Kitabı oku: «Joe Cocker - Die Biografie», sayfa 4
„Ich habe lange angestrengt nachgedacht“, erinnert sich Terry. „Dann kontaktierte ich Marie Woodhouse. Ihrem Vater gehörte ein Pub in den Randbezirken von Sheffield. Sie war eine sehr gute einheimische Künstlerin und sah außerdem ein bisschen wie Marilyn Monroe aus. Ohne sie wären die Jungs am Ende gewesen. Sie hatte einen sehr breiten Akzent, und die Yankees liebten sie. Sie kam unheimlich gut an! Und mit Marie an Bord bekam die Band auch noch mehr Auftritte anderswo. Diese Tournee formte Cocker, und er kehrte als neuer Mensch zurück. Er war voller Selbstvertrauen, sehr professionell und sehr schlank!“
Joe Cockers Leben war auch weiterhin ein Auf und Ab. Im Anschluss an seine Frankreichtournee hatte er mehrere Auftritte im Fernsehen, darunter bei „Top of the Pops“ und „Dee Time“. Er spielte außerdem in der Royal Albert Hall und bekam dafür beste Kritiken, aber er hatte in der Folge nur unregelmäßig Engagements, und es herrschte wieder eine ziemliche Flaute. Joe war gezwungen, sich nach Alternativen umzusehen, bis er wieder im Aufwind sein würde.
Terry Thornton kämpft weiter für Cocker: „Joe hat immer an seine eigenen Fähigkeiten geglaubt. Er besaß eine ihm ureigene Entschlossenheit. Das ließ ihn immer weitermachen, und so ist er der geworden, den wir heute kennen. Er legt großartige Auftritte hin und ist inzwischen zur Legende geworden.“
Im November 1968 war der Zeitpunkt gekommen, an dem Cocker auf der Karrierelaufbahn alle Stationen durchlaufen hatte, und er wurde endlich mit einem Charts-Erfolg belohnt, „With A Little Help From My Friends“.
Der eigentliche Grund für diesen Erfolg ist dem Esquire Club geschuldet und liegt vielleicht doch in einem Zusammentreffen von Terry Thornton, Ray Stuart, Dave Memmott und Joe Cocker drei Jahre zuvor begründet, als sie nach einem Auftritt zusammensaßen und ein Ouija (Hexenbrett) befragten.
„Es war damals ein ziemlich gängiges Mittel zur Entspannung, und jeder stellte der Reihe nach eine Frage“, sagt Terry hierzu. „Joe trieb zur damaligen Zeit der Wunsch um, seinen Rivalen Dave Berry in Bezug auf einen Charts-Erfolg einzuholen, und er stellte ganz direkt die Frage: ‚Wann bin ich an der Reihe?‘ Erstaunlicherweise gab das Brett Folgendes wieder: ‚With a Little Help From Your Friends.‘“
Der Clubbesitzer ergänzt, dass es irgendwie ein unheimlicher Augenblick gewesen sei: „Wir haben nur herumgealbert, wie wir das oft gemacht haben, aber es hat diese Worte glasklar von sich gegeben. Es erinnerte mich an die alten Zeiten mit dem Geisterthema im Club 60 – doch es sollte erst ein paar Jahre später der Zeitpunkt kommen, an dem wir an die Bedeutung dieses Abends erinnert werden würden.“
Joe ging auf Promotiontour, gab Interviews und Pressekonferenzen, spielte auf Festivals mit Deep Purple, Jethro Tull und Jeff Beck und bekam einen Plattenvertrag, der ihn mit dem Produzenten Denny Cordell zusammenbrachte, der mit Joe das Debüt-Album vorbereitete. Joe war kurz vorm Abheben und fühlte sich in der damals entstandenen Edel-Hippie-Gesellschaft Londons als aufsteigender Stern sehr wohl. Noch im Dezember 1968 wurde er wegen Marihuana-Besitzes festgenommen. Seine Freundin Eileen nahm die Sache schließlich auf sich, um Joes erste Amerika-Reise im April 1969 nicht zu gefährden. Die Amerikaner waren bei Drogenfällen schon immer recht sensibel. Professionell beendete er die Aufnahmen zum ersten Album namens „With A Little Help From My Friends“, das am 23. April 1969 erschien.
