Kitabı oku: «Management-Coaching X.0», sayfa 3

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– Woran kann ich bei mir selbst erkennen, dass ich mich im »expanded self« eines anderen befinde?

– Woran erkenne ich beim anderen, dass dieser ein »expanded self« mit mir herstellt?

– Woran erkenne ich bei mir, dass ich ein »expanded self« mit anderen herstelle?

Für einen Coach, der mit solchen Persönlichkeitsstrukturen in Kontakt ist, sind diese Aspekte äußerst wertvoll und sollten unbedingt Beachtung finden (vgl. auch Schneck 2012, S. 106 f.).

▶ Als Charakterhaltungen narzisstisch gestörter Menschen findet man häufig das schon von Freud beschriebene narzisstische Anspruchsdenken, dass einem wie selbstverständlich bestimmte Rechte und Privilegien einzuräumen sind, sowie eine Haltung von Rechthaberei und Besserwisserei. Man erlebt eine unreflektierte Überheblichkeit, eine Überzeugung, immer im Recht zu sein, die auch durch eine differenziertere Meinung des Gegenübers kaum oder gar nicht zu überwinden ist. Sie wirken daher äußerst selbstgerecht. Psychoanalytiker sprechen von einer narzisstischen Informationsverarbeitung, wenn negative Eigenschaften überwiegend anderen Menschen unterstellt und positive Eigenschaften dem eigenen Selbst zugesprochen werden, um das fragile Selbstbild zu schützen. Dies führt außerdem zu einer Verzerrung der Realität.

Ein narzisstisches Anspruchsdenken entsteht häufig bei solchen Menschen, die als Kinder narzisstisch ausgebeutet, sexuell verführt oder über Gebühr bewundert wurden.9 Untergründig bleiben dann oft Überzeugungen bestehen, dass ein Anspruch auf Ausgleich besteht, z. B. auf besondere Rechte, auf ein eigenes Entwicklungstempo, auf besondere Rücksichtnahme, auf besondere Schonung. Eng verbunden mit dem beschriebenen Anspruchsdenken ist auch anhaltendes Selbstmitleid – diese Menschen sehen sich ständig als Opfer.

Rechthaberei, Selbstgerechtigkeit, Anspruchsdenken und Selbstmitleid werden häufig begleitet von einer Kränkbarkeit, die von einer leichten Form der Verlegenheit bis zur Überempfindlichkeit reichen kann. Diese Kränkbarkeit kann jedoch auch hinter einer Haltung von Gleichmut und Arroganz verborgen bleiben. Gerade eine Haltung emotionsloser Sachlichkeit kann im Wirtschaftsleben Erfolg versprechend sein. Kränkbarkeit kann viele Ursachen haben und zu unterschiedlichsten Reaktionen führen. Die Reaktionsmöglichkeiten reichen von arroganter Abwertung des Gegenübers über destruktive Feindseligkeit hin zu Jähzorn und rachsüchtiger, narzisstischer Wut auf der einen Seite, über selbstschädigende Aggressionsentladungen, Missmut bis hin zu suizidalen Fantasien auf der anderen Seite (vgl. Mertens 1981, S. 157).

▶ Fantasien von Omnipotenz sind bei narzisstischen Persönlichkeitsstörungen häufig zu finden. Dabei spielt die allzu frühe Unterbrechung kindlicher Grandiosität und Selbstbehauptung eine entscheidende Rolle. Je gravierender die Auswirkungen kindlicher Traumatisierungen waren, desto intensiver hat sich das Kind in kompensierende Größenfantasien geflüchtet, die im späteren Leben einerseits zur Stützung des Selbstwertgefühls dringend benötigt werden, andererseits aber als quälender Perfektionsanspruch auftreten können (vgl. ebd. S. 158). Die Kehrseite der Größenfantasie ist die Selbstverachtung, die sich bei narzisstisch gestörten Personen häufig antreffen lässt – auch wenn sie aufgrund eines selbstsicher wirkenden Auftretens nur selten von Außenstehenden wahrgenommen werden kann. Diese Selbstverachtung kann gelegentlich mit selbstschädigenden Handlungen einhergehen. Bei stärker gestörten narzisstischen Menschen kommt es zudem öfter zu Schwierigkeiten in der Regulation triebhafter und affektiver Spannungen, wie z. B. Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten auszuhandeln oder sexuelle Erregung zu kontrollieren und zu genießen. Eine affektive Instabilität äußert sich z. B. in einer Stimmungsschwankung von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Die Impulsivität dieser Menschen kommt aufgrund der Unfähigkeit zum Handlungsaufschub und zur Erregungsbewältigung durch Vorstellungs- und Denktätigkeit zustande.

