Kitabı oku: «Harry in love», sayfa 7
Jane war zu Tränen gerührt und brauchte einen Moment, ehe sie dem Pfeil aus Teelichtern in das Arbeitszimmer ihres Mannes folgen konnte. Dort angekommen, lagen und hingen Hunderte von perlmuttfarbenen Luftballons im Raum. Mitten unter ihnen lag auf dem Fußboden ein beigefarbener Umschlag. Erneut las Jane die darin enthaltenen Zeilen: Ich habe bei unserer Trauung geschworen, Dich immer auf Wolken zu tragen. – Leider habe ich mich diese Woche nicht an den Schwur gehalten und stattdessen Scherben gesammelt. – Bitte folge dem Pfeil.
Jane fing unweigerlich an zu weinen. Rein zufällig stand griffbereit eine Papiertaschentuchbox auf dem Schreibtisch. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, folgte Jane den Kerzen zurück auf den Flur. Dort wurde sie nun in das Kinderzimmer ihrer Tochter geleitet, die die Woche bei ihren Großeltern, Charles und Camilla, verbrachte. In Marybeth’ Zimmer angelangt, lagen überall verstreut Kuscheltiere. Jane war sich gar nicht bewusst gewesen, dass ihr Kind so viele davon hatte. Als sie jedoch genauer hinsah, wusste sie auch warum: Es waren gar nicht Marybeth’ Kuscheltiere, denn diese Plüschfiguren stellten Tiger, Löwen, Nashörner und sonstige gefährliche Dschungeltiere dar. Am Ende des Kuscheltierdschungels stand die Tür zu ihrem Schlafzimmer offen und im Türrahmen lag ein großes, grünes Krokodil und hielt in seinem Maul einen hellblauen Umschlag fest. Jane atmete tief durch und las im Flüsterton vor sich hin: Egal welcher Gefahr Du auch ausgesetzt sein solltest, ich habe Dir versprochen, Dich mit meinem Leben zu beschützen … – „Und dies werde ich auch weiterhin tun, wenn Du mich lässt?!“, setzte William laut und deutlich den unbeendeten Satz fort.
Jane warf sich prompt in die Arme ihres Mannes und hielt ihn fest an sich gedrückt. „Oh William, es tut mir leid! Es tut mir so leid! Bitte lass uns nie wieder streiten!“, flehte Jane unter Tränen.
William hob seine Frau als Antwort auf die Arme und bettete sie auf eine kuschelweiche, schneeweiße Tagesdecke mitten auf dem großen Ehebett, auf der Hunderte von Rosenblütenblättern einen wunderbaren Duft verströmten. Er legte sich zu ihr und hauchte ihr sanft ein „Ich liebe Dich!“ entgegen, ehe sich endlich ihre Lippen zu einem nicht enden wollenden innigen Kuss fanden.
„Und was stand in dem Brief?“, fragte William zwei Stunden später seine Frau beim romantischen Candle-Light-Dinner in ihrem Wohnzimmer.
„Das willst Du, glaube ich, lieber nicht wissen …“
„Also eine Abfuhr?“
Jane nickte.
„Wie geht es Harry?“
„Den Umständen entsprechend hält er sich ziemlich wacker. Er sagt, er habe wenigstens in dem Sinne noch Glück gehabt, dass sie ja nie zusammen waren.“
„Oh, und das aus seinem Mund, nachdem er uns wochenlang die Nächte geraubt hat?!“
Leicht enttäuscht blickte Jane herüber.
„Verzeihung“, kam es schuldbewusst von William.
„Es liegt wohl eher daran, wie Isabel ihre Worte gewählt hat. Sie hat nichts zu Harry oder über ihn gesagt, sondern ihm lediglich klargemacht, dass sie ihn nicht sehen möchte und er dies doch bitte respektieren soll. Ich glaube, das ist auch das, woran sich Harry krampfhaft festhält. Hätte sie irgendetwas geschrieben wie, dass sie ihn nicht leiden kann oder ihn gar hasst, hätte es Harry wohl mehr getroffen. Aber vielleicht stand er auch nur unter Schock und verarbeitet erst die Nacht den Fakt, dass er von seiner Traumfrau einen Korb bekommen hat.“
„Wollen wir das lieber nicht hoffen …“
Fragend sah Jane herüber. „Wieso? Hast Du Angst, dass er uns wieder einen nächtlichen Besuch abstattet?“
„Das wird diese Nacht ganz bestimmt nicht passieren! Ich habe da eher an Dienstag gedacht. Denn das kann dann noch lustig werden“, erwiderte William.
