Kitabı oku: «Geliebter Schnarcher», sayfa 2

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Ärger kann schädlich sein

… besonders wenn er länger anhält oder sehr häufig auftritt. Ein kurz aufflammendes Gefühl des Ärgers, der seinen Ausdruck findet und zur schnellen Lösung des zugrundeliegenden Problems führt, hat normalerweise keine negativen Folgen. Ärger kann aber auch sehr lange anhalten, mitunter Jahre, beispielsweise im Berufsleben oder bei ungünstigen Familienverhältnissen, bei unerfüllten Lebenswünschen oder Erwartungen an andere, die nicht realistisch sind. Betroffene finden nicht selten in einem solchen anhaltenden Ärger die Ursache für ernsthafte körperliche Erkrankungen. Dass die Lebensfreude durch Ärger deutlich beeinträchtigt werden kann und auch Beziehungen getrübt werden, ist alltägliche Lebenserfahrung.

»Das macht mich ganz verrückt«

Will heißen, dass wir des klaren Denkens oft nicht mehr fähig sind, wenn wir dem Muss folgen. Ärger wird immer von körperlichen Reaktionen begleitet, die das Denken tatsächlich behindern und uns drängen, körperlich aktiv zu werden (schimpfen, den anderen wachrütteln, das Zimmer verlassen u. ä.). Die Unruhe, die sich mit dem Ärger im Körper ausbreitet, bestätigt scheinbar, dass etwas gegen den vermeintlichen Anlass – in unserem Fall das Schnarchen – getan werden muss. Dass die unangenehme Unruhe aber nur bedingt (wenn es sehr laut ist oder plötzlich in die Ruhe einbricht) durch das Schnarchen an sich und häufiger durch die eigene Einstellung im Umgang damit ausgelöst wird, kommt sehr selten in den Sinn.

Schauen wir uns den Ablauf in der Nacht an: Er wacht auf, weil ihn das Geräusch der neben ihm liegenden Partnerin, das sie während des Atmens erzeugt, geweckt hat. Schon im Prozess des Wachwerdens breitet sich eine mild erregende Freude in ihm aus, dass seine geliebte Partnerin noch bei ihm ist und ihn nicht etwa verlassen hat, weil … (Hier kann man Gründe suchen, die die eigene Unzulänglichkeit nachweisen mögen. Vielleicht findet der Leser auch bei sich selbst den einen oder anderen Grund. Ersatzweise möge man im Freundes- oder Bekanntenkreis suchen.) Erfreut entspannt er sich und träumt von den gemeinsamen Unternehmungen, die sie für das Wochenende geplant haben. Über diesen erfreulichen, in die Zukunft gerichteten Bildern schläft er wieder ein. Das Hintergrundgeräusch des Schnarchens begleitet ihn dabei und gibt ihm die noch tiefer entspannende Sicherheit, dass die geliebte Partnerin noch immer neben ihm liegt.

Das ist nicht die übliche Situation? Stimmt. In der Gruppe beschwert sich meist die Frau über den Partner und äußert Ärger bis hin zu Mordgedanken (die sie hoffentlich nie realisieren würden).

Kehren wir also in die Normalität zurück. Was passiert im Körper, wenn sie durch das Schnarchen des Partners oder eines anderen Teilnehmers in der Gruppe aufwacht bzw. von der Entspannung abgelenkt wird? Der Puls hat sich schon in der Aufwachphase beschleunigt und legt nun nochmal deutlich nach, während der Verstand realisiert, dass

 der schon wieder schnarcht

 sie schon wieder zu wenig Schlaf für die Anstrengungen des nächsten Tages bekommt

