Kitabı oku: «Harry in love», sayfa 2
Harry schloss die Augen und wollte seinen Kopf auf die Tischplatte legen, dabei stieß er mit der Hand an die Musikwalze. Abrupt setzte er sich wieder auf und nahm sie in die Hand. Geistesabwesend drehte er an der kleinen Kurbel. Obwohl sich die Walze in ihrer Verankerung drehte, ertönte keine Melodie, da die Klangnadel abgebrochen war. Harry seufzte erneut lang und anhaltend.
Als er zu seinem Bruder herüberschauen wollte, war dieser jedoch nicht mehr da. William hatte zwischenzeitlich den Raum verlassen, um Harry mit seinen Gedanken allein zu lassen.
Kapitel 2
Isabel lag zu Hause auf ihrem Bett und ihr kam das alles reichlich merkwürdig vor: Erst rannte sie mit einem der Söhne des Prinzen von Wales zusammen, dann beschimpfte sie ihn auch noch auf eine ganz unschöne Art und nun hielt sie ein Kündigungsschreiben ihrer Kindertagesstätte in den Händen. Aber nicht, dass sie ihre Arbeit verlor; nein, die Räumlichkeiten, in denen sie die fünf Kinder betreute, wurden ihr aufgekündigt, da das Haus zum Abriss von der Britischen Krone persönlich freigegeben wurde. Isabel glaubte noch immer, sie hätte sich verlesen, als sie nun schon zum x-ten Mal das Schreiben las. Und alles nur, weil sie den Prinzen beschimpft hatte??? Isabel wurde wütend, auf sich, auf Prinz Harry und natürlich auch auf die ganze Monarchie. Warum konnte die nicht einfach abgeschafft werden? Was tun die auch schon den ganzen lieben langen Tag, außer das hart erarbeitete Geld der Bürger unnütz zu verschwenden?!
Mit diesen Gedanken und einer Menge Wut im Bauch traf sich Isabel kurz darauf mit ihrer besten Freundin Anabel zum Training im Fitnessstudio.
„Sag mal, Isa, welche Laus ist Dir denn über die Leber gelaufen? Du hast ja eine Laune, die ist ja nicht zum Aushalten. Gab’s Stress zu Hause; macht Dein Vater wieder Stunk? Oder ist was auf Arbeit passiert?“, fragte Anabel, die vergeblich versuchte einen der ihr entgegen geschmetterten Squashbälle zu bekommen, nach einer Weile.
„Nein, zu Hause ist ausnahmsweise mal alles bestens; mir ist nur die Jonesstreet gekündigt worden“, erklärte Isabel so nebensächlich, als sei nichts vorgefallen.
„Dir ist was?!“ Abrupt hielt Anabel im Spiel inne und prompt traf ein harter Schmetterball ihren Oberschenkel. „Autsch!“
„Entschuldige, ich glaube, es ist besser, wenn wir für heute aufhören zu spielen. Ich bin nicht gut drauf.“
„Das merke ich! Aber nun noch einmal ganz von vorn: Wieso ist Dir die Jonesstreet gekündigt worden?“
„Keine Ahnung! In dem Brief stand nur: Es tut uns leid. Aber da Sie eine der letzten drei Mieter sind, die in dem einsturzgefährdeten Haus verweilen, müssen wir Ihnen zum nächsten Monat kündigen. Hochachtungsvoll, die Majestäts-Wohnungsbaugesellschaft“, erklärte Isabel.
Noch immer sah ihre Freundin sie ungläubig an. „Ich denke, das Haus ist denkmalgeschützt? Das können die doch nicht einfach so abreißen und einsturzgefährdet sieht das Haus nun überhaupt nicht aus! Da gibt es in London ganz andere Häuser, bei denen du schon Angst haben musst, überhaupt daran vorbeizugehen; es könnte ja sein, es erschlägt dich währenddessen …“, stellte Anabel in den Raum.
„Ist doch jetzt auch egal, ob das Haus einsturzgefährdet ist oder nicht, ich muss dort jedenfalls raus und weiß nicht wohin! Wenn das mein Vater hört, kriegt der doch gleich wieder einen Anfall: ‚Erst das mit der Friseurin, dann die Sache mit dem Medizinstudium und jetzt das mit dem Kindergarten. Du bist doch nicht mehr ganz bei Trost! Wo soll ich nur das ganze Geld für all Deine verrückten Einfälle herkriegen? Entweder Du lernst etwas Anständiges oder ich schmeiße Dich raus!‘ – Ach verdammt, warum immer ich?!“, jammerte nun auch Isabel und war den Tränen nahe.