„Harry hat mir versichert, dass er das auf jeden Fall am Dienstag hinkriegt! Aber wie kommst Du darauf, dass er uns heute Nacht keinen Besuch abstattet?“
„Weil ich ihn eindringlich gestern darum gebeten habe“, gestand William und wurde rot.
Jane fing prompt an zu kichern. „Kann es sein, dass Du heute Nacht noch irgendetwas vorhast?“ William sah mit seinen hellblauen Augen verliebt zu Jane herüber und lächelte beharrlich.
„Wird das eine Drohung?“, neckte Jane ihren Göttergatten.
„Nein, aber ein Versprechen!“, hauchte William Jane entgegen, ehe sich ihre Lippen erneut trafen.
Wie erwartet, musste Harry am kommenden Dienstag bei der Eröffnung des neuen Kinderkrankenhauses mit anwesend sein. Der Queen passte es überhaupt nicht, dass ihr Enkel seit der Trennung von Chelsy vor vier Jahren Single war und daran auch nichts ändern zu wollen schien. Oder besser gesagt, einfach nicht die richtige Frau fürs Leben fand. Somit musste Elisabeth wieder einmal ein wenig nachhelfen und war der Meinung, dass es nunmehr ganz angebracht sei, wenn Harry so oft wie möglich in der Öffentlichkeit repräsentierend auftrat. Dass sein Bruder mit seiner Frau eine Musterehe führte, gab dem Ganzen natürlich noch einen positiven Nebeneffekt und man konnte fast schon annehmen, dass Harry genauso wie William einmal solch ein Musterknabe sein würde, wenn er erst einmal die passende Frau an seine Seite gebracht hatte. Und es wäre doch gelacht, wenn dies nicht durch solche Auftritte, in denen er als kinderlieb und nach dem Wunsch eigene Kinder haben zu wollen, dargestellt werden würde. Es musste doch irgendwo im Land eine Frau geben, die Harry angetan war und ihn als netten Menschen und nicht als reichen Prinzen ansah?!
Leichter gedacht als in der Realität verwirklicht: Mit hängenden Schultern und einem leicht gequälten Lächeln schnitt Harry, gemeinsam mit Jane und William, das rote Band zur Eröffnung des neuen Kinderkrankenhauses durch und während Jane und William sich der Presse stellten, zog sich Harry unbeobachtet in die Kinderspiellandschaft zurück und sah gedankenverloren den kleinen Patienten beim Spielen zu. Doch schon nach kurzer Zeit war sein Geist wieder hellwach, denn plötzlich wurde eine Frau mittleren Alters mit goldblonden Haaren von zwei Pagen auf einer Sänfte hereingetragen. In ihren Händen hielt sie ein dickes Märchenbuch und einen Zauberstab mit einem glitzernden Stern an der Spitze. Jane hatte Misses Canningham ebenfalls entdeckt und sich prompt an ihrem Wasser verschluckt. Besorgt suchte sie nach Harry. Er saß noch immer auf dem Stuhl in der Ecke am Fenster und lauschte der Geschichtenerzählerin andächtig, wie ihre kleinen anderen Zuhörer.
Nachdem Isabels Mutter das Märchen vom Dornröschen beendet hatte, wurde sie wieder von den zwei Pagen hinausgetragen. Harry machte sich kurz darauf auch daran zu gehen. Er war der Ansicht, dass er nun lange genug repräsentiert hatte und sich nun ohne viel Aufsehen zurückziehen konnte. Er ging gemeinsam mit seinem Bodyguard zum Aufzug. Die Türen wollten sich gerade schließen, als jemand seine Hand zwischen die Lichtschranke hielt und die Tür sich wieder öffnete. Harry verdrehte die Augen und der Sicherheitsmann wollte bereits den Störenfried darum bitten, den nächsten Aufzug zu nehmen, als Harry ihn abrupt daran hinderte. Es war Misses Canningham. „Danke, Euer Hoheit, dass ich mit Ihnen im Fahrstuhl mitfahren darf.“
„Keine Ursache“, kam es knapp von Harry.
„Dafür, dass zwischen Ihnen und meiner Tochter alles bereinigt ist, schauen Sie aber ziemlich traurig drein. Geht es Ihnen heute nicht gut?“, begann Misses Canningham freundlich ein Gespräch mit dem Prinzen. Harry lachte hart auf. Prompt wurde aus Misses Canninghams Lächeln ein ernster Gesichtsausdruck. „Meine Tochter hat Ihnen doch aber einen Brief geschrieben, oder etwa nicht?“, fragte Misses Canningham leicht verunsichert.
„Ja, sie hat mir eine schriftliche Antwort zukommen lassen, doch sie fiel nicht gerade rosig aus“, gestand Harry offen.
