Kitabı oku: «Die heilende Kraft Gottes», sayfa 2

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Gott hat uns Möglichkeiten zur Verfügung gestellt

Gott hat uns zu unserer Gesunderhaltung viele Ressourcen zur Verfügung gestellt. Einige davon finden sich in unserem Körper, ein integriertes System gewissermaßen. Hinzu kommt unser Innenleben mit unseren Gefühlen und Wahlmöglichkeiten. Wir kommen auf diese Ressourcen später im Einzelnen zurück. Dem fügt die medizinische Wissenschaft noch weitere hinzu, und zwar für Leib und Seele. Darüber hinaus steht uns eine weitere potenzielle therapeutische Möglichkeit offen: der Glaube, speziell der Glaube an Jesus Christus.

Vielleicht wissen Sie wenig bis nichts über Gott oder Jesus Christus, aber der Inhalt dieses Buches interessiert Sie. Das ist gut so. Falls Sie krank sind und weder die eigenen Ressourcen noch die der medizinischen Wissenschaft mit aller verfügbaren professionellen Hilfe ausgereicht haben, um Sie voll und ganz wieder herzustellen, dann kann dieses Buch Ihnen helfen. Es kann Ihnen helfen, ein umfassenderes Bild von sich selbst zu gewinnen. Sie werden die wunderbaren Möglichkeiten entdecken, die Gott zur Erhaltung unserer Gesundheit in uns hineingelegt hat. Sie treten in Kraft, wo etwas falsch läuft und wo unsere Gesundheit beeinträchtigt wird; und wir werden sehen, was wir selbst dazu beitragen können. Geistliche Ressourcen können sich im Körperlichen segensreich auswirken: Der Glaube ist da, wo es um Gesundheit und Heilung geht, ein wesentlicher Faktor.

Wir werden uns in diesem Buch also mit folgenden Fragen beschäftigen:

1. Wie wirken sich unsere Emotionen, Gefühle und Grundhaltungen – unser innerstes Wesen also – auf unsere Gesundheit aus?

2. Wie können wir, wenn wir krank werden, mentale, emotionale und geistliche Ressourcen mobilisieren, damit unser Körper mit der Krankheit fertig wird?

3. Wie kann der Glaube an Jesus Christus in Verbindung mit der auf Heilung zielenden medizinischen Wissenschaft helfen, wenn wir krank werden?

Ich bin auf diese Fragen gestoßen, da ich beide Seiten erlebt habe, als Arzt und als Patient. Ich habe lange Monate im Bett verbracht. Ich habe rücklings auf dem Operationstisch gelegen und an die Decke gestarrt. Ich habe den Tod durch das Fenster lugen sehen und gehofft, er würde sich davon machen. Ich habe gegen Schmerzen angekämpft, gegen körperliche Schwäche und gegen die Frustration, es mit einem willigen Geist und meinem schwachen Fleisch zu tun zu haben.

Viel Zeit meines Lebens habe ich am Bett anderer Leidender verbracht. Ich habe von oben auf viele Menschen herabgeblickt, die vor mir auf dem Operationstisch lagen, und Gott gebeten, mir zu helfen, das zu tun, was sie wiederherstellen würde. Ich habe mir die Lebensgeschichte vieler Kranker angehört und versucht, sie zu ermutigen, damit sie den Weg zu neuer Gesundheit beschreiten konnten. Bei all dem habe ich die einschlägigen medizinischen Fachbücher konsultiert und genauso den Großen Arzt. In all den Jahren haben mich Gott und die medizinische Wissenschaft vieles gelehrt, was es mit Heilung auf sich hat. Und ich lerne immer noch. Auf den folgenden Seiten finden Sie ein wenig von dem, was ich von Gott gelernt habe – »Randnotizen« gewissermaßen zu den Wegen, die er uns führt; denn das ganze Ausmaß seiner Wege ist unerforschlich (Römer 11,33).


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WEISS IHR ARZT, WER SIE SIND?

