Kitabı oku: «Todesfalle Campus», sayfa 5

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Die Universität war zu seinem zweiten Zuhause geworden. Praktisch täglich kam er hier vorbei, kannte jeden Stein und jeden Weg, doch an diesem Tag sah alles ganz anders aus. Der Aufgang zur Mensa war mit rot-weißem Band weiträumig abgesperrt, und tatsächlich umgingen alle diese Stelle, nahmen entweder den Weg durch das WiWi-Gebäude, wo die Wirtschaftler zuhause waren, oder gleich den Inn-Lernpfad, der zu jeder Fakultät einen eigenen Aufgang hatte. Niemand wollte zu nah an das herankommen, was vorletzte Nacht hier geschehen war, obwohl es natürlich das Gesprächsthema Nummer Eins darstellte. Neben den fröhlichen Studenten und den häufig ein wenig linkisch oder arrogant wirkenden, oder auf ewige Jugend machenden Professoren, waren heute auch Streifenpolizisten unterwegs. Sie hatten Fotos dabei, die sie den Vorübereilenden zeigten und dann ihre Fragen stellten.

Schon seit einer Stunde beobachtete er dieses Treiben und hatte es bisher immer rechtzeitig geschafft, die Richtung zu wechseln, als auf einmal einer der Polizisten, groß und breit wie ein Kleiderschrank, vor ihm stand und ihm ein Foto unter die Nase hielt.

„Ist Ihnen diese Frau bekannt?“

„Nein!“, beteuerte er mit fester Stimme. „Die habe ich noch nie gesehen. Ich bin aber auch nur zufällig hier.“

Wo er am Montagabend gewesen sei und was er gemacht habe, fragte der Dicke weiter.

„Ich hab ferngesehen und bin dann ins Bett. Ich muss morgens früh raus“, gab er so ruhig wie möglich zur Antwort und wollte schon weiter, als ihm der Polizist noch eine Karte mit einer Telefonnummer in die Hand drückte.

„Gut, dann danke. Aber wenn Ihnen noch was einfällt, rufen Sie an, auch die kleinste Einzelheit kann wichtig sein.“

Die Karte entsorgte er im nächsten Mülleimer, wie die meisten anderen der Befragten auch. Irgendwie war das schon seltsam, dass sie ausgerechnet von ihm wissen wollten, mit wem die tote Studentin verabredet gewesen war und ob er sie vielleicht gemeinsam mit einem Mann gesehen hatte. Hatte er nicht – und das war noch nicht einmal gelogen.


„Die hat sie doch nicht mehr alle“, echauffierte sich Franziska auf dem Weg zur nachmittäglichen Besprechung. „Ein süßer, heißer Typ, der Frauen vergewaltigt, weil er sich nicht traut ihnen zu sagen, wie sehr er sie begehrt und eine Frau, die sich dadurch ausgezeichnet fühlt, wenn sie mit Gewalt genommen wird. Gehts noch?“ Mit Schwung öffnete sie erst die Zimmertür und gleich darauf das Fenster, sie brauchte dringend frische Luft.

Hannes lachte bei Franziskas Imitation laut auf. „Sie hat uns das Foto dagelassen, für den Fall, dass wir es für die Akten brauchen.“

„Oh natürlich!“ Franziska wirbelte herum. „Die beste Freundin gehört unbedingt zu den Akten. Aber wir tun ihr den Gefallen und geben es Ramona. Vielleicht gibt es ja irgendwann einmal einen Wettbewerb zum Thema dümmste Zeugin.“

„Immerhin wissen wir jetzt, dass er sie am Handy kontaktiert hat, wir brauchen also nur noch die Telefonkontaktlisten anzusehen und schon …“ Hannes machte eine allumfassende Bewegung mit den Armen.