Isabels Mutter war entsetzt. „Aber …“
„Ja?!“, kam es interessiert von Harry.
„Meine Tochter hat mir erzählt, dass sich zwischen Ihnen alles positiv geklärt hat und Sie nun eine freundschaftliche Beziehung führen.“ Ungläubig hob Harry beide Augenbrauen. „Oder so ähnlich; sie sagte etwas von lockerer Kumpel-Freundschaft … – Nicht?!“, fragte Misses Canningham sichtlich verwirrt.
„Anscheinend hat Ihre Tochter Ihnen etwas anderes erzählt als es der Wahrheit entspricht.“
Misses Canningham schluckte. „Es ist offensichtlich, dass meine Tochter mich angelogen hat! Dafür gibt es auch keine Entschuldigung.“ Lindsay Canningham war nicht nur enttäuscht, sondern auch wütend und zwar nicht auf den Prinzen, sondern auf ihre Tochter! „Und das wird auch noch ein Nachspiel für das Fräulein haben!“
„Bitte, Misses Canningham, tun Sie jetzt nichts Unüberlegtes. Ich denke, Ihre Tochter wollte einfach nur ihre Ruhe vor allen haben und hat deshalb zu dieser kleinen Notlüge gegriffen. Aber seien Sie ihr nicht böse. Ich bin es auch nicht. Es hat halt nicht sein sollen …“
Misses Canningham schnaubte entrüstet. „Meine Tochter kann sich vielleicht viel erlauben, aber nicht alles! Und auch wenn Sie ihr vielleicht nicht böse sind, ich bin es schon! Schließlich haben Sie es ihr ermöglicht, ihren Beruf fortzuführen!“
„Und so sollte es auch bleiben, okay?!“, bat Harry, dem das Thema etwas zu heikel wurde. „Bitte, tun Sie es mir zuliebe; sprechen Sie Isabel nicht auf ihren kleinen Betrug an.“
„Ich kann nichts versprechen! Aber ich denke, ich werde jetzt erst einmal eine kleine Fahrt durch den Park machen und dann habe ich mich hoffentlich wieder beruhigt“, widerstrebte es Isabels Mutter.
„Danke. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Ach übrigens, Sie können wunderbar Geschichten erzählen. Man hört Ihnen selbst als Erwachsener gerne zu.“ Prompt wurde Misses Canningham bei diesem Kompliment knallrot. Harry lächelte nur und zog von dannen.
Als Harry am Nachmittag wieder bei sich zu Hause angekommen war, rief er sofort Jane an. Natürlich ging nicht Jane, sondern William ans Telefon: „Na, was willst Du schon wieder von meiner Frau?“
„Sei gegrüßt, Brüderchen. Es geht Dich jedoch überhaupt nichts an, was ich mit Jane zu besprechen habe. Aber sei unbesorgt, es geht diesmal nicht um Dich!“
„Oh, wie komme ich denn zu der Ehre?“, erwiderte William.
„Tja, ich würde sagen, dies hast Du ganz allein Isabel bzw. ihrer Mutter zu verdanken.“
„Die Märchenfee?“
„Du weißt davon?“, fragte Harry.
„Na, hör mal! Es soll auch vorkommen, dass Jane und ich uns ebenfalls unterhalten“, brummte William ins Telefon. „Und was hat nun die Märchenfee oder Isabel getan?“
„Sei nicht so neugierig und gib mir endlich Jane!“, bestimmte Harry.
„Hey, das ist gemein! Ich habe mich doch bei Dir entschuldigt; ich will auch wissen, wenn es etwas Neues gibt!“, beschwerte sich William.
Harry musste unweigerlich lachen. „Du bist aber ein Mann und keine Frau!“
„Brüderchen, ich sehe das jetzt als Beleidigung an; mach so weiter und ich lege gleich wieder auf! Anschließend ziehe ich den Stecker und dann kannst Du mal schauen, wie Du Jane erreichst …“
„Hallo, mein Lieblingsschwager, was gibt’s?“, sagte Jane, nachdem sie William den Hörer entrissen hatte. Beleidigt zog William von dannen. Man konnte ihn im Hintergrund noch meckern hören. Jane lachte. „Na los, erzähl schon, was hat Misses Canningham gemacht?“
„Sie hat mir erzählt, dass Isabel behauptet hat, dass wir alles im Guten bereinigt hätten und nun eine lockere Freundschaft führen würden.“
„Bitte was?!“, platzte es völlig entgeistert aus Jane heraus. Prompt war auch William wieder zur Stelle und drückte einfach auf die Freisprechtaste am Telefon.