Sind Sie eine Person oder einfach nur eine Ansammlung unterschiedlicher Organe, die durch Haut und Knochen zusammengehalten wird? Sind Sie ein isoliertes Individuum oder sind Sie Glied einer Familie, einer größeren Gemeinschaft, und haben Sie darüber hinaus einen Freundes- oder Kollegenkreis? Sind Sie lediglich eine hochkomplexe Ansammlung von Kohlehydraten, Amino-und Fettsäuren, die irgendwie denken kann; oder sind Sie ein Wesen, das mit anderen geistbegabten Wesen des Universums in Beziehung zu treten vermag?

Wenn Sie einen Arzt aufsuchen, was erwarten Sie von ihm, wie er Sie wahrnehmen soll? Als einen möglichen Fall mit Gallensteinen? Oder als einen potenziellen Herzpatienten? Oder hoffen Sie, der Arzt möge Sie als ganze Person betrachten, mit der etwas nicht in Ordnung ist?

Eine vollständige Person?

Die westliche Kultur hat das Konzept und das Verständnis vom Menschsein radikal verändert. Unsere wissenschaftlichen Errungenschaften machen uns glauben, durch Sezieren und Molekularbiologie könnten wir alles, was für das Menschsein von Bedeutung ist, erklären. Unsere gegenwärtige Kultur und sogar viele unserer religiösen Anschauungen und Praktiken betonen das Individuum und vernachlässigen die Auswirkungen, die Beziehungen auf uns ausüben. Indem wir unserem Verstand und dem Verstehenwollen oberste Bedeutung beimessen, gehen wir viel zu oft davon aus, dass es in unserem Leben und der gesamten Natur nichts gibt, was unser Verstand schließlich nicht doch meistern und folglich manipulieren könnte.

All das hat sich sehr stark auf unseren Umgang mit Gesundheit und Krankheit ausgewirkt. Die moderne Medizin ist mechanisiert und technisiert und in vielen verschiedenen Schubladen untergebracht worden. Wenn Sie krank sind, konzentrieren sich die Ärzte darauf, festzustellen, was aus der Fassung geraten ist und wie es wieder repariert werden kann. Wir registrieren Ihren Namen zusammen mit weiteren persönlichen Daten, um die medizinischen Unterlagen und die Formulare für die Krankenkasse ausfüllen zu können.

Während des dritten Jahres meiner medizinischen Ausbildung arbeitete ich einige Zeit in der Ambulanz. Ich begann meine Runde in der allgemeinmedizinischen Abteilung. Einmal klagte eine Frau mittleren Alters über bereits längere Zeit anhaltende Schmerzen im unteren Rückenbereich. Wir vermuteten ein orthopädisches Problem und überwiesen sie an die entsprechende Klinik. Einige Tage später schickten die Kollegen die Patientin mit einer Notiz zu uns zurück, dass alle Untersuchungen ergeben hatten, dass ihr Rücken, ihre Knochen und Gelenke keine Krankheitssymptome aufwiesen.

Wir schickten sie zur gynäkologischen Klinik. Auch von dort kam sie mit dem Bericht zurück, man hätte keine Anzeichen von Erkrankung ihrer Organe im Becken gefunden. Es folgte die urologische Klinik, und nach ausgedehnten Labor- und Röntgenuntersuchungen wurde weder in ihren Nieren noch in den Harnleitern oder in der Harnblase etwas gefunden. Schließlich kam sie noch in die neurologische Klinik, wo ebenfalls nichts Außergewöhnliches entdeckt wurde.

Als diese Frau zu uns zurückkam, waren drei Dinge klar: Ihre Schmerzen waren nach wie vor vorhanden, ihr Geld war weg und wir hatten ihr nicht helfen können. Sie verließ die Klinik auf nimmer Wiedersehen. Erst später wurde mir klar, dass sich keiner von uns zu ihr gesetzt und mit ihr über ihr Leben gesprochen, versucht hatte, ihr zuzuhören, wie die Krankheit begonnen hatte. Wir hatten uns bemüht, auf ihre Schmerzen einzugehen, und dabei versäumt, sie als ganze Person wahrzunehmen.

