Kitabı oku: «Neunmalweise», sayfa 4
2. Visualisieren II
Tu dasselbe wie bei 1., nur mit anderen zusammen. Tauscht euch aus über eure Malereien.
3. Visualisieren III
Du nimmst dir deine Zeichnung und überlegst, ob es hilfreiche Querverbindungen zwischen den Ecken gibt. Vielleicht gibt es Menschen bei INNEN, die mit dir zusammen ein Projekt angehen könnten, das du unter AUSSEN notiert hast. Oder denen es wie dir ein Anliegen ist, die Beziehung nach OBEN zu stärken. Ruf sie an und überlegt gemeinsam, wie das aussehen könnte.
4. Wochenplan
Prioritäten zu verschieben funktioniert fast nie, ohne es mit einer konkreten Zeitplanung zu verbinden. Wer sich vornimmt, in Zukunft mehr Zeit mit Freunden zu verbringen, wird das nur dann tun, wenn er sich die Zeit dafür nimmt. Und die meisten von uns müssen das planen, sonst passiert es nicht.
Nimm dir zunächst Zeit, um darüber nachzudenken, welche Beziehungen dir (eigentlich!) wirklich wichtig sind. In welche Beziehungen (inklusive Gott) willst du im Rückblick auf dein Leben wirklich investiert haben?
Und nun ordne diesen Schwerpunkten feste Zeiten in einem Wochenplan zu. Denn was dir wirklich wichtig ist, sollte Priorität in deiner Zeitplanung haben. Du willst mehr Zeit mit Gott verbringen? Okay, wann? Trag es in deinen Kalender ein – warum nicht? Mach es so mit all den Beziehungen, die dir „eigentlich“ wichtig sind, für die aber nie Zeit bleibt. Wenn man sie nicht plant.
5. Das nächste Kapitel
Einige der FormVorschläge des nächsten Kapitels würden auch hier gut passen. Ich schreibe sie aber nicht zweimal auf. Lies einfach weiter, dann stößt du drauf.
6. Triangel kaufen
Kauf eine Triangel und melde dich in der Musikschule an.
Zum Schluss noch
Die Triangel kannst du nicht nur auf dein Leben als Einzelperson anwenden, sondern auch auf jede Gruppe von Menschen, die versucht, miteinander zu tun, was Jesus tat. Jede Gemeinschaft von Christen, ein Hauskreis, ein Arbeitsteam oder eine ganze Kirche sollte die drei Beziehungsdimensionen widerspiegeln. Nutzt das LebensMuster der Triangel, um gemeinsam zu reflektieren, ob und wo ihr als Gruppe Schlagseite habt.
12 Er heißt in Wirklichkeit anders, wie alle Menschen, die ich für die LebensBilder interviewt habe.
1 Siehe Markus 12,28–34 u. ö.
2 Matthäus 22,37–40.
3 Diese Formulierung göttlicher Mathematik fand ich bei Dr. Gilbert Bilezikian in Gemeinschaft, Projektion J, 1999.
4 Markus 15,34.
5 1. Johannes 4,7–12.
6 1. Johannes 4,20–21
7 So lautet der Titel eines sehenswerten Filmes von Claude Berri über den Zauber von Beziehungen zwischen fehlerhaften Menschen.
2. Der Weg
Schnipselfilm sowie Gruppenmaterial zu diesem Kapitel findest du unter: http://neunmalweise.de/weg/
Hier geht‘s direkt zum Schnipselfilm „Der Weg“: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=En3cHJkURDA
Zum Download der Full-HD-Version: http://neunmalweise.s3.amazonaws.com/Schnipselfilm_Weg _1080.mp4
Zum Download der HD-Version: http://neunmalweise.s3.amazonaws.com/Schnipselfilm_Weg _720.mp4
Die LebensSchule
Jeden Tag, jeden Moment kannst du dein Leben ändern. Adrian Silber in „Ein fliehendes Pferd“
Moses Pelham hat so viel aus seinen Fehlern gelernt, dass er darüber nachdenkt, noch ein paar zu machen. Moses Pelham via Twitter
Das zweite LebensMuster ist der Weg. Der Weg ist ein klassisches Bild für unser Leben. Unser Lebensweg führt kurvenreich von der Geburt bis zum Tod, und unterwegs geschehen eine Menge Dinge, die uns prägen und verändern. Aus Erfahrung wird man klug, sagt man, und so geht es in diesem Kapitel darum, vom Leben selbst zu lernen.
