Kitabı oku: «Initiale Topiks und Foki im gesprochenen Französisch, Spanisch und Italienisch», sayfa 3

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Diese Unterscheidung zwischen einer semantischen und einer pragmatischen Komponente des CG ist vor allem für die Begriffe Topik und Fokus relevant. Ersterer wird im folgenden Kapitel zur Topik-Kommentar-Gliederung behandelt. Die Fokus-Hintergrund-Gliederung wird in Kapitel 2.4 näher beschrieben.

2.3 Topik-Kommentar-Gliederung

Die Termini Topik bzw. Thema wurden im Zuge der Beschäftigung mit Informationsstruktur zum Teil sehr unterschiedlich definiert.1 Ein Hauptgrund dafür liegt in der Tatsache, dass die Topik-Kommentar-Gliederung, wie in diesem Kapitel gezeigt werden soll, oft nicht ausreichend von den weiteren Dimensionen der Informationsstruktur, aber auch von anderen sprachlichen Ebenen abgegrenzt wurde.2

Heute versteht man unter den Begriffen Topik und Kommentar (en. topic/comment) auf der Ebene des Satzes üblicherweise die Unterscheidung zwischen jenem Element, über das etwas ausgesagt wird (Topik), und dem Teil, der die Aussage bildet (Kommentar). (cf. Musan 2010, 25) Das komplementäre Begriffspaar geht auf Hockett (1958, 201) zurück, der damit prädikative Strukturen beschreibt: „The most general characterization of predicative constructions is suggested by the terms ‚topic‘ and ‚comment‘ for their I[mmediate] C[onstituent]s3: the speaker announces a topic and then says something about it.“ Eine etwas spezifischere pragmatische Definition von Topik findet sich bei Gundel (1988b, 210): „An entity, E, is the topic of a sentence, S, iff in using S the speaker intends to increase the addressee’s knowledge about, request information about, or otherwise get the addressee to act with respect to E.“ Den Kommentar definiert die Autorin anhand des Topiks wie folgt: „A predication, P, is the comment of a sentence, S, iff, in using S the speaker intends P to be assessed relative to the topic of S.“ (Gundel 1988b, 210)

Bezieht man sich auf größere Einheiten als Sätze, wird – in Anlehnung an Barnes (1985) – meist der Begriff Diskurstopik verwendet. (cf. Stark 1997, 39) „A D[iscourse] T[opic] is, roughly, that thing which a segment of discourse larger than the sentence is about, i.e. about which it supplies information.“4 (Barnes 1985, 28) Wird ein Diskurstopik sprachlich realisiert, kann es gleichzeitig die Rolle des Satztopiks einnehmen. Darüber hinaus können aber auch außersprachliche Sachverhalte als Diskurstopiks fungieren. (cf. Stark 1997, 40)

Als prototypische Topikkonstituenten5 gelten im Allgemeinen Nominalphrasen (NP). (cf. Molnár 1991, 193) Eine generelle Übereinstimmung herrscht darin, dass die Referenzialität von Konstituenten eine notwendige Voraussetzung für ihren Status als Topik ist.6 (cf. Gundel/Fretheim 2006, 187) Quantifizierte Konstituenten mit der Bedeutung ‚ein nicht spezifisches x‘, ‚jedes x‘ oder ‚kein x‘ gelten als nicht topikfähige Elemente, wie Jacobs (2001, 652) anhand des Beispiels (28) illustriert. Allquantifizierte nominale Ausdrücke, die wie in (29) auf eine gesamte Referentenklasse beziehbar sind, können hingegen durchaus als Topiks analysiert werden. (cf. Reinhart 1981, 65) Dass belebte Referenten im Vergleich zu nicht belebten tendenziell häufiger als Topiks fungieren, wurde unter anderem von Dahl und Fraurud (1996, 59–60) gezeigt.