Doch Franziska nahm sie ihm herunter, legte ihre Hände auf seine mageren Schultern und sah ihn fragend an. „Traust du ihr denn?“ Unsicher schüttelte Hannes den Kopf. Franziska ließ ihn los. „Eben! Sie ist eine graue Maus, die von einem Prinzen träumt. Und bei Vanessa Auerbach hing dieses Foto ja auch nicht herum, obwohl sie an ihrer Pinnwand noch Platz gehabt hätte …“

Annemarie von der KTU kam herein, schaute sich um, und als sie sah, dass der Chef noch nicht anwesend war, ließ sie sich wenig damenhaft auf einen Stuhl fallen. „Uff, ich glaube ich werde langsam zu alt für diesen Job“, gestand sie, lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen.

Franziska setzte sich neben sie, tätschelte mitleidig ihre Hand und fragte neugierig: „Hast du was gefunden?“

Annemarie wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Obermüller und Kollege Gruber, in ein lautes Gespräch vertieft, hereinkamen. Sie richtete sich auf und beugte sich zu Franziska hinüber. „Ach, wir haben Etliches, ob es uns freut, ist eine andere Sache.“ Sie zeigte auf ihren Bericht und dann zur Tür, durch die nun auch Hauptkommissar Schneidlinger trat, einen Blick in die Runde warf und sie hinter sich ins Schloss zog, als er feststellte, dass alle anwesend waren.

„Nun, wie sieht es aus?“, fragte er sein Team und richtete seine Aufmerksamkeit auf die KTU-Chefin, die gerade ihre Notizen aufblätterte.

„Wir haben die ganze Umgebung vor der Tür und den Vorplatz abgesucht, es gibt jede Menge Fußspuren und Hunderte von Fundstücken. Ob die zur Tatzeit dorthin kamen, kann ich natürlich nicht sagen …“ Sie zuckte mit den Schultern.

„Beliebter Treffpunkt also?“, wollte Schneidlinger wissen.

„Na ja, es ist der Aufgang zur Mensa und somit nicht wirklich ein idyllisches Plätzchen für ein ungestörtes Schäferstündchen“, überlegte Obermüller, der sich eingehend in der Uni umgesehen hatte und nun versuchte, seine Schlüsse zu ziehen.

„So spät abends war die Mensa aber geschlossen, und es wurde auch kein Schäferstündchen, sondern eine brutale Abschlachtung!“, fuhr ihn Franziska an, die sich dank seiner Wortwahl an Stephanie Mittermaier erinnert fühlte und langsam genug von dieser Verniedlichung hatte.

„Schon, aber ich glaube kaum, dass Vanessa Auerbach zu diesem Date gegangen wäre, wenn sie das geahnt hätte!“, verteidigte sich Obermüller, woraufhin Franziska stumm nickte.

„Und unterhalb des Fensters ist ein Teil des Bewuchses abgerissen und eine Leiste der Rankhilfe durchgebrochen“, erklärte Annemarie weiter und beendete damit den Disput der beiden. „Die Schlussfolgerung überlasse ich euch, aber ich habe mich gefragt, wer wohl da hinaufklettern würde, solange es drinnen nur staubige Bücher zu sehen gab.“

„Du willst damit andeuten, dass jemand zugesehen hat, während Vanessa zu Tode gequält wurde?“ Entsetzt legte Franziska eine Hand vor den Mund. Was sie da gerade gesagt hatte, klang so ungeheuerlich, dass sie es selbst nicht glauben mochte.

„Nicht zwingend! Genauso gut könnten die Spuren darauf hinweisen, dass der Täter sich den Raum vorher von außen angesehen hat, um zu beurteilen, ob er für sein Vorhaben geeignet ist“, schlug Hannes vor.

„Und es könnte sein, dass dieser Jemand zu diesem Zweck eine Perücke aufgesetzt hatte.“ Annemarie wartete einen Moment, bevor sie hinzufügte: „Wir haben an einer Leiste neben dem Fenster einige künstliche schwarze Haare gefunden, die aussehen, als würden sie von einer Perücke stammen. Wann sie dort hinkamen, wissen wir nicht. Könnte mit der kaputten Leiste zusammenhängen, muss aber nicht.“

„Konnten Sie Fingerabdrücke oder DNA sichern?“, hakte Schneidlinger nach.

