Kitabı oku: «Harry in love», sayfa 6

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Anabel klopfte ihrer Freundin auf die Schulter. „Mach Dir mal keine Sorgen, das war gut. Aber es wäre schön gewesen, wenn Du die weiße Kugel draußen gelassen hättest.“ Fragend sah Isabel zu ihrer Freundin. „Denn jetzt sind die Herrschaften dran“, erklärte Anabel weiter. Isabel nickte verstehend und ihre Wangen schimmerten rosa.

Harry fragte, während er sich die weiße Kugel positionierte: „Kätzchen, hast Du überhaupt schon einmal Billard gespielt?“ Isabel räusperte sich und wandte sich beschämt ab. Harry kicherte amüsiert und ließ die weiße Kugel über den Tisch flitzen. Die rote Kugel prallte an die Bande und landete im Loch gegenüber. Simon grinste breit, denn nun war er an der Reihe. Er setzte an und versenkte die blaue Volle. Anabel zog eine Schnute, während Simon den Queue wieder an seinen besten Freund abgab. Harry lief einmal um den Tisch herum, gab Isabel im Vorbeigehen einen Kuss und stieß erneut ab. Grün fiel ins Loch. „Bell, Du bringst mir Glück!“

„Na toll!“, schnaubte Anabel wenig begeistert und lehnte sich spontan an den Tisch. Simon stand vor ihr und räusperte sich. „Was?!“, fragte Anabel verständnislos.

„Verzeihung, aber Du stehst im Weg …“

„Ich entschwinde ja schon!“, wetterte Anabel ein wenig gereizt.

„Annie, es ist doch nur ein Spiel“, erinnerte Isabel ihre Freundin.

„Ich hab aber keinen Bock, Blondi unsere Geheimnisse anzuvertrauen! Wenn die zwei so weitermachen, haben wir verloren, noch bevor ich überhaupt einmal zum Zug kam!“, beklagte sich Anabel. Simon musste unweigerlich kichern und verschoss dabei die weiße Kugel. Sogleich hellte sich Anabels Gesicht wieder auf. „Na endlich!“

„Na, dann zeig mal, was Du kannst!“, provozierte Simon Anabel.

„Dann pass mal auf …“, sagte Anabel siegessicher und positionierte sich die weiße Kugel an einer Stelle, an der keiner der restlichen Anwesenden jemals auf die Idee gekommen wäre, die Kugel hinzusetzen.

Simon entglitten sogleich die Gesichtszüge, denn ihm schwante Schlimmes. Und so war es dann auch: Anabel ließ die weiße Kugel kreuz und quer über Bande rollen und versenkte dabei vier Halbe auf einmal. Sofort jubelten die fünf Zaungäste.

Nun war Isabel wieder am Zug. Sie sah betrübt auf den Spieltisch, denn die weiße lag mehr als nur ungünstig, um die letzte halbe Kugel einlochen zu können. Harry hatte Mitleid und wollte Isabel einen kleinen Tipp geben, wo sie sich am besten hinstellen sollte, um an ihre Kugel heranzukommen. „Das ist jetzt nicht Dein Ernst!“, rief sogleich Simon aufgebracht. „Die zwei ziehen uns ab und Du willst denen auch noch zum vorzeitigen Sieg verhelfen?!“

Harry seufzte und sah mit einem Schmollmund seiner Freundin in die Augen. Zärtlich strich sie ihm über die Wange. „Ich krieg das schon hin; irgendwie …“ Ganz überzeugt klang Isabel jedoch nicht.

„Du machst das schon“, war alles, was Anabel Isabel zurief, als sich ihre Blicke trafen und Anabel ihr zuzwinkerte. Isabel verstand und vergab den Stoß. Harry war dran und schnipste eine Kugel ins Ziel. Simon tat es ihm gleich und lochte ebenfalls eine seiner vollen Kugeln ein. Anschließend war wieder Harry am Zug. Er lochte rein zufällig dabei gleich zwei Kugeln auf einmal ein und war von seinem Können selbst ein wenig überrascht. Denn sie waren nun den beiden Frauen gegenüber im Vorteil; sie brauchten jetzt nur noch die schwarze Acht einzulochen und schon hätten sie das Spiel gewonnen! Leider war Harrys letzte Kugel mittig ins Loch gefallen, so dass sie nunmehr gezwungen waren, über Bande zu spielen, um die schwarze Kugel in dem gegenüberliegenden Loch in der Mitte zu versenken.

Simon brummte. „Super!“

„Hey, sorry! Meinst Du, ich hab das mit Absicht gemacht?!“, beschwerte sich Harry auch sogleich.