Tröstend legte Anabel den Arm um ihre beste Freundin und versuchte sie aufzumuntern: „Schmeiß nicht gleich die Flinte ins Korn, ruf am besten morgen einfach einmal bei der Wohnungsbaugesellschaft an und frage nach, ob das Haus wirklich abgerissen werden soll. Soweit Du weißt, steht es unter Denkmalschutz. Außerdem sollen sie Dir sagen, wie sie sich das vorstellen, denn eigentlich müssten sie Dir neue Räume für Deine Arbeit zur Verfügung stellen. Man kann nicht einfach so ohne Ankündigung jemanden aus einem Haus werfen. – Miete hast Du doch gezahlt, oder?!“
„Natürlich habe ich die Miete bezahlt! Das meiste von meinen Einnahmen geht doch genau dafür drauf. Das ist doch auch der Grund, warum ich überhaupt noch bei meinen Eltern wohne!“, erklärte Isabel leicht gereizt.
„Ich dachte, Du lebst wegen Deiner Mutter noch zu Hause“, gab Anabel kleinlaut von sich.
„Auch.“
„Entschuldigen Sie, spielen Sie noch oder ist die Squashhalle frei?“, kam es plötzlich von der Tür.
„Nein, wir gehen. Sie können rein“, sagte Anabel. „Na los, Isa, lass uns noch einen Kaffee trinken gehen und morgen lade ich Dich zum Kino ein, einverstanden? Ich finde, Du musst auf andere Gedanken kommen.“
Am nächsten Abend trafen sich Isabel und Anabel vor dem Kino und sie beschlossen, in die Sneak-Preview zu gehen. Denn beide fanden die sonstige Auswahl der angebotenen Filme nicht gerade toll, und so ließen sie sich einfach überraschen. Eine Überraschung war nicht nur der neue Actionfilm, der in die Kinos kommen sollte, sondern auch die Gäste der Filmvorführung. Denn kein geringerer als Prinz Harry sah sich mit seinen Freunden ebenfalls die Vorvorstellung an.
Isabels Begeisterung hielt sich wahrlich in Grenzen. Und kaum nahmen die fünf jungen Männer nebst zwei Bodyguards zwei Reihen hinter ihnen die Plätze ein, stand Isabel auch schon wieder auf und ging. Anabel verstand kein Wort und wollte ihrer Freundin hinterherlaufen. Doch Isabel blockte ab und drängte ihre Freundin zum Bleiben: „Die Karten waren teuer genug! Ich gebe Dir nächste Woche das Geld wieder, versprochen.“
„Isabel, das Geld ist mir doch egal! Was ist los; ist doch toll, dass wir gemeinsam mit dem Prinzen im Kino sitzen dürfen!“, schwärmte Anabel.
„Na, dann viel Spaß“, sagte Isabel und ging. Verwirrt sah Anabel ihrer Freundin hinterher.
Nach der Vorstellung ging Anabel nach Hause und rief sofort Isabel an: „Hey Isa, Du hast echt was verpasst! Prinz Harry und seine Freunde haben nur Blödsinn angestellt! Erst schmissen sie mit Popcorn, dann warfen sie mit Papierkügelchen und zum Schluss machten sie unanständige Geräusche. Wir waren alle nur noch am Lachen und Abfeiern; keiner hat mehr auf den Film geachtet …“
„Schön für Dich, wenn Dir der Film gefallen hat“, sagte Isabel.
„Sag mal, hast Du mir eben gerade nicht zugehört? Ich sagte …“
„Doch, habe ich, aber mich interessiert nicht, was der Prinz gemacht oder nicht gemacht hat; ich weiß auch so, dass der sich nicht benehmen kann!“, kam es gereizt und desinteressiert von Isabel.
„Kann es sein, dass Du den Prinzen nicht sonderlich leiden kannst?“
„Schon möglich.“
„Oh Isa … Da bist Du wohl eine der wenigen, die so empfinden!“
„Kannst ihn ja heiraten, wenn Du magst!“
„Isa?! Der kann doch bestimmt auch nichts für Deine Kündigung.“
„Und wenn doch?!“
„Was, gehört ihm etwa die Wohnungsbaugesellschaft?“, fragte Anabel ungläubig.
„Keine Ahnung. Ist mir, ehrlich gesagt, auch ziemlich egal.“
„Entschuldige, Isabel, ich albere hier herum und Dir geht’s voll schlecht. Dabei wollte ich Dich eigentlich nur ein wenig aufmuntern.“
„Ich weiß und ich danke Dir auch dafür. – Annie, sei mir bitte nicht böse, aber ich will jetzt schlafen. Der Abend war ätzend genug“, gestand Isabel.