„Ja“, bestätigte Annemarie knapp.

„Und die Tatwaffe?“

„Negativ! Nichts, was irgendwie passen würde. Dafür mehr als genügend Müll, den wir bitte hoffentlich nicht auch noch einzeln auswerten müssen.“ Sie stöhnte und ließ erahnen, warum sie so erledigt war.

„Die Haare könnten darauf hindeuten, dass der Täter zum Auskundschaften des Tatorts eine schwarze Kunsthaarperücke trug. Was dann wiederum hieße, dass die Tat geplant war und dass Vanessa Auerbach nicht zufällig mit ihrem Begleiter in diese Abstellkammer gelangt ist. Und das könnte durchaus für eine bereits beendete Beziehung sprechen“, resümierte Franziska noch einmal den Haarfund. „Daher die nichtssagende Wohnung.“

„Es könnte aber auch jemand während der Tat am Fenster gestanden und zu Tarnungszwecken eine Perücke getragen haben“, führte Hannes eine weitere These ein.

„Warum trägt jemand, der auf eine Rankhilfe steigt, um durch ein Fenster zu blicken, hinter dem der Schauplatz einer derartigen Greueltat liegt, eine Kunsthaarperücke?“, wollte Franziska von ihm wissen.

„Um nicht erkannt zu werden“, mischte sich Obermüller in die Spekulationen ein.

„Aber dazu hätte derjenige doch schon im Vorfeld davon wissen müssen …“, gab Franziska zu bedenken.

„Auf diesem Weg kommen Sie nicht ans Ziel“, mahnte Schneidlinger und forderte: „Bleiben Sie bitte bei den Fakten!“

„Was ist mit dem Handy?“, wechselte Hannes das Thema, um zügig auf das Gespräch mit der Zeugin Stephanie Mittermaier zu kommen. Zu gern wollte er die Geschichte über den süßen, heißen Typen gegenprüfen.

Fragend schauten alle zu Annemarie, die sofort die Hände hob, um jedes weitere Verlangen abzuwiegeln. „Da sitzt Mona im Moment noch dran, sie wollte aber so schnell wie möglich …“

Als habe sie vor der Tür auf ihr Stichwort gewartet, wirbelte die kleine Kriminaltechnikerin zur Tür herein. „Das glaubt ihr jetzt nicht!“ Sie stellte ihren Laptop auf den Besprechungstisch und begann, ohne auf die Anwesenden und deren Unterhaltung einzugehen, mit ihrer Erklärung: „Vanessa Auerbach war verabredet!“

„Also sagte Stephanie Mittermaier doch die Wahrheit“, murmelte Franziska, woraufhin sie alle um eine Erklärung bittend, ansahen. „Wir hatten gerade eine Zeugin hier, die selbsternannte beste Freundin von Vanessa Auerbach, und die sagte, Vanessa habe sich mit einem süßen, heißen Typen verabredet.“

„Seinen Namen weiß sie allerdings nicht“, wusste Hannes.

„Tom!“, ergänzte Mona triumphierend.

„Tom.“ So einfach, dachte Franziska und warf Hannes einen kurzen Blick zu.

„Ja, also ein gewisser Tom hat Vanessa um neun Uhr zu diesem Zugang zur Zentralbibliothek bestellt und sein Bild gleich dazu geliefert. Scheinbar das erste Treffen der beiden. Ort und Zeit hat er vorgeschlagen. Sie war einverstanden. Er wollte eine Überraschung für sie bereitlegen, die sie anziehen sollte.“ Mona blickte auf.

„Da haben wir es. Die schwarzen Sachen waren von ihm“, kommentierte Franziska, für die das zunächst alles sehr logisch klang. „Sie hat sich also tatsächlich erst im Dublettenmagazin umgezogen, wie ich vermutet habe.“

„Aber allein. Denn er schreibt: Bist du heute bereit, dich ganz und gar auf ein Abenteuer mit mir einzulassen. Und sie antwortete: Ja klar! Du weißt doch, ich liebe Abenteuer.