Einige Wochen später in der Klinik für Innere Medizin lief es besser. Ich hatte ein richtiges Erfolgserlebnis, als ich Rasselgeräusche über der Lunge einer etwa 60-jährigen Frau vernahm, die über Kurzatmigkeit klagte. Ihre Knöchel und Beine waren geschwollen. Es war klar, dass ihr Herz nicht richtig funktionierte und wir ihr helfen konnten. Wir verschrieben ihr Digoxin, ein Herzmittel aus Digitalis, für die Herzmuskulatur und ein Diuretikum (ein entwässerndes Medikament). Bereits eine Woche später ging es ihr viel besser. Dann nahm ich mir die Zeit, um mit ihr über längerfristige Maßnahmen einschließlich einer Diät mit wenig Salz, kleiner körperlicher Übungen und regelmäßiger Klinikbesuche zu sprechen.

Diese Frau ging zufrieden nach Hause. Ich hatte ein gutes Gefühl. Wir hatten unseren therapeutischen Triumph. Eine Woche später jedoch konnte ich mich weder an ihren Namen noch an ihren Wohnort erinnern. War sie verheiratet? Danach hatte ich gar nicht gefragt. Wie gestaltete sich ihr Leben in der Familie und im Freundeskreis? Könnte es sein, dass sie Stresssituationen durchzustehen hatte, die ihr Herz zusätzlich belasteten? Danach hatte ich nie gefragt. Erst viel später wurde mir klar, dass ich nicht jene Frau, sondern einen Herzmuskel behandelt hatte.

Das biomedizinische Modell

Beim biomedizinischen Modell der medizinischen Versorgung handelt es sich um folgendes: Mediziner lernen, den Menschen als ein biologisches und rein körperliches Wesen zu betrachten. Irgendetwas Biologisches funktioniert in der Physis des menschlichen Körpers nicht mehr und macht einen medizinischen Eingriff erforderlich. Über die Mechanismen, die uns am Leben halten, wissen wir eine Menge: über das Verdauungssystem, unsere Atmung, den Blutkreislauf und andere uns vertraute -ismen.

Wenn der eine oder mehrere dieser Mechanismen nicht mehr richtig funktioniert, sprechen wir von Kranksein und davon, dass wir das, was nicht in Ordnung ist, reparieren müssen. Aber wo in diesem Modell findet sich der Mensch als solcher?

In unserem Körper greifen eine Menge Mechanismen ineinander, wobei vieles falsch laufen kann. Aber als Person sind wir wesentlich mehr als gut oder nicht so gut funktionierende »Mechanik«. Wir können denken, fühlen, kämpfen und hoffen. Wir treten mit anderen Personen in Beziehung und finden darin so oft Freude und Erfüllung; zuweilen sind wir auch enttäuscht und ärgerlich.

Unglücklicherweise brauchen wir Angehörige heilender Berufe meistens zu lange, bis wir wahrnehmen, dass Enttäuschungen und ungute Gefühle unsere biologischen Mechanismen beeinträchtigen können. Auf der anderen Seite können Freude, Lachen und ein erfülltes Leben im Kreis von Freunden und Familie schlecht funktionierende Mechanismen oft besser wiederherstellen als die aufwendigsten Medikamente oder komplizierte Gerätschaften. All das habe ich während meines Universitätsstudiums nicht gelernt.

Meine persönliche Krankengeschichte

Selbst einmal krank zu werden, gehört für einen Arzt zu den wichtigsten Erfahrungen. Ich habe während zahlreicher Krankheitszeiten viel gelernt – nicht so sehr über Biomedizinisches als vielmehr darüber, wie man für die ganze Person Sorge trägt. Dieser Lernprozess begann bereits lange vor Beginn meines Medizinstudiums.