 er mal wieder rücksichtslos nur für den eigenen Schlaf sorgt

 …

Der Körper stellt sich auf Ärger ein, mit allen Vorgängen, die den Schlaf erschweren, was den Ärger wiederum verstärkt. Verschiedene Gedanken ziehen durch den Kopf, sie erinnert sich an den Partner zu Hause, der ihren Schlaf ähnlich gestört hat. Interessanterweise spricht sie nicht von der Vergangenheit, wenn sie erzählt, dass der Partner schnarcht, sie zieht die Störung nicht nur in die Gegenwart, sondern auch in die Zukunft: »Mein Mann schnarcht auch immer.« Eigentlich müsste sie sagen: »Mein Mann hat bisher auch geschnarcht.« Was in der Zukunft sein wird, kann sie genau genommen nicht sagen. Vielleicht hat sich in ihrer Abwesenheit irgendetwas – was auch immer – geändert, und er schnarcht nicht mehr, wenn sie zurückkommt.

Der Hinweis, dass sie durch ihre Formulierung »mein Mann schnarcht auch immer« den augenblicklich körperlich spürbaren Ärger aus der häuslichen Vergangenheit in die Gegenwart holt (in der tatsächlich nicht ihr Partner, sondern ein Fremder geschnarcht hat) und sogar auch in die Zukunft projiziert, stört bereits die Automatik, dass man eben gestört sein muss, wenn jemand schnarcht.

Diese Musterunterbrechung wird ungern sofort angenommen. Es wird »argumentiert«, dass es bisher »immer« so war, dass er also jede Nacht unerträglich geschnarcht hat, und es folglich auch in der Zukunft wieder so sein wird. Was auf Nachfragen meist auch nicht stimmt, denn er schnarchte nicht jede Nacht – jedenfalls hat sie es nicht immer gehört. Darüber hinaus störte es auch nicht jedes Mal.

Der ebenfalls das Muster störende Hinweis, dass auch andere Geräusche zu hören waren, die häufig sogar lauter als das Schnarchen waren (das Krächzen von Krähen, Stimmen auf dem Flur), wird ungern akzeptiert. Sie wurden vielleicht nicht einmal wahrgenommen, wohl aber das Atemgeräusch, selbst wenn es in dem Moment leise war, über das man sich aufregen muss, wenn man nicht einmal hier seine Ruhe hat.

Will man die nicht hinterfragte Überzeugung, dass ein jedes Schnarchen die eigene Ruhe stören muss, auflockern oder sogar auflösen, braucht es geduldige Überzeugungsarbeit, die geeignet ist, alte Muster in ihre Bestandteile zu zerlegen und durch alternative Reaktionen zu ersetzen. Neben dieser Arbeit mit dem bewussten Verstand ist die Erfahrung, dass man sich eben nicht ärgern muss, sondern sogar über das Schnarchen lachen kann, ein kaum zu übersehender Hinweis auf alternative Gefühle und Reaktionsmöglichkeiten.

Macht Ärger einen Sinn?

Das ist eine interessante Frage. Andere, den Körper ebenfalls aktivierende Gefühle haben einen leichter erkennbaren Nutzen. Angst erhöht die Aufmerksamkeit für eine Gefahr und bereitet den Körper auf eine entsprechende Antwort vor. Wut mobilisiert Energie gegen jemanden oder etwas im Körper und bereitet ihn auf Aktivität vor. Beide Gefühle bewirken im Körper eine Reaktion, die zu einer Antwort auf den Auslöser führen soll, damit sich etwas verändern kann.

Ärger dagegen führt ebenfalls zu einer Aktivierung des Körpers, die aber zunächst wenig konstruktiv in Erscheinung tritt. Ärger begleitet uns oft lange und fühlt sich nicht nur unangenehm an, sondern kann auch körperliche Schäden begünstigen, wie die Redewendung »der Ärger frisst mich noch auf« anzeigt.

Ärger kommt dann, wenn ich mich von etwas in mir oder außerhalb von mir Liegendem beeinträchtigt fühle, und führt zu körperlicher Unruhe und psychischer Anspannung. Je intensiver oder häufiger der Ärger mit der körperlichen Unruhe auftritt, desto dringlicher ist die Notwendigkeit, eine Reaktion zu entwickeln, die dazu führt, dass die (reaktive) Unruhe nicht mehr auftritt. Ärger führt zu Unwohlsein und Aggression (häufig nicht gegen den Auslöser, sondern gegen jemanden, bei dem man sich traut, weil von dort keine allzu negativen Reaktionen zu erwarten sind, und gegen sich selbst).