„Harry, bitte sei so lieb und sage mir, was Du gerade meiner Frau anvertraut hast, sie starrt nämlich völlig perplex auf den Hörer. – Jane, Du kannst übrigens auflegen …“
„Isabel hat sich eine schöne, unwahre Geschichte ausgedacht, um sich allen unangenehmen Fragen zu entziehen“, sagte Harry völlig ruhig.
„Und nun?!“, kam es gleichzeitig von William und Jane.
„Nichts, und nun. Ich wollte eigentlich nur mitteilen, dass Misses Canningham mächtig sauer wurde bei der Erkenntnis, dass ihre Tochter trotz der durch mich gegebenen Möglichkeit der Fortführung ihres Berufs kein Danke übrig hat.“
„Aber Isabel weiß doch gar nicht, dass Du ihr den neuen Kindergartenplatz ermöglicht hast!“, warf Jane sofort ein.
„Oh!“, kam es von William.
Harry seufzte. „Ich weiß, deshalb hoffe ich, dass Isabels Mutter jetzt nichts Falsches macht …?!“
„Was meinst Du?“, fragte William, der nicht ganz folgen konnte.
„Nun ja, wenn es Knall auf Fall kommt, dann würde sich Isabel womöglich eher noch die Zunge abbeißen, als mir ein Danke entgegenzubringen. Das soll heißen, dass sie gutmöglich ihren Job noch an den Nagel hängt, nur um mir nicht dankbar sein zu müssen.“
„Das Mädel ist doch verrückt! Und in die hast Du Dich verliebt???“, kam es plump von William.
„Wills!“, schrie Jane.
„Was denn? Ist doch wahr! Das Mädel hat voll eine an der Klatsche und Harry ist nicht viel besser!“, verteidigte sich William weiter.
„Danke, Brüderchen, aber soweit ich weiß, hast Du das Ganze verbockt!“ Sofort war William still.
Jane nahm den Hörer wieder in die Hand und unterbrach somit die Freisprechfunktion. William war klar, dass er jetzt nichts zu melden hatte und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück.
„Oh je, ich sehe es schon kommen: Bei Euch ist erneut dicke Luft und alles nur, weil ich Dich jetzt angerufen habe“, jammerte Harry sofort.
„Wills hat sich das selbst eingebrockt! Aber meinst Du wirklich, dass Isabel so schräg drauf ist und ihre Arbeit aufgibt, nur um Dir nicht noch einmal bewusst über den Weg laufen zu müssen?“, fragte Jane.
„Ich weiß es nicht. Aber aus Isabel wird, glaube ich, im Moment niemand so richtig schlau; selbst ihre Mutter war geschockt.“
„Harry, ich habe eine Idee!“, kam es freudig von Jane.
„Jane?! Was hast Du vor???“, kam es prompt von Harry, der diesen euphorischen Klang in Janes Stimme schon gut genug kannte.
„Ehm, das verrate ich nicht. Erst wenn ich weiß, ob es geklappt hat.“
„Jane, mach Du jetzt bitte nicht auch noch irgendwelchen Blödsinn! Denn dann kannst Du Dir nämlich mit William die Hände reichen!“, warnte Harry seine Schwägerin. Doch statt einer weiteren Antwort hängte Jane einfach den Hörer auf die Gabel. Verdutzt starrte Harry sein Telefon an und seufzte tief und lang anhaltend. Das konnte alles nur noch schlimmer statt besser werden! Es war wirklich an der Zeit, dass er sein Leben wieder selbst in die Hände nahm und keinen mehr aus seiner Familie darin herumfuschen ließ! – Nur blöd, dass man Jane eh nie lange böse sein konnte. Und William auch nicht. Es war einfach zu süß, wie sich die beiden immer um ihn sorgten. Noch während dieses Gedankens musste Harry schon wieder schmunzeln: Er war gespannt, was seine Schwägerin jetzt wieder ausheckte …
Kapitel 8
Jane holte schon sehr früh am Mittwochmorgen Marybeth von Charles und Camilla ab. Gemeinsam lief sie mit ihrer Tochter zur Middleroad. Leicht gehetzt betrat sie den Kindergarten und tat so, als ob sie nicht wüsste, wer hier arbeiten würde. „Verzeihen Sie, ist dies hier eine Kindertagesstätte? Nehmen Sie auch für kurze Zeit ein Kind außer Plan auf?“ Irritiert von der Frage drehte sich Isabel um und blickte völlig überrascht Prinzessin Jane ins Gesicht. „Oh! Hallo. Ich wusste nicht, dass Du … Sie hier arbeiten. Trotzdem wiederhole ich meine Frage: Ist es möglich, dass Sie für eine Stunde auf meine Tochter Marybeth mit aufpassen könnten?“
Unfähig etwas darauf zu antworten oder gar an den Hofknicks zu denken, starrte Isabel Jane weiterhin an.