Anabel grinste. „Was, ist das Loch zu schwer für Dich, Blondi? Erst große Töne spucken und dann kneifen? Na los, Großmaul, zeig, was Du kannst!“

Simon verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Alles lachte auf. Derweil atmete er noch einmal tief durch und überlegte, wie er am besten an die schwarze Acht herankommen könnte, um sie mit einem Stoß zielgenau einzulochen. Sein Ansatz war gut. Aber leider haperte es an der Umsetzung, denn statt die Acht ins Ziel zu bringen, versenkte er die letzte halbe Kugel der Mädels im Eck. „Danke“, sagte Anabel gelassen.

„Ach, verdammt!“, wetterte Simon und haute wütend auf den Tisch.

„Simon, es ist nur ein Spiel!“, erinnerte ihn Harry breit grinsend. Er erntete jedoch daraufhin nur einen bösen Blick. Denn jetzt war Anabel wieder an der Reihe und er wusste, dass sie jetzt die Kugel mit einem simplen Stoß im Eck versenken würde. Die weiße Kugel lag genau in einer Geraden im anderen Eck und selbst Isabel, die keine Ahnung vom Billard hatte, würde die Kugel schlicht einlochen können!

Als Anabel sich jedoch genau entgegensetzt zur weißen Kugel stellte und abspielte, schaute er überrascht zu ihr herüber. Was er dann sah, verschlug ihm die Sprache: Denn Anabel spielte über Bande die schwarze Acht so an – die sodann in ihrem Eck verschwand; damit hatten die Mädchen das Spiel gewonnen –, um anschließend über eine weitere Bande die weiße Kugel auf dem Tisch genau vor dem mittleren Loch, wo Simon die Acht hätte einlochen müssen, zum Stehen zu bringen. Alles grölte auf und umjubelte Anabels Können. Nur Simon stand auf seinen Queue gestützt und sah Anabel entgeistert an. Wieder hatte sie ihn hereingelegt! Als Anabel ihn jedoch mit einem sanften Blick in den Augen anlächelte, bekam er überraschenderweise eine wohlige Gänsehaut und wandte daraufhin verlegen den Blick ab.

Mitch und Kevin nahmen anschließend ihr Spiel wieder auf und auch Vivienne und Cam entschlossen sich zu einem Spiel, während sich die anderen einen Drink in der gemütlichen Couchecke genehmigten.

Simon erwachte am nächsten Morgen noch vor seinem rechtzeitig gestellten Wecker. Da er nicht wieder in den Schlaf zurück fand, beschloss er, eine Runde im Meer schwimmen zu gehen. Er zog sich um und lief dann zum Heck der Yacht, um mit einem Köpper in das einladende kühle Nass einzutauchen. Doch zu seiner Überraschung war er nicht der Erste, der wach war und die gleiche Idee gehabt hatte. Denn an einer Leiter stieg gerade Anabel wieder aus dem Meer und ließ sich von einem der Sicherheitsmänner ein Handtuch reichen.

„Guten Morgen“, begrüßte Simon Isabels beste Freundin.

„Oh, guten Morgen. Na, willst Du auch eine Runde schwimmen gehen?“, fragte Anabel freundlich lächelnd.

„Ja, das war mein Plan“, antwortete Simon und biss sich anschließend auf die Zunge. Denn er fand seine Antwort mehr als plump.

Dementsprechend erwiderte Anabel, als nichts weiter von Simon kam: „Na, dann lass Dich nicht aufhalten!“, und wandte sich zum Gehen.

„Ehm, warte mal!“

„Ja?!“, fragte Anabel hoffnungsvoll.

Simon kratzte sich nervös am Kopf. „Falls Du noch nicht zu sehr geschafft bist von Deinem Bad im Meer; hast Du da vielleicht Lust, mir Gesellschaft zu leisten und noch eine Runde im Meer zu schwimmen?“, fragte Simon und wurde knallrot.

Anabel lächelte. „Ja, gern.“

„Schön“, gab Simon verlegen von sich.

„Wer zuerst an der roten Boje ist!“, rief Anabel und sprang sogleich daraufhin erneut in die Fluten. Simon brauchte einen Moment, bis er verstanden hatte, was Anabel gesagt hatte.