Angst führt im besten Fall zu Veränderungen, die in einen kompetenten und souveränen Umgang mit dem Auslöser münden, wodurch der Körper sich wieder entspannen und die Aufmerksamkeit auf andere Dinge richten kann. Wut führt häufig zu einer unmittelbaren Reaktion und verändert die Situation im guten Fall ebenfalls positiv.

Der Ärger dagegen hat selten die gleiche Energie wie die Wut und ist wie eine besonders empfindliche Stelle in uns, die mal mehr und mal weniger Aufmerksamkeit fordert, jedoch stets Energie verbraucht. Er kann als Vorläufer der Wut gesehen werden und sie mit ihrem unter Umständen gefährlichen Ausbruch verhindern, indem er eine Veränderung frühzeitig einleitet.

Ärger ist dann durchaus sinnvoll, wenn er beachtet und als Antwort eine konstruktive Reaktion eingeleitet wird.

Der Ärger darf sein

Ein erster Ansatz zur Veränderung ist es, sich selbst zu erlauben, sich ärgern zu dürfen. Dadurch fällt es leichter – oder wird überhaupt erst möglich –, nach Ursprung und Sinn des Ärgers zu suchen.

Das fällt zunächst oft schwer, aber es lohnt sich unbedingt. Schließlich ist Ärger nicht nur psychisch belastend, sondern auch körperlich unangenehm. Deshalb möchte man ihn selbst und auch seine Ursache loswerden.

Aber die Anregung, sich zu erlauben, sich zu ärgern und sogar den Ärger sich ausbreiten zu lassen – ihn dabei mit seinen Auswirkungen anzuschauen, ihm eine Gestalt und/oder eine Stimme zu geben –, kann leicht als Spott aufgefasst werden. Dadurch würde der Ärger eher noch verstärkt werden. Die Anregungen des anderen Umgangs würden nicht ernst genommen (ausführliche Erläuterung mit Beispielen s. Kapitel 2).

Es ist aber kein Spott, sondern ein Angebot, sich dem Problem von einer anderen Seite zu nähern. Da Ärger bekanntermaßen den Blick verschleiert und das Denken wesentlich einengt, sollte als Erstes diese die Kreativität einschränkende Wirkung aufgelöst werden. Das gelingt recht einfach mit der Akzeptanz des eigenen Ärgers. Kann er als einem Sinn dienend angesehen werden, fällt es leichter, sich ihm zuzuwenden und ihn nach eben diesem Sinn zu fragen. Die akzeptierende Zuwendung zum Ärger bedeutet auch die Suche nach seiner Verbindung mit dem Auslöser – da beide eng miteinander verknüpft sind.

Wird man bei dieser Suche fündig, lassen sich Lösungsansätze für das zugrundeliegende Problem entwickeln, das den Ärger auslöst. Die notwendigen Aktivitäten, um den bekannten Lösungsweg auch zu beschreiten, werden durch die Erlaubnis, sich zu ärgern, nicht mehr verhindert oder gehemmt.

Vor der Veränderung steht die Verneinung des unbedingten Zusammenhangs zwischen Problem und Ärger. Sie gehören nicht in der gleichen Weise zusammen wie Donner und Blitz oder nasser Boden und ein Regenschauer.

Dadurch dass ein nicht auflösbarer Zusammenhang zwischen dem Schnarchen und dem eigenen Ärger hergestellt wird, entstehen mehrere ungünstige Voraussetzungen für eine Veränderung:

 die Schuld für die eigene Reaktion wird dem Schnarcher zugeschoben

 der sich Ärgernde macht sich zum hilflosen Opfer

 das selbst keine Kontrolle über die eigenen Reaktionen hat und deshalb versucht, den anderen zu beeinflussen.