„Was ist passiert?“, fragte Anabel daraufhin.
„Mein Vater hat das Kündigungsschreiben gelesen.“
„Oh nein! Und nun?“
„Meckert er schon den ganzen Abend herum und stellt mich als einen Nichtsnutz hin. Er meint, ich wäre unfähig einen Job länger als ein halbes Jahr durchzuhalten.“
„Das ist doch gar nicht wahr! Isabel, bitte lass Dich nicht von ihm runtermachen, hörst Du? – Sehen wir uns morgen zum Tanz? Dann können wir uns besser unterhalten als jetzt hier am Telefon. Ich hol Dich ab! Okay?“
„Okay, Annie. Dann bis morgen.“
„Ja. Gute Nacht, Isa.“
Am nächsten Tag holte Anabel ihre Freundin am späten Nachmittag von der Arbeit ab und gemeinsam gingen sie zum Fitnessstudio, wo sie in einer Tanzgruppe Freestyle tanzten. Währenddessen unterhielten sie sich über die Äußerungen von Isabels Vater und Anabel versuchte alles, um Isabel das Gefühl zu geben, kein Loser, sondern ein großartiger Mensch und eine wunderbare Freundin zu sein: „Hast Du zwischenzeitlich mit der Wohnungsbaugesellschaft gesprochen?“ Isabel nickte. „Und was haben die gesagt?“
„Dass sie mir nicht weiterhelfen können: Das Haus sei nicht denkmalgeschützt und kann damit abgerissen werden und somit seien sie angeblich auch nicht verpflichtet, mir neue Räumlichkeiten zu stellen; da sie dies ja erst vor kurzem getan haben. Gerne würden sie sich aber darum kümmern, jedoch kann ich jetzt schon damit rechnen, dass ich die dortigen Mieten nicht zahlen kann“, gab Isabel geknickt von sich.
„Hey Isa, lass bitte den Kopf nicht hängen; wir finden schon noch was! Hast Du eigentlich schon mit den Eltern Deiner fünf kleinen Rabauken gesprochen? Vielleicht haben die ja auch noch eine Idee, wo Du hinziehen könntest? Schließlich ist es doch auch in ihrem Interesse, dass ihre Kinder gut versorgt sind, während sie arbeiten gehen! Ich denke kaum, dass sie gewillt sind, sich schon wieder eine neue Tagesmutti zu suchen. Zumal die Bezahlung sicherlich woanders auch eine andere wäre?!“
„Nein, ich habe ihnen die Hiobsbotschaft noch nicht kundgetan. Ich konnte nicht! Ich wusste nicht, was ich sagen sollte! Schließlich sind wir ja gerade einmal knapp sieben Monate in den Räumen und jetzt kann ich ihnen doch nicht einfach so sagen: ‚Tut mir leid, aber ich muss hier raus und weiß noch nicht wohin. Ab sofort müssen Sie also zusehen, wo Sie Ihre Bälger lassen …‘“
„Isabel! So, natürlich nicht!“, rief sofort Anabel aufgebracht. „Du kannst doch schließlich nichts dafür! Sage ihnen einfach, wie die Fakten sind und versucht gemeinsam eine Lösung zu finden. Ich helfe Dir natürlich auch gerne dabei. Die Eltern Deiner Kinder sind doch keine Unmenschen. Wenn sie Dich nicht für fähig gehalten hätten, hätten sie ihre Kids doch gleich woanders untergebracht“, beschwichtigte Anabel ihre Freundin.
„Die haben mir ihre Kinder doch nur deshalb anvertraut, weil sie meine Mutter kennen und sie ihnen leid tut. Mehr nicht! Jetzt, wo ich keine Bleibe habe, werden sie sich schön rausreden können und selbst wenn ich innerhalb kürzester Zeit neue Räume für einen angemessenen Preis finden sollte, werden sie mir ihre Kinder nicht wieder geben: ‚Dieses ganze Hin und Her ist nicht gut für die Kleinen. Tut uns leid, da wo sie jetzt sind, sind sie gut aufgehoben und wir müssen uns keine Gedanken machen, ob morgen nicht schon wieder ein Raumwechsel bevorsteht!‘“, kam es abermals frustriert von Isabel.
Anabel seufzte tief. Sie wollte ihrer Freundin helfen und wusste doch nicht wie.