(28) dt. ??Irgendein / *Jedes / *Kein Buch, ich hoffe, wir haben noch ein Exemplar. (Jacobs 2001, 652)
(29) en. Parents don’t understand. But all grownups, they do it to kids, whether they’re your own or not. (Reinhart 1981, 65)

Gundels topic-identifiability condition zufolge muss der Hörer darüber hinaus in der Lage sein, das Topik der Äußerung eindeutig zu identifizieren: „An expression, E, can successfully refer to a topic T, iff E is of a form that allows the addressee to uniquely identify T.“ (Gundel 1988b, 214) Dies ist, so die Autorin, vor allem bei definiten Ausdrücken der Fall.7 Zusätzlich nimmt Gundel mit der topic-familiarity condition eine zwingende Korrelation zwischen Topikalität und der assumed familiarity nach Prince an: „An entity, E, can successfully serve as a topic, T, iff, both speaker and addressee have previous knowledge of or familiarity with E.“ (Gundel 1988b, 212) Mit diesem letzten Kriterium verbindet Gundel die Topik-Kommentar-Struktur nun auch direkt mit dem Informationsstatus von Referenten und postuliert eine 1:1-Entsprechung zwischen Topiks und gegebener bzw. identifizierbarer Information. Die Antwort auf die Frage in Beispielsatz (30) zeigt den durchaus als typisch zu bewertenden Fall, in dem das Topik Teil der gegebenen Information ist, während der Kommentar neue Information enthält.8 Aufgrund ihrer Gegebenheit, d.h. ihrer Nennung im Diskurs, sind Topiks wie das in (30) sehr empfänglich für Pronominalisierungen: „Die einmalige Setzung des Topiks zu Anfang genügt; es muß im folgenden nicht explizit benannt werden, solange es identisch bleibt und als Subjekt kodiert wird.“9 (Wehr 1984, 13)


(30) dt. Was hat Wolfgang gelesen? – Wolfgang/Er hat einen englischen Familienroman gelesen. (Musan 2010, 29)

Reinhart (1981, 66) hingegen ist der Ansicht, dass auch neue, indefinite Nominalphrasen als Topiks interpretiert werden können, sofern sie, wie in (31), spezifisch sind.10 Wehr (1984, 11) sieht keinen Grund, warum nicht auch neue, indefinite Konstituenten in all-new-Sätzen wie dem in (32) als Topiks fungieren sollen, da hier das aboutness-Kriterium eindeutig erfüllt ist. Indefinite Nominalphrasen mit generischer Lesart sind Lambrecht (1994, 154) zufolge wiederum deshalb als Topiks möglich, da sie auf ein Set verweisen, wie etwa in (33). Auch in Beispiel (34) entspricht das Topik einer indefiniten, neuen Nominalphrase, die in der Folge jedoch pronominal wiederaufgenommen wird.11


(31) en. When she was five years old, [a child of my acquaintance]T announced a theory that she was inhabited by rabbits. (Reinhart 1981, 66)
(32) it. Un re s’ammalò. (Wehr 1984, 11)
(33) dt. Ein Arzt kann dir nicht helfen. (Lambrecht 1994, 154)
(34) en. A daughter of a friend of mine, she got her BA in two years. (Gundel 1985, 89)

Ein auf den ersten Blick besonders deutliches Beispiel dafür, dass Topiks nicht immer auf gegebene oder identifizierbare Referenten beschränkt sind, ist die Äußerung (35), da hier die (potenzielle) Nicht-Identifizierbarkeit vom Sprecher explizit verbalisiert wird.