Aber:

 Schuld ist in Beziehungen selten ein hilfreiches Konstrukt. Eine Schuldzuweisung birgt viele ungute Gefühle mit all ihren negativen Auswirkungen auf die Beziehung und blockiert zusätzlich Ansätze für Lösungen. Gibt man dagegen den Schuldbegriff auf und betrachtet lediglich ein Geräusch auf der einen Seite, das Unruhe auf der anderen Seite zur Folge hat, fällt es leichter, auf beiden Seiten nach Änderungsmöglichkeiten zu suchen.

 Hilflosigkeit bedeutet auch Passivität. Der andere soll etwas ändern, schließlich ist er der Schnarcher. »Ich bin das Opfer, mich sollte man bedauern, mir sollte man helfen.« Was aber tun, wenn keine Hilfe kommt und das Schnarchen andauert?

 Die Annahme, keine Kontrolle über den eigenen Ärger zu haben, führt zu der Überzeugung, ohne Einflussmöglichkeiten zwischen den eigenen Gefühlen (Ärger, Wut, Frustration etc.) zu treiben. Wenn man diese Annahme loslässt, indem man sich seine Gefühle mit Abstand anschaut, löst sich der Blick von der eingeengten Sichtweise, und Alternativen werden sichtbar. Letztlich nimmt der Einfluss auf das Geschehen also zu.

Es ist erstaunlich, wie lange es oft dauert, bis die Teilnehmer einer Entspannungsgruppe bewusst erkennen, dass bestimmte Auslöser und der eigene Ärger nicht zwangsläufig zusammengehören. Obwohl der Verstand uns sagt, dass andere Reaktionen möglich sind, gelingt es anfangs häufig erst nach einigem Nachfragen und Erklären, diese Sachlichkeit in der Betrachtung des Zusammenhangs zwischen Schnarchen und Ärger herzustellen.

Den Ärger verstärken, damit er gehen kann

Körperlich zeigt Ärger sich unter anderem als erhöhte Herzfrequenz und Anspannung in den Muskeln. Magenschmerzen, der Drang, sich zu bewegen, oder auch ein roter Kopf können auftreten. Um paradox darauf einzugehen, kann man den sich Ärgernden darum bitten, die körperlichen Erscheinungen des Ärgers zu verstärken. Etwa so:

Wenn du dich ärgerst, dann sieht dein Kopf irgendwie interessanter aus. Die Wangen werden rot, die Augen bekommen so einen leicht irren Ausdruck, der Körper wirkt aggressiv, so als könnte er gleich alles kurz und klein schlagen. Das hat eine faszinierende Seite. Es gefällt sicher nicht jedem, aber ich fände es gut, wenn du versuchen würdest, noch ein bisschen mehr Rot in deine Wangen zu bringen und diesen wilden Blick in deinen Augen zu verstärken, damit der Ärger noch mehr zur Geltung kommt. Dadurch fällst du auch mehr auf, das macht dich bestimmt für manche Menschen interessanter. Hättest du Lust, das zu üben, sobald du merkst, dass der Ärger wiederkommt? Dem Ärger von Anfang an, sobald er beginnt, dich innerlich in Besitz zu nehmen, in dir ausreichend Platz zu machen, indem du alles andere für den Moment sein lässt, damit du dich ganz auf den Ärger einlassen und dich ein bisschen mehr ärgern kannst. Das muss nicht maximal viel sein, aber schon mehr als vorher …

Normalerweise belustigt diese Aufforderung den Angesprochenen, sie sollte auf jeden Fall genau darauf abzielen und ihn nicht etwa tatsächlich verärgern oder kränken. Eine einfühlsame Beobachtung der Reaktion ist wichtig, um die eigenen Anweisungen falls nötig entsprechend anzupassen (ausführliche Erläuterung dazu in Kapitel 2).