Im Februar und März gingen Joe, Chris und die Grease Band noch einmal auf Englandtournee, bevor es dann mit Hilfe von Denny Cordell erstmals nach Amerika ging. Dort präsentierte sich Joe Ende April in der Ed Sullivan Show, wo er und die Grease Band die zweite Single „Feelin’ Alright“ vorstellten. Für damalige amerikanische Verhältnisse wirkte die Performance von Joe aufgrund des etwas unvorteilhaften Äußeren und der Mimik und Gestik vielleicht ein wenig befremdlich, aber es war ein perfekter Start für die Tournee, die darauf folgte, um das Debüt-Album zu promoten.
Dann trat Joe Cocker im Fillmore West in San Francisco auf, dem legendären Club von US-Konzertveranstaltungs-Guru Bill Graham. Das „neue“ Fillmore hatte erst im Juli zuvor aufgemacht. Aufgrund von Problemen in der Nachbarschaft und der bescheidenen Kapazität des Saales zog der zunächst noch Fillmore Auditorium genannte Club in den ehemaligen Carousel Ballroom an der Market Street, Ecke South Van Ness Avenue, und nannte sich fortan, zur Unterscheidung vom mittlerweile gegründeten Fillmore East in New York, Fillmore West. Joe erntete einerseits phänomenale und andererseits zur leicht befremdlichen Performance passende irritierende Kritiken. Die amerikanische Presse war von Joe Cockers Optik ein wenig verunsichert und beschrieb ihn als „hässlichen fetten Jungen mit goldener Seele“. John Mendelsohn von der LOS ANGELES TIMES meinte: „Auf der Bühne ist Joe Cocker ein wahres Wunder, wie er so spastisch herumfuchtelt, seine Arme um seinen Kopf schwingt und Grimassen zieht, als hätte er die allergrößten Schmerzen.“ Und Albert Goldman vom LIFE MAGAZINE ging noch weiter und sogar unter die Gürtellinie: „Man hatte ja schon von seinen seltsamen Bewegungen gehört“, schrieb er, „aber diese Mischung aus Parkinson’scher Krankheit, Muskelschwund und Veits-Tanz, das musste man erst einmal selber gesehen haben, um es zu glauben.“ Der ROLLING STONE bezog sich bei der Kritik über seinen Auftritt im Whisky A Go Go in Los Angeles auf eine kleine Begebenheit während des Konzertes und bescherte ihm damit große Aufmerksamkeit: „Als die Band zu ihrer explosiven Version von ‚With A Little Help From My Friends‘ kam, sprang ein junges Mädchen auf die Bühne und warf sich zwischen Joe Cockers Beine, offensichtlich halb verrückt geworden vor Entzücken über diese heiße Stimme und seine Verrenkungen, und begann, ihn leidenschaftlich zu bearbeiten. Sekunden später entwich Cockers Kehle der Schrei seiner Karriere.“ Das Ganze wurde fotografisch festgehalten, das Foto mitabgedruckt und die Aufnahme später für ein Riesen-Promotion-Poster am Sunset Boulevard, Hollywood, verwendet.
Der Durchbruch mit dem Debüt-Album „With A Little Help From My Friends“, das zwölf Songs versammelte, war geschafft. Fans urteilen noch heute, dass wie bei so vielen anderen Acts, auch bei Joe Cocker Folgendes zutreffe: Das Debüt-Album ist das beste. 90 Prozent der Songs sind zwar gecovert, darunter zwei von Bob Dylan („Just Like A Woman“ und „I Shall Be Released“). Aber sei’s drum. „Don’t Let Me Be Misunderstood“ von den Animals macht Joe viel romantischer als das Original, und seine raue Stimme scheint irgendwie besser zu dem Song zu passen als die von Eric Burdon. Die Band um Joe und Chris ist exzellent, und Jimmy Page bzw. Steve Winwood veredeln die Songs mit ihren Gitarren. Songs wie „Feelin’ Alright“ und „Bye Bye Blackbird“ werden zu wahren Diamanten, die Joe in der Mine zu entdeckender Songs leidenschaftlich abzubauen und aufzupolieren weiß. Bei zwei Songs hat Cocker darüber hinaus selbst mitkomponiert: „Change In Louise“ und „Sandpaper Cadillac“, welche wahrhaft ambitioniert wie auch nachdenklich klingen.