(35) en. Pat McGee, I don’t know if you know him, he – he lives in Palisades […]. (Reinhart 1981, 78)

Unmittelbar nachdem der Sprecher den Eigennamen Pat McGee äußert, wird er sich dessen bewusst, dass der Hörer möglicherweise nicht in der Lage ist den Referenten zu identifizieren.12 Nach Lambrecht (1988, 146) verstößt er damit gegen folgende diskurspragmatische Maxime: „Do not introduce a referent and talk about it in the same clause.“13 Für Stechow (1981, 124) könnte der Einschub I don’t know if you know him folglich „an excuse of the speaker for possibly inappropriate speech“ sein. Wenn etwas alte Information sein sollte, aber nicht ist, verändere der Sprecher den common ground oft auch stillschweigend und agiere einfach so, als wäre die Information bekannt. (cf. ibid.) Lambrecht und Michaelis (1998, 495) haben in diesem Zusammenhang vorgeschlagen, zwischen zum Zeitpunkt der Äußerung bereits etablierten Topiks (ratified topics) und nicht etablierten Topiks (unratified topics) zu unterscheiden.14

Eine Art Vermittlerposition nimmt Lambrecht (1994) ein. Für ihn sind gegebene Elemente aufgrund ihrer pragmatischen Zugänglichkeit eher Topiks.15 Im Gegensatz zu Gundel geht er jedoch, wie in Abbildung 4 deutlich wird, von einer skalaren Topikalität aus.


Abb. 4: Topic acceptability scale (Lambrecht 1994, 165)

Sein Modell, das sich auf die Kategorien von Prince (1981) stützt und damit sowohl die Wissensebene als auch die Bewusstseinsebene von Sprechern berücksichtigt, bietet den Vorteil, dass Topiks, die brand-new sind, zwar als weniger akzeptabel eingestuft, jedoch nicht a priori ausgeschlossen werden. Ähnlich argumentieren Dalrymple und Nikolaeva (2011). Kategorien wie die Definitheit und die Belebtheit erhöhen für sie die Wahrscheinlichkeit, dass eine Konstituente als Topik fungiert.16 Ob sie dies tatsächlich auch tut, hängt vom Sprecher im jeweiligen Kontext ab.17 (cf. Dalrymple/Nikolaeva 2011, 57)

Betrachtet man nun ausgehend von Lambrechts Modell den oben angeführten Satz (31), zeigt sich, dass hier zwar neue Information eingeführt wird, diese aber verankert und damit als Topik akzeptabler als die nicht verankerte Konstituente in (32) ist. Der Vergleich der beiden Sätze legt nahe, dass die Akzeptabilität von Topiks auch mit der diamesischen Variation von Sprache und den jeweiligen Textsorten in Zusammenhang steht. So ist Satz (32) der (sehr spezifischen) Textsorte Märchen entnommen, in der Lambrechts Maxime nicht zwingend Geltung hat, sodass der Satz als völlig unproblematisch und – innerhalb der Textsorte – als durchaus unmarkiert angesehen werden kann.18 In spontaner (Nähe-)Sprache kommen derartige all-new-Sätze jedoch, wie bereits in Kapitel 2.2 thematisiert wurde, deutlich seltener vor.19 (cf. Downing 1995, 12 und Féry 1993, 29) Dass im Falle einer Realisierung oft – wie auch in (34) – eine zusätzliche Topikalisierung in Form einer Linksdislokation erfolgt, könnte u.a. darin begründet liegen, dass dem Hörer so die Dekodierung erleichtert wird, da er durch die pronominale Wiederaufnahme des Topiks und durch die Pausen, die im Zuge dieser Konstruktionen auftreten können, über mehr Zeit zur kognitiven Verarbeitung des neuen Topiks verfügt.

Neben der Referenzialität, der Belebtheit, der Identifizierbarkeit und der Gegebenheit werden in der Literatur noch weitere Kriterien als mögliche Voraussetzungen für Topiks genannt. So wurde versucht, das Topik syntaktisch-linear als das erste Element des Satzes, grammatisch als das Subjekt und phonetisch als nicht akzentuiertes Element zu definieren. (cf. Reinhart 1981, 56) Nach Hallidays Definition des Themas als „what comes first in the clause“ (Halliday 1967b, 212) müssten jedoch, wie Gundel (1988a, 27) anhand der Beispielsätze (36)–(40) zeigt, höchst diverse Elemente wie Objekt- und Interrogativpronomen, Auxiliare, Adverbien und Verben als Thema bzw. Topik interpretiert werden.