Erklärungen über die Absicht der Anweisung, nämlich das Ärgern in den Griff zu bekommen, sollten ebenfalls gegeben werden, um dem Eindruck vorzubeugen, man würde sich lustig machen:

Es ist nämlich so, dass du deinen Ärger besser unter Kontrolle hast, wenn du ihn früh bemerkst und ihm erlaubst, bei dir zu sein – er wäre ja sowieso da, auch wenn du es ihm nicht erlauben würdest –, und ihn auf seinem Weg durch deinen Körper begleitest. Dann gelingt es dir auch leichter, ihn irgendwann zu beeinflussen. Schließlich ist der Ärger dein Gefühl. Du bist nicht das Gefühl, es ist aber ein Teil von dir. Wenn du dagegen ankämpfst, dann bist du in jedem Fall der Verlierer. Weil Kämpfer und Bekämpfter ein und derselbe sind, kannst du einen solchen Kampf nicht gewinnen. Die verwendete Energie fehlt dir, niemand anderem. Du sparst also auf jeden Fall die Energien, die im Kampf gegen den Ärger verwendet werden. Gibst du dem Ärger möglichst früh in dir seinen Platz, schaust ihn dir an und begleitest ihn, dann fällt es dir auch leichter, seinen Ausdruck nach außen zu lenken.

Man kann das im gleichen Moment ausprobieren, indem man sich an etwas erinnert, über das man sich geärgert hat oder sogar zurzeit noch ärgert. Dabei kann man beobachten, wie mit der Erinnerung der Ärger den Körper zu beeinflussen beginnt, das Denken eintrübt und ablenkt und auch die Gefühle und die Stimmung verändert.

Schon allein durch die aufmerksame Beobachtung dieses Geschehens gewinnt man Einfluss auf die Wirkungen des Ärgers. Nicht aber, indem man dagegen ankämpft und ihn zu unterdrücken versucht. Sondern ihm Raum gibt: die Herzfrequenz noch etwas steigert (gelingt meist nicht wesentlich), den Nacken anspannt (fällt schon leichter), das Denken absichtlich auf die entstehende Wut, aber auch auf die eigene Hilflosigkeit im Umgang mit dem Ärger lenkt und all das zu verstärken versucht. Das ist wie bei Kampfsportarten, bei denen die vom Gegner kommende Energie angenommen und umgelenkt wird, sodass der Gegner zu Fall kommt und seine Macht verliert.

Das braucht etwas Übung und einige Geduld. Die konstruktiven Veränderungen sind aber bald spürbar – sogar in der Herzfrequenz, die anfangs zwar noch ansteigen kann. Das ist aber dann vielleicht auch schon ein Ergebnis der Freude darüber, dass es funktioniert und der Ärger seine Macht verliert.

Einfluss auf den Körper nehmen

Es ist interessant zu beobachten, wie wenig bewusst sich Menschen normalerweise darüber sind, dass Gefühle ihren Körper beeinflussen. Ohne Ausnahme jedes Gefühl zieht immer eine Reaktion auf allen Ebenen des Körpers nach sich. Die körperlichen Veränderungen, die durch die Gefühle hervorgerufen werden, begleiten wiederum die Gefühle. Sie verstärken sie oder schwächen sie ab, je nachdem, ob man sich den Reaktionen hingibt und wiederum (verstärkend) auf sie reagiert oder sich ihrem Einfluss entzieht (beispielsweise durch die Anwendung des Autogenen Trainings) und dadurch auch die Wirkung auf den Körper abschwächt.

Ärgerreaktionen sind relativ einfach zu spüren, weil sie zu einer Anspannung im Körper führen, zu einer Einengung der Gedanken, manchmal auch zu einer körperlichen Erschöpfung. Hinterher, im Abklingen, ist vielleicht auch eine Frustration wegen der Ohnmacht entstanden, die während des Ärgers Besitz vom eigenen Denken und Handeln ergriffen hat.