An dieser Stelle muss auch die Überreflektiertheit als ein mögliches Kennzeichen intelligenter narzisstischer Persönlichkeiten genannt werden. Eine übermäßige Denktätigkeit dient der Stabilisierung des Selbst und der Abwehr von Affekten, wie z. B. Neid, Ergriffenheit oder Trauer. Wo andere Menschen fühlen und empfinden, tauchen bei ihnen Gedanken auf, deren Ausdruck z. B. in Form von Benennung von Widersprüchen, selbstironischen Relativierungen oder sarkastischem Humor der eigenen Stabilisierung dient (vgl. ebd. S. 162). Zum Abschluss der phänomenologischen Beschreibung soll noch auf den Aspekt des Narzissmus im Lebensverlauf eingegangen werden. Der Prozess des Älterwerdens beinhaltet die Gefahr vielfacher narzisstischer Kränkung. Meist wird im Laufe des Lebens ein soziales Netz geknüpft; Freunden, Bekannten und Verwandten werden Sympathie, Wertschätzung und Dankbarkeit entgegengebracht, es entsteht eine verlässliche Welt von (verinnerlichten) Beziehungen. Bei narzisstisch gestörten Menschen fehlt dies meist, da aufgrund eigener Größenfantasien und Neid keine dauerhaften Beziehungen aufgebaut werden können und konnten. Die sich daraus ergebende innere Leere aufgrund des Fehlens wertvoller Beziehungen wird Anlass für Lebensüberdruss und Depression. Hinzu kommt, dass Ersatzhandlungen wie eine neue Liebschaft oder der Kauf eines neuen Autos im Alter schwerer zu realisieren sind, aber auch an narzisstischem Glanz verlieren. Der narzisstisch gestörte Mensch wirkt, als ob er keine innere gelebte und erfüllte Vergangenheit habe. Er klagt über das so schnell vergangene Leben; gemessen an seinen Größenfantasien und unrealistischen Idealen erscheint es ihm als wertlos und überflüssig. Zudem ist es schwierig, sofern vorhanden, die eigenen Kinder heranwachsen zu sehen und sich mit ihrer Unabhängigkeit anzufreunden.

Manche narzisstisch gestörten Persönlichkeiten versuchen das Älterwerden zu verleugnen, indem sie eine Fassade jugendlicher Schönheit, z. B. durch Lifting, Anti-Aging und Fitness, aufrechtzuerhalten versuchen. Gerade Männer leiden häufig unter dem Haarausfall, der Zunahme des Leibesumfangs und dem Rückgang der sexuellen Potenz. Männer sollten daher spätestens im mittleren Erwachsenenalter wieder Interesse für ihre Gefühle, ihre Innenwelt sowie das Wachsen und Gedeihen des Lebendigen entwickeln und auf die Einschüchterungen der Nachkommenschaft verzichten, wie sie sich z. B. auch im rücksichtslosen Verbrauch der Ressourcen, im Klimawandel und in der Staatsverschuldung zeigen.10

3. Zur Unterscheidung zwischen einem gesunden und einem pathologischen Narzissmus sowie einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung

Für das in diesem Buch behandelte Thema ist es wichtig, zwischen den verschiedenen Ausprägungsformen von Narzissmus zu unterscheiden. Im Rahmen meiner schon genannten wissenschaftlichen Arbeit habe ich auch ein sehr ergiebiges und bereicherndes Interview mit Mathias Lohmer geführt, einem ausgewiesenen Experten in der Diagnose und Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung, aber auch in der Berücksichtigung psychoanalytischer Ansätze in Coaching und Organisationsberatung (vgl. Lohmer, 2000, 2005, 2007).

Auf meine Frage, für wie wichtig er die Berücksichtigung narzisstischer Phänomene im Rahmen von Coaching erachte, antwortete er mir: »Ich erachte die Berücksichtigung narzisstischer Phänomene im Coaching für sehr wichtig. Allerdings gilt es zu differenzieren, denn Narzissmus bewegt sich auf einem Kontinuum von normal über pathologisch bis zu einem malignen Narzissmus. Am Ende dieser letzten Kategorie ist dann der Übergang zur antisozialen und zur psychopathischen Persönlichkeit.