(36) en. Him I like.
(37) en. Did he call?
(38) en. Who called?
(39) en. Perhaps John won’t come.
(40) en. Close the door. (Gundel 1988a, 27)

Adäquater wäre es, das Topik als die sich am weitesten links befindende Nominalphrase zu definieren, auch wenn selbst dies nicht immer zutrifft, da Topiks – so Gundel (1988a, 33–35) – problemlos auch postverbal sowie als Nicht-Subjekte, wie zum Beispiel in (41), auftreten können.


(41) en. What about the proposal? – Archie REJECTED it/the proposal. (Gundel 1988a, 35)

Eine relativ einfache Erklärung für die Initialstellung von Topiks findet sich im Beitrag von Primus (1993, 886): „[T]opics are simpler to conceive of first because they are less complex than predications.“ Mit Komplexität meint Primus in erster Linie das syntaktische „Gewicht“, d.h. die Länge von Topiks, die in der Regel geringer ist als jene des Kommentars. (cf. ibid.) Für Musan (2010) hingegen hängt die Initialstellung von Topiks im Deutschen mit der Tatsache zusammen, dass in dieser Sprache auch Subjekte bevorzugt satzinitial stehen. Ebenfalls von Bedeutung seien die meist zentralen semantischen Rollen von Topiks. (cf. Musan 2010, 32) So wurde gezeigt, dass Topiks oft – wenn auch nicht zwingend – Agens oder Experiencer sind, welche ebenfalls vorzugsweise in satzinitialer Position realisiert werden. (cf. Primus 1993, 886) Auch Givón (1976) führt in seiner topicality hierarchy, in der er jene Eigenschaften auflistet, aufgrund derer eine Nominalphrase tendenziell eine topikale Rolle übernimmt, die semantischen Rollen der Konstituenten an.


Abb. 5: Topicality hierarchy (Givón 1976, 152/160)

Für Brunetti (2011) werden agentive Argumente meist als Subjekte kodiert. Die Verbindung zwischen Subjekt und Topik ist für sie nur eine indirekte.

[L]a sélection du sujet comme AGENT dépend des propriétés lexicales du verbe. Par contre, la sélection du topique AGENT se produit au niveau de l’énoncé: un topique est souvent l’agent de la phrase parce que le locuteur généralement préfère parler de l’AGENT […] le chevauchement de sujet et topique est donc ‚accidentel‘, et ne se produit que quand les règles de sélection des arguments verbaux et les facteurs cognitifs qui déterminent la sélection du topique mènent au même argument. (Brunetti 2011, 11)

Aus Sicht von Li und Thompson (1976, 484) sind Subjekte wiederum nichts anderes als grammatikalisierte Topiks.20 Und als diese werden sie für Wehr (1984, 12) auch deswegen bevorzugt initial realisiert, um an das zuvor Gesagte anzuknüpfen.

Dass Topiks nur im konkreten Kontext zu bestimmen sind, illustriert Reinhart (1981) anhand des Beispielsatzes (42). Ohne genauere diskursive und kontextuelle Einbettung würde sich auch bei diesem für das Englische prototypischen Satz mit der Abfolge SVO die Frage stellen, welche der zwei Nominalphrasen als Topik fungiert, teilt der Satz dem Adressaten doch Informationen über beide erwähnte Personen mit. Die Schwierigkeit der Topikidentifikation führt in der Literatur oft dazu, dass versucht wird durch die Angabe eines passenden Ko(n)texts – meist in Form von vorausgehenden Fragen – das Topik der Antwort schon im Voraus festzulegen. Ist der Satz (42) die Antwort auf die Frage (43), wird nach dem aboutness-Kriterium Max zum Satztopik. Wird der Satz hingegen als Replik auf die Frage (44) realisiert, ist die Konstituente Rosa, die weder in der satzinitialen Position steht, noch die grammatische Funktion des Subjekts innehat, als Topik zu analysieren. (cf. Reinhart 1981, 56–57)