Indem der Auftrag gegeben wird, den Ärger anhand der Veränderungen von körperlichen Abläufen im Körper zu suchen und zu finden, bekommt das Schnarchen als auslösender Anlass einen Sinn, der zuvor nicht gesehen wurde. Der Ärger wird nicht mehr im gleichen Ausmaß als vollständig unwillkommene Störung gefürchtet, sondern nun auch mit Interesse erwartet und betrachtet, um dann auf die Suche nach inneren Reaktionen gehen zu können.

Die automatisch und negativ aktivierende Wirkung wird umso deutlicher abgeschwächt, je ernsthafter das Interesse ist, tatsächlich nach körperlichen Reaktionen zu suchen. Wenn es gelingt, Einfluss auf sie zu nehmen, verändert sich auch der Ärger. Ein Entspannungsverfahren kann, sobald es ausreichend erlernt wurde, diesen Ausweg anbieten. Durch die wirksame Anwendung klingen die den Ärger stets begleitenden körperlichen Reaktionen wenigstens teilweise ab, das Denken wird wieder freier, der Verstand kann wieder die Kontrolle über das eigene Handeln übernehmen.

2 Verhaltensänderung mit Humor und Leichtigkeit – paradox intervenieren
Eine Entscheidung treffen

Veränderungen des eigenen Verhaltens fallen manchmal sehr schwer. Auch wenn wir davon überzeugt sind, dass wir unser Essverhalten ändern oder uns mehr bewegen sollten, gelingt es uns – wenn überhaupt – meist nur langsam, derartige Absichten in die Tat umzusetzen. Es fällt uns leichter, gewohnte Reaktionen zu wiederholen, als uns neue anzueignen. Ein Grund dafür ist vermutlich, dass eine Veränderung auf einem Gebiet andere Veränderungen auf anderen Gebieten nach sich zieht. Mehr Bewegung würde beispielsweise bedeuten, Zeit dafür aufwenden zu müssen, die für andere Beschäftigungen dann nicht mehr zur Verfügung stünde.

Neues Verhalten einzuüben heißt auch, etwas Gewohntes aufzugeben. Mit der Folge, sich in der Änderungsphase anfangs immer mal wieder dem Zweifel zu stellen, warum der gewohnte Tritt nicht mehr sein darf, wenn es doch viel einfacher wäre, so weiterzumachen, wie es bisher gewohnt war. Etwas im Ablauf zu ändern, vor einem Verhalten stets neu zu überdenken, wie man nun reagieren soll, ist anstrengend und benötigt Energie und Zeit.

Aber: In dem Maße, in dem das neue Verhalten sich als die Gesundheit fördernde Gewohnheit etabliert hat und somit Erfolge zeitigt, fällt es leichter, dabeizubleiben. (Ausführlich habe ich diesen Gedanken in meinem Buch Ruhe wohnt im Augenblick – Vergangenes lassen und leichter weitergehen beleuchtet: »Die Trägheit hält uns in der Spur«, S. 24.)

Leichter gelingt eine Veränderung, wenn das eigene Verhalten »öffentlich« ist und ernsthafte Nachteile haben kann – also gegenüber dem oder der Vorgesetzten, der Staatsgewalt oder bei der Anbahnung einer Partnerschaft. Fährt man an einer Straße, die eigentlich Vorfahrt hat, häufig genug vorbei, ohne wegen eines anderen Autos anhalten zu müssen, gewöhnt man sich dieses Verhalten leicht an: »Da ist noch nie jemand rausgekommen.« Nach einem Beinaheunfall ändert sich das Verhalten eher und schneller, als wenn man darauf hingewiesen wird, dass man vorsichtig sein sollte. Ähnliches finden wir häufig in unserem Alltag.

Das gilt auch für Emotionen. Wir können uns Angst oder Ärger ebenfalls an-, aber auch wieder abgewöhnen.