„Für eine Studentin ganz schön dumm, findet ihr nicht?“, fragte Hannes und Schneidlinger nickte zustimmend.

„Wenn sie ihn nicht gekannt hätte, schon“, räumte auch Franziska ein. „Aber ihre Freundin behauptete ja, dass sie für ihn schwärmte und damit sicher für integer hielt.“

Leg dir die Augenbinde um und warte. Ich bin ganz in deiner Nähe und werde drei Mal an die Tür klopfen. Hast du den Mut, dich darauf einzulassen? Du wirst sehen, das wird das Heißeste, was du je erlebt hast. “ Mona schüttelte den Kopf, bevor sie weiterlas: „Sie antwortete ihm tatsächlich: Ich zittere jetzt schon vor Verlangen! Wie kann man nur so blöd sein?“

„Oder auf der Suche nach dem nächsten Kick“, gab Franziska zu bedenken und fügte hinzu: „Sie hat sicher nicht damit gerechnet, dass er ihr im Anschluss an ein extravagantes Liebesspiel die Kehle durchschneidet.“

„Stimmt!“ Mona vertiefte sich weiter in die Aufzeichnungen des Handys. „Ich liebe diese neuen Smartphones und die Faulheit der Besitzer, alte Nachrichten nicht löschen“, erklärte sie und lächelte zufrieden. „Hier! Er hatte sie angeschrieben.“ Wie um es allen zu zeigen, hob sie ihren Laptop kurz in die Höhe und las dann weiter: „Hallo Vanessa, ich saß heute in der Vorlesung eine Reihe schräg vor dir und musste dich immer wieder verstohlen ansehen. Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf, wollen wir uns vielleicht treffen?

„So geht das also?“, bemerkte Obermüller trocken.

„Sie schrieb: Wie wäre es heute Nachmittag im Café Innsteg? Und er antwortete“, Mona schüttelte den Kopf, „wie billig: So öffentlich geht es nicht, meine Ex ist ziemlich eifersüchtig. Können wir uns nicht irgendwo abseits treffen? Darauf sie: Wo immer du willst.

„Demnach muss sie sehr genau gewusst haben, wer sie da daten will“, bemerkte Franziska.

Mein Vorstoß kommt dir vielleicht seltsam vor, aber du bist die heißeste Frau, die ich je gesehen habe. Und sie schrieb: Daran ist gar nichts seltsam. Ich finde dich nämlich auch ziemlich süß! Danach war er nicht mehr zu halten, würde ich sagen: Dann sollten wir nicht mehr zögern. Würdest du dich mir hingeben? Alle Entscheidungen mir überlassen? Und sie antwortete: Klingt sehr verlockend!

„Wow!“ Obermüller hustete kurz verlegen auf.

„Ja.“ Mona schien jetzt wie besessen. „Bestimmt hast du schon viele heiße Höhepunkte erlebt, fragt er und sie antwortet mit einem Smiley. Und jetzt wieder er: Dann will ich dich auf die nächste Stufe der Lust heben … Den Rest hatten wir schon.“ Mona klappte den Laptop zu und blickte in die Runde. „Jetzt seid ihr dran. Ich drucke euch den Wortwechsel aus.“

„Haben sie auch telefoniert?“, fragte Hannes interessiert nach.

„Nein, nur gesimst.“

„Gut“, Franziska blickte kurz zu Schneidlinger, doch der nickte ihr auffordernd zu.

„Für mich klingt das total logisch. Vanessa Auerbach wurde von diesem Tom gedatet. Sie kannte ihn und fand ihn toll. Ihre Freundin Steffi behauptet, sie stand auf Alphamännchen. So wie er schreibt, weiß er was er will, passt also in ihr Beuteschema. Geschmeichelt sagt sie ihm zu und begibt sich in seine Hände. Der Typ befördert sie allerdings nicht auf die nächste Stufe der Lust, sondern gleich ins Jenseits. Jetzt brauchen wir nur noch seine Adresse, und dann knöpfen wir uns diesen heißen, süßen Tom mal vor!“ Auffordernd blickte sie Mona an, doch die zuckte unschlüssig mit den Schultern.