(42) en. Max saw Rosa yesterday.
(43) en. Who did Max see yesterday?
(44) en. Has anybody seen Rosa yesterday? (Reinhart 1981, 56)

Damit scheiden die beiden Versuche, das Topik syntaktisch oder grammatisch zu definieren, endgültig aus. Zwar ist das Topik in (42) in keinen der beiden Fälle akzentuiert, jedoch ist dies vielmehr eine Beobachtung über die mögliche (Nicht-)Markierung von Topiks als ein tatsächlich valides Definitionskriterium.21

Für die Topikdefinition bleibt somit auch weiterhin in erster Linie das oft als zu unpräzise erachtete diskurspragmatische Kriterium der aboutness relevant. Die fehlende terminologische Präzision von Topik wird auch von Klein (2012, 107) problematisiert: „I do not think, incidentally, that an aboutness definition of topic-hood is meaningless; but it is very difficult to make it so precise that it discriminates between what one feels is the topic and between other elements of a sentence.“22

Eine weitere Konsequenz der Definitionsproblematik besteht darin, dass auch die Frage nach der Anzahl an potenziellen Topiks pro Äußerung relativ kontrovers diskutiert wird. In einem passenden Kontext, wie jenem in (45), können offensichtlich auch mehrere Topiks (Max, Moritz) auftreten. (cf. Musan 2010, 30) Andererseits werden kognitive Beschränkungen angenommen, da davon ausgegangen wird, dass Menschen ihre Aufmerksamkeit nicht auf mehrere Entitäten bündeln und gleichzeitig über diese sprechen können. Vermutet wird, dass zumindest zwei Topiks möglich sind, die nach dem Grad ihrer Salienz gegebenenfalls als primäres bzw. sekundäres Topik klassifiziert werden können. (cf. Dalrymple/Nikolaeva 2011, 53–54)


(45) dt. Ich erzähl dir was über Max und Moritz: Max hat Moritz beim Schachspielen geschlagen. (Musan 2010, 30)

Um die problematischen Aspekte des Topikbegriffs besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Entwicklung des Terminus. Wie Konerding (2003) erläutert, geht die Topik-Kommentar-Gliederung einerseits auf die Unterscheidung zwischen kategorischen und thetischen Urteilen zurück. Erstere bestehen aus zwei sukzessiven Schritten, nämlich der Nennung einer Entität sowie der Zuschreibung einer Qualität. Die Nennung der Entität dient der Identifikation und – nach heutigem Standpunkt – der kognitiven Fokussierung auf diese, die Zuschreibung der Qualität der näheren prädikativen Beschreibung der genannten Entität. Thetische Urteile sind im Gegensatz dazu einfach. Sie zeichnen sich durch das Fehlen der Herausstellung einer Entität aus. (cf. Konerding 2003, 211–212) „[N]o argument is picked out as a predication base; the entire situation, including all of its participants, is asserted as a unitary whole.“23 (Sasse 1995b, 4–5) Da thetische Äußerungen keine Topikkonstituente aufweisen, werden sie auch als Anti-Topik-Sätze bezeichnet. Diese Sätze machen zwar Aussagen, worüber jedoch wird, wie etwa in Satz (46), nicht explizit genannt.24 (cf. Musan 2010, 30–31)


(46) dt. Es kamen viele Gäste. (Musan 2010, 30)