LebensBild
Der Weg, den ich durch dieses Leben bisher gegangen bin, begann 1973. Ganz schön lange her, wie ich finde.
Vor mir liegt ein großer Bogen Papier. Darauf habe ich mein Leben in Form eines mathematischen Graphs gezeichnet. Auf der x-Achse sind meine Lebensjahre eingetragen. Der Graph steigt an, wo’s mir gut ging und er fällt, wo meine Tiefpunkte waren. Und er ist beschriftet mit Dutzenden von Ereignissen, Menschen und Orten. Lebensstationen, die für mich bedeutsam waren.
Ich wurde als ältester Sohn in eine Pastorenfamilie geboren, was sich schlimmer anhört, als es ist. Meine Kindheit war keineswegs von übertriebener Frömmigkeit überschattet. Unsere Eltern haben ihren drei Jungs vorgelebt, was es heißt, aus dem Glauben an Gott Kraft und Hoffnung für das Leben zu ziehen, aber sie unternahmen nie den Versuch, uns in ein konservativ-christliches Korsett zu zwängen. Dieses Kleidungsstück war im Hause Schmitter nicht vorrätig.
Ich muss zugeben, ich war wohl ein eher vorsichtiger und auch etwas schüchterner Junge. Das Leben, so schien es mir, ist ein gefährliches! Ich mochte keine Achterbahnen, zum Fahrradfahren lernen musste man mich überreden, und in der 4. Klasse konnte ich noch nicht schwimmen.
Fremden Menschen begegnete ich mit Scheu. Bevorstehende Klassenfahrten generierten in meinem kleinen Herzen große Sorgen bezüglich der ungewissen Frage, wer mein Sitznachbar im Bus sein würde. Zum Bäcker ging ich als Siebenjähriger nur unter Begleitschutz meines drei Jahre jüngeren Bruders, und ab und an graute mir vor dem unausweichlichen Fakt, dass ich – irgendwann in ferner Zukunft – zwecks Familiengründung ja wohl oder übel mal ein Mädchen würde ansprechen müssen. Ein unverantwortlich riskantes Unternehmen!
Ich weiß nicht, warum, aber aus irgendeinem Grund war ich überzeugt: Dem Leben kann man nicht ohne weiteres über den Weg trauen. Und man müsste eigentlich aus ganz anderem Holz geschnitzt sein als ich, um darin selbstbewusst und siegesgewiss auftreten zu können. Kurz: Ich war ein Feigling.
Immerhin: ein begabter Feigling!
Denn auch dies lehrte mich das Leben: dass andere Menschen mir mehr zutrauten als ich mir selbst. Zum einen stellte ich bald fest, dass es mir ein Leichtes war, andere Menschen zum Lachen zu bringen. Keine üble Fähigkeit in einer gefährlichen Welt. Und so tat ich es oft, wenn es sein musste, auf meine eigenen Kosten. Was mir recht bald die dankbare Rolle des Klassenclowns einbrachte. Hinter Heiterkeit lässt sich Unsicherheit wunderbar verstecken.
Zum zweiten konnte ich recht gut zeichnen. Gut malen können ist in der Schule zwar weniger bedeutsam als gut rechnen können, dafür erntet man mehr bewundernde Blicke, besonders vom weiblichen Teil der Klasse. Rechnen konnte ich außerdem auch.
Es gab noch andere Bereiche, in denen der begabte Feigling Bestätigung erfuhr. Er rannte als halbwüchsiger Knirps schon schneller auf Berggipfel als die meisten Erwachsenen und war tief beleidigt, wenn Papa eine Route als zu schwierig für ihn einstufte. Er hatte außerdem eine blühende Fantasie und dafür erntete er immer wieder … nein, eigentlich nichts. Aber Fantasie ermöglicht dem, der sie hat, immerhin unterhaltsame Tagträumereien.
Der Feigling war also ein begabter.
Doch war er außerdem – von Natur aus, möchte ich fast sagen – ein Zweifler.
