Kitabı oku: «Todesfalle Campus», sayfa 6

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„Das ist ja wohl klar, dass das nur ein Scherz sein kann“, kommentierte Tom Seibert mit herablassender Stimme die Vorwürfe, die die Kriminalkommissarin gerade gegen ihn vorgebracht hatte und gab ihr das Handy zurück. „War es das, oder haben Sie noch andere Possen auf Lager?“ Ein wenig gelangweilt stand der junge Mann in der Tür zu seiner Studentenbude und blickte erst sie und dann Hannes an. Dabei machte er keine Anstalten, sie hereinzubitten.

In der Regel versuchte sich Franziska in jeden Menschen hineinzuversetzen, und selbst wenn es ihr schwerfiel, noch einen Grund für sein Handeln zu suchen. Irgendetwas, womit sie leben konnte. Etwas, das einen Menschen vom Tier unterschied. Im Falle Tom Seibert wünschte sie sich wie selten, sie hätte doch statt Hannes den Kollegen Obermüller mitgenommen und dieser würde sich, als Konsequenz für solche Aussagen, diesen jungen Schnösel einmal richtig zur Brust nehmen.

„Sie werden verdächtigt, sich mit Vanessa Auerbach in der Bibliothek der Universität verabredet und sie dabei getötet zu haben. Gehört das Töten eines Menschen zu Ihrem persönlichen Scherzrepertoire?“, fragte sie trotzdem so gefasst wie möglich und schob das Smartphone zurück in ihre braune Wildlederumhängetasche.

Nachdem Vanessas Smartphone vermutlich vom Täter völlig zerstört worden war, hatte Mona die SIM-Karte ausgelesen und auf Franziskas Handy überspielt, um Tom Seibert den SMS-Verlauf zeigen zu können.

„Das hier ist überhaupt nicht meine Nummer“, erklärte er mit fester Stimme, als könne das ausreichen, um die Anschuldigungen wirkungslos zu machen.

Tom Seibert war groß und hatte eine durchtrainierte Figur. Er sah gut aus, seine dunklen Haare waren locker nach hinten gegelt, das Kinn sauber rasiert. So wie er sich bewegte, machte er viel Sport. Und sicher konnte er eine Frau mit Leichtigkeit überwältigen, fesseln und zusammenschlagen. Wie einer, der ein Messer ansetzte, um einer Wehrlosen die Kehle durchzuschneiden, sah er allerdings nicht aus. Wobei ja ohnehin nur den wenigsten Tätern ihre Taten wirklich ins Gesicht geschrieben stehen.

„Ich habe schon davon gehört, aber ich kann Ihnen nur versichern, dass ich damit nichts zu tun habe.“ Seine Augen blickten ruhig, fast kalt. „Und ich gebe Ihnen gern meine richtige Handynummer, wenn Sie möchten.“ Bei diesem Vorschlag grinste er Franziska anzüglich an.

„Wo waren Sie vorgestern Abend zwischen 21 und 23 Uhr?“, übernahm daher Hannes die Befragung und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.

„Ich? Das geht Sie gar nichts an.“

„Vielleicht sollten Sie diese Frage nicht zu sehr auf die leichte Schulter nehmen“, schlug Hannes dem Studenten vor, woraufhin der sich zu einer lahmen Antwort aufraffte. „Das war dann der Montag, richtig? Da war ich beim Rudern. Auf dem Inn. Und wenn Sie es genau wissen möchten, ich trainiere für die Deutschen Hochschulmeisterschaften.“

Franziska nickte, fühlte sich aber durch diese Aussage nur in ihrer Einschätzung seiner Figur bestätigt.

„Kann das jemand bezeugen?“, hakte Hannes noch einmal nach.

„Natürlich! Es waren ja etliche Leute dort. War’s das jetzt? Ich hab noch einiges zu tun.“

„Ja, aber halten Sie sich bitte zu unserer Verfügung und verlassen Sie nicht die Stadt, wir …“

Weiter kam Franziska nicht. Denn genau in diesem Moment wurde die Tür des Nachbar-Appartements aufgerissen und ein junger Bursche mit kurzen schwarzen Haaren, mandelförmigen Augen und in grünen Boxershorts stürmte heraus und auf Tom Seibert zu.