Nach den ersten Club-Konzerten in den USA tourte Joe weiter durch die Staaten und trat bei den mit dem Monterey-Festival 1967 gerade in Mode gekommenen Massenveranstaltungen in Form der Hippie- und Rock-Messen auf. In Northridge, in der Nähe von Kalifornien, fand vom 20. bis 22. Juni das Newport-Rock-Festival statt, wo 33 Bands und Künstler wie Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jethro Tull, Steppenwolf, The Byrds und auch Joe Cocker mit der Grease Band vor etwa 150.000 Menschen auftraten. Eine Woche später war Joe beim Denver-Pop-Festival, und zwei Wochen später spielte er beim Atlanta-Festival mit Janis Joplin, Delaney and Bonnie, Led Zeppelin und Creedence Clearwater Revival vor 140.000 Zuschauern. „Das waren schon tolle Tage. Ich wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Wir waren ziemlich neu in der Szene, und so mussten wir uns ständig mit den schlechtesten Terminen zufriedengeben. Im Atlanta Stadion z. B. sollten wir eigentlich um acht Uhr abends auftreten, aber so allmählich wurde unser Auftritt immer weiter für die anderen Star-Bands verschoben, und schließlich spielten wir erst um sechs Uhr am nächsten Abend. Es konnte einem aber auch den Kopf verdrehen, wenn man an die vielen verschiedenen Stimulanzien und Substanzen denkt, die es in Amerika damals so gab.“ Stimulanzien, denen Joe bekanntermaßen ja nie abgeneigt gewesen war.
Joe experimentierte damals zunächst mit einer Droge, das in der Szene als „Heavy Jelly“ bekannt war. „Man nahm ein ganz kleines bisschen davon auf einen Fingernagel und spülte es mit Coca Cola runter. Nach ungefähr einer Dreiviertelstunde war immer noch nichts passiert – und dann war auf einmal die ganze Welt wie Watte um einen herum –, in Technicolor. Das dauerte dann 36 Stunden, und in dieser Zeit schien dein Kopf von deinem Körper total getrennt zu sein, und du konntest dich aus großer Höhe betrachten – außerhalb deiner selbst.“
Die größte „Messe“ dieser Art, zu der Jünger der Hippie-Bewegung und der „Make Love – Not War“-Philosophie pilgerten, war natürlich die „Love, Peace & Music-Fair“ in Woodstock.
An drei Tagen im August 1969 verwandelte sich das Gelände einer Farm im US-Bundesstaat New York in den Austragungsort eines Musikfestivals, das nicht nur als Höhepunkt der Hippie-Bewegung gilt, sondern indirekt zum Katalysator einer ganzen Generation wurde, die sich mit den politischen Entscheidungen der damaligen Zeit, insbesondere dem Krieg in Vietnam, längst nicht mehr identifizieren konnte. „Woodstock –
3 Days of Peace and Music“, ein Jahr später als Dokumentarfilm veröffentlicht, darf also zu Recht als eines der Ereignisse in der Geschichte der USA bezeichnet werden, das einen nachhaltigen Einfluss ausübte und nicht nur in den Köpfen der insgesamt mehr als 500.000 Besucher etwas veränderte. Der daraus entstandene Film gilt als „die Wiederauferstehung eines der größten Momente des 20. Jahrhunderts! Das bekannteste Rockereignis aller Zeiten.“
Die Menschen versammelten sich in der Nähe des kleinen Ortes Woodstock, um den bedeutendsten Musikern ihrer Generation (u. a. Jimi Hendrix, Janis Joplin und The Who) zuzuhören. Und Joe Cocker war dabei, wenn auch nur aufgrund einer glücklichen Fügung. Laut Intention des Veranstalters und späteren Joe-Cocker-Managers Michael Lang ging es in Woodstock darum, alle wichtigen Rock-Bands der damaligen Zeit auf einem einzigen Festival zu präsentieren, „aber dann kam uns der Gedanke, dass es vielleicht doch eine gute Idee wäre, wenn wir auch ein paar neue Talente vorstellen würden. Joe Cocker war einfach so unglaublich, dass wir wussten, den müssen wir dabeihaben.“
Joe und die Grease Band sollten das Sonntags-Programm mit The Band and Sly & The Family Stone eröffnen, und die Gage betrug laut VARIETY Magazine 1.375 Dollar.
Joe und die Band mussten mit einem Hubschrauber der US-Army eingeflogen werden, da es 30 Kilometer vor Woodstock schon kein Durchkommen mehr gab.
