Kitabı oku: «Harry in love», sayfa 7
„Die ist über Bord gegangen …“, sagte Anabel lapidar. Sogleich fingen beide laut an zu lachen.
„Na, siehst Du. Kopf hoch, das wird schon!“, sprach Isabel ihrer Freundin gut zu. Anabel seufzte sogleich wieder. „Nanana, wir sind nicht hier, um Trübsal zu blasen! Also genieße den Urlaub und habe Spaß! Alles andere entwickelt sich dann schon von ganz alleine. Und wenn nicht, dann ist auch gut. So waren jedenfalls einmal Deine eigenen Worte zu mir …“
„Du hast ja Recht.“
„Na dann, hoch mit dem Hintern!“, ermutigte Isabel Anabel.
„Also schön. Ich glaube, ich gehe jetzt erst einmal ein bisschen an Deck, frische Luft schnappen.“
„Gute Idee. Und wenn was ist, dann weißt Du ja, wo Du mich findest.“
Anabel nickte und verschwand im Badezimmer, während Isabel die Kajüte verließ und prompt Simon in die Arme lief.
„Ah, genau zu Dir wollte ich gerade!“, sagte Simon und fragte: „Hast Du einen Moment Zeit für mich?“
Isabel machte ein überraschtes, wenn auch interessiertes Gesicht und sagte: „Klar, worum geht es?!“ Prompt wurde Simon daraufhin rot und sah leicht verlegen auf seine nackten Füße. „Simon?!“
Simon räusperte sich und wisperte: „Um Deine Freundin.“
Isabel bekam sogleich ganz große Augen. „Aja! Ehm, ich glaube aber, wir sollten uns einen anderen Ort suchen als den Flur hier …“, erwähnte Isabel und schon lief sie die Stufen zum Oberdeck hinauf. Simon folgte ihr.
Als sie vorne am Bug der Yacht standen, fragte Isabel direkt: „So, hier sind wir ungestört. Also, was ist mit Anabel?“ Nervös trat Simon von einem Fuß auf den anderen. Isabel hob, auf eine Antwort wartend, die Augenbrauen. Simon seufzte und suchte vergeblich nach den richtigen Worten. Unsicher strich er sich durchs Haar.
„Du musst mir schon sagen, was Du wissen willst, sonst kann ich Dir nicht weiterhelfen“, erwähnte Isabel.
„Hat Deine Freundin irgendetwas zu Dir gesagt? Also über mich?!“, fragte Simon umständlich.
Isabel musste sich unweigerlich ein breites Grinsen verkneifen. „Ehm, das kommt darauf an, was Du jetzt wissen möchtest: Willst Du wissen, ob sie etwas zu Deinem Geschenk gesagt hat oder ob sie Dich vielleicht ganz gut leiden kann?“
„Ja und ja …“, erwiderte Simon und sah unsicher zu Isabel herüber.
„Tja, ich würde sagen, Du verwirrst sie ziemlich doll, denn sie weiß nämlich nicht so recht, wie sie Dein Geschenk zu verstehen hat: Willst Du was von ihr oder wolltest Du Dich nur in aller Form nochmals für die etwas brüskierende Kussattacke auf dem Flughafen entschuldigen???“ Simon wurde umgehend wieder knallrot. Isabel grinste. Als jedoch keine weitere Antwort von Simon kam, hakte Isabel nochmals nach: „Und, weshalb willst Du das jetzt wissen???“
„Ach, nur so“, sagte Simon ausweichend und sah Isabel wissentlich nicht an. Da Isabel jedoch daraufhin schwieg, schaute er vorsichtshalber dann doch einmal zu ihr herüber.
Isabel sah ihn sogleich eindringlich in die Augen und wartete ihrerseits auf eine etwas andere Erklärung als die abgegebene. Doch statt einer Antwort errötete Simon gleich noch einmal bis in die Haarspitzen. „Simon???“, hakte Isabel erneut nach.
„Ach, nichts; vergiss es einfach wieder!“, sagte Simon und wollte sich zum Gehen abwenden. Prompt legte ihm Isabel eine Hand auf den Arm und hielt ihm so vom Weglaufen ab.
„Simon, Du kannst mir ruhig sagen, was Dich bewegt.“
„Und Du behältst darüber auch Stillschweigen???“, stellte Simon eine Gegenfrage.