„Die Nummer gehört zu einem Prepaid-Handy.“

Obermüller, der schon länger nichts mehr gesagt hatte, streckte der kleinen Kriminaltechnikerin die offene Hand entgegen. „Gib mir die Nummer, ich kümmere mich darum!“

Woraufhin Schneidlinger nickte und das gesamte Team mit einer eindeutigen Handbewegung aufforderte, sich wieder an die Arbeit zu machen.


Während Franziska hektisch auf ihrem Computer herumhackte und Toms Foto, das sie von Mona geschickt bekommen hatte, mit anderen Fotos im Netz verglich, wurde sie auf einmal nachdenklich. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich eine Frau auf so etwas einlässt. Also, ja ich kann es mir natürlich vorstellen, aber nicht, wenn ich den Typen kaum oder gar nicht kenne und nicht weiß, ob ich ihm vertrauen kann!“

„Ab wann kann man denn jemandem wirklich vertrauen?“, fragte Hannes zurück und wirkte genauso nachdenklich wie Franziska.

„Auch wieder wahr. Hat ja schon mancher Ehemann seine Frau erschlagen, während sie friedlich neben ihm im Bett lag“, überlegte sie.

„Na siehst du. Wobei, wenn du so denkst, dann kannst du dich im Umkehrschluss nachts nur noch allein in deinem Schlafzimmer einsperren.“

„Na ja“, protestierte Franziska, bis sie ins Grübeln kam. „Aber stimmt … Trotzdem, so eine Anmache, das ist doch …“

„Nehmen wir mal deinen Bühnenkünstler. Vertraust du ihm zu hundert Prozent?“

„Wie kommst du denn jetzt auf den?“, empörte sich Franziska.

„Na wegen der Handschellen!“ Jetzt grinste Hannes, während Franziska ein wenig errötete.

„Was denn für Handschellen?“ Sie trug eine völlig gleichmütige Miene zur Schau.

Hannes schaute auf Franziskas Hände, die ruhig auf der Tastatur lagen. „Ich spreche von deinen heißen Spielen mit den Dienst-Handschellen.“

Franziska schwieg, zog eine Augenbraue hoch und schaute Hannes streng an.

„War ja gestern nicht zu übersehen und am Handy nicht zu überhören.“ Hannes grinste noch ein wenig anzüglicher. „Mach mich los! Bitte, bitte! Klimper, klimper!“ Auf einmal verging Hannes das Lachen. „Du hast gar nicht gewusst, dass du noch mit mir sprichst?“ Er schaute Franziska durchdringend an und spekulierte: „Hattest du etwa auch die Augen verbunden?“

Franziska sagte noch immer nichts, doch Hannes begriff auch so. „Du stehst darauf!“ Verlegen kratzte sich Hannes am Nacken und grinste dann unschlüssig.

„Ein Wort zu Obermüller!“ Franziska hob drohend die Stimme, doch Hannes nickte eifrig, wie ein gehorsamer Junge und versprach: „Keine Angst, bleibt unser kleines schmutziges Geheimnis.“

„Was bleibt euer kleines schmutziges Geheimnis?“ Obermüller war, ein bedrucktes Papier in den Händen, zur nur angelehnten Tür hereingekommen und setzte sich auf die Kante von Franziskas Schreibtisch, der daraufhin leise knarzte. „Ich dachte, er wäre mit seiner Sabrina glücklich?“ Fragend sah er von Franziska zu Hannes, während sein Gesicht vor Neugier glühte.

„Bin ich auch“, fasste sich Hannes als Erster. „Aber wir haben gerade darüber philosophiert, dass dieser Tom gut aussah, studiert hat und trotzdem zu blöd war, die Nachrichten oder gleich das ganze Handy zu beseitigen.“

Franziska nickte eifrig und schenkte Hannes einen ehrfürchtigen Blick. Seine Beziehung zu Sabrina tat nicht nur seiner Figur gut – seit er mit ihr zusammen war und regelmäßig bekocht wurde, war er nicht mehr ganz so mager –, auch sein Gehirn schien durch die regelmäßige Nahrungsaufnahme schneller zu kombinieren.