Ich war sieben Jahre alt, als sich ein weiser Kinderarzt die Röntgenbilder meiner Brust anschaute und meinen Eltern sagte: »Euer Danny hat Tuberkulose.« Diese Worte schlugen im Herzen meiner Eltern ein wie eine Bombe, denn das war 1937, ein Jahr vor Beginn des Antibiotika-Zeitalters. TB war eine der häufigsten Todesursachen, vor allem bei kleinen Kindern. Die »Dreifach-Therapie« damals bestand nicht etwa aus drei Medikamenten, sondern aus Bettruhe, gutem Essen und jeder Menge Sonnenschein. Mir wurde ein Jahr Bettruhe verschrieben und wenigstens drei weitere Jahre, in denen ich nur begrenzt aktiv sein sollte. Der Doktor ließ mich wählen: Entweder in ein gut eingerichtetes Sanatorium, knapp 250 Kilometer entfernt und mit entsprechend ausgebildetem Personal ausgestattet, oder zuhause das Bett hüten. Für meine Eltern gab es da nichts zu wählen: Ich sollte daheim bleiben.

Um es ganz vorsichtig zu formulieren: Für einen hyperaktiven Jungen war die Aussicht, ein Jahr lang das Bett nicht zu verlassen, in höchstem Maße deprimierend. Meine Eltern waren zwar hart bei der Einhaltung des Verschriebenen, aber sie glichen das durch viel liebende Fürsorge aus. Ich lernte bald etwas sehr Wichtiges: Eine Krankheit konnte meine körperlichen Aktivitäten einschränken, aber sie konnte nicht meine gedanklichen Aktivitäten, meinen Geist und meine Kreativität beeinträchtigen.

Bücher wurden meine Begleiter. Der umgedrehte Betttisch wurde in ein Schiff verwandelt, mit dem ich über die sieben Weltmeere segeln konnte. Ich entdeckte, dass Jesus mein Freund war, und wir redeten stundenlang miteinander. Wir überquerten den See Genezareth, durchstreiften Wälder und bestiegen hohe Berge miteinander. Während ich sein Buch, die Bibel, las, habe ich Weisheiten wie Goldklumpen gesammelt, die mir bis heute Wegweisung bedeuten. Nach einem Monat waren mein Gemüt, mein Herz und mein Geist geheilt. Ich bin davon überzeugt, dass dies die Heilung meiner Lungen und der Lymphknoten in meiner Brust beschleunigt hat.

Als ich diese Krankheit jener prägenden Zeit in meinem Leben viele Jahre später analysierte und mir klar machte, was eigentlich damals geschehen war, trieben mich eine Menge Fragen um. Wurde ich lediglich von TB geheilt, oder war ich ganz geworden? Waren es nur meine Lungen, die wiederhergestellt worden waren, oder hatte sich mein ganzes Sein und Wesen zum Besseren gewandelt? Ich war wirklich von TB geheilt worden, aber wie? Die weißen Blutkörperchen in meinen Lungen und Lymphknoten hatten die TB-Bazillen irgendwie unschädlich gemacht; aber was war sonst noch geschehen, was mich gesund gemacht hatte?

Mir wurde bewusst: das Jahr 1937/38 war für mich ein ganz besonderes. Ich hatte viel gelernt: meine Lese- und Schreibfähigkeit weiterentwickelt, geduldiges Warten, Kreativität und Fantasie und eine erste Ahnung davon bekommen, später eventuell selbst den Krankheiten zu Leibe zu rücken und anderen das Leben zu erleichtern. Freunde hatten mich besucht. Der Lehrer des zweiten Schuljahrs schickte mir jeden Tag die entsprechenden Hausaufgaben, sodass ich mithalten konnte. Von meinen Eltern erfuhr ich viel Liebe und Fürsorge; sie waren hervorragende Pflegekräfte. Regelmäßige Besuche beim Kinderarzt bestätigten uns, dass wir auf der richtigen Fährte waren.

Rückblickend erkannte ich, dass mein Geist und Verstand gerade in jenem Jahr zugenommen hatten. Das geschah nicht trotz, sondern wesentlich gerade wegen der Krankheit und durch den Beistand von Familie und Freunden. Hat das alles irgendwie auch meiner Lunge und den Lymphknoten in ihrem Kampf gegen die Infektion geholfen? Mir wurde immer klarer, dass das, was mir als ganzer Person widerfahren war, meine Genesung beeinflusst und gefördert hatte.