„Ja, natürlich; warum denn auch nicht?!“, fragte Isabel verständnislos.
„Weil Anabel vielleicht Deine beste Freundin ist, zum Beispiel!!!“
„Simon, wir zwei kennen uns zwar noch nicht so gut, aber eines kann ich Dir versprechen: Das, was Du mir jetzt anvertraust, bleibt auch unter uns! Aber ich kann Dich nicht zwingen, mir irgendetwas zu sagen. Doch falls es Dich interessiert: Anabel ist Single.“ Sogleich stand Simon der Mund sperrangelweit offen. Isabel grinste, als Simon sie entsetzt und fragend zugleich anstarrte. „Man sieht Dir nicht nur an der Nasenspitze an, dass Du ein Auge auf Anabel geworfen hast. Doch was sich daraus entwickelt, kann ich nicht sagen … Aber nur Mut, Anabel wird Dich schon nicht beißen!“, erklärte Isabel. Skeptisch blickte Simon zu Isabel herüber. Isabel lachte laut auf. Simon schmunzelte nun ebenfalls. „Na, siehst Du, geht doch!“
„Wenn Du meinst?!“
„Bestimmt!“, erwiderte Isabel und klopfte Simon auf die Schulter.
„Danke.“
„Keine Ursache, ich helfe, wo ich kann“, gab Isabel selbstgefällig, mit einem schelmischen Zwinkern in den Augen, von sich.
Simon grinste.
„Was dagegen, wenn ich jetzt gehe? Ich müsste nämlich mal wo hin …“
Simon lachte auf. „Ja, klar. Ich hoffe nur, dass Dich Dein Weg jetzt nicht gleich direkt zu Anabel führt?!“
Isabel kicherte. „Nein, eigentlich nur zur Toilette! Von der hattest Du mich nämlich abgehalten …“
„Oh, sorry“, kam es verlegen von Simon.
Isabel grinste nur und legte ihm abermals ihre Hand auf den Arm und sagte: „Aber Du brauchst trotzdem keine Angst zu haben, ich sage kein Wort, denn ich bin der Ansicht, dass ihr das unter Euch zwei ausmachen müsst!“
Simon strich sich mit der Hand durchs Haar und seufzte. Anschließend wandte er sich um und sah hinaus aufs Meer.
Eine Etage tiefer klopfte zur gleichen Zeit Anabel an die Tür von Harrys und Isabels Kabine. Harry war etwas irritiert, Anabel davor zu finden, als er öffnete. „Ehm, Isa ist grad nicht da, die schwirrt irgendwo auf dem Schiff herum.“
„Ich wollte eigentlich auch zu Dir“, sagte Anabel und errötete prompt.
Harry machte ein überraschtes Gesicht, gewährte Anabel allerdings Einlass. „Und wie kann ich Dir weiterhelfen?“ Anabel biss sich nervös auf die Lippe. „Lass mich raten, es geht um Simon?!“ Umgehend errötete Anabel erneut. „Habt ihr Euch gestritten?“ Anabel sah irritiert zu Harry auf. „Na ja, heute nach dem Markt wart ihr beide recht still und kaum gingen wir an Bord, machtest Du, dass Du schleunigst fortkamst. Da liegt es doch nahe, dass es eine kleine Meinungsunstimmigkeit zwischen Euch gab; wäre ja auch nicht das erste Mal, wenn ich Dich daran erinnern darf. Aber Simon meint das immer gar nicht so, er ist im Grunde ein ganz lieber und vor allem aufrichtiger Kerl; nur manchmal übertreibt er es ein wenig mit seinen Scherzen … Also, nun sag schon: Was hat er jetzt wieder angestellt?“, fragte Harry.
„Er hat mir einen Sari und Schmuck geschenkt.“
„Oh!!!“
„Ja, oh! Und was hat das jetzt zu bedeuten???“, fragte Anabel auch sogleich direkt.
„Ehm, ich weiß nicht so genau, vielleicht solltest Du ihn das einmal selbst fragen …“, warf Harry ein.
„Super! Ich denke, er ist Dein bester Freund?!“, ereiferte sich Anabel sogleich.
Harry grinste. „Kann es sein, dass Dich Simon nicht ganz kalt lässt???“
„Harry!“, rief Anabel aufgebracht.