Beim normalen Narzissmus existiert ein intaktes ausgewogenes inneres Selbstbild. Führung gestaltet sich ohne neurotische Hemmung. Am Übergang zum pathologischen Narzissmus findet man aufgrund vorhandener Minderwertigkeitsgefühle kompensierende Funktionen. Erfolge und Macht kompensieren narzisstische Defizite. Beim pathologischen Narzissmus sind jedoch noch (Selbst-) Reflexionsfähigkeiten und Realitätsbezug vorhanden. Die Person lässt andere Meinungen gelten. Allerdings liegen hier schon eine hohe Kränkbarkeit und Schwierigkeiten vor, längerfristige Beziehungen aufrecht zu erhalten.

Beim malignen Narzissmus besteht eine stärkere Über-Ich-Pathologie. Das Über-Ich ist durch Aggression infiltriert. Die Aggression spielt eine größere Rolle. Die Manipulation anderer Menschen wird als lustvoll erlebt. Andere Meinungen können kaum ertragen werden. ›Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.‹ Es herrscht eine platte Schwarz-Weiß-Mentalität. Diese Mentalität schlägt auf die Organisation über. Der Realitätsverlust geschieht früher und ist größer.

Bei der psychopathischen Persönlichkeit liegt ein massiver Über-Ich-Defekt vor. Es besteht Angstfreiheit vor Risiken, auch wenn sie die eigene Person betreffen. Diese Personen besitzen enorme Fähigkeiten, zu manipulieren.

Die Gegenthese ist, dass Narzissmus ein menschliches Grundbedürfnis nach Tun, Gestalten, Macht, sich Exponieren, Dekonstruieren (etwas Neues), Motivieren, Visionen Entwickeln, die Fähigkeit, etwas anderes zu denken, sich über etwas Gegebenes hinwegzusetzen ist. All dies braucht ein Maß an konstruktivem Narzissmus. Ich ruhe in mir, um mich über etwas hinwegsetzen zu können. Konstruktiv narzisstische Persönlichkeiten können Komplexität mutig reduzieren, Visionen generieren, eine Aufbruchsstimmung erzeugen und so radikale Transformationen durchführen.« (Schneck 2012, S. 466 f.)

In dieser Aussage von Lohmer wird deutlich, dass es zu differenzieren gilt zwischen einem gesunden Narzissmus und verschiedenen Formen und Graden der narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Abbildung 2 verdeutlicht in Anlehnung an ein psychoanalytisches Klassifikationsmodell von Otto F. Kernberg (vgl. 2006, S. 31) die verschiedenen Ausprägungsformen von Persönlichkeitsstörungen. Klassifikationskriterium ist dabei einerseits in der Horizontalen die Schwere der Störung – von schwach ausgeprägt bis stark ausgeprägt – und in der Vertikalen von Introversion bis Extraversion.


Abb. 2: Beziehungsgefüge der Persönlichkeitsstörungen (in Anlehnung an Kernberg 2006, S. 31)

Abbildung 2 nimmt nochmals Bezug zur Gefahr der frühen Störung beim Menschen aufgrund seiner evolutionären Disposition, wie sie ganz am Anfang dieses Teils ausgeführt wurde. Schwerpunkt des vorliegenden Buches ist das Kontinuum des Narzissmus von gesund über pathologisch bis hin zu maligne, wenn man der Begrifflichkeit von Lohmer folgt.

Bevor nun zunächst auf den gesunden Narzissmus eingegangen wird, sei noch auf einen erwähnenswerten Aspekt von Abbildung 2 hingewiesen. Das gesamte Kontinuum oder Spektrum narzisstischer Verhaltensweisen bewegt sich auf dem Pol der Extraversion, d. h. unabhängig von der Ausprägung zeichnen sich narzisstische Verhaltensweisen durch eine nach außen gewandte Haltung aus. Ein Umstand, der in den Abschnitten über Narzissmus als gesellschaftliches Phänomen und Narzissmus im Management nochmals besonders deutlich wird.

Gesunder Narzissmus

Das Spektrum, in dem sich Narzissmus realisieren kann, ist breit angelegt. Er kann dabei Formen annehmen, die entweder klinisch unauffällig sind (weil sie im Bereich des Gesunden liegen) oder aber klinisch auffällig (weil sie bereits in den Bereich des Krankhaften fallen). Dabei gilt es zu beachten, dass Verschiebungen der diagnostischen Maßstäbe im historischen Progress regelmäßig auftreten.11 Die Narzisstische Persönlichkeitsstörung wird eher auf extremere Varianten des Narzissmus beschränkt. In diesem Abschnitt soll speziell auf den gesunden Narzissmus oder eine gesund-narzisstische Persönlichkeit eingegangen werden.