„Ich weiß, das klingt jetzt etwas blöd, aber ich muss ganz schnell wo hin, wo ich Marybeth nicht mitnehmen kann. Und leider sind gerade alle irgendwie nicht abkömmlich. Melissa, Maries Kindermädchen, ist erkrankt und irgendeiner Kinderfrau möchte ich meine Tochter nicht anvertrauen. Eine Freundin hat mir diese Adresse empfohlen …“
Isabel nickte nur, ohne irgendetwas überhaupt verstanden zu haben.
Genauso schaute auch Marybeth zwischen ihrer Mutter und der jungen Frau mit den rabenschwarzen Haaren und den dunkelgrünen Katzenaugen hin und her. „Wie heißt ’n Du?“, fragte auch prompt Marybeth.
Isabel schüttelte kurz den Kopf, um wieder klar denken zu können. „Ehm, ich bin Isabel, aber alle nennen mich Isa!“
„Du, Tante, darf ich auf das Schaukelpferd dort?“, fragte Marybeth und zeigte mit dem Finger auf ein hellbraunes Schaukelpferd. „Ich hab zu Hause auch eins, aber das ist schwarz, so wie Deine Haare.“
Isabel musste lächeln. „Natürlich darfst Du auf das Schaukelpferd. Das ist übrigens Little Joe. Hat Dein Pferdchen auch einen Namen?“, fragte Isabel und führte Marybeth an der Hand zu dem Schaukelpferd und setzte sie darauf. „Aber nicht herunterfallen, also schön festhalten.“ Begierig mit dem Kopf nickend, hielt sich Marybeth an dem Schaukelpferd fest und schaukelte. „In Ordnung, ich passe so lange auf Marybeth auf, bis Sie, Euer Hoheit, Ihren so dringenden Termin erledigt haben. Es wäre jedoch schön, wenn er nicht den ganzen Tag dauern würde“, erklärte Isabel.
Jane nickte. „Versprochen! Ich brauche maximal zwei Stunden. Ich bezahle Sie natürlich auch entsprechend.“
„Ich möchte Ihr Geld nicht! Danke.“
Überrascht blickte Jane zu Isabel herüber. Erst jetzt bemerkte sie, dass gar keine anderen Kinder da waren. „Ehm, verzeihen Sie die Frage, aber wo sind die anderen Kinder?“
Isabel schmunzelte. „Die kommen erst in einer halben bis dreiviertel Stunde.“
Jane atmete erleichtert auf und verabschiedete sich von ihrer Tochter: „Marie, sei ja lieb. Ich bin gleich zurück. Verstanden?“
„Mami, wo gehst Du hin?“
„Zum Onkel Doktor. Und da Du dabei nie den Schnabel halten kannst, bleibst Du kurz bei Miss Canningham, okay? Es kommen auch gleich noch andere Kinder, mit denen Du spielen kannst.“
„Na gut. Bringst Du mir was mit?“, fragte Marybeth zuckersüß.
Isabel und Jane mussten lachen. „Was soll Dir denn Deine Mama vom Arzt mitbringen, Schatz? Das geht doch gar nicht“, sagte Isabel.
Marybeth zog eine Schnute.
„Na, mal schauen. Vielleicht finde ich ja unterwegs etwas. Also bis gleich, Küsschen?“, beschwichtigte Jane ihre Tochter. Freudestrahlend streckte Marybeth ihrer Mutter beide Arme entgegen. Nachdem sich Jane einen feuchten Schmatz von ihrer Tochter abgeholt hatte, verabschiedete sie sich von Isabel und ging. Jedoch nicht zum Arzt, sondern in ein in der Nähe gelegenes Café. Dort setzte sie sich in eine versteckte Ecke, bestellte sich einen Tee und las in einem Buch. Irgendwie musste sie ja jetzt die zwei Stunden sinnvoll nutzen.
„Du, Tante?“
„Nenn mich einfach nur Isa.“
„Mein Schaukelpferd heißt Glöckchen, weil es an seiner Leine kleine Glöckchen dran hat. So wie die Katze von Mamas Freundin. Die heißt auch so, weil die auch ein Glöckchen an ihrem Halsband hat. Darf ich Dich auch so nennen? Du siehst auch aus wie eine Katze. Deine Augen sind ganz grün und Du hast schwarze Haare!“
Isabel musste sinnlich lächeln. Marybeth war einfach nur zum Knuddeln. Und so willigte sie ein. „Na schön, aber das bleibt unser kleines Geheimnis, okay?!“
„Au ja, Geheimnis!“, schrie Marybeth.