Harry räusperte sich und wurde aus Verlegenheit rot. „Entschuldige, ich dachte ja nur. Ich weiß aber trotzdem nicht, was Simon mit dem Geschenk bei Dir bezweckt hat. Ich kann ihm aber gerne einmal auf den Zahn fühlen.“
„Danke, mach Dir keine Umstände, denn dann kann ich ihn auch wirklich gleich selber fragen!“
„Anabel?“
„Nein!“, keifte Anabel und machte auf dem Absatz wieder kehrt und verließ flugs den Raum. Harry seufzte und strich sich verwirrt durchs Haar, als just in dem Moment Isabel ins Zimmer kam und ihren Freund mit steil hochgezogenen Augenbrauen fragend ansah. Sogleich hob Harry ergebend die Hände.
„Simon?“, fragte Isabel.
Harry nickte. „Simon. Ich glaube, sie wollen gern, …“
„… aber können irgendwie nicht!“, setzte Isabel Harrys Gedanken fort.
Abermals nickte Harry und zog seine Freundin fest in seine Arme. „Kommt mir irgendwie bekannt vor; aber ich bin heilfroh, dass wir diesen Hick-Hack hinter uns gelassen haben. Ich liebe Dich, Isabel, und ich gebe Dich nicht wieder her; hörst Du? Nie wieder!“
Isabel lächelte und ein wohliges Gefühl der Geborgenheit überkam sie.
Am Abend betrat Simon das große Wohnzimmer, auf der Suche nach seinem besten Freund und dessen Freundin. Doch nur Harry war anwesend. „Harry, hast Du irgendwo Deine Freundin gesehen?“, fragte Simon ihn daraufhin.
„Nein. Wieso, was ist mit Isabel?“
Simon verdrehte die Augen. „Nichts. Ich wollte sie nur etwas fragen.“
„Und was?“, neugierig horchte Harry auf.
Simon zog einen Flunsch. „Schon gut, vergiss es!“, sagte Simon und wollte wieder gehen. Sogleich ergriff Harry seinen Arm und zog ihn nach draußen zum Bug der Yacht. Die Sonne war gerade am Untergehen und die Yacht schipperte langsam an der Westküste gen Süden entlang.
„Na los. Was bedrückt Dich, dass Du statt mit mir mit Isabel sprechen willst?“, fragte Harry ohne Umschweife.
Simon seufzte. „Das ist alles nicht so einfach!“
Fragend hob Harry beide Augenbrauen nach oben und blickte seinem Freund direkt ins Gesicht. „Es hat jetzt aber nicht rein zufällig etwas mit Isabels Freundin zu tun, oder?“ Der Blick, den Simon Harry daraufhin zuwarf, sprach Bände. Ein leichtes Schmunzeln zeigte sich um Harrys Mundwinkel.
„Hör auf zu grinsen!“, warnte Simon.
Harry räusperte sich und wurde wieder ernst. „Darf ich fragen, um was es jetzt genau geht? Also, was wolltest Du Isabel fragen? Vielleicht kann ich Dir ja auch weiterhelfen …“ Simon sah Harry skeptisch an. „Probier es doch einfach! Wenn ich Dir nicht weiterhelfen kann, sage ich es Dir schon!“, gab Harry leicht angefressen von sich.
„Weißt Du, auf welchen Typ Mann Anabel steht?“, kam es direkt von Simon. Harry stand prompt der Mund weit offen. „Nun guck mich nicht so an! Ich bin schließlich auch nur ein Mann.“
„Mensch, Alter, Glückwunsch!“, sagte Harry und legte seinem Freund einen Arm um die Schulter.
„Zu was? Dass ich mich anscheinend von jetzt auf gleich in eine mir im Grunde noch völlig unbekannte Frau verknallt hab???“
„Na ja, es ist ja fast schon ein wenig vorhersehbar gewesen, denn Anabel ist eine wirklich hübsche Frau! Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen, sie sei die Zwillingsschwester von Isabel. Kein Wunder, dass es Dich da erwischt hat! Simon, ich freu mich für Dich! Jetzt muss ich endlich auch nicht mehr ständig ein wachsames Auge auf Dich haben und befürchten, dass Du zum wiederholten Male meine Freundin angräbst!“, gab Harry offen kund.