Kapitel 3
Es waren seit der Mietraumkündigung zwei Wochen vergangen und wie jeden Donnerstag trafen sich Anabel und Isabel zum Tanzen. In zwei Wochen sollte ein Tanzwettbewerb stattfinden, in dem die besten Freestyle-Tänzer gekürt werden sollten. Und Isabel und Anabel hatten sich vor gut drei Monaten vorgenommen, zu ihnen zu gehören. Doch Isabel ging es von Tag zu Tag schlechter. Sie hatte zwischenzeitlich mit den Eltern ihrer fünf Betreuungskinder gesprochen und zwei der Kinder waren schon am nächsten Tag nicht mehr gekommen. Die anderen drei Elternpaare hatten sich bereiterklärt, sich umzuhören, ob sie jemanden kennen, der Isabel neue Räumlichkeiten zu einem fairen Preis anbieten könnte. Doch bislang ergab sich diesbezüglich noch nichts und langsam, aber sicher wurde die Zeit knapp. Anabels Bruder, Alexander, hatte angeboten, die Möbel so lange in seiner Garage unterzustellen, bis Isabel wieder etwas Neues gefunden hatte.
Isabel war allen dankbar für ihre Hilfe. Doch sie war nun an einem Punkt angelangt, an dem sie selbst daran zweifelte, dass noch alles gut werden würde. Nichtsdestotrotz ließ sie sich nicht unterkriegen und freute sich sehr darüber, als Anabel ihr völlig aufgedreht gestand, dass sie zwei Karten für das Rockfestival am nächsten Wochenende von ihrem Chef – als kleine Belohnung für ihren tatkräftigen Arbeitseinsatz – bekommen habe und Isabel herzlich dazu einlud, mit ihr gemeinsam dorthin zu gehen. Und kaum war es Samstag, sieben Uhr, als sich auch schon die Türen zum Wembley-Stadium öffneten und Tausende von jungen Leuten in den Innenraum der Arena stürmten, um an einer der größten vorweihnachtlichen Rockpartys teilzunehmen, die in England stattfanden. Über die Hälfte des Konzerts erlebten Isabel und Anabel in völliger Euphorie und sie tanzten, sangen und hüpften mit all den anderen Verrückten.
Doch kurze Zeit später begrüßte der Moderator der Veranstaltung einen Ehrengast und es war kein geringerer als Prinz Harry. Während Anabel es amüsant fand, erneut dem Prinzen über den Weg zu laufen, sank Isabels Stimmung in den Keller und sie gab ein wenig begeistertes „Der schon wieder!“ von sich. Irritiert blickte Anabel zu ihrer Freundin herüber. Doch Isabel reagierte nicht darauf.
Nachdem sich der Prinz unter die illustren Konzertanhänger gemischt hatte und somit aus Isabels Blickfeld verschwunden war, kam auch ihre gute Laune wieder und erneut hüpften, tanzten und sangen sie, zusammen mit den anderen, fleißig mit. Als sich Isabel jedoch dann auf einmal spontan umdrehte, um ein paar Photos von den Massen hinter sich zu machen, entdeckte sie dabei unverhofft erneut Prinz Harry, der nur wenige Meter hinter ihnen stand und ebenfalls euphorisch dem Konzert beiwohnte. Prompt sank ihre Stimmung erneut auf den Nullpunkt.
Anabel war wie vom Blitz getroffen, als ihr Isabel daraufhin verkündete, dass sie jetzt – mitten im Konzert – gehen musste. „Was? Aber warum? Heute ist Samstag! Komm, Isa, tu mir das nicht an!“, flehte Anabel.
„Es geht aber nicht anders, Annie! Bitte entschuldige.“
„Was ist denn los? Wenn Du schon vorher gewusst hast, dass Du nicht das ganze Konzert mitmachst, hättest Du es mir doch auch sagen können und ich wäre mit Alex hierhergegangen!“, erklärte Anabel leicht enttäuscht.
„Ich wusste ja nicht, dass ich jetzt schon gehen muss …“
„Hä?! Könntest Du Dich bitte einmal genauer ausdrücken? Ich verstehe nämlich überhaupt kein Wort! Was ist passiert; oder wen hast Du gesehen, dass Du der Meinung bist, dass Du jetzt sofort gehen musst?!“ Langsam wurde Anabel wütend.
„Prinz Harry“, war alles, was daraufhin von Isabel kam.
„Was?!“ Statt einer weiteren Antwort zeigte Isabel in Harrys Richtung und nun hatte auch Anabel ihn wieder entdeckt. „Ja, und?!“, fragte Anabel weiter.