Vallduví (1990) nennt zwei mögliche Gründe, aus denen ein Topik nicht versprachlicht wird. Entweder nimmt der Sprecher an, dass das Topik dem Hörer bereits bekannt ist, womit die Notwendigkeit es zu realisieren wegfällt, oder es ist ganz einfach kein konkretes Topik verfügbar. (cf. Vallduví 1990, 63) Gundel (1988a, 36) hingegen schlägt vor, in Fällen wie (46) die jeweilige Situation, d.h. die temporale und lokale Verankerung, auf die sich die Äußerung bezieht, als Topik heranzuziehen.25 Aber auch wenn ein Topik verfügbar ist, hat der Sprecher offensichtlich – je nach pragmatischem Kontext – die grundsätzliche Möglichkeit einen Satz als zweigliedrig strukturierte Äußerung, und damit als Topik-Kommentar-Abfolge, oder als Ganzes, und damit als thetischen Satz, zu konstruieren. Markiert werden kann die getroffene Wahl, wie in (47) bzw. (48), durch die Akzentsetzung.26 (cf. Molnár 1993, 161) Féry (2010a) bezeichnet Sätze wie (46) und (48), die ein Ereignis in unzergliederter Form einführen, als eventiv.27 Ihr Beispielsatz (49) verdeutlicht, inwiefern mit den jeweiligen informationsstrukturellen Gliederungen auch unterschiedliche Lesarten erzielt werden können. In eventiver Lesart ist der Satz (49) laut Féry etwa eine Erklärung für eine Verspätung und nicht unbedingt eine Aussage über das Auto. (cf. Féry 2010a, 3–4)


(47) en. The CAT is MIAOWING. (kategorisch)
(48) en. The CAT is miaowing. (thetisch) (Molnár 1993, 161)
(49) dt. Mein Auto ist kaputtgegangen. (Féry 2010a, 3)

Andererseits basiert die Ebene der Topik-Kommentar-Gliederung auch auf den semantisch orientierten Ansätzen von Reinhart (1981) und Heim (1988). In diesen Modellen entsprechen Topiks file-cards, auf denen die Information, die durch den Kommentar zum Ausdruck kommt, abgelegt wird. Jede indefinite Nominalphrase stellt eine eigene file-card dar, während definite Nominalphrasen oder Proelemente – im Modell von Vallduví (1990) auch links genannt28 – auf bereits vorhandene file-cards verweisen.29 Dieser Ansatz kann auch als Modell der mentalen Speicherung von Information im laufenden Diskurs seitens des Rezipienten verstanden werden.30 (cf. Konerding 2003, 212–213) So reiht sich etwa auch Krifka (2007) in diese Forschungstradition ein, indem er das Topik anhand des common ground (CG) als jene Einheit definiert, unter der die im Kommentar ausgedrückte Information im CG content gespeichert werden soll. (cf. Krifka 2007, 41)

Eine systematische Analyse der in der Literatur als Topik bezeichneten Elemente nimmt Jacobs (2001) vor. In seinem Beitrag zeigt er, dass die aboutness nur eine von insgesamt vier relevanten Topik-Dimensionen darstellt. Die erste Dimension besteht für den Autor in der informationellen Trennung von Topik und Kommentar. Diese ist in vielen Topikdefinitionen, wie etwa in der von Hockett (1958, 201: „The speaker announces a topic and then says something about it“), bereits impliziert und unterscheidet Topik-Kommentar-Konstruktionen von den bereits erwähnten Anti-Topik-Sätzen wie jenen in (50), die nur einen satzphonologischen stress-Akzent aufweisen.31 (cf. Jacobs 2001, 641–642) Da jedoch Nicht-Argumente, wie etwa das satzinitiale Adverbial in (51), immer informationell vom restlichen Satz getrennt sind, kann die Separation nicht als alleiniges Merkmal von Topik-Kommentar-Konstruktionen angesehen werden. (cf. Jacobs 2001, 646–647)


(50) dt. Die PoliZEI kommt.
(51) dt. Mit SICHerheit wird Peter ZUstimmen. (Jacobs 2001, 646)

Die zweite Dimension betrifft die Prädikation. Topik-Kommentar-Strukturen zeichnen sich demnach, wie in Satz (52), durch die Präsenz eines semantischen Subjekts (Peter) und eines semantischen Prädikats (schläft) aus. Ersteres ist dabei ein Element der semantischen Valenz von zweiterem. Auf die Präpositionalphrase (PP) in Beispiel (51) trifft dies nicht zu. (cf. Jacobs 2001, 647)