Verständnislos blickte Simon zu Harry herüber. „Als ob ich je eine Chance bei Isabel hätte. Du weißt doch ganz genau, dass sie Dich über alles liebt! Außerdem würde ich es nie wagen, mich zwischen Euch zu drängen; kennst Du mich wirklich so schlecht?!“
„Blödmann! Natürlich weiß ich, dass Du nur Spaß machst; auch wenn Du es manchmal ein wenig arg übertreibst. Trotzdem fände ich es beruhigender, wenn Du Isabel nicht immer so direkt necken würdest. So bin ich nämlich ständig gezwungen, in die Bresche zu springen, wofür es aber, wie wir zwei wissen, gar keinen Anlass zu gibt; allerdings sähe es für Außenstehende jedoch ziemlich merkwürdig aus, wenn ich es nicht täte …“, erklärte Harry.
„Ich verstehe schon, was Du meinst. Sorry, daran hab ich noch gar nicht gedacht“, entschuldigte sich Simon.
„Schon okay, Alter. Aber was dabei passieren kann, hast Du ja am Flughafen am eigenen Leib gespürt … Womit wir wieder beim Thema wären: Anabel. Was läuft da zwischen Euch zweien?“, hakte Harry nach.
„Um ehrlich zu sein: Ich habe keine Ahnung! Ich weiß nur, dass ich Schmetterlinge im Bauch habe, wenn ich sie nur ansehe. Wenn sie mich dann auch noch anlächelt, dann muss ich aufpassen, dass ich nicht hinfalle, weil mir die Knie weich geworden sind“, sagte Simon ungeniert und offen.
„Weiß Anabel etwas von Deinen Gefühlen?“ Simon wurde rot. „Aja, ich verstehe: Das ist das Problem.“ Simon seufzte und sah wehleidig zu Harry herüber. Harry grinste. „Also, um Deine Frage von vorhin zu beantworten: Ich kann Dir leider nicht sagen, auf welchen Typ Mann sie so steht. Aber ich denke, dass sie Dir nicht ganz abgeneigt ist, wenn ich da so an die vergangenen Tage und an ‚Blondi‘ denke …“, zog Harry Simon auf. „Zudem weiß ich, dass Anabel Single ist. Ich glaube, sie ist sogar schon genauso lange Single wie Du, und dies schmeckt ihr gar nicht! Sie geht zwar immer mal wieder auf Männerfang, aber bisher wohl ohne Erfolg. Wer weiß, vielleicht hast Du ja Glück?! Ich würde es mir für Dich wünschen; aber versprechen kann ich nichts! Aber vielleicht hilft es Dir weiter, wenn ich Dir jetzt sage, dass sie heute Nachmittag bei mir war und mich über Dich ausgefragt hat …“
Simon machte ein völlig überraschtes Gesicht. „Und was wollte sie wissen???“
„Nun ja, sie hat mich gefragt, was es mit dem Geschenk, das Du ihr wohl gemacht hast, auf sich hat. Leider konnte ich ihr darauf keine Antwort geben. Aber vielleicht kannst Du ihr ja diese Frage selbst beantworten; schau mal, da hinten ist sie!“, sagte Harry und zeigte mit der Hand in Richtung Heck. Simon folgte seinem Blick und sah, wie Anabel gerade zur Reling hinüberlief, dort stehen blieb und in den sternenklaren Himmel aufschaute. Sie war allein. „Die Gelegenheit ist günstig und ich werde die anderen schon in Schach halten, dass ihr ungestört miteinander reden könnt; wenn Du das möchtest?“, bot Harry an. Simon nickte. „Du packst das schon, bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen!“, sagte Harry zu Simon und klopfte ihm auf die Schulter. Anschließend schlich er von dannen.
Simon sah zu Anabel herüber. Sie stand mit dem Rücken zu ihm. Er atmete noch einmal tief durch und lief dann langsam zu ihr herüber. „Anabel?“, wagte sich Simon vorsichtig vor, er wollte sie nicht erschrecken. Sie wandte den Kopf zu ihm um. „Darf ich mich zu Dir gesellen oder möchtest Du lieber alleine sein?“ Anabel hob sie Schultern und blickte wieder aufs Meer.
Es war mucksmäuschenstill auf dem Deck. Man vernahm nur dumpf die Musik aus dem Salon, in dem die anderen mal wieder Billard spielten. Ansonsten war nur das seichte Plätschern des Meeres, welches an den Rumpf des Bootes schlug, zu hören.