Sie spielten dann das gleiche Set, welches sie überall zuvor auf den Konzerten und Festivals in Amerika gespielt hatten. Erst am 6. Oktober 2009, also über 40 Jahre später, erschien bei A&M erstmals ein kompletter Mitschnitt in einer besseren als der bis dato üblicherweise erhältlichen Bootleg-Qualität. Die Show mit „Joe Cocker and The Grease Band“ und Chris Stainton an den Keyboards, Henry McCullough an der Gitarre, Alan Spencer am Bass und Bruce Rowlands am Schlagzeug startete um 2 Uhr p.m. Ortszeit und endete knapp 90 Minuten später um 3.25 Uhr. Die Grease Band eröffnete, bevor Joe Cocker dann bei „Dear Landlord“ einstieg und sie anschließend zusammen „Something Comin’ On“, „Do I Still Figure In Your Life“, „Feelin’ Alright“, „Just Like A Woman“, „Let’s Go Get Stoned“, „I Don’t Need A Doctor“, „I Shall Be Released“, „Hitchcock Railway“ und „Something To Say“ spielten. Am Ende folgte die legendäre siebenminütige Interpretation von „With A Little Help From My Friends“. Der Rest ist Geschichte.
„Wir spielten in Atlanta vor etwa 50.000 Leuten. Immer wieder hörten wir da von einer bevorstehenden richtig großen Sache. Vor der Show waren wir gerade in Connecticut und mussten mit dem Hubschrauber eingeflogen werden. Man kam ja sonst gar nicht mehr hin. Es war gigantisch, über das Gelände zu fliegen. Die Band stieg zuerst in einen Hubschrauber, ich kam ihnen mit einem dieser kleinen Leichthubschrauber nach. Ich hatte gar keine Zeit für Nervosität oder so was. Kaum war der Hubschrauber gelandet, hatte die Band schon einen kleinen Soundcheck, und Michael Lang tauchte auf und meinte: ‚Seid ihr so weit?‘, und ich meinte: ‚Klar‘, ging die Stufen hoch, und wir legten los. Keine Zeit für Lampenfieber … Im Film sieht man, wie jemand zu mir sagt: ‚Joe, dreh dich mal um.‘ Da sah ich diese riesige Regenwolke, und dann ging die Schlammschlacht los … Ich weiß noch, wie wir die Zeit nach dem Auftritt mit ein paar Hippies in einem Wohnwagen verbrachten. Es dauerte einige Stunden, bis wir wegkonnten. Aber irgendwie hatten wir Glück, wir hatten einen guten Tag. Wenn man vor so vielen Menschen singt – also, man kann vor 50.000 Leuten spielen, und es ist immer noch ein Konzert, aber wenn man diese Grenze überschreitet, wie ich es drei oder vier Mal getan habe –, dann ist das etwas anderes. Ich weiß noch, wie ich nach der Hälfte unseres Auftritts dachte, wir würden nie rüberkommen. Dann spielten wir ‚Let’s Go Get Stoned‘ von Ray Charles, was ja wirklich passte, und dann kam Schwung in die Sache. Zum Abschluss spielten wir ‚With A Little Help From My Friends‘, den Song, der in meinem Leben eine große Rolle spielte“, erinnerte sich Joe. „Zwei Jahre vor Woodstock hatte ich in einer Bar vor höchstens 300 Leuten gespielt. In Woodstock war es nicht einfach, eine solche Menschenmenge bei der Stange zu halten. Aber als ich schließlich ‚With A Little Help From My Friends‘ brachte, hatten wir es geschafft. Wir waren gerade fertig, da zog eine riesige schwarze Wolke auf, und es goss stundenlang. Ich erinnere mich auch noch daran, dass ich der Einzige in der Band war, der kein LSD genommen hatte.“
Und er fügte hinzu: „Ich denke, dass wir an diesem Tag einfach gut gespielt haben, während viele andere Acts nicht gerade ihr Bestes gaben. Wir hatten das Glück, dass die Kamera gerade lief und wir gut spielten, sonst nichts! Dadurch wurden wir zum Synonym der Musik für Leute, die jetzt an dieses Festival denken. Sie wissen schon, man denkt an Jimi Hendrix, wie er ‚Star Spangled Banner‘ spielt, und man wird sich immer an ‚With A Little Help From My Friends‘ erinnern. Es war schon eine unglaubliche Zeit, das Ende einer Ära, das Ende von Flower Power. Ich glaube, dieses Festival fand so großen Widerhall, weil es das Ende dieser Zeit markierte. Zumindest war das Ende damals sehr nahe.“
„Woodstock war magisch“, erzählte Cocker auf einer Pressekonferenz einem Journalisten der österreichischen KRONEN ZEITUNG. „Die Menschen hatten sich das ganze Jahr über die Köpfe heiß geredet. Wir spielten damals auf vielen großen Festivals mit 50.000 Zuschauern und mehr. Als wir vor 70.000 Leuten in Atlanta auftraten, ging schon das Gerücht herum, dass es an der Ostküste eine Show geben würde. Die Mundpropaganda war riesig, du konntest praktisch an jeder Ecke jemanden über ‚dieses riesige Festival‘ reden hören. Aber erst, als wir mit dem Helikopter zur Bühne geflogen wurden, dachte ich mir beim Hinuntersehen: oh mein Gott!“
Bei seiner Woodstock-Performance war Joe Cocker in der Form seines Lebens, und deshalb ist „With A Little Help From My Friends“ auf immer und ewig nicht mit den Beatles, sondern mit „Woodstock“ und mit Joe Cocker verbunden.