„Psssst!“, machte Isabel.
Sofort legte Marybeth kichernd ihre Hände auf ihren Mund. „Tante Bell?“
„Ja?“
„Ist das Dein Schaukelpferd?“
„Ja, das ist meins.“
„Hat Dir das auch jemand geschenkt, als Du klein warst?“
„Ja, meine Omi hat mir das damals geschenkt.“
„Wie heißt Deine Omi?“
„Cassandra.“
„Das ist ein schöner Name.“ Isabel lächelte erneut.
„Meiner ist doof“, sagte Marybeth und zog dabei einen Flunsch.
„Was, warum denn das? Dein Name ist doch schön.“
„Nein, Mamas Name ist schön! Ich heiße wie meine Uroma“, kam es betrübt von Klein Marie.
Isabel musste sich zusammenreißen, um nicht einen Lachkrampf zu kriegen. „Deine Uromi heißt doch aber gar nicht Marybeth.“
„Nein, aber Eli-Elisabeth! Und die ist immer so ernst. Ich will aber nicht so ernst sein!“, jammerte Marybeth.
„Das musst Du doch auch gar nicht. Aber ich glaube, Deine Uroma ist gar nicht so ernst wie Du sagst“, versuchte Isabel Marybeth zu beschwichtigen.
„Doch! Sie guckt immer so böse“, kam es traurig von Marie.
„Weißt Du, Deine Uromi guckt nicht böse, das sieht nur so aus. Denn als Königin muss man natürlich etwas strenger sein, damit die Untertanen auch hören. Verstehst Du das?“
Mit einem Schmollmund nickte Marybeth. „Spielen wir was?“, fragte Marie auch schon, ohne weiter an das Gespräch zuvor zu denken.
Kind müsste man noch einmal sein, dann ist das Leben noch gänzlich ohne Probleme, kam es Isabel in den Sinn und sie seufzte.
„Tante Bell?“
„Ja?!“
„Spielst Du mit mir? Onkel Harry spielt auch immer mit mir!“, gab Marybeth strahlend von sich.
Isabel schluckte, an den wollte sie jetzt ganz bestimmt nicht denken und doch fragte sie ganz automatisch: „Und was spielt Dein Onkel so mit Dir?“
„Flugzeug fliegen!“ Fragend sah Isabel zu Marybeth. „Ja, er hebt mich immer hoch und fliegt mit mir durch den Raum“, erzählte Marybeth freudestrahlend.
„Oh, ich glaube, das kann ich aber nicht. Wollen wir nicht viel lieber ein schönes Bild für Deine Mami malen? Das kannst Du ihr dann nachher gleich zeigen.“
„Au ja! Meine Mami malt auch immer mit mir. Die kann ganz tolle Bilder malen … Hilfst Du mir dabei?“
„Aber natürlich. Komm, wir setzen uns dort drüben an den Tisch“, sagte Isabel und holte die Zeichenutensilien.
Nach gut drei Stunden kam Jane wieder zurück. Als sie das Zimmer betrat, saß Isabel in einem Sessel. Um sich herum hatten es sich alle Kinder auf dem Boden bequem gemacht und hörten gebannt der Geschichte zu, die Isabel vorlas. Unweigerlich musste Jane schmunzeln. Diese Begabung musste in der Familie liegen.
„… und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“, beendete Isabel gerade das Märchen. Als sie das Buch schloss und nach oben schaute, entdeckte sie Jane. „Marybeth, schau mal, wer da gekommen ist!“
„Mami!“, schrie Marie und rannte zu ihrer Mutter herüber, die sie auch sogleich auf den Arm hob.
„Na, mein kleiner Sonnenschein, warst Du denn auch artig?“
Unsicher schaute Marybeth zu Isabel.
„Ja, Marybeth war ganz herzallerliebst. Wir haben gepuzzelt und gemalt“, erzählte Isabel.
„Mami, Mami, schau mal, das hab ich gemacht!“, rief Marybeth aufgebracht und wollte ganz dringend wieder von Janes Arm herunter.
Überrascht sah Jane ihrer Tochter hinterher. „So aufgeweckt kenne ich meine Tochter ja gar nicht!“
„Ja, es schien ihr gefallen zu haben“, kam es leichthin von Isabel.
„Mami, das ist für Dich!“, sagte Marybeth stolz und drückte ihrer Mutter ihr Bild in die Hand.
„Dankeschön, mein Engel. Oh, ist das ein Pferd?“ Marybeth strahlte über das ganze Gesicht und sah begeistert zu Isabel herüber, statt ihre Mutter an. Fragend blickte Jane ebenfalls zu Miss Canningham.