„Oh, du hast Gäste. Tschuldigung. Aber: Hey, hast du schon die Fotos von Vanessa gesehen?“

Ohne auf eine Einladung zu warten, drängelte er sich quirlig an Tom Seibert vorbei bis zum Schreibtisch in dessen Wohnung und machte sich dort am geöffneten Laptop zu schaffen. Tom war seinem Nachbarn gefolgt, und auch die beiden Kommissare standen jetzt dicht hinter ihm.

„Echt geil, musst du dir ansehen!“, rief er über seine Schulter und klickte weiter, bis er fündig geworden war. „Wer die wohl dazu gebracht hat?“

„Mann Tian, was soll das?“, empörte sich Tom und schob seinen Besucher vom Schreibtisch weg. „Vanessa ist tot!“, erklärte er tonlos und schloss den Laptop. „Vanessa ist tot, und die beiden hier glauben, ich hätte etwas damit zu tun.“

Der junge Mann schüttelte seine schwarzen Haare, blieb einen Moment unschlüssig im Raum stehen und musterte schließlich Franziska und Hannes. „Sind Sie von der Polizei?“

„Franziska Steinbacher, Mordkommission Passau, mein Kollege Hannes Hollermann“, stellte sich die Kommissarin vor und blickte den jungen Burschen interessiert an. „Und Sie sind?“

„Tian Chang. Also ich, ich wohne nebenan“, erklärte er ein wenig umständlich und versuchte gar nicht zu verhehlen, dass ihm die Situation eher unangenehm war.

„Würden Sie uns die Seite bitte zeigen?“

Tian blickte zu Tom, bis der zustimmend nickte, als wolle er sagen, nun mach schon, dann haben wir es hinter uns. Also hob er den Deckel wieder an, und zwei Klicks später beherrschte Vanessa den Bildschirm.

„So empfängt Vanessa die Männer anderer Frauen!“, las Franziska laut vor und blickte gebannt auf die abgelichtete Frau. Man hätte das, was sie trug, einen schwarzen Overall nennen können, nur dass dieser hier mehr freie Flächen als bedeckende Stoffteile aufwies. Sie lehnte an der Tür zum Dublettenmagazin, das man im Hintergrund erahnen konnte. Es waren mehrere Fotos, die ganz kurz hintereinander geschossen worden sein mussten. Auf den ersten trug sie eine schwarze Maske, die ihre Augen bedeckte und ihr etwas Hilfloses und gleichzeitig sehr Verruchtes gab. Denn das restliche Gesicht lächelte lasziv verführerisch, und ihre ganze Körperhaltung war mehr als aufreizend, ja eigentlich einladend, als wolle sie sagen: Was auch immer du schon mal machen wolltest, mach es jetzt mit mir.

Dann kam der Break. Auf den nächsten Bildern hatte sie die Maske heruntergenommen, die Körperhaltung war jetzt abweisend, sie merkte, wie schutzlos sie da stand. Zunächst schaute sie den Betrachter etwas ungläubig an, dann wurde ihr Blick wild und ihre Körperhaltung aggressiv. Für Franziska stand außer Frage: Sie hatte mit etwas völlig anderem gerechnet, als mit dem, was sie soeben zu sehen bekommen hatte. Nur mit was oder eben mit wem hatte sie gerechnet? Wirklich mit Tom Seibert?


„Nach dem SMS-Austausch mit Vanessa hab ich mir diesen Tom irgendwie anders vorgestellt“, platzte es aus Franziska heraus, kaum dass sie im Auto saßen. Dann zückte sie ihr grünes Notizbuch und schrieb einige Stichworte hinein. „Er war so cool. Für sein Alter ungewöhnlich cool, findest du nicht?“ Die Kommissarin sah auf und blickte ihren Kollegen unschlüssig an. „Wahnsinn, wenn man in seine Augen sieht.“ Bei diesem Gedanken überkam sie erneut ein plötzliches Frösteln.