Wenn ich der eigenen Lebenstüchtigkeit nicht so recht traute, so tat ich es ebenso mit den Dingen, die andere für sehr verlässlich hielten. Zum Beispiel diese Sache mit Gott. Mein Vater erinnert sich an seinen Vierjährigen, der ihm eines Tages einige gewichtige Fragen über die Existenz Gottes und des Himmels stellte. Papa antwortete geduldig, doch am Ende seiner Ausführungen konterte der Kleine mit der nüchternen Frage: „Schön und gut, aber was ist, wenn du dich irrst?“ Mit vier Jahren sollte man noch nicht an dem zweifeln, was die Eltern für die Wahrheit halten, oder? Dieser Vierjährige hat bis heute überlebt, irgendwo in mir.
So geht also ein zweifelnder Feigling, der sich hier und da seiner Begabungen bewusst ist, seinen vorsichtigen Weg durchs Leben. Und der Gott, über dessen Existenz er sich nicht immer ganz sicher ist, führt ihn in Lebenssituationen, in denen er lernt und sich verändert.
Es folgt nun ein abrissartiger Überblick über den Weg Christoph Schmitters und die LebensSchule, die er auf diesem Weg durchlief.
Schon als Teenager übertragen ihm Erwachsene Verantwortung als ehrenamtlicher Mitarbeiter in einer Jugendgruppe und fördern seine Begabungen.
Lerneffekt: Es gibt ernstzunehmende Menschen, die einen Leiter in mir sehen. Also jemanden, der dem Leben durchaus gewachsen ist. Interessanter Gedanke!
Ein paar Jahre später sitzt der schüchterne Junge um Mitternacht auf dem Sofa im Wohnzimmer. Völlig durcheinander und im siebten Himmel. Vor 10 Minuten hat ihn das erste Mal ein Mädchen geküsst.
Lerneffekt: Ein „Mädchen anzusprechen“, ist weniger riskant als gedacht. Warum auch immer, sie mag mich! Es gibt nicht viele Lebenserfahrungen, die man lieber macht!
Noch ein paar Jahre später wird er beim Militärdienst8 einige Monate Krieg spielen und diese Zeit auf eine merkwürdige Weise weniger schlimm finden, als er erwartet hatte. Aus einem Bubi wird (zumindest ansatzweise) ein Mann.
Lerneffekt: Vieles, was unangenehm scheint, ist von Nahem betrachtet leichter zu überstehen als erwartet. Was dich nicht umbringt, macht dich stärker. Gut zu wissen!
Ein Jahr später trifft er die mutigste Entscheidung seines Lebens. Sie betrifft das Mädchen, das ihn damals geküsst hat. Sie lebt seit zwei Jahren 200 Kilometer entfernt von ihm. Die Fernbeziehung wird je länger je unerträglicher. Und er steht vor der Entscheidung, ein Studium an einem noch weiter entfernten Ort zu beginnen, was diese Situation für weitere fünf Jahre zementieren würde. Er ist erst 21, sie 22 und mancher schüttelt innerlich (einige auch äußerlich) den Kopf, als er sich in einem Anflug von Willensstärke entscheidet, zum einen ein anderes Studium an einem anderen Ort zu beginnen und zum anderen … seine Freundin zu heiraten. Und zwar sofort!
Lerneffekt: Manchmal muss ein Mann tun, was ein Mann tun muss. Entscheidungen vor sich herschieben ist riskanter, als riskante Entscheidungen zu treffen. Merken!
Er beginnt ein Theologiestudium mit dem Ziel, Pastor zu werden. Natürlich mit der heimlichen Sorge, ob er diesem Job gewachsen sein wird. Die Aussicht auf die erste Predigt hängt über ihm wie ein Damoklesschwert. Doch es gelingt. Sogar recht gut. Am Ende eines siebenmonatigen Gemeindepraktikums bescheinigt man ihm seine Tauglichkeit für diesen Job. Doch es gibt auch Kritik. Sie lautet: Sei mutiger! Trau dir mehr zu! Vor allem: Mach es nicht jedem recht! Kämpfe für das, was dir wichtig ist!
Lerneffekt: Du kannst etwas, doch dafür musst du dir selbst mehr vertrauen! Bis heute hängt eine Karte über meinem Schreibtisch, die mir einer meiner Mentoren damals gab. Auf ihr steht: „Diejenigen, die sagen, etwas sei unmöglich, werden bald von denjenigen überholt, die es einfach tun.“ 9
Wenig später wird die erste Tochter des jungen Paares geboren.