Er wollte soeben ins Wasser hechten, als er plötzlich von Mitch und Kevin überholt wurde, die mit einer Arschbombe ins Wasser plumpsten. Simon seufzte und wollte sich wieder zum Gehen abwenden, als er auch schon von Carmen, Vivienne und Emily ins Wasser geschubst wurde. Die drei Mädchen lachten laut auf, fassten sich an den Händen und sprangen ebenfalls hinterher. Simon tauchte ab und wollte so der illustren Meute entkommen, doch schon hing ihm Vivienne an den Schultern. Simon gab auf und balgte sich mit seinen Freunden im Meer.

Anabel war zwischenzeitlich an der Boje angekommen und wandte sich um, um zu schauen, wo Simon blieb. Als sie ihn jedoch stattdessen zwischen seinen Freunden entdeckte, schwamm sie enttäuscht zum Boot zurück, stieg an der seitlichen Treppe wieder aus dem Wasser und verschwand in ihrer Kajüte. Kurz darauf klopfte es an ihrer Tür. „Ja?!“

„Guten Morgen, Annie. Und, gut geschlafen?“, fragte Isabel.

„Ja, danke, gut. Und selbst?“

„Ja, ich habe die Nähe zu Harry die Nacht über sehr genossen. Es ist ein wunderschönes Gefühl, wenn man von dem leichten Schaukeln des Bootes und dem sanften Plätschern der Wellen in den Schlaf gelullt wird. Wenn Dich dann auch noch der Mann Deiner Träume in den Armen hält …“, erzählte Isabel schwärmerisch.

Anabel lächelte traurig.

„Hey, was ist ‘n los?“, fragte Isabel besorgt.

„Ach, es ist nichts.“

„Annie! Irgendetwas bedrückt Dich doch, das sehe ich Dir an der Nasenspitze an!“, hakte Isabel nach. Anabel seufzte. „Hat es was mit Simon zu tun?“

„Blondi??? Wie kommst Du denn auf den Blödsinn?“, wehrte Anabel ab.

„Och, war nur so ein Gedanke, denn Simon läuft auch ein wenig kopflos durch die Gegend …“

Anabel sah fragend und interessiert zugleich auf.

„Na los, lass uns zum Frühstück gehen. Vielleicht magst Du mir ja danach erzählen, was an Dir nagt?!“, bestimmte Isabel und zog ihre Freundin auf ihre Beine und ging mit ihr gemeinsam in die Bar, wo das Frühstücksbüffet aufgebaut war. Kevin, Mitch, Vivienne, Carmen und Emily saßen bereits an einem runden Couchtisch und ließen sich das Frühstück schmecken. Harry stand am Büffet und füllte sich gerade seinen Teller, als Isabel und Anabel den Raum betraten. Simon fehlte.

„Einen wunderschönen guten Morgen“, begrüße Harry Isabels Freundin.

„Guten Morgen.“ Mit einem Blick auf das reichhaltige Büffet sagte Anabel: „Du meine Güte, wer soll denn das alles essen?“

„Tja, an Bord sind nun einmal vier Männer und wenn ich mich recht entsinne, kannst auch Du eine ganze Menge verdrücken … Demnach wurde ein bisschen mehr aufgetischt.“ Anabel schnaufte beleidigt. Harry grinste und erwähnte: „Zudem haben wir heute einen längeren Ausflug vor uns. Somit ist es auch für Euch Frauen ratsam, sich vielleicht eine Stulle mehr zu schmieren. Denn vor dem frühen Nachmittag werden wir wohl nicht wieder an Land gehen“, erklärte Harry. Anschließend nahm er seinen Teller und gesellte sich zu seinen Freunden. Kurz darauf folgte ihm Isabel, während Anabel noch am Büffet stand und sich in aller Ruhe ihre Brötchen schmierte und mit Salat, Wurst und Käse und anderen kleinen Dingen belegte.

„Das sieht aber lecker aus“, kam es plötzlich von Simon, der neben sie getreten war. Sogleich verging Anabel das Lächeln wieder, welches sie bis eben noch auf den Lippen beim Garnieren ihrer Schnittchen gehabt hatte. „Bitte entschuldige, dass ich Dich vorhin allein zurückgelassen habe. Aber die anderen fünf können manchmal wie Kletten sein!“

„Schon okay“, sagte Anabel knapp und wandte sich ab.

Simon griff ihr sogleich an den Oberarm und hielt sie damit vom Weitergehen ab. Fragend sah Anabel zu ihm auf. „Du bist sauer, hab ich Recht?“

Anabel zuckte nur mit den Schultern, antwortete dann aber: „Du hast mich gefragt, ob ich mit Dir schwimmen gehe … Nicht ich Dich!“

Simon sah betrübt zu Boden und ließ Anabel wieder los.