Mertens beschreibt die gesund-narzisstische oder eine wirklich selbstbewusste Persönlichkeit als jemand, der selbstbewusst und selbstsicher auftreten kann, der es liebt, gelegentlich auch im Mittelpunkt zu stehen und keine übermäßige Scheu davor empfindet, von sich selbst zu sprechen. Weil er andere mitreißen kann, arbeiten diese auch gern mit ihm zusammen, ohne sich übergangen oder ausgebeutet zu fühlen. Seine Talente und Begabungen, vor allem auch sein unerschütterliches Überzeugt-Sein von der Sinnhaftigkeit seiner Ziele und Visionen, lassen ihn viele Projekte realisieren, wobei ihm weniger die Bewunderung seiner Mitmenschen wichtig ist als vielmehr die Realisierung seiner Ideen und Vorhaben; aber auch die Freude über eine Anerkennung braucht nicht geleugnet werden. Vielleicht noch wichtiger als der Erfolg in der äußeren Welt ist der gesunden narzisstischen Persönlichkeit aber die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen; dass sich andere Menschen in seiner Nähe wohl fühlen und ebenfalls ein gutes Selbstwertgefühl entwickeln können, gehört zu seinem Hauptanliegen (vgl. Mertens 1981, S. 182).

Für den Psychoanalytiker Hans-Jürgen Wirth kennt der gesunde narzisstische Mensch zwar auch Schwankungen des Selbstwertgefühls, doch kann die Person zwischen den Polen Selbstkritik und Selbstzufriedenheit je nach Situation oszillieren, ohne dabei in das Extrem der Selbsterniedrigung oder das der Selbstüberhöhung zu verfallen. Vor allem findet sich bei Menschen mit einem gesunden Narzissmus keine Spaltung in einen total entwerteten und einen total idealisierten Persönlichkeitsanteil. Die narzisstisch gesunde Persönlichkeit kann sich selbst kritisieren und auch die Kritik anderer ertragen, ohne ihr Selbstwertgefühl grundsätzlich infrage stellen zu müssen (vgl. Wirth 2002, S. 73).

Gesunder Narzissmus und intakte Identität sind eng miteinander verbunden. Volkan weist darauf hin, dass sich eine solide und kohärente Identität nur entwickeln kann, wenn genug Narzissmus vorhanden ist. Weist der Narzissmus eine Störung auf, dann sind Identitätsstörungen wahrscheinlich.12

Die Synthese aus psychoanalytischem Gedankengut und empirischen Befunden von Elsa Ronningstam, einer der führenden Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der narzisstisch gestörten Persönlichkeit, führt zu einer näheren Bestimmung des gesunden Narzissmus. Sie berücksichtigt vier Dimensionen der Selbstregulation:

1. Selbstwert als Ausdruck der Selbsteinschätzung unter Einbeziehung des Leistungsbereichs

2. Affekte, die man zulassen und unterdrücken kann

3. Zwischenmenschliche Beziehungen unter Beachtung von Gerechtigkeit und Bindung

4. Das Über-Ich einschließlich der Ideale, denen sich die Person verpflichtet fühlt.

Auf der Basis dieser vier Dimensionen lässt sich der gesunde Narzissmus durch Ronningstams »dimensionales Regulationsmodell des Narzissmus« wie folgt kennzeichnen:

– Selbstwertregulation: in Form von realistischer Selbsteinschätzung eigener Fähigkeiten und Grenzen; Fähigkeit, Enttäuschung, Kritik und Zurückweisung zu tolerieren und Lob und Anerkennung für reale Leistungen und Erfolge anzunehmen; Größenfantasien dienen als Motivatoren und Richtschnur für Leistungen und Ziele.

– Affektregulation: in Form der Fähigkeit, bewusst Gefühle wie Neid, Scham und Stolz zu erleben; Toleranz, sich minderwertig und gedemütigt zu fühlen; Fähigkeit zu innerer Kontrolle; Empfinden für Macht und konstruktive Aggression.

– Regulation zwischenmenschlicher Beziehungen: in Form von Selbstfürsorge, Selbstachtung und gesunder Anspruchshaltung, was mit dem Gefühl einhergeht, dass man das, was man gewonnen und erhalten hat, auch verdient hat; Fähigkeit zur Empathie und Leidenschaft sowie Empfindung für Zugehörigkeit sowie Wertschätzung für Bindung und persönliche Beziehungen.

– Über-Ich-Regulation: in Form von Selbstlob, Stolz, konstruktiver Selbstkritik, realistischer Balance zwischen erreichbaren Idealen und aktuellen Fähigkeiten (vgl. Ronningstam 2005, S. 69-112).