Mein Medizinstudium

Als ich Jahre später an der Universität Rochester mein Medizinstudium begann, war ich von den großartigen Möglichkeiten der medizinischen Wissenschaft total begeistert und eingenommen. Die erstaunliche Anatomie des menschlichen Körpers, die ungeheure Komplexität des Zusammenwirkens der verschiedenen Organe – alles das faszinierte mich.

Gleichzeitig las ich weiterhin die Bibel und lernte mehr über Jesus. Ich las dort von Heilungen und beschäftigte mich mit diesen konkreten Beispielen des Wirkens Jesu. Vieles von dem schien über das Medizinische hinaus zu gehen, wenigstens über das, was die medizinische Wissenschaft mir gerade zu vermitteln versuchte. Was meinte Jesus, wenn er einer kranken Person sagte: »Dein Glaube hat dich gesund gemacht«? Waren all die Heilungen, die Jesus wirkte, echte Wunder? Oder lagen ihnen – in einigen Fällen wenigstens – Methoden und Prinzipien zu Grunde, die uns auch heute zur Verfügung stehen?

Ich beschäftigte mich immer wieder mit dem Zusammenhang von Medizin und Glaube. Unglücklicherweise gab es niemanden, der mir helfen konnte, denn diese beiden Lebensbereiche wurden sorgfältig auseinander gehalten. Die medizinische Wissenschaft schließt den Glauben aus, denn der Glaube ist nicht wissenschaftlich messbar. (Die Wissenschaft kann den Glauben genauso wenig widerlegen.) Was ich in der Kirche hörte, stand in keinerlei Beziehung zu wissenschaftlichen oder technologischen Erkenntnissen. Ich fand sehr schnell heraus, dass ich nach Meinung gewisser Leute die Kraft Gottes in Frage stellte, wenn ich Wunder vom wissenschaftlichen Standpunkt aus untersuchte. Aber hat Gott denn gar nichts mit den Wissenschaften zu tun? Schließlich befassen sie sich doch mit dem, was Gott geschaffen hat.

Ich bemühte mich nach Kräften, herauszufinden, wie Jesus in dieses Szenario passt. Ich erinnere mich gut an den Tag, als ich – gerade in meinem ersten Praktikum – im Behandlungszimmer der Station für akute psychiatrische Fälle des Philadelphia General Hospital stand. Durch die großen Glasfenster hatte ich beide langen Korridore im Blick. Ich wusste, wer in den einzelnen Betten eines jeden Zimmers lag. Ich beobachtete einen älteren Iren in einer manisch-depressiven Phase, wie er um einen großen, kräftig gebauten afro-amerikanischen Mann herumtanzte, der, seinerseits völlig unbeweglich, in einer krankheitsbedingten starren Pose die Mitte des Korridors einnahm. Dabei nahmen sie einander überhaupt nicht wahr. Aus meinem Herzen drang eine brennende Frage himmelwärts: Herr, wenn du zehn Minuten auf dieser Station verbringen würdest, du könntest alle diese 40 leidenden Menschen heilen. Kannst du kommen? Seine Antwort war niederschmetternd: Ich bin hier, in dir. Frustriert rief ich aus: Aber was erwartest du, das ich tun soll?

Ich setzte meine Suche fort. Zwei Dinge waren mir allerdings klar:

1. Jesus hat vor 2 000 Jahren Kranke geheilt und wirkte dabei oftmals auch im Zusammenhang mit dem Glauben der Betroffenenin, von Familienangehörigen oder Freunden.

2. Durch die medizinische Wissenschaft werden heutzutage viele kranke Menschen geheilt; aber längst nicht alle und in vielen Fällen nur unvollkommen.