„Es ist wunderschön hier, nicht?!“, fragte Simon leise und ließ den Blick über die in naher Ferne liegende Küste wandern.
„Ja, hier kann man wunderbar die Hektik des Alltags abstreifen und entspannen“, erwiderte Anabel mit einem tiefen Seufzer.
„Darf ich Dich fragen, was Du so beruflich machst?“, wagte sich Simon etwas weiter vor.
„Ich bin im Einzelhandel tätig und arbeite für die Coffee-Shop-Kette Starbucks“, antwortete Anabel, ohne den Blick vom Meer abzuwenden. „Hat Dir Alex nichts von mir erzählt?“
„Doch schon, aber … – Ehm, darf ich auch erfahren, wo Du arbeitest? Vielleicht kriege ich ja dort dann einmal einen Kaffee umsonst?!“
Anabel musste schmunzeln und sah zu Simon herüber. „Ich arbeite hauptsächlich in der Charleston-Street in London; ich bin dort Filialleiterin.“
„Stimmt! Ich kann mich entsinnen, dass Alexander mal so etwas erwähnt hatte; nein, er hat sogar damit herumgeprahlt: Wie stolz er doch auf seine kleine Schwester ist! So lange ist das noch gar nicht her, oder?“, fragte Simon interessiert weiter.
„Nein, erst seit einem dreiviertel Jahr.“
„Na dann, Gratulation nachträglich.“
Anabel schaute verlegen zu Boden und gab ein schüchternes „Danke“ von sich.
„Keine Ursache; darauf kannst Du ruhig auch selbst stolz sein.“ Anabel seufzte erneut. „Ist anstrengend, stimmt’s?“
„Naja, es gibt solche Tage und auch solche. Jedenfalls kann ich mich nicht über Arbeit beklagen! Es wäre nur ganz schön, wenn man auch mal übers Wochenende ausspannen könnte. Doch da wir jeden Tag geöffnet haben, ist das manchmal wirklich schwierig“, erklärte Anabel.
„Ja, das kenne ich irgendwo her. Aber das brauche ich Dir ja nicht zu sagen, Deinem Bruder geht es ja nicht anders.“ Wohl ein Grund, warum wir zwei uns bislang auch noch nicht über den Weg gelaufen sind …, sann Simon gedanklich nach und biss fest die Zähne aufeinander, weil ihn dieser Fakt ärgerte.
„Er hätte mir aber vielleicht einmal sagen können, was da alles noch so auf mich zukommt, wenn man die Verantwortung auch für andere zu tragen hat!“, erwiderte Anabel zerknirscht und riss damit Simon wieder aus seinen Gedanken.
„Och, Alex sieht das nicht so verbissen. Seine Verantwortung rollt er auch immer gerne auf meinem Rücken ab. Auch wenn man Deinen Job nicht mit unserer Arbeit vergleichen kann: Du hast es mit Menschen zu tun; wir nur mit Computern. Aber mich hat das bislang nicht weiter gestört.“
„Ja, das ist Alex!“, rief Anabel parallel aus. Simon grinste.
„Ich würde gerne einmal mit Euch tauschen!“, kam es Anabel auf einmal in den Sinn.
„Oh weh!“, rief Simon aus. Fragend sah Anabel zu ihm herüber. „Also Kaffee trinken ist super, eine Bestellung aufnehmen, das ginge vielleicht gerade noch, aber Kaffee kochen???“, scherzte Simon. Anabel fing unweigerlich an zu lachen. Simon strahlte.
Dann herrschte Stille.
„Du bist bildhübsch!“, kam es auf einmal flüsternd von Simon.
Entsetzt starrte Anabel ihn an. Sofort entglitten ihm jegliche Gesichtszüge und er wurde rot. „Habe ich das gerade laut gesagt?!“, fragte Simon vorsichtig nach. Anabel wandte sich nun gänzlich zu ihm um und nickte mit ernstem Gesicht. „Es tut mir leid.“ Anabel fiel prompt die Kinnlade herunter. „Nein, natürlich nicht! Also, … Ehm, ich mein … Ach Mann!“, seufzte Simon und strich sich nervös durchs Haar. Eine Strähne hing ihm daraufhin halb über die Augen. Er pustete sie aus seinem Gesicht. Es half nichts, sie fiel zurück. Als er mit der Hand nach ihr greifen wollte, war jedoch jemand anderes schneller. Anabel schob sie ihm mit der Hand hinters Ohr.