Während Anabel sich zu ihrer Freundin und den anderen setzte, blieb Simon am Büffet stehen und naschte mal von hier und mal von dort. Hunger hatte er jedoch keinen mehr.

Nach dem Frühstück zogen sich alle in ihre Zimmer zurück und machten sich für den Ausflug fertig. Eine halbe Stunde später wurden sie völlig überraschend von illustren Piraten gekidnappt. Während den Mädchen spielerisch die Hände gefesselt wurden und sie auf einer Pritsche Platz nehmen mussten, wurden die Jungs dazu verdonnert, beim Segelhissen zu helfen. Da dies ein recht anstrengendes und kräftezehrendes Unterfangen war, wurde ihnen auch sofort klar, warum die Seemänner solch starke, muskelbepackte Oberarme hatten. Der Kapitän schien jedoch mit der Arbeit der sechs jungen Burschen ganz zufrieden zu sein, denn sie durften anschließend ihre Mädchen befreien und sich zu ihnen setzen. In einem lustigen Singsang stellte der Kapitän der Isla Mauritia sich und seine Crew vor. Dann ging es weiter aufs Meer hinaus.

Während der Oberpirat einiges zur Geschichte des Segelschiffes und der nunmehr wunderbar anzusehenden Nordwestküste der Insel zu erzählen hatte, war plötzlich ein lautes Magenknurren zu vernehmen und alle drehten sich prompt zu Simon um, der sogleich knallrot wurde. Verlegen sah er auf die Holzbohlen vor seinen Füßen, als ihm auch schon ein Sandwich hingehalten wurde. Er sah auf und blickte in das liebliche Gesicht von Anabel. „Nun nimm schon und iss!“, drängte sie.

„Danke“, kam es mit hochrotem Kopf von Simon.

Anabel schmunzelte nur und schüttelte dabei den Kopf. „Du hättest halt ein wenig mehr essen sollen als eine Scheibe Schinken und ein paar Weintrauben.“

„Du hast mich beobachtet?!“, fragte Simon verdutzt. Nun war es Anabel, die sich räuspern musste und errötete. Simon lächelte.

Vor der Küste von Baie du Tombeau setzte einige Zeit später dann das Schiff seinen Anker und die neun Freunde hatten die Möglichkeit zu schnorcheln und die Unterwasserwelt zu beobachten. Mit einem kleinen Ruderboot ging es anschließend an den Strand, wo sie zu Mittag typisch kreolische Gerichte vorgesetzt bekamen wie Fischcurry und Fleisch mit Auberginen, dazu gab es Salat und Baguette. Den Nachmittag verbrachten sie dort mit Sonnenbaden und Spaziergängen am Strand, bis es wieder zurück zur Isla Mauritia ging. Jedoch mussten nun wieder die Jungs ran und das Boot zum Schiff zurückrudern; sehr zur Erheiterung der Mädchen und der fünf Piraten, die mitgekommen waren. Als sie in die Nähe des Segelschiffes kamen, wurden sie bereits mit heiterer Musik und Gesang begrüßt: Es wurde Gitarre gespielt, auf Trommeln gehauen und sogar eine Triangel wurde angeschlagen. Alle hatten ihren Spaß und sie tanzten angeregt zu den rhythmischen Klängen der Piraten, während es langsam zurück zu ihrer eigenen Yacht ging. Völlig geschafft vom Tag fielen dann alle recht zeitig in ihre Betten.

Am nächsten Tag schipperte die Yacht zum Küstendorf Point aux Piments, wo sie an Land gingen, um sich im Mauritius Aquarium, welches ganze fünf Gebäude umfasste, bestehend aus mehreren Becken und Bädern, die reichhaltige Artenvielzahl von 150 verschiedenen Wassertieren, welche rings um Mauritius lebten, anzusehen. Sie wohnten sogar der Fütterung von Haien, Schildkröten und Muränen bei. Jedoch hatten sie ihren meisten Spaß beim Touchpool, in welchem normalerweise Kinder die weniger gefährlicheren Meerestiere anfassen konnten. Doch Kevin, Mitch und Simon waren kaum wiederzuerkennen. Harry und die fünf Mädchen amüsierten sich köstlich über die drei anderen Jungs; während Anabel alles mit ihrer Fotokamera festhielt.

Danach fuhr sie der Kleinbus nach Trou aux Biches, wo sie am kilometerlangen Sandstrand zu Mittag aßen und sich anschließend die Zeit mit Schwimmen, Schnorcheln und Spazierengehen vertrieben. Als sich die Männer am Nachmittag dazu entschlossen, eine Runde Tennis im nahegelegenen Hotel zu spielen, verabredeten sich die Frauen spontan zu einer kleinen Shoppingtour.