Gleich nachdem sie die Donau-Schwaben-Anlage verlassen hatten, hatte sie den Kollegen Gruber angerufen und ihn gebeten, die Facebookseite „World of Adventure“ für sie zu überprüfen und herauszufinden, wer die freizügigen Fotos von Vanessa Auerbach dort eingestellt hatte. Zu Beginn ihres Gesprächs hätte sie Tom Seibert am liebsten gleich mit in die Inspektion genommen, inzwischen war sie allerdings verunsichert über seine vehemente Unschuldsbehauptung, sein angebliches Alibi und die Fotos auf seinem Laptop. Auch der Zahlendreher bei der Anmeldung der Prepaid-Karte ließ sich jetzt nicht mehr einfach so wegwischen. Sie brauchten erst noch weitere Beweise. Wenn Gruber allerdings melden sollte, dass Tom auch hinter der Internetseite oder den Posts steckte, dann würde es doch wieder eng für ihn werden.

„Cool im Vergleich zu diesem Tian?“ Hannes nickte zustimmend. „Wobei ich fand, dass er ja schon ein bisschen geschockt war, vielleicht wollte er das nur hinter der Maske der Arroganz verbergen. Ich meine, wenn er es wirklich nicht war und ihm da jemand einen üblen Streich gespielt hat …“, Hannes besann sich. „Wenn jemand in deinem Namen Vanessa irgendwohin gelockt und getötet hat, dann wärst du doch auch geschockt und gleichzeitig entsetzt.“

„Vielleicht.“ Franziska zuckte unschlüssig mit den Schultern. „Na ja, schon. Aber schau dir sein Zimmer an, seine Frisur und dann seinen Nachbarn. Da liegen doch Welten dazwischen. Der ist nicht nur cool, der ist, hm, wie soll ich sagen … der ist herablassend. Ja genau. Als wäre er etwas Besseres.“

Hannes lachte, weil Franziska ihr Urteil so unumstößlich gefällt hatte. „Du traust ihm also nicht zu, dass er eine Frau in die höheren Sphären der Lust heben kann?“, fragte Hannes provokant nach.

Franziska blickte ihn schmunzelnd an. „Das würde ich nicht sagen. Wenn er die Wünsche einer Frau genauso korrekt umsetzt, wie er seine Haare in Form bringt …“ Sie kicherte, wurde aber schnell wieder ernst. „Typen wie der sind schlecht einschätzbar. Sie können ganz harmlos sein und genauso akkurat einen Mord begehen, mit allen Konsequenzen, eiskalt geplant, bis ins letzte Detail.“

„Und du traust ihm sogar die Sache mit den Fotos zu?“

Hannes blieb unsicher, doch Franziska schwieg, klappte ihr Notizbuch zu, schob es in ihre braune Umhängetasche und warf sie dann auf den Rücksitz, bevor sie den Motor startete. „Da warten wir jetzt einfach mal auf das, was Gruber uns ja hoffentlich bald mitteilt“, entschied sie und hoffte, der Kollege käme wirklich bald dazu, die Seite zu überprüfen und müsse nicht am Ende auch noch Streife fahren, um Flüchtlinge einzusammeln.

Draußen war es schon fast dunkel. Sie hatte außer den Pausenbroten von Sabrina noch nichts Vernünftiges gegessen. Sie war müde und sie sehnte sich nach einer liebevollen Umarmung. Auch Hannes warf jetzt einen Blick auf seine Uhr. „Wartet dein Schätzchen auf dich?“ Der Kollege verzog das Gesicht. „Entschuldige, deine Sabrina?“

Er nickte, dabei huschte ein glückliches Lächeln über sein Gesicht. „Und bei dir? Jetzt wo dein Bühnenkünstler wieder zurück ist.“ Er nahm ihre rechte Hand sanft vom Steuer und schaute sich das Handgelenk an. „Nichts mehr zu sehen!“

Franziska entzog sich ihm unwirsch und verpasste ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen, bevor sie ihn warnend anfunkelte. „Wir müssen morgen früh als erstes zu den Ruderern, um uns Tom Seiberts Alibi bestätigen zu lassen“, erklärte sie dann aber in ruhigem Ton und bog in die Neuburger Straße ein.