„Danke“, flüsterte er und sah ihr dabei direkt ins Gesicht. Anabel lächelte sanft. Da Simons Blick sie jedoch irritierte, wollte sie sich wieder zum Wasser umdrehen. „Anabel, ich habe das eben ernst gemeint: Du bist hübsch! Und Du gefällst mir, nicht nur äußerlich“, gestand Simon offen. Anabel war knallrot im Gesicht angelaufen und senkte verlegen den Blick auf die Planken der Yacht. „Ich mag Deine ganze Art, wie Du Dich bewegst und was Du sagst. Sogar Deine kleinen hinterlistigen Spielchen bringen mich zum Lachen; obwohl ich bislang immer der Leidtragende war. Aber ich bin ja selbst daran schuld, wenn ich ‚Großmaul‘ immer so vorlaute Töne von mir geben muss …“
„Das mit dem Großmaul tut mir leid“, kam es leise von Anabel, ohne dass sie dabei den Blick hob.
„Das muss es nicht.“
„Aber das war eine Beleidigung! Zumal ich Dich doch noch nicht einmal wirklich kenne“, widersprach Anabel und schaute auf.
„Du kennst mich besser als Du denkst. Ich bin ziemlich einfach gestrickt: Ich habe Spaß am Leben und so gebe ich es auch an meine Umwelt weiter“, sagte Simon.
„Und das trotz Deines anstrengenden Jobs?!“
„Mein Beruf ist zwar zeitaufwendig, aber ich habe auch viel Freude bei der Arbeit und er wird gut bezahlt. Dadurch konnte ich mir zum Beispiel mein eigenes kleines Heim aufbauen und kann mir hier und da auch andere kleine Wünsche erfüllen. Aber eines blieb mir bislang, trotz alledem, verwehrt: Ehrlich gemeinte Liebe“, offenbarte Simon einfach so. Anabel wurde von dieser Äußerung prompt schwindlig und sie musste sich notgedrungen an Simon festhalten, um nicht umzukippen. „Bitte entschuldige, ich wollte Dich nicht aus der Fassung bringen. Aber so bin ich nun einmal …“
„Grundehrlich und hochanständig“, erwiderte Anabel, die sich wieder gefangen hatte.
„Was?!“
„Mein Bruder sagt, dass Du ein ganz lieber Kerl bist und zudem noch grundehrlich und hochanständig. Auch wenn dies erst auf den zweiten Blick sichtbar wird. Denn mit Deinen kleinen Scherzen verdirbst Du Dir oftmals den ersten Blick. Vielleicht ein Grund dafür, weshalb Dir bislang noch nicht die Liebe widerfahren ist, nach der Du suchst?!“, fasste Anabel zusammen und war selbst von ihren Worten überrascht.
„Ich weiß“, gestand Simon traurig. „Aber verdient nicht jeder eine zweite Chance?“, wagte er sich vor.
„Es sollte zumindest so sein. Manch einer vertut aber auch diese. Oder bemerkt es noch nicht einmal, wenn sie ihm gegeben wird.“ Simon sah verwirrt zu Anabel. Anabel errötete prompt. Was fasel ich denn da?! Anabel räusperte sich und sah abermals verlegen zu Boden, während sie sagte: „Du, sei mir bitte nicht böse, aber ich würde jetzt gerne ins Bett! Wir haben morgen wieder einen aufregenden Tag vor uns. Laut Harry wohl der spektakulärste und den würde ich gerne gut ausgeruht erleben wollen.“
Simon nickte verständnisvoll. „Natürlich, ich wollte Dich hier auch nicht festhalten. Es war nett mit Dir geplaudert zu haben. Ich wünsche Dir eine gute Nacht“, sagte Simon und hauchte Anabel spontan einen Kuss auf die Wange.
Anabel riss die Augen auf und starrte Simon für einen kurzen Moment völlig überrumpelt an, bevor sie ein „Das wünsche ich Dir auch“ flüsternd von sich gab. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und verschwand.