„Na, wie war Dein Nachmittag: Hast Du was Schönes für Dich beim Shoppen gefunden?“, fragte Harry Isabel am Abend, als sie zurück an Bord der Yacht kam.

„Ja! Ich habe mir eine kleine Schnitzerei aus Treibholz, das vom Meereswasser gänzlich weißgewaschen wurde, gekauft“, erzählte Isabel und reichte Harry ihre neuste Errungenschaft: Ein auf einer Welle reitender Delphin.

„Hübsch. Freilebenden Delphinen werden wir im Übrigen auch noch in den nächsten Tagen begegnen“, sagte Harry. „Und was ist das andere, was Du da hast?“

„Das ist ein Buch über die Vegetation und Tierwelt auf und um Mauritius. Ich habe es für meine Eltern mitgenommen. Dort sind Tausende von wunderschönen Farbfotos davon abgelichtet; diese Farbpracht schafft noch nicht einmal Anabel mit ihrer Profikamera in Bild festzuhalten! Mein Dad interessiert sich sehr für solche Sachbücher.“

Auf einmal lächelte Harry seine Freundin breit strahlend an.

„Was ist?“, fragte Isabel unweigerlich daraufhin.

„Es ist nichts. Ich freue mich einfach nur, dass es Dir hier zu gefallen scheint“, gestand Harry und zog sie in seine Arme.

„Oh Schatz, das hier ist der Wahnsinn!“, seufzte Isabel. „Danke noch einmal dafür, dass Du mir diese wunderbare Reise ermöglicht hast.“

„Gern geschehen. Und wenn ich Dich damit glücklich machen kann, bin ich auch glücklich!“

„Und wo geht es morgen hin?“, fragte Isabel, nachdem Harry wieder von ihren Lippen abließ und sie zum Luftholen kam.

„Ich dachte mir, wir machen einen Abstecher nach Pamplemousses: Dort befindet sich der Sir Seewoosagur Ramgoolam Botanische Garten. Auf seinem 37 Hektar großen Gelände kannst Du eine unsägliche Vielfalt von rund 800 verschiedenen Pflanzen bestaunen, wie zum Beispiel die Victorial Regia, einer gigantischen Wasserlilie aus dem Amazonas. Es wird behauptet, dass man auf ihre Blätter ein Kleinkind gefahrlos setzen kann, ohne dass es unter geht. Eine Elfe ginge natürlich auch“, kam es Harry prompt in den Sinn. Isabel grinste und kuschelte sich daraufhin sogleich wieder in die Arme ihres Freundes. „Ein weiteres Phänomen sind auch ihre Seerosenblüten: Sie blühen nur einen ganzen Tag. Am Morgen sind die Blüten weiß und zum Abend hin haben sie sich dann lila verfärbt“, erzählte Harry einfach weiter. „Leider wird alles andere schlichtweg nur grün sein, da die eigentliche Blütenzeit bereits vorüber ist“, kam es leicht betrübt von Harry. „Die war nämlich Ende Oktober/Anfang November. Aber die beachtliche Anzahl von 80 verschiedenen Palmenarten ist auch nicht zu verachten!“

Isabel schmunzelte. „Du bist süß.“

Harry erwiderte Isabels Lächeln. „Du auch und Du schmeckst auch so!“ Isabel errötete leicht. „Übrigens, anschließend fahren wir zur L’Abenture Du Sucre, einer Zuckerfabrik, wo wir ganze 15 verschiedene Zuckerarten probieren können. Auf Mauritius wurde früher fast nur ausschließlich Zucker angebaut und noch heute ist Zucker eines der Exportgüter. Da fällt mir ein, in dem Museum, das es dort gibt, sind neben Informationstafeln auch kindergerechte aktive Bereiche aufgebaut; da können sich dann wieder Kevin, Mitch und Simon austoben und an Zahnrädern drehen, Knöpfe drücken oder an Rohren hören …“ Isabel lachte unweigerlich laut auf und Harry stimmte mit ein. „Außerdem kannst Du von dort als Souvenir Gewürze mitbringen; Dein Vater kocht doch so gerne!“

„Das klingt wirklich toll!“

„Na dann. Lass uns mal zu den anderen gehen. Die vermissen uns bestimmt schon; oder denken sich halt ihren Teil“, überlegte Harry.