„Ich habe Marybeth gezeigt, wie man ein Pferd malt, da sie ganz traurig war, dass sie es nicht kann. Doch wie wir sehen, ist das gar nicht so schwer …“, gab Isabel lächelnd zurück und schaute dabei zu Marybeth.
„Mami, darf ich morgen wieder herkommen?“, fragte Marybeth kurzerhand. Jane blieb vor Erstaunen der Mund offen. „Bitte! Ich bin auch ganz artig.“
Jane errötete, erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie viel zu lange schon ihre Tochter wie eine Glucke behütet hatte und sich Marybeth ziemlich einsam fühlen musste, so ganz ohne feste Spielkameraden. Verunsichert schaute sie zu Isabel. „Das müssen Sie entscheiden, Euer Hoheit.“
„Ich werde mit meinem Mann einmal darüber reden.“ Isabels Begeisterung bei der Erwähnung von William hielt sich sichtlich in Grenzen. Jane räusperte sich. „Wäre Ihnen das denn überhaupt recht?“, fragte sie folglich.
„Nun ja, eigentlich habe ich schon genug mit den sechs anderen Kleinen zu tun …“ Prompt machte Marybeth ein todtrauriges Gesicht. „Aber Marybeth ist ein so liebes Mädchen; einen Versuch wäre es sicherlich wert“, sagte Isabel und lächelte Marybeth versöhnlich an. Marybeth lächelte zaghaft zurück.
Jane nickte einvernehmlich. „Okay …“
„Mami, was hast Du da in der Tüte?“, unterbrach Marybeth das Gespräch der beiden Frauen.
„Das sind Spiele für die anderen Kinder hier im Kindergarten. – Ich dachte mir, da Sie mein Geld nicht annehmen wollten, dass ich es eben für etwas anderes Sinnvolles ausgebe. Es ist auch der Grund, warum ich etwas später zurückkam als abgesprochen. Verzeihung! Ich hoffe, Sie nehmen die Geschenke an?!“, wandte sich Jane wieder an Isabel.
Nun war es Isabel, die errötete. „Gerne. Vielen Dank.“
Sofort waren auch die anderen sechs Kinder zur Stelle und steckten neugierig ihre kleinen Köpfe in die große Tüte.
„Marybeth, kommst Du bitte, wir müssen los, der Papi wartet zu Hause auf uns.“
Widerstrebend trottete Marybeth von den anderen Kindern fort und lief herüber zu Isabel: „Tante Bell?“
„Ja? Was ist denn?“, fragte Isabel und beugte sich zu Marybeth herunter.
„Bist Du jetzt meine neue Freundin?“
Isabel lächelte und drückte Marybeth kurz an sich. „Na los, geh schon, Deine Mami wartet …“, sagte Isabel und schubste Marybeth zärtlich in Richtung Ausgang.
„Okay, dann wollen wir Sie nicht länger aufhalten. Ich danke Ihnen, dass Sie ein Auge auf meine Tochter geworfen haben. Vielleicht sieht man sich wieder. Auf Wiedersehen“, sagte Jane und verabschiedete sich von Isabel. Isabel nickte nur. Sie konnte noch nicht glauben, dass sie der jungen Königsfamilie tatsächlich angeboten hatte, mit auf Marybeth aufzupassen. Sie musste von allen guten Geistern verlassen worden sein!
„Du warst heute wo mit Marybeth?!“, fragte William nach dem Mittagessen seine Frau.
„Bei Isabel im Kindergarten“, erklärte Jane ruhig.
„Wie bist Du denn auf diese verrückte Idee gekommen und vor allem, was erhoffst Du Dir davon?“
„Ich habe mir gar nichts davon erhofft. Es war eher so eine spontane Eingebung: Ich wollte einmal schauen, wie Isabel reagiert, wenn ich plötzlich vor ihr stehe.“
„Und?“
„Sie war sehr freundlich und zuvorkommend. Sie hat sogar drei Stunden auf Marybeth aufgepasst“, erzählte Jane stolz. William guckte nun völlig verwirrt zu seiner Frau herüber. Jane grinste. „Ich habe ganz einfach behauptet, dass ich einen Arzttermin hätte und dass gerade kein anderer auf Marybeth aufpassen könne.“
„Und das hat sie Dir abgekauft?“, fragte William ungläubig.
„Sie hat jedenfalls so getan als ob. Leider ist mir dadurch auch schmerzlich bewusst geworden, wie sehr ich meine Tochter von Spielkameraden ferngehalten habe. Ich schäme mich regelrecht! Mein Kind ist nun schon vier und hat meist nur Erwachsene um sich herum“, gab Jane bedrückt von sich.