„Ich ertrage seine Nähe nicht.“
„Mensch, Isa, lass Dir doch von dem nicht den Spaß verderben. Du bleibst jetzt hier! So weit kommt es noch, dass Du wegen dem davonrennst! Ich will jetzt Party machen und Du machst mit!!!“, bestimmte Anabel noch immer wütend. Isabel wollte erneut protestieren. Doch Anabel fuhr ihr sofort über den Mund: „Wenn Du jetzt gehst, dann kannst Du unsere Freundschaft als beendet betrachten! Ich reiße mir doch nicht ständig den Hintern für Dich auf und als Dank dafür kriege ich nur einen Tritt! Lass doch den ollen Prinzen einfach links liegen; wir finden schon noch neue Räume für Dich! Außerdem, was schaust Du auch nach hinten? Vorne ist die Bühne und dort spielt auch die Musik!“
Isabel kam nicht umhin, zu bleiben. Doch die Stimmung blieb angespannt, auch nachdem sie Prinz Harry nicht mehr hinter sich stehen sah. Er schien sogar überhaupt nicht mehr da zu sein …
Die gedrückte Stimmung hielt auch weiterhin an, als Isabel gut eine Woche später dann tatsächlich aus den Räumen in der Jonesstreet heraus musste, ohne eine neue Betriebsadresse angeben zu können. Notgedrungen mussten nun auch die übrig gebliebenen drei Kinder an andere Tagesmütter abgegeben werden. Niedergeschlagen saß Isabel in ihrem Zimmer und war seit drei Tagen dort nicht mehr herausgekommen. Auch ans Telefon ging sie nicht; selbst Anabel sollte der Weg zu ihr verwehrt bleiben. Doch dies ließ Anabel nicht lange auf sich sitzen. Denn heute war der 8. Dezember, der Mittwoch, an dem in der angesagtesten Disco von ganz London, dem Club Five, der Freestyle-Wettbewerb auf dem Programm stand.
„Komm, Isabel, beweg Deinen Hintern! Wir haben nicht ganze vier Monate damit verbracht, uns eine verdammt schwere und anspruchsvolle Tanzchoreographie auszudenken, damit sie nun niemand sieht! Soll all der Schweiß und all der Muskelkater umsonst gewesen sein? Nein. Also, hoch mir Dir, sonst prügle ich Dich aus Deiner Ecke!“, schimpfte Anabel sofort los. Unweigerlich fing Isabel bei der Vorstellung an zu schmunzeln. „Na, siehst Du, geht doch! So, und jetzt machen wir uns noch ein wenig hübsch, so dass uns auch sogleich die Juroren zu Füßen liegen; und dann geht’s Abmarsch in den Club …“
Gut zwei Stunden später waren beide seelisch und physisch bereit für ihren Auftritt und so fuhren sie gegen zehn Uhr abends zum Wettbewerb. Kaum betraten sie die Disco, mussten sie sich auch sogleich in die Liste der Tanzwütigen eintragen und bereits zwanzig Minuten später waren sie auch schon an der Reihe. Sie gaben alles und waren mit ihrer gezeigten Choreographie zufrieden. Isabel konnte sogar lachen und tanzte ausgelassen mit Anabel, nachdem sie sich einen Cocktail genehmigt hatten, unbeschwert zur Musik, während sie den anderen Kandidaten bei deren Vorführungen zuschauten.
Drei Stunden später war die Siegerehrung. „Es ist erstaunlich, wie viele, und vor allem wie viele gute bis sehr gute Tänzer – dazu auch noch größtenteils weibliche Kandidaten – England vorzubringen hat. Leider kann den Hauptpreis von fünfhundert Pfund und vier Gratisstunden in einer der renommiertesten Tanzschulen in London natürlich nur ein Team gewinnen. Und dieses Jahr hat gewonnen??? Es sind zwei Newcomerinnen … Die Startnummer Acht: Isabel und Anabel! Wenn die zwei ‚Glöckchen’ einmal vortreten möchten?“, sagte Toni, der DJ.
Völlig überrascht sahen sich die beiden Mädchen an. Doch schon wurden sie von den anderen begeistert in die Mitte der Tanzfläche geschoben, wo sie sich ihren Preis abholen durften. Doch der Preis wurde nicht wie erwartet von der Jury übergeben, sondern von keinem geringeren als Prinz Harry. Anabel strahlte und wisperte: „Euer Hoheit, so sieht man sich wieder.“
Harry grinste und wollte nunmehr Isabel ihren Preis überreichen, doch sie würdigte ihn keines Blickes. Somit ergriff Harry einfach ihre Hand und drückte ihr den Gutschein regelrecht mit den Worten „Herzlichen Glückwunsch, viel Spaß bei den Gratisstunden. Tanz so weiter, es macht Spaß, Dir dabei zuzusehen“ in die Hand. Mit einem verbissenen Gesicht nahm Isabel gezwungenermaßen ihren Preis von Harry entgegen. Anschließend wollte sie wieder einmal die Flucht ergreifen. Doch dazu kam es vorerst nicht, denn das Publikum verlangte, dass die zwei Sieger noch einmal ihre Choreographie tanzten. Isabel entglitten jegliche Gesichtszüge. Doch sie kam nicht umhin, dem Wunsch Folge zu leisten.