Zwei Wochen nach Woodstock flog Joe mit der Band nach England zurück und nahm beim Isle-of-Wight-Festival teil. Dort traf er kurz John Lennon und war froh, Bob Dylans ersten Auftritt nach seinem schweren Motorradunfall drei Jahre zuvor erleben zu können.
Cockers zweites Album wurde anschließend im Frühjahr 1969 eingespielt und erschien schon im Oktober 1969, gerade einmal ein halbes Jahr nach seinem Erstling. Es hieß einfach nur „Joe Cocker!“. Musikalisch fiel es in dieselbe Kategorie wie sein Vorgänger. Die Tracklist begann mit „Dear Landlord“ und dem danach folgenden Leonard-Cohen-Cover „Like A Bird On A Wire“. Cocker führte die Tradition fort, Dylan und den Beatles die Ehre zu erweisen, aber anders als bisher machte er diesmal aus Dylans „Dear Landlord“ (einem Walzer) einen Rock’n’Roll-Song. Neben „Darling Be Home Soon“ von den Lovin’ Spoonful nahm Joe mit „That’s Your Business Now“ zudem auch wieder eine erfrischende Cocker/Stainton-Komposition auf.
Im Frühsommer 1969 hatte er die Beatles, die beeindruckt von seiner Bearbeitung von „With A Little Help From My Friends“ waren, in London besucht und um unveröffentlichte Songs nachgefragt. George Harrison hatte ihm gleich ein Demo von „Something“ aufgenommen und mitgegeben; es existiert ein Foto aus dieser Zeit, das die beiden vermutlich bei diesem Treffen zeigt, und es gibt sogar Gerüchte, dass George auf Cockers Aufnahme die Rhythmusgitarre spielt. Joe wollte auch gerne McCartneys „Golden Slumbers“ haben, was dieser jedoch ablehnte. Aber bei „She Came In Through The Bathroom Window“ gab es keine Einwände, und Joe nahm seine eigenen Versionen der beiden vereinbarten Songs auf. Diesmal fanden die Aufnahmen in Los Angeles statt, und er wurde wieder von kompetenten Musikern begleitet: Neben Chris Stainton und seiner Grease Band wirkten u. a. Merry Clayton, Bonnie Bramlett und Rita Coolidge mit, Sneeky Pete Kleinow und Clarence White (von den Byrds) spielten Gitarre. Am markantesten aber war das Auftreten von Leon Russell, der das Album letztendlich sogar koproduzierte und während Joes „Mad Dogs & Englishmen“-Tour ein Jahr später einen großen Einfluss auf dessen Karriere – im Guten wie im Schlechten – ausüben sollte.
Hippies, freie Liebe und Drogenexperimente – Die 70er als eine Epoche voller Widersprüche (1970) / Tage voller Mad Dogs & Englishmen – Der Film und die Tournee (1970) / Joes erstes Live-Album „Mad Dogs and Englishmen“ (1970) / „Like A Bird On A Wire“ und die Kunst, Coverversionen von Leonard Cohen, Bob Dylan und den Beatles zu singen (1970) / Trost bei Rita Coolidge (1971) / Hilfe vom Bruder und Rückzug nach Sheffield (1971) / Album Nr. 3: Das „Joe Cocker“-Album alias „Something To Say“ (1972) / Beim fränkischen Woodstock in Würzburg (1972) / Unter Drogen, in Haft und ausgewiesen in Australien (1972) / Kalter Entzug in Cornwall (1973) / Erstmals wieder im Studio (1973) / Album Nr. 4: „I Can Stand A Little Rain“ (1974) / Haft in Wien (1974) / Zusammenbrüche und Rückzüge (1974) / Mehrere Managerwechsel und mit John Belushi bei „Saturday Night Live“ (1975) / Album Nr. 5: „Jamaica Say You Will“ (1975) / Live in L.A. (1976) / Psychosen und Album Nr. 6: „Stingray“ (1976) / Das Ende der A & M-Jahre, neue Plattenverträge und neue Abstürze (1976) / 7: „Luxury You Can Afford“ (1978) / Die Trennung von Freundin Eileen (1978) / Woodstock-Revival (1979)
Den Jahreswechsel 1969/1970 nahm Joe Cocker aufgrund permanenten Konzertierens und damit in Verbindung stehendem Tournee-Stress, Management-Druck – und Drogenkonsum – nicht mehr ganz bewusst war.