„Ach Darling, das ist doch auch verständlich, schließlich steht die Gesundheit unserer Tochter an erster Stelle. Und da sie nun einmal ein Frühchen ist, ist sie halt empfindlicher Krankheiten gegenüber. Außerdem war ich doch auch der Meinung, dass Marybeth besser zu Hause als in einem städtischen Kindergarten aufgehoben ist. Und bislang schien es ihr an nichts dergleichen zu fehlen“, erklärte William.
„Trotzdem, Du hättest einmal sehen sollen, wie sie Isabel angesehen hat! Marybeth hat Isabel sogar gefragt, ob sie jetzt ihre neue Freundin ist …“
„Und was hat Isabel darauf geantwortet?“
„Sie ist die Antwort geschickt umgangen.“ Fragend sah William zu Jane herüber. „Sie hat nichts darauf erwidert, stattdessen hat sie Marybeth darauf aufmerksam gemacht, dass ich schon warte und gehen möchte.“
William brummte. „Würde sich denn Isabel überhaupt bereiterklären, öfters auf Marybeth aufzupassen? Ich denke, sie hat schon genug mit den Kindern zu tun, die sie zu betreuen hat?!“
„Das hat sie auch erwähnt, aber sie schien nicht wirklich etwas dagegen zu haben“, sagte Jane.
„Okay, lass uns das heute Abend noch einmal eingehender besprechen, ob es sinnvoll ist, Marybeth gerade zu Isabel in den Kindergarten zu stecken … – Aber so langsam werden auch unsere Terminkalender immer voller. Elisabeth hat nämlich so gut wie alle Botschaftertreffen auf uns gelegt, so dass wir immer weniger Zeit für Marybeth haben werden“, erklärte William nun mit gemischten Gefühlen.
„Und was ist mit Deinem Vater?“
„Der hat selbst genug eigene Termine. Alles, was sonst noch mein Großvater gemacht hat, macht nun Charles. Tja, und alles, was bei Elisabeth im Kalender stand, ist auf uns und auf Harry aufgeteilt worden; wobei wir jedoch den größeren Batzen abbekommen haben, da Harry ja derzeit voll in der Militärausbildung steckt …“
Jane verzog den Mund zu einer genervten Schnute. William grinste. „Ja, Harry ist genauso begeistert wie Du. Aber wir haben nun einmal das Königshaus würdig zu vertreten, Misses Mountbatten-Windsor!“, neckte William seine Frau.
„Ja, ja, ja. Das gute alte Protokoll! Aber wir packen das schon, nicht wahr, mein Mann?!“
„Aber natürlich. – So, und nun werde ich einmal nach meiner Tochter schauen. So, wie ich sie kenne, schläft sie doch bestimmt wieder nicht!“
Jane blieb auf der Couch sitzen und sann ihren eigenen Gedanken hinterher. Die Begegnung heute mit Isabel verlief äußerst positiv; vielleicht hatte Harry doch noch eine Chance?! Jane wusste nur noch nicht, wie sie das Ganze weiterstricken konnte. Doch sie war guter Hoffnung, denn in gut zwei Wochen war März und es sollte wie jedes Jahr nach Klosters in den Winterurlaub gehen; bis dahin würde ihr bestimmt noch etwas einfallen …
„Jane!“, kam es kurz darauf von William. Verschreckt sah Jane zu ihrem Mann auf. „Komm mal schnell her! Unsere Tochter schläft wie ein Engel. Ich glaube, der Vormittag hat sie mächtig geschafft. Aber sie lächelt. Meine kleine Frau, das hast Du gut gemacht!“, sagte William und zog Jane in seine Arme.
Jane seufzte. Sie hatte das Gefühl, dass es ein Fehler war, Marybeth aus ihren Händen zu lassen. Sie hatte Angst, ihre Tochter so an jemand anderen zu verlieren. Schon als Säugling war Marybeth immer nur auf William fixiert gewesen und nun kümmerten sich meist Kindermädchen um ihre Tochter. Jane kam sich vor wie eine Rabenmutter, die sich nicht selbst genügend um ihr Kind kümmerte. William sah besorgt zu Jane herunter. Er konnte ihr an der Nasenspitze ansehen, dass sie sich wieder einmal mit Selbstvorwürfen überhäufte. Und doch war er nicht in der Lage diese abzuschalten. Denn er war selbst daran schuld: Er hatte Jane während ihrer Schwangerschaft viel zu oft allein gelassen. Ein Umstand, an den sich beide wohl ihr Leben lang erinnern würden und welcher eine erneute Schwangerschaft von Jane zu verhindern schien. Stillschweigend hielt William weiterhin seine Frau fest an sich gedrückt. Er hoffte, so ihrer beider Schmerz lindern zu können.