Es war Nacht. Simon hatte keine Ahnung, wie spät es tatsächlich war, denn zwischenzeitlich war die Musik aus dem Unterdeck verstummt und die Lichter im Salon erloschen. Er saß einsam und allein an der Reling und ließ die Beine über den Bug baumeln. Tausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf, aber er kriegte keinen wirklich zu fassen. Stattdessen spürte er noch immer ein leichtes Kribbeln auf seinen Lippen. Er hatte sie einfach so geküsst! Kein Wunder: Ihr Gespräch hatte sich recht schnell verselbstständigt und war in andere Bahnen übergegangen als er es eigentlich beabsichtigt hatte. Und während Anabel nunmehr alles über ihn wusste, war er genauso schlau wie vorher: Empfand sie nun etwas für ihn, oder nicht? Und falls ja: War dies mehr als nur freundschaftliche Zuneigung? Er hatte keine Ahnung! Er wusste nur, dass er nach diesem Abend gänzlich sein Herz an sie verloren hatte! Doch ihres zu erobern war ein weit schwierigeres Unterfangen …
Plötzlich tauchten neben ihm zwei nackte Frauenfüße auf und er erschrak. Als er nach oben schaute und nur in das Gesicht von Isabel blickte, beruhigte sich sein Puls wieder.
„Darf ich mich setzen?“
„Bitte.“
„Kannst Du auch nicht schlafen?“, fragte Isabel sogleich.
„Ich habe es noch gar nicht probiert. Aber was hält Dich von süßen Träumen in den Armen Deines Liebsten ab?“
„Mein Liebster schnarcht!“
Simon lachte auf. „Das tut mir leid. Wenn Du magst, kannst Du es Dir ja in meiner Kabine gemütlich machen.“
„Ich glaube, das ist keine so gute Idee. Es gibt einige Leute, die das missverstehen könnten …“, warf Isabel zu bedenken ein.
„Auch wenn ich ganz gentleman-like auf der Couch in unser aller Wohnzimmer nächtige?!“
„Nun verrate mir doch einmal, was Dich vom Schlafen abhält!“, überging Isabel Simons Einwand.
„Harry hat mit Dir noch nicht gesprochen???“
„Worüber sollte er denn mit mir gesprochen haben?“, fragte Isabel.
„Über Deine Freundin vielleicht?“, erwähnte Simon.
Isabel schüttelte den Kopf. Simon seufzte.
„Und nun?“, fragte Isabel.
„Ich weiß es nicht. Denn schließlich bin ich genauso schlau wie vorher …“
Isabel legte ihm tröstend einen Arm um die Schulter und sagte: „Du hast doch Annie heute einen Sari gekauft und ihr dazu noch silberne Armreifen geschenkt. Und dies hast Du sicherlich nicht ohne Grund gemacht …“
„Warum schenkt ein Mann wohl einer Frau etwas?!“, warf Simon leicht geknickt in den Raum.
„Weil sie ihm etwas bedeutet. Nur dumm, wenn sie sich trotzdem nicht ganz sicher ist, was sie selbst will oder was sie für ihn empfindet“, erklärte Isabel schlicht.
Sofort horchte Simon auf, denn genau zu dem gleichen Ergebnis war er vorhin auch gekommen. „Und wie kann ich ihr vielleicht dabei ein wenig auf die Sprüche helfen?“, wagte Simon zu fragen.
„Sei weiterhin einfach nur Du selbst. Alles andere wird sich dann schon ergeben. Gib ihr noch etwas Zeit, sich ihrer eigenen Gefühle klar zu werden. Du musst nämlich wissen, dass Anabel, auch wenn sie gerne die emanzipierte Frau heraushängen lässt, in bestimmten Dingen eher zurückhaltend ist und vorsichtiger agiert.“
„Aus Angst verletzt zu werden?“, kam es Simon auf einmal in den Sinn. Isabel nickte. „Danke“, sagte Simon und zog Isabel spontan in seine Arme. Isabel ließ ihn gewähren und strich ihm bestätigend über den Rücken.
„So, und nun ab ins Bett, sonst verschläfst Du morgen noch unseren Abenteuertrip; was auch immer das bei Harry heißen mag …?!“, bemerkte Isabel und erhob sich. Simon machte es ihr nach.
Er begleitete sie noch bis zu ihrer Kajüte.
„Gute Nacht, Simon.“
„Das wünsche ich Dir auch und süße Träume“, erwiderte Simon.
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