Es war die Zeit des Durchbruchs und eine Zeit voller Widersprüche, die letztendlich bis zum psychischen Zusammenbruch führen sollte.
Die Hippie-Bewegung war damals auf ihrem Höhepunkt. Spätestens, nachdem Scott McKenzies Hit „San Francisco“ 1967 die Hitparaden gestürmt hatte, suchte sich die im Aufbruch befindliche Jugendkultur einen neuen alternativen Lebensstil. Der Geist von Woodstock schwappte von den USA 1970 nach Europa über. Doch die Drogenexperimente forderten ihren Tribut. Statt Kunst, Poesie und Liebe wurde die Szene zunehmend von harten Drogen und Dealern beherrscht.
Es gibt Parallelen zwischen Janis Joplin und Joe Cocker, die sich auf ihrer beider Herkunft aus der Arbeiterklasse, auf ihre Stimmen, die mehr schwarz denn weiß klangen, aber auch auf ihre Erfolge und auf ihren Drogenkonsum beziehen. Janis starb 1970, Cocker lebte weiter, versank aber zunehmend im Morast von Erwartungsdruck, Managementfehlern, Selbstüberschätzung und allzu menschlichen Schwächen. Letztendlich überlebte Joe Cocker zwar, brach jedoch ein, zerbrach an dem, was anfangs wie Erfolg aussah.
Sein zweites Album war im November 1969 erschienen, und er war damit sofort auf Tournee gegangen. Eine Pause gab es nur bis Neujahr 1970. Zunächst war eine Englandtournee angesagt, dann ein Auftritt bei der Musikmesse Midem im französischen Cannes. Danach schickte ihn Dee Anthony, sein Konzertpromoter, zum dritten Mal nach Amerika. Doch Joe zögerte. Er fühlte sich ausgebrannt und lehnte die Tournee ab.
Die Ochsentour aus Studio-Aufnahmen, Konzerten, Interviews und Fernsehauftritten, die er binnen zwei Jahren zum dritten Mal durchmachte, war Joe zu viel. Die mentale Anstrengung, nun auf einmal vor Zehn- bzw. Hunderttausenden von Menschen in Amerika zu performen, wurde für ihn, der noch kurz zuvor vor wenigen Leuten in Pubs gastiert hatte, immer größer. Dee Anthony witterte jedoch die Chance, mit Joe Geld zu machen. Der Amerikaner flog deshalb extra nach England, um mit ihm persönlich zu sprechen. Aber Joe blieb hart, schließlich war er der Bandleader. Dee versuchte ihn davon zu überzeugen, dass es jetzt die beste Zeit sei, nach Amerika zu gehen. Er verwies auf die schon vorhandene Publicity, auf seinen werbewirksamen und den Bekanntheitsgrad steigernden Auftritt in Woodstock. All das und zahlreiche Konzerte im ganzen Land sollten die besten Voraussetzungen sein, seinen Durchbruch in den Staaten zu zementieren. Aber Cocker war müde, erschöpft, und den Vertrag, den er angeblich mit Dee Anthony hatte, ignorierte er und stritt ihn noch Jahre danach in vielen Interviews ab. Als Schutzreaktion gegen Dees Drängen löste er kurzerhand die Grease Band auf.
Dee Anthony drehte danach fast durch. Er hatte bereits Hallen gebucht, Plakate gedruckt und andere Vorbereitungen getroffen. Die Tour sollte im Februar starten. Dee machte immer mehr Druck und drohte damit, Joe zu verklagen. Das machte wiederum Joe völlig verrückt. Er bekam Angst. Er konnte sich nicht mehr genau erinnern, was er da angeblich unterschrieben haben sollte. Am Ende seiner Kräfte, wusste Joe nicht mehr, was er tun sollte. Zum einen wollte er keinesfalls gleich nochmals auf Tournee, zum anderen hatte er jedoch Angst, dass Dee vielleicht doch recht haben könnte – mit dem Vertrag und damit, dass, wenn er jetzt die bereits angekündigte Tournee nicht durchführte, er in Amerika als unzuverlässiger, unprofessioneller Künstler gebrandmarkt werden würde. Joe befürchtete, dass er alles, was er sich bisher erarbeitet hatte, mit der Entscheidung, nicht auf Tour zu gehen, möglicherweise kaputtmachen würde.