Eine brennende Frage trieb mich um: Jesus hat nicht nur selbst Kranke geheilt; er befahl auch seinen Jüngern, dasselbe zu tun; und sie taten es. Ich war sein Jünger und ich heilte einige von denen, die zu mir kamen. Ich machte mir die Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft zunutze, die Jesus damals so natürlich nicht zur Verfügung standen. Aber welche Rolle spielte der Glaube in dem, was ich tat? Hat die medizinische Technik den Glauben ersetzt? Oder können Medizin und Glaube zusammenfinden und sich der Person als ganzer zuwenden?

Medizin und der Mensch in Afrika

Einige Jahre später ging ich mit meiner Familie nach Zentralafrika. Als einziger Arzt in einem Buschhospital in der Demokratischen Republik Kongo (von 1971 bis 1997 Zaire) blieb mir keine Zeit für ein geordnetes Sprachstudium. Ich lernte die Kituba-Sprache nebenbei – vor allem während der Arbeit in der Klinik. Ich hatte ganz schnell heraus, wie ich eine Magenschleimhautentzündung diagnostizieren konnte: Wenn jemand – gewöhnlich eine Frau – auf eine Stelle im unteren Brustbereich deutete und dann auf ihren Rücken zwischen den Schultern, wusste ich sofort, was ihr Problem war. Mit meinen begrenzten Sprachfähigkeiten konnte ich ohne weiteres Natriumhydrogencarbonat und Belladonna-Extrakt verschreiben und ihnen die nötigen Instruktionen erteilen: langsam essen, scharfe Gewürze vermeiden, drei Mahlzeiten täglich (als ob das für eine afrikanische Frau das Selbstverständlichste von der Welt wäre). Es vergingen Jahre, bis ich gelernt hatte, dass sich hinter jedem Fall von Gastritis chronischer Ärger, Sorgen, Angst, eine zerbrochene Beziehung oder schwere Trauer verbargen. Eine halbe Tonne Natriumhydrogencarbonat können nie und nimmer die wirklichen Ursachen für die Gastritis beseitigen, denn sie liegen jenseits dessen, was wir mit unserem biochemischem Ansatz ausrichten können.

Ich erinnere mich gut an eine stark unterernährte Frau, der ich mit Eselsgeduld erklärte, welche Sorten Nahrung sie zu sich nehmen sollte, um ihrem Körper wieder auf die Beine zu helfen. Als sie nach drei Wochen wieder kam, fröhlich lächelte und sehr viel stabiler wirkte, war ich überrascht, denn solche rapiden Behandlungserfolge bei chronisch Unterernährten erlebten wir selten. Sie erklärte mir, dass eine der Krankenschwestern sie mit Jesus Christus bekannt gemacht hätte, dass Christus in ihr Herz gekommen sei und dass sie wahre Freude und Frieden gefunden hatte. Ihr Appetit habe sich stark verbessert und sie fühle sich viel kräftiger. Nachdem sie gegangen war, fragte ich mich verwundert, wie ihr neu gefundenes geistlichen Leben und ihr Ernährungszustand in Beziehung zu setzen seien. Es hat lange gedauert, bis ich das herausgefunden hatte.

Das waren nur einige wenige von tausenden Fällen, die mir als Arzt das Gefühl der Unzulänglichkeit gaben. Da saß ich tagtäglich in der Klinik, jahrein, jahraus, behandelte ungezählte Patienten mit chronischen Leiden, die immer und immer wieder kamen, dieselben Medikamente und Instruktionen erhielten und dabei keinerlei Besserung erlebten. Das ließ mich ernstlich fragen, was ich damit wirklich erreichte. Das Krankenhaus war dazu da, Leute zu heilen; aber es kam mir jetzt eher vor wie eine Reparaturwerkstatt. Ich sollte eigentlich Arzt sein, also jemand, der heilt; aber ich kam mir vor wie ein Flickschuster, der das eigentliche Problem gar nicht reparieren konnte. Damals erkannte ich nicht, dass dieses eigentliche Problem, das in Ordnung gebracht werden musste, in mir selbst lag. Das lag aber nicht allein in mir, es lag im ganzen System unserer modernen Gesundheitsfürsorge begründet.

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