(52) dt. PEter SCHLÄFT. (Jacobs 2001, 647)

Da nun weder die Separation noch die Prädikation stets aboutness inkludieren, muss eine weitere Dimension angenommen werden, die Jacobs Adressierung nennt. Das erste Element ist demnach jenes, unter dem die Information, die durch die folgenden Elemente zum Ausdruck kommt, abgespeichert wird. (cf. Jacobs 2001, 650)

Als vierte und letzte Dimension führt Jacobs die Rahmensetzung an. So kann das satzinitiale Element in (53) nicht durch Adressierung erklärt werden. Es setzt vielmehr einen Rahmen, auf den die Aussage des restlichen Satzes beschränkt ist. (cf. Jacobs 2001, 655–656)


(53) dt. Körperlich geht es Peter gut. (Jacobs 2001, 655)

Diese Art von Topik wird im Allgemeinen als Rahmen(setzungs)topik bezeichnet. Mit der Frage, welche Adverbien als Rahmentopiks in Frage kommen, hat sich Wandruszka (1982) näher auseinandergesetzt. Für ihn muss auch hier die Voraussetzung gegeben sein, dass eine Aussage über die Topikkonstituente (bei Wandruszka Thema) gemacht werden kann. Mit diesem Kriterium fallen bereits manche Adverbien als potenzielle Topiks weg. Während etwa temporale und lokale Konstituenten wie in (54) als (Rahmen-)Topiks fungieren können, ist das bei den Elementen in (55) nicht der Fall. (cf. Wandruszka 1982, 167–168)


(54) dt. Er redet über 1980/heute/damals/hier.
(55) dt. *Er redet über manchmal/häufig/trotzdem/deswegen/wahrscheinlich/leider.32 (Wandruszka 1982, 168)

Das entscheidende Kriterium für die Topikfähigkeit der Konstituenten ist, so Wandruszka, ihre unabhängige Existenz. Das Denotat des Adverbs muss als solches eindeutig identifizierbar sein, damit das Adverb als Topik fungieren kann. (cf. Wandruszka 1982, 168) Mit diesem Kriterium wiederum korreliert für den Autor die Verwendbarkeit der betreffenden Konstituenten in W-Fragen: „Thema ist das, worüber geredet wird, und geredet werden kann nur darüber, worüber etwas gefragt werden kann. […] Worüber man nichts fragen kann, kann man auch nicht reden.“ (Wandruszka 1982, 168) Während nicht topikfähige Elemente wie manchmal demzufolge nur mit Entscheidungsfragen kompatibel sind (56), können Topiks auch in W-Fragen wie in (57) realisiert werden. (cf. ibid.)


(56) dt. *Was macht Peter manchmal?33
(57) dt. Wie geht es Peter körperlich?

Die Rahmensetzung in Sätzen wie (58) zeichnet sich insofern durch eine Besonderheit aus, als hier offensichtlich alternative Rahmen eine Rolle spielen. So kann die Antwort der dialogischen Sequenz in (58) implizieren, dass es dem Referenten von John auf anderer, beispielsweise finanzieller Ebene, nicht gut geht. Gäbe es keine alternative Perspektive, wäre – so Krifka (2007, 45–46) – keine Notwendigkeit für ein explizites Rahmensetzungstopik gegeben. In der Antwort in (59) wird der alternative Rahmen in der Folge explizit genannt, wodurch ein overter Kontrast zum ersten Rahmensetzungstopik entsteht. Die beiden Präpositionalphrasen in Krifkas Beispielsatz können demnach als kontrastive Rahmensetzungstopiks analysiert werden.