Anthony wiederum argumentierte damit, dass seine zwei 69er-Alben gerade jetzt erst in den USA völlig angesagt seien und er mit dem Woodstock-Auftritt im Rücken und durch eine (nunmehr dritte) Tournee seinen Marktwert erheblich steigern und endlich wirklich Geld verdienen könne. Woodstock hatte Joe gerade einmal wenig mehr als 1.000 Dollar Gage eingebracht, und die noch so medienträchtigen Auftritte davor und danach waren finanziell ebenfalls nicht besonders erfolgreich gewesen.
Als sich Joe dessen bewusst wurde, dass er sich selbst in dieses Dilemma manövriert hatte, bat er Denny Cordell um Hilfe, der schließlich die Idee hatte, Leon Russell zu fragen, ob der nicht eine Lösung habe. Bis es so weit war, versteckte sich Joe bei Denny in dessen Haus in Los Angeles. Irgendwann kamen Dee und Leute von der Plattenfirma A&M Records vorbei und zeigten ihm den Vertrag noch einmal. Er musste etwas tun. „Vielleicht nur eine kleine Band und eine kleine Tour, vielleicht mit Leon am Klavier, Chris Stainton am Bass … und einem Gitarristen und einem Trommler. Das könnte doch reichen“, dachte sich Joe und ließ sich schließlich darauf ein – sich überrumpelt, verraten und ausgenutzt fühlend. Einsichtig, dass er nur einen von ihm unterschriebenen Vertrag zu erfüllen hatte, zeigte er sich diesbezüglich aber nie. Joe Cocker war geradezu naiv, wenn er glaubte, dass ihn ein Manager aus der Musikbranche auch nur einen Moment ausruhen ließe oder ihm entgegenkommen würde, wenn dafür womöglich auf Gewinne aus Tourneen und Veröffentlichungen verzichtet werden müsste.
Zudem schien ihn alles, was da auf ihn zukam, nervös und unsicher zu machen. „Wir hatten nie an eine große Band gedacht, wie sie dann schließlich entstanden ist … meine Absicht war es lediglich, eine kleine Truppe zusammenzustellen. Aber Leon wollte nur mitmachen, wenn er selbst die Band organisieren konnte“, gestand er später. Die Menschen um Joe herum sahen das indes anders. Sie witterten Geld und sahen keinen Anlass, auf Joes Befindlichkeiten und die aufkommenden Selbstzweifel und Unsicherheiten Rücksicht zu nehmen. Sie handelten getreu dem Motto „Die Kuh muss gemolken werden, wenn der Euter dick ist“, erinnerte sich Denny Cordell: „Joe hatte keine andere Möglichkeit, als in der Kürze der Zeit und mit der gebotenen Eile seinen Vertrag zu erfüllen.“ In der Folge kam es zu dem, was als der „größte Rock-Zirkus aller Zeiten“ namens „Mad Dogs & Englishmen“ in die Rockgeschichte eingehen sollte, ein Unterfangen, das Joes Ruhm nach Woodstock um ein Vielfaches vergrößerte, aber seine finanzielle und psychische Situation um ein ebenso Vielfaches verschlimmern sollte. Joe Cocker hatte bereits seit Ende der 60er Probleme mit Alkohol und Drogen gehabt. 1969, vor und nach Woodstock, war er auf unzähligen Drogentrips gewesen. Die 70er-Jahre mit dem Beginn der „Mad Dogs & Englishmen“-Tournee trugen dazu bei, seine Sucht zu intensivieren.
Denny Cordell sorgte in den Studios von A&M Records in L.A. für Räumlichkeiten, um dort mit der von Leon Russell zusammengestellten Band zu proben. Fünf Tage später flogen alle zum Eröffnungskonzert nach Detroit, und Joe hatte plötzlich Spaß an diesem großen neuen Projekt. Die plötzliche Begeisterung passte in sein damaliges Gefühlsleben, das von Stimmungsschwankungen bestimmt wurde.