Lerneffekt: Das Leben meint es gut mit mir. Die Geburt der zweiten Tochter drei Jahre später bestätigt diese Feststellung.
Als Jugendpastor entwickelt er seinen Arbeitsstil und eine Vision davon, wie er sich Kirche erträumt. Hier und da beginnt er, diese Vision auch gegen Widerstand umzusetzen. In Phasen des Zweifels, wo er Lust hätte, alles hinzuschmeißen, gibt es Leute, die ihm Mut einflößen, weiter an sich zu glauben. Durch viele von ihnen hört er Gottes Stimme, die ihn auffordert, nicht aufzugeben.
Lerneffekt: Manchmal ist es Gott, der stärker an uns glaubt als wir an ihn. Ich hoffe, du weißt, was du da tust, Gott!
2004 wird ihm eine Traumstelle angeboten. Eine gerade gegründete Kirche, die vor allem junge Leute anzieht, möchte ihn als Pastor haben – die CityChurch Würzburg. In der Zeit der Entscheidungsfindung erlebt er mit seiner Familie, dass Gott sie ungewöhnlich klar zu diesem Schritt herausfordert und die Wege dafür ebnet.
Lerneffekt: Gott hat etwas mit dir vor und lässt dich nicht hängen. Beruhigend und beunruhigend zugleich!
In Würzburg hat er nun die alleinige Verantwortung als Pastor für eine dynamische Gemeinde, was extrem viel Spaß macht und ab und an auch ganz schön nervt. In Konfliktsituationen ist er herausgefordert, zu sich zu stehen und für das zu kämpfen, was ihm wichtig ist. Er erinnert sich an die konstruktiv-kritischen Töne nach seinem Praktikum und entscheidet sich, seinem eigenen Urteilsvermögen zu vertrauen.
Lerneffekt: Krisen sind Chancen, um sie zu überwinden und nachher stärker als vorher zu sein. Leichter gesagt als getan übrigens!
Mittlerweile ist er Mitte dreißig. Die 40 verdunkelt den Horizont. Seine Kinder werden bald Teenager sein. Das, was er später mal machen will, sollte er jetzt tun, denn später ist jetzt und er hat nicht ewig Zeit. Immer öfter denkt er mit mulmigem Gefühl über seine eigene Sterblichkeit nach. Und mehr und mehr muss er erkennen, dass er nicht alles erreichen wird, was man erreichen könnte, so sehr man sich auch anstrengt. Und dass es nötig ist, das Dringende vom wirklich Wichtigen zu unterscheiden.
Lerneffekt: Es gibt Wichtigeres als Erfolg und Anerkennung, zum Beispiel Charakter und Familie. Der zu werden, den Gott in dir sieht, und für die zu leben, die dir anvertraut sind.
So ist auf dem Lebensweg aus dem begabten Feigling ein durchschnittlich mutiger Mensch geworden, der trotz seiner Zweifel immer noch glaubt.
Das Leben hat ihn verändert, oder war es Gott?
LebensWelt
Jeder von uns hat nur dieses eine Leben. Behaupte ich jetzt mal so. Und das Ziel dieses Lebens ist, das volle Potenzial unserer Persönlichkeit zu entwickeln. Behaupte ich jetzt mal so. Du kannst dieses Ziel Lebenserfahrung oder auch Charakter nennen.
Charakter hat man nicht einfach. Charakter wird geformt. Ich erinnere an N. T. Wrights Kinderfleischwurst mit dem lachenden Gesicht. Einen Menschen mit Charakter kannst du an jeder Stelle „anschneiden“, immer findest du dasselbe Gesicht. Der Grund dafür liegt jedoch nicht darin, dass dieser Mensch mit diesem Gesicht auf die Welt gekommen wäre. Der Grund liegt vielmehr darin, dass er die Ereignisse seines Lebens auf eine Weise verarbeitet hat, die ihm ermöglichte, von ihnen zu lernen und an ihnen zu reifen.