„Ja Chef“, schmunzelte Hannes. „Und wenn sie es bestätigen, was machen wir dann mit dem SMS-Wechsel und den Fotos?“ Er ging auf ihr Ablenkungsmanöver ein. „Das lässt sich ja schlecht ignorieren.“

Franziska zuckte mit den Schultern. Sie hatten den Fuchsbauerweg erreicht. „Das überlegen wir uns morgen, wenn wir wissen, ob Tom für das Einstellen der Fotos verantwortlich ist. Schlaf gut, mein Schatz!“

Hannes grinste und streichelte ihr kurz über die rechte Wange. „Ich werde es wirklich für mich behalten“, versprach er eifrig und holte seinen Rucksack von der Rückbank.

„Wenn er auf solche Inszenierungen steht, und so wie der aussieht, hat er bestimmt schon so manche Frau dazu gebracht seine Wünsche zu erfüllen, dann gehört es sicher auch zu seinem Repertoire, anderen etwas vorzuspielen“, resümierte Franziska ein letztes Mal die Begegnung mit Tom Seibert und dessen Kaltschnäuzigkeit und zeigte gleichzeitig, dass alles, was mit Walter zu tun hatte, nicht hierhergehörte.


Franziska betrat ihre Wohnung und wagte nicht zu hoffen, dass Walter an diesem Abend noch bei ihr vorbeikommen würde. Und selbst als es im Flur so wunderbar nach gebratenem Fleisch roch, glaubte sie zunächst an eine Sinnestäuschung. Bis er tatsächlich vor ihr stand: Eine Schürze um die Lenden gebunden, barfuß, ohne T-Shirt, praktisch nackt, schwang er den Kochlöffel und grinste sie frech an.

„Eigentlich hast du ja Wasser und trockenes Brot verdient, nachdem du dich den ganzen Tag über mit keiner Silbe bei mir gemeldet hast.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Aber wenn du Besserung gelobst, will ich mal nicht so sein.“

„Ich gelobe Besserung“, schwor Franziska, küsste ihn schmatzend, hob einen der Topfdeckel an und verbrannte sich prompt die Finger.

„Hey, Vorsicht, keiner hat von Selbstverstümmelung gesprochen!“ Walter nahm ihr den Deckel aus der Hand, pustete und küsste zärtlich die geröteten Stellen, bis Franziska ein seliges Frösteln über den Rücken lief.

„Oh, ich bin am Verhungern“, erklärte sie theatralisch und angelte nach der Gabel, die neben dem Topf lag.

„Dann wasch dir die Hände, es kann gleich losgehen.“

Doch auf einmal überlegte es sich Franziska anders. „Meinst du, dass das, was da so köstlich riecht, noch eine Dusche abwarten kann?“, erkundigte sie sich vorsichtig.

Walter schaute, als müsse er den erfragten Vorgang prüfen, nickte und schob sie zur Tür hinaus. „Dann aber schnell“, gab er ihr mit auf den Weg.

Unter der Dusche trällerte Franziska zufrieden eine Melodie ohne Text vor sich hin. Sie verspürte ein wohlig-aufgeregtes Kribbeln im Bauch.

Abgetrocknet, eingecremt und nach zwei Tellern vom feurigsten Gulasch, das sie je gegessen hatte, lehnte sie sich schließlich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und gähnte lächelnd.

„Na, müde?“

„Ein wenig, aber die Lebensgeister kommen bereits zurück“, schwärmte sie, bis ihr etwas einfiel. „Nur beim Anblick meiner Küche fühle ich wieder diese Schwäche …“ Sie stöhnte, als sei sie gerade vom Keller bis in den zehnten Stock gerannt.

„Wenn das deine einzige Sorge ist, dann hast du keine. Den Abwasch übernehme selbstverständlich ich.“ Walter strahlte sie an.

„Das ist aber lieb von dir“, freute sich Franziska, vermutete allerdings, dass so viel Selbstlosigkeit nicht ohne Selbstzweck war … „Ich wollte ohnehin noch schnell was im Internet nachschauen“, prüfte sie vorsichtig, wie weit sie gehen konnte. Doch Walter durchschaute sie sofort.