Die Band war größer als vorgesehen. Viel größer. „Wir waren alle plötzlich wie hypnotisiert“, sagt Cordell rückblickend. Leon Russell hatte trotz der auf über 40 Leute angewachsenen Band jedoch alles im Griff. Cordell hatte zudem noch die Idee, das ganze Unterfangen mit einem Filmteam festzuhalten, was die Zahl der Mitreisenden noch einmal erhöhte. Russell wiederum gefiel sich in der Rolle des „musikalischen Direktors“, der das Programm bestimmte. Joe wollte sich jedoch ungern die Leitung der Band aus der Hand nehmen lassen. Bei der Grease Band war er schließlich auch der Bandleader gewesen. Wieder war er mit einer Stress-Situation konfrontiert.
Joe wollte den letzten Hit der Rolling Stones, „Honky Tonk Women“, als Opener der Show. Russell schlug die ältere Julie-London-Nummer „Cry Me A River“ als Gospel-Version vor. Ein Glücksfall war der Box-Tops-Hit „The Letter“, der bei den Proben in den A&M Studios zusammen mit „Space Captain“, einem Song von Matthew Moore, aufgenommen wurde. Diese beiden Songs wurden schließlich als Single veröffentlicht und Joes erster Top-Ten-Erfolg in Amerika. Leon Russells Vorschlag war damit hinfällig.
Was das „Mag Dogs & Englishmen“-Projekt so außergewöhnlich machte, war auch das darin gelebte Hippie-Feeling. Getreu dem Motto „Wir sind alle eine Familie“ waren plötzlich aus 20 Musikern über 40 geworden, und alle fühlten sich in dem familiär-freundschaftlichen Kreis glücklich. Joints machten die Runde, und alle fanden es wunderbar. Es herrschte ein geordnetes Chaos, was auch im später veröffentlichten Film bestens wiedergegeben wurde. Die Band hatte mit Jim Gordon, Jim Keltner bzw. Chuck Blackwell drei Schlagzeuger, weil sich niemand traute, den zwei überflüssigen abzusagen. Dazu gab es noch zwei Perkussionisten: Bobby Torres und Sandy Konikoff. Die Bläser-Section bildeten Bobby Keys und Jim Price, später kam noch Jim Horn dazu; Carl Radle spielte Bass; Don Preston war an der Gitarre; Chris Stainton spielte Klavier und Orgel und Leon Russell Klavier und Gitarre. Der „Space Choir“ bestand ursprünglich aus zehn Sängern, wurde jedoch immer größer, und Rita Coolidge und Claudia Lennear waren dabei die herausragenden Sängerinnen bei Songs wie z. B. „Superstar“. Fälschlicherweise wurde dieser Song Leon Russell zugeschrieben. „Das war mein und Bonnies Song. Leon und Delaney haben den Song fertigbearbeitet und dann ihre Namen daruntergesetzt. Man hat uns den Titel ganz einfach geklaut“, ärgert sich Rita Coolidge noch heute. Die Truppe um die elf angesehenen Profimusiker und den beachtlichen Chor, die als eine der besten Formationen gilt, die Cocker jemals hatte, lief dann von Konzert zu Konzert zu unerwarteten Höchstformen auf.
Die Tour begann am 20. März 1970 in Detroit unter dem Motto: „Joe Cocker, Mad Dogs & Englishmen.“ 65 Auftritte in zwei Monaten sollten folgten. Das heißt pro Tag mindestens ein Konzert, an manchen Tagen gar zwei. Die Tour führte die dann irgendwann auf knapp 50 Künstler angewachsene Mannschaft, die aus den Musikern, ihren Familien, Technikern, Roadies und einer kompletten Filmcrew bestand, durch 48 Städte der USA. Die Anzahl änderte sich dauernd, da immer wieder jemand dazustieß und andere gingen. An manchen Tagen wurden sogar an die 100 Leute gezählt.
Cockers Management mietete kurzentschlossen eine Super Constellation an, auf deren Nase man die Worte „Cocker Power“ pinselte. Alles in allem gingen 43 Leute und ein gefleckter Hund am 19. März 1970 an Bord der Maschine und flogen nach Detroit, wo die Tournee am nächsten Tag beginnen sollte.
In Detroit wurde Joe Cocker gefeiert wie nie zuvor. Eine Woche und vier Shows später kamen die „Mad Dogs“ in Bill Grahams Fillmore East in New York an, wo später der größte Teil des Live-Albums und des Films innerhalb zweier Tage aufgenommen wurde.
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