Das Modell verdeutlicht, in welchem Bereich gesunder Narzissmus angesiedelt ist. Es handelt sich dabei wohlgemerkt um ein idealtypisches Modell. Kein Mensch ist in der Lage, sich immer im Sinne eines gesunden Narzissmus wahrzunehmen und zu verhalten. Wir alle haben mehr oder weniger stark ausgeprägte Entwicklungsdefizite bzw. narzisstische Beeinträchtigungen. Dieses Modell kann aber durchaus als ein hilfreiches Instrument zur Selbstreflexion verstanden werden.

Pathologischer Narzissmus und Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Auch für Otto F. Kernberg kann die narzisstische Persönlichkeit entlang eines Kontinuums klassifiziert werden, dessen Schweregrade von normal bis pathologisch reichen.

– Der normale erwachsene Narzissmus zeichnet sich für Kernberg durch eine normale Selbstwertregulierung aus. Er basiert auf einer normalen Selbststruktur, auf einem integrierten, größtenteils individuell geprägten und abstrahierten Über-Ich und schließlich auf der Befriedigung von Triebbedürfnissen innerhalb stabiler Objektbeziehungen und Wertesysteme.

– Der pathologische Narzissmus wiederum kann für ihn in drei Subkategorien unterteilt werden:

1. Die Regression auf infantile Modi der Selbstwertregulierung, die die mildeste Form narzisstischer Charakterpathologie darstellt. In dieser Kategorie finden sich häufig Fälle von Persönlichkeits- oder Charakterstörungen, deren Selbstwertregulierung übermäßig von der Äußerung oder auch Abwehr kindlicher Bedürfnisbefriedigung abhängig scheint, auf die Erwachsene normalerweise nicht mehr zurückgreifen. Das Problem ist hier, dass das Ich-Ideal dieser Menschen von infantilen Bestrebungen, Werten und Verboten kontrolliert wird. Dabei handelt es sich nach Ansicht von Kernberg um eine häufige, relativ milde Störung, die sich normalerweise im Laufe einer normalen psychoanalytischen Behandlung auflöst.

2. Eine zweite schwerwiegendere, aber relativ seltene Form pathologischen Narzissmus’ ist das, was Freud (1914) als narzisstische Objektwahl beschreibt. In diesem Fall ist das Selbst des Patienten mit einem Objekt identifiziert, während die Repräsentanz seines infantilen Selbst auf dieses Objekt projiziert wird und so eine libidinöse Beziehung herstellt, in der die Funktionen von Selbst und Objekt ausgetauscht wurden. Eine Beziehungsform, die bei Menschen zu finden ist, die einander so lieben, wie sie selbst geliebt werden möchten.

3. Eine dritte und besonders schwere Form pathologischen Narzissmus’ ist für Kernberg die eigentliche Narzisstische Persönlichkeitsstörung, ein Syndrom, das zu den schwierigsten der klinischen Psychiatrie gehört. Aufgrund der intensiven Forschungsarbeiten zur Psychopathologie dieser Störung und einer optimal angepassten psychoanalytischen Behandlungstechnik stellt die Narzisstische Persönlichkeitsstörung für ihn mittlerweile eine der Standardindikationen für eine psychoanalytische Behandlung dar (vgl. Kernberg 2006, S. 263 f.).

Es ist davon auszugehen, dass diese dritte Form des pathologischen Narzissmus schon die Ausprägung des malignen Narzissmus – die eigentliche Narzisstische Persönlichkeitsstörung – beschreibt, wie in Abbildung 2 dargestellt wurde.

Die nachfolgenden Ausführungen zur Diagnostik sollen einer systematischen Sammlung von Informationen zur Narzisstischen Persönlichkeitsstörung13 dienen und Grundlage für die nachfolgenden Abschnitte über die Entwicklungstheorien und über die Behandlung einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung sein.

Als klassische Hilfsmittel zur Diagnose gelten der ICD14 und der DSM.15 Die ›Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme‹ (ICD) ist das wichtigste weltweit anerkannte Diagnoseklassifikationssystem der Medizin. Es wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben. Die Ursprünge des ICD-Systems gehen bis zum Jahr 1850 zurück. Seit seiner Gründung wird das Klassifikationssystem von der WHO weiterentwickelt. Momentan gilt die ICD-10-GM, 10. Aufl. – German Modification, Version 2009. Sie ist zur Verschlüsselung von Diagnosen in der ambulanten und stationären Versorgung anzuwenden. Die narzisstische Persönlichkeitsstörung wird im ICD nur im Anhang erwähnt. Begründet wird dies mit der umstrittenen klinischen und wissenschaftlichen Bedeutung. Neben den allgemeinen Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung (F60) müssen mindestens fünf der in der Tabelle unten aufgeführten Merkmale vorhanden sein.

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