Die Aufteilung der im Haushalt zu erledigenden Arbeiten bietet viele Beispiele. »Das habe ich doch noch nie gemacht, wieso soll ich jetzt … die Geschirrspülmaschine einräumen … staubsaugen … den Tisch abräumen …? In der Pubertät fällt der Wechsel von kindhaftem zu rücksichtsvollem, verantwortungsbewusstem Verhalten oft schwer. Das ist häufig Anlass für Ärger auf beiden Seiten. Dieser Ärger scheint schon bald unausweichlich. Er ist es aber nicht. Er kann als Antwort genauso angewöhnt wie auch vermieden werden.

Wird der Tisch von einem »Mitesser« niemals abgeräumt oder gedeckt oder …, dann muss man sich als Mutter oder Vater nicht ärgern. Man hat viele alternative Reaktionsmöglichkeiten, die allerdings meist zunächst schwerer fallen. So könnte man das Geschirr stehen lassen. Konsequent auch über mehrere Tage. Aber dazu muss man den Anblick des schmutzigen Geschirrs aushalten (vielleicht auch den Geruch), falls diese Maßnahme über mehrere Mahlzeiten und Tage ausgedehnt wird. Der betroffene Esser wird vermutlich nicht einverstanden sein, man muss also auch den Konflikt aushalten. Der/die andere ergreift vielleicht Gegenmaßnahmen, auch damit muss man umgehen können. Es wäre also viel leichter, man würde sich wie gewohnt ärgern, laut oder leise vor sich hin schimpfen und das Geschirr wie bisher selbst abräumen. Ändern würde sich dadurch vermutlich nichts, vielleicht würde man sich letztlich sogar ernsthaft überwerfen.

Eine Veränderung der Reaktion – sich nicht mehr ärgern zu wollen/zu lassen – bedarf einer Umentscheidung im eigenen Verhalten. Das heißt die Energie aufwenden, um möglichst konsequent das Geschirr stehen zu lassen und die ganzen unangenehmen Reaktionen des »Mitessers« auszuhalten, bis dessen Verhalten sich schließlich ändert. Das kann ein paar Tage ziemlich unangenehm sein, kann aber auch Spaß machen – je nachdem, wie die Beziehung insgesamt gestaltet wird.

Es ist also nur scheinbar einfacher, beim alten Muster zu bleiben.

Sich nicht mehr automatisch über das Schnarchen zu ärgern ist eine Alternative, die eine bewusste Entscheidung für etwas anderes als das Gewohnte erfordert. Man hat die Wahl zwischen dem bisherigen Reagieren und etwas Neuem, von dem man nicht nur nicht weiß, ob es eine Besserung bringt, sondern sogar annimmt, dass es nicht wirksam ist, weil …

 … man sich ärgern muss, wenn Geräusche die Ruhe stören

 … es sich nicht gehört, dass andere die eigene Ruhe stören, man also im Recht ist

 … jeder sich gestört fühlt, bei solchen Geräuschen

 …

Es lassen sich viele Begründungen finden, die dem Begründer das Gefühl vermitteln, im Recht zu sein und so und nicht anders reagieren zu müssen. Und sich durch das Aufzählen von Begründungen eben auch die Mühe zu sparen, sich alternative Reaktionen zu überlegen.

Eine bewusste Entscheidung für eine alternative Reaktion braucht Gründe, die zumindest so sehr für die Alternative sprechen, dass es plausibel ist, den zunächst zusätzlichen Energieaufwand aufzubringen, in der Annahme, dass die dadurch eingeleitete Veränderung besser sein wird als die bisherige Reaktion. Es gilt, die alte Bindung zwischen Reiz und Reaktion zu lockern und die Alternative erstrebenswert erscheinen zu lassen. Das gelingt durch Beispiele, wie Ähnliches schon früher gelingen konnte, und noch besser durch eine im Augenblick erfolgreich eingeleitete veränderte Reaktion auf das bisher stets als störend empfundene Verhalten, in unserem Fall also das Schnarchen.

Eine Lockerung der bisherigen Bindung geschieht wesentlich leichter, wenn es gelingt, den unter dem Schnarchen Leidenden zum Lachen zu bringen, und er dadurch den Eindruck bekommt, es könnte Spaß machen, sich für das andere zu entscheiden.

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