„Beruflich oder privat?“

„Halb privat!“

„Abgelehnt. Halb privat heißt bei dir hundert Prozent beruflich.“ Walter stand auf, ging um den Tisch herum und stellte sich hinter ihren Stuhl, um ihr sanft die Schultern zu massieren. „So geht das nicht, Frau Kommissarin. Ich bin ein Mann!“

„Jaaa!“

„Ich habe Bedürfnisse!“

„Jaaa!“

„Ich kann nicht immer hinter deinen Tätern zurückstecken.“

„Aber das musst du doch gar nicht. Nur in Notfällen. Und hier in Passau werden auch nicht täglich Leute ermordet“, rechtfertigte sie sich eifrig.

„Trotzdem, so geht das nicht“, maulte Walter und ließ von ihrem Nacken ab.

Franziska wirbelte herum. „Jetzt hör aber auf. Da wurde ein Mädchen brutal getötet, vorher wahrscheinlich schwer missbraucht oder zumindest misshandelt und das einzige, an das du denkst, ist Sex?“

Walter musterte sie eine Weile, bevor er sie in eine liebevolle Umarmung zog. „Aber du wirst mich doch nicht etwa mit so einem Monster vergleichen?“

„Nein“, hauchte Franziska an seine Schulter, „natürlich nicht.“

„Willst du darüber reden?“

Franziska bedachte das Für und Wider, nickte und eine halbe Stunde später lagen beide nebeneinander im Bett. Sie in einem alten kuscheligen Blümchenpyjama und bis zur Nasenspitze zugedeckt, Walter neben ihr und noch immer nur in Shorts. Nachdem er sich lang und breit über ihr wenig erotisches Kleidungsstück ausgelassen hatte, schob er seinen Arm unter ihren Nacken und zog sie an sich. „Nur kuscheln“, beteuerte er.

So erzählte sie ihm, in welchem Zustand sie die Leiche gefunden hatten und auch von der Handy-Verabredung mit dem Studenten. Sie schilderte das Outfit, das er für sie bereitgelegt hatte und dass er sie dann in dieser Verkleidung fotografierte, um die Bilder später ins Netz zu stellen, bevor er sie misshandelte und schließlich tötete.

„Und das war alles dieser Student?“, hakte Walter ungläubig nach.

„Er wird verdächtigt, bewiesen ist bisher nichts.“

„Wenn er es war, wäre er nicht nur brutal, sondern auch raffiniert. Oder ziemlich dumm.“

„Also dumm scheint er mir nicht zu sein“, gab Franziska zu bedenken.

„Jetzt mal ehrlich, ich kann mir so ein Vorgehen nicht vorstellen“, überlegte Walter. „Der musste doch wissen, dass er entlarvt wird, sobald sich jemand ihr Handy anschaut.“

„Der Täter muss ziemlich heftig darauf herumgetrampelt sein. Vielleicht dachte er, es wäre zu kaputt, als dass es noch einmal Informationen ausspucken könnte.“

„Was studiert der, Dummheit? In jedem mittelmäßigen Tatort schafft das die Spurensicherung in Nullkommanichts. Und außerdem bleibt ja immer noch der digitale Fußabdruck im Internet, da kriegst du doch heutzutage alles raus. Oder?“

„Das ist ja auch unsere Hoffnung“, gab Franziska zu und ließ ihre Finger zärtlich über seinen Bauch streicheln. „Wobei mir einfach nicht in den Kopf gehen will, warum er diese Fotos nach ihrem Tod noch ins Netz gestellt hat.“

„Vielleicht aus Rache.“

„Wofür? Sie war ganz sicher tot.“

„Vielleicht weil sie ihn so schön angemacht hatte und dann doch nicht zum Zug kommen lassen wollte“, schlug Walter vor und schaute zu, wie Franziska ihre Hand immer weiter in Richtung seiner Shorts wandern ließ. „Wenn du nur kuscheln willst, dann solltest du jetzt ganz schnell aufhören“, gab er zu bedenken.

„Vielleicht will ich einfach sehen, was passiert, wenn ich trotzdem weitermache“, erklärte sie grinsend und schob ihre Hand gänzlich unter den Gummibund, wo sie sehr schnell auf große Zustimmung stieß.