Als die beiden die Bar betraten, schallte ihnen lautes Gelächter entgegen, denn die anderen sieben waren gerade damit beschäftigt, eine Runde Twister zu spielen und Simon, Anabel und Kevin standen bereits arg verknotet und verbogen auf der Spielmatte; kurz vor dem Zusammenbrechen oder Umkippen. Sehr zur Erheiterung aller!

Kapitel 5

Am Dienstag ruhte die Yacht im Hafen von Port Louis und die neun Freunde machten auch sogleich einen Abstecher in die Hauptstadt von Mauritius, wo es die zweitälteste Pferderennbahn der Welt, den Marithius Turf Club, gab. Anschließend ging ihre Sightseeing-Tour per Kleinbus nach Domaine Les Pailles, wo sie nochmals in die mauritische Kultur, angefangen von dem gesamten Prozess der Zuckergewinnung, über den Gewürzgarten bis hin zur hauseigenen Rumfabrik eintauchen konnten. Vor Ort aßen sie dann zu Mittag, ehe es weiter nach Quatre-Bornes zu einer kleinen Shoppingtour ging, wo sich nun auch die Jungs mit Souvenirs für Daheim eindeckten.

Da sie sich in kleine Grüppchen aufgeteilt hatten, stiefelten Kevin und Mitch, gefolgt von Vivienne, Carmen und Emily, denen wiederum Harry und Isabel – mit Security im Schlepptau – folgten, durch den Ort. Simon bildete mit Anabel das Schlusslicht. Er hatte noch etwas bei ihr gutzumachen und bot sich daher als ihr Begleiter an, als Anabel zu der Ansicht gekommen war, dass Harry und Isabel mal ein wenig Zeit für sich allein haben sollten. Die Straßen waren aufgrund des Wochenmarktes leicht überfüllt und so kam es, dass Simon spontan Anabel an die Hand nahm; natürlich nur, damit sie nicht verloren ging. Doch sogleich schnellte nicht nur ihr Puls in die Höhe. Als Simon daraufhin Anabel ansah, leuchteten ihre Augen und ihm wurde warm ums Herz. Es fühlte sich gut an, Anabels zarte, weiche Haut in seiner Hand zu spüren. So schlenderten sie einvernehmlich über den Markt und durch die Hallen, wo ihnen so gut wie alles erdenklich Mögliche feilgeboten wurde. Am Stand eines Inders, der neben bunten Stoffen auch farbenfrohe Saris verkaufte, blieben beide gleichzeitig stehen: Ein dunkelblauer, seidiger Sari, der mit kleinen silberfarbenen Sternen bestickt war, war beiden sogleich ins Auge gefallen. Anabel sah Simon fragend an.

Er nickte ihr lächelnd zu. „Der würde Dir bestimmt gut stehen.“

Unschlüssig schaute Anabel abermals zu dem Sari.

„Sie können ihn gerne einmal anprobieren, um so auch gleich die Wickeltechnik kennenzulernen“, mischte sich der Verkäufer hilfsbereit ein.

„Ich würde ihn auch gerne einmal an Dir sehen wollen“, flüstere Simon an Anabels Ohr. Sie bekam prompt eine wohlige Gänsehaut und folgte unweigerlich dem Verkäufer ins Geschäft.

Während Anabel damit beschäftigt war, sich in die Stoffbahnen des Saris zu wickeln, sah sich Simon am daneben befindlichen Stand um: Ein Schmuckhändler.

Als Anabel zur Begutachtung wieder vor den Laden trat, starrte Simon sie nur mit einem „Wow!“ auf den Lippen an. Es kribbelte in seinem Bauch und ihm wurden prompt die Knie weich. Anabel blickte ihn fragend an. Daraufhin setzte Simon ein begeistertes Lächeln auf und nickte zur Bestätigung, dass sie den Sari ja nehmen sollte. Sie erwiderte sein Lächeln, was ihn beinahe gleich wieder aus der Bahn warf. Doch Anabel bekam davon nichts mit, denn sie hatte sich nun umgedreht, um den Verkäufer überhaupt erst einmal nach dem Preis zu fragen. Sofort lag Simons Hand auf ihrer Schulter. „Lass mal, das mach ich.“ Irritiert drehte sich Anabel wieder zu ihm um. „Ich möchte Dir gerne diesen Sari schenken; wenn Du gestattest?!“, war seine schlichte Erklärung. Anabel öffnete den Mund, doch es kam nichts heraus. Dafür schimmerten ihre Wangen tief rosa und sie sah verlegen nach unten. „Ich werte das als ein ‚Ja‘“, neckte Simon Anabel. Sofort blickte sie wieder auf. Doch Simon lächelte sie nur an und seine sonst so himmelblauen Augen hatten die Farbe eines türkisschimmernden Topases angenommen. Anabel konnte nur noch ein geflüstertes „Danke“ herausbringen.