Harry grinste selbstgefällig und beobachtete Isabel während des Tanzes ganz genau. Doch kaum hatte ihr Tanz ein Ende gefunden, machte Isabel, dass sie fortkam. Entnervt verdrehte Anabel die Augen.
„Was ’n mit der?“, fragte auch sogleich Toni.
Anabel zuckte nur mit den Schultern und entschuldigte sich für das unmögliche Benehmen ihrer Freundin beim Prinzen.
Leicht geknickt nickte Harry, ehe auch er sich aus dem Staub machte. Doch sein Weg führte ihn nicht etwa zu sich nach Hause, sondern direkt zu der Wohnung von Isabel. Er musste unbedingt einmal mit ihr reden!
Leicht nervös klopfte Harry an ihre Haustür. Überraschenderweise wurde ihm sofort geöffnet. Doch statt Isabel stand ein Herr mit bereits ergrautem Haar vor ihm. „Sie wünschen?“, kam es knapp von dem stämmigen Mann mittleren Alters.
„Guten Abend, Mister Canningham?“, sagte Harry.
„Ja, der bin ich! Was wollen Sie, Euer Hoheit? Zu Isabel? Dies kann ich Ihnen leider nicht gewähren. Ich möchte Sie bitten, dass Sie meine Tochter in Ruhe lassen!“, erklärte Mister Canningham.
„Das kann ich leider nicht, denn ich müsste einmal mit ihr sprechen“, erwiderte Harry.
„Ich weiß nicht, ob Sie die simplen Worte eines einfachen Bürgers nicht verstehen, vielleicht überhören Sie sie aber auch einfach nur oder Sie bilden sich etwas auf Ihren schönen Titel ein? Doch, so oder so, sage ich es Ihnen jetzt noch einmal: Meine Tochter ist für Sie tabu!!!“
„Bitte verzeihen Sie, wenn ich diesen Eindruck auf Sie mache. Ich habe Sie schon verstanden. Doch auch ich darf mich wiederholen: Ich muss dringend einmal kurz mit Ihrer Tochter sprechen … Bitte!“, bat Harry erneut. Doch statt einer weiteren Antwort wurde ihm daraufhin einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen. Harry schloss die Augen und seufzte tief. Was sollte er nur machen? Er fühlte sich elend und völlig missverstanden. Doch ihm blieb keine andere Wahl als unverrichteter Dinge wieder nach Hause zu fahren.
Als Harry im Buckingham Palast ankam, war es zwei Uhr. Doch er konnte nicht schlafen, ständig sah er Isabel geistig vor sich, wie ihre dunkelgrünen Katzenaugen ihn böse anfunkelten, und so begab er sich in die Bibliothek. Doch auch dort fand er keine Ruhe. Er war seiner Traumfrau begegnet und schon ging alles nur noch schief: Statt ihr Rosen schenken zu können rannte sie ständig vor ihm weg! Als er darüber nachsann, fing er an zu lachen. Hatte William nicht das Gleiche mit Jane damals durchgemacht? Und hatte er nicht einmal gesagt, dass er bei solch einem Terz nicht mitmachen würde? Tja, so konnten sich Meinungen ändern. Und schon machte sich Harry, mitten in der Nacht, auf den Weg zu seinem Bruder, der zurzeit in seiner Stadtwohnung in Kensington verweilte.
Völlig verschlafen öffnete William die Tür und war nicht sonderlich überrascht darüber, Harry davor stehen zu sehen. Harry hatte des Öfteren solche Anwandlungen, einfach aus Langeweile seinen Bruder mitten in der Nacht aus dem Bett zu holen. Doch ein Blick in dessen Gesicht und William wusste, weswegen Harry hier war. „Du hast sie wieder einmal getroffen?“, waren auch sogleich seine Worte, ehe sich beide in die Wohnstube begaben. Harry nickte. „Und es verlief erneut anders als gewünscht?“ Abermals nickte Harry. „Geht es auch etwas genauer, denn es ist mitten in der Nacht und ich lag bereits friedlich schlafend in meinem Bett!“, beschwerte sich William.
