kooperation und Konflikt?

3.Wie kann man internationale Beziehungen von Innenpolitik abgrenzen, wenn ihre Ursachen teils in der Innenpolitik liegen?

4.Was ist der Unterschied zwischen »internationalen Beziehungen« und »Internationalen Beziehungen«?

Weiterführende Literatur

Carlsnaes, Walter/Risse, Thomas/Simmons, Beth A., Hrsg., (2013), Handbook of International Relations, E-Book, London, UK: Sage Publications.

Katzenstein, Peter J./Keohane, Robert O./Krasner, Stephen D. (1998), ›International Organization and the Study of World Politics‹, International Organization, 52(4): 645–686.

List, Martin (2006), Internationale Politik studieren. Eine Einführung, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Reus-Smit, Christian/Snidal, Duncan, Hrsg., (2010), The Oxford Handbook of International Relations, Oxford, UK: Oxford University Press.

Schimmelfennig, Frank (2013), Internationale Politik, 3. Aufl., E-Book, Paderborn; München; Wien; Zürich: Schöningh.

2 | Großtheorien Internationaler Beziehungen

Inhalt

In diesem Kapitel werden die verschiedenen Großtheorien Internationaler Beziehungen dargestellt. Dabei liegt der Schwerpunkt einerseits auf ihren zentralen Annahmen und andererseits auf den wichtigsten Aussagen zu Konflikt und Kooperation.

2.1 Neorealismus

2.2 Institutionalismus

2.3 Liberalismus

2.4 Konstruktivismus

In Indien wurde jahrhundertelang geglaubt, ein großer Elefant trage die Erde auf seinem Rücken. Eines Tages kamen junge Brahmanen zum Oberbrahmanen und fragten: »Worauf steht denn eigentlich der Elefant?». Der Oberbrahmane stutzte und bat seine jungen Schüler am nächsten Tag wiederzukommen, dann werde er ihnen die richtige Antwort geben. Am folgenden Tag versammelten sich die jungen Brahmanen und warteten voller Ungeduld auf den Oberbrahmanen. Der trat gemessenen Schrittes auf, hob beide Arme in die Höhe und verkündete: »Der Elefant, der die Erde trägt, steht auf einer Riesenschildkröte.« Beeindruckt von so viel Weisheit und Kenntnis schlichen die jungen Brahmanen von dannen. Die Frage, worauf steht die Riesenschildkröte, kam ihnen nicht in den Sinn. Der Oberbrahmane hatte ihre Welt wieder in Ordnung gebracht.3

Großtheorien

Unser Wissen — auch in der Politikwissenschaft — beruht auf Annahmen, die, wie in dem vorstehenden Beispiel, von Zeit zu Zeit kritisch hinterfragt werden. Diese zweifelnde Kritik führt zu neuen Fundamenten in Form einer neuen Großtheorie. Diese gilt so lange, bis zweifelnde Kritik zu ihrer Ablösung und einer neuen Großtheorie führt. Großtheorien sind also Sätze von widerspruchsfreien Aussagen, die eine plausible Erklärung für weltliche Phänomene liefern. In der Teildisziplin Internationale Beziehungen hat es trotz wechselseitiger teils heftiger Kritik keine Großtheorie vermocht, die Konkurrenz nachhaltig zu verdrängen. Auf welchen Annahmen Internationale Beziehungen letztendlich beruhen, ist unter Theoretikern höchst umstritten.4

Internationale Beziehungen

Kernbegriffe der empirischen Analyse

Das Ziel einer empirischen Analyse ist, diejenigen Ursachen zu identifizieren, die mit möglichst hoher Wahrscheinlichkeit die vermutete Wirkung erzeugen.

Untersuchung (Analyse): Dies ist die Aktivität der Forscher, die das Ziel verfolgt, einen Zusammenhang zwischen vermuteten Ursachen und vermuteten Wirkungen herzustellen und nachzuweisen, dass dieser Zusammenhang mit hoher Wahrscheinlichkeit besteht.

Ursache: Darunter versteht man diejenige Vermutung unter mehreren, die sich aufgrund der Untersuchung als allein oder in Kombination mit anderen als eigentlich wirkungsmächtig herausstellt.

Wirkung: Dies ist das beobachtete und beschriebene Ergebnis, das eine oder mehrere Ursachen mit möglichst hoher Wahrscheinlichkeit hervorbringen; die Wirkung soll erklärt werden.

Erklärung: Darunter versteht man den Nachweis, dass eine oder mehrere Ursachen tatsächlich eine Wirkung erzeugen und dass dieser Zusammenhang mit möglichst hoher Wahrscheinlichkeit empirisch belegt werden konnte, d. h.; Änderungen von Ursachen führen tatsächlich zu Änderungen der Wirkungen.

Auswahl aus Großtheorien

Die beschriebene Vorgehensweise bei der Untersuchung internationaler Beziehungen ( Kap. 1) – drei Schritte auf drei Analyseebenen – ist sehr allgemein und identifiziert eine Vielfalt möglicher Erklärungen vieler verschiedener Phänomene. Der Forscher muss sich jedoch häufig auf wenige mögliche Ursachen beschränken, die er für besonders wichtig oder wirksam hält. Die Untersuchung aller möglichen Ursachen würde seine Arbeitskraft überfordern. Es ist deshalb sinnvoll, eine Auswahl zu treffen von denkbaren Ursachen, die Phänomene vermutlich besonders gut erklären könnten und daher der vorrangigen Analyse bedürfen. Bei der Frage, welche Ursachen zur Erklärung bestimmter Wirkungen ausgewählt werden sollen, helfen sogenannte Großtheorien der Internationalen Beziehungen. Wie ein Spotlight in einer Disco beleuchten sie wesentliche Ausschnitte der Wirklichkeit und tauchen andere ins Dunkel. Wenn Forscher solche Theorien zur Auswahl wichtiger Ursachen heranziehen, dann schließen sie sich den Annahmen an, die diesen Großtheorien zugrunde liegen. Diese Annahmen sind in der Literatur eingehend beschrieben und müssen nicht mit viel Aufwand wiederholt werden. Notwendig ist nur, dass man darauf hinweist, welchen Ursache man mit welcher Großtheorie in Verbindung bringt.

Die wichtigsten Annahmen und Aussagen der vier Großtheorien Realismus, Institutionalismus, Liberalismus und Konstruktivismus werden im Folgenden knapp zusammengefasst, weil in weiteren Kapiteln darauf Bezug genommen wird.5 Statt eine dieser Großtheorien zu bevorzugen, wird in diesem Buch die Auffassung vertreten, dass alle einen wichtigen Beitrag zu einem besseren Verständnis von Fragen Internationaler Beziehungen beitragen können.6 Die Auswahlentscheidung obliegt dem Forscher, der eine Untersuchung durchführt. Die von den Großtheorien identifizierten Ursachen können nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit Zusammenhänge in internationalen Beziehungen erklären. Dem Anspruch, eine umfassende Erklärung für alle Phänomene Internationaler Beziehungen zu liefern, wird keine Großtheorie gerecht.

Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
0+
Hacim:
500 s. 34 illüstrasyon
ISBN:
9783846343357
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