Hand in Hand liefen sie anschließend weiter durch die Hallen und kauften hier und da noch Kleinigkeiten für sich oder ihre Familien ein. Als sie jedoch in die Nähe des Treffpunktes kamen und Sicht auf die anderen erhaschten, entzog Anabel sogleich Simon ihre Hand und nahm ein wenig Abstand zu ihm. Ein Blick zu ihr herüber und auf ihre rosa schimmernden Wangen genügte, um zu verstehen. Simon schluckte hart, sagte aber nichts.

Es ging nun weiter mit dem Bus nach Curepipe, in dessen Umland sich der Krater eines erkalteten Vulkans, dem Trou aux Cerfs, befand. Einer von mehreren Vulkanen auf der Insel, die davon Zeugnis ablegten, woraus Mauritius ursprünglich entstand. Die neun Freunde staunten nicht schlecht und waren fasziniert von der Mischung aus grauem Vulkangestein und dem saftigen Grün der Vegetation drum herum. Wieder einmal zeigte sich Mutter Natur in ihrer ursprünglichsten Form.

Auf der Rückfahrt dann zum Boot unterhielten sich Kevin, Mitch, Emily, Vivienne und Carmen angeregt mit Harry und Isabel, während Simon und Anabel die gesamte Zeit, seit dem Markt, über schwiegen. Fragend sah Isabel ihre Freundin an, doch sie sah sogleich wieder aus dem Fenster. Ähnlich erging es Harry, als er Simon fragte, was los sei. Denn Simon antwortete nur wortkarg mit einem schlichten „Nichts“ und sah sodann ebenfalls stur aus dem Fenster. Und kaum dass sie auf ihrer Yacht angekommen waren, lief Anabel auch direkt als Erste schnurstracks in ihre Kabine.

„Warum hat sie es denn so eilig?“, fragte Mitch und wandte sich mit seiner Frage an Simon.

„Woher soll ich denn das wissen?!“, kam es etwas zu harsch von Simon. Überrascht und fragend zugleich sah ihn Mitch an. Simon seufzte. „Entschuldige. Ich weiß nicht, warum Anabel es so eilig hatte in ihr Zimmer zu kommen.“

„Gestritten habt ihr Euch aber nicht, oder?“, wagte Mitch zu fragen.

„Nein.“

„Und in irgendeiner Form aufgezogen oder geärgert hast Du sie auch nicht?!“

„Nicht, dass ich wüsste!!!“, erwiderte Simon mit knirschenden Zähnen. Und da er keine Lust hatte, sich weiter irgendwelche Löcher in den Bauch fragen zu lassen, machte nun auch er, dass er fortkam.

Etwas später klopfte er dann an Anabels Kabine.

„Ja, bitte?!“

Vorsichtig lugte Simon zur Zimmertür herein. „Darf ich stören?“

Anabel, die bis eben auf ihrem Bett gelegen hatte, setzte sich umgehend auf. „Was gibt’s?“, fragte sie unsicher.

„Ich wollte Dir eigentlich nur den Sari bringen“, erklärte Simon plump und überreichte Anabel die dunkelblaue Seide.

„Ach so. Danke“, erwiderte Anabel und errötete sogleich wieder, als sich dabei ihre Finger berührten.

„Keine Ursache, hab ich gerne gemacht; übrigens, das ist auch noch für Dich!“, sagte Simon und legte eine ganze Hand voll silberner Armreife auf den Sari in Anabels Schoß. Irritiert blickte Anabel erst auf die zwanzig Silberreifen und anschließend zu Simon. Verständnislosigkeit stand in ihr liebliches Gesicht geschrieben. Simon lächelte sein verschmitztes Lächeln und zuckte zugleich mit den Schultern. „Mir war irgendwie danach. Ich dachte, das würde gut zueinander passen?!“ Als Anabel daraufhin nichts erwiderte, schnalzte er kurz mit der Zunge und sagte: „Dann werde ich mal wieder. Bis später.“ Und schon war er auch genauso schnell wie er gekommen war wieder verschwunden.

Kurz darauf klopfte es erneut an Anabels Tür. Es war Isabel. Als sie jedoch Anabel, die leicht abwesend zum Bullauge ihrer Kajüte starrte, im halben Schneidersitz auf ihrem Bett sitzen sah, fragte Isabel sofort: „Alles okay mit Dir?“, und setzte sich zu ihrer Freundin aufs Bett.