„Entschuldige. Ja, ich habe Miss Canningham vorhin unverhofft wiedergesehen. Sie war im Club Five. Doch als ich ihr gegenübertrat, machte sie, dass sie wegkam.“
„Was hast Du denn zu ihr gesagt?“, fragte William noch nicht ganz wach.
„Nichts. Ich habe ihr nur gratuliert und ihr einen Gutschein überreicht.“ Verwirrt sah William Harry an. „Sie hat mit einer Freundin den Freestyle-Wettbewerb gewonnen. Sonst wäre sie mir im Club wahrscheinlich auch überhaupt nicht aufgefallen“, erklärte Harry sachlich.
Noch immer fragend sah William seinen Bruder an. „Und Du hast wirklich nichts weiter zu ihr gesagt?“
„Nein! Das sagte ich doch bereits! Aber nachdem sie gegangen war, bin ich ihr gefolgt.“
„Oha! Und was ist dann passiert?“ Jetzt war William hellwach.
„Nicht viel. Sie war nach Hause gegangen. Doch statt mit ihr sprechen zu können erklärte mir ihr Vater, dass ich mich zum Teufel scheren soll.“ Erneut sah William seinen Bruder irritiert an.
Harry seufzte. „Ich habe wohl keinen guten Eindruck bei Miss Canninghams Eltern hinterlassen?!“
„Aber sie kennen Dich doch gar nicht!“, erklärte William verärgert.
„Ich denke, Miss Canningham wird ihren Teil dazu beigetragen haben.“
„Na, toll!“
„Wills!“, ermahnte Harry seinen Bruder.
„Was? So wie mir scheint, hat die junge Dame es selbst faustdick hinter den Ohren. Das kommt fast einer Beleidigung nahe!“, stellte William klar.
„Was kommt einer Beleidigung nahe?“, kam es plötzlich von der Wohnzimmertür. Es war Jane, die ebenfalls noch recht verschlafen den Raum betrat. Harry seufzte.
„Oh, wir haben mal wieder nächtlichen Besuch!“, begrüßte Jane ihren Schwager.
„Hallo, Jane. Bitte verzeih, dass ich Eure Nachtruhe störe.“
„Ach, das geht schon in Ordnung; wäre ja nicht das erste Mal …“, sagte Jane leicht süffisant.
„Ich glaube, es ist besser, wenn ich wieder gehe“, stammelte Harry.
„Nein, Du bleibst!“, bestimmte William.
Überrascht sah Jane ihren Mann an. Wenn William Harry seinen Willen aufzwang, dann hatte das schon etwas zu bedeuten. „Was ist los?“, fragte sie daher auch sogleich.
„Es geht um Miss Canningham“, erklärte William knapp.
Jane nickte und setzte sich auf die Sessellehne zu ihrem Mann. Sie sah dabei jedoch weiterhin fragend zu Harry. Harry musste unweigerlich schmunzeln. „Ich habe sie heute wiedergetroffen und es verlief nicht ganz so, wie es hätte sein können.“
„Hast Du sie wieder einmal in die Enge getrieben?“, fragte Jane ernst.
„Jane!“, rief William entsetzt. Harry sah überrascht in die Runde.
Nun war es William, der tief und lang anhaltend seufzte. „Nein, Harry hat diesmal gar nichts gemacht, er wurde gleich an der Tür abserviert.“
„Oh … Ich würde sagen, da wollte Dich jemand nicht sehen“, stellte Jane leichtfertig fest.
„Danke, Darling, aber so weit waren wir auch schon.“
„Hach Gott! Ist ja schon gut, ich lass die Herren der Schöpfung wieder allein! Ich dachte nur, ich könnte vielleicht aus der Sicht einer Frau etwas dazu beitragen. – Falls Du Dich, mein lieber Mann, eventuell daran erinnern möchtest, dass es auch bei uns einmal eine Zeit gab, wo ich vor Dir davongerannt bin und Dich am liebsten zum Teufel gejagt hätte?! Gut möglich, dass es der jungen Lady ähnlich ergeht? Oder wie fändest Du es, erst eine ganze Woche von jemandem Dir völlig unbekannten verfolgt zu werden. Und kaum bist Du ihn los, taucht er anscheinend an jeder Straßenecke doch wieder auf!“, warf Jane schnippisch in den Raum, ehe sie sich erhob, um zu gehen.
Prompt zog William sie wieder auf seinen Schoß. „Entschuldige, Darling. – Ja, Du könntest Recht haben, was Miss Canningham betrifft“, überlegte William.