Vor soundsoviel Jahren hast du wie ich den Weg durch dein Leben begonnen. Er führte dich durch schöne Landschaften, wilde Gegenden und nicht selten auch durch Einöden und hässliche Landstriche. Wahrscheinlich sah die Kulisse, durch die dich dein Weg bisher geführt hat, völlig anders aus als die Täler und Höhen, die ich in meinen Lebensjahren durchwandert habe. Und keiner von uns beiden weiß, wie die Reise weitergeht und wie lang dieser Weg noch sein wird. Aber wir haben dasselbe Ziel: die Menschen zu werden, die wir aus Gottes Sicht sein sollen.
Wie ich hast du deine Reise mit einem gewissen Startkapital angetreten. Schon mit deiner Geburt war ein Teil deines Equipments, mit dem du deinen Lebensweg bestreiten würdest, in dir angelegt. Einiges, was dich bis heute ausmacht, hast du ungefragt von deinen Erzeugern geerbt. Deine Begabungen waren schon impliziert, dein Aussehen über die Gene festgelegt und manche deiner Eigenarten finden sich auffallend ähnlich bei deinen Vorfahren. Und auch Begrenzungen sind leider von Beginn an Teil deiner Ausstattung. Wie die Begabungen scheinen sie bisweilen ungerecht verteilt zu sein. Einige Menschen starten mit erheblichen Hypotheken auf ihren Lebensweg, die sie nicht selbst verschuldet haben.
So ist das Leben.
Was wie ein billiger Spruch klingt, ist nichts als die harte Realität. Deinen Lebensweg hast du mit Stärken und Schwächen angetreten, an denen du nicht immer etwas ändern kannst.
So – und dann waren da die ersten spannenden Meter auf deinem Weg. Du bist sie weitgehend unbewusst gegangen, aber du hast in dieser Zeit so viel über das Leben gelernt wie später nie mehr. Das war die Zeit deiner frühen Kindheit. In den Jahren, in denen du den Eindrücken der Ereignisse hilflos ausgeliefert warst, ohne die Fähigkeit, Erlebnisse zu reflektieren und dich zur Wehr zu setzen, wurde deine Persönlichkeit und deine Art, das Leben zu verstehen, geprägt.
Glückwunsch, wenn du in eine Familie hinein geboren wurdest, in der deine Eltern deiner kleinen Persönlichkeit Selbstwert und Urvertrauen einhauchten. Falls es anders war, trägst du vielleicht heute noch schwer daran.
Aus dem, was wir als Kapital in dieses Leben mitgebracht haben (Stärken und Schwächen), und dem, was das Leben uns beigebracht hat (Positives wie Negatives), formte sich unsere Persönlichkeit. Der Mensch, der ich heute bin, bin ich aufgrund meiner Gene und der Lehren, die ich auf meinem Weg aus dem gezogen habe, was mir widerfuhr.
Und wie schwer oder schön auch immer unsere Kindheit aussah – das Leben ging weiter und heute ist die Herausforderung die, unseren Weg eigenverantwortlich zu gehen. Immer noch machen wir Erfahrungen, tagtäglich. Aber heute sind wir in der Lage, bewusst mit dem, was wir erleben, umzugehen. Wir müssen die Dinge nicht mehr ungefiltert auf uns einwirken lassen. Wir sind nicht mehr der Spielball unserer Umwelt und Umstände. Aber wir sind immer noch in der Lage, zu lernen.
Erlebnisse zu reflektieren.
Entscheidungen zu treffen.
Eine andere Richtung einzuschlagen.
Jeden Tag, jede Minute, kannst du dein Leben ändern.
Erfahrung ist der beste Lehrmeister, sagt man. Aber das stimmt nur bedingt. Denn entscheidend ist, wie der Mensch die Erfahrung, die er macht, bewertet. Welche Entscheidungen er aufgrund der Erfahrung trifft. Welche Lehren er zieht.
Zwei Menschen erleben denselben Schicksalsschlag. Sie verlieren einen nahen Menschen. Der eine verwindet seinen Schmerz nie. Verliert den Glauben an Gerechtigkeit, verbittert am Ende, gibt sich auf. Der andere spürt dieselbe Verzweiflung, doch einige Jahre später ist er ein Mensch, der immer noch lachen kann und sogar an seiner traurigen Erfahrung gereift ist. Sein Charakter hat an Tiefe gewonnen.