„Hübscher Sari“, sagte Anabel, denn Isabel trug einen Sari in der Farbe von dunklem Wiesengrün. „Da kommt Deine Augenfarbe super zur Geltung.“

Isabel musste kichern. „Das hat Harry auch gesagt; er hat ihn mir gekauft, als wir in einem der kleinen Läden in den Hallen waren. Mensch, welche Riesenauswahl an farbigen Stoffen der Inder dort hatte; meine Mutter wäre, glaube ich, sofort in Ohnmacht gefallen. Sie schneidert doch seit kurzem wieder … Ich habe ihr daher ein seidenes Tuch gekauft. Aber die Entscheidung fiel wirklich schwer; auch die vielen Saris, die er da hatte. Am besten hat mir neben dem grünen hier noch ein weinroter, mit goldenen Punkten bestickt, gefallen und ein mitternachtsblauer. Der hatte silberne Sterne“, schwärmte Isabel.

„Du meinst aber nicht zufällig den da?“, fragte Anabel und zeigte zum Schreibtisch herüber.

Isabel bekam gleich ganz große Augen und stand auf. „Ja, genau das ist der! Oh, und Schmuck hast Du auch noch gleich dazu gekauft; Mensch, auf die Idee bin ich gar nicht gekommen! Aber das kann ich ja die Tage noch nachholen …“

„Blondi hat ihn mir geschenkt; die Reifen auch“, sagte Anabel schlicht.

Isabel machte ein überraschtes Gesicht. „Oh!“

Anabel verdrehte die Augen und sah wieder gedanklich abschweifend aus dem Fenster. Isabel kam wieder zu ihr herüber und setzte sich abermals auf die Bettkante. „Dir ist dies aber unangenehm …?!“, versuchte Isabel zu schlussfolgern.

„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht so genau. Irgendwie schon, aber andererseits auch wieder nicht. Ach, ich weiß auch nicht … Im Grunde weiß ich gar nichts!!!“, jammerte Anabel.

Isabel konnte nicht ganz folgen: „Was weißt Du nicht?“

„Warum Simon das Bedürfnis hatte, mich zu beschenken.“

Isabel machte prompt große Augen und strahlte über das ganze Gesicht.

„Was?!“

„Du hast ihn gerade bei seinem Vornamen genannt.“

Anabel schaute irritiert zu Isabel.

„Na, statt Blondi wie Du ihn sonst immer so nett betitelst, hast du eben gerade Simon gesagt … Bahnt sich da etwa zwischen Euch etwas an???“, frohlockte Isabel.

„Nichts bahnt sich da an!!!“, kam es erbost von Anabel.

Abermals stand Isabel der Mund offen. Anabel seufzte und strich sich mit der Hand durchs Haar, ehe sie unsicher zu ihrer besten Freundin herübersah, die sie auch sogleich fragte: „Ist das jetzt gut oder schlecht?“

„Was jetzt?“

„Na, dass sich ‚nichts‘ anbahnt …“

„Was weiß denn ich?!“, kam es erneut aufgebracht von Anabel.

„Kann es sein, dass Du leichte Gefühle für den jungen Mann mit dem blonden Wuschelkopf hegst?“

Anabel sah Isabel nicht an, aber ein zartes Rosa zeigte sich auf ihren Wangen. Isabel grinste breit und erwähnte nebenbei: „Falls es Dich interessiert: Simon ist Single …“

„Schön für ihn!“

„Annie?!“

„Ach, man, ich weiß doch auch nicht …“, versuchte sich Anabel herauszureden. Doch Isabel ließ nicht locker und sah ihrer besten Freundin direkt ins Gesicht. Anabel verdrehte abermals die Augen. Isabel grinste und Anabel kam nicht umhin, ebenfalls zu schmunzeln. „Ja, ich gebe es ja schon zu: Ich finde Blondi nicht schlecht.“

„Aber?“

„Im Grunde kenne ich ihn doch überhaupt nicht.“

„Aber das lässt sich doch sicherlich ganz schnell ändern …“, erwähnte Isabel.

„Leichter gesagt als getan“, seufzte Anabel.

„Na, was sind das denn für Worte; und das auch noch aus Deinem Mund???“, fragte Isabel verständnislos. Fragend sah Anabel ihre Freundin an. „Ich dachte, gerade Dir dürfte es nicht schwer fallen!“

Anabel gab ein empörtes Geräusch von sich und sah ziemlich verunsichert drein. „Hey, wo ist denn meine starke, vor Selbstbewusstsein strotzende beste Freundin, die immer einen kessen Spruch auf den Lippen hat?!“

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