(58) en. How is John? – HEALTHwise/As for his HEALTH, he is FINE.
(59) en. How is business going for Daimler-Chrysler? – In GERmany the prospects are GOOD, but in AMErica they are losing MOney. (Krifka 2007, 45)

Eine kontrastive Lesart ist nun nicht nur auf Rahmensetzungstopiks beschränkt. Auch das aboutness-Topik kann, wie etwa in (60), mit einem oder mehreren anderen Elementen in Kontrast stehen.34 Für Jacobs treten die zwei Dimensionen oft gleichzeitig auf. Sowohl die Rahmensetzung als auch die Adressierung führen einen Hintergrund ein, anhand dessen die Äußerung interpretiert werden muss.35 (cf. Jacobs 2001, 656–657)


(60) dt. Anna hat Spätzle gegessen, Paul nur Kuchen.36 (Féry 2010a, 6)

Jacobs zieht das Fazit, dass eine informationsstrukturelle Analyse von Äußerungen jeweils alle vier Topik-Dimensionen berücksichtigen muss. Je nachdem, wie viele der genannten Eigenschaften ein Satz aufweist, nicht aufweist oder gar ausschließt, kann in der Folge von Topik-Kommentar-Strukturen gesprochen werden, oder auch nicht.37 Anti-Topik-Sätze wiederum können durch negative Werte in den Dimensionen erklärt werden. Tatsächlich könnte man, so der Autor, völlig auf den zu allgemeinen Topikbegriff zugunsten der spezifischeren Termini (Separation, Prädikation, Adressierung, Rahmensetzung) verzichten. (cf. Jacobs 2001, 674–675)

Tatsache ist, dass in der Literatur trotz der vielfach bemängelten Operabilität auch weiterhin das aboutness-Kriterium oft als alleiniges Definitionskriterium für Topiks herangezogen wird, da es für viele „the core of topicality“ (Frey 2005, 96) darstellt. Casielles-Suárez (1999) zufolge herrscht in der Forschung zumindest Einigkeit darüber, dass dieses Kriterium eine conditio sine qua non für den Topikbegriff ist. Das Topik bildet den Ausgangspunkt für die Äußerung des Sprechers. Es ist meist initial, Subjekt, aktiviert oder salient im Diskurs und wird oft in Form von pronominalen oder nicht akzentuierten lexikalischen Konstituenten realisiert. Zu bestimmen, welche dieser Eigenschaften nötig oder ausreichend sind, um ein Element als Topik zu klassifizieren, sei jedoch problematisch. (cf. Casielles-Suárez 1999, 347–348) Die Autorin schlägt in ihrem Beitrag eine sprachenspezifische Analyse von Topiks vor. Viele Probleme würden sich nur deshalb stellen, weil man nicht näher auf die syntaktischen Charakteristika der jeweiligen Sprachen achte, also etwa darauf, dass das Spanische eine Nullsubjektsprache ist. Sprachen können sich ja schließlich durchaus darin unterscheiden, wie sie Topiks syntaktisch markieren.38 (cf. Casielles-Suárez 1999, 354)

Auch wenn aboutness-Testverfahren existieren, die Topikkonstituenten mittels Elementen wie as for, what about und said about zu identifizieren versuchen, ist eine eindeutige Eruierung aufgrund der mangelnden Reliabilität dieser Verfahren schwierig.39 (cf. Casielles-Suárez 1999, 348) Mit besonderer Vorsicht ist der as for-Test anzuwenden, da er einen Satz zur Folge hat, der einer Linksdislokation entspricht, welche selbst Beschränkungen aufweist. So hat as for die Funktion ein Topik (wieder) einzuführen und nicht ein unmittelbar im Diskurs gegebenes Topik direkt wiederaufzunehmen. Aus diesem Grund führt das Testverfahren in (61) zu einem wenig akzeptablen Ergebnis.40 (cf. Reinhart 1981, 64) Als vergleichsweise reliabler gilt das about-Testverfahren. Sätze können nur dann nach diesem Verfahren paraphrasiert werden, wenn die auf about folgende Nominalphrase wie in (62) Topik ist. (cf. Reinhart 1981, 65)

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Yaş sınırı:
18+
Hacim:
542 s. 71 illüstrasyon
ISBN:
9783823301684
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