Harry fuhr sich verzweifelt mit den Händen durchs Haar. „Und was mache ich jetzt? Oder was kann ich machen, damit Miss Canningham, oder besser gesagt Isabel – so lautet nämlich ihr schöner Vorname – mich doch noch anhört?“
„Hmmm? Wie wäre es, wenn Du ihr einen Brief schreibst?“, schlug Jane vor. Fragend sahen beide Männer sie an. Jane schmunzelte. „Was? Es wäre eine Möglichkeit, Isabel – ohne dass sie mit Harry persönlich sprechen muss – mitzuteilen, warum, wieso, weshalb er wie gehandelt hat und eben, was ihm daran liegt, noch einmal mit ihr persönlich zu sprechen.“
„Und was ist, wenn ihr Vater den Brief abfängt?“, fragte Harry ängstlich.
„Wenn Du den Brief über einen Boten übergeben lässt, der ihn nur ihr persönlich aushändigen darf, denke ich, wird sie ihn auch bekommen. Was sie dann aber damit macht, steht in den Sternen. Doch vielleicht wirft sie ihn ja nicht gleich ungelesen in den Müll und antwortet Dir stattdessen bestenfalls“, erklärte Jane weiter. „Und wenn Du ganz viel Glück hast, schreit Dir als Antwort auch nicht gleich ein großes fettes ‚Nein‘ entgegen.“
„Wenn doch, dann weißt Du auf jeden Fall, woran Du bist. Und auch, wenn es noch so schmerzlich ist, wirst Du sie dann wohl oder übel vergessen müssen“, setzte William Janes Gedanken fort.
Harry seufzte, was sich jedoch in ein Gähnen verwandelte.
„Okay, ich denke, mehr gibt es vorerst dazu nicht zu sagen, und Du, Harry, machst jetzt, dass Du ins Bett kommst! Das Gästezimmer erwartet Dich bereits.“ Damit schloss Jane das nächtliche Gespräch.
„Jane?“
„Ja?“
„Danke“, waren Harrys einfache Worte darauf.
„Hey, schon gut. Als Gegenleistung erwarte ich jedoch, dass Du übernächsten Samstag Deine Nichte zum Kinderrummel begleitest!“
William fing prompt an zu lachen, während Harry – sich ergebend – Kopf und Schultern sinken ließ und nickte. Jane strahlte und hauchte ihrem Lieblingsschwager einen Kuss auf die Wange.
Als Jane am nächsten Morgen von der Toilette kam, es war gerade erst halb sechs, hörte sie ein seltsames Rascheln aus dem Gästezimmer. Vorsichtig öffnete sie die Tür und war überrascht, Harry völlig bekleidet am Sekretär sitzen zu sehen. „Guten Morgen, Harry. Darf ich fragen, was Du da machst?“
Um Harry herum lagen auf dem Boden und auf dem Schreibtisch jede Menge Papierknäuel. Harry seufzte und warf den Stift auf den Tisch. „Ich versuche einen Brief zu schreiben.“
„An Miss Canningham?”
Harry nickte.
„Und seit wann sitzt Du da schon?“, fragte Jane bereits erahnend.
„Seit ich den Raum betreten habe.“
„Aja! Und wie sieht es mit etwas Schlaf aus?“
Harry musste daraufhin sogleich gähnen.
„Kaffee?“
„Hast Du schon welchen fertig?“, fragte Harry überrascht und sah auf seine Armbanduhr.
Jane lachte. „Nein, aber ich setze welchen auf. Kommst Du mit in die Küche?“ Harry folgte ihr.
Während der Kaffee durch die Maschine lief, setzte sich Harry auf die Eckbank am Giebelfenster und unterhielt sich leise mit Jane.
„Schon was auf Papier gebracht oder alles nur Entwürfe?“
Harry grinste müde. „Mehr oder weniger. Ich schreibe was und verwerfe es dann aber doch gleich wieder. Ich weiß irgendwie nicht, wie und wo ich anfangen soll. Geschweige denn wie ich das, was mir durch den Kopf geht, in Worte fassen soll. Es klingt alles irgendwie so aufgesetzt.“
„Wie wäre es denn auch erst einmal mit einer Mütze Schlaf, ausgeruht sind Deine Gedanken garantiert geordneter. Falls nicht, schreib doch erst einmal alles nur runter, ohne Punkt und Komma. Erst einmal alles nur heraus aus dem Kopf. Danach kannst Du immer noch sortieren und überlegen, was von dem, was Dir so durch Kopf ging, Du ihr mitteilen willst“, schlug Jane vor.