„Tja, echt seltsam. Aber wer weiß denn schon, was in den Köpfen der Leute vor sich geht, wenn Sex ins Spiel kommt“, stimmte Obermüller den beiden zu.

„Obermüller, willst du uns etwas beichten?“, neckte Franziska den älteren Ermittler wie so oft und schielte auf die Liste in seinen Händen.

„Krampf, aus dem Alter bin ich raus. Dafür hab ich aber in unserem Job auch schon etwas mehr gesehen, und daher sagt mir mein Instinkt, traue keinem, wenn es um Sex geht. Und mal ehrlich, diese Anmache, die war doch hochnotpeinlich!“

„Da hast du aber so was von recht“, stimmte Franziska ihm einschmeichelnd zu und zog das Papier aus seinen Händen. „Sind das die Verbindungsdaten?“, fragte sie und konzentrierte sich auf die Liste.

„Die gelb markierte Nummer gehört Tom Seibert. Eine Nummer für eine Prepaid-Karte.“ Er schaute sie abwartend an.

Franziska lachte meckernd. „Prepaid, und auf wessen Namen?“

„Auf seinen!“, wusste Obermüller und wiederholte: „Tom Seibert. Wohnanlage Donau-Schwaben-Straße in Passau.“

„Tom Seibert.“ Franziska versuchte diese neue Erkenntnis zu verarbeiten. „Auf seinen echten Namen also?“

Obermüller nickte.

„Saublöd, oder? Ich meine, das mit der Prepaid-Karte wäre ja noch schlau gewesen, weil er damit seine Spuren hätte verwischen können, aber wenn er dann auch noch seinen eigenen Namen angibt … Nicht so schlau.“

„Wieso, du musst doch auch bei einer Prepaid-Karte deine Identität nachweisen“, begehrte der ältere Ermittler auf.

„Nicht wenn du sie an der Supermarktkasse im Süßigkeitenbereich erstehst“, wusste Franziska. „Da musst du dich zwar auch anmelden, aber eben übers Internet, und niemand will deinen Ausweis sehen.“

„Interessant!“

„Willst du dir ein zweites Handy zulegen?“, neckte Franziska ihren Kollegen.

„Spinnst du, dann hab ich ja noch mehr Stress. Interessant finde ich, weil ich mich beim Abgleich gefragt habe, warum in seinem Geburtsdatum ein Zahlendreher drin ist.“

„Echt? Also wenn ich etwas weiß, dann ist es mein Geburtsdatum“, überlegte die Kommissarin und fügte dann an: „Hervorragende Arbeit, Obermüller! Sitzt er vielleicht schon im Vernehmungszimmer?“

Obermüller lachte verwundert auf. „Weißt du, was im ganzen Haus los ist, Franzi? Heute steht kein Streifenwagen mehr im Hof.“

„Warum, was ist denn passiert?“ Sie stand auf, blickte aus dem Fenster hinunter in den Hof und sah Obermüllers Aussage bestätigt.

„Heute wurden an der A3 bereits über dreihundert Flüchtlinge aufgegriffen, und ständig bekommen wir den nächsten Anruf, das ist passiert!“

Franziska nickte Hannes zu. „Gut, dann fahren wir jetzt zu Seibert und du hältst dich bereit, falls ich dich brauche, ja?“

Obermüller nickte und wandte sich zum Gehen. An der Tür hielt er inne, drehte sich um und richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. „Wenn der das wirklich war, dann würde ich gern einmal allein mit ihm reden.“

Franziska versprach es ihm hoch und heilig.

„Ach, und das mit dem schmutzigen Geheimnis behalte ich im Auge.“ Er zeigte mit dem gespreizten Mittel- und Zeigefinger seiner rechten Hand erst zu seinen Augen und dann in Richtung Franziska und Hannes. „Also: immer schön sauber bleiben!“


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