Zwei Menschen haben einen beruflichen Erfolg zu verbuchen. Anerkennung und Aufmerksamkeit von anderen sind die Folge. Die Karriere macht einen Sprung nach oben. Der eine von beiden entwickelt daraus Dankbarkeit und Zufriedenheit mit seinem Leben, die sich in Großzügigkeit anderen gegenüber äußert. Dem anderen steigt sein Erfolg zu Kopf. Selbstüberschätzung, Arroganz und Egoismus sind Züge, die man an ihm wahrnimmt.
Zwei Menschen machen einen schlimmen Fehler. Einen, der nicht zu entschuldigen ist, der den Ruf kostet, der das Spiegelbild zu einem Fremden macht. Den einen führen Scham und Schuldgefühle in Isolation und rauben ihm die Kraft für einen Neuanfang. Der andere steht zu seinem Versagen, durchlebt eine Zeit von Reue und Läuterung und geht später wieder aufrecht durchs Leben, im Besitz großer Barmherzigkeit für Menschen, die Fehler machen.
Aus den gleichen Erfahrungen
lernen Menschen
unterschiedliche Dinge!
Ja, Erfahrung ist ein Lehrmeister, doch nur reflektierte Erfahrung hilft uns, einen reiferen Charakter zu entwickeln. Wir müssen lernen, unsere Erfahrungen zu deuten und die richtigen Lehren daraus zu ziehen.
Und Gott? Hat er mit unseren Erfahrungen zu tun? Wenn er unseren Weg begleitet, wenn er uns gar führt auf diesem Weg, ist es dann letztlich er, der durch unsere Erlebnisse zu uns redet?
Ich meine: ja.
In gewisser Weise: ja.
Ich meine nämlich nicht, dass Gott uns schlimme Dinge widerfahren lässt, nur um uns etwas beizubringen. Schicksalsschläge sind keine „Lektionen“ Gottes. Jedenfalls in aller Regel nicht. Ich meine, dass Dinge passieren, weil sie eben passieren. Gute wie schlechte. Manche von ihnen haben wir sogar selbst verursacht. Manchmal hatten wir auch einfach nur Glück oder Pech.
Aber könnte es sein, dass Gott diese Geschehnisse nutzt, um zu uns zu reden? Auf Gott zu hören bedeutet, aus diesen Erlebnissen mit seiner Hilfe das zu lernen, was er uns durch sie und in ihnen lehren kann. Wenn ich damit halbwegs Recht habe, könnten wir, je länger wir auf dem Weg sind, desto mehr an Erfahrungen sammeln, durch die Gott uns lehrt und unseren Charakter formt.
Wir könnten zu erfahrenen Menschen heranreifen.
Das Leben wäre eine Schule.
Und jeder Tag wäre eine Chance, unsere Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
Auf diesem Weg wird es übrigens nötig sein, einiges zu verlernen. Wir haben mit Sicherheit auch ein paar falsche Lehren aus dem Leben gezogen. Ich musste einige meiner kindlichen Grundannahmen über das Leben ablegen und ich bin sicher, ich trage jetzt noch die eine oder andere Überzeugung mit mir herum, die ich (hoffentlich) später einmal als totale Fehleinschätzungen entlarven werde. Ich denke also, dass Gott unser Selbst- und Weltbild verändern will, und zwar durch das Leben selbst.
Auf diesem Weg wird es auch nötig sein, aus den eigenen Fehlern zu lernen. Einige der weniger erfreulichen Vorkommnisse auf unserem Weg gehen auf unser eigenes Konto. Ich rede nicht nur von der Art von Fehlern, die man mit „menschlichem Versagen“ umschreiben könnte. Ich rede auch von Fehlern, die man handfestes und bewusstes „Fehlverhalten“ nennen muss. Ach, nennen wir das Kind beim Namen: Ich rede von Schuld! Natürlich werden wir schuldig auf unserem LebensWeg, wie soll es anders sein? Doch ein großer Charakter ist nicht einer, der nie gefallen ist, sondern einer, der wieder aufstand, die Verantwortung für sein Handeln übernahm und daraus lernte.
Kann es sein, dass Gott uns sogar durch unser Versagen Wichtiges beibringen will?
Bevor wir an diesem Punkt weiterdenken, nehmen wir uns ein paar Zeilen Zeit, um zu überprüfen, ob sich die Vorstellung vom Leben als LebensSchule auch bei Jesus finden lässt – denn immer noch ist er das Vorbild, an dem wir uns in diesem Buch orientieren.