„Das kannst du haben!“

Mit Schwung zog er ihr die Decke weg und schob seinen Kopf unter ihr Oberteil, während seine Hände ihre Handgelenke umfassten. Völlig Herr der Lage küsste er sich langsam ihren Bauch hinauf, bis Franziska aufschrie und versuchte, sich aus dieser ohnmächtigen Situation zu befreien. Doch Walter vergrub seinen Kopf nur noch tiefer in ihrem Schlafanzug und dachte gar nicht daran, von ihr abzulassen. Als er ihre aufgerichteten Brustwarzen erreichte, knabberte und saugte er so lustvoll an ihnen, bis die Druckknöpfe ihres Pyjamas dem Druck nicht mehr standhielten und einer nach dem anderen aufsprang. Lachend ließ er von ihr ab und stützte sich auf seine Hände, um sie besser betrachten zu können.

„Oh! Das sieht ja direkt nach einer Kapitulation aus“, kommentierte er und blickte grinsend auf ihren einladenden Busen.

„Wehe!“, mahnte Franziska, konnte diese Drohung aber nicht mehr weiter ausführen, weil sie in diesem Moment unglaublich zärtlich geküsst wurde. Egal wie sehr sich Franziska zu wehren versuchte, er ließ erst von ihr ab, als sie sich ihm ganz und gar und ausgesprochen freiwillig ergeben hatte.


Nachdem er sich eine Weile am Inn herumgetrieben hatte, war er nach Hause gegangen, um sich auf sein Bett zu werfen und die Augen zu schließen. Reglos lag er da, bis er wie unter Strom gesetzt aufsprang, zur Tür lief und sie zweimal abschloss. Als nächstes ging er zum Fenster und ließ die Rollos herunter. Er wollte nichts sehen, nichts hören. Es sollte endlich still sein, er brauchte dringend Schlaf. Wieder legte er sich auf sein Bett und wartete. Doch statt der ersehnten Ruhe kam ihm die Eisenstange in den Sinn, und schon war es vorbei.

Ratatat, ratatat, ratatat!

Der Zug fuhr an. Nahm Geschwindigkeit auf. Mist, verdammter. Aber es stimmte ja. Wie konnte er hier einfach liegen und so tun, als wäre nichts geschehen?

Wieder sprang er vom Bett und wankte zur Tür. Seine Hände suchten den Lichtschalter. Als sie ihn nicht gleich fanden, fluchte er und trat mit dem Fuß gegen die Zimmertür.

Ratatat, ratatat, ratatat!, machte es in seinem Kopf. Doch dann erblickte er die Plastiktüte mit der Eisenstange, und der Zug wurde langsamer. Heute hatte ihn die Polizei befragt. Es war ganz harmlos gewesen und sie hatten ihm ja auch geglaubt, dass er nichts mit der Sache zu tun hatte, aber trotzdem war es sicher besser, die Spuren zu beseitigen.

Darum nahm er die Tüte mit ins Bad und hielt die Stange unter den Wasserhahn, um das Blut abzuspülen, das noch immer an ihr haftete. Und weil das nicht so einfach ging, rieb er mit der anderen Hand kräftig drüber, wobei er sich an einer Unebenheit die Haut aufschürfte.

„Verdammte Sauerei!“, fluchte er und spürte, wie der Zug an Fahrt aufnahm. „Was musste dieses Miststück auch so bluten!“

Hastig stopfte er die Eisenstange zurück in die Plastiktüte und stapfte zu seinem Bett, wo er sie unter sein Kopfkissen schob. Nachdem er sich erneut hingelegt hatte, überlegte er, ob er sie nicht vielleicht doch vergraben sollte. An einem sicheren Ort, falls er sie wieder brauchte, aber nicht in seiner unmittelbaren Umgebung. Andererseits wusste ja niemand von ihr, also konnte er sie genauso gut auch behalten. Er schloss erneut die Augen und bemerkte, wie anstrengend das alles gewesen war. Er brauchte jetzt Schlaf, viel Schlaf. Er musste zu Kräften kommen und den Zug anhalten. Doch der brauste durch seinen Kopf, als gäbe es keine Bremsen und keine Signale. Der Schmerz, der schon immer in ihm gewütet hatte, saß am Steuer. „Mach sie alle“, hatte er gesagt, „mach, dass sie nie wieder lachen kann!“


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